Titel: Würdigung sämmtlicher bis jezt bekannt gewordener Methoden, das Getreide, mehrere Jahre hindurch, ohne Nachtheil für dasselbe, aufzubewahren.
Autor: Prof. Peter Ludwig Marechaux [GND]
Fundstelle: Band 5, Jahrgang 1821, Nr. LX., S. 334
Download: XML
LX. Würdigung sämmtlicher bis jezt bekannt gewordener Methoden, das Getreide, mehrere Jahre hindurch, ohne Nachtheil für dasselbe, aufzubewahren. Von K. B. Professor Hr. Marechaux in Muͤnchen. Mit Abbildungen auf Tab. V. Marechaux über die verschiedenen Methoden, das Getreide, mehrere Jahre ohne Nachtheil für dasselbe, aufzubewahren. (Beschluß.) 12. Beschreibung einer Korndarre nach Duhamel'scher Einrichtung. Folgende Kupfer werden einen Begriff von der Einrichtung geben, welche der Verfasser dieser Schrift in die Stelle der Italienischen sezte. Fig. 6. Tab. V. zeigt die aͤußere Form des Gebaͤudes. Fig. 7. ist der horizontale Durchschnitt derselben nach der Linie ABFig. 6. fuͤr das Mauerwerk, und nach der Linie CD Fig. 6''. fuͤr die senkrecht stehenden Canaͤle. Fig. 8. ist ein senkrechter Durchschnitt nach der Linie MNFig. 7. Fig. 9. ist ein senkrechter Durchschnitt nach der Linie GHFig. 7. Das Gebaͤude Fig. 6. ist ein Vierek, dessen jede Seite im Lichten 9 Pariserfuß haͤlt. Die Mauern sind 3 Fuß dik. a. Fig. 7. ist der Ofen. b. Fig. 7. dessen Rauchfang. c. Fig. 7. ein Canal, der die Waͤrme in das Gebaͤude leitet. d. Fig. 7. senkrechte Traͤger fuͤr das Geruͤste. Sie sind etwas uͤber 11 Schuh lang, und reichen fast bis an den Schluß des Gewoͤlbes. Sie ruhen auf einem erhoͤheten Mauerwerke; sie sind zwei zu zwei aneinander mit Schrauben befestigt, und alle 4 Paare stehen unmittelbar unter dem Schlusse des Gewoͤlbes. eeee. Fig. 7. kuͤrzere Traͤger, die an der vorderen Mauer und an der gegenuͤberstehenden anliegen, sie sind nahe an 8 Fuß hoch, und reichen bis an die Wurzel des Gewoͤlbes. ff. Fig. 8. Seitenriegel, welche die senkrechtstehende Traͤger oder Pfeiler d und e, oben mit einander verbinden. gg. Fig. 8. Seitenriegel, welche die unteren Enden derselben Pfeiler oder Traͤger verbinden. Da die kuͤrzeren Traͤger nur bis an die Wurzel des Gebaͤudes reichen, die laͤngeren dagegen bis an den Schluß desselben, so gehen die oberen Querriegel abschuͤssig, von den mittleren hoͤheren Pfeilern, nach den kuͤrzeren hinunter. Dagegen gehen die unteren Querriegel abschuͤssig von den kuͤrzeren hoher stehenden Seitenpfosten e, nach den tiefer stehenden mittleren d hin, wie es aus der Fig. 8. deutlich abzunehmen ist. h. Fig. 8. solides Mauerwerk, worauf das ganze Geruͤste ruht. Es geht abschuͤssig nach der Mitte der Seitenwaͤnde zu. Auf der hoͤchsten Stelle desselben stehen die kuͤrzeren Traͤger oder Pfeiler e und auf der niedrigsten die laͤngeren d. Man sieht an den Original-Zeichnungen die Baͤnder nicht, welche die senkrecht stehenden Traͤger d und d und e und e miteinander verbinden. Vermuthlich geschieht dieses durch die Bretter, die den Boden und die Deke des Geruͤstes bilden. Der Boden, abschuͤssig wie das Mauerwerk, welches die ganze hoͤlzerne Vorkehrung traͤgt, ruht unmittelbar auf demselben. i. Fig. 8. die Roͤhren oder Canaͤle, die das zu doͤrrende Getreide aufnehmen. Sie bilden rechtwinklichte, senkrechtstehende Canaͤle. Die breite Seite derselben, haͤlt, die Holzdike mitgerechnet, 2 Fuß 9 bis 10 Zoll, die schmale 7 Zoll. Die breite Seite eines solchen Canals zeigt Fig. 9, und Fig. 8. die schmale. Nach der rechten Hand zu, ist die schmale Seitenwand abgenommen, und man sieht das Getreide in den Roͤhren. Die breite Seite dieser Canaͤle, Fig. 9. war ein Gatter von Eisendrath, in den ersten Konstruktionen. Spaͤterhin zeigte sich, daß ein Weidengeflechte bessere Dienste leistete, weil es wohlfeiler war, und mehr Raum fuͤr das Getreide ließ. Das eine oder das andere ist noͤthig, damit die Hize in die Canaͤle dringe. k. Fig. 9. Querriegel, welche in die schmalen Seitenwaͤnde der Canaͤle, mit Schwalbenschwaͤnzen eingelassen sind, und dazu dienen, das Eisendrathgatter zu unterstuͤzen, wenn man sich der Weidengeflechte nicht bedienen will. Die Stellen, wo diese Querriegel eingelassen werden, erkennt man Fig. 9. linker Hand, wo die vordere Seitenwand der Canaͤle abgenommen worden ist. l. Fig. 7. ist ein Stuͤk der Deke. Sie erstrekt sich abschuͤssig von dem hoͤchsten Ende der mittleren senkrechten Traͤger d zu dem oberen Ende der senkrechten Traͤger e hin, die nur bis an die Wurzel des Gewoͤlbes reichen, und ist daher Dachfoͤrmig. In dieser Deke sind so viele laͤnglichte rechtwinklichte Oeffnungen, als in dem gegebenen Raume senkrechte Canaͤle angebracht werden koͤnnen. Die Muͤndung eines jeden Canals steht unmittelbar unter einer solchen Oeffnung in der Deke, und ist eben so lang und breit. Die schmalen Seitenwaͤnde aller dieser Canaͤle sind in die untersten Querriegel eingelassen. Der Boden des ganzen Geruͤstes bildet vermittelst der untersten Querriegel eine Art von Kasten, in welchem das Getreide sich aus den untersten Muͤndungen verbreitet. mmm. Fig. 3. Querleisten, die von einem Seitenriegel zum andern oben uͤber der Deke, und unten uͤber der Grundflaͤche angebracht sind. Sie verhindern, so wie an den Intierischen Faͤchern, die zu große Anhaͤufung des Getreides, und das Ueberlaufen desselben uͤber die Raͤnder. n. Fig. 6 und 8. Trichter, durch welche das Getreide in das Innere des Gebaͤudes faͤllt. Wenn die Geruͤste ihre Ladung bekommen sollen, so schuͤttet man das Getreide in diese Trichter. Die Oeffnung derselben steht unmittelbar uͤber der oberen Muͤndung der mittelsten Canaͤle. Diese fuͤllen sich also zuerst; dann ergießt sich das Getreide von beiden Seiten des Daches, und fuͤllt zuerst die Canaͤle, die unmittelbar auf den Mittelsten folgen, und wenn diese voll sind, nach und nach die uͤbrigen, bis der lezte ebenfalls voll ist; dann lagert es sich auf der Deke, bis es die untere Oeffnung des Trichters erreicht. Jezt haben die Geruͤste ihre Ladung. Sobald die Hize hinlaͤnglich auf das Getreide gewirkt hat, oͤffnet man o. Fig. 9. den Schieber, der die Rinne p. Fig. 9. schließt, die in der Dike der Mauer und abschuͤssig, das getroknete Getreide nach außen hin fuͤhrt, wo es durch q. Fig. 6 und 9. in die Saͤke faͤllt. 13. Duhamelsche Behandlung des Getreides, und Vergleichung derselben mit der Intierischen. Man sieht aus dieser Beschreibung, daß dem wesentlichen nach die Duhamel'sche Vorkehrung eine Nachahmung der Intierischen ist; nur sind in die Stelle der abschuͤssig gehenden Tafeln, senkrechtstehende Canaͤle angebracht, und in der Stelle der auf Raͤder stehenden Kohlenpfanne ist ein Ofen der mit Holz geheizt werden kann, und der folglich mit einem Rauchfange versehen ist. Duhamel behauptet, daß seine Geruͤste, in demselben Raͤume mehr Weizen fassen, als die Intierischen. Wenn das Getreide auf den Intierischen Tafeln 3 bis 4 Zoll dik liegt, so faßt ein Zimmer von 9 Fuß im Quadrat ungefaͤhr 228 Kubikfuß, und ein eben so großer Raum mit senkrechtstehenden Canaͤlen, enthaͤlt dagegen 372 Kubikfuß. Dieser Unterschied verdiente freilich Aufmerksamkeit, wenn sonst keine andre Nachtheile daraus entstuͤnden. Duhamel schreibt vor, das Feuer um 6 Uhr des Morgens anzuzuͤnden, und die Hize bis 50 oder 60 Grad Reaumur zu steigern. Zu dem Ende haͤngt ein Thermometer durch eine Oeffnung im Gewoͤlbe, bis gegen die Mitte der Hoͤhe des Zimmers; sobald sich diese Temperatur einfindet, haͤlt man mit der Feuerung ein: man schließt die Ofenthuͤre und die Register, wenn alles Holz bis zur bloßen Gluth abgebrannt ist. Den folgenden Morgen, um 6 Uhr oͤffnet man die Luftloͤcher im Gewoͤlbe, um die Duͤnste herauszulassen. Des Abends oder den folgenden Morgen leert man die Geruͤste. Man schuͤttet nun den Weizen auf einen besondern Soͤller, laͤßt ihn erkalten, siebet ihn, um ihn von allem Staube zu reinigen, und hebt ihn dann in verschlossenen Kasten auf, um ihn vor dem Zutritte der Feuchtigkeit zu schuͤzen. Es muß hierzu bemerkt werden; 1. Daß die Thermometrische Angabe zur Erreichung des Zwekes nicht sicherer ist, als die von Intieri angegebene Kohlenmenge. Der Zwek der ganzen Behandlung ist die Vernichtung des Keimes. Die dazu noͤthige Waͤrme haͤngt von Umstaͤnden ab, die bei verschiedenen Gattungen des Getreides verschieden sind. Jeder Magazin-Verwalter muß aber bei Anwendung dieser Methode von einem festen Punkt ausgehn, und dazu sind solche Angaben, die schon in mehreren Faͤllen zweckdienlich waren, brauchbar. Etwas von dem, unter diesen Waͤrmeverhaͤltnissen behandelten Getreide, muß nun gepflanzt, und gehoͤrig gewartet werden. Keimet von einigen hundert Koͤrnern kein einziges, so hat man die wahre Waͤrme getroffen, und man muß diese festzuhalten suchen, keimen noch einige, so war entweder die Waͤrme zu geringe oder das Getreide lag zu dik. Es ist leicht beides auszumitteln. 2. Es faͤllt ferner zum Nachtheil der Duhamelschen Methode auf, daß er 36 bis 48 Stunden braucht, um eine Quantitaͤt Getreide zu behandeln, welche Intieri in 6 bis 8 Stunden zum Ziele fuͤhrt. Angenommen daß Duhamel in 36 Stunden mit 228 Kubikfuß Weizen das Ziel erreicht, so fertiget Intieri, in derselben Zeit, 913 Kubikfuß. 3. Die Heizung der Zimmer mit einer Kohlenmasse die, nur einmal angezuͤndet, ruhig und ohne weitere Wartung ab brennt, hat offenbar Vorzuͤge vor der Duhamel'schen, wo der Ofen anfaͤnglich, bis die Waͤrme zu 50 Grad gestiegen ist, eine fortdaurende Wartung erfordert; – die Behandlung des Thermometers nicht einmal gerechnet, die selten die Sache eines gemeinen Arbeiters ist. 4. Duhamel bemerkt daß eine Hize zwischen 50 und 60 Grad zwar die weißen Kornwuͤrmer toͤdtet, aber nicht alle schwarzen, und daß, unter dem, in dieser Temperatur, behandelten Weizen, sich immer einige Koͤrner, und zwar gegen den 4ten Theil derselben, befinden, die wiewohl spaͤt, aber am Ende doch noch aufgehn. Alle Intierischen Versuche zeigen, daß so oft dieses der Fall war, irgend ein Versehn bei der Behandlung vorgieng, oder ein Fehler im Verfahren lag. Dieser Umstand verdient alle Aufmerksamkeit und eine besondere Erwaͤgung. Mit vieler praktischer Einsicht hat Intieri folgende entscheidende Versuche angestellt. In eine kleine hoͤlzerne aus duͤnnen Brettern bestehende Kiste brachte er 8 Zoll hoch, (6 1/2 Pariser Zoll) bereits gedoͤrrten Weizen. In die Mitte dieser Hoͤhe legte er eine Schichte frisches Korn, und in dieselbe Gegend ein Ey. Das frische Korn lag zwischen duͤnnem Flor, um alle Vermischung zu verhindern. Diese kleine Kiste wurde in einen Bakofen gestellt, waͤhrend man das Brod darin bakte, und wurde noch eine Stunde nachher darin gelassen; die Hize wurde zwar nicht mit einem Thermometer versucht, sie war aber so stark, daß die Waͤnde der Kiste anfiengen zu verkohlen, und die oberste Schichte des Getreides zu roͤsten. Als man nun Ey und Getreide untersuchte, war das Ey noch frisch, und von 97 Koͤrnern, die man saͤete, gieng nur ein einziges nicht auf, alle uͤbrigen waren nach 8 Tagen aufgegangen. – Eine Getreide-Schichte, die 3 1/2 Zoll hoch ist, verhindert das gleichmaͤßige tiefere Eindringen der Waͤrme, und den erwuͤnschten Effekt. Zweiter Versuch. Unter denselben Umstaͤnden wurde das Ey mit einem Zoll hoch Getreide bedekt, und nicht so lange im Ofen gelassen. Jezt wurde es hart gesotten. – Ein Beweis, daß die Hize im vorigen Versuch nicht gehoͤrig eingedrungen war. Dritter Versuch. Er befeuchtete bereits gedoͤrrtes Getreide mit wenigem Wasser – und brachte es 3 Zoll hoch in dieselbe Kiste. Wie im ersten Versuch lag das frische Getreide, mit dem Ey, in der Mitte dieser Hoͤhe. Der Ofen aber war minder warm, und er ließ die Kiste bloß drei Stunden darin. Jezt war das Ey vollkommen hart, und von dem frischen Getreide, welches in derselbe Kiste, worin das erste gesaͤet worden war, ebenfalls gesaͤet und gewartet wurde, gieng kein einziges Korn auf. – Ein wichtiger Versuch, welcher einen Beweis abzieht, daß die Feuchtigkeit des Getreides die Toͤdtung des Keimes befoͤrdert, indem sie, in dem Getreidehaufen, die Hize zu vermehren hilft, und deutlich darthut, wie wenig diejenigen verbesserten, welche an dem Gewoͤlbe der Doͤrranstalt Ventilators anbrachten, um die, sich aus dem Getreide entwikelnde, Feuchtigkeit zu entfernen. Diese Versuche moͤgen jezt zur Controllirung der Duhamel'schen, und zur naͤheren Wuͤrdigung seiner Einrichtung dienen. Wenn die Feuchtigkeit im Getreide zur Zerstoͤrung des Keimes wesentlich beitraͤgt, so muß man schließen, daß eine Temperatur die niedrig anfaͤngt, und langsam nur den Grad erreicht, der zwekmaͤßig ist, ihren Effekt zum Theil verfehlen muß. Sie befoͤrdert ein langsames Ausduͤnsten, und unterhalt die dem Getreide beiwohnende Feuchtigkeit in einer Temperatur die auf den Keim nur dann einen nachtheiligen Einfluß haben kann, wenn sie unter Beguͤnstigung einer troknen warmen Luft, nach anhaltender Einwirkung derselben, dem organischen Gewebe ganz entzogen worden ist. Dieses erklaͤrt, warum Getreide, welches Duhamel auf einem Teller, in der Naͤhe seines Thermometers gehaͤngt hatte, nur zum Theil die Faͤhigkeit zu keimen verlor. Die Feuchtigkeit wurde den Koͤrnern entzogen, ehe sie im innern, den Grad der Hize annehmen konnte, der sie fuͤr den zarten Keim zerstoͤrend macht, und sie hatten viel laͤnger diesem Grade der Hize ausgesezt bleiben muͤssen, wenn der Keim in allen hatte absterben sollen. So verlieren auch nicht alle Getreidekoͤrner mit einmal die Faͤhigkeit zu keimen, wenn sie mehrere Jahre einer troknen Luft ausgesezt sind. Es folgt ferner aus jenen Versuchen, daß die Construction der Duhamel'schen Apparate fehlerhaft ist. Duhamel lagert auf den Faͤchern seinen Weizen 3 bis 4 Zoll hoch: 1 Zoll hoͤher als Intieri: und da man so eben gesehn hat, daß die Hize eines Bakofens nicht durch eine 3 1/2 Par. Zoll dike Getreidelage hinlaͤnglich durchdringen kann, um die Keime des in dieser Tiefe liegenden Getreides zu zerstoͤren, so wird man sich nicht wundern, daß bei der langsam anwachsenden Hize, im Duhamel'schen Apparate, ungefaͤhr der vierte Theil dieser Koͤrner unbeschaͤdigt bleibt. Noch groͤßer ist dieser Fehler, indem Apparate, den Duhamel seine Erfindung nennt: seine Canaͤle sind 7 Zoll tief. Hier sezt nach und nach die mittelste Schichte ihre Feuchtigkeit an die benachbarten ab, und wenn die Hize endlich bis dahin durchdringt, so findet sie nicht mehr Wasser genug, um durch dessen erhoͤhte Temperatur, den Keim vernichten zu koͤnnen. Innen dagegen giebt seinen Canaͤlen die Bretter mit inbegriffen eine Dike von 4 Neapol. Zollen, und da die Dike des Brettes i Zoll betraͤgt, so bleiben 2 Neap. Zolle, oder 19,5 Par. Linien, fuͤr das Getreide. Die Duhamel'schen Fehlgriffe entstanden, weil dieser sonst so scharfsinnige Mann die Wirkungen der erhizten Feuchtigkeit im Korne selbst nicht kannte, und er bloß die Austroknung desselben vor Augen hatte, auf welche allein er seinen Ofen, und sein ganzes Verfahren berechnete. Selbst Intieri leitete Anfangs nur ein gluͤklicher Zufall, bis bestimmte Versuche ihm mit der Ursache seines Gelingens naͤher vertraut machten. 5. Duhamel will, daß das Getreide an einem troknen Orte erkalte, und durchgesiebt werde, ehe man es in die Kasten bringt, und daß es dahin gebracht werde, so bald es abgekuͤhlt ist, um es vor der Feuchtigkeit zu schuͤzen. Er hat sich viele Muͤhe gegeben, um den Verlust an Maaß und Gewicht zu bestimmen, den das, auf den Geruͤsten behandelte, Getreide erleidet, und die Eigenthuͤmer damit getroͤstet, daß der erhoͤhete Preis dieses Korns fuͤr diesen Verlust reichlich entschaͤdigte. Er hat dabei nicht bedacht, daß das Getreide durch diese Behandlung seine hygroscopische Beschaffenheit nicht verliert, und deshalb, vermuthlich, hat er unterlassen, nach einiger Zeit, mit demselben Weizen die Probe zu wiederholen: und dort giebt er den Rath ihn schnell vor Annahme der Feuchtigkeit zu schuͤzen. Intieri ist jenes nicht entgangen, und durch mehrere sorgfaͤltig angestellte Versuche zeigt er, daß nach wenigen Wochen das der Hize ausgesezte, und zum keimen unfaͤhig gemachte Getreide nicht nur sein voriges Volumen wieder einnimmt, sondern, nach Beschaffenheit der Luft, auch wohl noch ein groͤßeres. Allein diese Feuchtigkeit ist ohne nachtheilige Folgen. Die verkehrte Ansicht die man sich von der eigentlichen Wirkungsart einer Korndarre machte, hat zu falschen Manipulationen verleitet. Franzoͤsische Intendanten haben die Vollkommenheit ihrer Arbeit in einer Art von Rostung des Getreides gesucht. Herr Maréchal zu Lille trieb sogar die Waͤrme bis zu 120 Grad R. Bei solcher Temperatur aber konnte der Weizen kaum 4 Stunden auf den Geruͤsten bleiben, in den oberen Theilen fieng er wirklich zu roͤsten an, und wenn man ihn von den Geruͤsten ablaufen ließ, so war er noch so warm, daß, innerhalb 1/4 Stunde, Eyer darin hart wurden und selbst bei dieser Behandlung giengen von 100 Koͤrnern noch 4 auf; folglich lag auch in diesen Apparaten der Weizen zu dik. Selbst Duhamel giebt als Kennzeichen der fertigen Arbeit, daß das Koͤrnchen unter dem Zahn rein zerspringen muß, wie ein Reiskorn. Freilich hatte Intieri Anfangs auch ein solches Kennzeichen der vollendeten Arbeit gegeben, allein er hatte es bloß aus Besorgniß gethan, daß seine Landleute zu schwaches Feuer geben moͤchten. Das Getreide auf seinen Geruͤsten bleibt weich, wird aber, wie es in den Kasten erkaltet, hart. Dieses weichere Wesen bleibt ihm, weil die stark erhizten feuchten Daͤmpfe in dem kleinen verschlossenen Raͤume eine gaͤnzliche Austroknung nicht gestatten. Gerade diese stark erhizten Daͤmpfe sind es, die zum Ziele schneller und sicherer fuͤhren, als eine trokne Waͤrme. Man hatte also sehr unrecht, in den koͤnigl. Magazinen zu Lille, durch mehrere im Gewoͤlbe angebrachte Ventilatore, die Duͤnste aus dem Zimmer abzuleiten, um eine gaͤnzliche Austroknung der Luft und des Getreides zu bewirken. Die Korndarre muß hauptsaͤchlich als Dampfbad wirken, wenigstens erhoͤhen die erhizten Daͤmpfe ihre Wirkung. Die koͤnigl. Verwaltung zu Lille, bei einer Waͤrme von 120 Grad, konnte mit hoͤlzernen Geruͤsten nicht ausreichen; sie warfen sich, sie bekamen Risse, sie mußten alle Augenblike reparirt werden, und diese Reparaturen unterbrachen die Arbeit: man machte sie daher von Eisen. Indessen empfiehlt Intieri die Entfernung alles Eisens, selbst der eisernen Naͤgel. Das Eisen, sagt er, nimmt eine so große Waͤrme an, daß die Getreidekoͤrner, die damit in Beruͤhrung kommen, zu roͤsten anfangen. Er will daß die Geruͤste von weichem Holze, nur nicht von den Harzenthaltenden, seyn sollen, und verwirft das Eichenholz und andre hatte Holzarten, die sich in der Hize nicht gut halten. Duhamel dagegen hat seine Geruͤste aus Eichenholz verfertigen lassen. Mir fehlen aus der Erfahrung geschoͤpfte Thatsachen, ohne welche sich uͤber eine solche Verschiedenheit in den Meinungen nicht entscheiden laͤßt. Mir wuͤrde Intieris dreisigjaͤhrige Erfahrung zum Leitfaden dienen. Hier draͤngen sich nun einige Fragen auf, die beantwortet werden muͤßen. Die erste duͤrfte wohl diese seyn; warum blieben wir Deutschen, gegen die Italiaͤner, die Schweizer und die Franzosen zuruͤk, und so lange Zuschauer des bewaͤhrten Guten, ohne die wohlthaͤtigen Fruͤchte desselben, in unseren eigenen Magazinen einzufuͤhren. Die Unwissenheit des Besseren war daran nicht Schuld, denn die Zeitschriften der damaligen Zeit kuͤndigten von mehreren Seiten her, was an mehreren Orten geschah: allein es ist ein National-Charakterzug, daß wir uns langsam bewegen. Oft durch das Neue irrgeleitet, glauben wir in Annahme, selbst des vielfach geruͤhmten, behutsam seyn zu muͤssen; und als man endlich anfieng eine dreisig Jahr hindurch, in vielen großen Staͤdten, mit unleugbarem Nuzen, eingefuͤhrte Erfindung, benuzen zu wollen, da trat die franzoͤsische Revolution ein, die theils auf ganz andere Gegenstande hin, unsere Aufmerksamkeit lenkte, theils alle unsere Magazine leerte, und uns sogar die Moͤglichkeit raubte, an deren Stelle andere anzulegen. Nach den mannigfaltigen Ereignissen, welche diese Revolution herbeifuͤhrte, hat man an andere Dinge zu denken gehabt, und den guten Intieri mit seiner sinnreichen Erfindung laͤngst vergessen. Unser Kruͤniz hat, so gut es ihm moͤglich war, auf die Vorzuͤge dieser Einrichtung aufmerksam gemacht, aber wie wenig Administratoren durchblaͤttern sein Werk. Man wird ferner fragen, wie es zugieng, daß eine Erfindung, die in allen koͤnigl. Magazinen in Frankreich, nach und nach eingefuͤhrt werden sollte, jezt in diesem großen Reiche nirgends mehr anzutreffen ist? Auch auf diese Frage ist die Antwort nicht schwer. In jener Revolution liegt der Grund warum die bestehenden Anstalten, die uns bekannt geworden sind, eingiengen. Die koͤnigl. Zehnten, und Zehnten uͤberhaupt, wurden nicht mehr entrichtet; an Kriegsvorraͤthe fuͤr große Festungen wurde nicht mehr gedacht; die Marine, die in den Handels- und Kriegeshafen des Reiches starke Getreide-Vorraͤthe erforderte, theils zum Behufe der Schiffart, theils fuͤr die Colonien, die kein Getreide bauten, wurde auf 25 Jahre vernichtet. Die nunmehr unnuͤz gewordenen, zu jenen Vorraͤthen bestimmten Gebaͤude, wurden theils zu andern Zweken verwendet, theils wurden sie in den Stuͤrmen der Revolution zerstoͤrt. Alle, vor diesem langen Zeitraͤume als nuͤzlich anerkannte Einrichtungen, geriethen in Vergessenheit, und machten neuen Speculationen Plaz. Die Schweiz, abwechselnd der Tummelplaz der Deutschen, der Russen, der Italiener, der Franzosen, will, heißt es, die Sorgfalt fuͤr die Unterhaltung ihrer Bewohner, den Speculationen der Getreidehaͤndler uͤberlassen, bei welchen, so sagt man, sie sich besser befindet, als bei ihren fruͤheren, mit großem Aufwande, und mit vielem Fleiße angelegten Magazinen, und hat diese schon vor Anfang der franzoͤsischen Revolution eingehen lassen. Endlich kann man noch nach der Ursache fragen, welche die koͤnigl. Neapolitanische Regierung bewog, die zum Behufe ihres großen Magazins errichtete Korndarre, 13 Jahre nach Anlegung derselben, wieder aufzugeben, da doch der Prinz von Corsini, eben derselbe, von welchem Intieri den Zehnten gepachtet hatte, gerade zur selbigen Zeit, mehrere auf seinen Guͤtern, auf eigene Rechnung erbaute Korndarren, nicht nur beibehielt, sondern auch die wohlthaͤtigen Wirkungen derselben besonders ruͤhmte, wie wir es aus einem Briefe des Herrn Marechal an den Cardinal Valenti, Staatssekretairs seiner Heiligkeit ersehen. Auch hiervon ist der Grund nachzuweisen. Die Korndarre beschaͤftigt nur wenig Menschen; das in derselben behandelte Getreide erfordert keine weitere Wartung. Ein zahlreiches Personal, welches hier Nahrung, Wohlstand, große Emolumente fand, verlor ploͤzlich die Gelegenheit, sich auf Kosten des Staates, auf leichten und sicheren Wegen, zu bereichern. Eine Methode, welche jenen ehemals Angestellten die Existenz theils raubte, theils verkuͤmmerte, konnte ihnen nicht willkommen seyn. Sobald die Maͤchtigen am Ruder, die eine Kommission zur Besichtigung der Intierischen Magazine veranlaßt hatten, nicht mehr durch ihren unmittelbaren Einfluß, die niedrigen Leidenschaften der Administratoren und ihrer jezigen und vorigen Verwandten und Gehuͤlfen in Schreken und im Zaume hielten, wurde man von allen Seiten Segen das neue Verfahren laut. Die Angestellten waren natuͤrlicher Weise die ersten, die von den Maͤngeln der neuen Methode sprachen; sie fanden in den Zuruͤkgesezten, und in ihren Freunden treue Gehuͤlfen. Unwissende ergriffen ihre abgeschmakten Maͤhrchen, ihre bodenlose Gruͤnde, und suchten sich damit vor dem unwissenden Publikum wichtig zu machen; kurz es gieng damals dem Intieri, wie es in unseren Zeiten unserem Achard gieng. Man fand sogar, daß das, aus dem durch die Korndarre gegangenen Getreide, versezte Brod, brandig schmekte, wie man bei uns an dem feinsten, aus der Runkelruͤbe verfertigten Zuker, den Geschmak der Runkelruͤbe schlechterdings wiederfinden wollte. Man trieb den Unsinn so weit, daß man behauptete, seine Methode sey kostspieliger als die gewoͤhnliche. Es gelang am Ende auch, daß man den Uͤbeln Geschmak mehrerer tausend Sake Weizen, die zur See angekommen waren, und ohne Wartung in dem Magazin Monate gelegen hatten, der Behandlung in der Korndarre zuschrieb. Unwissende, sorglose, ihre Ruhe liebende Minister, muͤde des vielen Geredes, opferten endlich dem niedrigsten Eigennuze das Wohl des Ganzen. Das ist leider! das Schiksal vieler Erfindungen, vieler wohlthaͤtiger Vorschlaͤge, wenn sie mit kleinlichen Ansichten, oder schmuzigen Leidenschaften in Conflikt kommen. Ehre jedem Biedern, der mit Muth, Umsicht und Ausdauer mit diesen in den Kampf tritt, und dem wahrhaft Guten den Sieg verschaft. Intieri machte dieses Misgeschik nicht irre. Er beschaͤmte durch den fortdauernden Flor seines Instituts die hohe Staatsverwaltung; er beschaͤmte sie, und alle niedrigen Feinde des Guten, aber er besserte sie nicht. Man beschoͤnigte die Ruͤkkehr zum Alten, durch die unter anderen Umstaͤnden richtige Bemerkung, daß einem Particulier manches gelingt, was eine Staatsverwaltung nicht zum Ziele fuͤhren kann. Der Beifall der Schweizer und der Franzosen, die sorgfaͤltig nach der Ursache jenes Misgeschikes sich erkundigt hatten, ehe sie sich zu der neuen Getreide-Behandlung entschlossen, troͤstete den Erfinder. Oft verschmaͤht das Vaterland das, in seinem Schooße entsprossene. Gute, indem im Auslande, leidenschaftlose Maͤnner es zu wuͤrdigen wissen. In den Schriften der damaligen Zeit findet man nirgend Spuren von Unzufriedenheit, uͤber den Erfolg der neuen Manipulationen: aber die Administratoren der Schweizer-Getreide-Magazine waren rechtschaffene Maͤnner, von Pflichtgefuͤhl durchdrungen, durch Vaterlandsliebe geleitet; Herr Marechal in Frankreich, dessen hoͤherer Aufsicht die koͤnigl. Magazine anvertraut waren, war ein Mann von Charakter, bei den neuen Manipulationen selbst thaͤtig, und reich an Kenntnissen. Eine Begebenheit ereignete sich indessen in seinen nach der neuen Methode behandelten Magazinen. Auf dem Weizen, der darin 2 Jahr hindurch, an 5 Fuß hoch, ohne weitere Wartung, gelegen hatte, zeigten sich ploͤzlich einige Wuͤrmer. Dieser unerwartete Vorfall beunruhigte ihn, er erkundigte sich in Italien, ob sich auch dort etwas aͤhnliches gezeigt haͤtte: allein, wenn ein solcher Zufall in den dortigen koͤniglichen Magazinen statt gefunden haͤtte, wie begierig hatte man ihn nicht gegen die neue Erfindung benuzt! Il a résulté, sagt Herr Maréschal in seinem Schreiben vom 2. Oktober 1753 an den Staatssekretaͤr zu Rom, Cardinal Valenti; il a résulté de toutes les opérations qui ont été faites, que les grains ainsi desséchés, se sont conservés pendant deux étés de suite sans la moindre altération d'aucune espèce, et qú à la fin du second été il a paru des vers sur la superficie des couches. On ne sait a quoi attribuer cet incident, les grains ayant été trouvés extrêmement frais et beaux. Es ist moͤglich, daß einige Eyer in einigen Koͤrnern der Wirkung der Hize entgiengen; auch ist es moͤglich daß einige zu weich gebliebene Huͤlsen dem Stachel des schwarzen Kornwurms nicht wiederstanden; aber noch weit wahrscheinlicher ist es, daß diese Wuͤrmer absichtlich dahin gebracht worden sind, als ein erster Versuch, die oͤffentliche Meinung, uͤber den Nuzen der neuen Methode, schwankend zu machen. 14. Das siedende Wasserbad. Ehe wir den wakeren Intieri verlassen, um uns mit den Bemuͤhungen anderer verdienstvoller Maͤnner zu beschaͤftigen, wollen wir noch einen seiner lezten Versuche erwaͤhnen. Die auffallende Wirkung des Wassers, auf den befeuchteten, bereits schon in der Korndarre behandelten Weizen, (3ter Versuch §. 12.) fuͤhrte ihn auf den Gedanken, das Verhalten des siedenden Wassers zum Korne zu untersuchen. Er ließ hoͤchstens eine Minute lang eine Quantitaͤt Weizen in siedendem Wasser, und troknete ihn nun an der Luft. Dieser Weizen hatte weder an Ansehen noch an seinem Geschmake das Geringste verloren. Von allen Koͤrnern, die er davon pflanzte, gieng kein einziges auf. Dieser Versuch bekraͤftigt die Meinung, daß in der Korns darre, die stark erhizten Daͤmpfe zur Beschleunigung der Operation vieles beitragen. Intieri glaubt, daß man die Kosten jenes Instituts ersparen, und mit einem einzigen Kessel von gewoͤhnlichem Ums fange, in einem einzigen Tage eine große Menge Getreide wegarbeiten koͤnnte. Dieser Meinung kann ich nicht beipflichten. Ich glaube wohl, daß eine Haushaltung, die, auf einige Jahre, ihr Brodkorn vorraͤthig halten wollte, mit diesem Mittel ausreichen wuͤrde, weil sie diese kleine Quantitaͤt Korn, nach und nach behandeln, und ohne großen Raum zu beduͤrfen, leicht troknen koͤnnte: allein wenn alle 12 Stunden einige 800 Kubikfuß Getreide verarbeitet werden muͤßten, so wuͤrde diese Quantitaͤt schwerlich von einem Tage zum andern troken seyn. Diese Methode, so einfach sie auch scheint, wuͤrde daher zur Abtroknung des Getreides zu große Flaͤchenraͤume erfordern, und ein Hauptvortheil der Korndarre besteht gerade darin, daß man vermittelst derselben, diese großen Raͤume nicht braucht. Das erste Erhaltungsmittel des Getreides, – die Toͤdtung des Keimes scheint in chemischer Hinsicht erschoͤpft zu seyn. Es laͤßt sich außer der Waͤrme kein anderer, dazu paffender. Agens denken. Zur Leitung derselben, hat sich Duhamel der Luft bedient, die er stark erwaͤrmte: diese Luft in den Duhamel'schen Apparaten ist freilich unbeweglich; es sind indeß Vorkehrungen denkbar, vermoͤge welcher stark erwaͤrmte Luft durch große Getreidemaßen in Bewegung gesezt wuͤrde. Ein solches Mittel haͤtte den Vorzug, jedes Getreidekoͤrnchen dem ganzen Einfluß der stark erhizten Luft auszusezen. Die Wirkung derselben muͤßte um so energischer seyn, da der fortdauernde Strom der Luft, diese, um jedes Koͤrnchen, so lange erneuert, als frischer Zufluß statt findet, wir werden bald sehen, daß Duhamel an diesem Gedanken sehr nahe voruͤber gieng. Er trieb durch Blasebalge die atmosphaͤrische Luft durch Kasten, mit Getreide angefuͤllt. Wie geschaͤhe es, daß er nicht auf den Einfall gerieth, die Austroknung des Getreides durch eine kuͤnstlich bewirkte Durchstroͤmung der stark erhizten Luft zu bewirken? Es ließen sich mehrere Mittel vorschlagen, diesen Zwek zu erreichen. Bis jezt habe ich nicht erfahren, ob dergleichen schon versucht worden sind. Dieser Vorschlag scheint mir aber der Aufmerksamkeit des Landwirthes nicht unwuͤrdig. Intieri, außer der stark erwaͤrmten Luft, benuzte die Wirkung der in Wasserdampf verwandelten Feuchtigkeit der Luft und des Getreides. Endlich die Waͤrme des bis zum Siedepunkte erhizten Wassers. Auch ist, bei Anwendung dieses Mittels fuͤr alle Klassen gesorgt: der kleine Gutsbesizer, der einiges Getreide fuͤr den jaͤhrlichen Gebrauch vorraͤthig halten will, wird sich mit Erfolg des siedenden Wassers bedienen. Der groͤßere Landwirth benuzt dazu die Rige; wer große Magazine anlegen und auf mehrere Jahre in guten Zeiten viel Getreide austaufen will, fuͤr den ist die Intierische Korndarre. Geben wir daher zum zweiten Erhaltungsmittel – Zuruͤkhaltung des Vegetations-Prozesses. 15. Erhaltungs-Methoden, durch Zuruͤkhaltung des Vegetations-Prozesses. Zur Erwekung der Triebkraft ist Feuchtigkeit, und ein gewisser Grad von Temperatur noͤthig: man wird daher jene Erhizung, die eine Folge der Entwikelung des Keimes ist, vermeiden, wenn man an dem Orte, wo das Getreide liegt, die Temperatur so niedrig halten kann, daß der Vegetationstrieb nicht aufgereizt werde. In den Kellern, die vor der aͤußeren Luft gehoͤrig geschuͤzt sind, haͤlt sich die Temperatur auf 10 Grad ungefaͤhr. Diese Temperatur ist fuͤr den Vegetationstrieb zu niedrig. Ein trokner Keller wuͤrde daher unserem Getreide eine desto sicherere Lagerstelle darbieten, da auch bei dieser niedrigen Waͤrme, die Eyer der Insekten, die unsere Vorraͤthe gern heimsuchen, nicht ausbruͤten. Der Zufall, dem wir viel Nuͤzliches verdanken, hatte einem Einwohner in Cormery, einer Stadt in der Landschaft Touraine, die Ehre dieser Erfindung verschaft, wenn wir dieselbe, nicht laͤngst schon, von andern Seiten her gewußt haͤtten. Nach einigen reichen Erndten fehlte ihm Plaz seinen Weizen zu lassen. In Ermanglung eines besseren Ortes, saͤhe er sich genoͤthigt, das frisch ausgedroschene Korn in einen Keller zu schuͤtten. Der Haufen wurde ziemlich groß. Er zitterte nicht wenig uͤber das Schiksal dieses Theils seines Vermoͤgens, und besuchte es daher fleissig. Bald aber faßte er Muth, als er diesen Weizen jedesmal in demselben frischen Zustande antraf. Tief im Sommer war er noch eben so schoͤn als im ersten Augenblike. Die fortdauernde Kuͤhle des Ortes schuͤzte ihn vor jeder Veraͤnderung. Kein uͤbler Geruch! Ein wohlschmeckendes Brod! dies uͤbertraf alle seine Erwartungen. Da ließ er einen anderen Keller bauen, den er mit einer Bretterwand bekleidete, und gegen die aͤußere Luft gut verwahrte. Hierein schuͤttete er in den folgenden Jahren seinen Weizen, und sorgte bloß, daß er troken herein kam. Die Beschreibung desselben machte er in den Affiches de Tour vom 23. Julius 1774. bekanntSiehe auch Gazette Litteraire de Berlin. 1775.. Aber was dieser gute Buͤrger durch einen Zufall so spaͤt erst entdekte, war schon seit undenklichen Zeiten der Gebrauch vieler Voͤlker, und selbst mehrerer seiner Landsleute. Menschen die anfaͤnglich in der Erde wohnten, brachten als sie Akerbau zu treiben, und sich Haͤuser zu bauen anfiengen, ihr Getreide in die verlassenen unterirdischen Wohnungen. Sie fanden sich dabei wohl, und machten daher, als der Akerbau sich ausdehnte, neue Gruben, zur Aufbewahrung der Feldfruͤchte. So wurden unterirdische Behaͤlter ihre Speicher. Kein Wunder also, daß man diese Erhaltungsart bei den uraͤltesten Voͤlkern, den Morgenlaͤndern, den Arabern, den Hebraͤern antrift. Sie hat sich laͤngst der Afrikanischen Kuͤste erhalten, und ist wahrscheinlich von dort nach Malta, Spanien, Sicilien, Italien uͤbergegangen; man findet sie auch bei den Moscowiten, in Lithauen, in der Ukraine, in Ungarn, und in den suͤdlichen Theilen Frankreichs. Kruͤniz hat in seiner Encyclopaͤdie vieles hieruͤber gesammelt, (unter dem Worte Korn) und seine Landesgenossen auf die Vorzuͤge dieser Conservationsart aufmerksam gemacht. Dasselbe that der Graf Lasteyrie in einer kleinen Schrift, die im Jahre 1719 zu Paris unter dem Titel: des fosses propres à la conservation des Graines, et de la maniere de les construire, erschienen ist. Die Form dieser Getreidekeller ist gleichguͤltig. Um Algier und Tunis sind sie vierekig; um Moscow herum Kegelfoͤrmig, in Spanien und Italien Cylinderfoͤrmig. Alle schließen sich oben mit einem Gewoͤlbe, das sich in der Form des Halses einer Flasche oͤffnet. Fig. 10. zeigt deutlich die Gestalt einer solchen Grube. Fig. 11. ist die Vorkehrung vermittelst welcher man den Stein aufhebt, der das Gewoͤlbe verschließt, und das darin enthaltene Getreide hinaufwindet. Eine Hauptbedingung zu diesen Kellern ist, daß der Grund, in welchem sie angelegt werden sollen, so troken sey, wie es ein unterirdisches Behaͤltniß nur immer zulaͤßt. Sie muͤssen tief genug unter der Erde liegen, um kuͤhl zu bleiben; eine Erdschichte, 3 bis 4 Fuß dik, reicht hin. Am vortheilhaftesten ist es, wenn sie in dichte Felsenmassen eingehalten werden koͤnnen. In einem guten troknen Lehmboden, kann man Mauern, zur Unterstuͤzung der Erde entbehren. Man zuͤnder Feuer in der Grube an, und brennt die Erde hart. Wo dieses nicht angeht, sind Mauern und zu diesen gut gebrannte Steine noͤthig, welche die Feuchtigkeit abhalten. Auch muß der Moͤrtel so seyn, wie er zu wasserdichten Werken gebraucht wird. Sehr gut ist es, in einem Boden, der Feuchtigkeit besorgen laͤßt, eine doppelte Mauer zu ziehen, und den Raum zwischen beiden entweder leer zu lassen, oder ihn mit troknem Sande, oder besser noch mit zerflossenen Holzkohlen, oder Asche zu fuͤllen. Es wuͤrde am zutraͤglichsten seyn, zur inneren Mauer an statt gebakener Steine, gut ausgetroknete Lehmsteine zu waͤhlen, sie beschlagen sich nie, und halten den inneren Raum sehr troken. Auch muß der Boden dieser Keller ausgemauert werden. Lasteyrie will daß diese Mauern aus einem bloßen Moͤrtelguß, mit Feld- oder anderen Steinen, aufgerichtet werden. – So macht man sie in Toscana, – und daß man uͤber dieses zwischen dieser Mauer und dem Erdreich, eine 13 Zoll dike Sandschichte anbringe, um durch diese die Feuchtigkeit in dem Grund und von den Mauern abzuleiten. Vor dem Gebrauch der neu angelegten Keller, ist es gut sie auszubrennen. Die Kohlensaͤure, die sich entwikelt, verwandelt schnell den zum Moͤrtel verbrauchten Kalk, in kohlensauren Kalk, und giebt ihm, in kurzer Zeit, eine Harte, die er ohne das, nur langsam erhalten wuͤrde. Herr Lasteyrie, der mit Recht glaubte, daß man hier nicht zu vorsichtig seyn kann, will sogar, daß man die innere Seite der Mauer mit einem Kitt bestreiche. Mehrere Erfahrungen haben den Nuzen des folgenden bewaͤhrt. Erdharz 1 Pfund. Leinoͤl 1/2 Pfund. Leinoͤl Firniß 1/4 Pfund. Silberglaͤtte 1/4 Pfund. Terpentinoͤl 1/4 Pfund. Schwarzes Pech oder Harz (arcançon) 1/4 Pfund. Man bringt diese Mischung zum sieden, und streicht damit zwei mal die Mauer an. Sie muß sehr troken seyn, und der zweite Anstrich wird 7 oder 8 Tage spaͤter gegeben. Man kann dieser Mischung etwas Sand zusezen, um die Festigkeit und das Volumen desselben zu vermehren. Es darf kein Getreide in den Keller geschuͤttet werden, bevor er nicht gut ausgetroknet ist. Ist der Keller neu angelegt worden, so schlaͤgt Herr Lasteyrie folgendes Mittel vor, um sich zu versichern, daß das Getreide von zu großer Feuchtigkeit nicht leider. Man laͤßt eine, in eine Spize auslaufende, cylindrische Roͤhre von Eisenblech verfertigen, die mit einem Dekel verschlossen ist. Die Buͤchse selbst ist an eine Stange befestigt, und an dem Dekel ist ein starker Bindfaden angebunden. Man senkt dieses Instrument laͤngs der Mauer in das Getreide ein, und zieht, vermittelst der Schnur, wenn man tief genug gekommen zu seyn glaubt, den Dekel ab. Der Cylinder fuͤllt sich hier mit Getreide, dessen Qualitaͤt man nun erkennen kann. Will man einen Keller mit Getreide fuͤllen, so legt man auf den Boden desselben eine hinreichend starke Schichte Stroh, und so fuͤttert man auch die Waͤnde damit. Das Stroh muß wenigstens 3 bis 4 Finger dik gelegt werden. Man kann es, an den Seitenwaͤnden, vermittelst darin eingeschlagener Naͤgel, und Bindfaͤden befestigen, oder wo dieses nicht angeht, es von dem Getreide selbst unterstuͤzen lassen, wie es fast durchgehends in den Gruben geschieht, die von keinem Mauerwerk umringt sind. Den Keller fuͤllt man bis an die Oeffnung; unmittelbar auf das Getreide legt man eine Schichte Stroh, auf diese einen hoͤlzernen Dekel, auf diesen wiederum Stroh, und zulezt den Stein, der die Oeffnung verschließt. Einige haͤufen uͤber diese Oeffnung noch Erde an, damit das Wasser besser davon ablaufe. Indeß pflegt man nach 14 Tagen oder drei Wochen die Grube noch einmal zu oͤffnen, weil sich das Getreide darin etwas saket, man fuͤllt den leer gewordenen Raum mit frischem Getreide, und verschließt nun vollkommen die Grube, bis zur Zeit wo man sie leeren wird. Der Stein wird mit etwas Moͤrtel in sein Lager eingelegt. 16. Einige Betrachtungen uͤber dieses Verfahren. Es laͤßt sich nicht leugnen, daß wenn der Keller gehoͤrig troken ist, und die ganze Zeit hindurch auch troken bleibt, das darin niedergelegte, nicht zu feuchte Getreide sich eine lange Reihe von Jahren erhaͤlt. Man hat zu verschiedenen Zeiten solche Magazine entdekt, deren Eingang nur die Besizer selbst kannten, die wahrscheinlich durch gewaltsame Mittel ihrer Heimath entrissen wurden. Es kann also von ihrer Brauchbarkeit im allgemeinen nicht die Rede seyn. So nuͤzlich aber auch die guten, troknen Getreidekeller sind, so verderblich werden die feuchten. Selbst in den trokensten, ist die, das Getreide umgebende, Strohschichte feucht; Lasteyrie fand es so in den Kellern, die er ausleeren sah. Ist die Feuchtigkeit etwas groͤßer, so dringt sie bis zum Getreide hin, und verdirbt die, dem Stroh naͤher liegenden Koͤrner, die sie einsaugen. Ein hoͤherer Grad von Feuchtigkeit erzeugt in den Mehltheilen eine Fermentation, die vermittelst der Waͤrme, welche sie entwikelt, den Vegetationstrieb wekt und unterstuͤzt, und dieselben Resultate hervorbringt, welche die Folge einer hoͤheren Temperatur, bei geringerer Feuchtigkeit, sind. In solchen Gruben findet man nicht selten eine 3 bis 4 Zoll dike Getreide-Schichte, um die Seitenwaͤnde herum, verdorben und dicht zusammengewachsen. Ueber diese Schichte hinaus, bleibt das Getreide gut: allein man sieht, daß bei groͤßerer Naͤße der Erde, der Schaden groͤßer ausfallen muß, und daß es manche Umstaͤnde geben wird, die den Verderb ganzer Gruben nach sich ziehen muͤssen. So z.B. geschieht es oft in Ungarn, daß in solchen unterirdischen Lagerstatten Wasser eindringt, und sich darin sammelt. Wenn die Eigentuͤmer solches gewahr werden, und bei Zeiten noch das Korn herausnehmen, so koͤnnen sie es zum Theil retten, aber die Qualitaͤt leidet davon. Es folgt hieraus, daß der Gebrauch der Getreidekeller, schon in Bezug auf Localitaͤt betrachtet; nicht allgemein werden kann. Sie lassen sich z.B. in Schweden nicht anbringen. Das Grundwasser liegt dort zu hoch, der Boden ist zu feucht. So werden sie in Ungarn, wo der gemeine Mann, sie bis jezt aus Mangel an Mitteln gebraucht, und weil er nichts besseres haben kann, durch den Verlust, den sie ihrem Besizer zufuͤgen, aus der Mode kommen, wie die Kultur des Landmannes dort zunehmen, und der Wohlstand wachsen wird. Beurtheilt man diese Methode in Beziehung auf die Beschaffenheit des Getreides, so erheben sich andere Bedenk-Weiten. Alles Getreide saugt Feuchtigkeit ein, nur nicht im gleichen Grade. Dieses haͤngt von seiner eigenthuͤmlichen Beschaffenheit ab, die selbst von der Witterung, oder vom Boden abhaͤngt. Ist die Beschaffenheit des Getreides von der Art, daß es, durch sein hygroscopisches Vermoͤgen, so viel Feuchtigkeit in sich zieht, als noͤthig ist, um in den Mehltheilen eine Fermentation entstehen zu lassen, so wird ein solches Getreide in den Gruben leicht verderben. Die Kuͤhle des Ortes wird diese Gaͤhrung, die eine Folge zu großer Feuchtigkeit ist, nicht unterdruͤken. Dieses duͤrfte der Fall seyn, wenn die Sommer naß sind, oder wenn der Boden auf welchem die Frucht wuchs, an sich feuchte ist. Ein solches Korn hat mehr Feuchtigkeit in sich als anderes, und wenn er sie unter Umstaͤnden an andere Koͤrper absezt so nimmt er sie sogleich wieder, wenn diese Umstaͤnde sich aͤndern. Intieri, der, so gut wie jeder andere, die Getreide-Keller kannte, hatte gewiß nicht auf die Erfindung seiner Korndarre so viel Aufwand an Kraft und Zeit verwendet, wenn das Getreide, welches er aufzubewahren wuͤnschte, sich in unterirdischen Gewoͤlben erhalten haͤtte. Er wußte daß die schlechte Beschaffenheit dieses Korns, sowohl unter als uͤber der Erde, das Verderben desselben herbeigefuͤhrt haͤtte. Von dieser Seite aus betrachtet, findet, in unseren Gegenden, der Gebrauch dieser Keller eine neue Beschraͤnkung. Nach nassen Sommern, wird man denselben das Getreide nicht anvertrauen koͤnnen; eben so wenig werden sie in Gegenden Glut machen, deren Boden feucht ist. Daher haben sie sich nur unter Himmelstrichen erhalten, unter welchen eine brennende Sonne die Feldfruͤchte zeitiget, haͤrtet, und dadurch die Capacitaͤt derselben zur Feuchtigkeit aͤndert: selbst in den Gegenden des Russischen Reiches, wo man sie noch antrifft, sind die Sommer zwar kurz aber gewoͤhnlich troken, und sehr heiß. Duhamel, der die Getreidegruben ebenfalls gut kannte, erzaͤhlt, in seinen Elements d'Agriculture (1. Band. 5. B. 3. K. §. 2.) er habe im Gatinois einen Versuch damit gemacht. Das frische Getreide, welches er darein schuͤttete, verdarb bald. Diese Gegend ist sehr naß. Herr Lasteyrie, der wahrscheinlich Unfaͤlle dieser Art befuͤrchtete, giebt folgenden Rath: „Wenn das Getreide, sagt er, in einer nassen Jahreszeit eingeerndtet worden ist, so wird es nothwendig seyn, es vorher, eine geraume Zeit hindurch, in luftigen Soͤllern (Boͤden) umzustechen; oder es in einen Ofen, oder in eine Korndarre zu bringen. Dieses Mittel wird sogar zu den betraͤchtlicheren Magazinen der Paͤchter oder der Kornhaͤndler angewendet werden muͤssen, so oft der Zustand des Getreides, oder der Zustand der Atmosphaͤre es erfordern wird.“ Was die Benuzung der Korndarre anbetrift, so scheint dieser Vorschlag nicht reiflich uͤberlegt: denn es ist aus dem Vorhergehenden klar, daß man auf diesem Wege, in einem sehr kleinen Raͤume eine sehr große Menge Getreide, auf das vollkommenste, lange Jahre hindurch erhalten kann, und es wuͤrde eine Art von Verwegenheit seyn, dem dunklen Schoͤße der Erde anzuvertrauen, was sich weit sicherer auf der Oberflaͤche derselben erhalten ließe; es sey denn, man wollte diese Habe vor feindlichen Armeen verbergen. Also eine Korndarre und keine Gruben, oder Gruben und keine Korndarre. Da indessen die Voͤlker, die sich der Korngruben bedienen, ihr Getreide einige Tage an die Sonne legen, und Herr Lasteyrie, um denselben Zwek zu erreichen, in begeben angefuͤhrten Stelle, ein langes Luͤften desselben empfiehlt, so wird es nicht undienlich seyn den Werth dieses Verfahrens naͤher zu beleuchten. Folgende Versuche sind belehrend. Intieri nahm absichtlich zu denselben Weizen von schlechter Qualitaͤt. 1. Versuch. Er brachte, den 30. August 1752, 25 Maas Weizen in einen Bakofen, und ließ ihn darin 2 Stunden 50 Minuten. Das vorige Volumen fand sich bis zu 23 1/3 Maas vermindert. Aber es nahm nach und nach wieder zu, so daß er den 1. Jaͤnner des folgenden Jahres sogar 25 1/3 Maas fand. 2. Versuch. Im Jahre 1753, den 18. August, brachte er wiederum 25 Maas Weizen in einen Bakofen. Nach 3 1/4 Stunden, fanden sich nur 24 Maas. Auch hier vermehrte sich nach und nach wieder das Volumen, und den 20. Febr. bei trokener Witterung fanden sich 25 1/2 Maas. 3. Versuch. Den 26. September 1753. erhielt er nach 3 1/4 Stunden, von 25 Maas, 24 1/2; und den 20. Februar, bei trokner Witterung waren diese zu 252/3 Maas angewachsen. Auch Duhamel wußte, daß gedoͤrrtes Getreide Wasser aus der Luft aufnimmt: Er will daher, daß man es bloß auf dem Lager erkalten lasse, es siebe, und sofort in die Getreidebehaͤlter, die er verschließt bringe. Allein er gerieth nicht auf den Einfall, die Zunahme des Volumens von Zeit zu Zeit zu pruͤfen. Jene Versuche strenge genommen, gelten indeß nur fuͤr Korn von schlechter Qualitaͤt, das heißt von feuchten Jahren, oder auf feuchtem Boden gewachsen. Da nun aber ein solches Korn, durch das Doͤrren, noch hygroscopischer wird, so folgt daß die vorgeschriebene Manipulation, zum Behuf der Korngruben, nicht allein unnuͤz, sondern sogar schaͤdlich ist, weil sie das Vermoͤgen des Getreides, Wasser einzusaugen, vermehrt. Aber es hilft auch nicht, Getreide von guter Qualitaͤt, in der Sonne oder durch das Luͤften, besonders noch auszutroknen, bevor man es in die Grube schuͤttet. Herr Graf Lasteyrie meldet selbst, daß im Koͤnigreiche beider Sicilien es in die Felsen gehauene Keller giebt, in welche die Regierung das Getreide der Particuliers aufnimmt, und daß die Kosten fuͤr die Niederlage und die Verwaltung allein von dem Ueberschusse bestritten werden, welchen dieses Getreide, durch Vermehrung seines Volumens abwirft. Die Zunahme betraͤgt ungefaͤhr zwei Procent. Ein Getreide auf feuchtem Boden gewachsen, oder in nassen Sommern gezeitiget, wird sich also weder in den Sonnenstrahlen, noch durch das Luͤften, zu einem langen Aufenthalt in einem Keller vorbereiten lasten. Es wird sehr bald in der trokensten Grube nicht nur seine verlorene Feuchtigkeit wieder annehmen, sondern noch mehrere Procente dazu. Bevor man in unseren nordischen Gegenden Kornkeller anlegt, muß man durch genaue Versuche die Quantitaͤt Feuchtigkeit ausmitteln, welche das Getreide der warmen Laͤnder, wo man sich der Gruben mit Erfolg bedient, besizt, um daran einen Vergleichungspunkt fuͤr unser Getreide zu haben. Bis jezt ist hierin gar nichts gethan. Dasjenige was wir uͤber diesen Gegenstand wissen beschrankt sich ungefaͤhr auf Folgendes. Aus Duhamel'schen Versuchen erfahren wir daß gedoͤrrter Weizen im Gatinois 3 1/2 Procent seines Volumens verlor. Aus den Intierischen, daß Weizen von schlechter Qualitaͤt sich um 62/3 Procent vermindert hatte; aus Versuchen in Paris angestellt, daß ein Durchschnitt von 5 Versuchen, bei verschiedenen Waͤrmegraden, mit Weizen angestellt, nach voͤlliger Erkaltung, einen Verlust von 422/57 im Maase gab, und aus Versuchen mit Hannoͤvrischem Roggen, vom Jahre 1754, daß beinahe 5 Proc. und von Roggen vom Jahre 1755, sogar 8 1/3 Procente, Verlust, dem Volumen nach, erfolgte. Es ist kaum denkbar, daß Weizen mit 6 1/2 Procent Wasser, und noch viel weniger Roggen mit 8 1/3 Prozent sich, selbst in der besten Grube erhalten wird, indem es hoͤchst wahrscheinlich ist, daß der Weizen wenigstens um 3 Procent und der Roggen wenigstens um 4 Procent zunehmen wird, und daß daher eine innere, durch diese große Feuchtigkeit bewirkte, Zersezung der Mehltheilchen, das Verderben dieses Getreides zur Folge haben wird. Da solche Getreide-Keller mit einem male gefuͤllt werden muͤssen, so ist es auch sehr wahrscheinlich, daß man sie, im allgemeinen genommen, nicht nach und nach wird ausleeren koͤnnen. „Man hat mir zu Barcelona gesagt, schreibt Herr Lasteyrie, daß man diese Gruben innerhalb drei Tagen leeren muß, weil sich sonst das Getreide erhizt, und einen Geruch verbreitet, der fuͤr die Arbeiter toͤdlich ist. Ich verbuͤrge nicht die Wahrheit dieser Behauptung, weil ich vielmehr in Toskana, aus diesen Behaͤltern, zu verschiedenen malen, Getreide ohne Nachtheil fuͤr dasselbe herausholen sahe, so oft man welches, fuͤr den eigenen Gebrauch, oder fuͤr den Handel noͤthig hatte.“ Er gesteht indeß doch, daß wenn er die Hand in das eben herausgeholte Getreide stekte, er eine gewisse Waͤrme empfand. Die Keller von welchen er spricht waren nicht groß, mit Quadersteinen gemauert, sehr troken unter dem Hause, und doch spuͤrte er in der Frucht etwas Waͤrme. Wie werden sich bei solcher Behandlung, große Getreidemaßen verhalten, in minder troknen Behaͤltern, beim oͤfteren Zutritt der aͤußeren warmen Luft! Was Graf Lasteyrie in Toscana sah, widerlegt nicht was man ihm in Barcelona sagte. Kruͤniz berichtet. Band 44, S. 655. folgendes: „In Lithauen und in der Ukraine verwahren die Leute ihr Getreide fast eben so in Gruben oder Loͤcher, die sie an troknen Orten machen. Allein bei Eroͤffnung dieser Vorrathsplaͤze, muͤssen sie sehr sorgfaͤltig verfahren; denn wenn Personen hineingestiegen sind, ehe genug frische Luft dazu kommen konnte, sind sie von dem Dampfe erstikt.“ In Schrebers Sammlung verschiedener Schriften, 10ter Th. Halle 1763. Nachricht von der Art wie die Kosaken in der Ukraine das Getreide aufbewahren, heißt es: daß wenn man einmal anfaͤngt dergleichen Korngruben zu offnen, so muß man auch mit einem male den ganzen Haufen heraus nehmen, denn sonst entzuͤndet er sich und verdirbt. Diese uͤbereinstimmenden Behauptungen, zumal da sie in Gegenden gemacht werden, die von einander so entfernt sind, verdienen gewiß große Aufmerksamkeit. Man sieht hieraus, daß in gewissen Gegenden, unter gewissen Umstaͤnden, man, ohne Nachtheil fuͤr die Fruͤchte, die Gruben oft oͤffnen und nach und nach leeren kann; daß in anderen Gegenden, sich in diesen unterirdischen Behaͤltern ein Dunst einfindet, der toͤdtlich ist, wenn man nicht fuͤr frische Luft sorgt; dieser Dunst, oder wie es in Barcelona heißt, dieser Geruch, deutet offenbar auf eine anfaͤngliche Zersezung des Getreides, die sich in dem Toscanischen durch eine gewisse Waͤrme verkuͤndet, und in Barcelona, wo der Grund vielleicht minder guͤnstig, oder das Getreide von anderer Beschaffenheit ist, in foͤrmliche Erhizung uͤbergeht. Dieser unangenehme Umstand beschraͤnkt wiederum den Gebrauch der Fruchtkeller. Sie scheinen daher besonders fuͤr den Fall brauchbar, wo das Getreide Jahre lang liegen bleibt, ehe sich ein vorteilhafter Handel schließen laͤßt; oder in Gegenden, in welchen große Getreide-Vorraͤthe der Raubsucht des Feindes zu entziehen sind; in Festungen, wo die Kornvorraͤthe, vor Bomben und Brand geschuͤzt werden muͤssen; sie schiken sich fuͤr oͤffentliche Magazine die erst nach mehreren Jahren benuzt werden sollen. Aber in Gegenden, wo der oͤffentliche Verkehr, der woͤchentliche Markt, eine große Bewegung im Kornhandel, die Oeffnung dieser Keller zu oft noͤthig macht, scheinen sie entweder fuͤr den Eigenthuͤmer unbequem und laͤstig, oder fuͤr die Frucht selbst nachtheilig zu seyn, und wenn man sie mit einem male leeren muͤßte, zur Zeit wo man nur wenig Korn braucht, wohin mit dem Uebrigen! Eben so wenig sind Fruchtkeller zu Magazinen in Seehaͤfen brauchbar. Die großen Magazine des Koͤnigs in Neapel wurden, ungeachtet des großen Nachtheils, nach der gewoͤhnlichen Methode behandelt, obgleich die Regierung selbst an vielen Orten Fruchtkeller besaß. Wiederum ein Beweis, daß ihre Benuzung nur beschraͤnkt ist. Und in der That wie wuͤrde sich wohl, auf den Schiffen, ein Getreide verhalten, das anstatt trokner zu werden, in der Grube um zwei Procent Feuchtigkeit mehr eingezogen haͤtte. Laͤngs der Afrikanischen Kuͤste kann solches Getreide leicht, in der brennenden Afrikanischen Sonnenhize, zum Transport brauchbar werden, aber in unseren nordischen Haͤfen ließe sich dieser Ueberschuß an Feuchtigkeit nicht so schnell entziehn. Selbst unser nordisches gut ausgetroknetes Getreide koͤnnen die Hollaͤnder nicht, so wie sie es kaufen, einschiffen; sondern sie doͤrren in starker Hize einen Theil desselben, mischen es mit dem andern, und schiffen es so ein. Das ungedoͤrrte Korn sezt nun einen Theil seiner Feuchtigkeit an das gedoͤrrte ab, und beide koͤnnen, eine Zeitlang, der Naͤsse der Seeluft ausgesezt werden, und an Ort und Stelle gelangen, ehe sie wieder so viel Feuchtigkeit einsaugen, daß eine Erhizung erfolgen kann. Was endlich Herr d'Artigues von der Qualitaͤt des Mehls aus einem in Gruben aufbewahrten Getreide sagt, wird gewiß jedem Sachverstaͤndigen einleuchten. L'expérience prouve, sagt er, que dans les pays méridionaux, où ce moyen est appliqué avec succés, son usage entraine cependant encore une grande détérioration dans la quantité et la qualité des farines provenans des bles enfermés. Man bekoͤmmt davon weniger Mehl, weil es zu feuchte ist, um es von der Kleie hinlaͤnglich zu scheiden: und ein schlechteres Mehl vermuthlich weil eine anfaͤngliche, durch die groͤßere Feuchtigkeit hervorgebrachte Zersezung im Inneren, die gute Beschaffenheit des Mehls schon etwas modificirte. 17. Luftdichte uͤber der Erde aufgerichtete Kornbehaͤlter. Der Uebergang der unterirdischen Fruchtbehaͤlter zu aͤhnlichen Einrichtungen uͤber der Erde, war leicht. Horlemann, ein Schwede, machte seine Landsleute auf diese Konstruktionen aufmerksam, weil in seinem Vaterlande der fast durchgaͤngig feuchte Boden, Getreidekeller nicht gestattet. Seine Ansichten uͤber diesen Gegenstand, findet man im siebenten Bande der Abhandlungen, der koͤnigl. schwedischen Akademie der Wissenschaften, Jahrgang 1745. Er benuzte eine Idee des Herrn von Buttler, der im Jahre 1739 auf 2 Bogen in Folio, und 3 Bogen dazu gehoͤrigen Zeichnungen, diesen Vorschlag gemacht hatte. Spaͤter beschaͤftigte sich J. Fagot mit demselben Gegenstande, und brachte verschiedene Modifikationen an, die zu Stokholm, in einer Schrift erschienen, unter dem Titel: J. Fagot, Foͤrbaͤtting paͤ Kornhus byggnad. Stokholm 1758, von welcher man eine Uebersezung in Schrebers Sammlung etc. 9ter Theil. Halle 1762. findet. Es ist leicht begreiflich, daß wenn uͤber der Erde, dieselben Ursachen zusammentreffen, die unter der Erde zur Erhaltung des Getreides zusammenwirken, naͤmlich: Trokniß, Kuͤhle, Entfernung der aͤußeren Luft, so werden die Resultate dieselben seyn. Nun kann man durch die Dike der Mauern, und Abwesenheit aller Fenster, eine große Kuͤhle in einem solchen Behaͤlter erkalten, und es ist sehr wahrscheinlich daß die Temperatur darin selbst in heißen Sommern, nicht uͤber 10 Grad steigen wuͤrde. Es giebt keinen Grund warum solche Behaͤlter feuchter seyn sollten als die trokensten Keller, man muß vielmehr erwarten, daß sie noch trokener seyn werden, weil die Luft die sie umgiebt die Feuchtigkeit, die bei feuchtem Wetter eindringen will, bald wieder an sich zieht. Alles Getreide was sich in trokenen Kellern erhalten laͤßt, wird also auch hier eine eben so zwekmaͤßige Lagerstaͤtte finden, und was zu feuchte ist, in Kellern gut zu bleiben, wird auch hier verderben. Da die Feuchtigkeit in die Mauern eindringt, und alle mit denselben in Beruͤhrung stehenden Koͤrper nach Capacitaͤts-Verhaͤltnissen sie einsaugen, bis das hygroscopische Gleichgewicht hergestellt ist, so ist sehr wahrscheinlich, daß die Frucht hier, wie in den Gruben, einen Zuwachs von Feuchtigkeit bekommen wird, der auf die Qualitaͤt und die Quantitaͤt des Mehls einen Einfluß haben muß. Vor den Gruben, haben diese Thuͤrme den Vorzug, daß das Getreide von oben hineingeworfen, und unten wieder abgelassen werden kann. Das Korn leide also nie in denselben, wenn man etwas davon heraus nimmt, vom Zutritt der aͤußeren warmen Luft, und sind zugleich bequemer als die Gruben. Konstruktionen dieser Art beduͤrfen keine Zeichnungen. Man denkt sich sehr leicht, einen runden oder vierekigten Behaͤlter, mit einer 3 bis 4 Fuß diken Mauer umgeben, unten gewoͤlbt, um die Feuchtigkeit der Erde abzuhalten, auch oben gewoͤlbt, mit einer Oeffnung im Gewoͤlbe, um das Getreide hineinzuschuͤtten, unten mit einer Rinne versehen, zu welcher eine abschuͤssig gehende Grundflaͤche das Getreide hinfuͤhrt. Will man der Feuchtigkeit das Eindringen erschweren, so machet man in diesem Behaͤlter, einen Fuß von der Mauer, eine zweite ringsherum auf, die zuerst mir ihrem Gewoͤlbe versehen werden muß, ehe das aͤußere heruͤbergeschlagen wird. Die obere Oeffnung mit ihrer cylindrischen Seitenmauer verbindet alsdann beide Gewoͤlbe. Die innere Mauer kann aus bloßen Lehmsteinen versezt werden, die wohlfeiler sind; sich nie beschlagen, und den inneren Raum trokner erhalten als die gebrannten Steine. Der Raum zwischen beiden Mauern kann leer bleiben, oder mit Sand, mit Kohlen, oder mit Asche gefuͤllt werden. Zu großen Magazinen muͤßte man unter einem einzigen Dache mehr solcher Thuͤrme neben einander aufbauen. Die inneren wuͤrden gewiß sehr kuͤhl und troken seyn. Nach Graf Lasteyrie findet man diese Idee im Kleinen in Italien, in mehreren Haͤusern ausgefuͤhrt. Er glaubt daß solche Magazine fuͤr kleine Gutsbesizer ganz passend sind, zu großen Magazinen findet er sie zu kostspielig. Aus Herr d'Artigues bereits angefuͤhrten Abhandelung erfahren wir, daß die Pariser Regierung auch Versuche mit solchen uͤberirdischen Getreide-Behaͤltern befohlen hat. Die Resultate sind noch nicht bekannt. Es wurde mir versichert, daß man auch in Ungern anfaͤngt sich dieser Thuͤrme zu bedienen. Das Wasser, welches daselbst oft in die Gruben kommt, sollte wenigstens in diesem Lande, den ersten den Vorzug sichern. Uebrigens ist diese Idee nicht neu. Schon die Alten waren darauf gekommen. Plinius, Historia Nat. Buch XVIII. Kap. 73. sagt: Horrea operose tripedali crassitudine, pariete lateritio exaedificari jubent aliqui, praeterea superne impleri nec afflatus admittere, aut fenestras habere ullas. Die Methode, das Getreide vermittelst einer Temperatur zu erhalten, die zur Entwikelung des Vegetationsprocesses zu niedrig ist, scheint in allem Wesentlichen erschoͤpft zu seyn. Sie hat das Unangenehme, daß der Erfolg derselben von der Natur des Bodens, und von der Beschaffenheit des Getreides abhaͤngt, daß sie also nicht allgemein werden kann, uͤberdieß auf die Qualitaͤt und die Quantitaͤt des Mehls einen nachtheiligen Einfluß hat. Da man nun nicht uͤber Localitaͤten gebieten, und eben so wenig die Beschaffenheit des Getreides andern kann, so bleibt nichts uͤbrig, als sich nach einem anderen Wege umzusehn, indem es uͤberdies unter mehreren Umstaͤnden noͤthig ist, in dem aufzubeWaͤhrendem Getreide, die Vegetationskraft zu erhalten, und die gewoͤhnliche Methode, das Ziel zwar erreicht, aber mit zu großen Hindernissen verknuͤpft ist. 18. Hales und Duhamels Blasebaͤlge. Das einzige Mittel, das zu diesem Zweke uͤbrig bleibt, ist dem Getreide die Feuchtigkeit die es besizt, durch Einwirkung der Luft, auf eine Art abzunehmen, welche die Entstehung der Wuͤrmer nicht zulaͤßt, die Erhizung verhindert, die Anhaͤufung einer groͤßeren Maße in demselben Raͤume gestattet, und die sonst auf die Erhaltung der Frucht angewendete Arbeit und Kosten bedeutend vermindert. Im Jahr 1742 schlug Stephanus HalesTransact. Philos. 1742. n. 462. Description du Ventilateur, á Paris 1744. 12. traduit de l'Anglois par Mr. Demours. in der koͤnigl. Gesellschaft in London, vierekige Blasebaͤlge von Holz vor, die an die unteren Theile der Kornboͤden angebracht werden sollten. Sie sollten durch ihr kaltes Blasen, die Entstehung der Wuͤrmer verhindern, die Gaͤhrung hemmen, die Feuchtigkeit vertreiben, und Schwefel- oder Tabaksdaͤmpfe durch das Getreide jagen um damit die schon entstandenen Wuͤrmer zu toͤdten. Auch diesen Vorschlag ergriff Duhamel, Den 13. November 1745 verlas er in der koͤnigl. Akademie der Wissenschaften eine Abhandlung uͤber die Art, auf diese Weise den Weizen zu erhalten. Er verschließt naͤmlich das Getreide in hoͤlzerne Kasten, mit doppeltem Boden. Beide Boden sind 4 1/2 Zoll von einander. Der obere besteht aus einem engen Drathgeflechte, oder auch aus einem duͤnngewebten Tuche, und liegt auf hoͤlzernen Leisten, damit er die Last des Getreides tragen koͤnne. Diese Kasten sind mit einem Dekel versehen, und haben einige Oeffnungen, die mit Klappen geschlossen werden. Zwischen beiden Boden oͤffnen sich die Roͤhren zweier Blasebaͤlge. Im Dekel sind Windloͤcher angebracht, welche aufgemacht werden, wenn jene in Bewegung sind. Diese Methode hat schon einigen Vortheil vor der gewoͤhnlichen. In den verschlossenen Kasten ist naͤmlich der Weizen vor dem Maͤusefraße und groͤßtentheils auch vor dem Wurmfraß gesichert. Sie schuͤzt ferner das, in dem verschlossenen Kasten befindliche Getreide, vor der Raubsucht der Arbeiter. Im Großen erspart sie Arbeitslohn, weil die Blasebalge alsdann vermittelst Windfluͤgel in Bewegung gesezt werden muͤssen: im Kleinen aber muß man diese Arbeit durch Tageloͤhner verrichten lassen. Wobei die Kosten des Umstechens, auf die Bewegung der Ventilatore verwendet werden. Herr Stromayer in Hannover erhielt Befehl von seiner Regierung diese Methode zu pruͤfen. Er nahm absichtlich dazu noch feuchtes Getreide, und behandelte es in einem Kasten, der 6 Fuß im Quadrat hielt, und 5 1/2 Fuß hoch war. Er ließ mit Fleiß diesen Roggen in Saͤken stehen, bis er einen mulstrigen Geruch angenommen hatte. Dann erst wurde er in den Kasten gebracht. Man ventilirte ihn den 28ten und 29ten Dezember 1754, den 4ten und 11ten Jaͤnner 1755; und nun war der mulstrige Geruch ganz verloren. Man fuhr jezt mit dem Ventiliren alle 4 Wochen fort, aber im Monat Mai wurde der Roggen ganz warm; man ließ daher die Blasebaͤlge den 10, 12, 14, und 22ten dieses Monats in Bewegung sezen, wodurch sich Geruch und Waͤrme wieder verloren. Im Juni fieng er aufs neue an, warm zu werden, daher den 7, 12, 16, 18ten dieses Monats mit dem Luͤften fortgefahren, und der vorige Zustand wieder hergestellt wurde, so daß man ihn nunmehr alle 4 Wochen ventilirte, bis endlich im Monat September, nachdem er 9 Monate in dem Behaͤltniß gewesen war, man ihn gesund und von allem Geruͤche befreit, herausnahm und verbakte. Dieser unzweideutige und belehrende Versuch zeigt zwar die Zwekmaͤßigkeit dieser Methode, wenn sie zur rechten Zeit angewendet wird, zugleich aber macht er auf die Gefahr der geringsten Versaͤumniß aufmerksam. In den verschlossenen Kasten wird es nicht leicht seyn, zumal wenn sie groß sind, die anfaͤngliche Erhizung wahrzunehmen, und die noͤthigen Visitationen werden oft geschehen, wenn es mit dem Uebel zu weit gekommen seyn wird. Erwagt man ferner, daß die Tagloͤhner die Arbeit sehr oft nachlaͤssig oder halb verrichten, daß in großen Magazinen gerade Windstille eintreten kann, wenn der Wind am nothwendigsten seyn wuͤrde, so sieht man deutlich das Unzuverlaͤssige dieser, sonst an sich guten Methode, ein. Sie loͤset also die Aufgabe auf keine befriedigende Art. Schon Duhamel bemerkt, daß, zur Aufbewahrung, nur gutes, trokenes, in trokenen Jahren gewonnenes Getreide, welches vollkommen von allem Staube gesaͤubert werden muß, in die Kasten gethan werden darf. Er fuͤhlte also selbst die Unzuverlaͤssigkeit seiner Methode. Dieses innere Gefuͤhl, welches er indeß nirgend bestimmt ausspricht, bewog ihn spaͤter, die fruͤhere Vorschriften zu modificieren, und fuͤr seine Kasten gedoͤrrtes Getreide zu verlangen. Er hatte indeß zu seinen Blasebalgen, und seinen Windfluͤgeln eine solche Vorliebe gefaßt, daß er diese, dem ohngeachtet, beibehielt, obgleich er aus dem Erfolge der Intierischen Bemuͤhungen sehr gut wußte, daß sie bei gedoͤrrtem Getreide vollends unnuͤz sind. Sobald aber zu dieser Methode eine Fruchtdarre erfordert werden sollte, so wird in dieser der Keim groͤßtentheils vernichtet, und Duhamel hat folglich die Aufgabe die uns jezt beschaͤftigt, nicht geloͤset. 19. Herr Bildts Verfahren. Knut Bildt, ein großer Landwirth in Schweden, berichtete im Jahr 1793 an die koͤnigl. Academie der Wissenschaften zu Stokholm, daß er durch ein besonderes Mittel, seit mehreren Jahren, und mit vielem Nuzen, sein Getreide aufbewahrte. Bei seiner Methode sey weder Umstechung, noch irgend eine andere Art von Pflege noͤthig. Sie bestuͤnde darin, daß er das ausgedroschene Getreide von seiner Spreu nicht reiniget, sondern den ganzen Ausdrusch, in einen Kasten wirft; daß sein Getreide sich darin, unangeruͤhrt, mehrere Jahre, ohne dumpfig zu werden, ohne irgend einen Schaden zu leiden, erhaͤlt; daß nach 3 bis 4 Jahren er jedesmal seinen Roggen zur Aussaat gleich gut fand, und von demselben die reichesten Erndten erhielt. Was dieser Methode zuspricht ist die hinlaͤnglich bewaͤhrte Erfahrung, daß alles Getreide in der Aehre, sich ohne zu verderben eine lange Reihe von Jahren erhalten laͤßt. Herr Lasteyrie erzaͤhlt uns uͤber diesen Umstand eine auffallende Anekdote. Ihm wurde auf seinen Reisen in Schweden versichert (certifié) daß man, im Norden des Reiches, mitten in den Waͤldern, große Kornhaufen entdekt habe, worin das Korn noch vollkommen erhalten war, obgleich diese Haufen zu einer Zeit mußten gemacht worden seyn, in welcher hier Felder und noch keine Waldungen waren. Dieselbe Methode, naͤmlich die Garben zu großen Haufen aufzuthuͤrmen, wird von einigen großen Gutsbesizern in Frankreich angewendet: man findet sie auch bei andern Voͤlkern, und ich fuͤhre sie hier an, nicht um dieses Verfahren zur Nachahmung zu empfehlen, sondern bloß um den Einfluß der Huͤlse und der Umgebungen der Koͤrner in der Aehre, auf die Erhaltung der Frucht begreiflich zu machen. Ueber die Bildtsche Methode spricht sich Herr Lasteyrie folgendermaaßen aus: Il ne faut pas oublier, sagt er, deux procédés, dont l'un est usité par quelques cultivateurs en France, et l'autre l'est en Pologne. Le premier consiste à conserver dans des Greniers ordinaires le grain avec la balle qui reste après le battage..... Nous ne pensons pas qù un pareil moyen, qù on ne sauroit employer dans les réserves un peu considérable, puisse garantir le grain des insectes et des souris, ni le soustraire aux influences de l'Atmosphère, et aux autres dégats, aux quels il se trouve exposé dans les greniers ordinaires. Herr Lasteyrie sagt also zuerst, daß einige franzoͤsische Landwirthe ihr Getreide wirklich auf diese Art aufbewahren, – daß er aber nicht glaube, daß dieses Mittel zureiche das Getreide vor Wuͤrmern und Maͤusen, vor dem Einfluß der Atmosphaͤre, und vor den anderen Zerstoͤrungsmitteln zu schaͤtzen, die es auf gewoͤhnlichen Soͤllern verderben. Es kann dem Herrn Grafen zugegeben werden, daß diese Methode nicht fuͤr große Magazine tauglich ist, weil sie einen großen Raum einnimmt, und zur Bildung einer Getreide-Niederlage große Unbequemlichkeiten nach sich ziehen wuͤrde. Aber diese Hindernisse verschwinden ganz, oder vermindern sich wenigstens sehr, wenn der Landeigenthuͤmer selbst Getreide zuruͤklegen will. Er braucht nicht genau zu wissen, wie viel er ausgedroschen hat, eine ungefaͤhrige Schaͤzung kann ihm genuͤgen; wenn er auch wirklich dadurch zwei drittel mehr aufzubewahren haͤtte, so kann er es um so viel hoͤher aufschuͤtten, und wenn er endlich etwas mehr Zeit oder Arbeiter gebraucht um dieses noch nicht gereinigte Getreide von der Tenne in die Kasten zu bringen, so erspart er spaͤter hin das Zehnfache, an Wartung und Umstechungskosten, und er reiniget es nach und nach, wie die Umstaͤnde es erfordern. Aber die Unzulaͤnglichkeit dieser Methode kann ich dem Herrn Grafen so geradezu nicht einraͤumen. Wir haben das Zeugniß eines Herrn Bildts in Schweden, welches keiner seiner Landsleute widersprochen hat, wiewohl Niemand in diesem Lande, so weit ich es erfahren konnte, sich bewogen fand sein Beispiel nachzuahmen: allein die Rigen waren damals fast allgemein eingefuͤhrt worden. Wir haben ferner das Beispiel der franzoͤsischen Eigenthuͤmer, die sich bei dieser Methode wohl befinden, und sie nicht beibehalten wurden, wenn sie die Nachtheile der gewoͤhnlichen Methode haͤtte. Ich glaube daher nicht, daß ein bloßes Nous ne pensons pas des Herrn Grafen Lasteyrie, so schaͤzbar sonst auch das Unheil dieses thaͤtigen Mannes ist, das Resultat jener positiven Thatsachen uͤberwiegen kann. Es leuchtet mir vielmehr ein, aus theoretischen Ansichten, daß diese Methode die Erhaltung der Frucht befoͤrdern muß: Erstlich werden durch die Spreu die Koͤrner mehr von einander entfernt: dann entzieht ihnen diese Spreu die Waͤrme die sich im Inneren entwikelt, allmaͤhlig wie sie sich entwikelt, und leitet sie, zur aͤußeren Luft hin. Sie verbreitet sich uͤberdieses in einer ungefaͤhr dreimal groͤßeren Masse, und wuͤrde schon in diesem Verhaͤltnisse unschaͤdlicher werden, wenn sie auch nicht nach und nach an die aͤußere Luft abgesezt wuͤrde. Endlich haͤlt die Spreu die Feuchtigkeit lange nicht so fest, als das Korn. Nach den hygroscopischen Gesezen vertheilt sie sich in dem Kasten, jedesmal zwischen dem Getreide und der Spreu, und wie diese einen Theil davon an die Luft absezt, geschieht eine neue Vertheilung, bis sich ein hygroscopisches Gleichgewicht zwischen den anziehenden Kraͤften des Getreides, der Spreu und der Luft einfindet, dessen Oscillationen alsdann bloß noch von dem jedesmaligen Zustande der Atmosphaͤre abhaͤngen. – Theoretische Ansichten die einen Werth bekommen, weil sie mit Resultaten der Erfahrung uͤbereinstimmen. Wenn nun die franzoͤsischen Gutsbesizer ihren Austrusch aufschuͤtten, ohne ihn wie Herr Bildt in Kasten aufzubewahren, so hat Herr Lasteyrie Recht, wenn er das Verfahren seiner Landsleute in dieser Beziehung tadelt; sie schuͤzen so ihr Getreide nicht vor den Verwuͤstungen der Maͤuse. Dieser Vorwurf trift aber nicht das Hauptverfahren, sondern bloß die Nachlaͤssigkeit jener Gutsbesizer, die den Vorschlag des Herrn Bildts unvollstaͤndig nachahmen. Was die Wuͤrmer anbetrifft, so erwaͤhnt sie Hr. Bildt gar nicht, auch Herr Lasteyrie hat fuͤr seine Meinung keine Thatsache. Ich will indeß nicht leugnen, daß sich nicht einige auf der Oberflaͤche der Kasten, bei guͤnstigen Gelegenheiten, einfinden koͤnnten; allein man wird die Phalaͤnen leicht abhalten, wenn die Oberflaͤche des Getreides im Kasten, mit bloßer Spreu, einige Finger hoch, bedekt ist, und es ist nicht wahrscheinlich, daß der schwarze Wurm, in die hohen Kasten kriechen, und sich durch diese Spreu den Weg nach den Koͤrnern hin bahnen wird. Man weiß uͤberdieses, daß dieses Ungeziefer sich nur einige Zoll tief unter der Oberflaͤche aufhielt. Da nun hier weniger Koͤrner liegen, wird der Nachtheil, den er anrichtet, falls er dahin dringen sollte, nur geringe ausfallen, und da die Kasten sehr tief seyn koͤnnen, so laͤßt sie ohne großen Verlust die beschaͤdigte Oberflaͤche wegheben. Endlich empfiehlt sich diese Methode noch durch ihre Allgemeinheit. Denn feuchtes schwedisches Getreide, und trokneres franzoͤsisches lassen sich auf diese Weise sehr gut aufbewahren, woraus man schließen muß, daß die Beschaffenheit der Frucht bei diesem Verfahren gleichguͤltig ist. Und so zeigt sich diese Methode, unter allen Gesichtspunkten, als die brauchbarste unter allen bisher gewuͤrdigten, fuͤr den Landmann. Die zur Aufbewahrung dieses Getreides noͤthigen Kasten, sind nicht kostspielig. Sie koͤnnen aus mehreren Stuͤken bestehen; die uͤber einander gelegt, und so hoch aufgeschichtet werden, als man will. Der unterste allein hat einen Boden, die uͤbrigen sind bloße Rahmen, die mit hoͤlzernen Klammern und Keilen an einander gezogen und befestigt, oder auf irgend eine andere Art zusammen gefuͤgt werden koͤnnen, will man sie verschließen, so laͤßt sich ein, mit einem Drathgitter versehener, Dekel anbringen. In dieser Methode findet der Gutsbesizer ein sicheres Mittel sich in guten und wohlfeilen Jahren etwas Getreide fuͤr die Zukunft zuruͤkzulegen. Wenn er alle Jahre nur etwas aufschuͤttet, so wird es ihn nicht schwer fallen sich einen Vorrath auf drei Jahre zu bereiten, und in schlechten Jahren hat er wohlfeiles Brod- und gutes Saatkorn. Alle drei Jahre koͤnnte der alte Vorrath gegen frisches Getreide umgetauscht werden. 20. Anwendung dieser Methode zu Krieges-Vorraͤthen. Dieses Aufbewahrungsmittel scheint mir das einzige zu seyn, welches der Staat ohne den Landmann zu druͤken, benuzen koͤnnte, um sich auf die unvermeidlichen Zeiten des Krieges mit wohlfeilerem Getreide zu versehen. Ich wage es meine Gedanken, uͤber diese hoͤchst wichtige Sache, hier niederzulegen. Jeder Soldat erhaͤlt taͤglich eine Portion Brod, wenigstens zu 1 1/2 Pfund Brod. Ein Zentner Roggenmehl gibt 92 bis 93 solche Portionen, und demnach 139 bis 140 Pfd. Brod. Zu einem Zentner Roggenmehl sind ungefaͤhr 108 Pfd. Roggen noͤthig. Eine Armee von 50,000 Mann bedarf taͤglich 75,000 Pfund Brod; wozu taͤglich 57,857 Pfund Roggen erforderlich sind, und folglich sind 21,118,170 Pfund Roggen, fuͤr 365 Tag oder fuͤr das ganze Jahr, und wenn nichts zu Grunde geht, 63,354,510 Pfund Roggen fuͤr 3 Jahr noͤthig. Ein baierischer Scheffel, guter Roggen, (oder 6,4867 Pariser Kubikschuh) wiegt ungefaͤhr 308 Pfund. Folglich wuͤrde eine Armee von 50,000 Mann, jaͤhrlich 65,406 Scheffel und auf drei Jahr, 206,216 Scheffel Roggen verbrauchen. Da der baierische Scheffel 64,867 Pariser Kubikfuß enthaͤlt, so wuͤrden 206,216 Scheffel Roggen, oder der Vorrath fuͤr 3 Jahre, 1,272,807 Kubikschuh betragen. Nehmen wir an, daß, bei einer Bevoͤlkerung von vierthalb Millionen Menschen, die Zahl der Familien sich auf 90,000 belaufe; rechnen wir, daß nach Abzug der Stadtbewohner, der Handwerkstreibenden, der Tageloͤhner, der kleinen Eigenthuͤmer 30,000 Familien zur Aufbewahrung dieses Getreides in Anspruch genommen werden koͤnnen, so wuͤrde im Durchschnitt eine jede dieser Familien 42 Kubikschuh Getreide aufzubewahren bekommen, sollte ich mich nun bei dieser Annahme verrechnet, und diese Zahl zu groß genommen haben, so wuͤrde doch die Zahl dieser Kubikschuh Getreide, nicht wesentlich anwachsen; denn, wenn es nur 15,000 solche Familien geben sollte, wuͤrden auf jede, anstatt 42, 84 Kubikschuh fallen. 42 Kubikschuh sind ungefaͤhr 63/4 Scheffel. Angenommen man zahlte den Scheffel, in guten Zeiten, zu 9 Gulden so wuͤrde dieser Roggen 1,855,944 Gulden kosten. Wenn man erwagt, daß bei jedem angehenden Kriege, oder wenigstens bald nachher, der Preis des Roggens betraͤchtlich, und oft doppelt so hoch steigt, und daß man in diesem lezten Falle zum Ankauf desselben, ein Kapital von 3,711,888 Millionen Gulden verwenden muͤßte; erwaͤgt man ferner daß man im Durchschnitt kaum 10 Jahr vor sich hat, ohne in einen Krieg verwikelt zu werden, so verdient gewiß eine Ersparniß, wie diese, beherzigt zu werden. Es ist freilich wahr, daß der Staat, der zu seinen laufenden Beduͤrfnissen, seine regelmaͤßige Einkuͤnfte verwendet, von diesen nichts abbrechen kann, um eine so bedeutende Summe mit einemmale zu bezahlen. Auch eben so wahr ist es, daß man diese Summe durch keine neue ausserordentliche Auflage herbeischaffen duͤrfte; indeß kann man eben so wenig leugnen, daß saͤmmtliche Gemeinden des Staates sie doch einst, fruͤher oder spaͤter, werden zahlen muͤssen: denn die ausserordentlichen Krieges-Beduͤrfnisse werden am Ende auf alle Klassen repartirt. Aber die große Schuldenlast, die sich seit Jahrhunderten angehaͤuft hat, und die abbezahlt werden muß, erschoͤpft, auf lange Zeit, die zu solchen wohlthaͤtigen Einrichtungen sonst vorhandenen Kraͤfte: daher muͤssen die Eigentuͤmer des zu liefernden Getreides, anstatt baares Geld, mit Billets au porteur bezahlt werden. – Zwar ein Papiergeld, aber doch ein Papiergeld von besonderer Art, welches mit den gewoͤhnlichen Staatspapieren nicht verglichen werden kann. Die gewoͤhnlichen Staatspapiere haben zur Hypothek entweder Staatsdomaͤnen, oder bestimmte indirekte Einkuͤnfte. Die ersten koͤnnen nach den konstitutionellen Gesezen der Staaten nicht veraͤußert werden, und haben also nur als Hypothek einen imaginairen Werth. Die anderen leisten eben so wenig eine hinreichende Garantie, weil es immer von der Allgewalt der hoͤchsten Staatsbehoͤrde abhaͤngt, sie, gegen den Willen der Creditoren, zu anderen Zweken zu verwenden. Im gegenwaͤrtigen Falle aber, werden die Billets au porteur durch ein reelles Unterpfand repraͤsentirt; – ein Unterpfand, welches in den Haͤnden der Particuliers bleibt; welches nicht dem Staate, sondern den einzeln Gemeinden gehoͤrt, die es zahlen, und die ein besonderes Interesse haben, fuͤr die Unterhaltung desselben zu sorgen. – Ein Unterpfand welches von saͤmmtlichen Gemeinden des Staats augenbliklich wieder in seinen vollen Werth hergestellt werden muß, sobald ein Theil desselben, zu dem bestimmten Zwek verwendet worden ist. – Ein Unterpfand fuͤr welches nicht die Finanzbehoͤrde, sondern die Administration des Inneren, und unter ihrer Oberaufsicht die Kreisregierungen besonders zu wachen haben. Dieser Getreide-Vorrath muß daher unter der unmittelbaren Aufsicht der Vorsteher einer jeden Gemeinde stehen. Dem Kriegesdepartement wuͤrde in Bezug auf denselben keine andere Befugniß obliegen, als sich durch angemessene Mittel die Versicherung zu verschaffen, daß die noͤthigen Vorraͤthe auch wirklich, und in der erforderlichen Guͤte, vorhanden sind. Die Emission der zur Zahlung des anzukaufenden Getreides noͤthigen Papiere liegt in den Attributen des Krieges-Ministers, weil er in Kriegeszeiten, der Regel nach, die Kontrakte schließt. Er unterzeichnet die Papiere. Damit aber jedem Misbrauch vorgebeugt und der willkuͤhrlichen Vervielfaͤltigung derselben, ein unuͤbersteigbarer Damm entgegenstellt werde, muͤssen sie, unter die Garantie beider Kammern gestellt von den beiden Praͤsidenten und Secretairen contrasignirt, und mit den noͤthigen Cautelen, gegen moͤglichen Betrug, verfertigt werden. Da diese Papiere an und fuͤr sich keine Zinsen tragen, sondern ein reelles deponirtes Kapital repraͤsentiren, so gibt es keinen Grund, warum sie unter ihren Nominalwerth sinken sollten, sie circuliren daher im Handel und Wandel als baar Geld, und werden, als solches, bei allen Rentaͤmtern, und in allen koͤnigl. Kassen angenommen. Es laͤßt sich sogar mit Gewißheit voraussehen, daß sie sehr gesucht seyn werden, besonders zu Zahlungen in die Ferne, und in dieser Hinsicht selbst uͤber ihren Nominalwerth steigen wuͤrden: denn es ist nicht immer leicht auf Plaͤze hm, die außerhalb der Handelsstrassen liegen, Wechsel zu bekommen. Um die Circulation derselben zu erleichtern, muͤßten sie nur kleine Summen repraͤsentiren; die niedrigsten, nicht unter zehn Gulden, die hoͤchsten nicht uͤber 50. Tritt ein Krieg ein, so werden aus diesen Vorraͤthen die Feldmagazine und die Festungen verproviantirt, saͤmmtliche Distrikte, welche ihren Vorrath abgegeben haben, ersezen sogleich das Deficit, um die zur Zeit gangbaren Preise, und schiken den Etat der Ablieferung und des neuen Ankaufs an die Kreise. Diese besorgen sogleich die Reparation und Einkassirung des auf ihren Kreis fallenden Kostenbetrages, und senden ihn an die betreffenden Kreisregierungen, damit er durch diese, sogleich den Gemeinden zugestellt werde, welche die Vorschuͤße besorgten. Auf diese Weise, wird der Ankauf niemals druͤkend, die Vorraͤthe werden nur immer theilweise ersezt, auf drei Jahr hinaus leidet die Armee keinen Mangel. Es haͤuft sich keine neue Staatsschuld an, es kann kein Unterschleif mit den zu zahlenden Summen statt finden, keine Lieferanten koͤnnen sich beim Ankauf des Getreides auf Kosten des Staates bereichern, und die Papiere behalten ihr Unterpfand. Was die Aufbewahrung dieses Getreides anbetrifft, so macht sie dem Eigenthuͤmer keine Kosten, außer denen des Kastens; kein Risiko, als derjenige, der durch einen Brands schaden entstehen koͤnnte; keine Muͤhe als die des Einschuͤttens, und der Reinigung zur Zeit der Ablieferung. Ein Kasten, 5 Pariser Fuß ins Gevierte, und 5 bis 6 Fuß hoch, wuͤrde hinreichen, wenn wir anstatt 42 Kubikfuß reines Getreide, 126 mit der Spreu annehmen wollen. Da der Dekel mit einem starken Eisengitter versehen, verschlossen seyn wuͤrde, so hatte man gegen Veruntreuungen nichts zu besorgen. Niemand wuͤrde Ursache haben, sich zu beschweren, weil jeder Landwirth sein Getreide augenbliklich baar, das heißt hier in Billets au porteur, bezahlt bekommen wuͤrde. Die einzige Belaͤstigung, die er haben koͤnnte, wuͤrde seyn, daß er sich zuweilen, die Besuche des Gemeindevorstandes gefallen lassen muͤßte. Der Schluͤssel zu dem Kasten koͤnnte sogar in den Haͤnden dieses Vorstehers seyn. Sollte durch Vernachlaͤssigung einiger Gemeindevorsteher, durch Veruntreuung einiger Eigenthuͤmer hier und da dem Unterpfands Abbruch geschehen, so haben die Behoͤrden hinlaͤngliche Mittel in der Hand, das Deficit sogleich ersezen zu lassen. Solche Magazine koͤnnen nicht leicht vom Feinde zerstoͤrt werden. Werden ganze Doͤrfer abgebrannt, so kennen die Vorsteher derselben die Zahl der verbrannten Kasten; und in solchem Falle sind saͤmmtliche Gemeinden des Reiches zum Ersaz verpflichtet. Es wird immer ein geringes seyn, mit der Zerstoͤrung großer Kornniederlagen verglichen. Durch diese wohlthaͤtige Einrichtung wuͤrden die großen Magazine nicht einmal mehr noͤthig seyn, und, die Festungen ausgenommen, wuͤrde man nach und nach, auf die noͤthigen Punkte hin, das Getreide hinfuͤhren lassen. Getreide-Requisitionen des Feindes wuͤrden aus eben diesen Vorraͤthen bestritten, und der Ersaz auf demselben Wege wieder erstattet werden. Koͤnnte die Reparation nicht sogleich geschehen, so wuͤrden die betreffenden Gemeinden, die Vorschuͤsse, zum noͤthigen Ankauf, machen. Sollte zur Zeit, wo die Kriegeskasten ausgeleert werden, kein ungedroschenes Getreide mehr vorhanden seyn, so muͤßte man freilich bis zur neuen Erndte mit der Fuͤllung warten. 21. Methode des Herrn Marcet von Meziéres. So gut auch dieses Verfahren ist, so hat es doch das Unangenehme, daß ein Gutsbesizer nie einen genauen Ueberschlag seines Getreides machen kann. Herr Marcet de Meziéres, ein reicher Eigenthuͤmer in Frankreich, hat sich einer Methode bedient, welche diesen Nachtheil nicht hat, vielmehr die Uebersicht des Fruchtbestandes außerordentlich erleichtert. Er hat sie seinen Mitbuͤrgern in einer kleinen Schrift bekannt gemacht. Sobald die Erndte eingebracht worden, laͤßt er, der dazu besonders eingerichteten Scheune so viel Luft geben, als moͤglich, um die Austroknung der Garben zu beschleunigen. Gegen die Mitte des August, also unmittelbar nach der Erndte, laͤßt er dreschen. Das ausgedroschene Korn wird sogleich in einen großen Saal getragen, dessen Fenster gegen Morgen und Mittag offen stehen, und er bedekt damit den Boden, zwei Finger hoch. Wenn das Korn troken ist, welches man an dem Ton erkennt, indem man es von der einen Hand in die andere fallen laͤßt, so laͤßt er es durch das lange Siebzehn, wodurch die kleinen Koͤrner, das Unkraut und der Sand vom guten Getreide abgesondert werden. Zum aufbewahren dieses Getreides bedient er sich diker Saͤke, die er vorher durch eine starke Lauge in der man ein paar Haͤnde voll gruͤner Weidenblaͤtter gelocht hat, ziehen laͤßt. Ein wohl angefuͤllter, und fest zusammengebundener Sak wiegt 185 Pfund. Wenn sein saͤmmtliches Getreide sich in den Saͤken befindet, stellt er 2 Boͤke (chevalets) 3 Fuß hoch, hin, deren obere Querbalken 8 Zoll in der Breite halten, und die an den Eken abgerundet worden. Auf diese zwei Boͤke legt er in die Queer 6 Saͤke, 1/2 Fuß weit von einander. Auf die Zwischenraͤume fuͤnf; dann vier, auf diese nachher zwei, und endlich einen, so daß sie eine durchloͤcherte Pyramide bilden; und so faͤhrt er mit dem uͤbrigen Getreide fort. Ist dieses geschehen, so macht er die Windladen und die zwei Vorhaͤnge des Saales zu, und ein Gleiches geschieht mit den doppelten Thuͤren, zu welchen er selbst die Schluͤssel verwahrt. Diese Pyramiden beruͤhrt er nicht anders, als zum Gebrauch des Hauses und zum Verkaufe. Da indeß eine zu lange Ruhe eine Gaͤhrung befoͤrdern koͤnnte, so unterlaͤßt er nicht, im nachfolgenden Maͤrz, sein saͤmmtliches Getreide noch einmal durch den langen Sieb zu treiben, und die Saͤke wieder fuͤllen zu lassen, damit ihr Gewicht bestaͤndig sey. Er laͤßt sie hierauf wieder, wie zuvor, auf einander legen. Zu Ende Junius begnuͤgt er sich einen Sak in den anderen auszuschuͤtten, und sie wieder an ihren Ort zu thun. Wenn er seinen Saal fuͤr das neue Getreide noͤthig hat, laͤßt er die uͤbrigen Saͤke nach der Stadt bringen, und eben so wie auf dem Lande auf einander legen. Im Weinmonat, laͤßt er das Getreide in der Stadt durch das runde Sieb laufen; damit ist es fertig gemahlen zu werden, und zum Gebrauche des kuͤnftigen Jahres bestimmt; so daß das Getreide von 1761 erst zum Gebrauche vom Jahre 1763 dient. Da er jeder Zeit mehr als den benoͤthigten Vorrath nach der Stadt bringen laͤßt, besonders wenn das Getreide von guter Eigenschaft, und in einem niederen Preise ist, so hat er dessen oft 5 Jahr und laͤnger aufbehalten, ohne daß das Auge einen Unterschied zwischen diesem und demjenigen, das nur ein Jahr alt war, erkennen konnte, und das Brod, mit Brod von neuem Getreide verglichen, war eben so gut befunden. Indeß aus Furcht die allzugroße Duͤrre moͤchte beim mahlen schaͤdlich seyn, laͤßt er es so lange waschen, bis das Wasser ganz helle davon abfließt, nachdem das erste unrein und braun gewesen war, wird das Korn genugsam wieder getroknet, so laͤßt es sich sehr gut mahlen. Das Brod wird viel weisser und schmakhafter. Er glaubte also hinzusezen zu koͤnnen, daß das Getreide noch weit laͤnger, ohne Nachtheil seiner Guͤte, aufbewahrt werden kann, um so viel wehr, da alle Gefahr von der Feuchtigkeit des Getreides entsteht. So weit der Auszug aus Hrn. Mezieres Schrift, den ich aus Kruͤniz entlehne, weil ich die erwaͤhnte Schrift hier nicht erhalten konnte. An der Richtigkeit der obigen Angaben laͤßt sich um so weniger zweifeln, da Parmentier, der uͤber unseren Gegenstand viel nachgedacht hat, dieser Methode vor allen uͤbrigen den Vorzug giebt. Und in der That ist ein so aufgeschichtetes Getreide vor den Mausen sicher, die an den steilen Fuͤßen der Boͤke, nicht zu den Saͤken kommen koͤnnen. – Die Kornwuͤrmer, die sich etwa nicht aus den Koͤrnern, in den Saͤken, entwikeln, haben dazu keinen Zutritt. – Die Arbeit des Umschuͤttens wird nur nach großen Zwischenraͤumen vorgenommen; – die Veruntreuungen werden nicht leicht moͤglich; – die Luft, welche jeden Sak fast rundherum beruͤhrt, leitet Waͤrme und Feuchtigkeit ab, und die Uebersicht des in einem Magazine enthaltenen Quantums Getreide findet leicht und zu jeder Zeit statt. Der Ausfuͤhrbarkeit, selbst im Großen, stehen keine wesentliche Hindernisse in dem Wege, es sey denn die Menge der dazu noͤthigen Saͤke, und die Muͤhe das Getreide zu troknen, ehe es eingesakt wird. Diese Austroknung geschieht aber schnell, weil das Getreide nur einige Finger hoch liegt, und was die Saͤke anbetrift, so ist die Auslage, wenn das Magazin groß ist, freilich ansehnlich, fuͤr kleine Niederlagen ist sie nicht bedeutend. Kostet jeder Sak 24 kr., so sind zu allem Getreide, welches die Lyonschen oͤfters erwaͤhnten Magazine, nach der gewoͤhnlichen Methode, fassen, 6652 Saͤke noͤthig. Wenn jeder Sak 185 Pfund enthaͤlt. Dagegen aber wuͤrde das Gebaͤude 1/3 kleiner seyn koͤnnen, und haͤtte ungefaͤhr 76,000 fl. weniger gekostet. Die Zinsen dieser Summe, zu 5 p. C., betragen 3800 fl. – und haͤtten nach 2 Jahren die Saͤke bezahlt. Einmal angeschaft, dauern sie lange, indem sie wenig angegriffen werden, und bei dieser Methode haͤtte dieses Institut guten, vor Wuͤrmern und Mausefraß gesicherten Weizen gehabt, dessen Umsakung nach langen Zwischenraͤumen vorgenommen, eine nicht große und leicht zu uͤbersehende Arbeit, verursachet, und wobei der Abfall, unbedeutend, leicht zu berechnen ist, indem die Sake, welche gleich voll gehalten werden, ihr anfaͤngliches Gewicht behalten, und die Verwaltung, an der Zahl derselben, ohne schwieriges Verfahren, sich zu jeder Stunde, mit dem jedesmaligen Betrag des Vorrathes bekannt machen kann. Wenn indeß zu dergleichen Magazinen sich das Intierische Verfahren empfielt, so scheint das Meziéresche fuͤr jene Staatsmagazine brauchbar, die der Aufsicht der Rentaͤmter anvertraut sind, und die zuck Empfang der Zehnten und des Dominical-Getreides bestimmt sind. Es ist notorisch, daß der Staat nach der jezigen Methode, von diesem bedeuteten Zweige seiner Einkuͤnfte, wenig Nuzen hat. Die Verrechnungen des Abganges, durch Mause und Wuͤrmer, die Veruntreuungen der Arbeiter und der Aufseher, die Procente welche die Rentbeamten einziehen, schmaͤlern uͤber alle Maaßen den jaͤhrlichen Ertrag: da diese Einkuͤnfte mit in das Budjet des Staates, unter die Rubrik der ordentlichen Einkuͤnfte, aufgenommen werden, so sieht sich die Finanzbehoͤrde genoͤthigt, wenn sie dem Staate etwas davon retten will, um jeden Preis loszuschlagen. Der Administrator eines Getreide-Magazins, macht im 1 Theil der Sammlungen von landwirtschaftlichen Dingen, herausgegeben von der schweitzerischen Gesellschaft in Bern, Zuͤrich 1760, folgende Berechnung des Verlustes, den man nach 20 Jahren, bei Anwendung der gewoͤhnlichen Methode erfaͤhrt. Ich bediene mich hier seiner eigenen Worte. „Wann man gleich viel Kernen wie Duͤnkel wuͤrde aufbehalten, so wuͤrde solches (in dem Vorrathshause zu Bern) betragen 144,000 Maͤs. Diese wuͤrden nicht viel hoͤher als 2 Schuh hoch gelegt werden; und dennoch ist der Abgang im ersten Jahr, wenn der Kernen nicht sauber, noch recht troken, 4 bis 5, nachwaͤrts 2, 1 1/2 endlich noch 1 vom Hundert, so daß zu Zuͤrich in 20 Jahren wenigstens 20 oder 25 von Hundert, daß ist 1/5 oder 1/4 Abgang gerechnet wird. Dieser wuͤrde sich also belaufen auf Maͤs 28,800 und das Maͤs nur zu 12 1/2 Btz. gerechnet, an Geld. – Kronen oder Rthl. 14,400 Das Werfen und Sieben rechne ich in den ersten 5 Jahren zu 1/2 kr. das Maͤs in 5 Jahren 2 1/2 kr. wuͤrde von 144,000 Maͤßen betragen  2,600 In uͤbrigen Jahren zusammen rechne nur 1/4 so viel, also in 15 Jahren 3/4 von obigem  1,950 Das Maͤssen nicht gerechnet, wuͤrde also Abgang und Kosten sich belaufen in 20 Jahren 18,950“ Rechnen wir dazu, die 2 Procent welche unsere Regierung den Rentaͤmtern bewilligt, die Besoldung des Aufsehers, die Verschlechterung mancher Getreidemaßen, die unter dem Werthe verkauft werden muͤssen, die Reparaturkosten der Gebaͤude, so wird man unsere Finanzbehoͤrden zwar nicht tadeln, daß sie diese Art von Gefallen verpachteten, man wird aber das Bedauern nicht unterdruͤken koͤnnen, daß sie die Bemuͤhungen so vieler wakerer Maͤnner unberuͤksichtiget ließen, oder die Energie nicht hatten das Bessere, wenn sie es kannten, einzufuͤhren und durchzusezen. Durch die schon eingetroffene Nothwendigkeit das Staatsgetreide unter dem Normalwerth zu verkaufen, entsteht in dieser Rubrik unseres Budjets ein Deficit, welches sich nur augenbliklich durch ein Anlehen deken, und durch hoͤhere Preise, in kuͤnftigen besseren Jahren, ersezen laͤßt. Diese Operation kostet dem Staate die Zinsen dieses Kapitals, und den Verlust der kuͤnftigen hoͤheren Preise, die nicht allein auf die Zahlung der Zinsen, sondern auch auf Ersaz des entstandenen Deficits verwendet werden muͤssen. Koͤnnte man dagegen, ohne Verlust am Normalwerth des Getreides und ohne weitere Kosten, mit dem Verkaufe, auf bessere Zeiten warten, so wuͤrden zwar die Zinsen des nach dem Normalpreise des Getreides aufgenommenen Kapitals von der kuͤnftigen Erndte bezahlt werden; das Kapital selbst aber, laͤge in dem aufgespeicherten Getreide, zur Abzahlung bereit, und wenn man auch auf diese Weise mehrere Jahre hintereinander Geld aufnehmen muͤßte, um bessere Preise abzuwarten, so wuͤrde dem Staat nie dadurch ein Nachtheil erwachsen, denn dieses Geld hat sein Unterpfand, und wenn der Scheffel Roggen nur 11 fl. anstatt 10 kostet, so bezahlt dieser hoͤhere Preis die Zinsen des Kapitals, und diese Rubrik unseres Budjets bliebe nicht einem fortdauernden Schwanken ausgesezt. Nach dem gegenwaͤrtigen Systeme aber wird das Getreide unter seinem Normalwerthe veraͤußert, und eine Anleihe, die keine Hypothek hat, und die Glaͤubiger auf den Ertrag kommender Erndten hinweiset, muß ein Deficit deken, welches, ohne ein besonderes, nicht zu erwartendes Gluͤk, auf eine furchtbare Art, von Jahr zu Jahr zunehmen wird, und den Tilgungsfond mit einer neuen Rubrik zu bedrohen scheint. Wer sieht nicht das Verderbliche solcher financieller Operationen ein! 22. Methode des Herrn d' Artigues. Es ist in der Natur des Menschen Schwierigkeiten zu sehen, wo keine sind, und auch hier wird es nicht fehlen, daß die bloße Zahl der, zu jener Methode erforderlichen Sake vielen ein unuͤberwindliches Hinderniß erscheine: es koͤnnte auch zu laͤstig scheinen Saͤke in Saͤke, waͤre es auch nur ein mal des Jahres umzuschuͤtten. Beide Unbequemlichkeiten beseitiget Herr d'Artigues, ein wohlhabender und edeldenkender Mann, der in seiner großen Manufactur viele Arbeiter beschaͤftigt, und die Wohlfeilheit des Getreides benuzen wollte, um Weizen fuͤr theuere Zeiten aufzuschuͤtten, den er seinen Arbeitern alsdann um billige Preise uͤberlassen wird. Sein Verfahren hat er kuͤrzlich der Aufmunterungs-Gesellschaft zu Paris vorgelegt. (Jahrgang 1820). Es besteht in folgendem. Man verbindet auf eine schikliche Art 4 Pfeiler von 4 Zoll ins Gevierte, und die so lang sind, als die Hoͤhe der Scheune, des Soͤllers, oder des Raumes, worin dieser Apparat angelegt werden soll. Je hoͤher dieser Raum ist, desto mehr wird er fassen. Die Queerriegel, zwischen den 4 Pfeilern, sind 3 bis 3 1/2 Fuß lang, und sind um 3 Fuß von einander entfernt: ihre Zahl haͤngt also von der Laͤnge der Pfeiler ab. Auf diesen Queerriegeln, ruhen zwischen den vier Pfeilern, die Getreide-Kasten. Sie stehen daher einer uͤber dem anderen, und werden folgendermaßen gebildet. In die senkrecht stehenden Pfeiler werden naͤmlich große Tafeln von Weidengeflechte eingelassen, und an den Pfeilern mit Zapfen befestiget; diese bilden die Seitenwaͤnde der Kasten, deren Boden, die Form eines Muͤhlentrichters bekommt. Fig. 12. Tab. XXI. im 3 Bde. ist der senkrechte Durchschnitt einer ganzen Reihe uͤbereinander stehender Kasten. Fig. 13. ist der horizontale Durchschnitt eines solchen Kastens. Fig. 14. ist ein abgerissenes Stuͤk von einer doppelten Reihe Kasten, die neben einander aufgerichtet werden. Es ist klar, daß die Kasten hier die Stelle der Sake der vorigen Methode vertreten. Das Getreide in denselben ist den Maͤusen unzugaͤnglich. Es ist nicht wahrscheinlich, daß der schwarze Wurm sich in die Kasten einniste und da sie bedekt seyn koͤnnen, so sind sie vor der Kornmotte gesichert. Die Luft umgiebt von allen Seiten die Kasten, und kuͤhlet das Getreide, und anstatt daß, nach der vorigen Methode, ein Sak in den anderen geschuͤttet wird, darf hier nur das Getreide des oberen Kastens in den unmittelbar unterstehenden gelassen werden. Man faͤngt mit dem untersten an, den man in einen auf Raͤder stehenden Kasten ausleeret: ist alles Getreide aus demselben herausgelaufen, so verschließt man, vermittelst eines Schiebers, die Oeffnung, und oͤffnet nun die Muͤndung des unmittelbar daruͤber stehenden, und faͤhrt so fort bis der oberste Kasten ebenfalls ausgelaufen ist. Dann bleibt nichts uͤbrig als den obersten Kasten, mit dem Getreide zu fuͤllen, welches man aus dem untersten in den Rollkasten abließ. Diese Operation vermindert ungemein die Arbeit, denn alle Behaͤlter, den obersten ausgenommen, fuͤllen sich von selbst. Die Luͤftung des Getreides geschieht, indem es durch den Trichter in den Kasten faͤllt, und man kann sie dadurch befoͤrdern, daß man unter der Muͤndung des Trichters ein kleines Rost von Holz anbringt, durch welches die Koͤrner im fallen mehr zerstreut, noch besser geluͤftet werden. Auf diese Weise kann ein einziger Mann in sehr kurzer Zeit einige 50 Scheffel luͤften, und hat bloß 3 oder 4 hinauf zu tragen oder zu winden. Ein Kasten der 3 1/2 Pariser Fuß ins Gevierte hat, und 3 Fuß hoch ist, faßt gut 5 baierische Scheffel Getreide. Eine Reihe solcher Behaͤlter, wenn sie 21 Fuß hoch ist, wird nahe an 35 Scheffel enthalten. Bringt man 2 Kastenreihen neben einander so erspart man eine Reihe Pfeiler; alsdann aber muͤssen die mittelsten auf der einen Flaͤche breiter seyn, damit Luft zwischen den Kasten circulire, und 6 Zoll anstatt 4 haben. Dasselbe gilt auch fuͤr zwei neben einander parallel laufende Reihen. In großen Magazinen, muß zwischen zwei solchen Systemen von Kasten, ein hinlaͤnglicher Raum zu den noͤthigen Operationen gelassen werden. Herr d' Artigues hat jezt ein besonderes Local zu einem groͤßeren Vorrath, nach dieser Methode, einrichten lassen. Es ist im Lichten, 20 Fuß breit, 56 Fuß lang, und 30 Fuß hoch. Er will darin 4000 Hectolitres Weizen (ungefaͤhr 1709 baierische Scheffel) aufschuͤtten. Die Kosten der Einrichtung werden sich auf 4 bis 5000 Francs belaufen. Auf der Nordseite hat er Ventilatoren anbringen lassen, um in diesen Raum, frische Luft einzulassen. Wollte man die Kosten der Bretter, fuͤr den Boden der Kasten ersparen, so koͤnnten diese auch durch ein Weidengeflechte, oder durch Leinwand ersezt werden. In diesem lezten Falle schneidet man die Stuͤke dreiekig heraus, und naͤhet sie zusammen; sie bilden alsdann eine trichterfoͤrmige Oeffnung, die man vermittelst einer Schnur zusammenzieht. Will man nicht dazu Leinwand anwenden, so kann man auch, aus Weidengesiechte, die vier Seitenwaͤnde des Trichters verfertigen lassen, alsdann aber muͤssen sie durch ein hoͤlzernes Gerippe unterstuͤzt werden. 23. Schluß. Das sind die vorzuͤglichsten Methoden, die zu meiner Kenntniß gekommen sind. Der Kreis, was das Wesentliche betrifft, scheint durchlaufen. Da der Keim die Hauptquelle des Verderbens ist, so drehen sich alle Methoden um diesen; man muß ihn entweder ganz vernichten, oder die Umstaͤnde entfernen die seine Triebkraft erregen. Ein drittes findet nicht statt. Wer in dem Getreide den Keim nicht mehr bedarf, der folge Intieri; wer den Keim erhalten will, dem steht zwischen zwei Verfahrungsarten die Wahl offen. Entweder muß er eine Temperatur zu erhalten suchen, in welcher die Triebkraft, selbst bei groͤßerer Feuchtigkeit nicht rege wird, oder er muß durch allmaͤhlige Entziehung der Feuchtigkeit, und der inneren sich entwikelnden Waͤrme, einer aͤußeren hoͤheren Temperatur die Mittel nehmen, auf den Vegetationstrieb zu wirken: fuͤr beides ist gesorgt worden; fuͤr den ersten Fall dienen die Fruchtkeller, wo sie sich anlegen oder benuzen lassen und die Getreide-Thuͤrme; fuͤr den anderen Fall, haben Bildt, Meziéres und d'Artigues gesorgt. Die Waͤrme, die durch die Aktion der Triebkraft rege wird, und die innere Feuchtigkeit, welche sie unterstuͤzt, koͤnnen entweder unmittelbar an die Luft, oder an diese durch Huͤlfe anderer ableitender Stoffe abgesezt werden. Ein solches Ableitungsmittel hat Bildt in der Spreu gefunden; Meziéres und Lasteyrie erreichen auf dem anderen Wege denselben Zwek. Man wuͤrde gegen die wakeren Maͤnner, die auf Erfindung dieser Methoden so viel Nachdenken, Fleiß und Beharrlichkeit verwendet haben, undankbar seyn, wenn man so viel Gutes, und wahrhaft Brauchbares in Erwartung etwas Besseren unbenuzt lassen wollte. Was zu leisten moͤglich ist, scheint in der Hauptsache geleistet: an Nebendingen wird noch gekuͤnstelt werden. Es ist fuͤr die Staatsverwaltungen, fuͤr die Kornhaͤndler, fuͤr den großen Eigenthuͤmer, fuͤr den kleinen Landwirth hinlaͤnglich gesorgt worden. Wenn sie bei der Benuzung der einen oder der anderen Methode ihre Rechnung nicht fanden, so lag die Schuld nicht an der Methode, sondern an einer mangelhaften Anwendung derselben. Den Regierungen fehlte entweder Sinn fuͤr das Bessere, oder Energie es durchzufuͤhren. Der gewoͤhnliche Kornhaͤndler hat selten die großen Kapitalien, die auf weit ausgehende Speculationen noͤthig sind, er suchet schnelleren Umsaz, und wendet daher nichts auf die Anlagen, die nur brauchbar sind, wenn ein Kapital, mehrere Jahre hindurch, auf hoͤhere Zinsen warten soll. Der Gutsbesizer scheuet sich vor Neuerungen, und wenn er auch wirklich Vortheile von denselben erwarten zu koͤnnen glaubt, so fesselt ihn zugleich ein unuͤberwindlicher Hang zum Alten; und gewoͤhnt denselben Verlust mit jedem Jahre zu erfahren, faͤllt es ihm weniger auf. N. S. Beim Schlusse dieser Schrift wird mir versichert, daß in einigen Gegenden des Russischen Reiches, und namentlich in Odessa, man den zu Versendung bestimmten Weizen, durch Stroͤme einer stark erhizten Luft, austroknet. Sobald etwas naͤheres hieruͤber bekannt seyn wird, werde ich es nachtragen.

Tafeln

Tafel Tab. V
Tab. V