Titel: Verbesserte Methode Hausdächer zu bauen. Von A. H. Holdsworth, Esqu. zu Darmouth.
Fundstelle: Band 6, Jahrgang 1821, Nr. XXIII., S. 185
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XXIII. Verbesserte Methode Hausdächer zu bauen. Von A. H. Holdsworth, Esqu. zu Darmouth. Aus den Transactions of the Society for the Encouragement of Arts, Manufactures et Commerce, in dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. September 1821. N. CCXXXII. S. 217. Mit Abbildungen auf Tab. III. Fig. 47 und 48. Hr. Holdsworth erhielt fuͤr diese Mittheilung die große silberne Medaille. Holdsworth's Methode verbesserte Hausdächer zu bauen. Die beiden Modelle, welche ich hiermit der Society of Arts etc. uͤbersende, sind die Zimmerung eines Daches, welches ein Gebaͤude von 100 Fuß Laͤnge und 37 Fuß Breite bedekt: da diese ganz unter meiner Leitung gefertiget wurde, und vor der gewoͤhnlichen Zimmerung der Daͤcher bedeutende Vorzuͤge voraus zu haben scheint, so wuͤnsche ich sie dem Urtheile der Gesellschaft zu unterlegen, damit, wenn sie den Beifall derselben erhalten sollte, sie durch das Organ der Transaktions derselben dem Publikum zur Aufnahme mitgetheilt werden moͤge. Die Vortheile dieser Zimmerung bestehen in Ersparung einer bedeutenden Menge des gewoͤhnlich zur Dachzimmerung verwendeten Holzes, und in Gewinnung des Ganzen unter dem Dache befindlichen Raumes zu jedem beliebigen nuͤzlichen Zweke. Ich habe auch fuͤr einen Freund ein Dach von derselben Art uͤber sein Wohnhaus gebaut, dessen Mauern nur 6 Fuß uͤber das obere Floͤz reichen, und dessen Wohnzimmer doch hoch genug sind, obschon sein Haus von außen sehr niedrig zu seyn scheint. Seine Korn- und Heuscheunen sind auf dieselbe Weise gebaut. Die Art, nach welcher ich diese Daͤcher baute, ist folgende. AA (Fig. 47. Tab. III.) sind die Waͤnde des Hauses und B ist einer der Balken des obersten Floͤzes (oder der Deke) welcher auf zwei in der Wand eingelassenen Lagern ff ruht. Oben auf den Waͤnden befestige ich zwei Stuͤke Holzes, welche gleichfalls auf Lagern, ff, ruhen. Die Hauptsparren, CC, werden hierauf an ihrem unteren Ende paarweise an den Stuͤken DD, und an dem oberen mittelst eiserner Stifte aneinander befestigt. Jedes Paar Hauptsparren wird durch zwei Bogenstuͤke EE gestuͤzt: diese Bogenstuͤke sind in der Richtung ihrer Fasern (in their grain) und nach den Grundsaͤzen des Hrn. Hookey am Kingsyard zu Woolwich gezimmert, dem das Land in Hinsicht auf zwekmaͤßige Benuͤzung des Zimmerholzes so vielen Dankschuldig ist. Sie sind mittelst der Saͤge der Laͤnge nach, bis zwei Fuß uͤber ihrem unteren Ende, in drei Stuͤke geschnitten, kommen dann in einen Schwell- oder Dampfofen, und werden so lang gekocht, bis sie sich leicht biegen lassen, wo sie sodann an ein bestimmtes Modelholz befestigt werden, auf welchem man sie erkalten laͤßt. Hierauf werden einige hoͤlzerne Naͤgel durch dieselben durchgetrieben, um zu hindern, daß die Stuͤke nicht wieder von einander weichen, und flattern. Sie geben zwar wieder etwas nach, wenn sie von dem Modelholze abgenommen werden, lassen sich aber leicht wieder zuruͤk biegen, und werden, wenn sie einmal unter die Hauptbalken gebracht sind, nur desto fester passenDie Kunst das Holz durch Waͤrme zu biegen, scheinen bisher nur unsere Wagner und Faßbinder verstanden und benuͤzt zu haben. Unsere Zimmerleute scheinen von dem Baue des Hauses des Diogenes bisher nichts sich angeeignet zu haben, als dasjenige, was vor dem Diogenes darin wohnte. Die Construktion solcher hoͤlzerner Federn, wenn man sie so nennen darf, wird sich noch bei manchem anderen Theile der Land- und Wasserbaukunst mit Vortheile anwenden lassen. A. d. Ueb.. Diese Bogenstuͤke werden mit ihrem unteren Ende in den Balken B des Floͤzes oder der Deke eingesezt, und daselbst mit Naͤgeln gehoͤrig befestigt, waͤhrend sie an ihrem oberen Ende sich kreuzen, und jedes den entgegengesezten Hauptsparren stuͤzt. Mittelst eiserner Klammern werden sie auch an den kurzen Stuͤken DD befestigt, auf welchen die Hauptbalken ruhen, welche auf diese Weise zugleich auch vor dem Sinken oder Druͤken auf das Gemaͤuer bewahrt werden. Das Ganze bildet auf diese Weise ein festes und vollendetes Zimmerwerk, auf welchem dann die Laͤngenlatten hh und die Querlatten auf die gewoͤhnliche Weise befestigt werden koͤnnen. In der Mitte des Gebaͤudes, wo vier Hauptsparren und eben so viele Bogenstuͤke zusammenstossen, und sich folglich nicht, wie in Fig. 47. kreuzen koͤnnen, habe ich eine Art von Einlaßpforten, (king-port) angebracht, (Fig. 48.) in welchem die Enden befestigt werden. An einer gewoͤhnlichen Heuscheune oder Huͤtte kann man dieselben Vortheile dadurch erhalten, daß man die Hauptsparren auf kurzen Stuͤken Holzes ruhen laͤßt, welche, wie oben gesagt wurde, mittelst einer eisernen Klammer an einem anderen Stuͤke befestigt wurden, welches von dem Balken am Floͤze oder an der Deke gegen die Mitte des Hauptsparrens unmittelbar unter dem Verbindungsbalken laͤuft, wo es dann befestigt wird. Es kann aus geradem Holze verfertigt werden; da aber auf dem Lande immer krummes Holz genug um jeden Bauernhof zu haben ist, das zu keinem Bauholze dienen kann, so laͤßt sich dieses hier mit groͤßerem Vortheile anwenden, indem es dem Zimmermanne besseres Holz erspart, und zugleich auch mehr Raum unter dem Dache gewaͤhrt. Ich muß hier bemerken, das Daͤcher uͤber Scheunen oder anderen Gebaͤuden, welche nur einen Grundfloͤz besizen, auf dieselbe Weise gebaut werden koͤnnen, wenn man anders dafuͤr sorgt, daß die Fuͤße oder unteren Enden der Bogenstuͤke so tief unter die Wand herabkommen, daß sie fest genug tragen koͤnnen. Die Hauptbalken, wie sie in dem einen Modelle vorkommen, sind 40 Fuß lang, und die in der Mitte des Gebaͤudes im Winkel stehenden 56. Bei dem vollkommensten Gelingen meines Versuches in dieser Bauart sollte ich kaum zweifeln, daß man den Grundsaz, auf welchem dieselbe beruht, auf Daͤcher von jeder Weite, zu welcher die Laͤnge des Holzes reichen kann, anzuwenden im Stande waͤre.