Titel: Mittel gegen die Verheerungen des Reifes an Pfirsich- und Apricosen-Blüthen, auch an feineren Gemüsen.
Fundstelle: Band 7, Jahrgang 1822, Nr. XXXIII., S. 226
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XXXIII. Mittel gegen die Verheerungen des Reifes an Pfirsich- und Apricosen-Blüthen, auch an feineren Gemüsen. Mittel gegen die Verheerungen des Reifes an Pfirsich- und Apricosen-Blüthen. Es wird wenige Laͤnder geben, in welchen der Reif, oft noch sehr spaͤt, im Mai, sogar noch im Juni, so vielen Schaden anrichtete, als im Isarkreise und im Oberdonaukreise, welche beide bei einer Breite von 48° N. so hoch uͤber der Oberflaͤche des Meeres gelegen sind, daß keine Rebe mehr mit Vortheile in denselben gepflanzt werden kann. Ein Gartenbesizer in England, Squire Jak. Stuart Wortley, dessen Garten zu Wortley-hall bei Sheffield vielleicht hoͤher als irgend ein anderer in Großbritannien uͤber der Oberflaͤche des Meeres gelegen und den kalten Winden sehr ausgesezt ist, litt jaͤhrlich sehr großen Schaden durch Reife, bis sein Gaͤrtner den guten Einfall hatte, die vom Reife gebrannten Bluͤthen oder jungen Fruͤchte mit sehr kaltem Wasser vor Sonnenaufgange fleißig zu begießen. Herr Noͤhden, welcher in den Transactions of the London-Horticultural-Society einen kleinen Aufsaz uͤber diesen Gegenstand geliefert hatEr findet sich auch im Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. N. CCXXXVII. Februar 1822., dessen Resultat wir so eben mit ein paar Worten angegeben haben, versichert, daß die erfrornen Bluͤthen und Fruͤchte sich selbst dann noch durch fleißiges und wiederholtes Begießen mit kaltem Wasser vor Sonnen Aufgange erholten, wann sie bereits entfaͤrbt waren. Ein Zufall brachte den Gaͤrtner des Hrn. Wortley auf diese Entdekung. Er hatte naͤmlich einmal sehr fruͤhe im Jahre Bohnen gestekt, zwischen welche er Kohl pflanzte, und ein Reif schien dieselben getoͤdtet zu haben. Er begoß indessen den Kohl, wie gewoͤhnlich, vor Sonnen-Aufgange, die erfrornen Bohnen wurden mit dem Kohle zugleich naß, und – kamen davon. Er machte spaͤter den Versuch an erfrornen Pfirsich- und Aprikosenbluͤthen, und der Versuch gelang mit dem besten Erfolge. Seit dieser Zeit begießt er jedesmal die Pfirsiche und Aprikosen, so oft der Reif denselben geschadet hat. Nicht erklaͤren, hoͤchstens nur erlaͤutern laͤßt sich dieses Verfahren durch ein vollkommen aͤhnliches, durch welches man von jeher bei Menschen und Thieren erfrorne Theile durch Waschen mit eiskaltem Wasser wieder herstellte, und auch gefrorne Fruͤchte, Aepfel, Birnen, so wie gefrorne Wurzeln, durch Eintauchen in kaltes Wasser wenigstens zum Theile wieder genießbar machen kann. Der Umstand daß dieses Begießen vor Sonnen-Aufgange geschehen muͤsse, ist ganz aͤhnlich mit der Erfahrung an erfrornen Gliedern von Menschen und Thieren, die man nie ohne die groͤßte Gefahr ploͤzlich erwaͤrmen darf. Der Sohn des Einsenders dieses Artikels erinnert sich, diese Methode vor vier Jahren von einem Gaͤrtner in Wien, dessen Name ihm entfallen ist, aus vieljaͤhriger Erfahrung empfehlen gehoͤrt zu haben. Allerdings laͤßt sich dieses Mittel nur bei kleineren Gaͤrten anwenden: allein, je weniger man hat, desto mehr liebt man das, was man hat.