Titel: | Ueber eiserne und steinerne Wasserleitungs-Röhren, so wie über Wasserleitungs-Röhren überhaupt. |
Autor: | Richard Jakob August Voit [GND] |
Fundstelle: | Band 1, Jahrgang 1820, Nr. XXVI., S. 266 |
Download: | XML |
XXVI.
Ueber eiserne und steinerne Wasserleitungs-Röhren, so wie über Wasserleitungs-Röhren überhaupt.
Von dem K. B. Kreisbauinspektor Voit.
Mit Abbildungen Tab. VII.Tab. VIII.
Voit über eiserne und steinerne Wasserleitungs-Röhren.
Daß es in mancher Hinsicht sehr wichtig ist, einen Ort mit
gesundem, frischem Quellwasser zu versehen, und daß dieser Gegenstand
vorzuͤglich die Aufmerksamkeit des Technikers verdiene, wird Niemand in
Abrede stellen.
In aͤltern Zeiten wurden, vorzuͤglich bei den Roͤmern,
praͤchtige Bauwerke zu diesem Zwecke aufgefuͤhrt, welche wir jezt noch
in ihren Truͤmmern bewundern. Sie verwendeten die groͤßte Sorgfalt und
ungeheure Kosten auf massive Aquaͤdukte (Wasserleitungen), um der großen
Hauptstadt Wasser zuzufuͤhren. Doch hatten die Roͤmer auch, wie Vitruv berichtet, bleierne und thoͤnerne
Roͤhrenleitungen.
Unsere gewoͤhnlichen Wasserleitungen sind keine solche Werke, wie die
Roͤmer anlegten. Diese faßten das Wasser in steinerne, wohlverwahrte
Kanaͤle, gaben demselben das erforderliche Gefalle, und fuͤhrten die
Kanaͤle, wenn sie durch Thaͤler hinstrichen, auf einen massiven
Unterbau, oder errichteten Arkaden; waren Gebirge im Wege, so wurden Stollen
angebracht. Nur unter gewissen Umstaͤnden und bei einem sehr großen
Wasserbedarf werden auch in neuern Zeiten dergleichen kostbare Aquaͤdukte
aufgefuͤhrt; aber von solchen ist hier die Rede nicht.
In den meisten Fallen ist auch nur noͤthig, die Quelle auf dem Plaze, wo sie
entspringt, zu fassen, und in Roͤhren an den Ort ihrer Bestimmung –
welcher jedoch niedriger liegen muß, als der Ursprung der Quelle – zu leiten;
oder man faßt die Quelle in einen von Holz oder Stein hergestellten Kanal, der so
weit als moͤglich, das heißt, so weit natuͤrliches Gefaͤlle
vorhanden ist, geleitet wird; wo man denn das Wasser, wenn es noch zu tief steht,
durch ein hydraulisches Werk hebt. Hat aber der Kanal selbst nicht so viel Wasser,
als zur Betreibung der Maschine erfordert wird, so ist das Wasser eines Baches, oder
eines Flusses dazu anzuwenden. Fehlt es ganz an solcher Huͤlfe, so muß man
fuͤr die Maschine zu andern Kraͤften, z.B. Wind oder Daͤmpfen,
seine Zuflucht nehmen. Indessen ist hier nur in so ferne von Wasserleitungen die
Rede, als das Wasser in Roͤhren fortgeleitet wird.
Nach meiner Einsicht ist bei einer Wasser- oder Roͤhrenleitung zu
sehen:
1) auf das Terrain, durch welches die Leitung gefuͤhrt werden, und
2) auf das Materiale, woraus sie hergestellt werden soll. Bei dem leztern hat man
wieder besonders zu beruͤcksichtigen:
a) Daß es dauerhaft,
b) daß es der Gesundheit nicht nachtheilig sey.
Hat man eine gesunde, ergiebige Quelle, welche einem Ort zugefuͤhrt werden
soll, so ist vor allem ein genaues Nivellement vorzunehmen; ergiebt sich dann
hieraus, daß zu einer anzulegenden Roͤhrenleitung hinlaͤngliches
Gefaͤll vorhanden ist; so muß auch der Boden, in den sie zu liegen kommen
soll, untersucht werden. Das Steigen und Fallen des Bodens macht einige Vorsicht,
eine Auswahl der Roͤhren nothwendig; auch ist Sand und Moorgrund den
Roͤhren, von
welchem Materiale sie auch seyn moͤgen, nicht so zutraͤglich, als Lehm
und Thon. Bei einem schlechten Boden sollte man, wo moͤglich, fuͤr
eine Thonschichte um die Roͤhre sorgen, weil der Thon den Zutritt der
aͤußern Luft mehr als jede andere Erdart abhaͤlt.
Das Wichtigste aber, worauf man nun bei den Roͤhren zu sehen hat, ist ihre
Dauerhaftigkeit.
Hoͤlzerne Roͤhren sind in dieser Hinsicht die schlechtesten; auch in
Betracht der Gesundheit nicht die vorzuͤglichsten, in so fern sie dann, wenn
sie in Faͤulniß gerathen, dem durch sie fließenden Wasser einen faulen
Geschmack mittheilen.
Die Dauerhaftigkeit betreffend, kommt nicht nur der Ankauf der Roͤhren und die
Kosten, welche auf das Einlegen derselben verwendet werden, in Anschlag; sondern man
muß auch die oͤfteren Reparaturen, welche dabei vorzunehmen sind, in Rechnung
bringen; man muß bedenken, daß dergleichen Leitungen oͤfters unter einem
Boden liegen, welcher sehr theuer ist, wie z.B. in Gaͤrten, in angebauten
Feldern und Wiesen; oder die Roͤhrenfahrt geht durch gepflasterte Straßen in
Staͤdten, wo das Aufreißen des Pflasters und das Wiederherstellen desselben
viele Kosten verursacht. Ferner ist zu erwaͤgen, daß eine Unterbrechung der
Wasserleitung an sich schon sehr unangenehm ist, und unter gewissen
zusammentreffenden Umstaͤnden sogar nachtheilig und gefaͤhrlich werden
kann. Endlich hat man auch wohl zu uͤberlegen, daß eine hoͤlzerne
Roͤhrenleitung, troz aller Aufsicht, die man auf dieselbe haben mag, doch in
vielen Faͤllen der Willkuͤhr der Arbeitsleute uͤberlassen
bleiben muß, daß diese aus Absicht und aus Nachlaͤssigkeit viel
versaͤumen koͤnnen, und daß man dabei des Wassers zu keiner Zeit recht
versichert ist.
Alle diese Umstaͤnde zusammen genommen, werden die Ueberzeugung hervorbringen,
daß hoͤlzerne Wasserleitungs-Roͤhren nicht die wohlfeilsten sind, und
es muß der Wunsch entstehen, daß, wenigstens bei großen Wasserwerken, Roͤhren
von einem bessern, der Wichtigkeit des Zweckes mehr entsprechenden, Materials
gewaͤhlt werden moͤchten.
Zwar habe ich selbst die Erfahrung gemacht, daß Brunnenroͤhren von Forlholz,
welches sehr viel Harz hatte, in einem guten Boden, oder mit Thon eingeschlagen,
uͤber 30 Jahre ausdauerten; ich muß aber dabei bemerken, daß das Wasser keine
sogenannte Spannung hatte, und daß die Roͤhren, als sie ausgegraben wurden,
von außen und von innen angegriffen waren. Haͤtte das Wasser den geringsten
Druck ausgeuͤbt, so wuͤrden die Rohren viel fruͤher
zerstoͤrt worden seyn.
Ferner sind Brunnenroͤhren von Lerchenbaumholz aͤußerst dauerhaft, und
es ist zu bedauern, daß dieser in mancher Hinsicht so nuzbare und schnell
wuͤchsige Baum in unsern Forsten so selten angetroffen wird. Wenn das Wasser
ohne Druck fließt, so kann es auch in Hohlziegeln oder in ausgehoͤhlten
steinernen Rinnen, mit Ziegeln bedeckt, geleitet werden, und in manchen Ziegeleien
macht man hiezu besondere Rinnsteine; aber auf eine solche Art ist selten eine ganze
Roͤhrenleitung zu construiren.
Man hat daher Ursache, bei großen Wasserleitungen, vorzuͤglich unter einem
kostbaren Boden, und wo man sich des Wassers versichern will, hoͤlzerne
Roͤhren zu vermeiden. Es waͤre mir ein Leichtes, aus meiner Praxis
Beispiele anzufuͤhren und Berechnungen vorzulegen, woraus arithmetisch hervor
gienge, daß im Laufe der Zeit hoͤlzerne Brunnenroͤhren theurer als
eiserne zu stehen kommen; indessen glaube ich, durch das bisher Gesagte, den Leser
davon vollkommen uͤberzeugt zu haben.
Bei solchen Erfahrungen war man schon lange auf dauerhaftere Wasserleitungs-Roͤhren bedacht,
und man brachte bleierne, eiserne und steinerne in Anwendung.
Bleierne Roͤhren hat man schon lange haͤufig gebraucht, weil sie
dauerhaft und dabei leicht zu verfertigen sind; allein man ist nun daruͤber
allgemein einverstanden, daß sie der Gesundheit schaden; gewiß ein hinreichender
Grund, sie zu verwerfen.
Roͤhren von Gußeisen sind nicht weniger seit langer Zeit im Gebrauch, und mit
Recht; denn sie sind bei großer Dauerhaftigkeit der Gesundheit nicht nachtheilig.
Der Vorwurf, den man ihnen macht, daß sie bald vom Roste gefressen wuͤrden,
ist nach meiner Erfahrung nicht gegruͤndet. Vor ohngefaͤhr 18 Jahren
ließ ich eine entbehrlich gewordene Wasserleitung von gegossenen eisernen
Roͤhren, welche uͤber 60 Jahre in einem lehmartigen Boden gelegen
hatten, heraus nehmen, und fand, daß die aͤußere Seite derselben nur an wenig
Stellen vom Rost angegriffen, an der innern Seite aber nichts davon zu bemerken
war.
Bisher hatte der hohe Preis der Roͤhren von Gußeisen von ihrer allgemeinen
Einfuͤhrung abgeschreckt; da sie aber in unsern Zeiten leichter, und mithin
wohlfeiler, gedacht werden koͤnnen, so verdienen sie auch, dringend empfohlen
zu werden.
In reifer Erwaͤgung dieser Umstaͤnde hat der hiesige Magistrat
beschlossen, die Hauptaͤste der Augsburgischen Wasserleitung, nach Angabe des
beruͤhmten Koͤnigl. Baierschen Oberbergraths Ritter von Reichenbach,
von gegossenen eisernen Roͤhren herstellen zu lassen. Man erwartet
taͤglich Probe-Roͤhren von der Herzoglichen Leuchtenbergischen
Eisenschmelz in Obereichstaͤtt. Nach der Anordnung des gedachten Herrn von
Reichenbach soll jede einzelne Roͤhre, ehe sie in den Boden kommt, eine Probe
bestehen, ob sie den verlangten Druck des Wassers aushalten kann. Unter solchen
Voraussezungen wird sich Augsburg bald einer zweckentsprechenden Wasserleitung
ruͤhmen koͤnnen.
Nach den eisernen Roͤhren werden wohl die steinernen den Vorzug behalten,
wegen ihrer Dauerhaftigkeit, Reinlichkeit und Unschaͤdlichkeit fuͤr
die Gesundheit. Fester Sandstein, Marmor und feiner Granit geben
Brunnenroͤhren. Diese Steine werden mit Handwerkszeugen oder auf
Bohrmuͤhlen durchloͤchert. Es sind mir auch verschiedene Fabriken
bekannt, welche dauerhafte Roͤhren aus Thon formen und brennen.
Bei der Wichtigkeit der Sache, von der hier die Rede ist, naͤmlich dauerhafte,
gesunde und dabei verhaͤltnißmaͤßig wohlfeile Brunnenroͤhren zu
erlangen, waͤre es gewiß sehr erwuͤnscht, wenn ein mit diesem Zweige
der Technologie vertrauter Mann die Muͤhe uͤbernehmen wollte, alle
bisher erschienenen Bekanntmachungen uͤber Versuche, Proben und gelungene
Ausfuͤhrungen von Roͤhrenleitungen, aus welchem Materiale sie auch
bestehen moͤgen, zusammen zu stellen, damit man eine Uebersicht uͤber
die Fabrikatur derselben und uͤber die damit vorzunehmende Manipulation
erhalte. Ich glaube hiezu einen Beitrag zu liefern, wenn ich alles, was mir von
diesem Gegenstande bekannt wurde, zu einer kuͤnftigen weitern Bearbeitung
hier niederlege.
I. Wasserleitungs-Roͤhren von Gußeisen.
Unter allen Wasserleitungs-Roͤhren werden die von gegossenem Eisen den ersten Rang einnehmen, und dem Techniker ist daran
gelegen, zu wissen, von welcher Laͤnge und von welchem
Gewicht sie auf den Eisenschmelzen gegossen werden, und wie hoch die Preise
derselben sind.
a) Roͤhren aus Gußeisen von der Altgraͤflich-Salmischen Eisengießerei zu Blansko in MaͤhrenAus dem Hesperus Nro. 68. December 1819..
Bei meinem Aufenthalt in Blansko, wo ich im Laufs
dieses Sommers einige Wochen zubrachte, die mir nicht allein im Genuß der
mannigfachen Naturschoͤnheiten, welche diesen Ort reichlich umgeben,
sondern auch in Bewunderung mehrerer gluͤcklich ausgefuͤhrter
mechanischer, technischer und landwirtschaftlicher Vollkommenheiten zu Blansko und Raiz so
schnell und angenehm dahin schwanden, ward ich in den Stand gesezt, uͤber
einen besonders wichtigen Zweig der Blanskoer Eisengießerei Bemerkungen zu
machen, die ich hiemit zur gemeinnuͤzigen oͤffentlichen Kenntniß
zu bringen fuͤr Pflicht halte, da dieser Gegenstand von großer
Wichtigkeit ist.
Ich meine naͤmlich, die diesem Werke eigenthuͤmliche neue Art Roͤhren aus Gußeisen, die man daselbst auf
einem ganz andern, als bisher gewoͤhnlichen Wege sehr vollkommen
herstellt; sie zeichnen sich vor allen anderen eisernen Rohren, hinsichtlich
ihres geringen Gewichts, aͤußeren Ansehens, vollkommener Dichtigkeit des
Gusses ruͤhmlich aus, und werden von einem kaum glaublichen Durchmesser
zu 1/2 Zoll bis zu den groͤßten Durchmessern ihrer innern Oeffnung in
Stuͤcken zu 3 Fuß Laͤnge angefertigt.
Der dortige Herr Huͤttenverwalter Teubner, der
sich um diese neue Formmethode dieser Roͤhren wesentliche Verdienste
gesammelt, und der durch Nachdenken und Versuche seit 2 Jahren sie endlich zur
jezigen Vollkommenheit gebracht hat, sagte mir unter andern, daß man auf diese
neue Anfertigungsweise der Roͤhren um ein
Privilegium
exclusivum auf mehrere Jahre bei Sr.
Majestaͤt nachgesucht habe, und ich zweifle gar nicht, daß solches erlangt
werden wirdIst bereits auf 8 Jahre erfolgt; man sehe Wiener Zeitung Nro. 241 im
Amtsblatte Nro. 84 vom Jahre 1819. A.d.H.d.
Hesp.; da die neue Art, wie man diesen Gegenstand bei der Formerei behandelt,
von den bisher bekannten Formmethoden, Roͤhren in Lehm oder Sand
anzufertigen, bedeutend abweicht, und was das Wesentlichste dabei ist, an Zeit
und Kosten viel erspart wird; daß selbst die groͤßten Bestellungen mit
weniger Foͤrmerpersonal in kurzer Zeit unter billigen Bedingungen
hergestellt werden koͤnnen. – Bei meiner Anwesenheit wurden z.B.
500 Klafter oder 1000 Stuͤck 5zoͤllige
Wasserleitungs-Roͤhren nach Triest mit
Scheiben und Ansaͤzen zum Zusammenschrauben in nur 3 dazu eingerichteten
Formkaͤsten gegossen, und man glaubte, mit der ganzen Bestellung in 3 bis
4 Monaten fertig zu seyn. – Welches, wie ich jezt in Erfahrung gebracht
habe, auch gluͤcklich bewerkstelligt worden ist. Von Roͤhren
hingegen von 1, 2 und 3 Zoll im Durchmesser koͤnnen woͤchentlich
in einem Formkasten wenigstens 25 Klafter oder 50 Stuͤck erzeugt werden.
Ueber die eigenthuͤmliche Art dieser neuen Formmethode ist
uͤbrigens mir nicht erlaubt, mehr zu sagen, aber uͤber das, wodurch sich eigentlich diese neuen eisernen
Roͤhren vor andern auszeichnen, und uͤber die mannigfaltige
Anwendung derselben erlaube ich mir noch, ausfuͤhrlicher werden zu
duͤrfen, wodurch ich insbesondere alle Stadtmagistrate, Baumeister,
Technologen, Gutsbesizer und Landwirthe auffordere, von diesen neuen
Erzeugnissen der Blanskoer Eisengießerei zu ihrem
Vortheil nuͤzlichen Gebrauch zu machen.
Die in Blansko auf die neue Art angefertigten
Roͤhren zeichnen sich vor den gewoͤhnlichen Roͤhren aus
Gußeisen besonders aus:
a) durch ihr geringes Gewicht;
b) durch ihre Guͤte und Reinheit des
Gusses;
c) durch ihre schnellere Anfertigung, die mit
wenigen Kosien verbunden ist.
Diese Vorzuͤge tragen dazu bei:
ad a) Daß zu einer Roͤhrenleitung dieser
neuen Gattung in Bezug ihrer Laͤnge und des erforderlichen Durchmessers
viel weniger Gußeisen verwendet werden darf,
daher viel wohlfeiler geliefert werden kann, als man dieses bisher nach
gewoͤhnlicher Art im Stande war. Denn z.B.
1 Klafter 1/2 zoͤllige Roͤhren oder 2 St. Fig. 1. wiegen nur 6
℔.
1 Klafter 1 zoͤllige Roͤhren oder 3 St. Fig. 2. wiegen nur 16
℔.
1 Klafter 2 zoͤllige Roͤhren oder 2 St. Fig. 2. wiegen nur 32
℔.
1 Klafter 3 zoͤllige Roͤhren oder 2 St. Fig. 4. wiegen nur 50
℔.
1 Klafter 5 zoͤllige Roͤhren oder 2 St. Fig. 5. wiegen nur 86
℔.
(Ein Pfund dieser fertigen Roͤhren kostet jezt mit Ausnahme der 1/2
zoͤlligen 8 – 12 kr. WW. Indessen aͤndert sich dieser Preis
stets nach dem steigenden und fallenden Werth des Gußeisens und nach den
Zeitverhaͤltnissen. Auch versteht sich von selbst, wenn die
Roͤhren andere Einrichtungen bekommen, als z.B. Scheiben statt Muffen,
Scheiben und Muffen zugleich, daß ebenfalls der Preis etwas erhoͤht
werden muß, weil sie mehr Arbeit, auch zuweilen neue Modelle erfordern.
Uebrigens bekommt man zu jeder Gattung auch die noͤthigen Knieroͤhren
Fig. 6.,
Spund- oder Wechselroͤhren
Fig. 7.,
Theilungsroͤhren
Fig. 8.,
Absperrpipen
Fig. 9.,
Theilungs- oder
Wechselpipen
Fig.
10.).
Ad b) Daß diese neue Art Roͤhren ganz
wasser-, luft- und dampfdicht herzustellen sind, daher ihre
Anwendbarkeit bedeutend erhoͤht wird, was bei den fruͤhern
Methoden, aus Gußeisen Roͤhren anzufertigen, nicht immer auf einem so
schnellen und leichten Wege erreicht werden konnte.
Es wurden, um mich von der Wahrheit dieses Gegenstandes zu uͤberzeugen,
bei meiner Anwesenheit mehrere Roͤhren, die theils ganz in Lehm geformt,
theils in Sand mit Lehmkern gegossen worden waren, unter dem Druck einer
Wassersaͤule von bestimmter Hoͤhe probirt, und es zeigte sich, daß
die nach der neuen Art geformten Roͤhren stets, wenn sie keinen
bedeutenden Gußfehler hatten, sich vollkommen wasserdicht verhielten; indessen
die andern Roͤhren, die in Lehm und mit Lehmkern in Sand gegossen waren,
bei zwei- bis dreimal staͤrkerer Eisendicke groͤßtentheils
nicht vollkommen Wasser halten wollten, sondern dieses durch das Eisen
durchschwizte; obgleich alle Gattungen Roͤhren von einerlei Eisen zu
gleicher Zeit aus dem Hochofen gegossen worden waren.
Diese Thatsache ist Beweis genug, daß die neue Art Roͤhren die besten
sind, die aus Gußeisen zu Gas-, Dampf- und Wasserleitungen
angewendet werden koͤnnen. Auch befinden sich auf der Herrschaft Raiz und Blansko bereits
Beispiele ihrer nuͤzlichen und zweckmaͤßigen Anwendung.
(So z.B. werden sie zur Windleitung aus dem Geblaͤse zum Hochofen und bei
den Frischfeuern zur Leitung des Windes in 4 Feuer mit Vortheil benuzt.)
Ferner zur Wasserleitung in Roͤhren von 18 Zoll Durchmesser bei
erwaͤhntem Hochofen zum Betrieb des Geblaͤs- und
Pochhammerrades, um den Bau und die Erhaltung eines kostspieligen Wasserfluthers
von mehr als 29 Klafter Laͤnge zu ersparen und fuͤr immer zu
beseitigen.
Desgleichen zu einer anzulegenden Wasserleitung von Scheschufka bis nach Ostrof in den
herrschaftlichen Mayerhof, welche uͤber 1500 Klafter lang in
1zoͤlligen Roͤhren gefuͤhrt werden soll.
Zur Wasserleitung in das Raizer obrigkeitliche
Schloßgebaͤude und Schloßgarten zu einer Fontaine, zu Brunnen und in das Waschhaus in
zwei- und 1zoͤlligen Roͤhren.
Zu einer Dampf- und Wasserleitung bei der wichtigsten technischen Anstalt
in Raiz, naͤmlich zu einer großen,
zweckmaͤßig eingerichteten, durch Dampf betriebenen
Erdaͤpfelbranntweinbrennerei; in 8-, 4-, 2-,
1- und 1/2zoͤlligen Roͤhren.
Endlich zur Gasbeleuchtung bei Herrn Rath Andre in Bruͤnn in 1- und 1/2zoͤlligen
Roͤhren.)
Ad e) Da die Eisengießerei zu Blansko durch die neue Anfertigungsmethode dieser Roͤhren in
Stand gesezt worden ist, jede Bestellung in der kuͤrzesten Zeit abliefern
und befriedigen zu koͤnnen, so wird jeder Besteller hier bald billig und
gut bedient werden. Ja man waͤre im Stande, daselbst in einem Jahre
15-20,000 Klafter Roͤhren anzufertigen, wenn sich dazu die
Abnehmer finden sollten. – Auf welcher Eisengießerei des In- und
Auslandes wuͤrde man mit so wenig Vorbereitungen, als hier erforderlich
seyn moͤchten, eine solche Anzahl eiserner Roͤhren in der
gegebenen Zeit zu Stande bringen?
So weit hat es hier Industrie und beharrlicher Gewerbsfleiß gebracht; an uns aber
liegt es nun, auch das Ganze gehoͤrig zu wuͤrdigen, und den
zweckmaͤßigen Gebrauch dieser Roͤhren als eine nuͤzliche
und vortheilhafte Sache anzuerkennen und uͤberall in Anwendung zu
bringen, wozu der aͤußerst billige Preis derselben hilfreich die Hand
bietet.
Aber ich sehe gleich ein Heer von Gegnern auftreten, die viele und mannigfaltige
Einwendungen gegen den Gebrauch dieser Roͤhren, besonders bei den
allgemeinern zu Wasserleitungen haben. Diese sind:
1) Was nuͤzen uns eiserne Roͤhren zu
Wasserleitungen, wenn sie nicht so wohlfeil sind, als hoͤlzerne?
2) Eiserne Roͤhren, wenn sie so schwach wie die
Blanskoer in Eisen gegossen sind, werden bald von
Rost zerstoͤrt, und haben keine lange Dauer.
3) Wasser in eisernen Roͤhren geleitet, hat einen tintenartigen Geschmack,
ist zum Genuß der Gesundheit schaͤdlich und der darin gewaschenen
Waͤsche nachtheilig.
4) Wuͤrde auch ihre Dauerhaftigkeit und ihr Nuzen zu gestanden, so fehlt
es uns doch noch an einem allgemein bekannten Mittel, den wasserdichten
Verschluß, ohne viel Muͤhe und Umstaͤnde bei
Roͤhrenleitungen aus Gußeisen zu bewerkstelligen. Oder wenn dieser auch
zu Stande gebracht ist, wie viel Muͤhe und Arbeit giebt es dann damit,
wenn eine Verstopfung in der Wasserleitung oder eine schadhaft gewordene
Roͤhre Veranlassung zu einer noͤthigen Reparatur giebt?
5) Wird endlich eingewendet, daß das in eisernen Roͤhren geleitete Wasser
viel leichter einfrieren und der Frost diese Roͤhren zersprengen
koͤnne.
Gemach, gemach meine Herren! Sind das alle Ihre
Einwendungen gegen eiserne Wasserleitungen: so soll
Ihnen bald aus dem Traume geholfen werden. Alle Ihre Anstaͤnde sind so
wenig von Belang, daß, wenn Sie mich anhoͤren wollen, Sie sich bald von
der nuͤzlichen Anwendbarkeit eiserner
Wasserleitungs-Roͤhren genugsam uͤberzeugen, und
Ihre Vorurtheile dagegen aufgeben sollen. –
Ad 1) Es ist allerdings wahr und
gegruͤndetNicht unbedingt, denn in Wien kommt eine 2zoͤllige
Wasserroͤhre von Holz sammt Legen und Spundbuͤchsen
dermalen auf 13 fl. A.d.H.d. Hesp., daß eiserne
Wasserleitungs-Roͤhren(selbst die Blanskoer nicht
ausgenommen, welche um einen sehr billigen Preis erhalten werden koͤnnen)
immer mehr Anlagskosten verursachen, als die Roͤhren zu
einer hoͤlzernen Wasserleitung; aber es wird wenig Faͤlle geben,
wo sich nicht eine eiserne Wasserleitung gegen eine
hoͤlzerne in 30 Jahren bezahlt machen
sollte, wenn nicht allein Anlagskapital und Interessen, sondern auch Interessen
von Interessen gerechnet werden. Hiezu kommt noch, daß die baldige
Zerstoͤrbarkeit des Holzes bei Wasserleitungs-Roͤhren nicht allein zu beruͤcksichtigen ist, sondern
in den meisten Fallen die Ausgrabungs- und
Wiederzumachungskosten gewoͤhnlich mehr betragen, als die
einzulegenden neuen hoͤlzernen Roͤhren, und daß diese
Nebenkosten um so bedeutender werden, als die Roͤhren mehr oder weniger
tief unter Gaͤrten, Feldern, Gebaͤuden, oder, was auch
oͤfters der Fall in Staͤdten ist, unter dem Straßenpflaster
weggefuͤhrt werden, und lezteres bei jeder Roͤhrenreparatur
aufgerissen, und dann wieder neu gemacht werden muß. Auch tritt oft der Fall bei
hoͤlzernen Roͤhrenleitungen ein,
daß sie, um Felder, Wiesen und Garten zu verschonen, in großen Umwegen
gefuͤhrt werden muͤssen, welches man bei eisernen, solid hergestellten Roͤhrenleitungen, nicht
noͤthig hat; diese koͤnnen immer in der geradesten, kuͤrzesten Linie bis an
den Punkt ihrer Bestimmung gefuͤhrt werden, welches
auf die zu unterhaltende Laͤnge einer Roͤhrenleitung von
großem Einfluß ist. Ferner sind hoͤlzerne Roͤhren, wo ein
großer Wasserdruck statt findet, entweder gar nicht zu gebrauchen, oder
muͤssen mit starken Ringen von geschmiedetem Eisen umgeben seyn, welche
Vorrichtung dann oft mehr Kosten verursacht als ganz gußeiserne
Roͤhren.
Ad 2) Wird ohne Grund den eisernen Roͤhren,
besonders denjenigen, die nicht uͤbermaͤßig stark in Eisen
gegossen waͤren, ihre lange Dauer und Haltbarkeit abgesprochen. Denn wer
diesen Saz behaupten will, hat uͤber diesen Gegenstand noch gar keine Erfahrung. Es
ist ja schon laͤngst erwiesen, daß auf Gußeisen der Rost nicht tief
eingreift, und nur dann erst die Oxidation auf die Zerstoͤrung dieses
Eisens tiefer einwirkt, wenn es dem Luftzutritt, besonders unter verschiedenen
Temperaturen ausgesezt ist. Auch weiß man aus Erfahrung mehrere Beispiele
anzufuͤhren; so erzaͤhlt unter andern Blumhof
Blumhofs Encyclopaͤdie, 3. Band 1819 Seite 558. A.d.V.
: „daß eiserne Roͤhren, welche
uͤber 50 Jahre in einer Wasserleitung bei Cassel gelegen hatten, und dann ausgegraben wurden, inwendig spiegelblank und auswendig nur an sehr wenig
Punkten von Rost unmerklich angefressen waren. Sie hatten diese
geraume Zeit in Thon eingefuͤttert gelegen.“
Diese Erfahrung beweist, daß eiserne Roͤhren,
wenn darin bestaͤndig Wasser fließt, und sie von außen vor dem Zutritt
der Luft geschuͤzt werden, unendlich lang vor Rost bewahrt werden, und
lang zum Gebrauch dienen koͤnnen. Man stampfe daher eine gelegte
Roͤhrenleitung in Thon ein, oder umgebe sie nach neuern Erfahrungen fest mit Kohlengestoͤbe.
Ad 3) Die Einwendung, daß das Wasser, in eisernen
Roͤhren geleitet, der Gesundheit nachtheilig werden koͤnnte, ist
ganz grundlos; im Gegentheile, ich moͤchte eher das Wasser aus einer
alten, stockigen und fauligen hoͤlzernen
Roͤhrenleitung zum Genuß fuͤr die menschliche und thierische
Gesundheit nachtheilig halten, auch Wasserroͤhren aus Blei in dieser
Hinsicht ganz verwerfen. Allein bei eisernen Roͤhren wußten wir schon aus
Erfahrung, daß sich das Gußeisen ohne Luftzutritt im Wasser nicht stark oxidiren
kann, daher die innere Flache einer Roͤhre, in der bestaͤndig
Wasser fließt, immer
blank bleibt, und wenig oder gar kein Eisenoxyd mit Wasser fortgefuͤhrt
und darin aufgeloͤst werden kann, so daß es demselben einen herben
tintenartigen Geschmack ertheilt, welches uͤbrigens der menschlichen
Gesundheit eben so wenig als der Genuß eines Sauerbrunnens schaͤdlich
waͤre.
Auch hat man eben so wenig zu befuͤrchten, daß weiße Waͤsche durch
Wasser aus diesen Roͤhren im geringsten leide, denn sonst muͤßte
im Waschhause des Raizer Schlosses seit laͤnger als Jahr und Tag eine
Erfahrung vom Gegentheil gemacht worden seyn, da dieses ganze Waschhaus mit
Wasser aus einer eisernen Roͤhrenleitung versorgt wird.
Nur versteht sich von selbst, daß uͤberhaupt kein vitriolisches und
anderes salzhaltiges Wasser in eisernen Roͤhren geleitet werden darf.
Ad 4) Es ist freilich nicht so leicht, eiserne
Roͤhren wie hoͤlzerne zusammen zu fuͤgen und wasserdicht zu
verschließen, indessen hat die Arbeit auch nur einmal
zu geschehen, und es kommt dabei nur auf eine solide Unterlage und auf die Art
der Zusammenfuͤgung der Roͤhren und den dabei in Anwendung
Kommenden Kitt, so wie auf die zu beobachtenden Vorsichtsmaaßregeln zur
Auswechselung, von Distanz zu Distanz an, um diese Arbeit dauerhaft und zweckmaͤßig fuͤr immer zu vollenden.
Dann ist noch im Allgemeinen zu beruͤcksichtigen, zu welchem Zweck eine
Roͤhrenleitung verwendet werden soll; darnach richtet sich die Wahl der
Vorrichtung zur Verbindung der Roͤhrentheile.
A. Zu Wasserleitungen,
bei maͤßigem Druck, wird immer eine Verbindung der Roͤhren mit
angegossenen Muffen, nach Fig. 1 – 5. und Fig. 14. hinreichend
seyn: nur kommt es dabei auf gewisse Vorrichtungen zur Auswechselung an, wenn in
der Roͤhrenleitung eine VerstopfungDas Verstopfen der Roͤhren kann sehr
leicht vermieden werden, wenn an den Fassungspunkt, wo das Wasser in die
Leitung hineinstroͤmt, ein siebartiges
Gitter vorgesezt wird, das das Hineindringen solcher im Wasser
schwimmenden Theile verhindert, die ein Verstopfen in der
Roͤhrenleitung veranlassen koͤnnen. A.d.V.
oder eine sehr
selten vorkommende Reparatur vorfaͤllt. Zu diesem Behuf muͤssen
naͤmlich alle 10 Klafter in der Strecke der ganzen Roͤhrenleitung
Wechselroͤhren
Fig. 7.,
die zugleich auch Spundroͤhren sind, eingelegt werden; diese
Wechselroͤhren allein, wie man aus Fig. 7. sieht, haben
keine angegossenen, sondern abgesonderte Muffen Fig. 11. und 12.; diese
Muffen werden, wenn die Wechselroͤhren mit den andern Roͤhren der
Leitung verbunden sind, entweder daruͤber geschoben und nach der unten
beschriebenen Art verkittet, oder man giebt uͤber die Stellen, wo sie an
die anderen Rohren anstoßen, zweitheilige Muffen
Fig. 12.,
die mit Schrauben zusammengehalten werden, und die im Fall einer Herausnahme des
Wechselrohres dann, ohne die Roͤhrenleitung zu erschuͤttern,
leicht geoͤffnet und vom darunter angebrachten Kitt geloͤst werden
koͤnnen. Auf diese Art ist man dann im Stande, ohne die ganze
Roͤhrenleitung aufzureißen, in einer Distanz von 10 Klaftern den Fehler
aufzufinden und zu repariren. Fig. 13. stellt die
Verbindung eines Wechselrohres mit abgesonderten Muffen in einer
Roͤhrenleitung dar, um das Ebengesagte durch sinnliche Darstellung noch
deutlicher zu machen.
Außer diesen Vorsichtsmaaßregeln kommt es bei Zusammenfuͤgung der
Roͤhrenstuͤcke mit Muffen noch auf den Kitt an, den man dazu
verwendet. Folgende Kitte sind hiezu vorzuͤglich zu empfehlen:
a) Gleiche Theile frischgebrannter,
ungeloͤschter, fein gestoßener und gesiebter Kalk und frischer Kaͤse vermengt,
bis dieses Gemenge eine zaͤhe breiartige Masse bildet, welche bald
entsteht, wenn man diese beiden Bestandtheile fleißig mit einem Spathel zusammen
knetet. Dieser Kitt muß aber gleich verbraucht werden, sonst wird er zu
zaͤhe und haͤlt dann nicht gut auf dem Eisen. Um uͤbrigens
waͤhrend des Verkittens (was in dem Bestreichen der innern Flaͤche
der Muffe des einen Rohres und der aͤußern Flaͤche des andern
Rohrendes, das dann in die Muffe hinein gesteckt wird, besteht) den
Roͤhren eine gleiche feste Lage zu geben, sezt man zwischen den Kitt in
die Fugen drei kleine hoͤlzerne Keile in gleicher Entfernung, und klopft
sie fest hinein. Auch bedient man sich zur gleichmaͤßigen Richtung der
Roͤhren einer runden hoͤlzernen Stange, die immer in 2
Roͤhren, die zusammengekittet werden, gesteckt wird, bis sie verkittet
und mit Keilen an einander befestigt sind, damit eine
Roͤhrenmuͤndung genau auf die andere zu liegen kommt, und das
darin zu leitende Wasser gehoͤrigen Raum findet.
d) Der zweite Kitt besteht dem Gewicht nach aus gleichen Theilen Pech, Inselt und Ziegelmehl. Ersteres wird auf dem Feuer in einem
eisernen Kessel zerlassen; dann das Inselt und zulezt das feingesiebte
Ziegelmehl hineingeruͤhrt. Dieser Kitt muß warm, ehe er fest wird, verbraucht werden, auch muͤssen die
damit zu verkittenden Roͤhren stets etwas erwaͤrmt werden, daß sie
ganz von daran befindlicher Feuchtigkeit befreit sind, sonst haͤlt der
Kitt nicht fest auf dem Eisen.
B. Zu Windleitungen und
auch bei bedeutenderem Wasserdruck zu Wasserleitungen
bedient man sich gewoͤhnlich der Roͤhren mit Scheiben und
Schrauben Fig. 15.
Dazwischen gelegte, wohl gefirnißte Bleiplatten,
damit nicht ein galvanischer Zerstoͤrungsprozeß mit der Zeit zwischen dem
Eisen und Blei statt finde, thun dabei die besten Dienste.
C. Zu Dampfleitung oder
bei sehr großem Wasserdruck wird man am besten
thun, Roͤhren mit Muffen und Scheiben zugleich Fig. 16. anzuwenden;
man verwende als Kitt dazu das bekannte Eisencement aus Salmiak, Schwefelblumen und Eisenfeile. Naͤmlich 2 Theile Salmiak, dem
Gewichte nach, mit 1 Theil Schwefelblumen und 16 Theile Eisenfeile mischt man in
einem Moͤrser zusammen, und haͤlt das Pulver trocken.
Soll der Kitt verbraucht werden, so nimmt man 1 Theil Pulver und 20 Theile blanke
Eisenfeile, mischt beides genau in einem Moͤrser, dann wird das Gemenge
mit Wasser zur noͤthigen Consistenz gebracht, und mit einem
hoͤlzernen Spathel in die Fugen gestampft; in einigen Wochen wird der
Kitt dann so fest, wie das Eisen selbst seyn.
Ad 5) Fuͤr diejenigen endlich, welche eiserne
Wasserleitungs-Roͤhren nur allein deshalb verwerfen, weil sie
befuͤrchten, daß das Wasser leichter darin einfrieren und der Frost das
Eisen wohl gar zersprengen koͤnnte, habe ich weiter keine Antwort, als diese, daß man sich im Winter mit einem warmen
Anzug bekanntlich gegen die Kaͤlte schuͤzen kann; daher
muͤssen auch eiserne Roͤhrenleitungen gehoͤrig tief gelegt
werden, daß der Frost nicht bis zu ihnen niederbringen koͤnne, und,
allenfalls sind vor Eintritt der Winterkaͤlte alle jene Stellen, wo sie
zu seicht liegen sollten, mit Duͤnger zu bedecken, welche Vorsicht man
auch bei hoͤlzernen Roͤhren im Winter noͤthig hat, wenn sie
vollkommen gegen Frost geschuͤzt bleiben sollen.
b) Roͤhren der Herzoglich Leuchtenbergischen Gießerei in Obereichstaͤtt.
Die Herzoglich Leuchtenbergische Eisenschmelz in Obereichstaͤtt liefert
vorzuͤglich gute Wasserleitungs-Roͤhren, deren Dauerhaftigkeit sich schon
durch viele Erfahrungen bewaͤhrt hat.
Die Roͤhren, wie sie dort gewoͤhnlich und ohne besondere Bestellung
gegossen werden, haben folgendes Maaß und Gewicht:
1 Roͤhre von 11/2 Zoll Oeffnung, 5 Fuß lang wiegt
40 Pfund
1 Roͤhre von 3 Zoll Oeffnung, 6 Fuß lang wiegt 82
Pfund
1 Roͤhre von 4 Zoll Oeffnung, 6 Fuß lang wiegt 128
Pfund
1 Roͤhre von 41/2 Zoll Oeffnung, 6 Fuß lang wiegt
135 Pfund
1 Roͤhre von 5 Zoll Oeffnung, 6 Fuß lang wiegt 150
Pfund
1 Roͤhre von 83/4 Zoll Oeffnung, 5',4'' Fuß lang
wiegt 310 Pfund
An Plaͤzen, wo die Wasserleitung wenig Druck auszustehen hat, werden die
Roͤhren stumpf zusammen gestoßen. Jede derselben hat unten und oben eine
angegossene Scheibe, durch welche zwei Schrauben kommen. Zwischen die Scheiben
wird etwas Kitt gebracht, und nachdem die Schrauben angezogen sind, liegen die
Roͤhren wasserdicht. Diese Art gewaͤhrt den Vortheil, daß man ohne
große Umstaͤnde eine neue Roͤhre einsezen kann.
Hat die Wasserleitung einen starken Druck zu erleiden, so werden an die
Roͤhren auch Buͤchsen oder Muffen angegossen, und dann schiebt man
das duͤnnere Ende in die Buͤchse. Dabei haben sie noch Scheiben,
welche durch Schrauben zusammen gezogen werden. Es versteht sich von selbst, daß
zwischen die Roͤhre und Buͤchse, so wie zwischen die Scheibe Kitt
kommen muß. So wird eine Roͤhrenleitung vollkommen wasserdicht.
Außer den gewoͤhnlichen Roͤhren werden auch Kniestuͤcke und
Theilungsroͤhren gegossen. Das Pfund dieser gegossenen Roͤhren
kostet gewoͤhnlich 61/2 kr. Bei großen Bestellungen aber wird das Pfund
um 6 kr. abgegeben. Demnach kommen die Roͤhren in Obereichstaͤtt
nicht theurer als die in Blansko, und an ihrer Dauerhaftigkeit ist nicht zu
zweifeln, zumal da man annehmen darf, daß das Eisen in Obereichstaͤtt von
vorzuͤglicher Guͤte ist. Jede eiserne Roͤhre wird in
Obereichstaͤtt vor der Abgabe probirt.
Wenn man die Roͤhre an einem Orte zuschließt, und sie senkrecht gestellt
mit Wasser fuͤllt, so sieht man, ob sie Wasser durchlasse oder nicht;
jede im Guß mißrathene Roͤhre wird dann verworfen. Bringt man in die gut
befundenen Roͤhren nachher einen fluͤssigen Kitt, so
fuͤllen sich die etwa vorhandenen Zwischenraͤumchen aus, und die
Roͤhre wird im Innern wie lackirt, wodurch ihre Dauerhaftigkeit
befoͤrdert wird.
Bleierne Roͤhren glaube ich aus oben angefuͤhrten Gruͤnden,
naͤmlich weil sie der Gesundheit nachtheilig sind, ganz uͤbergehen
zu duͤrfen.
II. Wasserleitungs-Roͤhren von Stein.
a) Aus Thon gebrannte Roͤhren.
Wer jemals Gelegenheit hatte, große, aus hoͤlzernen Roͤhren
bestehende Wasserleitungen anzulegen, oder deren Unterhaltung in technischer
Hinsicht zu besorgen, der wird wissen, welcher Kostenaufwand dazu noͤthig
ist, und wie holzfressend dergleichen Anlagen sind. Hiezu kommt noch, daß sie
sehr oft durch Reparaturen unterbrochen werden.
Gehen solche Leitungen durch gepflasterte Straßen, so wird der Kostenaufwand noch
groͤßer, indem das Pflaster oft aufgebrochen und wieder hergestellt
werden muß. Moͤgen also immer die hoͤlzernen
Roͤhrenleitungen bei ihrer ersten Einrichtung die wohlfeilsten seyn: in
der Folge werden sie offenbar durch diese angefuͤhrten Umstaͤnde
die theuersten.
Der Magistrats-Baurath Herr von
Hoͤßlin besizt in Luisensruh bei Augsburg eine Steingut-Fabrik,
welche Wasserleitungs-Roͤhren von vorzuͤglicher
Guͤte liefert.
Ihre Masse besteht aus feuerbestaͤndigem Thone, der, wenn er gebrannt ist,
mit dem Stahl geschlagen, Funken giebt, den Einwirkungen der Witterung
vollkommen widersteht, und in jedem Boden unzerstoͤrbar liegt. Die daraus
verfertigten Roͤhren halten, wie versichert wird, ohne zu zerspringen,
den Druck einer Wassersaͤule von 80 Fuß Hoͤhe aus.
Dies zeugt von der Guͤte der Masse; auch mag zu der Dauerhaftigkeit dieser
Roͤhren der Umstand beitragen, daß jede einzelne Roͤhre nicht aus
zwei Haͤlften zusammengesezt, sondern als ein Ganzes geformt wird. Dabei
giebt man der Wand derselben eine verhaͤltnißmaͤßige Dicke, z.B.
eine Roͤhre von zwei Zoll Oeffnung im Durchmesser hat eine Wanddicke von
einem halben Zoll, und so nimmt die Staͤrke der Wand nach dem innern
Durchmesser der Roͤhre zu. Bei jedem Grad der Staͤrke aber kann
die Masse gut ausgebrannt werden.
Die Laͤnge einer einzelnen Roͤhre betraͤgt ohne den Falz,
der 3 Zoll ausmacht, 2 Fuß. Der innere Durchmesser waͤchst, je nachdem es
die Wassermenge noͤthig macht, von einem bis auf 5 Zoll, wobei, wie
gesagt, auch die Dicke der Wand verhaͤltnißmaͤßig zunimmt.
Die Roͤhren passen in einander, weswegen das eine Ende eine
Verstaͤrkung Fig. A. Tab. VIII. hat, welche gleichsam einen 3 Zoll breiten
Reif bildet, das andere Ende aber mit einem eben so langen Einsaze oder Falze
versehen ist. So weit sie in einander greife, sind sie schraubenfoͤrmig
gerifft, wodurch die Haltbarkeit der Zusammensezung vermehrt wird.
Um eine Wasserleitung in Aeste zu theilen, werden besondere gabelfoͤrmige
Roͤhren, wie Fig. B. Tab. VIII. zeigt, gemacht; eben so auch Roͤhren zu Hahnen und
Anstichen. Damit aber eine schon bestehende hoͤlzerne
Roͤhrenleitung noch eine Zeitlang beibehalten, und an solche steinerne
Roͤhren angeschlossen werden koͤnnen, formt man dazu besondere
Kolben, welche in die hoͤlzernen Roͤhren paffen. Sollte es bei
Quellen, welche stark inkrustiren, noͤthig seyn, die Leitung von Zeit zu
Zeit zu reinigen, so liefert diese Fabrik Rohren, welche Oeffnungen haben, um
auf eine gewisse Lange mit einem Reise durchfahren zu koͤnnen. Zum
Ausflicken werden kuͤrzere Roͤhren von verschiedenen Kalibern
verfertiget.
Die bisher beschriebenen Roͤhren hat man auf folgende Art zusammen zu
sezen und einzulegen. Der Boden, worauf sie zu liegen kommen, muß eine gleiche
Compression erhalten; denn wenn eine Roͤhre in der Mitte hohl
laͤge, oder an beiden Enden keine Unterlage haͤtte, so
koͤnnte sie durch den Druck des auf ihr liegenden Erdreiches abgesprengt
werden. Beim Zusammensezen muß das duͤnne Ende der Rohre mit Werg oder
Flachs, die zuvor in gekochtes Leinoͤl getaucht werden, umwickelt, und
mit so viel Kitt uͤberzogen werden, als noͤthig ist, um die
Zwischenraͤume der beiden in einander greifenden Theile
auszufuͤllen. Beim Zusammendruͤcken der Roͤhren muß sich
noch etwas Kitt herauspressen, zum Zeichen, daß der Zwischenraum ganz
ausgefuͤllt ist. Zwischen Falz und Reif wird der Kitt mit den Fingern
angedruͤckt. Die Manipulation des Zusammensezens ist mit keiner weitern
Schwierigkeit verbunden, und wenn der Kitt gut ist, so wird er nach drei Tagen
hart seyn, worauf man das Wasser in die Leitung einlassen kann. Sollte irgendwo
die Zusammensezung rinnen, so tauche man Bindfaden in gesottenes Leinoͤl
und umwickle damit den rinnenden Theil dicht und fest. Hierauf uͤberziehe
man das Gewinde mit etwas Kitt, und das Rinnen wird aufhoͤren. Es
duͤrfen nach dem Einlegen keine großen Steine unmittelbar auf die Roͤhren fallen,
damit sie nicht Schaden dadurch nehmen.
Die Roͤhren der Steingut-Fabrik in Luisensruh haben in Augsburg
folgende Preise:
Ein Stuͤck 2 Fuß lang, ohne den Falz, welcher 3 Zoll betraͤgt, mit
einer Oeffnung
von 1 Zoll im Diameter kostet 20 kr.
von 2 Zoll im Diameter kostet 24 kr.
von 3 Zoll im Diameter kostet 30 kr.
von 4 Zoll im Diameter kostet 40 kr.
von 5 Zoll im Diameter kostet 50 kr.
Eine Laͤnge von 12 Fuß kostet mit aller uͤbrigen Zubehoͤr,
bei den am haͤufigsten vorkommenden Roͤhren, naͤmlich mit
einer Oeffnung von 2 Zoll im Diameter laut nachstehender Berechnung 6 fl. 54
kr.
6 Stuͤck Roͤhren, á 24 kr.
2 fl. 24 kr.
Fuhrlohn wird nicht gerechnet, weil die Arbeiter die erforderlichen Roͤhren leicht auf den gehoͤrigen Plaz tragen koͤnnen,
und es wurde hierauf bei der Berechnung des uͤbrigen Arbeitslohnes Ruͤcksicht genommen. Die alten hoͤlzernen Roͤhren auszugraben,
und die neuen steinernen einzulegen und einzufuͤllen
1 – 50 –
Fuͤr Kitt und Flachs
1 –
Das Pflaster wieder herzustellen
2 – – –
––––––––
Summa
6 fl. 54 kr.
Um eine steinerne Roͤhrenleitung mit einer hoͤlzernen,
ruͤcksichtlich der darauf zu verwendenden Kosten vergleichen zu
koͤnnen, stehe hier folgende Berechnung von dieser, ebenfalls auf eine
Laͤnge von 2 Fuß, und mit einer Oeffnung von 2 Zoll im Diameter.
Eine Roͤhre von 12 Fuß kostet
1 fl. 24 kr.
Diese zu bohren
- – 20 –
Solche abzuschneiden und zu richten
- – 6 –
Fuhrlohn auf den Plaz, wo sie verlegt wird
- – 27 –
Die eiserne Buͤchse
- – 36 –
Das Einlegen und Richten
1 – 30 –
Das Pflaster wieder herzustellen
2 – – –
––––––––
Summa
6 fl. 23 kr.
Demnach kostet eine steinerne Wasserleitung in der Laͤnge von 12 Fuß 31
kr. mehr, als eine eben so lange hoͤlzerne. Jene verspricht unfehlbar
eine Dauer von 150 Jahren; diese aber muß in dem naͤmlichen Zeitraume,
wenn sonst alles gut geht, und keine besonderen nachteiligen Umstaͤnde
eintreten, 3mal erneuert werden. In diesem Zeitraum zeigt sich bei steinernen
Roͤhren, nach genannter Laͤnge, ein Gewinnst von 51 fl. 4 kr.;
welche Ersparniß muß also bei einer großen einige 1000 Fuß fortlaufenden
Wasserleitung statt finden, wobei noch der Vortheil zu erwaͤgen ist, daß
die Roͤhrenfahrt in einer so langen Reihe von Jahren nicht unterbrochen
wird. Was bisher von diesen steinernen Wasserleitungs-Roͤhren hier
gesagt wurde, beruht nicht auf oberflaͤchlich angestellten Versuchen,
sondern auf einer mehrjaͤhrigen Erfahrung.
Schon vor 10 Jahren wurden in einer Strecke von einigen 100 Fuß solche
Roͤhren eingelegt, und sie erhielten sich bis jezt im besten Zustande,
mit Ausdauer der Kaͤlte und des Frostes und eines starken Druckes vom
Wasser, ohngeachtet diese Roͤhren bei weitem nicht von der guten
Beschaffenheit sind, wie sie jezt die Fabrik liefert.
Vorraͤthe an Roͤhren hat gegenwaͤrtig die Fabrik nicht; denn
es wurde bisher nur auf Bestellung gearbeitet; aber jede Bestellung kann
befriedigt werden.
Die Masse, aus welcher die beschriebenen Brunnenroͤhren geformt werden,
kann, wie ich glaube, noch zu andern Gegenstaͤnden des Bauwesens
verwendet werden; ich will jezt am Schlusse dieses Aufsazes nur einen derselben
anfuͤhren.
Bereits vor vielen Jahren sah ich ein altes Gebaͤude niederreißen, in dem
sich sehr gut erhaltene Abtritts-Roͤhren von gebranntem Thone
fanden. Der innere Durchmesser betrug nicht mehr als 8 Zoll, und die Wand des
Cylinders mag allenfalls 1 Zoll stark gewesen seyn. Die Masse war eine Art
Steingut, aber nicht so glatt und glaͤnzend, wie das von Coblenz und
Luisensruhe.
Man weiß, daß hoͤlzerne Abtritts-Roͤhren sehr unvollkommen
sind, bald schadhaft werden, und dann dem Gemaͤuer Feuchtigkeit
mittheilen. Die Schaͤrfe des Urins frißt das Mauerwerk, und Unreinigkeit
und uͤbler Geruch entsteht in den Haͤusern. Roͤhren von
Steingut koͤnnen diese Fehler und unangenehme Folgen nicht in solchem
Grade haben; allemal aber versprechen sie eine groͤßere Dauerhaftigkeit
als die hoͤlzernen. Sie werden auch hiezu um so eher in Anwendung zu
bringen seyn, da man Roͤhren von 10 bis 12 Zoll im Diameter, und noch
weiter formen kann. In wie ferne dieser Vorschlag ausgefuͤhrt werden
koͤnne, beruht freilich noch auf Versuchen; indeß bin ich eines
gluͤcklichen Erfolges zum Voraus gewiß.
Bei dem oben gedachten alten Gebaͤude hat man beim Abbrechen desselben
bemerkt, daß die steinernen Abtritts-Roͤhren in keiner Verbindung
mit dem Gemaͤuer waren, sondern ganz frei standen, und einen starken
eisernen Ring, der in dem Mauerwerk auflag, zur Unterstuͤzung hatten.
Diese Vorsicht ist auf jeden Fall bei hoͤlzernen
Abtritts-Roͤhren nothwendig; denn wenn diese am Gemaͤuer
anliegen und nur etwas schadhaft werden, so dringt Feuchtigkeit durch, und theilt sich den
Steinen mit, was nicht geschehen kann, wenn sie um und um frei sind. Aber bei
steinernen Roͤhren wird diese Vorsicht unnoͤthig seyn.
Wenn auch die Steingutmasse bei feuchter Witterung schwizt, weil die mit
Duͤnsten angefuͤllte waͤrmere Luft sich an den kalten Stein
in Tropfen ansezt, so dringt die Feuchtigkeit doch nicht ins Innere der Masse,
die nur wenig poroͤs ist, ein; und der Frost schadet derselben weniger,
als selbst dem Marmor.
Es ist daher an ihrer Dauerhaftigkeit zu dem eben angegebenen Zweck nicht im
Geringsten zu zweifeln; und wer fuͤr mehr als eine Generation bauen will,
sollte sich eines einheimischen Fabrikats bedienen, welches Aufnahme und
Ausbreitung verdient.
Im Kunst- und Gewerbsblatt des polytechnischen Vereins in Baiern, vom 20.
Febr. 1819 Nro. 8. wird von dem Verwaltungs-Ausschuß dieses Vereins auf
die steinernen Wasserleitungs-Roͤhren des Herrn Leers zu St. Georgien bei
Baireuth aufmerksam gemacht. Aus dieser Anzeige glaube ich folgendes mittheilen
zu muͤssen.
„Die steinernen Wasserleitungs-Roͤhren wurden
fruͤher in meiner Fabrik in Gyps-Formen gefertiget. Durch
diese Formung entstanden aber auf zwei Seiten Nathen, welche sich
oͤfters, besonders bei schnellem Trocknen und Brennen, theilweis
auseinander gaben, wodurch mir immer viel Schaden wurde.
Um diesem Uebel abzuhelfen, und den Wasserroͤhren mehr Haltbarkeit zu
geben, war mein Wunsch eine Preß-Maschine zu haben, durch welche das
Rohr im Ganzen hervorgebracht, werden koͤnnte.
Da wir hier aber an mechanischen Kuͤnstlern sehr arm sind, denen ich
meine Idee zu einer dergleichen Preß-Maschine haͤtte
mittheilen koͤnnen, so war die Hervorbringung derselben sehr
schwierig und zog sich in die Laͤnge, weil nur durch ununterbrochene
Versuche im Kleinen ein Modell hervorgebracht wurde, nach welchem ich eine
große Presse bauen ließ, die aber noch vielen kostspieligen Aenderungen
gegen das kleine Modell unterworfen war.
Nun steht aber zu meiner Freude in einem eigenen Gebaͤude die große
Presse da, durch welche ein einziger Mann, ohne Beihuͤlfe, das ganze
31/2 Fuß lange Rohr, welches nach dem Brennen 3 Fuß hat, fertig, bis auf den
Buͤchsen-Absaz, welcher auch gepreßt wird, wegnimmt. Die
Roͤhren sind wie gegossen und abgedreht, dabei nun ganz dauerhaft,
weil das Rohr ganz rund ohne Zusammensaz, mit den egalsten Schieben
hervorkommt.
Die Wasserroͤhren sind nun da, schoͤn und dauerhaft, so daß sie
gewiß mit den Auslaͤndischen die schaͤrfste Untersuchung
bestehen werden, allein der Absaz fehlt, ich habe einen Vorrath von 4000
Stuͤck Roͤhren, von welchen man keinen Gebrauch macht, man
legt die hoͤlzernen Roͤhren fort, weil man damit durch viele
Abfaͤlle, durch Ausgrabung von halbverfaulten Roͤhren, durch
die immerwaͤhrenden große Legungs-Kosten, ein wollenreiches
Schaf hat, das noch oft von den Jeztlebenden geschoren werden kann.
Durch viele Kosten wurden die so nuͤzlichen Roͤhren
hervorgebracht.
Die Wasserroͤhren-Fabrik in dem Herzogthume Gotha Elgersberg
ist nicht vermoͤgend die Bestellungen gleich auszufuͤhren, und
bittet sich immer eine Lieferungs-Zeit von 1 bis 2 Jahren aus, und
meine Fabrik hat keine Bestellung, vielmehr 4000 Stuͤck
Roͤhren auf dem Lager.
Ich lasse, um die abgerichteten Menschen fort zu beschaͤftigen, noch
ein Jahr an den gepreßten Roͤhren fortarbeiten, hoffentlich wird
unter der Zeit von obenher den Baubehoͤrden aufgegeben werden, von
der allgemein als nuͤzlich anerkannten Erfindung Gebrauch zu
machen.“
Herr Stadtrath Leers klagt
uͤber Mangel an Absaz seines Fabrikats, und aͤußert den Wunsch,
daß von obenher den Baubehoͤrden aufgegeben werden moͤchte, von
der als allgemein nuͤzlich anerkannten Erfindung Gebrauch zu machen.
Jeder patriotische Baumeister, welcher Sinn fuͤr das Gute hat, wird eine
solche Erfindung benuzen, und bei jeder Gelegenheit empfehlen. Wo aber dieser
Sinn fehlt, da sollten Geseze nachhelfen, und es waͤre wirklich zu
wuͤnschen, daß unsere Bauordnungen einen Paragraphen enthielten, welcher
auf nuͤzliche Neuerungen aufmerksam, und gruͤndliche Versuche
damit zur Pflicht machte. In solchen Faͤllen kann ein thaͤtiger,
verstaͤndiger Baumeister, der alles pruͤft, und das Gute in
Anwendung bringt, zum allgemeinen Wohl sehr viel beitragen. Warum aber hat Herr
Stadtrath Leers nicht den
Preis seines Fabrikats angegeben? Ohne diesen zu wissen, kann man ja keinen
Anschlag zu einer Wasserleitung machen, und keine Vergleichung anstellen, wie
sich ruͤcksichtlich die Kosten seiner steinernen Roͤhren zu
hoͤlzernen verhalten. Vielleicht hat Herr Leers dieses in andern Blaͤttern
gethan, wovon mir jedoch nichts zu Gesicht gekommen ist.
Im Herzoglich Leuchtenbergischen Orte Schoͤnbrunn, Landgerichts Kupferberg
im Regenkreise, wurde vor einigen Jahren eine Fabrik errichtet, welche eine Art
Geschirr, wie das Coblenzer ist, liefert. Ob daselbst auch Brunnenroͤhren
verfertiget werden, weiß ich nicht, wohl aber kann ich aus Erfahrung bezeugen, daß die
nicht weit vom Fabrikorte gegrabene, und in diesem verarbeitete Erde von
vorzuͤglicher Guͤte ist, und die besten Roͤhren geben
koͤnnte.
b) Brunnenroͤhren von natuͤrlichen Steinen.
Man hat schon oͤfters Versuche gemacht, Marmor und marmorartige Steine,
harten Sandstein und Granit zu Brunnenroͤhren zu bearbeiten. Es
gehoͤren dazu Steine von besonderer Laͤnge, ohne Lagerspalten.
Dergleichen Steine aber, zuviel Marmor und Granit, sind schwer zu brechen, und
die daraus verfertigten Brunnenroͤhren werden, weil sie viele Arbeit
kosten, theuer zu stehen kommen.
Im Hesperus Nro. 23. vom Mai 1810 wird die Fabrikation solcher Roͤhren in
der Schweiz erwaͤhnt. Der Reisende, welcher von diesen
Wasserleitungs-Roͤhren in dem angefuͤhrten Blatt Nachricht
giebt, machte von Ballstatt aus, einem Flecken, der auf dem Wege von Basel nach
Solothurn liegt, mit seinem Wirth einen kleinen Seitenausflug, und sagt davon
Seite 183: „Unter andern kamen wir bei einer kleinen
Werkstaͤtte vorbei, wo ein Radwerk von einem Waͤsserchen
getrieben wird, und wo uns Mentor referirte, daß hier auch etwas zu sehen
waͤre, wenn der Besizer nicht ein Geheimniß aus seinem Mechanismus
gegen Jedermann machte, naͤmlich: Wie feste Kalk- und feine
Granitsteine zu Wasserleitungs-Roͤhren auf eine
einfachschnelle Weise ausgebohrt wuͤrden. Da wir nicht in das Innere
der Werkstaͤtte dringen konnten, so mußten wir uns begnuͤgen,
das Hervorgebrachte aus derselben zu besehen. Die Steine waren rund,
abgearbeitet, hatten den Durchmesser gewoͤhnlicher hoͤlzerner
Roͤhren, und die halbe Laͤnge derselben. Die Hoͤhlung
war eben so groß, und wie geglaͤttet, rein gebohrt etc.“
Am Schlusse seines Aufsazes druͤckt sich der Verfasser also aus:
„Haben wir nicht ganze Gebirge von marmorfestem Kalk
oder auch von festem Sandsteine? und wuͤrden unsere Mechaniker nicht
leicht Mittel finden, diese Steine mit Wasserwerken
auszuarbeiten?“
In Gegenden, wo dergleichen Steine brechen, moͤchte wohl eine Fabrik zur
Bereitung steinerner Wasserleitungs-Roͤhren anzulegen seyn, und
ich bin uͤberzeugt, daß es nicht schwer halten sollte, eine vom Wasser
getriebene Bohrmuͤhle einzurichten. Indessen muß ich bemerken, daß der
Transport fertiger Roͤhren sehr hoch zu stehen kaͤme; auch
duͤrfte manche auf einem weiten Wege zu Grunde gehen.
Die Zusammenfuͤgung dergleichen Roͤhren wird immer durch eiserne
Ringe geschehen muͤssen, oder das eine Ende der Roͤhre
muͤßte conisch zugearbeitet, und die Muͤndung der andern erweitert
werden, damit man sie einander stecken und mit Kitt versehen koͤnnte. Der
Verfasser jenes Schreibens giebt die Laͤnge der Roͤhren, welche er
in her Schweiz gesehen hatte, etwas unbestimmt an, indem er sagt, sie waren rund
zugearbeitet, hatten den Durchmesser gewoͤhnlicher hoͤlzerner
Roͤhren, eine eben so große Hoͤhlung und die halbe Laͤnge
derselben. Da nun die hoͤlzernen Roͤhren gewoͤhnlich sehr
lang gemacht werden, damit man nicht viele Anstoͤße bekomme, und da die
kuͤrzeste hoͤlzerne Roͤhre wohl nicht weniger als 12 Fuß in
der Laͤnge hat, so muͤßten jene steinernen Roͤhren
wenigstens 6 Fuß lang seyn; gewiß eine betraͤchtliche Laͤnge
fuͤr eine steinerne Roͤhre. Aber gesezt auch, daß nicht Steine von
einer solchen Laͤnge zu haben und die Roͤhren nur 3 Fuß lang
waͤren, so koͤnnte dies doch keine Hinderniß seyn, aus derselben
eine Roͤhrenleitung zusammen zu sezen.
Es sind bereits einige Jahre, daß ich eine kleine Abhandlung mit Zeichnungen
uͤber eine Maschine, womit Sandsteine zu Brunnenroͤhren
ausgehoͤhlt werden, zu lesen bekam. Diese Maschine wurde jedoch nur von
der Hand bewegt, und
sie war mehr zum Stoßen, als zum Bohren eingerichtet.
Es waͤre zu wuͤnschen, daß uͤber diesen wichtigen Gegenstand
weitere Versuche angestellt wuͤrden; auch muͤßte dem Techniker die
Mittheilung alles dessen, was hierin schon geleistet worden ist, hoͤchst
willkommen seyn.