Titel: Ueber die Darstellung und Anwendung des oxydirt salzsauren- oder Chlorin-Kalk.
Autor: Dr. phil. Johann Gottfried Dingler [GND]
Fundstelle: Band 3, Jahrgang 1820, Nr. LVI., S. 408
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LVI. Ueber die Darstellung und Anwendung des oxydirt salzsauren- oder Chlorin-Kalk. Vom Herausgeber. Mit Abbildungen auf Tab. XVII. Dingler über die Darstellung und Anwendung des Chlorin-Kalk. Der oxydirt salzsaure Kalk (Chlorin-Kalk) macht gegenwaͤrtig einen wichtigen Gegenstand in den Druckereien und Bleichereien aus; es wird daher vielen unserer Leser die Mittheilung einer einfachen Darstellungsart desselben angenehm seyn. Die Gewinnung des oxydirt salzsauren Kalks kann durch mehrere Verfahrungsarten erzielt werden. Der foͤrdernste Weg ist, den oxydirt-salzsauren Kalk trocken darzustellen, auch hiezu hat man mehrere Vorrichtungen, unter welchen wir die Nachstehende als die beste mittheilen. Als Entwiklungs-Apparat des oxydirt salzsauren Gases, um solches an den Kalk zu binden, bedient man sich am besten derjenigen großen Glasballons, in denen das englische oder franzoͤsische Vitrioloͤl (Schwefelsaͤure) versendet wird; die man sich, wenn man keinen Vorrath hat, zu diesem Zwecke auf einer Glasfabrike anfertigen lassen kann. Zur Aufnahme und Erwaͤrmung dieses Ballons braucht man ein Sandbad, wozu man sich, statt der Sandkapellen, gegossener eiserner oder von Eisenblech gefertigter Kesseln bedient, wie wir dieses in der vorstehenden Abhandlung bereits angefuͤhrt haben. Die noͤthige Vorrichtung zu diesem Praͤparate besteht in folgenden auf Tab. XVII. abgebildeten Gegenstaͤnden: A einen von gebrannten Steinen erbauten Ofen mit einem Feuerheerd und Aschenloch. B einem eisernen Kessel. C einem Glasballon. D einem irdenen oder steinernen Hafen. E einer Glasroͤhre. f einer doppelschenklichen Glasroͤhre. g einem Retortenhals und h einem glaͤsernen Trichter. Bei einem großen Bedarf von oxydirt-salzsaurem Kalk muß man den Apparat vervielfaͤltigen. In einen solchen Glas-Ballon bringt man eine Mischung von 32 Pfund Kochsalz und 14 Pfund vom besten und aufs feinste gestoßenen Braunstein (Mangan). Es ist gut, wenn diese Mengung noch besonders zusammengestoßen wird, um die moͤglichste Menge von oxydirter Salzsaͤure (Chlorin) daraus zu entbinden. Der mit dieser Mischung gefuͤllte Ballon C. Tab. XVII. wird in dem Kessel B auf etwas trocknen Flußsand gestellt, worauf auch die Seitenwaͤnde mit solchem trocknen Sand umschuͤttet werden. Man sticht nun mit einem Stock eine Oeffnung durch die Mischung bis auf den Boden des Glasballon C, und steckt hierauf eine ungefaͤhr drei Schuh lange und einen halben Zoll weite Glasroͤhre e bis auf dessen Boden. Mit dem Hals dieses Ballon verbindet man eine doppelt schenkliche Glasroͤhre f, welche in den Retortenhals g des mit Kalkmehl gefuͤllten Gefaͤßes D geht. Der Hals des Ballons sowie der des aus dem Kalkgefaͤß D hervorragenden Retortenhalses g wird nun mit KittEinen hiezu vorzuͤglich geeigneten und gut bindenden Kitt bereitet man sich aus Kalkmehl mit Bleioxyd gekochtem Leinoͤl (sogenanntes Trockenoͤl oder Leinoͤlfirniß) und etwas zerschnittenem Werg oder Kaͤlberhaare, welches man zu einer dicken Masse zusammen knetet und dann mit einem schweren Hammer zu einer zaͤhen Masse schlaͤgt. Je aͤlter diese angegebene Kitte wird, und je fleißiger sie geschlagen wird, desto bindender ist sie. Auch kann der schon gebrauchte trockne Kitt durch Klopfen und Vermengen mit ungebrauchtem wieder benuzt werden. umlegt, und die verkittete Stelle mit einer im Wasser erweichten Blase dicht umwunden, und hierauf mit Bindfaden verbunden. Durch die Eingußroͤhre a wird nun mittelst eines Glastrichters h in den Ballon (in Zwischenraͤumen von 6 bis 8 Stunden) auf 3 mal die erkaltete Mischung von 21 Pfund franzoͤsischer Schwefelsaͤure (Vitrioloͤl) und 22 Pfund Wasser gegossen. Nach Verlauf von 24 Stunden wird, um das Sandbad zu erwaͤrmen, unter dem Kessel D ein schwaches Kohlenfeuer gemacht, das man 24 Stunden lang unterhaͤlt, und dann nach und nach so verstaͤrkt, daß der Inhalt des Ballons beinahe zum Sieden kommt. Man laͤßt nun den Apparat noch 12 Stunden stehen, in welcher Zeit sich das oxydirt-salzsaure Gas entbindet, und mit dem in dem vorgesezten Gefaͤß befindlichen Kalkmehl unter betraͤchtlicher Waͤrmeentwikelung zu oxydirt salzsaurem Kalk verbindet. Ist das Kalkgefaͤß groß genug, so daß der darinnen enthaltene Kalk nur zum Theil mit Chlorine neutralisirt wird, dann kann man, um eine groͤßere Quantitaͤt moͤglichst gut gesaͤttigten oxydirt salzsauren Kalk zu erhalten, noch eine solche Portion salzsaures Gas oder Chlorine hiezu entbinden, ohne daß man noͤthig hat den Topf auszuleeren, und mit Kalkmehl frisch zu fuͤllen. Den zu diesem Fabrikat bestimmten Kalk muß man vor seiner Anwendung in ein feines Pulver verwandeln. Zu diesem Behuf besprengt man einen Haufen frisch gebrannten Kalk mit so viel reinem Wasser, daß er zu einem feuchten Pulver zerfaͤllt, an welches man nach dem Erkalten noch so viel Wasser arbeitet, daß der Kalk ziemlich feucht wird, ohne sich jedoch zusammen zu ballen. Man laͤßt nun dieses Kalkpulver durch ein Drathsieb laufen, um es von den noch nicht zerfallenen Kalkstuͤcken zu trennen. Auch kann man hierzu auch an der Luft zerfallenen Kalk verwenden, der zu diesem Gebrauche noch befeuchtet werden muß. Dieses Befeuchten ist darum nothwendig, damit das oxydirt salzsaure Gas sich leicht an den Kalk binden, um so auf diesem Wege vollkommen oxydirt salzsauren Kalk zu erhalten. Das Gefaͤß, in dem die Verbindung des oxydirt salzsauren Gases mit dem zerfallenen Kalk geschieht, kann entweder ein großer irdener oder steinzeugener Topf, oder ein verhaͤltnißmaͤsig großer hoͤlzerner mit Metallreifen gebundener Kuͤbel seyn. Die Toͤpfe von Steingut verdienen aber vor allen den Vorzug. Um das Ganze geschikt vorzurichten, verfaͤhrt man wie folgt: den weiteren Theil eines glaͤsernen Retortenhalses, der lange genug ist, daß sein engerer Theil noch etwas aus dem Gefaͤße herausrage, stellt man in die Mitte des Gefaͤßes, so daß er auf dem Boden aufsteht. Man umschuͤttet diesen Retortenhals mit so viel Kalkmehl, bis das Gefaͤß beinahe voll ist, das man hierauf maͤsig stark mit den Haͤnden niederdruͤckt, damit es eine dichtere Lage bekommt, worauf man den leeren Raum wieder mit feuchtem Kalkmehl nachfuͤllt. Dieses Einfuͤllen und Niederdruͤcken waͤhrt so lange, bis das Gefaͤß zu einer gleichen Oberflaͤche gefuͤllt ist. Wenn waͤhrend der Operation das Kalkmehl durch die starke Waͤrme, die beim Zusammentritt der Chlorine mit dem Kalk frei wird, Risse bekommen sollte, durch welche das oxydirt salzsaure Gas ungestoͤrt ausstroͤme, so gießt man auf diese Stelle etwas Wasser, und streicht einen mit Wasser angeruͤhrten, dicken Kalkbrei daruͤber. Sollte diese Decke von Kalkbrei bei dem Trocknen auch Risse bekommen, dann verstreicht man diese nochmals mit Kalkbrei, und druckt eine Lage feuchtes Kalkmehl darauf. Nach beendigter Operation findet sich der mit Chlorine gesaͤttigte Kalk im untern Theil des Gefaͤßes, wo das aus dem Entbindungsballon durch den Retortenhals heruͤbergeleitete Gas mit dem Kalke zunaͤchst in Verbindung tritt. Man trennt den nicht vollkommen gesaͤttigten von dem brauchbaren Kalk, welchen leztern man an Farbe, Zusammenhang, leichtern Zerfließbarkeit, reinen, scharfen nicht bittern Geschmack u.s.w. leicht unterscheiden kann. Den gesaͤttigten oxydirt salzsauren Kalk verwahrt man in guten steinernen Toͤpfen, welche man sorgfaͤltig verschließt, bis zum Gebrauche auf; den andern nimmt man zu einer folgenden Bereitung des oxydirt salzsauren Kalk. Bei Anwendung des leztern hat man Sorge zu tragen, daß die Stuͤcke oder die zusammenhaͤngenden Theile gehoͤrig verkleinert werden, weil sie sich sonst nicht mit Chlorine saͤttigen koͤnnen, indem das Gas die festen Stuͤcke nicht durchdringt. Vernachlaͤssigung dieser Sorgfalt zieht oft den unangenehmen Fall nach sich, daß das Fabrikat durch ungesaͤttigten Kalk unbrauchbar gemacht wird. Zur Darstellung des fluͤssigen, oxydirt salzsauren Kalk giebt es mehrere Methoden, wovon wir hier diejenigen mittheilen, welche wir fuͤr die Ausfuͤhrung im Großen am geeignetsten gefunden haben. Zur Entwikelung des oxydirt salzsauren Gases oder der Chlorine fuͤr den fluͤssigen Chlorinkalk bediene man sich gleichfalls der Glasballons, und derselben Vorrichtung, welche wir Seite 401 beschrieben, und auf Tab. XVII. abgebildet sind. Mit dem Entwikelungsballon bringe man das Faß Fig. 3. Tab. XVII. mit einer glaͤsernen Doppelschenkelroͤhre unmittelbar in Verbindung. Die uͤbrige Vorrichtung des Apparats geschieht eben so, wie wir diese zur Bereitung der fluͤssigen Chlorine in der vorstehenden Abhandlung Seite 401 beschrieben haben. Hier bleibt jedoch die die Mittelflasche (Fig. 2.) weg, weil das mit der Chlorine allenfalls uͤbergehende Eisen- oder Manganoxyd durch den Kalk ausgeschieden, und das Fabrikat fuͤr die technische Zwecke dadurch nicht verunreinigt wird. Das Faß (Fig. 3.) wird etwas uͤber zwei Drittheile mit Kalkmilch (eine Mengung von einem Theil Kalk und neun Theilen Wasser) angefuͤllt, und die Operation nun eben so wie zur fluͤssigen Chlorine geleitet. Da der in der Fluͤssigkeit befindliche Kalk nicht ganz neutralisirt wird, so leitet man das Gas von noch einer Operation hinzu. Besser ist es, wenn man aus zwei Gasentwiklungsvorrichtungen, wo von beiden Entwiklungsballons die glaͤserne Doppelschenkelroͤhren in die weitere Oeffnung l des Bleirohrs zusammen kommen. Den fluͤssigen, oxydirt salzsauren Kalk laͤßt man durch einen Hahnen zum Gebrauche ab. Ein anderes Verfahren ist, wenn man mit dem Entwiklungsballon statt der Mittelflasche Fig. 2. einen weithalsigen Ballon mit einer Doppelschenkelroͤhre, dessen laͤngere Roͤhre, welche bis auf den Boden des Ballon reicht, verbindet. Wenn in den Entwiklungsballon die Eingußroͤhre und die Doppelschenkelroͤhre gut eingekittet und mit Blase und Bindfaden luftdicht verbunden sind, dann fuͤllt man den Vorlagballon bis zur Haͤlfte mit Kalkmilch, und gießt dann einen Theil der verduͤnnten Schwefelsaͤure durch die Roͤhre h in den Gasentwiklungsballon. So wie sich lebhaft Gas entwikelt, dann fuͤllt man den bereits halbgefuͤllten Vorlagballon beinahe ganz voll mit Kalkmilch. Mit diesem Ballon bringt man nach einiger Zeit einen zweiten Vorlagballon mit einem Doppelschenkelrohr in Verbindung. Zwischen die beiden Roͤhren h und k wird wie bei Fig. 2. eine Zwischenröhre i, welche auf den Boden des Ballon ragt, gesteckt, die Oeffnung des Ballons zwischen den Glasroͤhren mit Kitt sorgfaͤltig ausgefuͤllt, und durch Umwiklung naßgemachter Blase mit Bindfaden luftdicht verbunden. Der zweite Vorlagballon wird nun auch mit Kalkmilch gefuͤllt, und mit diesem ein mit Kalkmehl gefuͤllter Topf, durch eine Doppelschenkelroͤhre in Verbindung gesezt, wie dieses bei der Bereitungsart des trocknen Chlorin-Kalks statt findet. So vorgerichtet wird zwischen die beiden Verbindungsroͤhren des zweiten Vorlagballons eine Glasroͤhre i wie bei Fig. 2., welche auch hier bis an den Boden ragt, gesteckt, und dann der Ballon luftdicht verkittet. Das weitere Eingießen der Saͤure zur Entwiklung des Gases, so wie die Feuerung und Beendigung der Operation geschieht, wie bei der Bereitung der fluͤssigen Chlorine S. 401, das oxydirt salzsaure Gas, das von der Kalkmilch in den beiden Vorlagballons nicht aufgenommen wird, geht in den damit in Verbindung stehenden Topf, und verbindet sich hier mit dem feuchten Kalkmehl, wo man neben dem fluͤssigen, oxydirt salzsauren Kalk auch etwas trocknen erhaͤlt. Den Topf mit dem Kalkmehl pflegt man mehrere malen vorzulegen, ehe man den gesaͤttigten trocknen oxydirt salzsauren Kalk von dem nicht gesaͤttigten abscheidet. Die Mittelroͤhre i, welche mit eingekittet wird, hat neben der Beseitigung der Gefahr waͤhrend der Operation auch noch den Vortheil, daß man durch sie, wenn die Gasentwiklung langsam geht, den durch Mangel an Erschuͤtterung auf den Boden sich sezenden Kalk durch Einblasen mit dem Mund wieder mit der Fluͤssigkeit in Mischung bringen kann. Die Hauptanwendung des auf trocknem Wege bereiteten oxydirt salzsauren Kalk findet dermalen hauptsaͤchlich in den Kattundruckereien, und namentlich zum theilweisen Entfaͤrben der mit Zitronen- oder Kleesäure vorgedruckten adrianopelroth gefaͤrbten Callicos statt. Fuͤr dieses Fabrikat wendet man den in Wasser geloͤsten, oxydirt salzsauren Kalk von einer Staͤrke zu 6 Grade nach Beks Areometer (1,036 spez. Gew.) an. Auch muß die Fluͤssigkeit zu diesem Behuf ziemlich neutral seyn. Die Fuͤhrung und Unterhaltung einer solchen Entfaͤrbungskuͤpe findet man in den am Schlusse dieser Abhandlung angezeigten Abhandlungen. Zum Entfaͤrben der weiß zu bleichenden Stellen in krapproth gefaͤrbten Callicos bedient man sich auch des auf trocknem Wege bereiteten oxydirt salzsauren Kalks. Zu diesem Behuf loͤst man drei Theile gut gesaͤttigten Kalk in 97 Theilen Wasser auf, und haspelt in dieser schwachen oxydirt salzsauren Kalkfluͤssigkeit die krapproth gefaͤrbten Callicos, welche man vorher in einem saͤuerlichen Kleien-Dinglers neues Journal fuͤr die Druck-, Faͤrbe- und Bleichkunde. I Bd. S. 279. oder ErbsenbadEbds. S. 280. gereinigt hat, so lange hin- und wider, bis die in Grund geschlagene farbige Theile verschwunden, und diese Stellen vollkommen weiß erscheinen. Dieses Entfaͤrben der in weißen Grund geschlagenen Stellen kann aber nur bei solchen Farben angewendet werden, die Thonerde oder eine andere Erde zur Affinitaͤts- und Bindungsbasis haben, wo sich die Farben in diesem Bade noch rosiren oder schoͤnen; bei Farben aber, die als nuͤanzirendes Bindungsmittel eine Metallbasis haben, wie z.B. Eisenoxyd, Zinnoxyd u.s.w., da kann der Chlorinkalk nicht als Entfaͤrbungsmittel der in Grund geschlagenen, ungedruckten Stellen angewendet werden, weil sich die Metallbasen mit der Chlorine schnell oxydiren, und zwar in einem so hohen Grade (Hyperoxyde), daß sie in diesem Zustande die an sie gebundenen Pigmente selbst schnell zerstoͤren. Zum Bleichen der weißen Baumwollengespinnste- und Gewebe ist der auf nassem Wege bereitete, oxydirt salzsaure Kalk ein vortreffliches Mittel, weil man mit diesem weniger als mit dem, der Lauge beschwerlich fallenden, an Wasser gebundenen oxydirt salzsauren Gas belaͤstigt wird. Ehe man dieses Fabrikat zum Bleichen in Anwendung bringt, muß man die zu bleichenden Baumwollenfabrikate vorhero denselben Reinigungsoperationen unterwerfen, wie solche in der vorhergehenden Abhandlung S. 397 u. f. angegeben sind. Nach diesem bringt man sie in ein schwaches oxydirt salzsaures Kalkbad (das aus zehn Theilen fluͤssigem, oxydirt salzsaurem Kalk und neunzig Theilen Wasser zusammengemischt ist), und laͤßt sie hierinnen 24 bis 36 Stunden liegen. Nach dieser Zeit nimmt man die Baumwollenfabrikate heraus, windet sie leicht aus, und wirft sie dann in ein schwaches saures Wasser, das aus einem Theil konzentrirter Schwefelsaͤure (Vitrioloͤl) und 70 Theilen Wasser zusammengemischt ist, in welchem man sie 6 Stunden liegen laͤßt, worauf man sie am Bache gut auswascht, und dann wie S. 404 angegeben, in einer schwachen Lauge auskocht, u.s.w. Die gebrauchte oxydirt salzsaure Kalkfluͤssigkeit kann noch einige malen zu demselben Zweck verwendet werden, wenn sie einen frischen Zusaz von staͤrkerer Bleichfluͤssigkeit erhaͤlt. Leinene und baumwollene Zeuge, welche durch oͤfteres Waschen oder langes Liegen eine gelbe Farbe angenommen, und durch Waschen mit Seife und Wasser nicht leicht wieder weiß gebracht werden koͤnnen, kann man auf folgende Art wieder vollkommen weiß darstellen. Man uͤbergieße die weiß zu machenden Gewebe in einem reinen hoͤlzernen Gefaͤße mit einer kochenden Lauge (aus einem Pfunde Pottasche und 24 Pfunden Wasser) und lasse sie darinnen 24 Stunden liegen. Man nehme sie nun heraus, winde sie leicht aus, und lege sie in eine schwache klare oxydirt salzsaure Kalkfluͤssigkeit (aus fuͤnf Theilen fluͤssigem, oxydirt salzsaurem Kalk, und 45 Theilen reinem Wasser), in welcher man sie 24 Stunden oder so lange liegen laͤßt, bis sie voͤllig weiß zum Vorschein kommen. Die Zeuge werden nun am Fluße recht gut gereinigt, dann noch in Seifenwasser gewaschen, so fort in reinem Wasser ausgewaschen und getrocknet. Uebergießt man im Winter einen Theil gut gesaͤttigten und frisch bereiteten trocknen, oxydirt salzsauren Kalk mit zwei Theilen Alkohol, und stellt das gut verschlossene Gefaͤß um die sonst erfolgende Erhizung zu vermeiden, in eine mit Eis und Salzwasser gefuͤllte Schuͤssel, so entwikelt sich etwas oxydirte Salzsaͤure, deren Geruch sich aber nach 24 Stunden verliert, und das Ganze den des Salzaͤthers annimmt. Bei Beobachtung des Einwirken des Alkohol auf den Chlorin-Kalk nimmt man die naͤmlichen Erscheinungen wahr, welche beider Bereitung des Salpeteraͤther durch stetes Aufgießen von Alkohol auf uͤber konzentrirter Salpetersaͤure stehendem Wasser statt finden, und es scheidet sich hier etwas leichte Chlorinnaphta wie dort Salpeternaphta ab. Zieht man die Fluͤssigkeit durch Destillation ab, so erhaͤlt man den reinsten Salzaͤther. Bringt man in eine Glasretorte einen Theil frisch bereiteten trocknen, oxydirt salzsauren Kalk mit vier Theilen Alkohol, kittet daran eine Vorlage, und destillirt nach 24 Stunden bei einem maͤsigen Feuer, wobei das Sandbad nur auf 60 Grad Reaum. erwaͤrmt werden darf, das Fluidum ab, so erhaͤlt man versuͤßte Chlorine, der jenen aus einer Mengung von Mangan, Salz, Schwefelsaͤure und Alkohol destillirt durch Geschmack und andere Eigenschaften wesentlich uͤbertrifft. Auf diese Erzeugnisse werden wir in der Folge nochmals zuruͤckkommen. Der trockene, oxydirt salzsaure Kalk ist auch ein treffliches Mittel um Zimmerluft zu verbessern; auch eignet sich derselbe vorzuͤglich zu reinen oxydirt salzsauren Gasraͤucherungen, wo man zu lezterem Zweck weiter nichts zu beobachten hat, als denselben mit sehr verduͤnnter Schwefelsaͤure zu uͤbergiesen, oder mit gestoßenem uͤbersauren schwefelsauren Kali zu vermengen. Mehreres uͤber den oxydirt salzsauren Kalk findet sich in folgenden Abhandlungen: Doͤbereiner uͤber halogenirte und oxyhalogenirte Alkalien und Erden, in Schweiggers Journal fuͤr Chemie und Physik 3 B. 4 Hft. S. 373. Ueber den oxydirt salzsauren Kalk, von Joh. Dalton. Uebersezt aus Thomsons Annals of Philosophie Bd. 1. S. 15 in Schweiggers Journ. f. Ch. u. Ph., Bd. X. Hft. 4. S. 445. u. in Dinglers neuem Journal fuͤr die Druck-, Faͤrbe- und Bleichkunde. Bd. 1. Hft. 3. S. 291. Beitrag zur naͤhern Kenntniß der Eigenschaften der oxydirt salzsauren (halogenirten Alkalien) von Doͤbereiner, in Schweiggers J. f. Chem. u. Phys. Bd. IX. Hft. 1. S. 12. u. in Dinglers n. J. f. d. D., F. u. B. Bd. 1. Hft. 3. S. 307. Ueber die in England gebraͤuchliche Methode leinen- oder baumwollenen Tuͤchern, die vorher tuͤrkisch roth gefaͤrbt sind, bestimmte weiße Muster zu geben, v. Jonas Thomson. Mit Anmerkungen von Dingler, ebds. Bd. 1. Hft. 3. S. 282. Dingler, uͤber die Gewinnung des oxydirt salzsauren Kalkes im Großen, nebst Abbildung einer sehr bequemen Geraͤthschaft, ebds. S. 321. Dinglers Beschreibung und Abbildung eines bleiernen Apparates zur Darstellung des oxydirt salzsauren Kalkes, ebds. Bd. 2. Hft. 1. S. 29. Verfahren zur Darstellung der Merinos, ebds. Bd. 3. Hft. 2. S. 209. Merinos mit Doppel- oder Zweiroth, ebds. Hft. 3. S. 476. – Dinglers Abbildung und Beschreibung eines Apparates zur Bereitung des oxydirt salzsauren Kalks im Großen, ebds. Bd. 4. Hft. 4. S. 413. Derselbe uͤber die Darstellung der doppelrothen Merinos, im Magazine fuͤr die Druck-, Faͤrbe- und Bleichkunst. Bd. 3. S. 1. u. f. Kurrer und Dingler uͤber die Darstellung der Merinos u.s.w. in Bancrofts neuem englischen Faͤrbebuch. Bd. 2. S. 474 u. f.