Titel: | Beschreibung eines neuen Compensators des Hrn. Perron, Uhrmachers zu Besançon. |
Fundstelle: | Band 6, Jahrgang 1821, Nr. L., S. 313 |
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L.
Beschreibung eines neuen Compensators des Hrn. Perron, Uhrmachers zu Besançon.
Im Auszuge aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement pour l'Industrie nationale. Juillet. 1821. p. 195.
Mit einer Abbildung.
Perron's Beschreibung eines neuen Compensators.
Wir uͤbergehen hier die Bemerkungen des geistreichen
Bericht-Erstatters und beruͤhmten Uhrmachers, Hrn. L. Bréguet, welche eine Geschichte der neueren
Bemuͤhungen des HH. Destigny und Bréguet uͤber diesen delikaten Theil der
Uhrmacherkunst enthalten, indem wir die hoͤher gebildeten Kuͤnstler
und Physiker ohnedieß mit denselben vertraut glauben (vergl. Bulletin 1809) und der
gemeine Handwerker dieselben weder versteht, noch ihrer bedarf, und
beschraͤnken uns bloß auf die Beschreibung des von dem Ausschuße der
Gesellschaft (HH. Francoeur und Bréguet) beifaͤllig aufgenommenen Compensators des Hrn. Perron.
A. Fig. 15. Tab. V. ist die
Unruhe; B der durchbrochene Behaͤlter
uͤber derselben; C der Kloben, welcher den
mittelst einer Schraube und eines Fuͤßchens daran befestigten Compensator ef haͤlt, und an seinem freien Ende eine
Buͤchse oder einen Laͤufer fuͤhrt, welcher uͤber dem
Streifen hinlaͤuft, um die Compensation so genau als moͤglich zu
leiten. Der Compensator besteht aus einem seiner ganzen Laͤnge nach calibrirten
Stahlstreifen von 3/48 Linien Dike. Auf diesem Stahlstreifen ist ein Messingstreifen
von 5/48 Linien Dike angeloͤthet, so daß er in seiner ganzen Dike 8/43 Linien
Dike haͤlt. Um genaue Compensation fuͤr die Wirkunken der Temperatur
zu erhalten, muß man den Compensator laͤnger machen, als es wirklich
noͤthig ist, damit die Correction zu stark wird, d.h., damit die Uhr in der
Waͤrme zu fruͤh und bei Kaͤlte zu spaͤt gehe. Man
laͤßt die Uhr bei 27 bis 28° Rèaum. gehen: bei dieser
Temperatur kann die Spiralfeder nur wenig Spiel zwischen dem Vorstekstiftchen des
Klobens und der Buͤchse des Compensators haben; man vermindert die Temperatur
und richtet die Uhr ungefaͤhr zwischen 12 und 15 Grade; dann sezt man sie
einer Temperatur von 27 bis 28° aus, und endlich der Kaͤlte des
Gefrierpunktes. Wenn die Uhr in der Kaͤlte langsamer und in der Hize
schneller geht, so nimmt man die Buͤchse von dem Ende des Compensators ab,
und biegt den Streifen so, daß die Buͤchse dem Vorstekstifte des Klobens
gegenuͤber steht, und so immer nach und nach, um eine genaue Verbesserung der
Wirkungen der Temperatur zu erhalten. Wenn das Gegentheil Statt haͤtte, d.h.,
wenn die Uhr bei der Kaͤlte vorliefe, und bei der Hize langsamer ginge, so
koͤnnte man die Wirkung des Compensators dadurch verstaͤrken, daß man
ihre Dichtigkeit vermindert; allein dieß geschieht niemals. Man gibt dem Compensator
etwas mehr als den halben Umfang der Unruhe fuͤr seine Laͤnge.
Fig. 14 zeigt
den Kolben, wie er den Compensator haͤlt, unter dem durchbrochenen
Behaͤlter. Er wird von einer runden Kupferplatte gehalten, welche man in Fig. 5 im
Grund- und Aufrisse sieht, und von zwei Schrauben angezogen, deren
Koͤpfe uͤber den durchbrochenen Behaͤlter hervorragen, und den
Rubin und das Haͤhnchen halten. Die Platte ist abgeschaͤrft zugedreht,
um in die in dem Kloben angebrachte Vertiefung zu passen und derselben zu halten, ohne seine Bewegung zu
hindern. Auf diese Weise erhaͤlt man einen laͤngeren Stamm
uͤber der Unruhe, und der Kloben stuͤzt sich auf eine mittelst zweier
Schrauben auf der messingenen Platte befestigten Scheibe, welche die Eintheilungen
der fruͤher oder spaͤter Stellung (Avance ou
Retard) enthaͤlt (Fig. 13).
Man kann in dem Kopfe des Compensators eine Laͤngen-Oeffnung anbringen,
und an dem Rande des Kolbens ein Fuͤßchen befestigen, welches genau in diese
Oeffnung paßt, nebst einem kleinen Schrauben, um sie an dem Kolben fest zu machen:
hierdurch wuͤrde man sich die Muͤhe ersparen, den Compensator
zuruͤk zu kruͤmmen, und man koͤnnte die bewegliche
Buͤchse oder den Laͤufer dem Stifte des Kolbens gegenuͤber
bringen. Statt dieses Vorstekstiftes muß man aber eine encentrische Schraube in Form
eines solchen anbringen, um der Spiralfeder mehr oder minder freies Spiel zu
gestatten, und die Compensation zu regulieren (J.
Fig. 14).
Hr. Perron versichert, daß dieser Compensator sehr einfach, und leicht zu fertigen
ist; daß er den Einfluß der Kaͤlte und Waͤrme genau verbessert, und
die Anwendung der Spiral-Zange, die ihre Wirkung durch die zusammengesezten
Streifen erhaͤlt, unnoͤthig macht. Harrison
bediente sich eines zusammengesezten Streifens, der an seinem Ende zwei
Vorstekstifte hat, zwischen welchen die Spiralfeder hinlaͤuft. Er vermehrte
die Wirkung des Streifens dadurch, daß er ihn verduͤnnte, wo er ihn nicht
mehr laͤnger machen konnte, und verminderte sie durch ihre
Verkuͤrzung. Berthoud vervollkommnete diese
Wirkung durch die Spiralzange, deren er sich sowohl bei seinen Stokuhren als bei den
See-Uhren mit Vortheile bediente.
Dieser Compensator laͤßt sich auch mit Vortheile bei Chronometern anwenden,
vorzuͤglich wenn man eine Spiralfeder gebraucht, die in eine große Anzahl von Windungen
zusammengedreht ist, so daß ihr Isochronismus durch die groͤßere oder
geringere Entfernung der Vorstekstifte des Kolbens nicht sehr leiden kann, wodurch
nothwendig der in Thaͤtigkeit begriffene Theil der Spiralfeder laͤnger
oder kuͤrzer wird; oder wenn man ein Stoßwerk mit freien und starken
Schwingungen verfertigt, wobei die Ausdehnung der von der Unruhe beschriebenen Bogen
immer dieselbe ist, vorzuͤglich wenn die Reibung sehr vermindert ist, die
Zapfen sehr fein sind, und in Rubinen oder zwischen Walzen laufen. Hr. Perron gibt
dieses Mittel nur fuͤr Chronometer und fuͤr Seeuhren an, bei welchen
man sich dieses Compensators bedienen wollte.