Titel: | Ueber den beßten Stahl zu Magnet- oder Compaß-Nadeln und über die Form derselben. |
Fundstelle: | Band 7, Jahrgang 1822, Nr. LXXV., S. 478 |
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LXXV.
Ueber den beßten Stahl zu Magnet- oder Compaß-Nadeln und über die Form derselben.
Aus Captain Henry Kater's. F. R. S. Abhandlung on the best kind of Steel and form for a Compass-Needle in den Philosophical Transactions of the Royal Society of London. In dem Repertory of Arts, Manufactures, et. Agriculture, Aprill. 1822 N. CCXXXIX. S. 270.–291.
Mit Abbildungen auf Tab. VIII.
Ueber den beßten Stahl zu Magnet- oder Compaß-Nadeln.
Wir begnuͤgen uns aus dieser, in physischer und
nautischer Hinsicht aͤusserst interessanten, Abhandlung, die man ohnedieß
bald in Gilbert's Annalen
uͤbersezt finden wird, hier nur dasjenige mitzutheilen, was dem Techniker,
dem mathematischen Instrumentenmacher, hoͤchst wichtig seyn muß, und was Hr.
Capitain Kater selbst als
das Resultat der vielfaͤltigen und sinnreichen Versuche, welche er in dieser
herrlichen Abhandlung beschrieben hat, angibt.
„Das beßte MaterialeMatariale zur Verfertigung der Compaß- oder Magnet-Nadeln ist eine
Uhrfeder; nur muß man bei Verfertigung der Nadel
dafuͤr sorgen, daß sie so selten als moͤglich dem Feuer ausgesezt wird, indem
sich sonst ihre Faͤhigkeit, den Magnetismus aufzunehmen, gar sehr
vermindert.“
„Die beßte Form einer Compaß-Nadel ist die einer durchbrochenen Raute (wie Fig. 18 zeigt) von
ungefaͤhr 5 Zoll Laͤnge und 2 Zoll Breite: in dieser Form hat sie
die staͤrkste weisende Kraft.“
„Die beßte Methode, eine Compaß-Nadel zu haͤrten, ist, sie
zu voͤrderst roth gluͤhend zu haͤrten, und dann von der
Mitte aus bis auf ungefaͤhr ein Zoll von beiden Enden wieder zu weichen,
indem man sie naͤhmlich einer Hize aussezt, welche stark genug ist, die
blaue Farbe, die sich zeigt, wieder verschwinden zu machen. “
„In einer und derselben Stahlplatte, auch nur von der Groͤße
einiger Quadrat-Zolle, findet man Stellen, welche in der
Faͤhigkeit, die magnetische Kraft aufzunehmen, bedeutend von einander
verschieden sind, obschon man in jeder anderen Hinsicht keinen Unterschied an
denselben wahrzunehmen vermag.“
„Die Politur der Nadel hat keinen Einfluß auf ihre magnetische
Kraft.“
„Die beßte Methode, einer Nadel magnetische Kraft mitzutheilen, scheint
diese, daß man die Nadel in den magnetischen Meridian bringt, die
entgegengesezten Pole eines Paares Magnetstangen (in derselben Linie) vereint,
und die so vereinten Magnete flach auf die Nadel, mit ihren Polen auf den
Mietelpunkt derselben, legt; dann die entfernten Enden der Magnete so hebt, daß
sie einen Winkel von zwei bis drei Graden mit der Nadel bilden, und von dem
Mittelpunkte der Nadel gegen ihre Enden immer unter demselben
Neigungs-Winkel hinfaͤhrt, und nachdem man die beiden Pole der
Magnete in einer Entfernung von der Magnet-Nadel vereint hat, die
Operation zehn bis zwoͤlf Mahl auf derselben Flaͤche
wiederholt.“
„An Nadeln von fuͤnf bis acht Zollen in der Laͤnge steht,
bei gleicher Schwere derselben, die weisende Kraft in geradem
Verhaͤltnisse mit der Laͤnge.“
„Die weisende Kraft haͤngt nicht von der Groͤße der
Oberflaͤche ab; bei Nadeln von gleicher Laͤnge und Form
verhaͤlt sie sich aber, wie die Masse.“
„Die durch Anziehung von weichem Eisen verursachte Abweichung einer
Magnet-Nadel, haͤngt wie Hr. Barlow behauptete, von der Groͤße der
Oberflaͤche desselben, und durchaus nicht von dessen Masse ab, ausser
wenn dieses Eisen beinahe zwei Zehntel Zoll dik ist, was zur vollkommenen
Entwikelung seiner Anziehungs-Kraft noͤthig ist.“