Titel: Ueber den Bau der Möhren. Von dem Sekretäre des Ackerbau-Büreau's, auf Befehl dieses Büreau's.
Fundstelle: Band 4, Jahrgang 1821, Nr. XLIV., S. 314
Download: XML
XLIV. Ueber den Bau der Möhren. Von dem Sekretäre des Ackerbau-Büreau's, auf Befehl dieses Büreau's. (Aus Tilloch's Philosophical Magazine et Journal. N. 272. December 1820. S. 416. Im gedraͤngten Auszuge uͤbersezt Da man in England jezt Pferde mit 70–120 Pfund gelben Ruͤben taͤglich, und mit Vortheile fuͤttert, so ist es der Muͤhe werth in Deutschland zu sehen, wie man in England gelbe Ruͤben baut, um bei uns dasselbe zu thun. A. d. Uebers.). Ueber den Bau der Möhren. I. Kap. Klima. Da die Moͤhren (gelbe Ruͤben, Daucus Carotta L.), bekanntlich in Schottland mit vielem Vortheile gebaut werden, so unterliegt es keinem Zweifel, daß auch das Klima in jeden Theile von England ihrem Baue nicht entgegen seyn kann. II. Kap. Boden. Der beste Boden fuͤr Moͤhren ist ein fruchtbarer tiefer Sandboden. In dem eigentlichen Moͤhren-Lande in Suffolk ist der Boden ein rother Sand, der nicht mehr Zusammenhang besizt, als noͤthig ist um kleine Kluͤmpchen zu bilden, welche bei der leichtesten Beruͤhrung sich zerbroͤckeln. An diesem Sandboden gewinnt man zwischen 500 und 700 Bushel auf Einem AcreEin Bushel ist bald 54, bald 56, bald 60 Pfund. Ein Acre ist 1125 □ Wiener Klafter. A. d. Uebers., und zuweilen noch mehr; masaͤet aber auch auf aͤrmeren Gruͤnden Moͤhren, die nur 200 Bushel auf dem Acre tragen, und beschraͤnkt sich nicht bloß auf Sand, sondern benuͤzt auch, nach einem allgemein angenommenen Grundsaze, jeden trockenen Lehmboden, der Turnips bringt, welche die Schafe fressen moͤgen, auf Moͤhren. Ich baute diese Wurzel mehrere Jahre lang im Großen mit Vortheile auf Turnips-Lehmboden, und selbst auf solchem, der zu naß war, als daß die Schafe bei unguͤnstiger Jahreszeit die Turnips haͤtten abweiden koͤnnen. Die Moͤhre fordert auch keine besondere Tiefe, da ich bei gewoͤhnlichem Pfluͤgen mit nur sechs Zoll Tiefe sehr große Stuͤcke zog; die Wurzeln hatten zwar nicht immer schoͤnes Ansehen, waren aber als Futter eben so gut, als die uͤbrigens schoͤnsten Stuͤcke. Sie gediehen sogar auf trocken gelegten Sumpf-Mooren und anderen Torf-Gruͤnden. Es ist von hoher Wichtigkeit, daß man das Vorurtheil, als ob Moͤhren nur auf Sand-Gruͤnden gebaut werden koͤnnen, allgemein verbanne, indem es Thatsache ist, daß sie auf jedem trockenen Boden gedeihen. III. Kap. Wechsel im Baue. Der Wechsel im Baue ist von der hoͤchsten Wichtigkeit; von ihm haͤngt großen Theiles der gluͤckliche Ertrag der Ernte ab. Die groͤßten, erfahrensten und gluͤcklichsten Paͤchter in Suffolk, in dem Moͤhren-Lande, halten TurnipsWeise Ruͤbe, Brassica Rapa. A. d. Uebers., die von Schafen abgeweidet wurden, fuͤr den besten Vorbau auf Moͤhren; nach diesem haͤlt man, so wie es auch meistens wirklich geschieht, es fuͤr das Beste, die Moͤhren in Gerstenstoppeln zu saͤen, nachdem naͤmlich Gerste, jedoch ohne alles Gras, auf Turnips unmittelbar gebaut wurde. Da die Gerste nur eine kurze Zeit uͤber auf dem Grunde stehen bleibt, und dieser durch Pfluͤgen dazu gehoͤrig vorbereitet und auf Turnips geduͤngt wurde, da er ferner, indem die Schafe die Turnips abweideten, dadurch nur noch verbessert wurde, so sieht der Acker nach der Gersten-Ernte ganz in gehoͤrigem Stande um Moͤhren in denselben zu bauen. Folgende Arten von Wechsel werden also sehr vortheilhaft befunden werden: 1. Turnips. 4. Kiee. 2. Moͤhren. 5. Weizen. 3. Gerste. Auch 1. Turnips. 4. Gerste. 2. Gerste. 5. Klee. 3. Moͤhren. 6. Weizen. Wenn der Boden lehmig ist: 1. Turnips. 5. Weizen. 2. Moͤhren. 6. Bohnen. 3. Gerste. 7. Weizen. 4. Klee. Auch 1. Turnips. 5. Bohnen. 2. Moͤhren. 6. Weizen. 3. Gerste. 7. Winter-Wicken. 4. Klee. 8. Gerste oder Weizen. Es gibt auch Paͤchter in Suffolk, wie auch in Schottland, welche durch vier bis fuͤnf Jahre ununterbrochen auf demselben Grundstuͤcke Moͤhren bauen. Man hat oͤfters Moͤhren mit hohem Ertrage nach dem ersten Umpfluͤgen eines Landes, das drei bis 7 Jahre lang ruhte, in dasselbe gesaͤet. Ein trefflicher Paͤchter in Suffolk, der sehr armen Sandboden hat, saͤet seine Moͤhren als erste Ernte in den Umbruch einer Ray-Gras-Wiese (Quecken, Triticum repens oder jezt Agropyrum repens), Wiese, die drei Jahre lang ruhig lag, und erhaͤlt reine und gute Ernte. Man hat bisher ziemlich allgemein den Fehler begangen, daß man Moͤhren nach Weizen baute: ein sehr schlechtes Verfahren. Weizen steht so lang auf dem Felde, daß in seinen Stoppeln weit mehr Unkraut, als in jenen der Gerste vorkommt, wodurch die Kosten des Behackens sehr vergroͤßert werden. Hr. Burrows in Norfolk erwaͤhnt einer Moͤhrensaat in Weizenstoppeln, wo der Weizen nach Erbsen gebaut wurde, und diese Erbsen kamen auf einen Grund, der zwei Jahre lang ruhte: bei einem solchen Wechsel darf es nicht befremden, wenn das Unkraut so sehr uͤberhand nahm, daß man dasselbe durch Schafe mußte abweiden lassen. IV. Kap. Pfluͤgen. Die Landleute in Suffolk pfluͤgen den Acker auf Moͤhren, einer Reihe von Erfahrungen zu Folge, nur ein mal, und zwar unmittelbar vor dem Saͤen. Sie pfluͤgen so tief wie moͤglich, indem ein Pflug dem anderen in derselben Furche folgt, was indessen durch Hrn. Ducket's Rigol- oder Reinigungs-Pflug (Skim-Coulter-plough) weit besser geschehen kann. Ein haͤufig in vielen Gegenden des Koͤnigreiches begangener Fehler, in welchen auch ich verfiel, als ich Moͤhren zu bauen anfing, ist der, daß man zwei mal, im Herbste und spaͤter noch einmal im Fruͤhjahre, den Acker umpfluͤgt, wodurch Unkraut und Kosten zugleich vermehrt werden. Ich habe bei Zeiten Hrn. Burrows in Norfolk uͤber dieses sein Verfahren Vorstellungen gemacht, und er gestand endlich seinen Fehler. Hr. Billing blieb indessen bei demselben stehen, und fuhr auch noch fort die Moͤhren in Weizenstoppeln zu bauen: die Folge hiervon war, daß er den Moͤhrenbau gaͤnzlich aufgab. Eine Vorsichts-Maßregel muͤssen wir jedoch hier noch empfehlen. Wenn die Moͤhren in ein Land gebaut werden, welches vorher noch nicht bis zu der fuͤr Moͤhren nothwendigen Tiefe gepfluͤgt worden ist, wird die Oberflaͤche bis zu der gewoͤhnlich umgeworfenen Tiefe rein seyn: wenn man aber diese leztere durch tieferes Pfluͤgen vergroͤßert, so kann man ein sehr unreines Feld erhalten: es wird daher eine nothwendige Maßregel, wenn man Moͤhren nach Turnips, oder Gerste nach Turnips baut, im Herbste auf die Turnips neun Zoll tief zu pfluͤgen, damit, wenn durch tieferes Pfluͤgen Unkraut entsteht, dieses im Turnips-Jahre wieder zerstoͤrt wird. Diese Tiefe ist fuͤr Turnips eben so zutraͤglich, wie fuͤr Moͤhren. V. Kap. Duͤngen. Der einzige Duͤnger, den man in Suffolk auf Moͤhren anwendet, ist der bereits erwaͤhnte, welchen man zu den vorbereitenden Turnips braucht; saͤet man die Moͤhren in ausgeruhtes Land, so ist es eben soviel, als ob man geduͤngt haͤtte. Der Vortheil bei dem Baue der Moͤhren besteht eben darin, daß man sie ohne Duͤnger erzielen kann, waͤhrend jede andere Zwischen- oder Brachernte (fallow-crop), mit Ausnahme der Winter-Wicken, der Erbsen und des Brachweizens, Duͤnger fordert. Moͤhren duͤngen wollen, wuͤrde also, wie wir unten zeigen werden, sehr gefehlt seyn. Hr. Burrows erwaͤhnt in seiner lezten Mittheilung an das Buͤreau zweier Moͤhrenernten, die er in Weizenstoppeln saͤete, die eine mit, die andere ohne Duͤnger: leztere kostete ungefaͤhr 10 Schillinge weniger fuͤr Behacken auf jedem Acre als die erstere. VI. Kap. Bauzeit. In dem Moͤhrenlande in Suffolk pflegt man allgemein um den 25. Maͤrz zu saͤen: man versuchte andere Bauzeiten, Erfahrung zwang aber die Moͤhrenbauer, sie bald wieder aufzugeben. Schon vor vierzig Jahren sagten mir die Sandgaͤrtner in Bedfordshire, die eine große Menge Moͤhren bauen, daß der Frauentag auch ihre Saatzeit waͤre. Hr. Billing versuchte spaͤter zu bauen, und litt dadurch viel an seiner Ernte. VII. Kap. Same u. Einweichen desselben. Ueber diesen Punkt gibt es mehr Abweichungen als uͤber jeden anderen. Einige rechnen drei Pfunde, andere vier; in Suffolk nimmt man gewoͤhnlich fuͤnf: Hr. Burrows zu Norfolk saͤete acht, zulezt zehn PfundVermuthlich per Acre, wovon jedoch im Originale nichts vorkommt. A. d. Uebers.. Auf fruchtbarem trockenen Sandboden braucht man weniger als auf Lehmen: ich selbst baute bei mir 5 Pf., habe aber Grund zu vermuthen, daß 6, 7, 8 Pf. besser gewesen seyn wuͤrden: die Kosten des Behackens werden jedoch mit der Menge des Samens zunehmen. Auswahl des Samens ist eine hoͤchst wichtige Sache. Der Same muß immer frisch seyn, da alter Same stets um eine Woche spaͤter aufgeht, wodurch las Behacken erschwert wird. Guter Same muß, wenn er in der Hand gerieben wird, angenehm aromatisch riechen. Sorgfaͤltige Moͤhrenwirthe weichen ihn auf 48 Stunden in Wasser, und Hr. Burrows mengt ihn in gleicher Absicht eine Woche lang gut mit Erde durch. Es ist durchaus nothwendig, die Hacken an diesem Samen zu brechen, durch welche er sich so leicht an einander haͤngt, zusammenballt, und selbst so schwer zu saͤen wird. Einige druͤcken ihn in dieser Hinsicht wiederholt durch ein Drahtsieb; andere klopfen ihn mit Dreschflegeln; der Erfolg hiervon mag seyn, welcher er wolle, man muß trachten, diesen Zweck auf irgend eine Art zu erreichen, da unter allen Samen keiner so schwer zu saͤen ist, wie dieser. In jedem Falle muß man dafuͤr sorgen, daß die Moͤhren bei windstillem Wetter gesaͤet werden, sonst ist an keine gleichfoͤrmige Vertheilung der Samen zu denken. Ich hielt mir Woodbridger-Saͤeleute, die ungefaͤhr 30 (engl.) Meilen weit herkamen, zur Saat; da sie aber auf den Wind nicht gehoͤrig Ruͤcksicht nahmen, konnte ich den Fehler bei der Ernte gar bald deutlich wahrnehmen. VIII. Kap. Saat in weitem Wurfe. In Suffolk saͤet man allgemein in weitem Wurfe, und die Paͤchter leben so sehr der Ueberzeugung, daß dieses Verfahren das beste ist, daß sie vom Drillen durchaus nichts hoͤren wollen. Sie glauben, die Wurzeln duͤrften nicht weiter als neun bis zehn Zoll von einander stehen, wodurch, ihrer Meinung nach, das Drillen unmoͤglich wird. IX. Kap. Drillen. Man hat in verschiedenen Gegenden des Koͤnigreiches Versuche uͤber das Drillen der Moͤhren angestellt, einige derselben mit, andere aber ohne Erfolg. Hr. Ray aus Suffolk erhielt wiederholt Ernten von 650–700 Bushel auf Einem Acker, indem er die Samen 14 Zoll weit legte. Hr. Hewitt in Yorkshire hatte 640 Bushel bei zwoͤlf Zollen. Hr. Legrand in Kent drillte eilf Zoll weit, und erhielt zwischen zwanzig und dreißig TonnenEine Tonne ist 1620 Wiener Pfund. A. d. Uebers. von Einem Acre: zwanzig Tonnen sind 800 Bushel. Zu Wolverlei in Worcestershire hat man Einen Fuß weit gedrillt, und fuͤnfzehn Tonnen oder 600 Bushel von einem Acre erhalten. Hr. Butterworth in Schottland drillte seine Moͤhren gleichfalls Einen Fuß weit, und bekam 13 3/4 Tonnen auf einem schottischen AcreWie viel ein schottischer Acre haͤlt, weiß Uebersezer nicht; ein englischer ist 40 Perches lang, 4 breit, und haͤlt 4840 Yards. Ein Perch ist 5 1/2 Yards. Ein Yard 3 engl. Fuß. A. d. Uebers.. Ich habe eine Uebersicht mehrerer mißlungenen Versuche vor mir; da sie aber zu keinem brauchbaren Resultate fuͤhren, so begnuͤge ich mich mit der Bemerkung, daß, wenn irgend eine Verfahrungsart durch Versuche als vortheilhaft erwiesen wurde, Gegenversuche, welche mißlingen, nicht viele Achtung verdienen; wir sind dabei immer berechtigt zu vermuthen, daß bei diesen Gegenversuchen, so schwer es auch seyn mag, die Ursache ihres Mißlingens zu entdecken, weil das Detail derselben nicht umstaͤndlich genug angegeben ist, in weiterem Verlaufe derselben etwas versehen worden seyn muͤsse. Es ist einmal durch Erfahrung erwiesen, daß Moͤhren, wenn sie gedrillt werden, sehr gut gedeihen, und wir wissen aus einer noch mehr im Großen gemachten Erfahrung, daß sie eben so gut im weiten Wurfe gedeihen. Die Hauptsache bei diesem Puncte ist zu bestimmen, unter welchen Umstaͤnden, und in welcher Lage die eine oder andere dieser beiden Arten zu saͤen den Vorzug verdient. Wo man das Behacken der im weiten Wurfe gesaͤeten Saat als gewoͤhnliche Wirthschaft treibt, und gehoͤrig verrichtet, da laͤßt sich nichts gegen den weiten Wurf einwenden; wo man aber das Behacken nicht recht versteht, und die Leute erst in demselben unterrichtet werden muͤssen, da verdient gewiß das Drillen den Vorzug, indem das Reinigen und Reihen der Pflanzen, nachdem die Maͤnner die Zwischenraͤume behackt haben, leicht durch Weiber und Kinder geschehen kann. Man muß aber ja nicht glauben, daß die Auslagen auf diese Weise vermindert wuͤrden; sie werden im Gegentheile hoͤher laufen, als das Behacken des weiten Wurfes in Suffolk, bis naͤmlich die Weiber und Kinder die drei- bis vierzoͤlligen Hauen mit kurzen Handgriffen fuͤhren gelernt haben. Zwei bis drei mal muͤssen die Moͤhren schnell nach einander behackt werden; damit die Pflanzen so regelmaͤßig als moͤglich in einer Entfernung von 8–9 Zoll reihenweise zu stehen kommen; spaͤter bedarf es nicht mehr Aufmerksamkeit, als gewoͤhnlich noͤthig ist, um alles Unkraut auszurotten. Wer immer das Jaͤten und Behacken der Moͤhren aus Erfahrung kennt, dem muͤßte es an aller Aufmerksamkeit gebrechen, wenn er nicht die unerlaͤßliche Nothwendigkeit der bereits erwaͤhnten drei Puncte einsehen sollte: 1. Moͤhren nur auf reines Ackerland nach Turnips oder nach Gerste, die nach Turnips gebaut wurde, zu saͤen; 2. daß man die Moͤhren nicht duͤngen, und 5. daß man nur ein mal fuͤr sie pfluͤgen duͤrfe. Die Schwierigkeit Moͤhren-Samen zu drillen ist so groß, daß man bedauern muß, daß noch keine Gesellschaft oder Auctoritaͤt einen Preis fuͤr eine Maschine ausgeschrieben hat, durch welche diese Arbeit mit Genauigkeit verrichtet werden koͤnnte: ich meine nicht ein Praͤmium von 10, 20 oder 30 Pfund Sterling, sondern einen Preis, welcher die darauf gewendete Zeit und das Genie belohnt. Ich glaube, daß die beste bisher bekannte Methode jene des Hrn. Honeyburne ist, welcher Saͤgespaͤne so genau als moͤglich mit dem Samen vermischte, und mit den Weizenbechern in Cooke's Maschine drillte: die Entfernung der Reihen ist Ein Fuß. X. Kap. Pflege waͤhrend des Wachsthumes. §. 1. Jaͤten. In dem Moͤhrenlande von Suffolk wird mit der Hand nur durch Weiber gejaͤtet, die zuweilen auf das Feld geschikt werden, um jenes Unkraut auszureißen, welches der Handhaue entging; und selbst dieß ist nicht immer noͤthig. Gewoͤhnlich dingt man Maͤnner, die bei dem Behacken zugleich alles Uebrige, was da nothwendig ist, besorgen. Wenn man aber Moͤhren in Gegenden drillt, wo man in dem Behacken nicht sehr geuͤbt ist, da gehoͤrt das Jaͤten und verduͤnnen zu denjenigen Operationen, welche viele Aufmerksamkeit erfordern: es muß dann durch Weiber verrichtet werden, welche man nach dem Tage bezahlt, und Maͤnner mit den Hauen muͤssen unmittelbar nach ihnen zu Felde geschikt werden. Nachdem das Verduͤnnen und Ausspaͤten hinlaͤnglich vollendet worden ist um die Pflanzen rein und in Ordnung dastehen zu lassen, muͤssen die Weiber waͤhrend des Sommers wiederholt hinausgeschikt werden, um alles Unkraut, das sich wieder neu zeigt, und alle Moͤhren, die in Samen ausgewachsen sind, auszureißen. §. 2. Behacken mit der Hand. In dem so oft angefuͤhrten Moͤhrenlande wird das ganze Geschaͤft des Verduͤnnens und Reinigens der Moͤhren allgemein durch Arbeiter verrichtet, welche man nach dem Acre unter der Bedingung bezahlt, daß sie nach dreimaligem Behacken mit der Hand das Moͤhrenfeld rein und im gehoͤrigen Zustande herstellen: vor dreißig bis vierzig Jahren geschah dieß um 18 Shilling fuͤr jeden Acre; gegenwaͤrtig muß man 25–28 Shillings dafuͤr bezahlen. Hr. Burrows bemerkt in seiner ersten Mittheilung, »daß das erste Behacken mit Hauen, die vier Zoll lang und 2 1/4 breit sind, das zweite aber mit Hauen, die sechszoͤllig, und 2 1/4 Zoll breit sind, zu geschehen habe.« Die Idee, nur 2 1/4 Zoll breite Hauen zu haben, damit weniger Erde uͤber das abgehauene Unkraut aufgezogen werde, ist sehr nuͤzlich, und verdient Befolgung. In Suffolk behackt man das Feld, wenn es wohl besaͤet und rein ist, mit Einem male mit sechszoͤlligen Hauen. Wenn das Feld gedrillt wurde, so sollten die Zwischenraͤume, die wir Einen Fuß breit annehmen, zuerst mit sieben, acht oder neunzoͤlligen Hauen behackt werden, je nachdem genau gedrillt wurde, und die Arbeiter geschikt sind; dann koͤnnen die Weiber jaͤten, und die Reihen verduͤnnen, welche spaͤter mit vier- oder fuͤnfzoͤlligen Hauen behackt werden muͤssen. Was die Wiederholung dieser Operation betrifft, so steht hieruͤber eine auf alle Moͤhrenfelder, sie moͤgen gedrillt oder mit breitem Wurfe bestellt seyn, passende Regel fest: diese Operation muß so oft wiederholt werden, als es noͤthig ist, um das Feld durchaus rein zu halten; kann dieß um 20 Shill. geschehen, gut; ob aber 30 oder 40 Shill. noͤthig sind, daruͤber muß man wohl mit sich zu Rathe gehen, um das Werk gehoͤrig zu vollenden. §. 3. Behacken mit Pferden. Man hat einige Versuche gemacht, die Moͤhren mit Pferden zu behacken, und wenn irgend ein Landwirth diese Wurzeln auf einem nicht fuͤr denselben geeigneten Boden, der tiefe Furchen fordert, um denselben troken zu legen, ziehen will, so kann dieses Verfahren nothwendig werden: allein solche Faͤlle verdienen nicht, daß man sie besonders bemerkt. §. 4. Maͤhen der Spizen (Serpen). Man hat Versuche bekannt gemacht, welche beweisen sollen, daß man die Spizen einer Moͤhrensaat abmaͤhen, und damit eine Herde mit bedeutendem Vortheile fuͤttern koͤnne, ohne daß die Wurzeln dabei Schaden litten: allein wir haben auch die Resultate von Gegen-Versuchen, welche mit großem Fleiße, und mit vieler Aufmerksamkeit gemacht wurden, vor uns liegen, durch welche erwiesen wird, daß dieses Verfahren hoͤchst verderblich ist: es muß daher nothwendig verworfen werden. XI. Kap. Ausziehen. In Suffolk laͤßt man die Moͤhren im Grunde, und nimmt sie im Winter heraus, so wie man sie eben noͤthig hat: so verfuhr auch Hr. Billing und Hr. Burrows, und so werden wahrscheinlich alle verfahren, die Moͤhren im GroßenIn England, aber nicht bei uns. A. d. Uebers. bauen. Die Wurzeln bleiben vor dem Froste gesichert. Doch dieß ist ein Grund mehr gegen das Abmaͤhen der Spizen: indessen erfordert es die Vorsicht, daß man einen hinlaͤnglichen Vorrath unter Dach habe, im Falle daß ein Frost am Ausziehen derselben hindern sollte. Die Weise, wie man die Wurzel ausnimmt, ist diese: ein Mann sticht mit einer Schaufel oder mit einer vierzackigen Gabel gegen die Wurzel hin in die Erde, lockert sie auf, und ein Knabe zieht sie heraus, schneidet die Spizen weg, und wirft die Moͤhren auf Haufen zum Heimfahren mit den Karren. Die Kosten des Ausziehens sind nach dem verschiedenen Boden verschieden, und betragen etwas mehr als einen Farthing bis zu einem Halfpenny oder einem PennyEin Farthing ist der vierte Theil eines Penny, die kleinste englische Scheidemuͤnze. Ein Halfpenny ist ein halber Penny. Der Shilling hat 12 solche Penny, und ein Pf. Sterling 20 Shillings. Das D. in der folgenden Rechnung bedeutet einen Penny, Denarium. A. d. Uebers. fuͤr das Bushel, da in Lehmgruͤnden das Reinigen der Wurzel die Arbeit sehr erschwert, auch der Mann dieselbe nicht so leicht herausbringt. Hr. Billing pfluͤgte sie aus, eggte das Land, und ließ die Moͤhren von den Schafen fressen: auf diese Weise kostet zwar das Ausziehen nichts; allein dieses Verfahren fordert viele Aufmerksamkeit, und ist im Ganzen genommen minder empfehlenswerth. Das Einfahren verursacht eine neue Ausgabe, welche, nach den verschiedenen Berechnungen des Hrn. Burrows von 6D.–14 D. auf eine Last von 20 Bushel stieg. Bei Hrn. Rodwell betrug sie 13 1/2 D.; bei Hrn. Brower 22 1/2 D.; allein lezterer fuͤgt seiner Post: Heimfahren, ein etCaetera bei, worunter wahrscheinlich die Ausgabe zu verstehen ist, welche das Aufschichten der Moͤhren in einer kleinen Scheune verursacht. Diese Ausgabe haͤngt nothwendig von der Entfernung des Feldes vom Hause ab: man rechnet eine einspaͤnnige Fuhr zu 20 Bushel; und ich nehme daher die Auslage bei einer dreiraͤderigen (Tumbril) Wagenladung von 40 Bushel als doppelt so groß an. XII. Kap. Aufbewahren. Wenn der Boden des Moͤhrenfeldes trockener Sand ist, so ist es besser die Moͤhren auf dem Felde zu lassen, indem die Wagen und Karren auf einem solchen Acker den ganzen Winter uͤber ohne Nachtheil zufahren koͤnnen: ganz anders ist es aber auf Lehmgruͤnden, wenn diese auch hinlaͤnglich trocken sind, um Moͤhren tragen zu koͤnnen, nicht aber schwer beladene Karren im Winter. In diesem Falle muͤssen die Moͤhren an einem trokenen Wintertage ausgenommen, und die ganze Ernte muß zu Hause zum Bedarfe aufgespeichert werden. Man hat mehrere Methoden versucht dieß zu bewerkstelligen, kann sich aber indessen nicht bergen, daß sie in mehreren Fallen mißlangen. Wo Erdaͤpfel gegen Frost sicher sind, da kann man diese auch mit Sicherheit aufbewahren; dieß ist aber nicht der Fall mit den Moͤhren, einer Wurzel, welche mehr in Gefahr ist sich zu erhizen und zu faulen, als zu erfrieren. Ich habe selbst verschiedene Methoden angewendet, und die Verfahrungsweisen anderer erfahrner Paͤchter gesehen; die besten und brauchbarsten hiervon sind Folgende: bei dem Ausnehmen der Moͤhren sollen die Knaben die Haufen derselben klein und lieber etwas loker machen, damit die Wurzeln desto leichter troknen koͤnnen, und diese Haufen sollen, wenn es die Witterung erlaubt, so lang liegen bleiben, bis die Wurzeln ganz troken sind: dieser wichtige Umstand darf nie vernachlaͤssigt werden. Wenn die Wurzeln troken sind, koͤnnen sie in einem hoͤlzernen Verschlage mit nur wenig Stroh umgeben, dicht uͤbereinander gelegt werden. Sie koͤnnen auch in einem kegelfoͤrmigen Haufen von vier Fuß Durchmesser, und sechs oder sieben Fuß Hoͤhe aufgeschichtet werden. Wenn an der Spize eine Moͤhre auf zwanzig kommt, so ist man gegen den Frost hinlaͤnglich gesichert; indessen ist eine duͤnne Lage von Haͤckerling ein noch sichereres Verwahrungsmittel gegen denselben. Man hat die Moͤhren auch mit Vortheil in Haufen, wie die Kartoffeln, aufgeschichtet, aber duͤnner gegen den Frost bedeckt. Man mag indessen was immer fuͤr eine Methode befolgen, so darf der Paͤchter nicht einen Augenblik vergessen, daß er seine Moͤhren mehr gegen das Erhizen und Faulen, als gegen den Frost zu schuͤzen hat: wenn sie trocken auf einander gelegt und gut gegen Regen verwahrt werden, und aller Dampf zwischen dem Haͤckerlinge leicht durchziehen kann, so werden sie sich gut erhalten. Hr. Burrows bediente sich eines Verfahrens, welches von allen uͤbrigen ganz verschieden ist, und welches wir hier, da das Aufbewahren der Moͤhren ein Gegenstand von hoͤchster Wichtigkeit bei dem Baue derselben ist, mit seinen eigenen Worten anfuͤhren wollen. »Dieses Verfahren besieht darin, daß die Moͤhren in großen Haufen, jeden zu fuͤnf bis sechshundert Bushel, auf dem Felde, auf welchem sie wuchsen, aufgeschobert und mit soviel Stroh oder Stoppeln, als noͤthig ist, um sie vor Frost zu schuͤzen, bedeckt werden. Eine duͤnne Lage von Stroh ist alles, was man bei jenen Haufen noͤthig hat, welche man bald wird angehen muͤssen, indem man die Moͤhren nur deßwegen in Haufen aufschichtet und bedeckt, um die Hasen und Kaninchen davon abzuhalten, welche, wenn diese Wurzeln zerstreut umher liegen, großen Schaden unter denselben anrichten. Es ist wichtiger die Moͤhren gegen die Verheerungen dieser Thiere, als gegen die Gefahr eines leichten, oder selbst eines harten Frostes zu sichern. Die Froͤste vor Weihnachten sind selten so stark, daß sie den Moͤhrenwurzeln einigen Schaden zufuͤgen koͤnnten, zumal wenn man die Haufen mit einer duͤnnen Schichte von Stroh oder Stoppeln bedeckt. Was den Nachtheil vom Regen betrifft, so kann ich nur soviel sagen, daß ich so etwas nicht bemerkte: denn nach einem starken Regen ließ ich alle Haufen abdecken, und sezte sie am ersten trocknen Tage der Sonne und dem Winde aus, und bedeckte sie dann wieder. Einen Umstand muß ich jedoch bemerken, daß ich naͤmlich stets dafuͤr sorgte, die Wurzeln rein und trocken zu haben, ehe ich dieselben auf Haufen aufschichten ließ, und auf diese Weise wurden sie durch spaͤtere Regen nie wieder schmuzig. Da ich ferner die Haufen eine Stunde oder zwei Stunden vorher, ehe der Karren vor denselben anfuhr, abdecken ließ, so kamen die Moͤhren so rein in den Stall nach Hause, als ob sie vorlaͤufig gewaschen worden waͤren. Jene Haufen, welche ihrer Bestimmung nach den ganzen Winter uͤber auf dem Felde bleiben mußten, bedeckte ich ungefaͤhr sechs Zoll tief mit Erde auf dieselbe Weise, wie man Erdaͤpfel aufbewahrt: diese Haufen waren meine Vorrathskammer bei recht harter Witterung, wenn alle uͤbrigen Moͤhrenhaufen bereits verzehrt, und der Boden entweder bedeckt mit Schnee oder zugefroren war. Diese Aufbewahrungsweise der Moͤhren fand ich vortheilhafter, und weniger kostspielig als jene, nach welcher dieselben bei Hause aufgespeichert werden, sie bleiben auch suͤßer; denn, wenn man bei Hause zu viele uͤber einander legt, so erhizen sie sich, machen viele Arbeit und oͤfters auch großen Schaden. Allem diesen wird ausserdem, daß man bedeutende Kosten erspart, dadurch gluͤcklich vorgebeugt, daß man sie auf dem Felde aufspeichert.« XIII. Kap. Benuͤzung der Moͤhren. Sie laͤßt sich unter folgende Unterabtheilungen bringen: 1. bei Pferden; 2. bei Mastvieh; 3. bei Kuͤhen; 4. bei Schafen; 5. bei Schweinen. §. 1. Pferde. Im Moͤhrenlande in Suffolk machten die Moͤhren das Hauptwinterfutter der Pferde seit undenklichen Zeiten: die aͤltesten Maͤnner, die fuͤnfzig und mehr Jahre daselbst lebten, wissen es nicht anders, und der Verfasser dieses Aufsazes hat schon vor vierzig Jahren das Verfahren mehrerer Individuen bei dem Moͤhrenbaue beschrieben. Damals war das Moͤhrenland noch ein kleiner Strich Landes in der Nachbarschaft des Meeres, und die Paͤchter sandten einen Theil ihrer Ernte auf den Markt nach London; ein Umstand, dessen einige Schriftsteller sich bedienten, um zu erweisen, daß der Mohrenbau ohne einen solchen vortheilhaften Absaz nicht weiter ausgedehnt werden koͤnnte. Gluͤcklicher Weise wurde dieser Einwurf vollkommen dadurch widerlegt, daß der Moͤhrenbau sich in jeder Richtung, wo der Boden dazu tauglich war, verbreitete, bloß um Pferde damit zu fuͤttern. Ich habe auf meinen landwirthschaftlichen Reisen im Koͤnigreiche die Versuche mehrerer Individuen aufgezeichnet, welche die Moͤhren in dieser Hinsicht eben so vortheilhaft fanden, als die Paͤchter in Suffolk dieselben bereits seit langer Zeit gefunden hatten. Im J. 1763 fuͤtterte Hr. Billing von Weasenham in Norfolk sechzehn bis achtzehn Pferde mit Moͤhren ohne alles Heu, und ohne allen Hafer, ausser wenn diese Thiere Korn fuͤnfzehn Meilen weit fahren mußten, oder ihre Arbeit bei dem Gerstenbaue sich sehr vermehrt hatte. In diesen Faͤllen gab er den Pferden etwas Hafer als Zubiß. Zwei Fuhren Moͤhren ersparten ihm eine Fuhr Heu, erstere zu vierzig Bushel, leztere zu einer Tonne; diese kostete 2 Pf. Sterl., jene standen 9 D. das Bushel. Im J. 1765 fuͤtterte Hr. Hewitt in Yorkshire seine Pferde mit vielem Nuzen mit Moͤhren; sie arbeiteten wie gewoͤhnlich, aber ohne Hafer, und sahen eben so gut aus. Hr. Cook, aus derselben Grafschaft, fand die Moͤhren aͤußerst vortheilhaft, und schuͤzte sie zugleich dadurch gegen eine heftige Krankheit. Hr. Feliowes in Norfolk fuͤtterte seine Pferde zu voller Zufriedenheit vom J. 1765 bis 1770 mit Moͤhren. Zu Woodbridge gab man im J. 1770 ein Bushel taͤglich ohne alles Korn. Hr. Acton in Suffolk fuͤtterte gleichfalls Moͤhren ohne Korn, und die Pferde befanden sich nie besser. Hr. Legrand in Kent fuͤtterte woͤchentlich eine Tonne Moͤhren bei seinen vier Pferden, und fand, daß diese Thiere nie besser aussahen; dieß gibt beilaͤufig 1 1/3 Bushel fuͤr jeden Tag. In Schottland erkannte man die Moͤhren als ein treffliches Surrogat fuͤr Hafer. In dem Buche, in welchem ich das Resultat verschiedener Untersuchungen, die ich bei Moͤhren-Paͤchtern in Suffolk im J. 1784 anstellte, aufgezeichnet habe, finde ich das Mittel der waͤhrend einer Woche verfuͤtterten gelben Ruͤben zu 13 Bushel ohne allen Hafer, in einigen Faͤllen sogar ohne alles Heu, in anderen mir der Haͤlfte Heues angegeben; auch daß ein Bushel taͤglich allen Hafer uͤberfluͤssig machte. Dieß ist das Verfahren vieler gemeinen Paͤchter. Ein Fall ist mir vorgekommen, in welchem ein Bushel taͤglich, nachdem er zu Haͤckerlinge geschnitten wurde, nicht bloß allen Hafer, sondern sogar alles Heu uͤberfluͤssig machte. Ich habe noch eine Menge Beispiele von mir, die dasselbe beweisen; ich gehe aber zu einem der neuesten Beweise, der nach einer Reihe von Jahren uns von Hrn. Burrows in Norfolk gegeben wurde, uͤber, welcher waͤhrend 6 Jahre, wovon das Jahr 1810 das lezte war, zehn Pferde mit taͤglich 70 Pf. Moͤhren fuͤtterte, und dabei allen Hafer, und auch einen guten Theil des sonst gewoͤhnlich gegebenen Heues ersparte. Die Moͤhren kamen auf 10 1/4 D. im Bushel, das Bushel zu 60 Pf. gerechnet; waͤhrend das QuarterEin Quarter ist 8 Bushel, das Bushel zu 4 5/8 Nied. Oest. Wezen. A. d. Uebers. Hafer 32 Shilling kostete. Im Winter 1811 fuͤtterte er 30 Pferde mit dieser Wurzel durch 210 Tage, und gab jedem Pferde taͤglich zwei Bushel; wenn sie sehr hart arbeiten mußten, erhielten sie fuͤr die Nacht ein wenig Heu. Die Ersparniß, welche er an Hafer und Heu hierdurch machte, war 10 1/2 D. an jedem Bushel, da die Tonne Heu 4 Pf. Sterl., und der Quarter Hafer 43 Sh. galt. Es verdient bemerkt zu werden, daß die Resultate von Burrows Versuchen jene Thatsachen vollkommen bestaͤttigen, welche ich bereits vor 30 Jahren dem Publikum vorgelegt habe. Eine Vorsichtsmaßregel muß ich hier hinzufuͤgen, naͤmlich diese, daß wenn die Wurzeln vorher gewaschen werden muͤssen, ehe man sie den Pferden vorlegt, man sie vollkommen trocken werden lassen muß, ehe man sie verfuͤttert. §. 2. Maͤsten. Im J. 1763 maͤstete Hr. Billing 33 Stuͤcke Mastvieh, und hatte alle Ursache damit zufrieden zu seyn. Hr. Cope, in Nottinghamshire, fand schon vor 40 Jahren, daß Ochsen und Kuͤhe auf eine sehr vortheilhafte Weise mit Moͤhren gemaͤstet werden koͤnnen. Die bei weiten wichtigsten Versuche aber, welche jemals uͤber diesen Zweig der Moͤhren-Benuͤzung gemacht worden sind, sind jene des Hrn. Moody in Retford; er war ein Mezger, und betrieb die Maͤstung mit der hoͤchsten Aufmerksamkeit. Er bauete ein hoͤchst vollkommenes Ochsenhaus, welches aus 26 Staͤllen bestand, um darin die Rinder regelmaͤßig mit Oelkuchen zu maͤsten. Als er im J. 1776 nicht Oelkuchen genug erhielt, und in großer Gefahr war, daß sein Mastvieh vom Fleische fiele, gerieth er auf den Einfall Moͤhren zu versuchen, mit welchen er eben ein Feld bestellt hatte, und zu seinem Erstaunen fielen seine Ochsen nicht nur nicht ab, sondern wurden so feist, und bezahlten die ihnen vorgelegten Moͤhren so reichlich, daß er mehrere Jahre lang mit dieser Maͤstung zu seinem großen Nuzen fortfuhr. Ein halber Acre und eine halbe RoodEine Rood ist der vierte Theil eines Acre in □ Maß. A. d. Uebers. Moͤhren ersparten ihm zwei Tonnen und 18 Ztr. Oelkuchen, waͤhrend ihm die Tonne Moͤhren nur zu 2) Shilling zu stehen kam. Das Detail seines Versuches ist zu umstaͤndlich, als daß es hier angefuͤhrt werden koͤnnte: Moͤhren-Paͤchter werden aber sehr wohl thun, wenn sie dasselbe aufmerksam lesen. Hr. Linn in dem Moͤhrenlande von Suffolk maͤstete im J. 1784 bis spaͤt in das Fruͤhjahr hinaus Stiere zu seinem großen Vortheile mit Moͤhren. Hr. Kirby, aus derselben Gegend, betrachtete die Maͤstung als die nuͤzlichste aller Anwendungen, die man von den Moͤhren machen kann. Hr. Cotton maͤstete gleichfalls jaͤhrlich zehn bis zwoͤlf Stiere mit diesem Futter zu seinem großen Nuzen: er gab dasselbe statt der Oelkuchen ohne allen Nachtheil fuͤr das Mastvieh. Sein Nachbar, Hr. Fuller, bediente sich desselben Verfahrens mit dem besten Erfolge. Er fand, daß die Ochsen nach ihrer verschiedenen Groͤße, ein bis drei Bushel des Tages uͤber fressen; andere sahen aber große Rinder fuͤnf bis sechs Bushel an einem Tage verzehren; ein anderer gab drei Bushel des Tages. Ein Paͤchter in Esser maͤstete mit dem Ertrage von vier Acres 15 Stiere. Im J. 1809 maͤstete Hr. Burrows vier Galloway Stiere, die eine Zeit uͤber (16 Wochen lang) taͤglich Ein Bushel und ein halbes bekamen, und auch etwas Heu. Sie frassen in 16 Wochen 796 Bushel Moͤhren und 28 Ztr. Heu: nach Hrn. Burrows Rechnung ist dieß der Ertrag eines Acre ungefaͤhr wie bei jenem Paͤchter in Essex. Bei einem zweiten von eben demselben mit aller Genauigkeit angestellten Versuche, wo kein Heu gegeben, und das Mastvieh lebendig gewogen wurde, kam das Pfund Fleisch des zugenommenen Gewichtes auf 9 D., waͤhrend das Bushel zu 54 Pf. auf 7 1/4 D. bis 8 D. zu stehen kam, nebst jedem 2 1/2 Bushel, welche in den ersten 28 Tagen, jedoch ohne Heu, gefuͤttert wurden. Aus diesen Angaben wird es hinlaͤnglich klar, daß Moͤhren zuverlaͤßig als ein hoͤchst brauchbares Mastfutter betrachtet werden koͤnnen, und daß man allen Grund zu glauben hat, daß die Anwendung desselben auch vortheilhaft ist. §. 3. Kuͤhe. Man hat nur wenige bisher bekannt gemachte Versuche uͤber das Resultat der Fuͤtterung der Kuͤhe mit Moͤhren, und selbst diese sind nicht auf genuͤgende Art entwikelt; sie reichen aber hin um zu beweisen, daß Moͤhren ein treffliches Futter in Hinsicht auf Beschaffenheit der Herde, der Menge der Milch, und der Guͤte der Butter sind. Hr. Billing war mit der Wirkung derselben hoͤchlich zufrieden. Hr. Cope erhielt ein noch mehr genuͤgendes Resultat, indem er seinen Kuͤhen zwei Bushel waͤhrend des Tages gab. Hr. Onley erhielt mit Einem Bushel taͤglich, und bei Hafer Stroh, im Jaͤnner woͤchentlich 5 Pf. der schoͤnsten Butter. Wenn wir das Pf. Butter zu 20 D. rechnen, so kommen 8 Sh. 4 D. auf sieben Bushel Moͤhren, oder 1 Sh. 2 1/4 D. auf das Bushel. In Sussex fand man Moͤhren vortheilhafter als Erdaͤpfel. In Suffolk fand man sie vorzuͤglich wohlthaͤtig beim Entwoͤhnen der Kaͤlber. Von Cambray bis Bouchaine in Flandern fand ich die Moͤhren als das beste Futter fuͤr Kuͤhe gepriesen, und es verdient bemerkt zu werden, daß sie der Milch nie einen unangenehmen Geschmack ertheilen. §. 4. Schafe. Man wuͤrde sich laͤcherlich machen, wenn man zweifeln wollte, daß Moͤhren ein treffliches Futter fuͤr Schafe sind: die einzige Frage, die man hier stellen kann ist, wie hoch sie als solches Futter zu stehen kommen. Hrn. Billing's Schafherde befand sich bei dieser Wurzel besser, als der Besizer desselben in dieser Jahreszeit sie nie gesehen hat. Hr. Cope war nie im April und Mai in Verlegenheit um Futter fuͤr seine Schafe, seit er Mohren baute. Hr. Legrand in Kent machte im J. 1770 einen sehr sorgfaͤltig angestellten Versuch uͤber das Maͤsten der Widder mit Moͤhren; zwanzig derselben fraßen in einer Woche eine Tonne, und vier Zentner Heu, welches davon abgezogen, die Tonne Moͤhren zu 14 Shill. stellt; da sie waͤhrend zwanzig Wochen auf Wiesenland gefuͤttert wurden, so kann die dadurch erzweckte Verbesserung gering auf 3 Pf. Sterl., oder 3 Sh. fuͤr die Tonne geschaͤzt werden. Da nun im J. 1770 Schaffleisch 4 D. das Pfund galt, so kommt der Werth einer Tonne Moͤhren auf 23 Shill., wenn man das Pf. Schaffleisch nur zu 3 D. rechnet; steht es aber zu 9 D., so ist der Werth einer Tonne 31 Sh. 6 D.; steht es auf 10 D., so ist der Werth einer Tonne 35 Sh.; und rechnet man das Bushel Moͤhren zu 56 Pf.; so gilt dasselbe unter der lezten Voraussezung 10 1/2 D., ohne die Verbesserung der Wiese. Im J. 1780 machte ich einen aͤhnlichen Versuch, wie Hr. Legrand, und gab sechs und zwanzig Widdern Moͤhren auf Heu in einer geflochtenen Pferche: ich leitete selbst den Versuch mit der hoͤchsten Sorgfalt, und die Moͤhren kamen auf 4 D. im Bushel; die 26 Widder fraßen im Durchschnitte vier Bushel des Tages, und duͤngten einen Acre Landes gehoͤrig. Im J. 1780 war der Preis des Schaffleisches 4 D. das Pf., wodurch der Werth der Moͤhren zu 10 D. das Bushel, wenn das Pf. Schaffleisch 10 D. kostet, bestaͤtigt wird. §. 5. Schweine. Meines Wissens hat man nie gezweifelt, daß Moͤhren zum Fuͤttern der Schweine taugen; die uͤber das Maͤsten derselben mit Moͤhren aufgestellten Versuche sind jedoch nicht gleich entscheidend, da die Resultate etwas widersprechend sind. Hr. Turner und Hr. Hewitt, beide in Yorkshire, haben mit gutem Erfolge Schweine mit Moͤhren gemaͤstet. Hrn. Ray in Suffolk mißlang der Versuch gaͤnzlich. Hr. Cope maͤstete große Schweine mit dem besten. Erfolge. Dasselbe Resultat erhielt man auch zu Woodbridge. Hr. Legrand maͤstete sechzig Schweine: ihr Fleich war vortrefflich und kostbar. Hr. Burke (der spaͤter so beruͤhmte und hochehrenwerthe Staatsmann) sagte mir im J. 1770, als ich bei ihm zu Beaconsfield war, daß es ihm zwei Jahre hintereinander gaͤnzlich mißlang Schweine mit Moͤhren zu maͤsten. Dasselbe Resultat erhielt auch Hr. Baker in Irland. Im J. 1779 bestimmte Hr. Billingsley den Werth der Moͤhren unter dieser Anwendung zu 3 Sh. den Sack3 Bushel. A. d. Uebers.. Hr. Burrows von Norfolk findet die Moͤhren sehr brauchbar um große Herden von Schweinen zu halten, und verwandelte auf diese Weise vieles Stroh in trefflichen Duͤnger. Kohl, schwedische TurnipsRuta Baga der Schweden. A. d. Uebers., und Moͤhren, unter einander als Futter fuͤr Zuchtschweine (Store-pigs) verglichen, und diese lezteren lebendig gewogen, wenn sie zu und von dem Futter gehen, gaben bei weiten den Ausschlag fuͤr die Moͤhren. Auf zwei Umstaͤnde muß man bei dem Maͤsten dieser Thiere mit Moͤhren vorzuͤglich Acht geben; erstens muß die Race genau unterschieden werden, indem diese hierbei von ausserordentlichem Einflusse ist; die chinesische Race gab mir bei verschiedenem Futter schoͤnen Vortheil, waͤhrend ich an Schweinen anderer Race bei demselben Futter Verlust hatte. Es gibt noch andere Racen, die vielen Vorzug vor denjenigen besizen, welche in einigen Distrikten gewoͤhnlich gehalten werden: daher kommt nun offenbar die Verschiedenheit der Resultate. Zweitens dienen Moͤhren im Fruͤhjahre bei weiten besser zum Masten als im Herbste; je trockener und welker sie sind, desto nahrhafter sind sie; was auch bei den Kartoffeln der Fall ist. Daß Moͤhren zum Fuͤttern magerer Schweine von großem Nuzen sind, unterliegt keinem Zweifel. XIV. Kap. Ertrag und Werth. Der Ertrag der Moͤhren sieht, wie bei jeder anderen Feldfrucht, im geraden Verhaͤltnisse mit der Guͤte des Bodens und der Geschiklichkeit bei dem Baue derselben. Unter der großen Menge von Notizen, die ich hieruͤber vorlegen koͤnnte, will ich nur einige wenige anfuͤhren, die hinreichen werden. Hr. Billing gibt den Ertrag in seinem so oft angefuͤhrten Aufsaze von guten Gruͤnden zu 700, von den schlechtesten zu 300 an, unter der Voraussezung naͤmlich, daß jede seiner Fuhren 30 Bushel hielt; wenn aber seine Fuhren, wie in Suffolk, jede 40 Bushel hielten, so steigt sein hoͤchster Ertrag uͤber 300 Bushel, und sein niedrigster ist 400. Die Herren Cope, Mellish, Wharton, und Moody hatten alle jeder 20 Tonnen, oder, das Bushel zu 56 Pf. gerechnet, 300. Hr. Fellow zu Norfolk hatte 600. Hr. Gardner 4–500. Im Suffolker Moͤhrenlande hat man 480–800. Hr. Acton hatte 760 bis 960. Hr. Hilton zu Faversham hatte auf einem außerordentlich reichen Boden 17 Fuhren so schwer, als vier Pferde sie ziehen mochten, was wenigstens 1200 Bushel betragen muß. Hr. Taylor in Kent hatte im niedrigsten Ertrage 3 Tonnen oder 320 Bushel, gewoͤhnlich aber sechzehn Tonnen. Hr. Legrand aus derselben Grafschaft hatte gewoͤhnlich von 20–30 Tonnen; das Mittel hiervon gibt 1000 Bushel. Der ehrwuͤrd. Hr. Carter hatte 329 Bushel. Die Herren Gerard, Weeden und Wimper hatten auf 105 LandVermuthlich soviel Land, als man fuͤr 10 Shill. pachtet. A. d. Uebers. 400 Bushel; auf Land, worauf Schafe zur Weide getrieben wurden, 200 bis 220. Hr. Thomson in der Naͤhe von Stockton hatte 30 Tonnen. Eben soviel Hr. Bakewell zu Dishley. In Surrey steht der Ertrag im Durchschnitte auf 550 Bushel. Hr. Burrows in Norfolk hatte im J. 1807 760 Bushel; im J. 1810 gewann er 11 Tonnen 16 Ztr.; er spricht von 7–800 Bushel als dem gewoͤhnlichen Ertrag; er hatte aber auch 900 Bushel. In Schottland wurden uͤber 17 1/2 Tonnen auf einem englischen Acre gewonnen. Bei sorgfaͤltiger Pruͤfung der oben angefuͤhrten Thatsachen, und Vermeidung aller Behauptungen, welche bei denjenigen, die sich zu einem Versuche im Moͤhrenbaue geneigt fuͤhlen, zu hohe Erwartungen erregen koͤnnten, koͤnnen wir den Ertrag der schlechtesten Gruͤnde auf 200 Bushel, des mittleren Bodens auf 450, und der besten Gruͤnde auf 700 Bushel sezen. Es gibt Faͤlle ungewoͤhnlicher Fruchtbarkeit, in welchen der Ertrag hoͤher steigen mag; indessen lassen dieselben sich nur bei jenen Paͤchtern erwarten, welche sich bei ihren Versuchen durch die in den vorigen Kapiteln angegebenen Ruͤcksichten leiten lassen. Was den Werth betrifft, so haben wir, um von den Pferden anzufangen, bereits gesehen, daß sie Hrn. Billing, bei einem Preise des Heues von 3 Pf. Sterl. die Tonne, 9 D. am Bushel trugen. Zu Woodbridge ersparte ein Bushel taͤglich allen Hafer. Rechnet man diesen zu zwei Bushel woͤchentlich, so werden, wenn der Hafer 32 Shill. das Quarter kostet, sieben Bushel Moͤhren auf 8 Shill. kommen, oder Ein Bushel auf 1 Shill. 1 3/4 D. Nach einer anderen Rechnung ersparte man zu Woodbridge mit woͤchentlich 13 Bushel Moͤhren zwei Bushel Hafer, und die Haͤlfte Heues; dieses kann man zu 14 Pf., also woͤchentlich auf 98 Pf. anschlagen: man ersparte also an Hafer 8 Shill.; an Heu 2 Shill. 7 D., zusammen 10 Shill. 2 D., oder 9 3/4 D. auf den Bushel Moͤhren. In einem anderen Falle ersparten, bei nicht so stark gefuͤtterten Pferden, sieben Bushel Moͤhren Einen Bushel Hafer oder 4 Shill., und 5 Shill. 2 D. an Heu; zusammen 9 Shill. 2 D., welches l Shill. 3 3/4 D. auf den Bushel Moͤhren wirft. In einem anderen Falle kommen auf lezteren 10 3/4 D., und noch in einem anderen 10 1/2 D.: in diesem wurde das Heu zu 4 Pf. Sterl. die Tonne, und der Hafer zu 43 Shill. das Quarter gerechnet. Diese sechs Angaben stellen den Werth eines Bushels Moͤhren als Pferdefutter im Durchschnitte auf 11 1/2 D. Hrn. Moody galt bei seiner Ochsenmast im J. 1767 die Tonne Moͤhren 20 Shill.; nun stand damals das Pf. Rindfleisch auf 4 D.: wenn aber das Pf. Fleisch 9 D. gilt, so muß die Tonne Moͤhren 45 Shill. gelten. Rechnet man nun 40 Bushel auf eine Tonne, so kommt 1 1/2 D. auf das Bushel. Bei Hrn. Burrows Versuch kam das Bushel auf 7 1/2 D. Es ist nicht der Muͤhe werth ein Mittel aus diesen beiden Summen zu nehmen; da aber in Hrn. Burrows Angaben nichts auf die Verbesserung des mageren Fleisches der Ochsen gerechnet wurde, so glauben wir vielleicht keine Uebertreibung fuͤrchten zu duͤrfen, wenn wir die Moͤhren als Mastfutter zu 9 D. das Bushel ansezen. Wir haben bloß eine Rechnung in Bezug auf Kuͤhe, welche das Bushel zu 1 Shill. 2 1/4 D. stellt. In Hrn. Legrand's Versuche mit Schafen ist der Werth zu 11 1/4 D., in meinem eigenen zu 10 D. angegeben. Hrn. Billing's Versuch mit Schweinen im J. 14779 gab, wie wir oben bemerkten, den Werth eines Bushels zu 1 Shill. an. Hr. Reynolds in Kent, ein sehr bekannter, verstaͤndiger, und allgemeiner Paͤchter machte dieselbe Angabe im J. 1770; da aber das Schweinfleisch damals ungefaͤhr 5 D. das Pfund stand, und auch im J. 1779 noch derselbe Preis blieb, so muͤssen, wo das Schweinfleisch auf 10 D. steht, beide Preise verdoppelt werden. Uebrigens muß der Leser nicht vergessen, daß bei mehreren Versuchen die Schweine durchaus nicht fett werden wollten, und daß folglich jede Schaͤzung hier nur mit dem groͤßten Zweifel angenommen werden koͤnnte. Der Werth der Moͤhren ist also in dieser Hinsicht noch nichts weniger als feststehend bestimmt. Recapitulation. Sh. D. Werth des Bushels Moͤhren bei Pferden 0 11 1/2 Werth des als Mast bei Ochsen 0 9 Werth des bei Kuͤhen 1 2 1/2 Werth des bei Schafen 0 10 1/2 –––– –––––– Allgemeiner Durchschnitt 0 11 1/4 Wenn der unerfahrene Moͤhrenbauer seine Erwartung auf 9 D. das Bushel stellen sollte, so ist es wahrscheinlich, daß er keine Taͤuschung zu besorgen haben wird; rechnet er aber bloß auf 6 D., so ist er, selbst bei einer mittleren Ernte, sicher einigen Gewinn zu machen, ohne uͤbrigens der Vortheile zu gedenken, welche durch Reinigung des Bodens und hohe Verbesserung des Duͤngers entstehen. XV. Kap. Auslagen und Gewinn. Ich habe in den lezten vierzig Jahren zu verschiedenen malen mehrere Rechnungen uͤber die Auslagen bei dem Moͤhrenbaue bekannt gemacht: die Zeiten haben sich aber zeither in Bezug auf Abgaben, Zehend, Armensteuer, Reparaturen, Arbeitslohn so sehr geaͤndert, daß es uͤberfluͤssig waͤre jezt mehr auf dieselben zuruͤckzukommen. Hr. Burrows in Norfolk und Hr. Rodwell in Suffolk haben dem Buͤreau eine detaillirte Rechnung fuͤr die gegenwaͤrtige Zeit dargelegt, welche ich hier einruͤcken will. Folgende Rechnung ist Hrn. Burrows lezte vom J. 1811, in sofern sie naͤmlich Artikel betrifft, die eines allgemeinen Ueberschlages faͤhig sind. Pf. St. Sh. D. Pfluͤgen 0 16 0 Eggen 0 2 9 Walzen 0 0 4 1/2 Same 0 10 0 Saͤen 0 0 3 Behacken 1 19 4 Ausnehmen 1 3 0 Aufhaͤufen 0 5 2 Heimfahren 1 7 9. – 6 Pf. Sterl. 4 Shill. 7 1/2 D.Dieß sind die Durchschnitte, welche Hr. Burrows im MS. von seinen lezten Rechnungen einsandte. Folgendes ist Hrn. Rodwell's Rechnung: Pf. St. Sh. D. Ein Mal Doppelpfluͤgen 1 0 0 Eggen und Saͤen 0 2 6 Same 4 Pf. zu 2 Sh. 0 8 0 Behacken 1 5 0 Ausnehmen 0 10 0 Heimfahren 1 2 9. 4 Pf. St. 4 Sh. 3 D. ––––––––––––––– Der Durchschnitt dieser beiden Summen ist 5 Pf. St. 6 Sh. 5 D. Wenn wir nun auf diese Rechnungen den oben aufgestellten Maßstab des wahrscheinlichen Ertrages, naͤmlich von 200 Bushel fuͤr die schlechtesten, von 450 fuͤr die mittlere, und von 700 fuͤr die besten Gruͤnde anwenden, und hierzu den Betrag von 15 Shilling auf jeden Acre an Steuer, Zehend, und Abgaben fuͤr den schlechtesten, auf 40 Shill. fuͤr den mittleren, und auf 4 Pf. Sterl. fuͤr den besten Boden rechnen, und uͤberdieß Hrn. Burrows Ausgaben als die hoͤchsten annehmen, so wird die Rechnung stehen, wie folgt: Pf. St. Sh. D. Bei dem schlechtesten Boden, allerlei Ausgaben 6 4 7 Abzug beim Ausnehmen und Einfahren 1 ––––– ––––– ––––– Bleibt 5 4 7 Abgaben 15 ––––– ––––– ––––– 5 19 7 Beim mittleren Boden, allerlei Ausgaben 6 4 7 Abgaben 2 ––––– ––––– ––––– 8 4 7 Bei dem besten Boden, allerlei Ausgaben 6 4 7 Abgaben 2 ––––– ––––– ––––– 10 4 7 200 Bushel zahlen also auf dem schlechtesten Boden, wenn das Bushel 7 D. gilt, ungefaͤhr die Auslage; eben so 400 Bushel auf mittlerem Boden, wenn das Bushel 4 1/2 D. gilt; und eben so 700 Bushel auf dem besten Lande, wenn das Bushel 3 1/2 D. gilt. Um in Hinsicht des reinen Ertrages alle Uebertreibung zu vermeiden, wollen wir annehmen, daß das Bushel 8 D. werth sey; und dann steht die Rechnung wie folgt: Pf. St. Sh. D. Auf dem schlechtesten Bod. 200 Bush. zu 8 D. 6 13 4 Ausgaben 5 19 7 ––––– ––––– ––––– Reiner Ertrag = 0 13 9 Auf mittlerem Boden 450 Bushel zu 8 D. 15 0 0 Ausgaben 8 4 7 ––––– ––––– ––––– Reiner Ertrag 6 15 5 Auf dem besten Boden 700 Bushel zu 8 D. 23 6 8 Ausgaben 10 4 7 ––––– ––––– ––––– Reiner Ertrag 13 2 1 Der Moͤhrenbau verdient also allerdings die Aufmerksamkeit eines Paͤchters, selbst wenn der reine Ertrag auf einem Acre nicht mehr als 15 Shilling von einem Zehn-Schilling Lande waͤre; er gibt allein schon den Pachtzins, ist ihm vollkommen gleich, oder uͤbertrifft denselben sogar im Verhaͤltnisse zu dem Durchschnitte des Gewinnes, welchen man aus allen anderen Fruͤchten auf einem Pachthofe machen kann: denn ausser dem Vortheile der Consumption wird das Ackerland rein, und man erhaͤlt vielen Duͤnger. Was den reinen Ertrag bei den uͤbrigen Gruͤnden betrifft, so ist derselbe zu offenbar, als daß er besonders bemerkt zu werden verdiente, indem er ganz augenscheinlich jeden anderen bei der gewoͤhnlichen Benuͤzung des Grundes und Bodens uͤbertrifft. XVI. Kap. Erschoͤpfen oder verbessern die Moͤhren den Acker? Wenn wir nach Analogie schließen duͤrfen, so ist es kaum moͤglich zu zweifeln, daß die Mohren den Boden verbessern; doch aller Zweifel wird verschwinden, wenn wir einige Faͤlle anfuͤhren, welche diese Thatsache beweisen. Hr. Cope in Nottinghamshire befolgte ein System von Bewirthschaftung, das wohl beachtet zu werden verdient. Er ließ seine Moͤhren so lang im Grunde zum Fruͤhlingsfutter, daß er es nicht mehr wagen durfte Gerste oder Hafer nach denselben zu bauen; er saͤete Turnips. Diese beiden behackten Fruͤchte nach einander gebaut reinigten den Acker auf eine so ausserordentliche Weise vom Unkraute, und verbesserten den Boden so sehr, daß die darauf gebaute Gerste zwischen sechs und zehn Quarter Gerste auf jedem Acre trug. Hr. Moody zu Retford erntete nach den Moͤhren eilf Quarter und fuͤnf Bushel Hafer. In Cambridgeshire fand man, daß es besser ist Gerste nach den Moͤhren zu bauen, wenn man dieselben einfuͤhrt, als nach Turnips, wenn man diese abweiden laͤßt. Dasselbe Resultat erhielt man auch im Moͤhren-Lande in Suffolk. Eben so Hr. Cotton in Hesgrave, vorausgesezt, daß die Gerste zu gehoͤriger Zeit gesaͤet wird. In Nottinghamshire war die Gerste besser nach den Moͤhren, die keinen Duͤnger erhielten, als nach Turnips, die geduͤngt wurden. Hr. Billing duͤngte den mittleren Theil eines Feldes zu Turnips, und baute an beiden Enden Moͤhren ohne Duͤnger, und die Gerste stand nach den Moͤhren schoͤner als nach den Turnips. Andere male erhielt er nach den Moͤhren Gerstenernten, die, nach seinem eigenen Ausdrucke, wundergroß waren; er erhielt von Einem Acre nicht weniger als drei Wagen voll Garben. Hr. Kirby saͤete die Moͤhren nach den Turnips, und nach diesen Gerste; er erntete ein Quarter Gerste mehr auf jedem Acre, als das Land sonst getragen haben wuͤrde, wenn die Gerste auf die Turnips unmittelbar, ohne Dazwischenkunft der Moͤhren, gebaut worden waͤre. Hr. Harvey in Worcestershire machte eine eben so gute Gerstenernte nach Moͤhren ohne Duͤnger, als nach Turnips mit Duͤnger. Nach mehreren Versuchen des Hrn. Burrows war die nach den Moͤhren gebaute Gerste sehr ergiebig, und gab selten weniger als fuͤnf Quarter auf jedem Acre. Diese Thatsachen reichen hin um zu beweisen, daß die Moͤhren, weit entfernt den Boden auszusaugen, denselben vielmehr bis auf einen hohen Grad zu verbessern im Stande sind. XVII. Kap. Zufaͤlle und Unfaͤlle. Wenn man die Moͤhren mit jeder anderen Brachfrucht vergleicht, so zeigen sie vielleicht in keiner anderen Hinsicht so entschiedenere Vorzuͤge vor allen anderen, als in dieser. Wenn der Same gut ist, so kann man der Ernte gewiß seyn. Sie sind keinen Verheerungen von Fliegen, Schnecken, Raupen, oder anderen Feinden ausgesezt, oder mindestens so wenig, daß in allen Berichten, welche ich hieruͤber durchlas, ich nicht einen einzigen vollkommenen Mißwachs aufgezeichnet gefunden zu haben mich erinnere. Wenn man die Menge Zufaͤlle, welchen andere Brachfruͤchte ausgesezt sind, bedenkt und hiermit vergleicht, so muß dieser Umstand allein einen kraͤftigen Eindruck auf die Seele des Lesers hervorbringen. Ich habe nur von zwei Feinden der Moͤhren, von Kaninchen und Hasen gehoͤrt; diese koͤnnen zuweilen so zahlreich seyn, daß sie Schaden machen, wenn der Bau nicht im Großen getrieben wird. XVIII. Kap. Wichtigkeit des Moͤhrenbaues fuͤr Verbesserung der trockenen Gruͤnde. Die Wichtigkeit einer Frucht, welche, nachdem sie das tiefere Pfluͤgen und staͤte Behacken reichlich bezahlte, reichlichen reinen Ertrag als Futter fuͤr die Hausthiere gewaͤhrt, und eine große Menge des besten Duͤngers liefert, kann wohl keinen Augenblick bezweifelt werden, indem es Thatsache ist, daß der Paͤchter durch den Moͤhrenbau im Ganzen genommen mehr gewinnt als durch jede andere gewoͤhnliche Feldfrucht. Der Umstand, daß man mittelst der Moͤhren im Stande ist alles Vieh seines Hofes zu fuͤttern und zu maͤsten, ohne auch nur ein Loch Duͤngers noͤthig zu haben, ist eben so einzig als entscheidend. Bei so entschiedenen und ausgezeichneten Vortheilen ist es in gewisser Hinsicht unbegreiflich, daß der Moͤhrenbau nicht auf allen dazu geeigneten Gruͤnden allgemein betrieben wird; und doch ist es Thatsache, daß man denselben beinahe nirgendwo zu kennen scheint. Die Nachbarschaft um London ausgenommen, wo die Moͤhren wegen des Marktes der Hauptstadt gebaut werden, ist nur ein einziger Strich Landes im Koͤnigreiche, wo sie allgemein gebaut werden. Was mag die Ursache dieser sonderbaren Erscheinung seyn? vielleicht dieselbe, die wir so oft bei aͤhnlichen Untersuchungen finden – Mangel an Kapital. Diese Ursache laͤßt sich aber weder auf die Zugpferde, noch auf die Kuͤhe und Widder anwenden, welche sich bereits auf dem Pachthofe finden. Wir koͤnnen also in dieser Hinsicht die Vernachlaͤssigung des Moͤhrenbaues einzig und allein der Unwissenheit zuschreiben, und es ist wirklich sehr zu bedauern, daß man bisher keine wirksameren Maßregeln ergriffen hat, die Landwirthe des Koͤnigreiches uͤber einen Gegenstand von so hoher Wichtigkeit aufzuklarenEs fiel dem Uebersezer auf, daß, da es mehrere Varietaͤten von Moͤhren gibt, von welchen die eine unter bestimmten Verhaͤltnissen entschiedene Vorzuͤge von der anderen besizt, der Hr. Verfasser dieses Aufsazes nicht auf dieselben aufmerksam machte. Man findet diese Varietaͤten im VI. B. der neuen von Roͤmer und Schultes besorgten Ausgabe des Systema Vegetabilium; eines Werkes, das kein Landwirth, dem es um gruͤndliche Kenntnisse der Gewaͤchse, die er baut, zu thun ist, entbehren kann. A. d. Uebers..