Titel: Ueber Feigenkultur an der Hinterwand der Trauben-Treibhäuser.
Fundstelle: Band 7, Jahrgang 1822, Nr. LII., S. 356
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LII. Ueber Feigenkultur an der Hinterwand der Trauben-Treibhäuser. Ueber Feigenkultur. Wir haben in vom vorigen Hefte (Februar B. 7. 2. H. S. 220.) von der englischen Traubentreiberei gesprochen. Das neueste Stuͤk des Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. Maͤrz 1822. theilt uns, S. 236. einen Aufsaz des Hrn. Jos. Sabine, Esqu. F. R. S., aus den Transactions of the London Horticultural Society mit, der eine interessante Bemerkung uͤber die Verbesserung dieser Haͤuser enthaͤlt. Sie wurde durch die natuͤrliche Bemerkung veranlaßt, daß die an der hinteren Wand der Trauben-Treibhaͤuser gezogenen Trauben weder so gut gedeihen, als die uͤbrigen, noch auch besonders schmakhaft sind, indem sie zu weit von den Glaͤsern entfernt, und zu sehr beschattet sind. Er schlaͤgt daher vor, an der hinteren Wand Feigen zu ziehen, und fand seine Idee auch praktisch durch die Verfahrungsweise eines seiner Freunde zu Norfolk bestaͤtigt, der sein Traubentreibhaus hiedurch noch zu hoͤherem Ertrage gebracht hat. Dieses Traubenhaus ist 44 Fuß lang, und 12 1/2 Fuß breit; die hintere Wand ist 14, die vordere etwas mehr dann 4 Fuß hoch, ohne senkrecht stehende Fenster. Die Reben liegen außer dem Hause in einem Beete an der Vorderwand, und gehen unter derselben in das Haus hinein durch. Der Feuerkanal laͤuft bloß an der Vorderwand hin, und kehrt in sich selbst zuruͤk, da der Schornstein uͤber dem Schierherde angebracht ist, welcher sich an dem einen Ende des Hauses befindet, waͤhrend die Thuͤre an dem anderen Ende ist, so daß kein Abzug im Feuerkanale statt hat. Ein gepflasterter Gang ist zunaͤchst an demselben angebracht, und laͤßt Raum fuͤr ein Beet zwischen sich und der Hinterwand. An dieser sind zwei Feigenbaͤume gepflanzt; der eine von der weißen, der andere von der braunen Sorte, die im suͤdlichen Frankreich und in Italien gemein sind, und beide kurze, flache Fruͤchte bringen. Diese beiden Baͤume sind ungefaͤhr 15 Jahre alt, und bedeken die ganze Wand: sie stehen in einem reichen Grunde, und gedeihen sehr gut in demselben: ihre Aeste sind an einem Gelaͤnder aufgezogen, stehen aber auch noch etwas von der Wand weg. Sie werden im Herbste, wo ihr Holz hart genug geworden ist, beschnitten, in so fern es naͤmlich noͤthig ist, das Haus gegen die zu uͤppigen Triebe derselben zu verwahren; denn man will sie so hoch und stark als moͤglich ziehen, weil sie sodann mehr Frucht bringen, und beschneidet sie daher nur wenig, außer wo es zuweilen noͤthig wird, einen starken Ast wegzunehmen. Man faͤngt gewoͤhnlich an zu treiben, wenn die Trauben ausbrechen, Mitte Aprils: die ersten Feigen reifen dann im Junius, die zweiten im August: die Trauben fangen im September an zu reifen, und dauern fort bis Weihnachten. Auf diese Weise erhaͤlt man Feigen und Trauben von der besten Qualitaͤt. Es ist rathsam, die Trauben nicht ganz an den Fenstern hinzuziehen, sondern an jeder Scheibe in der Mitte derselben der ganzen Laͤnge nach einen Raum leer zu lassen, durch welchen die Sonnenstrahlen eindringen koͤnnen, was den Feigen eben so gut bekommen wird, als den Trauben. Die Hoͤbe zu welcher man erstere empor zieht, haͤngt von dem Umstande ab, ob man mehr Feigen oder Trauben haben will; denn die einen duͤrfen die anderen nicht hindern.