Titel: | Ueber Thran- und Kohlengas. |
Fundstelle: | Band 5, Jahrgang 1821, Nr. LVII., S. 327 |
Download: | XML |
LVII.
Ueber Thran- und Kohlengas.
Aus den Annals of Philosophy. April 1821. S. 300.
Ueber Thran- und Kohlengas.
Bey Durchlesung von Hrn. Ricardo's
Aufsaz »Vergleichung der Vortheile der Gasbeleuchtung mittelst Thranes und
mittelst Steinkohlen« fand ich mich etwas betroffen, daß er
uͤber den Preis des Kohlengases nicht genauer unterrichtet ist; er sagt, daß
der Verkaufspreis des Kohlengases nicht niedriger, aber in einigen
Provincial-Staͤdten und Staͤdtchen noch hoͤher als 15
Shillings fuͤr 1000 Kubikfuß ist. Wo er von dem Gewinne der Gascompagnien
spricht: sagt er »das hoͤchste Quotum, das der Gascompagnie zu
Bristol, ist 10 p. C. und die privilegirte Compagnie
(chartered Company) in London, die mehr Vortheile als jede andere besizt, vertheilt
gar nur 8 p. C.
» Ich kenne den Preis des Kohlengases dieser leztgenannten Compagnie
nicht, und nehme an, daß der Consument 15 Shill. fuͤr 1000 Kubikfuß
bezahlen muß. Die Sheffield Gasbeleuchtungs-Compagnie verkauft ihr Gas zu
12 Shill. das 1000 Kubikfuß, und gesteht noch 5–20 p. C. Rabat zu, je nachdem man jaͤhrlich mehr oder weniger Gas
abnimmt. Wer immer jaͤhrlich um 20 Pfund Sterl. oder daruͤber
abnimmt, erhaͤlt 20 p. C. Rabat. Diesen
eingerechnet, glaube ich, daß fuͤr die ganze Stadt im Durchschnitte das
1000 Kubikfuß auf ungefaͤhr 10 Shill. 6 Den. zu stehen kommt, und doch
vertheilte die Sheffield Gasbeleuchtungs-Compagnie im ersten Jahre einen Profit von 10 per Cent. Dieß beweiset doch so
viel, daß die Sheffield Gasbeleuchtungs-Compagnie entweder das ihr
anvertraute Capital besser bewirthschaftet, oder daß die privilegirte
Gesellschaft nicht mehr Vortheile als jede andere
besizt. Was wird aber Hr. Ricardo zu der Compagnie in
Derby sagen, wenn ich ihm erzahle, daß sie das 1000 Kubikfuß um 7 Shill. 6 Den.
verkauft; da diese Compagnie aber erst in ihrer Kindheit ist, so kann ich ihren
Gewinn nicht angeben. Wenn wir auch zugeben, daß ein Fuß Thrangas eben so viel
Leuchtkraft besizt, als vierthalb Kubikfuß Kohlengas, so steht die Vergleichung
zwischen dem Preise zu Derby und Hrn. Ricardos
Thrangas so:
1000 Kubikfuß Thrangas kosten – –
1 Pfd. 7 Shill. 0 Den.
3500 – – Kohlengas Kosten zu Derby
1 Pfd. 6 Shill. 3 Den.
–––––––––––––––––
0 Pfd. 0 Shill. 9 Den.
so daß, außer dem dabei gemachten Gewinne, welchen die
Gesellschaft zu 10 p. C. berechnet, Kohlengas um 9 Den.
wohlfeiler zu stehen kommt. Die Vergleichung zwischen Thran- und Kohlengas
hat den Experimentatoren im Durchschnitte das Verhaͤltniß von 1 : 3 gegeben,
und nimmt man dieses, als der Wahrheit am naͤchsten kommend, an, so erhalten
wir folgende Bilanz.
Hr. Ricardo sagt, daß im sicheren Durchschnitte 1000 Fuß Thrangas, nach Abzug aller Reparatur und uͤbrigen Zufaͤlle zu stehen kommen auf
1 Pfd. 10 Shill. 0 Den.
3000 Fuß Kohlengas werden in Sheffield verkauft um
1 Pfd. 11 Shill. 6 Den.
Nehmen wir nun an, daß 1000 Kubikfuß Thrangas um 30 Shill. erzeugt werden
koͤnnen, und, im Verhaͤltnisse zu ihrer Leuchtkraft um denselben Preis
wie Kohlengas verkauft werden, so bleiben bloß 5 p. C.
in der Voraussezung, daß kein Verlust dabei eintritt. Hr. Ricardo bemerkt ferner, daß „die einzig moͤgliche
Unbequemlichkeit, die bei dem Gebrauche des Thrangases entstehen kann, diese
ist, daß, wenn der Hahn allenfalls offen bleibt, zufaͤllig ein
uͤbler Geruch entsteht, dem man augenbliklich auf die Spur kommen, und
welchem man eben so augenbliklich abhelfen kann, ohne daß ein so unangenehmer
Nachgeruch entsteht, wie bei einem aͤhnlichen Entweichen des
Kohlengases.“ Ich glaube, daß, in Bezug auf unangenehmen Geruch,
zwischen Thran- und Kohlengas wenig Unterschied ist; daß aber, wenn auch der
Geruch des Kohlengases, im Falle des Entweichens, weniger unangenehm waͤre
als jener des Thrangases, man hierauf eben nicht den Vorzug des Thrangases vor dem
Kohlengase begruͤnden duͤrfte, indem beide Gase, wenn sie mit einer
gewissen Menge atmosphaͤrischer Luft gemengt sind, sobald man mit einem
Lichte nahe kommt, sich entzuͤnden und eine Explosion verursachen: daher glaube ich, daß dasjenige
Gas sich bei weitem besser fuͤr Wohn- und Waarenhaͤuser etc.
schikt, welches am leichtesten vor der Explosion entdekt
werden kann.
Ein Abonent der Annals of
Philosophy.