Titel: Ueber den Chargui (Tscharki) der Peruaner. Von Hrn. Proust.
Fundstelle: Band 7, Jahrgang 1822, Nr. XXX., S. 217
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XXX. Ueber den Chargui (Tscharki) der PeruanerAnnales de Chimie. Oktober 1821.. Von Hrn. Proust. Ueber den Chargui der Peruaner. Es ist ungefaͤhr 40 Jahre, daß die franzoͤsische Regierung eine Aufforderung an die Chemiker ergehen ließ, um sie aufzumuntern, ein Mittel zur Erhaltung des Fleisches bei der Aufbewahrung desselben zu finden, indem alle Reisende dem Einsalzen desselben die nachtheiligen Wirkungen auf die Gesundheit der Seeleute zuschrieben. Diese Aufgabe wurde, wenn ich mich nicht irre, von Villaris, Apotheker zu Bordeaux, einem zu seiner Zeit durch seine Kenntnisse in der Naturgeschichte beruͤhmten Manne, geloͤset, welcher Macquer'n die erste Idee zur Anwendung des Kaolin als Basis des Porzellanes gab. Sein Verfahren bestand darin, das Fleisch in einer Doͤrrstube oder bei maͤßiger Ofenhize zu troknen. Rouelle und d'Arcet erhielten den Auftrag, dasselbe zu untersuchen; sie fanden an den von Villaris eingesandten Musterstuͤken so gutes Rindfleisch und die daraus erhaltene Suppe so gut, wie wenn ersteres aus frischem Fleische geschnitten und leztere aus eben solchem bereitet worden waͤre. Ich habe nicht erfahren, daß man zeither hiervon eine Anwendung fuͤr die Marine gemacht haͤtte. Gegenwaͤrtig kommt man wieder, und dieß aus gutem Grunde, auf die ersten Versuche zuruͤk, und bei der Aufmerksamkeit, welche die Société de l'Encouragement auf diesen Gegenstand wendet, darf man nicht zweifeln, daß alles, was auf diese wichtige Aufgabe Bezug hat, nicht bald aufgehellt werden Seite ist falsch paginiert, in der Seitenchronolgie aber richtig.wirdWir verweißen auf das Program auf Austroknung des Fleisches der unten folgenden Preisaufgaben der Société d'Encouragement fuͤr das Jahr 1824, wofuͤr die Gesellschaft einen Preis von 5000 Franken aussezt. D.. Mein Zwek ist es nicht, mich hier mit dieser Aufgabe zu beschaͤftigen; ich will hier nur eine Notiz mittheilen, welche vielleicht fuͤr unsere Nachkommen nuͤzlich werden kann, und zeigen wie die Amerikaner in Peru, in Chili, und in dem Lande der Guaranis, in der Nachbarschaft von Buenos-Ayres, mit Vortheil ihr Fleisch troknen. Durch das Abtroknen im Sandbade wird ein Pfund Muskelfleisch auf vier Unzen (8 Lothe) reducirt. Man hat also hierdurch schon sehr viel in Hinsicht auf Umfang und Gewicht gewonnen. Wenn ein Amerikaner in seinem Reisebuͤndel ein Pfund an der Sonne getroknetes Fleisch bei sich traͤgt (das in Peru Tscharki genannt wird) so hat er eben so viel, als wenn er vier Pfunde frischen Fleisches bei sich truͤge, und zugleich auch die Suppe, welche diese vier Pfunde geben wuͤrden, wenn er sich die Muͤhe nehmen will, diese zu bereiten. Es ist jedoch bei diesen Voͤlkern gebraͤuchlich, daß, wenn sie in einer Venta ankommen, sie ein Stuͤk von diesem gedoͤrrten Fleische abschneiden, dasselbe auf Kohlen legen, in seinem eigenen Safte muͤrbe werden lassen und dann salzen. Auf diese Weise erhalten sie, nach dem Geschmake der Spanier wenigstens, die sie auf ihren Reisen begleiteten, eine wohlschmekende und leicht zu bereitende Mahlzeit. Der Amerikaner hat also an seinem Tscharki ein ganz anderes Labsal, als wir Europaͤer an unseren Suppen-Taͤfelchen nicht besizen. Wenn es außer Zweifel ist, daß das Fleisch durch das Doͤrren, wenn dieses so langsam geschieht, daß es durch dasselbe nicht gekocht wird, durchaus nichts von seinen Eigenschaften Seite ist falsch paginiert, in der Seitenchronolgie aber richtig.verliert; wenn es gewiß ist, daß die Voͤlker im mittaͤgigen Amerika diese Gewohnheit einfuͤhrten, um leichter reisen zu koͤnnen, und eine schmakhafte und kraͤftige Nahrung aus dem Fleische auszuziehen, so muß ich den Spaniern zurufen: werft euere Suppen-Taͤfelchen ins Meer, und bringt uns Tscharki uͤber dasselbe her, wie ihr uns Haͤute, Talg, getroknete Fische u. d. gl. aus Amerika zufuͤhrt. Welche herrliche Aushuͤlfe waͤre nicht in der That fuͤr große Staͤdte ein Ueberfluß an solchem getrokneten Fleische, aus welchem man zu jeder Stunde gesundes gesottenes Rindfleisch, gute Fleischbruͤhe und Pastillen erhalten koͤnnte, um endlich mittelst einer wenig kostbaren Methode, den schmakhaften Stoff auszuziehen, die Kluft auszufuͤllen, die zwischen weißem und rothen Fleische statt hat! Eine große Schwierigkeit jedoch, die bei dem Transporte des Tscharki nach Europa sich vielleicht einstellen duͤrfte, koͤnnte die Schwierigkeit seyn, denselben vor den Angriffen der Insekten zu schuͤzen, die auf alle thierische Stoffe nur zu luͤstern sind. Dieß erinnert mich an ein Hausmittel, das gekannt zu werden verdient, und welches ich einem Artillerie-Officier verdanke, der in Amerika diente, und dort Gelegenheit hatte, folgende Beobachtung zu machen: Die spanische Regierung schikte zur Vertheidigung einer ihrer Festungen in Amerika mehrere Kisten mit kleinen flanellnen Saͤken, die man, wie ich glaube, Gargousses, (Patronensaͤke) nennt, in welche das zur Ladung der Kanonen noͤthige Pulver kommt. Alle diese Saͤke waren von Motten rein aufgefressen, und nur eine einzige Kiste blieb wohl erhalten; diese Kiste war aber innenwendig mit Oel getraͤnktem Papier ausgelegt. Es scheint also, als ob die Ausduͤnstung des oͤligen Firnisses allein schon hinreichend waͤre, die Vermehrung der Insekten aufzuhalten. Diese Thatsache verdiente allerdings durch einen neuen Versuch bestaͤtiget zu werden.