Titel: Auszug aus dem Berichte der Central-Jury über die im Jahre 1819 im Louvre ausgestellten Erzeugnisse des französischen Kunstfleißes.
Fundstelle: Band 3, Jahrgang 1820, Nr. XXXI., S. 229
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XXXI. Auszug aus dem Berichte der Central-Jury über die im Jahre 1819 im Louvre ausgestellten Erzeugnisse des französischen Kunstfleißes. Aus den Annalen der Chemie und Physik der Hrn. Gay-Lussac und Arago. Tom. XIII. Ueber die ausgestellten Erzeugnisse des französischen Kunstfleißes. Auf Befehl des Ministers des Innern, wurde der Bericht der Zentral-Jury, welche mit der Untersuchung der im Jahre 1819 im Louvre ausgestellten Erzeugnisse franzoͤsischen Kunststeines beauftragt war, der Oeffentlichkeit uͤbergeben; er ist in 8° ohngefaͤhr 500 Seiten stark und enthaͤlt die Namen jener Fabrikanten und Kuͤnstler, welche Medaillen oder sonstige Auszeichnungen erhielten. Hr. L. Costaz, Verfasser dieses Werkes, hat es sich vorzuͤglich angelegen seyn lassen, durch kurze und dennoch sehr interessante Anmerkungen, die Fortschritte, welche in jedem Zweige der Industrie von der Ausstellung im Jahre 1806 an bis auf die von 1819 gemacht worden sind, nachzuweisen. Bei dieser wirklich muͤhvollen Ausarbeitung hatte Hr. Costaz stets die einzelnen Berichte der verschiedenen Kommissionen der Jury vor Augen. Dieß allein waͤre genug um jeden Argwohn eines eingeschlichenen Fehlers zu entfernen, wenn nicht schon au und fuͤr sich die Bielseitigkeit der Kenntnisse, das lange pracktische Leben, und die anerkannte Unpartheilichkeit des Hrn. Verfassers, hinlaͤngliche Buͤrgschaft gewahren sollten. Wir haben diese Notizen gesammelt, und werden sie nach und nach den Lesern als ein treues Gemaͤhlde des gegenwaͤrtigen Zustandes der franzoͤsischen Industrie mittheilen. Wir beginnen fuͤr jezt mit den sich auf Chemie beziehenden Artikeln. Chemische Kuͤnste und Erzeugnisse. Frankreich hat die chemischen Kuͤnste seit der Epoche, wo ihre Mutter die Wissenschaft unter den Augen dieser lebenden Generation ihre Kraͤfte so herrlich entwikelte, beinahe gaͤnzlich aus sich groß geschaffen. Die Jahre 1780 und 1790 muͤssen wir hervorrufen, um in die Presenwerkstaͤtte dieser Wissenschaft einzudringen; sie sind es, die sie zu dem Range der sicheren Wissenschaften dadurch erhoben, daß sie dieselbe auf eine unerschuͤtterliche Grundlage gestellt haben, und ihr eine erforderliche und regelmaͤßige Sprache erhellten. Von diesem Zeitraume bezogen wir beinahe lediglich vom Auslande die Alaune fuͤr unsere Faͤrbereien, die unentbehrliche Sode fuͤr unsere Glasfabriken und Seifensiedereien, eben so schwefelsaures Kupfer, schwefelsaures Eisen, Schwefelsaͤure, kurz eine Menge anderer theils als chemisches Agens oder Ingredienz noͤthigen Substanzen. Heutigen Tages liefert Frankreich alle diese Gegenstaͤnde selbst von vorzuͤglicher Guͤte und in solchem Ueberflusse, daß es andern Nationen davon abtreten koͤnnte. Es liegt ausser unserm Zwecke umstaͤndlich alle Dienste aufzuzaͤhlen, welche die Chemie seit 30 Jahren den Kuͤnsten leistete. Wir beschraͤnken uns auf einen uns naͤher liegenden Zeitraum, naͤmlich auf den von der lezten Ausstellung im Jahre 1806 bis auf den gegenwaͤrtigen Tag. Die Fortschritte, welche die Chemie in dieser Epoche gemacht hat, sind außerordentlich und merkwuͤrdig. Die Bereitung der Saͤuren und die der Salze haben sich sehr vermehrt. Ganz Frankreich wetteifert in dieser Beziehung. Das Verfahren dabei hat sich sehr vervollkommnet, und der Ankaufspreiß der Erzeugnisse ist bedeutend gefallen. Als ein Beispiel davon fuͤhren wir die Preise von der Schwefelsaͤure und der Soda an: sie sind beinahe um das 10te ihres ehemaligen Preißes gesunken. Soda. Das Verfahren Soda durch Zersezung von Meersalz (sel marin) zu erhalten, verdankt man dem verstorbenen Hrn. Leblanc; er hat die ersten Versuche im Großen gemacht; allein dem Reverbier Ofen hatte er noch nicht die geeignete Form gegeben; er erzielte daher nur unvollkommene Resultate, und erlebte es nicht aus diesem Verfahren die Grundlage eines vortheilhaften Zweiges der Industrie hervorgehen zu sehen. Hr. d'Arcet beobachtete, daß die Unvollkommenheit der Resultate von der Form des Ofens herruͤhre, und aͤnderte diese mit dem groͤßten Erfolge ab. Von dem an wurde die Bereitung der kuͤnstlichen Soda (dieß ist her Name fuͤr die aus der Zersezung des Meersalzes sich ergebenden) ein fortlaufender Industrie-Artikel. Lange wurde die kuͤnstliche Soda von Vorurtheilen verworfen; aber die Erfahrung hat sie alle niedergekaͤmpft. Bei der Ausstellung von 1806 bemerkte man, daß die Spiegelglaͤser von Saint-Gobin, die schoͤnsten, die man jezt in Europa kennt (?), aus franzoͤsischer Soda gemacht waren, welche aus Meersalz erzeugt wurdeMan vergl. die 28te Anmerk. S. 165 in diesem Hefte. Die deutsche Glasfabriken, die doch bis jezt die schoͤnste Spiegelglaͤser erzeugten, bedienen sich ausschließlich der Pottasche. D.: seit der Zeit war die Bereitung der Soda fuͤr gut gesprochen. Die Kunst diese Substanz zu erzeugen ist auf einen so hohen Grad von Vollkommenheit gebracht worden, daß sie gegenwaͤrtig ein Handelsartikel geworden ist, welcher fuͤr das Beduͤrfniß jeder andern Kunst nach den eigenthuͤmlichen Graden bereitet, abgegeben wird. Vor der Einrichtung dieses neuen Industriezweiges lieferte das Ausland beinahe allein die fuͤr unsere Kuͤnste noͤthigen Soden. Sie wurden unter dem Namen Soda von Alicante, Asche von Sizilien, egyptisches Natrum eingefuͤhrt. Heutzutage erhaͤlt Frankreich nur mehr sehr geringe Quantitaͤten von diesen SodenVorzuͤglich noch fuͤr die Adrianopolrothfaͤrbereien, fuͤr die sich troz aller Anpreisungen dann doch die durch Ausscheidung gewonnene Soda noch nicht ganz eignet, indem man mit einer von solcher Soda bereiteten schwachen Lauge keine, sich nicht leicht zersezende, gleichfoͤrmige oͤligseifige Verbindung darstellen kann. Man vergl. hiemit die Abhandlung des Hrn. Morian im 2 Bd. 1 Heft S. 68. in diesem Journale. D.. Alaun. Die Bereitung des Alauns hat sich seit der Ausstellung von 1806 sehr verbessert, und erhielt einen hohen Grad von Vollkommenheit. Allein der Gebrauch seiner Erzeugnisse hat mit den vorgefaßten Meinungen einiger Manufakturisten immer noch einen Zweikampf zu bestehen, und jedes Jahr wird eine bedeutende Menge des Alauns von Rom eingefuͤhrt. Am den Grund dieser Vorurtheile kraͤftig zu beleuchten, erachtete es die Jury fuͤr noͤthig, alle auf der Ausstellung erschienene Alaune einer genauen Untersuchung zu unterwerfen. Eine unter der besonderen Beguͤnstigung der Aufmunterungs-Gesellschaft im Jahre 1805 durch die Hrn. Roard und Thenard uͤbernommene ArbeitWir theilten diese Untersuchung in unserm neuen Journal fuͤr die Druck-Faͤrbe- und Bleichkunst im 1 Bde. S. 128 u.f. mit. D. bestaͤttigte, daß die Ursache der Verschiedenheit der Alaune in Anwendung auf Faͤrberei, von dem Verhaͤltnisse herruͤhre, in welchem sie mehr oder minder schwefelsaures Eisen enthalten. Dieser Eisenstoff ist nicht einmal immer schaͤdlich; im Gegentheil ist ein solcher eisenhaltiger Alaun fuͤr Arbeiten in Leder, fuͤr Wollenfaͤrberei, wenn man eine dunkle Farbe erzeugen will, vorzuͤglich gesucht; aber er hat dabei das Unangenehme, daß er die lebhaften und lichten Schattirungen etwas matt macht, was vornehmlich der Fall ist, wenn man ihn bei Seidenstoffen anwendet. Der Alaun von Rom enthaͤlt gar kein Eisen, oder doch nur in sehr geringem Grade, daher ihn die Faͤrber fuͤr den lezteren Gebrauch dem gewoͤhnlichen Alaune, welcher weit mehr Eisen haͤlt, vorziehen. Die Hrn. Roard und Thenard aber haben gezeigt, daß man vermittelst der Krystallisirung jede Art von Alaun ganz rein herstellen koͤnne. Nicht auf bloßem Ausspruch der Theorie beruhet die Behauptung, daß die durch eine sehr sorgfaͤltige Krystallisirung gereinigte Alaune den Alaun von Rom vollkommen ersezen. Hrn. Roard bewiesen haͤufige Versuche, die alle mit der diesem Chemiker ganz besondern eigenen Genauigkeit angestellt wurden, daß die franzoͤsischen Alaune, gut zubereitet, fuͤr die zartesten Schattirungen auf Seidenstoffe ebenso vortheilhafte als der roͤmische sind. Diese Resultate bestaͤtigt der Graf de la Boulaie-Marillac, durch seine Versuche mit den Gobelins. Er ließ, der Vergleichung wegen, mehrere Seidenbuͤschel mit Cochenille, Wau und gelben Faͤrbeholz faͤrben, und nahm zu den einen roͤmischen, zu den andern nach der Manier des Hrn. Chaptal und d'Arcet gereinigten Alaun; bei keinem dieser Buͤschel zeigte sich eine Verschiedenheit in den Farben. Essigsaͤure aus Holz bereitet. Die Bereitung der Essigsaͤure durch Verkohlung des Holzes ist eine neue Erfindung. Vor dem Jahre 1806 hatte man zwar bereits einige Versuche gemacht; aber erst in der gegenwaͤrtigen Zeit wurde das Verfahren in seinem ganzen Umfange festgestellt, und hie Anwendung desselben mit großem Erfolg eingefuͤhrt. Mehrere Kuͤnste von Belang, wie die Faͤrbereien, die Zeugdruckereien gebrauchen die Essigsaͤure unter Gestalt des essigsauren Bleies oder Eisens.Hr. Mollerat hat die Kunst, Essigsaͤure (acidum aceticum) aus Holz zu erhalten, darinn vervollkommnet, daß er dieses verkohlt: er konzentrirt diese Saͤure dergestalt, daß sie sich bei einer maͤsigen Temperatur krystallisirt, und er bringt sie in den moͤglichst reinsten Zustand, so daß die einzelnen Krystallisationen weiß und durchsichtig sind, wie Eiß vom reinen Wasser. Dadurch hat er den Kuͤnsten, die Essigsaͤure brauchen, großen Dienst geleistet. (Das Verfahren die Essigsaͤure aus der Holzsaͤure rein darzustellen, werden wir in einem der naͤchsten Hefte dieses Journal mittheilen. D.). Die Herrn Mollerat zu Pouilly (an der Gold-Kuͤste), Payen und Pluvinet haben Salmiack aus ihrer Fabrik auf die Ausstellung gebracht, welcher den auslaͤndischen ganz ersezt. Herr Jakob von Marseille hat Borax geliefert, den er aus Boraxsaͤure erzeugte: dieß ist eine neue Erfindung. Bleiweiß (feines). Unsern Bedarf an Bleiweiß lieferte groͤßtentheils das Ausland bis zur Entstehung der Fabrik von Clichy. Das Bleiweiß von dieser Fabrik ist von erster Qualitaͤt. Bei der Ausstellung wurde eine mehrere Jahre hindurch in den Conservatorium der Kuͤnste und Gewerbe aufbewahrte Tafel vorgezeigt, auf welcher das Bleiweiß von Clichy neben hollaͤndischem zu sehen war. Die eine Haͤlfte der Tafel war mit jenem, die andere mit diesem uͤberzogen. Das Bleiweiß von Clichy hatte seine Weiße unveraͤndert behalten; waͤhrend das von Holland matt geworden war, und ins Gelbe hinuͤber spielteDer Hr. Berichterstatter haͤtte uns auch sagen sollen, ob das zur Vergleichung der Guͤte gewaͤhlte hollaͤndische Bleiweiß auch reiner Bleikalk (kohlensaures Blei) gewesen ist; denn auch in Holland wird wie in allen andern Bleiweißfabriken der Bleikalk mit wohlfeilern Materialien zur Malerfarbe vermischt und das Praͤparat dadurch verfaͤlscht. Diese Verfaͤlschungs- oder wie man in diesen Etablissements sagt Prolongationsmittel sind: schwefelsaures Blei, schwere Kreide, Gyps, Kalkspat, Schwerspat, Talkerde, Thonerde u.s.w. wie sie sich durch ihre oͤrtliche Lage die Fabriken am wohlfeilsten anschaffen koͤnnen. Die Menge des Zusazes des einen oder andern der eben genannten Materialien zu dem Bleikalk richtet sich nach dem hoͤhern oder geringern Verkaufspreiß des Farbmaterials. D.. Eine zweite Tafel diente zum Beweise, daß es die Farben, mit denen es gemischt wird, besser erhaͤlt. Hr. Desmoulins, Zinnoberfabrikant, stellte Muster seines Zinnobers aus; es ist der schoͤnste, der in Frankreich bereitet wird. Hr. Rouques, d'Aby (Tarn) zeigte Pastell-Indigo vor, der dem besten indischen Indigo nicht nachgiebt. Seifen. Die Bereitung der Seife ist seit der Ausstellung von 1806 sehr vorgeschritten. Fruͤher war sie etwas ganz Fremdes in Paris. Die am meisten gesuchte Seife wird aus bisher wenig geschaͤzten Stoffen bereitetDie Wahl solcher Stoffe welche bisher wenig beachtet und gute Seife liefern, verdienen unsere ganze Aufmerksamkeit. Das Seifesieden duͤrfte bei uns sowohl in den Verhaͤltnissen der Lauge zu den Fetten, als auch im Sieden selbst auf festere Grundsaͤze zuruͤck gefuͤhrt werden, dann wuͤrden wir nicht nur bessere, sondern auch viel wohlfeilere Seife erhalten. D.. Das Verfahren dabei verdankt man dem Hrn. d'Arcet. Erzeugnisse von Nahrungs-Stoffen. Zucker. Die Verfertigung des Runkelruͤbenzuckers hatte vorzuͤglich deshalb guten Fortgang, weil derselbe wegen den starken Taxen-Auflagen fuͤr die Einfuhr des Zuckers, selbst in hohem Preise stand; nachdem aber der Abschlag oder wenigstens die Verminderung der Einfuhrzoͤlle, den auslaͤndischen Zucker mit dem in Frankreich bereiteten in Konkurrenz gesezt hatte, glaubte man, das Unternehmen aufgeben zu muͤssen, weil nun wenig Sicherheit dabei waͤre. Doch hat Hr. v. Chaptals Beharrlichkeit, und die Vollkommenheit, die er allen Theilen des Verfahrens dabei zu geben wußte, diese Kunst so sehr gehoben, daß wir hoffen duͤrfen, Frankreich koͤnne sich seinen noͤthigen Bedarf an Zucker selbst bereitenAuch bei uns in Deutschland duͤrfte die Gewinnung des Zucker aus Runkelruͤben fuͤr die Unternehmer noch mit großem Vortheil verbunden seyn, wenn die zahlreichen Erfahrungen benuͤzt und die Fabrikation auf einem hierzu geeigneten landwirthschaftlichen Lokale unternommen wuͤrde. Ist die Angabe des Hrn. Ferdinand Muͤzel in Krayn in Schlesien, welche derselbe im Allg. Anzeiger der Deutschen Nro. 101. 1819 mittheilte richtig, so duͤrfte jedem wohlhabenden Guͤterbesizer zu diesem Unternehmen zu rathen seyn. D.. Es ist entschieden, daß der aus Runkelruͤben bereitete Zucker mit dem, welchen das Zuckerrohr liefert, von gleichartiger Substanz ist. Auch hat die Erfahrung bewiesen, daß der Anbau der Runkelruͤben zur Zuckerfabrikation das Wachsthum des auf solche Felder unmittelbar hernach gesaͤeten Kornes befoͤrdere, und daß der Abfall von den Runkelruͤben ein ganz vorzuͤgliches Futter fuͤr das Vieh gebe. Ausser dem Zucker liefern die Runkelruͤbenzucker-Fabriken auch aus dem Syrup eine bedeutende Menge Brandwein, und beschaͤftigen den Winter uͤber eine große Anzahl Arbeiter. Demnach verdient in vielfacher Hinsicht dieser neue Industrie-Zweig die oͤffentliche Aufmerksamkeit und die Unterstuͤzung der Regierung. Seit 1806 hat die Kunst den Zucker zu laͤutern, große Fortschritte gemacht. Hr. Charles von Rosne wendet dabei die thierische Kohle an, wodurch die Verfertigung des Runkelruͤbenzuckers sehr erleichtert, und die Laͤuterung des Zuckers aus Zuckerrohr sehr vervollkommt wird. Gallert. Lange schon hatten Maͤnner, welche sich mit dem oͤffentlichen Wohl und der Verbesserung des Schiksales der aͤrmern Klasse beschaͤftigten, ihr Augenmerk auf die in den Knochen befindlichen Gallerte, und auf die bedeutende Menge des daraus zu erzielenden Nahrungsstoffes gerichtet. Um den Extrakt zu erhalten, machte man den Vorschlag, die Knochen durch Zerstoßen in den Zustand der Verschmelzung zu bringen, oder dazu den papininischen Topf zu gebrauchen; bald aber gab man diese Mittel wieder auf, oder brachte sie nur mit geringem Erfolg in Anwendung. Endlich schlug Hr. d'Arcet vor, durch Salzsaͤure den phosphorsauren Kalk, der einigermaßen in den Knochentheilen sich findet, aufzuloͤßen, und so die reine Gallerte, der diese Saͤure unschaͤdlich ist, darzustellen. Dieses Verfahren kroͤnte der beste Erfolg. Bei der Ausstellung sahe man Koͤpfe von Ochsen, welche, auf diese Art behandelt, noch die ganze Form des Skelettes beibehalten hattenNoch hat sich kein deutscher Chemiker ernstlich die Muͤhe genommen das Verfahren des Hrn. d'Arcet die phosphorsaure Kalkerde durch Salzsaͤure von der Gallerte auszuscheiden, zu pruͤfen und das Verfahren zur Darstellung im Großen bekannt zu machen. Es waͤre der Gemeinnuͤzigkeit des Gegenstandes wegen recht sehr zu wuͤnschen, daß sich jemand dieser hoͤchst dankbaren Arbeit unterzoͤge und das ausgemittelte Verfahren mittelst Salzsaͤure den phosphorsauren Kalk von der Gallerte im Großen mir Sicherheit abzuscheiden faßlich und verstaͤndlich mittheilte. D.. Die so aus den Knochen bereitete Gallerte dient zu mannichfaltigem Gebrauch. Verschiedenartig bereitet benuͤzt man sie zur Nahrung; auch liefert sie den besten Leim. Es hat sich gezeigt, daß diese Substanz als Nahrungsmittel angewendet sehr nahrhaft, leicht verdaulich und heilsam ist. Der Menschheit leistet demnach einen wesentlichen Dienst die Entdeckung eines Verfahrens, welches eine gesunde und angenehme Nahrung aus Stoffen bereitet, die sonst als unnuͤz weggeworfen wurden. Noch einen andern Vortheil gewaͤhrt diese Kunst dadurch, daß sie die Salzsaͤure, die in Ueberfluß in den Sodafabriken durch Zersezung des Meersalzes bereitet wird, aber nur sehr wenig Abgang hatte, in Preiß gesezt hat. Fluͤßige Nahrungsmittel. Hr. Clement hat das Verfahren, Brandwein aus Kartoffelabfaͤllen zu brennen, vervollkommnet. Seine vorgezeigten Muster von solchem Brandwein waren von vorzuͤglicher Guͤte, und trefflich der aus diesem erzeugte Anisett. Toͤpfer- und Porzellain-Waaren. Hr. Utzschneider von Saargemuͤnd (Moselle) ist Erfinder der schoͤnen, bei der Ausstellung bewunderten, gebrannten Erden. Sie ahmen den Porphyr, Agat und Jaspis im Ansehen sowohl als in der Haͤrte nach; auch in gemeinen Toͤpferwaaren hat er sehr vieles mit Erfolg geleistet. Die Verfertigung von Porzellain ist um die Mitte des 18 Jahrhunderts in Frankreich einheimisch gewordenNach Chaptal sollen sich in Frankreich sechzig Porzellainfabriken, und davon ein und zwanzig in Paris befinden. Hr. Brogniart kannte im Jahre 1808 in Paris nur fuͤnfzehn, die zusammen im Durchschnitte achthundert Arbeiter beschaͤftigten. In den Departements waren ihm die Fabriken von Fontainebleau, Limoge und Paen bekannt. Jezt befinden sich in dem Departement Haut-Vienne fuͤnf Porzellainfabriken, die mit 200,600 Fr. Unkosten 230,400 Fr. Waare erzeugen und zweihundert Menschen beschaͤftigen. Sie beziehen ihre Porzellainerde saͤmmtlich von Limoge. Die aͤlteste und vorzuͤglichste ist die koͤnigl. Fabrik zu Sevres, welche im Jahr 1769 anfing aͤchtes Steinporzellain (porcelaine dure) zu verfertigen. Die Ehre der Erfindung des Porzellain gehoͤrt wie so manche andere wichtige Erfindung den Chinesen. In Deutschland ist der Apotheckergehuͤlfe Joh. Friedr. Boͤttger aus Schleiz im Voigtland (am 4. Febr. 1682 geboren) Erfinder dieser wichtigen Fabrikazion. Im Jahre 1710 wurde durch ihn die Porzellainfabrike in der Albrechtsburg zu Meißen errichtet, und in diesem Jahre das erste europaͤische Porzellain auf der Ostermesse zu Leipzig verkauft. Die erste Tochter der Meißner Porzellainfabrike war die Wiener, welche in verbothener Liebe erzeugt wurde. Die Gesellschaft erhielt am 27. Mai 1718 von Kaiser Karl VI. ein ausschließendes Privilegium auf 25 Jahre. Pasquier, Mitgruͤnder und Besizer dieser Fabrik, mußte sie im Jahre 1744 gegen Uebernehmung von 45,459 fl. Schulden dem k. Aerar uͤberlassen, in dessen Besize sie sich dermalen noch, und zwar in einem bluͤhenden Zustande befindet. Die Porzellainfabrike zu Hoͤchst wurde im Iahte 1740 durch Mitwirkung eines Arbeiters Namens Ringler aus der Wiener Fabrike errichtet. Dieser hat das Geheimniß der Massemischung und eine Zeichnung vom Ofen dahin gebracht, und sofort aus Passauer Erde gutes Porzellain erzeugt. Diese Fabrik gieng 1795 durch den Krieg zu Grunde. Die Fabrik zu Fuͤrstenberg an der Weser wurde 1744, die zu Ludwigsburg 1758, jene zu Bruckberg im Anspachischen 1759 errichtet. Die Gruͤndung der Nymphenburger Porzellainfabrik faͤllt in das Jahr 1747. Die im Jahre 1754 zu Frankenthal in der Rheinpfalz von Ringler errichtete Fabrik wurde im Jahre 1799 mit der Nymphenburger vereinigt. Die Porzellainmanufaktur in Berlin wurde 1751 von dem Kaufman Wegeli gegruͤndet, und 1763 von der Regierung um 225,000 Thaler uͤbernommen. Die Fabriken von Florenz und Neapel sind von neuerer Entstehung. Die Porzellainfabrik in Koppenhagen entstand im Jahre 1778. Auch hat Rußland fuͤnf Porzellainfabriken, wovon die zwei großen (die kaiserl. zu St. Petersburg, und die einem Englaͤnder gehoͤrige zu Dimitrow in der Stadthalterschaft Moskwa) uͤber sechshundert Arbeiter beschaͤftigen sollen, die aber bis jezt noch keines dem auslaͤndischen gleichkommendes gutes Porzellain liefern. Die drei kleineren sind zu Riga, Sjemsk, und in Oberzahlen in Liefland. Bei dem taͤglich groͤßer werdenden Bedarf an diesen Geschirren koͤnnten noch mehrere Etablissements ihre Rechnung finden, vorzuͤglich wenn bei einer mehr oͤkonomischen Regie sich Gefaͤlligkeit in den Formen und Geschmack in der Mahlerei vereinen. D.. Diese Kunst erbluͤht recht erfreulich durch die Aufmunterung der Regierung. Anfangs betrachtete man sie hie und da nur als einen Gegenstand des Luxus; aber sie ist nun so ziemlich ins Leben getreten, und ward dadurch ein bedeutender Zweig der National-Industrie, der sich durch sich selbst erhaͤlt, und ergiebigen Handel treibt. Frankreich hat hierin entschieden die Oberhand. Ganz Europa sucht Porzellain von Sevres. Diese beruͤhmte Manufaktur, unablaͤssig bemuͤht die Arbeit zu vervollkommnen und das Verfahren zu verbessern, kann man als die Mutter der in Frankreich nun begruͤndeten Verfertigung von Porzellain betrachten. Durch ihr Beispiel treibt sie taͤglich zur Vervollkommnung dieser Kunst an. Ihre Belehrungen sind vorzuͤglich, ihre Arbeiter unterrichtet, und der Nachahmungseifer bei den verschiedenen Privatunternehmern brennend. Gegenwaͤrtig zerfaͤllt die Verfertigung des Porzellains in zwei verschiedene, fuͤr sich allein bestehende Industriezweige: der eine behandelt die unmittelbar weiß gebrannten Stuͤcke, der andere die hernach anzubringenden Verzierungen. Weißes Porzellain. Um gutes Porzellain zu verfertigen sind zwei Dinge nothwendig. 1) Muß die Masse fest seyn, d.h. sie muß den Veraͤnderungen der Temperatur, und selbst dem Anstoßen im haͤuslichen Gebrauche widerstehen. 2) Muß die Glasur nicht jenen Fehler haben, den man Aufriß (tresaillure) nennt, und der sich dadurch zeigt, daß bei der geringsten Veraͤnderung die Glasur Risse bekoͤmmt. Noch andere Eigenschaften, als z.B. die Weiße der Masse, die vollkommen reine Glasur, die Leichtigkeit des Stuͤckes, die Reinheit der aͤußern Seiten, die Feinheit und Richtigkeit der Raͤnder, gehoͤren zu einer vorzuͤglichen Bearbeitung, und vermehren die Schoͤnheit und den Werth des Porzellains. Wo indessen hieran es fehlt, da kann man die Preiße herabsezen, aber nichts kann die Fehler der Zerbrechlichkeit und der Einrisse verguͤten. Alles so verunstaltete Porzellain ist durchaus schlecht; die Kaͤufer moͤgen es zuruͤck schieben; und aus der Werkstaͤtte eines sorgsamen Fabrikanten sollte nie solches hervorgehen. Zur Zeit der Ausstellung von 1806 war die Kunst, Porzellain zu machen, vorzuͤglich den Teig dazu zu bereiten, ziemlich vorgeruͤckt; es hielt schwer, neue Fortschritte darinn zu machen; dem ohngeachtet haben sie einige Fabrikanten noch mehr vervollkommnet, sie haben die Masse noch fester gemacht, und den Formen mehr Reinheit, den Verzierungen mehr Gefaͤlliges gegeben. Nichts desto weniger ist das weiße Porzellain in seiner aͤußeren eigentlichen Guͤte merkbar gehaltiger geworden. Der Wetteifer der einzelnen Fabrikanten hat vielmehr Verminderung der Preiße bewirkt, was aber von eben so großer Wichtigkeit ist. Die Arbeiter, die mit jedem Tage sich mehr Uebung und Geschicklichkeit erworben hatten, konnten nun auch desto bessere und wohlfeilere Waare liefern; und es ist der Preiß der Handarbeit fuͤr viele Stuͤcke, namentlich fuͤr Teller, um 2/5tel gesunken, ohne Nachtheil der innern Guͤte derselben. Man bemuͤhte sich am Brennmaterials zu ersparen; nicht sowohl durch Veraͤnderung der seit 10 Jahren beinahe sich ganz gleich bleibenden Form der Oefen, als durch deren bessere Benuzung, so daß man jezt fast um 1/3 mehr Teller, als vor 10 Jahren in einen Ofen bringt, wodurch die Kosten des Brennmaterials sich auf eine groͤßere Menge von Erzeugnissen vertheilen. Das Brennmaterial kommt in Betreff des Verkaufspreißes des Porzellains vorzuͤglich in Betrachtung. Ueberall, wo der Preiß dieses Materials zu hoch ist, befinden sich die Manufakturen von weißen Porzellain in einer nicht sehr vortheilhaften Lage. Seit mehreren Jahren fuͤhlte man die Nothwendigkeit, die Ausgabe fuͤr Brennmaterial zu verringern, recht stark; dieß leitete nicht nur auf die eben genannte Oekonomie beim Brennen, sondern bestimmte auch mehrere Fabrikanten, in jenen Departements, wo Holz im Ueberfluß waͤchst, Manufakturen zu errichten, und bis in die dicksten Waͤlder die Verfertigung des weißen Porzellains zu versezen. Dieß ist auch die Ursache, daß in Paris seit 1810 die Zahl dieser Fabriken abgenommen hat; und man darf diese Verminderung nicht als einen Verfall dieser Kunst ansehen, sie ist im Gegentheil die Folge einer verstaͤndigem und den Regeln der Oekonomie abgemessenern Einrichtung des Geschaͤftes. Die Bereitung des Porzellains, die sich Anfangs blos in Paris festsezen zu wollen schien, hat sich nach und nach uͤber ganz Frankreich ausgedehnt. Paris wird jedoch immer seinen Vortheil durch die Verzierungen haben; da man nur hier und nirgend sonst alle Huͤlfsmittel zur Ausfuͤhrung in Modellen und die gesamtesten Kuͤnstler findet. Es laͤßt sich aus der gegenwaͤrtigen Bewegung und dem Gange des Geschaͤftes die Epoche voraussehen, wo das in den Manufakturen der Departements bereitete weiße Porzellain nach Paris geliefert werden wird, um dort verziert zu werden. Unter solchen guͤnstigen Umständen koͤnnen die Preiße fallen, ohne mit verminderter Guͤte der Waare verbunden zu seyn, und dadurch wird der Verbrauch des Porzellains um so groͤßer, und der Handel, den Paris und die Departemental-Staͤdte damit treiben, um so bluͤhender werden. Doch koͤnnen die Fabrikanten in den Departementen zu diesen Vortheilen nur dadurch gelangen, daß sie alle moͤgliche Muͤhe und Sorgfalt anwenden, ihren Erzeugnissen jene nothwendigen Eigenschaften zu geben, die ein gutes und schoͤnes Porzellain haben muß. Sie muͤssen sich die Schoͤnheit der Form angelegen seyn lassen. Die Jury wird ihnen dann mit der von 1806 zurufen: »Die schoͤne Form traͤgt viel zum Preiße des Porzellaines bei. In der Ausfuͤhrung kostet sie nicht mehr als die geschmacklose, oft noch weniger. Wie bedeutend auch immer die Ausgaben fuͤr Modelle von den besten Kuͤnstlern der Hauptstadt seyn moͤgen; auf die Menge der nach diesen Modellen verfertigten Stuͤcke berechnet, werden sie nicht merklich staͤrker seyn.« – Die Jury wird dabei bemerken, daß die Form der zum gewoͤhnlichen Gebrauche bestimmten Stuͤcke der Bequemlichkeit nicht nachtheilig seyn duͤrfe, daß aber durch Fleiß und Sorgfalt sich sehr leicht Bequemlichkeit und Zierlichkeit mit einander vereinigen lassenEs waͤre zu wuͤnschen gewesen, daß der Zuruf der Jury von 1806 in unsere deutsche Porzellainfabriken gedrungen waͤre; gewiß wuͤrde eine noch groͤßere Sorgfalt auf die Erreichung zweckmaͤsigerer und gefaͤlligerer Formen ihrer Gefaͤße etc. verwendet worden seyn. Daß es oft nur einer offenen Erinnerung bedarf, um Vorstaͤnde solcher Fabriken fuͤr die Vervollkommnung ihrer Fabrikate zu interessiren, davon haben wir uns auf unsere Bemerkung in dem Berichte uͤber die Frankfurter Herbstmesse von 1818 in der Allg. Zeit, uͤberzeugt, indem es sich die uns zunaͤchst gelegene Porzellainfabrike bisher mir Erfolg angelegen seyn ließ, gefaͤlligere Formen hervorzubringen. D.. Verzierung der Fayence und des Porzellains. Das Porzellain kann verschieden verziert werden. Die Hand eines geschikten Kuͤnstlers vermag die kostbarsten Mahlereien darauf anzubringen: dann aber ist der Stoff nur noch ein untergeordneter Gegenstand, und der Leinewand bei einem Gemaͤhlde zu vergleichen, deren Werth im Verhaͤltnisse zu dem Gemaͤhlde verschwindet. Arbeiten dieser Art verlangen ein ganz besonderes, ja gewissermaßen ein individuelles Talent; sie koͤnnen nicht in so vielen Erzeugnissen bestehen, daß dadurch ein fortlaufender Handelszweig gebildet wuͤrde; nebstdem gehoͤren sie auch gar nicht Mehr zu den Kuͤnsten der Industrie, deren Zweck einzig und allein ist, Mittel zur Ausfuͤhrung anzugeben, die von einer mit gewoͤhnlicher Geschiklichkeit ausgeruͤsteten Arbeiterklasse mit Erfolg ergriffen werden koͤnnen. Gut gelungene Verzierungen koͤnnen nicht wohlfeil im Preiste seyn, besonders wenn sie reine Handarbeit sind, nur allein durch ein mechanisches Verfahren gelingt es, Geschmack, richtige und sorgfaͤltige Ausfuͤhrung mit Wohlfeilheit zu vereinen. Es mag nun ohngefaͤhr 15 Jahre seyn, daß man sich in Frankreich mit dem Druck von Verzierungen auf Porcellain und Fayence beschaͤftiget. Hr. Gonord brachte zu der Ausstellung von 1806 Porzellain, auf welches durch ein mechanisches Verfahren Kupferstiche aufgedruckt waren. Bei der dießjaͤhrigen Ausstellung hat er aͤhnliche Stuͤcke vorgezeigt. Er ist dabei auf ein hoͤchst sonderbares, und nicht zu bezweifelndes Resultat gestoßen: er giebt naͤmlich eine Kupferplatte her, um Stuͤcke von verschiedener Groͤße damit zu verzieren; er dehnt oder verkuͤrzt sodann die Zeichnung nach Verhaͤltniß der Groͤße des Stuͤckes, durch ein mechanisches schnelles Verfahren, und zwar ohne die Kupferplatte selbst zu veraͤndern. Wir werden noch Gelegenheit haben, uͤber diese neue Entdeckung, welche die Graͤnzen der Kupferstecherkunst ziemlich erweitert, zu sprechenHier ist der Bericht, auf den Hr. v. Costaz sich bezieht Hr. Gonord hat eine Entdeckung gemacht, deren Ankuͤndigung das Publikum in Erstaunen sezte. Wenn man ihm eine gestochene Kupferplatte giebt, so bedient er sich derselben nach jedem beliebigen Maßstabe. Er macht sie groͤßer oder kleiner als das Muster ist, und dieß in wenigen Stunden, aber ohne irgend eine andere Platte dazu zu nehmen. Giebt man ihm z.B. eine Kupferplatte von großem Atlasformat, wie die Beschreibung von Egypten hat, so verkleinert er den Stich zu Oktavformat, ohne die Platte selbst zu veraͤndern.Die Wahrheit der Sache haben mehrere Glieder der Jury, die Hr. Gonord in seine Werkstaͤtte eingeladen hatte, bestaͤttiget. Auf ihren Bericht erhielt Hr. Gonord eine goldene Medaille. Er wendet sein Verfahren gleichmaͤsig auf alle Arten von Substanzen, auf Papier so wohl als Metalle, Porzellain etc. an.. Seit ohngefahr 10 Jahren gehen aus der Werkstaͤtte des Hrn. Legros d'Anisy Fayence und Porzellainarbeiten hervor, welche durch Druck und Stich verziert sind. Die Mahlerei auf Porzellain hat seit 25 Jahren bedeutende Fortschritte gemacht. Man verdankt sie groͤßtentheils Hrn. Dilh; er verfertigt gute Farben, und giebt sich viele Muͤhe bei ihrer Mischung. Dieser Industriezweig verbreitete sich bald ausser den Werkstaͤttendes Hrn. Dilhs; dadurch hat nun die Porzellainmahlerei eine Vollkommenheit im Colorit und in den feinen hellen Schattirungen erhalten, die sie vordem nicht hatte. Die Palette des Porzellainmahlers ist mit mehreren neuen Farben bereichert worden, unter denen wir das Gruͤn aus Chrom anfuͤhren, welches man nicht mit jenem aus Chrom fuͤr die große Ofenhize bereiteten und fuͤr einfache Faͤrberei bestimmten gruͤnen Farben verwechseln darf, von denen man Muster auf der Ausstellung von 1806 sah. Das Gruͤn von dem wir sprechen, ist eine Farbe, die fuͤr Schattirungen sehr empfaͤnglich ist, und mit welcher Landschaften so vollkommen wie mit Oehlfarben gemahlt werden koͤnnen. Ein Stuͤck Porzellain ohne alle Verzierung, ist weit mehr werth, als ein aͤhnliches mit Halbgold uͤberdecktes. Ein Fabrikant, der sich hierin einer Nachlaͤssigkeit schuldig macht, kann unmoͤglich das Zutrauen seiner Kaͤufer behalten. Die Wohlfeilheit kann einen solch groben Fehler unmoͤglich entschuldigen, und eine Manufaktur, die solche Erzeugnisse gewoͤhnlich liefert, muß nothwendig ihren Ruf verlieren und zu Grunde gehenWo bei freier Konkurrenz mehrere Etablissements bestehen; anders ist es aber bei Aerarialfabriken, wo die Liebhaber oft gezwungen sind entweder schlecht geformte Fabrikate zu kaufen oder auf diese Geschirre zu verzichten. D.. Hr. Legros d'Anisy hat bei der Vergoldung des Porzellains sehr gluͤcklich das Verfahren des Steindrucks anzuwenden versucht. Bisher war mit dem Aufdruͤcken der Vergoldung das Unangenehme verbunden, daß manche Stellen sehr unvollkommen blieben; man mußte sie entweder so lassen, oder mit der Hand nachhelfen; bei Lezterm kostete die Façon beinahe eben so viel. Bei der Ausstellung sah man porzellainene Teller, auf welchen ein Frieß in Gold breit und fortlaufend durch das oben angefuͤhrte Verfahren aufgedruͤckt war, vollkommen aͤhnlich der Handvergoldung. Ein Stuͤck dieser Art kostete sonst wenigstens 10 Franken; gegenwaͤrtig wird es um 1 Franken verfertigt. Bereitung der Farben zur Porzellainmahlerei. Ehemals bereiteten sich die Porzellainmahler selbst ihre noͤthigen Farben. Jezt macht diese Bereitung eine besondere Kunst aus, und ist ein eigener von der Porzellainmahlerei getrennter Industriezweig. Diese Trennung ist sehr vortheilhaft. Man erhaͤlt dadurch Farben, die ihrer Bestimmung mehr entsprechen, weil sie von Leuten gemacht werden, die den Effekt beurtheilen koͤnnen, wenn die damit bemahlten Stuͤcke in den Ofen kommen. Der Porzellainmahler braucht jezt nicht mehr seine Arbeit zu unterbrechen, um erst Farben anzureiben, er kann sogleich seine Palette mit allen ihm nothwendigen Schattirungen versehen. Nichts giebt wohl einen sprechendern Beweist von der Verbreitung der Porzellainfabrikation, als das Emporkommen einer Kunst, welche einzig den Zweck hat, jener die Farben zu liefernDiese Porzellain-Farbenfabriken erleichtern auch die Gruͤndung neuer Porzellainfabriken wesentlich. Auf diesen Gegenstand werden wir bei einer andern Gelegenheit zuruͤck kommen. D.. Spiegelglas. Die Spiegelglaͤser, die die Manufaktur von St. Gobin zur Ausstellung sendete, zeichnen sich alle durch eine vorzuͤgliche Behandlung und besondere Reinheit des Glases aus; sie sind zugleich von ausserordentlicher Groͤße. Diese Erzeugnisse beweisen, daß die Glasfabrik von St. Gobin, die seit langer Zeit als die erste europaͤische in Verfertigung von Spiegelglaͤsern galt, ihren Ruhm zu behaupten versteht. Die Compagnie der Manufakturen von St. Quirin (Meurthe), von Montherme (Ardennen) und von Cirey liefert Fensterglas, weißes Glas, Halbweißes, sogenannte Tisch-Glaͤser, farbige Glaͤser, Glocken uͤber Uhren, Spiegelglaͤser etc. Die Spiegelglaͤser verfertigt man in St. Quirin. Diese Fabrik, die zur Zeit der lezten Ausstellung, Spiegelglaͤser von gewoͤhnlicher Groͤße durch das Blasen erzeugte, hat jezt das vollkommnere Verfahren des Gußes gewaͤhltIn den deutschen Glasfabriken hat man von jeher die Glastafeln zu großen Spiegeln gegossen. D.. Eben diese Compagnie hat in der Glasfabrik zu Cirey die Verfertigung kleiner Spiegel nach Nuͤrnberger Art, unternommen, welche sonst allein Deutschland lieferte, wodurch bedeutende Summen außer Lands giengenSo entreißt man uns einen Industriezweig um den andern, ohne daß wir durch etwas anders einen Ersaz erhalten. Haͤtten wir indeß Freiheit des Handels und duͤrften unsere Nuͤrnberger Spiegelglaͤser frei in Frankreich eingefuͤhrt werden, so wuͤrden die franzoͤsische Fabrikanten doch wohl schwerlich mit unsern Landsleuten Concurrenz halten koͤnnen. D.. Alle Erzeugnisse der verschiedenen Fabriken dieser Compagnie sind sehr sorgfaͤltig gearbeitet; die faͤrbigen Glaͤser haben besondere Schoͤnheit. Belegung der Spiegelglaͤser. Die Belegung macht bei einiger Große des Glases wegen der noͤthigen Laͤnge der Zinnfolie, die der des Glases gleich seyn muß, viele Schwierigkeiten. Auch den Transport verzinnter Glaͤser von besonderer Groͤße begleiten mißliche Umstaͤnde; es ist schwer, denselben zu unternehmen ohne Verlezung des Stanniols, wodurch den Spiegel entstellende Flecken entstehen, denen man nur durch eine neue Ueberzinnung des ganzen Glases abhelfen kann; eine sehr kostspielige Arbeit, zu der Apparate gehoͤren, die nicht immer bei der Hand sind. Der Stanniol am Spiegel ist auch der Einwirkung der Mauer oder eines sonst feuchten Zimmers unterworfen. Hrn. Lefévre, Spiegelfabrikanten von Paris, gelang es diese Unannehmlichkeiten zu entfernen, wenigstens sie sehr zu vermindern. Er hat ein Verfahren erfunden, wodurch man ein Spiegelglas mit mehreren an einander gesezten Blaͤttern verzinnen kann. Auf diese Weise bedeckt er auch ein koch in dem Stanniol, ohne dem Spiegel einen Flecken zuzuziehen; den Stanniol aber schuͤzt er durch einen Firniß gegen den Einfluß der Feuchtigkeit. Dadurch hat er der Spiegelverfertigung einen wahren Nuzen geleistet. Krystallverfertigung. Seit langer Zeit bezog Frankreich seinen Bedarf an Krystallglaͤsern vom Auslande; heutzutage versieht es sich selbst damit. Unsere Manufakturisten in diesem Fache nehmen es mit jeder Nation hinsichtlich der Reinheit und des Werthes der Krystalle auf. Diese Kunst ist bei uns so bekannt, daß die Jury es fuͤr unnoͤthig hielt, Auszeichnungen dafuͤr zu ertheilen. Eine andere mit der Krystallverfertigung verwandte Kunst aber verdient noch besondere Aufmerksamkeit in der Aufmunterung, naͤmlich das Krystallschneiden. Tausende von Arbeitern sind damit beschaͤftigt, dem Krystall die Façettirungen und Verzierungen zu geben, die ihn so kostbar, schoͤn und gesucht machen. Der Geschmack und die gute Ausfuͤhrung hat auch diese Kunst unter uns gehoben; und sie ist ein bedeutender Handelsartikel geworden. Verschiedene Gegenstaͤnde. Hr. Lutton ist schon lange mit dem Aufsuchen eines Mittels beschaͤftigt, auf den Glasgefaͤßen, in welchen Saͤuren aufbewahrt werden, Aufschriften anzubringen, die durch die staͤrksten Saͤuren nicht vertilgt werden koͤnnen. Die Resultate seiner Bemuͤhung erwarben ihm bei der Ausstellung 1806 eine Medaille von Bronze. Gegenwaͤrtig hat er sein Verfahren noch verbessert, und Neues erdacht. Inkrustationen. Die Inkrustation auf Krystall hat sich vervollkommnet, und ist gegenwaͤrtig ein betraͤchtlicher Industriezweig. Laͤnger schon brannte man Figuren in Glas, Erden, Farben, u. dgl. ein; heutigen Tags ist diese Arbeit in der Manufaktur zu Creusot zur vollendeten Kunst erhoben worden. Die ausgestellten Gegenstaͤnde haben das Publikum sehr angezogen. (Wird fortgesezt.)