Titel: Ueber eine Vorrichtung die Kammräder mit Reifen und Kämmen von Gußeisen, statt der bisher gebräuchlichen hölzernen Kämmen zu versehen, wobei das Mühleisen und der Kumpf sammt den Spindeln, ganz von Eisen gegossen sind. Eine Erfindung des Franz Joseph Zech, Müller in Legau, k. b. Land-Gerichts Grönenbach.
Fundstelle: Band 3, Jahrgang 1820, Nr. LII., S. 385
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LII. Ueber eine Vorrichtung die Kammräder mit Reifen und Kämmen von Gußeisen, statt der bisher gebräuchlichen hölzernen Kämmen zu versehen, wobei das Mühleisen und der Kumpf sammt den Spindeln, ganz von Eisen gegossen sind. Eine Erfindung des Franz Joseph Zech, Müller in Legau, k. b. Land-Gerichts Grönenbach. Mit Abbildungen auf Tab. XXIII. F. J. Zech's Vorrichtung die Kammräder mit Reifen u. Kämmen von Gußeisen zu versehen. Herr Zech, Muͤllermeister in Legau, gab zur diesjaͤhrigen Industrie-Ausstellung des Oberdonau-Kreises in Augsburg das Modell von einer gewoͤhnlichen Malmuͤhle, bei welcher jedoch das Kammrad einen Reif mit den Kaͤmmen von Gußeisen hatte. Auch war das Muͤhleisen sammt dem Kumpf und den Spindeln oder Stoͤcken aus einem Stuͤcke von Eisen gegossen. Nach einem landgerichtlichen Attest hat Hr. Zech seine Erfindung in seiner eigenen Muͤhle, mit Vortheil ins Große ausgefuͤhrt. Das Modell wurde unter der Leitung des Mechanikers Hrn. Weisenbuch zu Groͤnenbach, von den naͤmlichen Holzarten, wie das Werk in Natura ausgefuͤhrt ist, hergestellt. Der verjuͤngte Maasstab dazu ist 1/12 des baierschen Werkfußes. Wir sind uͤberzeugt, daß diese Erfindung von vielem Nuzen in der Mechanik ist, und daher wollen wir hier eine Abbildung davon, sammt einer kurzen Beschreibung, mittheilen. Der eiserne Reif oder die Verdopplung kann Theilweise an das hoͤlzerne Kammrad angeschraubt werden, und diese besteht hier aus 6 Theilen, jeder mit 19 Kaͤmmen. Folglich hat das ganze Rad 114 Kaͤmme. Fig. 1. Tab. XXIII. zeigt das hoͤlzerne Rad und auf diesem den eisernen Reif mit den Kaͤmmen. Fig. 2. stellt einen der 6 Theile des eisernen Reifes vor. a und b sind die Schraubenloͤcher, durch welche die Schrauben zur Befestigung des Reifes an das hoͤlzerne Rad gehen. Fig. 3. ist das Muͤhleisen mit dem eisernen Kumpf. Herr Zech legte seinem Modelle folgende comparative Kosten-Berechnung uͤber ein Rad mit einem eisernen Reif Volt seiner Erfindung, und uͤber ein gewoͤhnliches Kammrad bei. I. Auf ein ganz hoͤlzernes Rad.      fl. kr. Das Eichenholz zu einem Kammrad von 62 Kaͤmmen mit 3 1/4 Zoll Schrift kostet in hiesiger Gegend     24 12 Dem Muͤhlarzt Arbeitslohn auf 15 Tage à 1 fl.     15 Das Geschirr oder der Trieb zum Kammrad       4     –––– –––– Summa     43 12 Hr. Zech schaͤzt die Gebrauchs-Dauer eines hoͤlzernen Kammrades auf 30 Jahre an, und bringt Folgendes in Ansaz:     fl. kr. In einem Zeitraume von 60 Jahren sind zwei neue Kammraͤder noͤthig     86 24 Jedes hoͤlzerne Rad muß alle zwei Jahre ein mal neu gekaͤmmt werden, und dazu ist ein Aufwand von 4 fl. noͤthig; folglich in 60 Jahren   120 Denn sind in 60 Jahre 40 Triebe oder Geschirre noͤthig à 1 fl. 20 kr.     53 20   –––– –––– Summa, welche auf ein hoͤlzernes Rad in 60 Jahren zu verwenden ist   259 44 II. Auf ein Rad mit einem Doppel von Gußeisen.     fl. kr. Eichenholz fuͤr das Rad   13 6 Arbeitslohn dem Muͤhlarzt 4 Tage à 1 fl.     4 An Gußeisen zu einem 114 kaͤmmigen Doppel bei einer zweizoͤlligen Schrift 336 Pf. à 6 kr.   33 36 12 eiserne Schrauben zur Befestigung des Eisens à 20 kr.     4 Das Geschirr oder Trieb von gegossenem Eisen à 20 Pf. à 6 kr. = 2 fl. Dergleichen Triebe sind in 60 Jahren 6 nothwendig, folglich   12   –––– –––– Summa   66 42 Ein solches Rad dauert bestimmt 60 Jahre, und nach Verlauf dieser Zeit ist alles Gußeisen zu verkaufen 440 Pf. à 3 kr   22   –––– –––– Summa auf ein Rad mit einem Reif von Gußeisen   44 42 Zu einem ganzen Rad gehoͤren inclus. der Triebe 456 Pf.; 16 Pf. aber sind als Abgang anzunehmen. Nach dieser Berechnung werden in 60 Jahren, bei einem Rad mit einem eisernen Reif, gegen ein gewoͤhnliches hoͤlzernes 215 fl. 2 kr. erspart. Ausser diesem Nuzen giebt Hr. Zech noch folgende Vortheile an: Bei gleichen Verhaͤltnissen, das heißt bei gleicher Wassermenge und gleichem Gefaͤlle, koͤnnen in gleichem Zeitraume, bei einem Werk, dessen Kammrad eine eiserne Verdopplung und einen eisernen Kumpf hat, und bei einer Schrift von 2 Zoll 2/5 mehr Getreid vermahlen werden, als bei einem Werk von gewoͤhnlicher Art. Dabei behauptet Hr. Zech, daß, wenn bei sehr wenig Aufschlagwasser die Schrift nur 1 1/2'' weit gemacht, die Haͤlfte mehr Getreid gemahlen werden kann, als auf einer gewoͤhnlichen Muͤhle. Zu den angezeigten Vortheilen gesellt sich noch der, daß die mit eisernen Reifen versehene Kammraͤder den Reparaturen der gewoͤhnlichen nicht unterworfen sind. Der Zeitverlust bei ganz hoͤlzernen Kammraͤdern wird auf folgende Art berechnet: 30 Tage gehen verlohren, waͤhrend zwei ganz neue Kammraͤder gemacht werden muͤssen, naͤmlich in einem Zeitraͤume von 60 Jahren. Zur Ausbesserung der Kaminen und Geschirre jaͤhrlich     2 Tage. Auf unvorhergesehene Reparaturen am Getrieb jaͤhrlich     3   – –––––––– Summa     5 Tage. und diese auf 60 Jahre berechnet, thut 300 Tage. –––––––– In Summa 330 Tage, innerhalb welcher Zeit die Muͤhle muͤßig stehen muß. Dabei ist noch zu bemerken, daß das eiserne Rad, ruͤcksichtlich des Einschmierens mit Schweineschmalz, nicht mehr Kosten verursacht, als ein hoͤlzernes. Ferner verdient angemerkt zu werden, daß man den eisernen Trieb hoͤher stellen und wenden, und auf solche Weise 4 mal benuzen kann. Der Vortheil, den die Erfindung des Hrn. Zech gewaͤhrt, besteht nebst einer großen Dauerhaftigkeit auch darin, daß die Schrift oder Theilung nur 1 1/2 bis 2 Zoll weit werden darf, wodurch ein schneller Umlauf des Steines hervorgebracht wird. Wenn sich aber bei einer zu großen Geschwindigkeit des Laufers, das Getreide zu sehr hitzen sollte, so kann man dem Steine durch einen groͤßern Diameter mehr Schwere geben, und somit eine groͤßere Flaͤche zum Vermahlen des Getreides erlangen. Dann hat der Laufer zwar weniger Geschwindigkeit, aber dennoch ist der Effekt der Muͤhle groͤßer. Ein Rad mit einer so kleinen Schrift bedarf weniger Aufschlagwasser, als ein hoͤlzernes Kammrad mit einer großen Theilung. Daher koͤnnen dergleichen Raͤder mit eisernen Reifen und Kaͤmmen bei allen Werken, welche wenig Wasser haben, mit Vortheil angewendet werden. Eisernen Kaͤmmen und Triebstoͤcken muß man sogleich die richtige Form geben, weil sie sich nur langsam einreiben. Ohne die richtige Abrundung der Kaͤmmen wuͤrde die Maschine lange Zeit nicht die bestmoͤgliche Wirkung thun. Formt man die Kaͤmme nach einer Cycloide; (weil es Seiten-Kaͤmme sind; Kaͤmme eines Stirnrades sollten eine Epicycloide erhalten) so wird die ganze Maschine eine sanfte gleichfoͤrmige Bewegung erhalten. Dergleichen Reife mit angegossenen Kaͤmmen, sind bei allen Maschinen, welche Getriebe noͤthig haben, vortheilhaft anzuwenden, denn durch sie wird der Effekt, so wie die Dauerhaftigkeit der Maschine vergroͤßert. Auch Stirnraͤder kann man auf diese Art einrichten; nur wird dann der Reif etwas staͤrker gemacht werden muͤssen. Bei dem Nuzen, den diese wohlfeile und dauerhafte Vorrichtung gewaͤhrt, wird sie bald Nachahmung finden. Das Modell dieser Muͤhle kann man in der Wohnung des Herausgebers dieses Journals ansehen.