Titel: Ueber den Bau der Turnips.
Fundstelle: Band 4, Jahrgang 1821, Nr. IX., S. 82
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IX. Ueber den Bau der TurnipsBrassica Rapa Linn. A. d. Uebers.. Von Georg Webb Hall, Esq. Aus den Communications of the Board of Agriculture in Tilloch's Philosoph. Magaz. et Journal. August 1820. N. 268. S. 137. Georg Webb Hall über den Bau der Turnips. Nachdem ich den Auftrag des Buͤreau des Ackerbaues erfuͤllte, »alles was in den verschiedenen Berichten und Mittheilungen an das Buͤreau uͤber den Bau der Turnips Lehrreiches enthalten ist, zusammen zu ziehen« und einen allgemeinen Ueberblick zu geben, damit das Verfahren bei diesem hoͤchst interessanten und wichtigen Zweige des Ackerbaues in allen Grafschaften Englands und Schottlands dem Publikum zum Vortheile aller derjenigen, welchen die einzelnen Berichte und Mittheilungen aus den Grafschaften unzugaͤngig sind, in einem gedraͤngten Auszuge klar und deutlich vorgelegt werde, bin ich in Versuchung gerathen, etwas uͤber die Graͤnze meiner Instruktionen zu schreiten, und dem achtbaren Buͤreau einige meiner eigenen Erfahrungen uͤber den Bau dieser unschaͤzbaren Wurzel vorzulegen, indem die muͤhsame Untersuchung, die ich uͤber diesen Gegenstand angestellt habe, verbunden mit meiner eigenen Erfahrung, mich hierzu nicht ganz ungeeignet ließ. Wenn bei der Vollendung dieses Werkes von dem achtbaren Buͤreau die Frage an mich gestellt wuͤrde: Welche Grafschaft ich, bei genommener Einsicht uͤber das Verfahren bei dem Baue der Turnips auf unserer ganzen Insel der Vollkommenheit am naͤchsten glaube? so wuͤrde ich ohne Bedenken antworten: daß die Grafschaft Middlesex ohne Zweifel uͤber alle andere im Koͤnigreiche in dieser Hinsicht erhaben steht, insofern man naͤmlich in derselben das System befolgt, die beste Ernte mit der geringsten Ausgabe zu erhalten, und zugleich die beste und reinste Samenernte zu foͤrdern und sogar sicher zu stellen. Wir wollen hoͤren, was der sehr geschikte Berichterstatter von Middlesex, Joh. Middleton, Esqu., in dieser Hinsicht sagt, denn seine Worte koͤnnen weder zu oft gedruckt, noch zu oft gelesen werden: »Turnips« sagt er »sind ohne Zweifel die Basis der besten Landwirthschaft, und in jedem Theile unserer Insel werden sie stets eine Haupternte in der vollkommensten Methode der Kultur lehmiger Sandgruͤnde seyn. Sie wachsen auch gut auf gehoͤrig trocken gelegter schwarzer Torferde, und auf jenen starken Lehmgruͤnden, die noch reich sind. Sie erhalten und maͤsten einen sehr großen Viehstand, und durch den Duͤnger und Harn des Mastviehes wird der Boden weit mehr bereichert, als durch jedes andere Mittel. Es ist ein Vortheil von hoher Wichtigkeit, daß die Turnips so spaͤtes Aussaͤen fordern, daß der Paͤchter dadurch Gelegenheit erhaͤlt in einem Jahre auf demselben Boden zwei Ernten von Gruͤnfutter zu erhalten, welche beide dem Viehe als Nahrung dienen. Diese Ernten, WikenVicia sativa Linn. Die Vicia biennis, die an Hecken und Zaͤunen so trefflich gedeiht, und eine Hoͤhe von 6–8 Fuß erreicht, verdiente gleichfalls die Aufmerksamkeit der Landwirthe. A. d. Uebers. und Turnips (tares et turnips) koͤnnen solang in steter Aufeinanderfolge erhalten, und auf magerem Boden abgeweidet werden, bis derselbe irgend einen gewuͤnschten Grad von Reichthum erhaͤlt, wo er dann mehr Rinder und Schafe naͤhren kann, als die beste Wiese im Koͤnigreiche; und, was von großer Wichtigkeit ist, das Land wird dadurch rein, und waͤhrend der ganzen Zeit uͤber zum Anbaue jeder Art von Getreides tauglich erhalten; allein diese Ernten sind durchaus unvertraglich mit unseren gewoͤhnlichen Feldern, und aus diesem Grunde mehr als aus irgend einem anderen, so wenig in England gepflogen. Man schließe die gewoͤhnlichen Felder ein, und die Wiken- und Turnips-Wirthschaft wird allgemein werden, und wir werden dadurch die kraͤftigste n Mittel erhalten, unsere Schlachthaͤuser mit Fleisch, und unsere Kornboͤden mit Getreide zu fuͤllen.« Wir wollen nun sehen, wie dieses System wirkt, »um,« wie ich oben behauptet habe, »die beste Ernte mit der geringsten Ausgabe zu erhalten, und zugleich die beste und reinste Samenernte zu foͤrdern und sicher zu stellen.« Wer, in dem Augenblike, wo sein Weizen geschnitten, und selbst ehe derselbe heimgefahren ist, anfaͤngt seine Stoppeln umzubrechen und Wiken darein zu saͤen, hat dabei nicht mehr Ausgabe als derjenige, der sein Land fuͤr den Winter pfluͤgt, um dasselbe auf Turnips zuzurichten, und im Fruͤhjahre, wo lezterer mit vieler Muͤhe und mit großen Kosten sein Land drei, vier und zuweilen fuͤnf mal pfluͤgen muß, um dasselbe auf. Turnips herzurichten, und seinen Duͤnger ausfuͤhren muß, wachsen seine Wiken auf dem fuͤr Turnips bestimmten Felde freudig her, und durch das Abweiden dieser Wiken von Schafen im Maien auf dem Felde, duͤngt er nicht nur mit ihrem Miste und Harne dasselbe auf eine viel reinere Weise als jene, die ihren Duͤnger fuͤr Turnips aus ihrem Pachthofe und Stalle auf den Acker hinaus fahren, sondern er ist auch spaͤter hin in den Stand gesezt, durch hoͤchstens zweimaliges, in manchem Jahre und auf manchem Boden, auch nur durch einmaliges Pfluͤgen eine Brache nach Abweidung der Wiken hervorzubringen, welche in Hinsicht der Reinlichkeit und Zerreiblichkeit, mit den durch das kostbarste Fruͤhjahrpfluͤgen, aber ohne Wiken erhaltenen Brachen wetteifern, ja sogar uͤbertreffen kann. Doch dieß ist nur der halbe Vortheil, den diese Ackerbau-Methode gewahrt; denn wer das Wikensystem befolgt, erhaͤlt Ende Aprils und den ganzen Mai uͤber eine solche Menge Gruͤnfutters, daß er alle seine Sommerweiden fuͤr seine Schafe waͤhrend des Maies einfangen kann, und da er solchen Vorrath an Wiken besizt, kann er dieselben im Maͤrz und April ohne Scheu so kurz als moͤglich abweiden lassen, bis seine Schafe auf Wiken getrieben werden koͤnnen. So wird durch dieses System des Ackerbaues jeder Landwirth in den Stand gesezt, seine Heerde auf eine Groͤße zu erheben, von welcher derjenige, der es nicht versuchte, sich keinen Begriff machen kann, und so kann er all seinen Hof- und Stallduͤnger auf seine Swedes, seine Erdaͤpfel, und vor allem auf sein Wiesenland verwenden. Und darin, daß er dieß bei dem trefflichen Zustande des Pfluglandes mittelst gruͤner Ernten und guter Bewirthschaftung ohne Duͤnger noͤthig zu haben zu thun vermag, darin besteht, nach meiner Ansicht, die hoͤchste Stufe, auf welcher ein Mann in der Kunst des Ackerbaues stehen kann. Wer ferner das Wikensystem befolgt, und einen großen Theil seines Duͤngers auf seine Wiesen verwenden kann, wird von einer solchen geduͤngten Wiese durch Winter-Einfang derselben, ein Gras erhalten, welches in Hinsicht auf Gruͤne im Monat Maͤrz mit jeder gewasserten Wiese im Koͤnigreiche wetteifern, und in Bezug auf Starke dieselbe noch uͤbertreffen wird: dadurch wird er in den Stand gesezt, eine groͤßere Heerde zu halten, als er bei irgend einem anderen Systeme nimmermehr zu thun vermoͤchte, und dadurch kann er, wenn er seine Gruͤnde waͤhrend der Weizenbrache nach dem Klee als Zugabe noch zu dem vielen Futter, welches er durch die Ernten des Gruͤnfutters von dem Pfluglande erhaͤlt, pfercht, dieselben zu gleicher Fruchtbarkeit und noch hoͤherer Reinheit bringen, als auf keine andere Weise geschehen kann, selbst dann nicht, wenn aller Duͤnger der Hauptstadt ihm fuͤr sein Pflugland zu Gebote stuͤnde. Gerade in dem Verhaͤltnisse also, als irgend ein Landwirth sich dem Wikensysteme, welches in der Grafschaft Middlesex, wie man sagt, befolgt wird, naͤhert oder von demselben entfernt, und zugleich auch von der Moͤglichkeit einen großen Theil seines Duͤngers auf seine Wiesen zu verwenden, gerade in diesem Verhaͤltnisse betrachte ich ihn in dem Zustande der Kindheit, der Jugend oder der Mannbarkeit des Ackerbaues; und jene Paͤchter, denn Landwirthe, Ackerbauer, will ich sie nicht nennen, welche fortfahren Hof- und Stallduͤnger als Zubereitung auf ihre Weizenaͤcker auszufahren, wie noch so viele heute zu Tage thun, betrachte ich hoͤchstens als erzeugt, nicht aber als bereits an das Licht des Ackerbaues geboren. Da ich einen so strengen Blik auf eine so zahlreiche Masse von Menschen warf, als diejenige ist, welche in verschiedenen Theilen unseres Koͤnigreiches noch immer fortfaͤhrt ihren Hof- und Stallduͤnger auf ihre Weizenbrachen zu fuͤhren, so scheint es Pflicht von meiner Seite, die Gruͤnde meiner Mißbilligung ihres Verfahrens anzugeben. Ich will dieß in wenigen Worten thun. Aller auf die Brachaͤcker gefahrene Duͤnger muß Unkraut erzeugen: und daher muß er allgemein auf alle Felder unmittelbar vor einer Ernte Gruͤnfutters gefahren werden, indem das Unkraut durch dieses und die Haue sich wohl unterdruͤcken laͤßt, ehe man eine Getreideernte dem Wetteifer des Unkrautes auf demselben Felde anvertraut. Duͤnger auf Weizen-Brache gefahren, macht die Saat unvermeidlich wintergeil, lang und schwach im Strohe, und leicht in der Aehre, der endlosen kostspieligen und doch unnuͤzen Ausgaben fuͤr das Weizenjaͤten nicht zu gedenken. Wenn diese Gegengruͤnde nicht stark genug sind, jeden, der sich nur einen Augenblik die Muͤhe gibt uͤber diesen Gegenstand nachzudenken, von diesem absurden Verfahren abzuschrecken – denn ich kann kaum glauben, daß irgend Jemand, der dasselbe befolgte, sich diese Muͤhe genommen hat – so bin ich sicher, daß nichts, was ich vorzubringen vermag, dieses zu thun vermoͤgen wird, und ich muß solche Paͤchter der Zeit und der Gelegenheit zur Besserung uͤberlassen. Da die Denkschrift, welche ich im vorigen Jahre die Ehre hatte dem Bureau uͤber die Kultur der Turnips statt der gedraͤngten Uebersicht des Verfahrens in allen Grafschaften uͤber diesen Gegenstand, welchen ich jezt erfurchtsvoll demselben uͤberreiche, zu unterlegen, seinem Zwecke nach so vollkommen einstimmig mit Hrn. Middleton's Berichte ist, den ich damals noch nicht gesehen habe, und da er zugleich einige Bemerkungen uͤber den Duͤnger enthaͤlt, in welchen ich das Ungluͤck hatte von einigen der hoͤchsten Auctoritaͤten in diesem Koͤnigreiche abzuweichen, so fuͤge ich diese Denkschrift diesen Bemerkungen bei, damit das Publikum uͤber die Richtigkeit oder uͤber das Unverdienst derselben entscheide. Ich kann von Hrn. Middleton nicht Abschied nehmen, ohne seinem Berichte uͤber die Grafschaft Middlesex verdiente Achtung zu zollen; man wird mich, indem ich dieses thue, wie ich mit Zuversicht erwarte, von aller angeeigneten Partheilichkeit und Schmeichelei lossprechen, wenn ich erklaͤre, daß ich das Ungluͤck hatte, diesen vortrefflichen Ackerbauverstaͤndigen nie gesehen, noch etwas von ihm gehoͤrt zu haben, ausser oberwaͤhntem Berichte; in diesem fand ich aber die meisterhaftesten Darstellungen des Verfahrens der Grafschaft, die gesuͤndesten und vernuͤnftigsten allgemeinen Grundsaͤze des Ackerbaues eingeschaͤrft, und den wahren Sinn und die Einwirkung der Geseze auf sein Gelingen beschrieben; mit einem Worte, es ist kein Theil der Landwirthschaft hier beruͤhrt, der von diesem sehr ausgezeichneten Schriftsteller nicht neues Licht erhalten haͤtte. Nur ein Gegenstand kam mir in diesem ganzen Berichte vor, in welchem wir wesentlich von einander abweichen, und dieser ist das Pferchen der Schafe (folding sheep), welches er tadelt, welches ich aber als die sicherste und ewige Basis des vollkommensten Ackerbaues, der jemals erreicht werden kann, betrachte. Denkschrift, welche dem Buͤreau im Maͤrz 1817 vorgelegt wurde. Die Einfuͤhrung der Turnips in unsere Insel, und der Bau derselben kann als eine beinahe eben so wichtige Epoche in der oͤkonomischen, als die Reformation in der moralischen Welt betrachtet werden, und die richtige Wartung und Pflege dieser Wurzel kann als die Achse betrachtet werden, um welche der Erfolg des Ackerbaues auf allen Turnips-Gruͤnden sich dreht. Denn, abgesehen daß dadurch die Sommerbrache auf allen solchen Gruͤnden ganz uͤberfluͤssig wird, glaube ich, daß das Gewicht, welches dadurch jaͤhrlich an Viehfutter erhalten wird, keinen unbedeutenden Einfluß an der Moͤglichkeit hatte, die immer zunehmende Bevoͤlkerung der vereinigten Koͤnigreiche zu naͤhren, und zu jeder Jahreszeit regelmaͤßig mit jenem Bedarfe von Fleischkost zu versehen, welcher, ehe der Bau dieser Wurzel allgemein wurde, nur waͤhrend der Sommer- und Herbstmonathe herbeigeschafft werden konnte. Dieß allein kann, abgesehen von der allgemeinen Verbesserung jeder auf die Turnips folgenden Ernte, die sich von der gehoͤrigen Kultur derselben ableiten laͤßt, als eine sehr schaͤzbare Folge der allgemeinen Einfuhr dieser Wurzel angesehen werden. Wenn dann, zum allgemeinen Wechsel auf allen Turnips-Gruͤnden, zwischen Turnips und Gerste, oder Hafer und Klee, ein Jahr, und hierauf Weizen, wie eine Zwischenernte von Winterwiken hinzufuͤgen, wenigstens auf solchen Wechselfeldern, die zu Turnips bestimmt sind, weil sie nicht zu Swedes taugen, so haͤtten wir dann im Systeme, wie ich glaube, das Ne plus ultra eines vortheilhaften Ackerbaues auf allen Turnips-Gruͤnden der vereinigten Koͤnigreiche erlangt, und nach dieser Anreihung wird der Erfolg lediglich von der Weise, wie dieser Plan ausgefuͤhrt wird, abhaͤngen. Ohne irgend ein Vorurtheil gegen das Drillsystem in der Landwirthschaft, oder ohne die Anwendung desselben an anderen zu tadeln, muß ich hier bekennen, daß ich nie die Einfuͤhrung desselben als nothwendig erachtete, um einen reineren und vollkommneren Ackerbau zu erhalten, als derjenige ist, den man durch das System des weiten Wurfes beim Saͤen gleichfalls erhalten kann, und ich glaube, daß bei den meisten Versuchen, die man anstellte, um die Vorzuͤge des Drillsystems vor dem gewoͤhnlichen Wurfbaue zu beweisen, jede Parthei wechselseitig auf Gelingen und Mißlingen sich soviel zu Gute thun kann, daß die Frage noch immer unentschieden bleibt. Indem ich daher jeden bei seiner beliebigen Meinung uͤber diese Frage lasse, will ich zur Betrachtung der besten Methode, das Feld fuͤr Turnips zu reinigen und zu bauen, uͤbergehen, und zeigen, wie man die groͤßte Menge dieser schaͤzbaren Wurzel erzielen, und zugleich die moͤglich beste Wechselwirthschaft fuͤr die nachfolgenden Ernten erzwecken kann. Wenn ich mein Feld fuͤr Turnips zurichte, so wage ich, ungeachtet der Einfuͤhrung der Methode frischen Duͤnger drillweise anzuwenden, welche von der hoͤchsten praktischen Auctoritaͤt in diesem Koͤnigreiche, Hrn. Coke, herruͤhrt, und die Sanction von der hoͤchsten chemischen Auctoritaͤt bei uns, und bei jedem anderen Volke (? Uebers.), Hrn. Humphry Davy, erhielt zu erklaͤren, daß ich gegohrenen faulen Duͤnger aus dem Duͤngershaufen, dessen zweckmaͤßige und hinlaͤngliche Gaͤhrung nur allein aus dem Duͤnger des Hofes und Stalles hervorgehen kann, und ohne welche Gaͤhrung die Bestandtheile alles Hof- und Stallduͤngers roh, kraftlos, und verglichen mit den Wirkungen eines gut gegohrenen Duͤngers, der ein Jahr lang uͤber einander gelegen hat, und dann erst zu Felde gefuͤhrt wird, nur sehr schwach sind, vorziehe, und unendlich vorziehe. Da ich es wagte, von diesen zwei hoͤchsten Auctoritaͤten in einem so wesentlichen Puncte, als der Vorzug des verfaulten Duͤngers vor dem frischen, abzuweichen, so liegt es mir ob meine Gruͤnde fuͤr diese Abweichung dem achtbaren Buͤreau vorzulegen, von welchem sowohl als von dem großen Professor, den ich nannte, alle Thatsachen und Beweise die demselben mit Unterthaͤnigkeit (!) und Mißtrauen, wie ich dieß jezt unterthaͤnig und mißtrauisch gegen mich selbst thueDas ist doch eine Sprache, wie man sie ehe von einem J.....n als von Englaͤnder erwartete, oder hat der Hr. Verfasser den Geist des sel. Sir Joseph Banks gesehen, und Hrn. Davy, Banks's Nachfolger, zugleich mit diesem Geiste beschworen? oder wollte er vielleicht gar beide mit einem alt englischen Sneer bedienen? A. d. Uebers., vorgelegt werden, aufrichtig und nachsichtig angesehen, und schoͤn erwogen und bestimmt werden. Die Gruͤnde, welche mich seit mehr dann zwanzig Jahren bestimmten, faulen Duͤnger dem frischen vorzuziehen, und vor demselben zu gebrauchen, sind Folgende: ich habe stets und immer bemerkt, daß aller Duͤnger, Schafduͤnger ausgenommen, der von den Thieren abfaͤllt, waͤhrend sie grasen, dem Felde wenig oder gar keinen Nuzen bringt. Wir moͤgen geschnittenes oder langes Stroh zu dem auf diese Weise auf das Feld gebrachten Duͤnger bringen, die Wirkung davon wird nur sehr gering, oder wahre Spielerei seyn. Man sammle nun den Stall- oder Hofduͤnger im frischen Zustande, und bringe denselben auf das Feld, ehe Gaͤhrung und darauf folgende Faͤulniß statt hatte, und er wird, nach meiner Erfahrung, nur etwas weniger bessere Wirkung haben, als Duͤnger, der von dem Thiere selbst auf das Feld abfiel. Man lasse aber denselben gaͤhren und faulen, ehe er auf das Land gebracht wird, und man wird einen der kraͤftigsten und schaͤzbarsten Duͤnger erhalten, der jemals entdeckt worden ist. Sein Werth und seine Staͤrke stehen genau im Verhaͤltnisse mit der Eigenschaft des Futters, welches das Thier, von welchen man ihn erhaͤlt, bekommen hat, und mit der daraus hervorgehenden Faͤulniß und Staͤrke, nach welcher man seine Dauer und Wirkung auf das Feld praktisch bemessen kann. Die hoͤchste chemische Auctoritaͤt, die ich oben anfuͤhrte, hat ausgesprochen, daß die fluͤchtigen Theile, welche waͤhrend der Gaͤhrung von einem Duͤngerhaufen entweichen, das Vorzuͤglichste und Wirksamste am Duͤnger in Hinsicht auf Foͤrderung der Vegetation sind. Ich habe in der Erfahrung nicht gefunden, daß dieß sich wirklich so verhaͤlt, indem mein verfaulter Duͤnger auf dem Wiesenlande stets und immer im zweiten, dritten, zuweilen sogar noch im vierten Jahre reichlichere Ernte gab, als im ersten. Wenn die fluͤchtigen Theile das Vorzuͤglichste und Wirksamste am Duͤnger in Hinsicht auf Foͤrderung der Vegetation waͤren, so sollte es scheinen, daß verfaulter Duͤnger diese Wirkung nicht hervorbringen koͤnnte. Auf Ackerland aufgefahrener Duͤnger, er mag frisch oder verfault seyn, macht dasselbe untauglich zu irgend einer Getreideernte, bis nicht gruͤne Ernte und tuͤchtiges Pfluͤgen den Duͤnger mit der Erde amalgamirte, und so das Land zur Getreideernte tauglich machte. Ich halte jene Methode faulen Duͤnger in das Feld zu bringen fuͤr die vortheilhafteste, nach welcher derselbe erst uͤber der Oberflaͤche ausgebreitet, dann untergepfluͤgt und hierauf geeggt wird, wodurch wieder viel Duͤnger auf die Oberflaͤche heraufgezogen wird, indem, gegen die Meinungen derjenigen, welche annehmen, daß der ganze Reichthum des Duͤngers durch die Sonne in Daͤmpfen verduͤnstet wird, ich dem achtbaren Buͤreau unterthaͤnig meine Meinung unterlege, welche darin besteht, daß die Wirkung einer sengenden Sonne, wenigstens in unserem Klima, auf einen reichen Duͤnger diese ist, alle Feuchtigkeit aus demselben abwaͤrts in die Erde zu treiben, von welcher sie verschlungen wird, nicht aber in Daͤmpfen verduͤnstet. Durch dieses Einsaugen, welches bei jedem Regen, bei jedem starken Thaue, der auf den Duͤnger faͤllt, erneuert wird, und den Duͤnger in die Erde bringt, wird das Erdreich mehr, als durch alles andere, in Folge des Auffahrens des Duͤngers auf dasselbe verbessert, und auf diese Weise wird durch die Einwirkung der Sonne, der Luft und des Regens auf den Duͤnger, welcher an der Oberflaͤche des Erdreiches liegt, die Vegetation in dem Laboratorium der Natur gluͤcklicher gefoͤrdert und vollendet, als durch irgend ein anderes Mittel. Wer hieran zweifelt, mag nur, wie ich oft gethan habe, die Wirkung eines Stuͤckes verfaulten Duͤngers an der Oberflaͤche, die so eben um einen Erdapfel oder um eine Turnips behauen wurde, beobachten, und er wird sich bald von der Richtigkeit meiner Bemerkung uͤberzeugen. Dieß sind die Gruͤnde und die Grundsaͤze, nach welchen ich, ohne uͤbrigens im Stande zu seyn, chemisch darzuthun wie diese Wirkungen hervorgebracht werden, verfaulten Duͤnger dem frischen vorziehe. Ich breite meinen Duͤnger an der Oberflaͤche aus, pfluͤge denselben unter, und egge dann das Feld, statt daß ich denselben in der Furche begrabe, und darin liegen lasse, damit seine Wirkung soviel als moͤglich allgemein uͤber die ganze Oberflaͤche verbreitet, und auf derselben fuͤhlbar werde. Nach diesen Grundsaͤzen folgen meine Ernten in folgender Ordnung auf einander. Sobald mein Weizen geschnitten ist, fahre ich meinen verfaulten Duͤnger auf das Feld zu vierzig bis fuͤnfzig Fuhren auf einen Acre1125 Wiener □ Klafter. A. d. Uebers.; ich pfluͤge denselben mit den Stoppeln unter, egge das Feld, und saͤe Winterwiken; im April und Anfangs Mai lasse ich die Wiken von Schafen abfressen, und pfluͤge das Feld zwei oder drei mal, wie es die Jahreszeit fordert, auf Turnips; diese saͤe ich in weitem Wurfe, und fange also gleich an zu hauen, so lang naͤmlich Unkraut waͤchst: das dritte Hauen macht nur mehr wenig Muͤhe; ich weide die Turnips mit meinen Schafen ab, und pfluͤge zwei mal auf Gerste oder Hafer; ich egge und Harke mit der Hand die ganze Oberflaͤche nach jedem Pfluͤgen, und nehme jedes Unkraut weg, welches ich sogleich auf einen verfaulten Duͤngerhaufen werfe, den ich fuͤr die Wiesen bereit halte; nun saͤe ich nur Klee mit Gerste oder Hafer, der nur ein Jahr bleibt, und zwei mal zu Heu gemaͤht wird; sobald die Ernte heimgefahren ist, breche ich das Kleelager auf, und fange an meine Schafe auf diesem Felde zu pferchen, und pfluͤge drei mal auf Weizen, den ich immer unter die Furche sie, wobei nicht vergessen wird gehoͤrig zu eggen, und jedes Unkraut auf dem Felde wegzuschaffen und auf den Haufen zu bringen. Damit ist nun mein Wechsel im Feldbaue geendet, der nun in Ewigkeit so fortgesezt werden kann, indem der Boden bestaͤndig in Hize bleibt, wie ein Pferd bei seiner Arbeit, und nur selten den fleißigen Landwirth, der ihn nie betrogen hat, taͤuschen wird. Auf diese Weise erhalte ich bei diesem Wechsel fuͤnf Ernten in vier Jahren. Ich habe dieses System nun seit mehreren Jahren ohne Abaͤnderung fortgesezt, und habe allen Grund dasselbe jedem anderen vorzuziehen, weil meine Ernten dabei sehr uͤppig ausfielen, meine Brachen sehr rein, und meine Gruͤnde jaͤhrlich besser wurden. Das Pachtgut, worauf ich jezt lebe, war vor sechs Jahren, als ich dasselbe antrat, bedeckt mit Huflattich und Quecken; es war nicht im Stande Klee zu tragen. Zur Bestaͤtigung der Nuͤzlichkeit meines Verfahrens darf ich nur sagen, daß ich wiederholt fuͤnfzig Bushels bis acht QuartersEin Quarter haͤlt 8 Bushel, und ein Bushel ist 0,5734 Wiener Mezen. A. d. Uebers. Gerste und Hafer auf einem Acre erntete, obschon bei meinem Antritte die ganze Ernte auf dem Felde nicht mehr als zehn Bushel Weizen und fuͤnfzehn Bushel Gerste auf jeden Acre betrug. Im lezten Jahre maͤhte ich zwei und dreißig starke Fuhren Klee auf zwei mal von sieben Acre Feldes. Ich kann bisher von nicht mehr als fuͤnf und zwanzig Bushel Weizen auf jedem Acre sprechenSeit ich dieses schrieb, wurde mein Weizen vom J. 1817 ausgedroschen; er gab genau 38 1/2 Bushel auf jedem Acre; der Bushel wog 58 1/2 Pfd., weil da Weizen meine lezte Ernte nach Anwendung meines Duͤngers ist, ich, seit das Land gereinigt und geduͤngt wurde, erst eine Weizenernte hatte. Daß im J. 1816 der Weizen nicht gerieth, weiß jeder. Im gegenwaͤrtigen und in jedem kuͤnftigen Jahre bin ich bereit, meinen ganzen Wechsel von Ernten auf dem Felde jedem, den das Buͤreau des Ackerbaues zur Untersuchung beauftragen wird, zu zeigen; und da mein Pachtgut kaum zwei Meilen von Clifton liegt, so koͤnnte dieß mit weniger Muͤhe und ohne alle Kosten durch irgend Jemanden geschehen, der daselbst wohnt. Spaͤter will ich dann den Ertrag in Hinsicht auf Menge und auf Guͤte zur Vergleichung mit anderen aͤhnlichen Ernten, die auf irgend eine andere Weise, als nach der meinigen, irgendwo im Koͤnigreiche erhalten werden, vorlegen. Chemisch kann ich es dem achtbaren Bureau des Ackerbaues nicht erklaͤren, warum fauler Duͤnger besser ist als frischer, so wenig als ich erklaͤren kann, warum Mehl und Wasser, nachdem beide mit einander vermischt worden sind, durch Kneten, Gaͤhren und Backen die so hoͤchst nahrhafte, kraͤftige und gesunde Speise wird, die man Brot nennt, und die, wie ich glaube, nie erhalten wuͤrde, wenn man Mehl und Wasser, als solches, zusammen in den Magen bringt; oder warum Wuͤrze, nachdem sie gehopft, gesotten, gegohren und aufbewahrt wird, ein staͤrkeres und geistigeres Getraͤnk gibt, als wenn sie als bloßer Malzaufguß getrunken wird: ich kann mich hieruͤber nur auf die Erfahrung berufen, welche lehrt, daß es wirklich so ist. Ich habe immer geglaubt, daß diejenigen Ackerbauverstaͤndigen, welche frischen Duͤnger anwendeten und vor dem faulen Duͤnger empfahlen, in ihrem Urtheile und in ihrem Verfahren eben so irrig und unpolitisch sind, als diejenigen, welche behaupten wuͤrden, daß Mehl und Wasser fuͤr sich, ungegohren und ungebacken, dem Brote gleich kommt, oder daß ein Aufguß von Wasser und Malz, ungegohren und unaufbewahrt einen alten Stingo uͤbertrifftAnmerk. d. Uebersezers. Es befremdet den Uebersezer, daß der Hr. Verfasser nicht gerade zu bemerkte, daß frischer Duͤnger, als solcher, fuͤr die Pflanzen wahres Gift ist, und dieselben zerstoͤrt, wie man sich in jedem Mistbeete hiervon uͤberzeugen kann, in welchem die Pflanzen, sobald sie mit ihren Wurzeln den frischen heißen Duͤnger beruͤhren, davon getoͤdtet werden. Es ist nur zu ausgemacht, daß Duͤnger, wo man ihn nicht als Waͤrmeerzeuger braucht, nur in dem Verhaͤltnisse die Erde befruchtet, als er faul ist..