Titel: Ueber die Bestandtheile des Bodens und die Einwirkung der Erdarten auf die Vegetation. Aus der Wissenschaft der Garten-Cultur etc.
Fundstelle: Band 1, Jahrgang 1820, Nr. XX., S. 200
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XX. Ueber die Bestandtheile des Bodens und die Einwirkung der Erdarten auf die Vegetation. Aus der Wissenschaft der Garten-Cultur etc. Von Joseph Hayward, GentAus dem Repertory of Arts Manufactures et Agriculture. Second Series. N. CC. Jan. 1819. p. 93. From the Science of Horticulture etc. Eine sehr umfassende Abhandlung uͤber denselben wichtigen Gegenstand verdanken wir dem Herrn Professor Schuͤbler in Hofwyl, welche wir in der Folge, mit Anmerkungen begleitet, in diesem Journale mittheilen werden.. Mit Anmerkungen des Uebersezers. Hayward über die Bestandtheile und Einwirkung der Erdarten auf die Vegetation. Obschon die Erde allerdings ein mannigfaltiges Compositum in Bezug auf Vegetation ist, so ist es doch nicht noͤthig, dieselbe weiter als bis auf folgende einfache Zerlegung zu verfolgen, naͤmlich in Kalkerde, oder in ihren kalkartigen Bestandtheil, in Kieselerde oder den kieselerdigen, Thon oder den thonartigen, Bittererde oder den bittererdigen, und Kohlenstoff oder den kohlenstoffhaltigen Bestandtheil, gewoͤhnlich Humus (Dammerde, Moder, (Mould) genannt. Die vier ersten Bestandtheile sind das, was Miller Einer der ersten und bis auf den heutigen Tag noch immer unuͤbertroffenen Gartenmeister, dessen unsterbliches Werk, Garten-Lexikon, 19 Auflagen erlebte. Vergl. Schultes Grundriß einer Geschichte und Literatur der Botanik, 8. Wien 1817. S. 377. 378. Anmerk. d. Uebers. eigentlich den enthaltenden Theil, den Koͤrper, das Bett, das Lager nennt; den fuͤnften oder Humus (Moder Wir werden uns kuͤnftig dieses Ausdruckes statt des lateinischen Humus bedienen, weil er erstens bezeichnender, ganz die Eigenheit der Sache ausdruͤckend, und endlich auch zweitens nicht gelehrt und deutlich ist. Anmerk. d. Uebers.), das Resultat verwitterter thierischer und Pflanzenstoffe) nennt er den enthaltenen Theil. Es ist klar erwiesen, daß keiner der vier Bestandtheile, weder Kalk- noch Thon-, weder Bitter- noch Kieselerde in reinem Zustande, sowohl jeder einzeln fuͤr sich, als mit anderen gemengt, eine Pflanze erhalten kann, und daß hie Vegetationskraft eines jeden Bestandtheiles des Bodens durch die Menge des Moders, oder des thierischen und Pflanzenstoffes bestimmt wird, welche derselbe enthaͤlt. Erde ist allerdings, wie man erwiesen hat, ein wesentlicher Bestandtheil der Pflanzen, allein die Menge dieser in den Pflanzen entdeckten Erde ist so gering und von solcher Art, daß sie in dem Wasser enthalten und von demselben zu- und abgefuͤhrt werden kann. Eine zu große Anhaͤufung oder Vereinigung thierischer und Pflanzenstoffe auf einem Punkte macht den Boden untauglich zur Fortpflanzung und Erhaltung der meisten Gewaͤchse: wir finden jene auch in der Natur selbst immer zertheilt und verduͤnnt durch die Dazwischenkunft und Beimischung anderer Urstoffe, und in diesem Zustande oder in dieser Verbindung bilden sie das, was man eigentlich Grund (loam) nennt. Jeder Theil der Oberflaͤche unseres Erdballes, welcher Pflanzen traͤgt, besteht aus einer Mischung oder Decke von Grund, in mehr oder minder maͤchtiger Tiefe, und diese Maͤchtigkeit seiner Tiefe, das Verhaͤltniß der Mischungen desselben, der Grad, in welchem er der Sonne und der Luft ausgesezt ist, und die Beschaffenheit seiner Unterlage bestimmen den Ertrag des Bodens oder der Erde im Allgemeinen. Es ist eine ziemlich allgemein angenommene Meinung, daß kohlensaures Gas oder fixe Luft die Hauptnahrung der Pflanzen bildet, allein dies ist nicht erwiesen. Kohlensaures Gas, welches aus Kohlenstoff besteht, der in einer großen Menge von Sauerstoff aufgeloͤset erhalten ist, besteht allerdings aus den zwei großen Grundstoffen der Vegetation; es scheint mir aber weder wahrscheinlich noch nothwendig, daß dasselbe in einem zusammengesezten oder gasfoͤrmigen Zustande als Nahrung fuͤr die Pflanze anwendbar seyn sollte: wenn es aber durch die kalkartigen Erden zersezt, seine Saͤure neutralisirt, oder der uͤberfluͤßige Sauerstoff, indem er eine andere Verbindung eingeht, demselben entzogen ist, und der Kohlenstoff sich mit Wasser verbindet, dann kann es in Nahrungsstoff fuͤr die Pflanze verwandelt werden. Es kann vielleicht noͤthig seyn, daß der Kohlenstoff auf denselben Zustand zuruͤckgefuͤhrt werden muß, in welchem sich derselbe befindet, wenn er mit Sauerstoff vereint, kohlensaures Gas bildet, ehe er von dem Wasser aufgeloͤset und von den Pflanzen aufgenommen, verzehret, und denselben angeeignet werden kann. Alle Beobachtungen stimmen darin uͤberein, daß ein Uebermaß von Sauerstoff den Pflanzen nachtheilig ist; es ist auch gewiß, daß die Fruchtbarkeit einer Pflanze durch die Bildung oder durch das Weglassen des kohlensauren Gases sowohl von Seiten des Bodens, als von Seiten der Pflanze vermindert wird. Die befruchtendsten Duͤngerarten sind diejenigen, welche durch Zersezung von thierischen oder Pflanzenstoffen durch solche Prozesse entstehen, welche die Bildung des kohlensauren Gases hindern oder unmoͤglich machen. Ohne einen Ueberschuß von Wasser in fortdauerndem Zustande wird der Kohlenstoff unfaͤhig zu jenem Grade von Saͤuerung, welcher noͤthig ist, um denselben in eine Saͤure umzubilden, und wird dann nur, wie man sagt, in ein kohlensaures Oxyd verwandelt, welches, wie es mir scheint, jener Zustand ist, in welchem er sich am leichtesten in Pflanzen-Nahrung verwandeln laͤßt; daher finden wir auch, daß stehendes Wasser den Pflanzen nachtheilig ist. Wenn der Boden schon vorlaͤufig mit einer hinlaͤnglichen Menge von Kali oder Saͤure versehen ist, um beide in einem neutralen Zustande darbieten zu koͤnnen, wenn er durch die Dazwischenkunft von kiesel- und kalkhaltigen Erden so zertheilt ist, daß jede Vereinigung auf einem Punkte gehindert wird; so wird jeder Zusaz von einem oder von dem anderen der hier bemerkten Dinge denselben unfruchtbar und fuͤr die Vegetation nachtheilig machen. Gegohrene Fluͤssigkeiten, welche eine große Menge kohlensauren Gases oder fixer Luft enthalten, wie Bier, verspaͤten oder hindern den Wachsthum, wenn sie in gewoͤhnlichem Boden an die Wurzeln der Pflanzen gebracht werden; staͤrkere Saͤuren, wie Essig oder Essigsaͤure, zerstoͤren, wenn sie mit den Wurzeln in unmittelbare Beruͤhrung gerathen, das Leben der Pflanze. Man hat beobachtet, daß Pflanzen, wenn sie im Schatten wachsen, kohlensaures Gas entwickeln; Sauerstoffgas hingegen allein, wenn sie den Strahlen der Sonne ausgesezt werden; wir duͤrfen hieraus nicht schließen, daß kohlensaures Gas, als solches, schon vollkommen ausgebildet, von den Blaͤttern und Wurzeln als Nahrung aufgenommen, und in demselben Zustande wieder ausgeschieden wird, sondern es scheint, daß eine Aufloͤsung des Kohlenstoffes in Wasser als Nahrung aufgenommen wird, und daß die Sonne die Pflanze in den Stand sezt, diese Nahrung, welche aus Wasser besteht, worin Erde und Kohlenstoff aufgeloͤset sind, zu verdauen, und zu ihrem verschiedenen Bedarf anzuwenden; daß die Sonne, waͤhrend sie die Entweichung des Sauerstoffgases erleichtert, der Bildung des kohlensauren Gases, und dem dadurch nothwendig entstehenden Verluste des Kohlenstoffes, dieses fuͤr die Pflanze so wichtigen Stoffes, vorbeugt; daß, wenn die Sonne auf die Pflanze nicht einwirkt, diese Zersezung oder Verdauung nur unvollkommen geschieht, und die Nahrung dann unverdaut, als kohlensaures Gas, ausgeschieden, die Pflanze selbst aber schwach, ungesund und kraͤnkelnd wird. Ohne Anwendung einer außerordentlichen Hize, die jener des freien Feuers nahe kommt, kann die Kunst den Kohlenstoff in reinem Zustande nicht erzeugen, und es scheinen triftige Gruͤnde uns zur Annahme zu berechtigen, daß, ohne Huͤlfe der Sonnenstrahlen oder der Verdauung in den Eingeweiden der Thiere, eines Grades von Hize, der nach jenem der Gaͤhrung und des Feuers zu stehen kommt, der Kohlenstoff der noͤthigen Aufloͤsung im Wasser, in welchem Zustande er allein als Nahrung fuͤr die Pflanzen dient, nicht faͤhig werden kann; denn wir finden, daß thierische oder vegetabilische Substanzen, wenn sie in einem organischen Zustande unter die Erde gebracht und dort zersezt werden, den Pflanzen nur wenig heilsame Nahrung darbieten, so lange sie von der Einwirkung der Sonne und des Feuers etc. ausgeschlossen sind, waͤhrend, wenn sie spaͤter in was immer fuͤr einer Periode der Einwirkung der Sonne und der Luft ausgesezt, oder in Beruͤhrung mit einer aͤhnlichen Waͤrme, mit kalkartigen Erden oder mit absorbierenden und durch das Feuer kaustisch gewordenen Substanzen gebracht werden, sie dadurch in einen Zustand gelangen, in welchem sie die Erde fruchtbar machen, und Nahrung fuͤr die Pflanzen werden koͤnnen. Durch den Harn und durch die thierischen Excremente, durch die Einwirkung des Feuers auf thierische und vegetabilische Stoffe, durch das Aussezen derselben an die Sonne und durch einen Ueberschuß von Wasser werden alkalische Salze erzeugt, waͤhrend durch die natuͤrliche Zersezung von Thieren und Pflanzen mittelst der Gaͤhrung Saͤuren gebildet werden, kohlensaures Gas, gekohlstofftes Wasserstoffgas, Ammoniakgas u. d. gl. Daher glauben auch Einige, daß diese das Hauptprincip der Nahrung und des Unterhaltes der Pflanzen waͤren: allein es ist erwiesen, daß weder alkalische oder andere Salze, noch Saͤuren fuͤr sich allein eine Pflanze erhalten, oder einen Wachsthum in derselben hervorbringen koͤnnen. Man sieht zuweilen uͤppig und geil Gewaͤchse an solchen Orten aufschießen, wo diese verschiedenen Gasarten in großer Menge entwickelt werden; sie scheinen die Aufloͤsungen der sich zersezenden Substanzen in dem unreinsten Zustande zu verschlingen. Dies laͤßt sich am deutlichsten an der Familie der Kohlgewaͤchse beweisen, und besonders am See-Kohle, wenn er fuͤr die Tafel gezogen wird; wenn dieser auf frisch und reichlich geduͤngtem Grunde gebaut wird, so bekommt er einen so starken und uͤblen Geschmack, daß er kaum genießbar ist; ist er aber in reinem Grunde, oder in einem solchen gewachsen, der bereits vor einigen Jahren geduͤngt wurde, so schmeckt er suͤß und kostbarMoͤchten sich dies doch unsere Erdaͤpfel-Fabrikanten in Baiern gesagt seyn lassen, die, um ja nur recht viele Knollen zu fabriciren, das Feld, auf welchem sie Kartoffeln bauen, wenige Tage vorher recht tuͤchtig duͤngen, und so aus den feinsten und schmackhaftesten englischen und hollaͤndischen Zucker-Erdaͤpfeln immer nur Schweins-Kartoffeln, die im Halse krazen und brennen, zu Markte bringen. Anmerk. d. Uebers.. Pflanzen, die zu schnell und zu uͤppig wachsen, sind gewoͤhnlich kraͤnkelnd, und tragen selten Fruͤchte. Die Ursache hiervon ist offenbar. Die Stoffe, welche das Gas liefern, sind mit einer Menge Wasser in Verbindung, und liefern dadurch einen großen Vorrath von Nahrung fuͤr die Pflanzen: allein diese ist in einem solchen Zustande oder Mißverhaͤltnisse, so verduͤnnt, waͤsserig und unrein, daß eine weit groͤßere Oberflaͤche am Staͤngel wie am Laube der Einwirkung der Sonne und der Luft ausgesezt werden muß, wenn sie fruchtbringend werden soll, als eine einjaͤhrige Pflanze fuͤglich zu ertragen vermag; sie muß also nothwendig zu Boden fallen. Wenn Baͤume und Straͤucher einander beschatten, die Strahlen der Sonne ausschließen, und ein großer Theil des Kohlenstoffes in Verbindung mit Sauerstoff als kohlensaures Gas entwickelt wird, so bleiben die beschatteten in einem Zustande von Schwaͤche, der nothwendigen Erhaltungsmittel beraubt, und Krankheit, Faͤulniß und Tod ist nicht selten hiervon die Folge. Ein Boden, der durch seine Lage gegen Sonne und Luft, oder durch Einwirkung des Feuers, oder durch seine gehoͤrige Mischung aus Kalk, Kiesel und Thonerde so beschaffen ist, daß er die Zersezung thierischer und vegetabilischer Produkte durch Ablassung des uͤberfluͤssigen Wassers und Hinderung der Bildung des kohlensauren Gases und gekohlstofften Wasserstoffgases und der dadurch nothwendigen Entweichung des Kohlenstoffes gehoͤrig leitet, bringt und erhaͤlt die gesundesten Pflanzen, und macht diese hoͤchst fruchtbar an Samen und Fruͤchten. Als Zusaz zu obigen Behauptungen wollen wir bemerken, daß Jethro Tull in seiner Abhandlung uͤber das Roß-Harken (Treatise on Horse-Horing) vom Jahr 1733 die Meinung aufstellte, daß sehr kleine Erdtheilchen die Nahrung der ganzen vegetabilischen Welt bilden; daß Luft und Wasser zur Erhaltung dieser Theilchen aus dem Boden vorzuͤglich nuͤzlich sind, und daß der Duͤnger auf keine andere Weise, als dadurch wirkt, daß er das Gefuͤge des Bodens verbessert. Van Helmont glaubte im Jahr 1610 durch entscheidende Versuche bewiesen zu haben, daß alle vegetabilische Produkte im Wasser erzeugt werden koͤnnenThales hat eben dasselbe schon einige halb Duzend Jahrhunderte vor Van Helmont behauptet. Wenn diese beiden – Philosophen eben dies von unseren heutigen mystikvollen Poeten behauptet haͤtten, wuͤrde ihnen kein Mensch widersprochen haben.. Es laͤßt sich erweisen, daß eine unendliche Menge Wassers von unserer Erde durch Ausduͤnstung aufsteigt. Einstimmig hiermit und mit der Meinung, daß die Blaͤtter die Nahrung der Pflanze einsaugen und zufuͤhren, und diese durch das ganze Gebaͤude derselben geleitet wird, bemerkte ein ausgezeichneter Ackerbauer und Schriftsteller unserer Zeit, J. C. Curwen, Esqu., daß Pfluͤgen und Aufruͤhren des Bodens diese Verduͤnstung erleichtert und vermehrt, und daß, wenn diese Arbeit statt hat, der Wachsthum der Pflanzen durch den Dunst, der dann aufsteigt, und von den Blaͤttern verzehrt wird, sich neu belebt und vermehrt. Obschon keine dieser Behauptungen durch Demonstration erwiesen werden kann, so sind doch die Beobachtungen dieser ausgezeichneten Maͤnner keineswegs grundlos, sondern verdienen alle Aufmerksamkeit; denn wenn auch ihre Theorien und Meinungen uͤber die große wirkende Ursache Sophisterei sind, so bleiben doch die wohlthaͤtigen Wirkungen, welche von der praktischen Anwendung ihrer Lieblings-Prozesse fuͤr den Landbau uͤberhaupt entstehen, unbezweifelt. Van Helmont's Ideen, daß alle vegetabilischen Produkte aus dem Wasser allein erzeugt werden koͤnnen, sind, strenge genommen, nicht richtig; es ist aber gewiß, daß die Pflanzen ohne Wasser nicht wachsen koͤnnen, und daß ihr Wachsthum wirklich ganz und gar von dem Wasser abhaͤngt, welches ihre Wurzeln erhaltenEs ist aber eben so wahr, daß die allersaftigsten Pflanzen, die Crassulen, Mesembryanthemen, Cactus, Euphorbien, Aloën etc. auf dem allerduͤrresten Boden der heißen afrikanischen Wuͤsten, so wie unser Mauerpfeffer und unsere Hauswurzen auf unseren trockenen Mauern, am besten gedeihen, und daß alle diese Pflanzen, wenn man ihren Wurzeln reichlich Wasser giebt, in wenigen Tagen zu Grunde gehen. Anmerk. d. Uebers.. Jethro Tull's Meinung, daß der urspruͤngliche Boden alles in sich enthaͤlt, was zur Erhaltung der Pflanzen noͤthig ist, ist durch die jaͤhrliche Erfahrung aller Gaͤrtner und Landwirthe hinlaͤnglich widerlegt; allein seine Methode und sein Grundsaz, nach welchem der Landbau getrieben werden soll, wird immer die Fruchtbarkeit des Bodens vermehren. Herrn Curwen's Schluß, daß die aus dem Boden, wenn dieser umgekehrt wird, aufsteigenden Daͤmpfe den Pflanzen einen Zuschuß an Nahrung gewaͤhren, indem sie von den Blaͤttern verschlungen und in das Gebaͤude der Pflanze aufgenommen werden, ist eben so truͤgerisch; denn wenn dies wirklich der Fall waͤre, so muͤßten, da diese aus der Erde aufsteigenden Daͤmpfe so leicht sind, daß sie durch das leiseste Luͤftchen verwehet werden koͤnnen, auch jene Pflanzen, welche neben dem Lande, das aufgeharkt wurde, stehen, davon Vortheil ziehen, was aber nicht der Fall ist. Indessen ist das Harken selbst doch unbezweifelt nuͤzlichWo es zur rechten Zeit geschieht. Anmerk. d. Uebers.. Die wahren Grundsaͤze, auf welchen das Ganze beruht, scheinen folgende: Wasser, welches gewisse Substanzen aufgeloͤset enthaͤlt, liefert die einzige Nahrung der Pflanzen. Nachdem die Wurzeln denjenigen Theil des Wassers, welchen sie fuͤr sich tauglich fanden, ausgezogen und verzehret haben, wird das noch Uebrige fuͤr sie unnuͤz und schaͤdlich, und erzeugt, wenn es nicht entfernt wird, Krankheit. Um also einen bestaͤndigen und regelmaͤßigen Vorrath von Nahrung und die Pflanzen zugleich gesund zu erhalten, wird fuͤr diese ein Wechsel und Umlauf des Wassers eben so noͤthig, als Wechsel und Umlauf der Luft fuͤr die Thiere noͤthig ist. Der Grund und Boden (als dem Einflusse der Cultur unterworfen) ist fuͤr die Erhaltung der Pflanzen in keiner anderen Ruͤcksicht, denn als Laboratorium, Lager oder Bett nothwendig, in welchem die Nahrung bereitet wird, und die Wurzeln sich ausbreiten, naͤhren und ruhen koͤnnen. Jede Art von Erde kann durch die Anziehungskraft der Haarroͤhrchen eine gewisse Menge Wassers in sich fassen, und, nach ihrem verschiedenen Gefuͤge, demselben einen schnelleren oder langsameren Durchgang gewaͤhren. Die Schwere des Wassers, welches als Regen, oder wie immer auf die Oberflaͤche der Erde auffaͤllt, veranlaßt die absteigende Bewegung oder das Eindringen desselben in die Erde, und wenn diese durch die Sonne an ihrer Oberflaͤche erhizt wird, wird das Wasser an derselben verduͤnnt, steigt auf, und geht in Dampfgestalt davon; und da die Anziehungskraft dadurch vermehrt wird, so entsteht eine aufsteigende Bewegung. Da nun das Wasser waͤhrend seines Auf- und Niedersteigens in der Erde mit dem in derselben enthaltenen Kohlenstoffe in Beruͤhrung kommt, so loͤst es einen Theil desselben auf, und wird dadurch mit der fuͤr die Erhaltung der Pflanzen noͤthigen Nahrung versehen, welche, waͤhrend sie durch die Wurzeln durchgeht, gehoͤrig in denselben vertheilt wird. Es ist durch Analyse erwiesen, daß diejenigen Gruͤnde die fruchtbarsten sind, welche so beschaffen sind, daß in ihnen die groͤßte, unmittelbarste und bis in das Kleinste gehende Zertheilung, Ausdehnung und Verbreitung des Wassers waͤhrend seines Durchganges durch dieselben moͤglich wird, und die zugleich eine hinlaͤngliche Menge aufloͤslichen Kohlenstoffes und kalkartiger Erde zur Verbesserung der Saͤure und Faͤulniß enthalten. Die wirksamste Weise, jeden Boden fruchtbar zu machen, muß daher diejenige seyn, durch welche diese wesentlichen Eigenschaften an demselben hervorgebracht und unterhalten werdenHoc opus, hic labor est! Es muß daher ewig Boden geben, die zur ewigen Unfruchtbarkeit verdammt bleiben muͤssen, weil der Aufwand mehr kosten wird, als der Ertrag. Non omnis fert omnia tellus. Anmerk. d. Uebers.. Dies ist die wahre Ursache der Vortheile, welche durch Tull's und Hn. Curwen's Methode entstehen. Je mehr der Boden gehoͤrig und vollkommen zertheilt wird, desto vollkommener und gleichfoͤrmiger wird auch das Auf- und Niedersteigen der Feuchtigkeit geschehen koͤnnen, und je kleiner das kohlenstoffhaltige oder große Princip aller Fruchtbarkeit zertheilt, je gleichfoͤrmiger dasselbe uͤberall in der Erde verbreitet wird, desto leichter wird es sich von dem Wasser aufloͤsen lassen, und mit demselben verkoͤrpern, desto vollkommener wird es zubereitet, und in den Bereich der Wurzeln der Pflanzen gebracht. Man muß ferner noch bemerken, daß es diese Grundsaͤze sind, auf welchen die wohlthaͤtigen Resultate der Ackerbau-Verrichtungen, des Trockenlegens und Waͤsserns, des Kalkgebens, des Reinigens der Oberflaͤche vom Unkraute, und des gehoͤrigen Ausstellens derselben gegen Sonne und Luft etc. beruhen. Wir muͤssen ferner aus den vorhergehenden Beobachtungen schließen, daß nicht blos die Bildung des Lagers oder Bettes unsere besondere Aufmerksamkeit verdient, sondern daß auch die Beschaffenheit der Unterlage, worauf dasselbe ruht, von sehr wesentlicher Wichtigkeit ist. Wenn diese so beschaffen und gebildet ist, daß sie das uͤberfluͤßige Wasser zuruͤck haͤlt, und um die Wurzeln her still stehen laͤßt, so wird sie Unfruchtbarkeit, Krankheit und den Tod herbeifuͤhren; wenn sie aber zu offen und trocken ist, so wird sie, indem sie das Wasser zu schnell durchlaufen laͤßt, bei ihrer Unfaͤhigkeit, dasselbe zuruͤckzuhalten, den Grund seines Kohlenstoffes berauben und denselben unfruchtbar machen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß bei Pflanzen wie bei Thieren die Menge und Beschaffenheit der Nahrung, der Schuz und die Wartung, die man ihnen angedeihen laͤßt, ihre Staͤrke und ihren Ertrag bestimmen; es muͤssen daher in dem ganzen Verlaufe ihrer Cultur alle Vorrichtungen so getroffen werden, daß sie mit dem beabsichtigten Zwecke im Einklange stehen, und unsere Forderungen duͤrfen nie unsere Mittel uͤbersteigen. Es wird verderbliche Thorheit seyn, ein Bett oder Lager und hinlaͤngliche Nahrung fuͤr einen großen starken Baum herzurichten, wenn wir nur fuͤr den Stamm oder fuͤr die Aeste eines kleinen Strauches Raum genug besizen, und umgekehrtDie gewoͤhnliche Geschichte der Cultur tropischer Baͤume in unseren Vogelbauern von Glashaͤusern. Anmerk. d. Uebers..