Titel: Ueber Erzeugung von Farben durch mechanische Theilung. Von M. J. P. Charlton.
Fundstelle: Band 6, Jahrgang 1821, Nr. XVI., S. 120
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XVI. Ueber Erzeugung von Farben durch mechanische Theilung. Von M. J. P. Charlton. (An den Herausgeber der Annals). Aus den Annals of Philosophy. September 1821. S. 182. Charlton's Erzeugung von Farben durch mechanische Theilung. Im Verfolge einiger Versuche uͤber Email-Farben wurde mir die Gelegenheit eine Erscheinung zu beobachten, welche Sie, vielleicht der Einruͤkung in ihre Annalen nicht unwerth finden duͤrften, da sie mit den Angaben der vorzuͤglicheren chemischen Werke im Widerspruche steht, und wie ich glaube, als ein merkwuͤrdiges Beispiel vollkommener Farbenveraͤnderung durch bloße mechanische Verkleinerung betrachtet werden muß. Die Erscheinung, von welcher ich spreche, ist diese, daß Oxigenation zur Erzeugung der rosenrothen Farbe, welche Gold dem Emaile mittheilt, nicht wesentlich nothwendig ist. Es ist eine laͤngst bekannte Erscheinung, daß Silber die Eigenschaft besizt, das Glas dunkelblau oder gruͤn zu faͤrben, wenn man dasselbe durch zuruͤkgeworfene Lichtstrahlen beschaut, und daß diese Fleken schoͤn und durchscheinend orangegelb werden, wenn man sie bei durchfallenden Lichtstrahlen beschaut: eine Eigenschaft, welche man gewoͤhnlich dem Oxide zuschreibt, welche aber auch, wie ich gefunden habe, gleichfalls dem metallischen Silber angehoͤrt, indem dieses, wenn es allein in Beruͤhrung mit Glase geschmolzen wird, eben dieselbe Wirkung, wie alle seine uͤbrigen Praͤparate, hervorbringt. Durch diese und noch einige andere Umstaͤnde gerieth ich auf den Verdacht, daß eben dieß auch der Fall mit dem Golde seyn koͤnnte. Ich rieb daher einen Theil Goldes mit 20 Theilen gewoͤhnlichen Email-Flusses, und erhielt ein rosenfarbenes Email ohne den mindesten Anschein von Metall. Das Gold ließ sich leicht reiben, da es in jenem zerreiblichen Zustande war, in welchem es von den Raffineurs gewoͤhnlich verkauft wird, uͤber deren Verfahren ich jedoch nicht Bescheid geben kann. Da obiger Versuch zeigt, daß metallisches Gold das Rosenroth erzeugen kann, so laͤßt sich natuͤrlich auch schließen, daß in jedem anderen Falle diese Farbe nicht, wie gewoͤhnlich angegeben wird, dem Oxide, sondern dem metallischen Golde im Zustande feiner Vertheilung zuzuschreiben ist. Obiges Resultat machte mich geneigt eben dieß von den Email-Farben aus der Platina gelten zu lassen, und zu vermuthen, daß jenes schoͤne SchwarzDasselbe schwarze Email erhaͤlt man auch durch Sieden von unaufloͤsbarer kochsalzsaurer (Platina?)*) mit kaustischer Pottasche. A. d. O.*) Im Texte heißt es bloß: insoluble muriate,“ ohne Angabe der Basis des Muriates. A. d. Ueb., welches von Hrn. Cooper in dem Journal of the Royal Institution N. V. beschrieben wird, in der That bloß der in metallischem Zustande fein vertheilten Platina zuzuschreiben ist. Ich mischte daher drei Theile Flusses mit einem Theile des dunkelschwarzen Pulvers, welches in diesem Journale als Platina-Hydrat beschrieben ist, in der Hoffnung, dieselbe reiche schwarze Farbe zu erhalten, erhielt aber nur ein dunkel graues Email, das dem Molybdaͤne (Plumbago) aͤhnlich war. Dieses Resultat war allerdings gegen meine Erwartung, und kann auf den Schluß fuͤhren, daß bei Platina Oxigenation nothwendig ist um jenes schoͤne Schwarz zu erzeugen: indessen halte ich diesen Versuch noch nicht fuͤr entscheidend, und hoffe, daß kuͤnftige Versuche mich in den Stand sezen werden, mit mehr Bestimmtheit hieruͤber zu sprechen. Ich bin etc.