Titel: Ueber Siderography, oder die Kunst auf Gußstahl zu gravieren; demselben den Kohlenstoff zu entziehen und wieder zuzusezen; denselben zu härten, und zu temperieren. Von den HHrn. Perkins, Fairman und Heath.
Fundstelle: Band 7, Jahrgang 1822, Nr. LXXVI., S. 480
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LXXVI. Ueber Siderography, oder die Kunst auf Gußstahl zu gravieren; demselben den Kohlenstoff zu entziehen und wieder zuzusezen; denselben zu härten, und zu temperieren. Von den HHrn. Perkins, Fairman und Heath. Aus dem 38 B. der Transactions of the Society for the Encouragement of Arts etc. In Hrn. Thom. Gill's technical Repository. N. III. Maͤrz 1822. S. 195. Perkins, Fairman und Heath über Siderography. Nachdem die Society for the Encouragement of Arts, Manufactures et Commerce soviel von ihrer kostbaren Zeit auf Untersuchung der verschiedenen Mittel, die Verfaͤlschung der Banknoten zu verhuͤten, verwendet hat, glauben wir, Eigenthuͤmer der siderographischen Kunst, daß ein vollstaͤndiger Bericht uͤber unser Verfahren, welches bereits seit vielen Jahren in Amerika angewendet wurde, und gegenwaͤrtig auch bei vielen Banken in England angewendet wird, ihrer Aufmerksamkeit nicht ganz unwerth seyn wird. Wir wollen zuerst dasjenige, was die große Basis der Sicherheit (security) bei diesem Verfahren gruͤndet, und dann die Mittel der Ausfuͤhrung betrachten. Wenn auch die Idee, daß die moͤglich groͤßte Sicherheit, welche gegen Verfaͤlschung erreicht werden kann, die Anwendung einer Verbindung der Talente von Kuͤnstlern ersten Ranges bei Verfertigung der Platte zu einer Banknote und die Moͤglichkeit ist, immer identisch gleiche Banknoten zu erhalten, nichts weniger als neu genannt werden kann; so glauben wir doch daß folgender Plan der Ausfuͤhrung dieser Idee durchaus neu ist: er besteht naͤmlich in der Leichtigkeit, die Werke der groͤßten Kuͤnstler immer wieder neu zu erzeugen und zu vervielfaͤltigen. Hierauf beruht seine ganze Staͤrke, und dieß ist die Basis, auf welche wir unsere Hoffnungen bauen. Die Methode die Platten zu vervielfaͤltigen, ist folgende: Eine Stahlplatte, (deren Bereitung wir unten beschreiben werden) wird, auf die gewoͤhnliche Weise, geaͤzt oder graviert, und dann gehaͤrtet. Ein Cilinder von sehr weichem Stahle und 2 bis 3 Zoll im Durchmesser wird auf dieser Stahlplatte so lang vor- und ruͤkwaͤrts gerollt, bis der ganze Sprung in der Paginierung, in der Seitenchronolgie aber richtig.Abdruk der Gravierung sich auf demselben erhaben zeigt, und in alto relievo dasteht. Dann wird dieser Cilinder gehaͤrtet, und vor- oder ruͤkwaͤrts auf einer Kupfer- oder weichen Stahlplatte gerollt, und auf diese Weise ein vollkommenes Fac-Simile des Originales in gleicher Scharfe erhalten. Folgende Berechnungen werden zeigen, wie weit dieses Sistem, aller Verfaͤlschung entgegen zu arbeiten, getrieben werden kann. Man nehme an, daß 20 der beßten historischen und anderer Graveurs verwendet werden, und jeder derselben eine Vignette, die Vignette zu 4 Quadratzoll, zu stechen bekommt; jeder Kuͤnstler soll zu seiner Vignette 6 Monate brauchen. Diese 20 Vignetten lasse man auf zwei Stahlplatten uͤbertragen, wovon die eine fuͤr die Vorder-, die andere fuͤr die Ruͤkseite der Banknote bestimmt ist. Das Resultat wird seyn, daß Ein Mann (wenn man einen solchen finden koͤnnte,) zehn Jahre, oder daß zwanzig Kuͤnstler 6 Monate zur Verfertigung einer Banknote von gleicher Guͤte brauchen wuͤrden. Kann es einen besseren Plan geben, um alle Theilnahme an Verfaͤlschung uneintraͤglich zu machen? Wenn man machen kann, daß eine Platte zu einer Banknote 10,000 Pfund kostet (und dieß ist der Fall, wenn 20 Kuͤnstler, deren Verdienst man fuͤr jeden zu 1000 Pfund des Jahres uͤber anschlagen kann, 6 Monate lang beschaͤftigt werden) wird es dann nicht weniger wahrscheinlich, daß eine solche Platte nachgestochen werden kann, als wenn sie bloß 5–10 Pfd. kostet? Wenn eine Platte zu Banknoten das Werk von 20 der beßten Kuͤnstler in der Welt ist, kann ein anderer eine Platte von gleicher Guͤte auftreiben, ohne dieselben Kuͤnstler zu verwenden? Es laͤßt sich doch kaum vermuthen, daß zwanzig solche Kuͤnstler sich zur Fertigung einer falschen Banknote sollten brauchen lassen; und wenn dieß auch moͤglich waͤre, so wuͤrden sie doch kein Fac-Simile zu Stande bringen, (? d. Ueb.) und jeder, der mit dem Originale vertraut ist, wuͤrde die falsche Banknote leicht von der echten unterscheiden koͤnnen. Ein anderer Vortheil bei dieser Erfindung ist der, daß jeder mit einem vollkommenen Fac-Simile der ganzen Original-Banknote sowohl, als jedes einzelnen Theiles derselben sich versehen, und darnach jede Banknote pruͤfen kann, ob sie echt ist, oder nicht: denn es laͤßt sich auf diese Weise eine unendliche Anzahl von Abdruͤken der Originalplatte erhalten. Wenn indessen auch die Platte 10,000 Pfund kostet, so kommen die einzelnen Abdruͤke doch noch immer wohlfeiler, als auf die gewoͤhnliche Weise, zu stehen. Um die Ersparnisse, die bei diesem Plane statt haben, in ihrem vollen Lichte zu zeigen, muß man uns erlauben, denselben in seiner beßten Anwendung zu zeigen, bei einer Bank z.B. die taͤglich 25,000 Banknoten braucht. Wenn die erste Stahlplatte 10,000 Pfund kostet, so kommen die folgenden 999 Platten nur mehr auf 10,000 Pfund: man hat also 1000 Stahlplatten fuͤr 20,000 Pfund. Nun kann man mit jeder Stahlplatte wenigstens 150,000 Banknoten druken, folglich mit 1000 Stahlplatten 150 Millionen Banknoten erhalten, also gerade so viel, als man in 20 Jahren braucht, wenn man taͤglich 25,000 Banknoten ausgibt. Nun betragen aber die Drukkosten bei Stahlplatten (wo man obige Anzahl von Zetteln noͤthig hat) einen Penny (7 1/2 Pfg. saͤchs.) fuͤr 31 1/4 Abdruͤke, waͤhrend, wo man Kupferplatten, die nur 3 Pfund das Stuͤk kosten, abdruken laͤßt, man fuͤr einen Penny nur 8 1/3 Abdruͤke liefern kann, indem eine Kupferplatte nach 6000 Abdruͤken unbrauchbar wird. Eine andere sehr wichtige Bemerkung ist diese, daß Stahlplatten einer verbesserten Drukmethode faͤhig sind, welche, so gut wie moͤglich vervollkommnet und angewendet, 50 pC. erspart, wodurch folglich an Drukkosten der obigen Zahl von Banknoten, in 20 Jahren allein 75,000 Pfund erspart werden, so daß also nicht bloß die ganzen Kosten der Platten wieder hereinkommen, sondern noch ein Ueberschuß von 55,000 Pfund bleibt. Dieses Verfahren, Platten zu fertigen und zu druken, laͤßt sich eben so gut auf Verzierungen von Werken, welche einen bleibenden Werth besizen, wie Bibeln, Gebethbuͤcher, Fibeln, Katechismen, Buchstabir-Buͤcher, naturhistorische und philosophische Werke anwenden. Je mehr man hievon Exemplare gebraucht, desto groͤßer ist der Vortheil, den man durch Anwendung dieses Verfahrens erhaͤlt. Es ist in unserem Lande (in England) oft der Fall, daß man zu einer einzigen Auflage dieselbe Kupfertafel 4 bis 6 mal muß stechen lassen, und doch noch die Haͤlfte der Abdruͤke unvollkommen bleibt. Eine gehaͤrtete Stahlplatte kann mehr Muster-Abdruͤke, als alle obigen Kupferplatten liefern, die schlechten Abdruͤke der lezteren miteingerechnet. Diese Thatsache ist durch die zwei Abdruͤke einer und derselben Platte erwiesen, welche diesen AufsazIn den Transactions of the Society for the Encouragement etc. Das Repository bedauert, daß es sich dieselben nicht mehr verschaffen konnte; verbuͤrgt aber die Gleichheit derselben. A. d. Ueb. begleiten: der eine derselben ist von den ersten Abdruͤken, der andere wurde dann erst gedrukt, nachdem bereits 35,000 Exemplare davon abgezogen worden sind. Seite ist falsch paginiert, in der Seitenchronolgie aber richtig. Diese Abdruͤke zeigen zugleich, daß Identitaͤt praktisch moͤglich ist. Die 4 Medaillons sind, wenn man sie ansieht, Zeile fuͤr Zeile und Punkt fuͤr Punkt einer wie der andere. Wenn man diese Maschinen-Gravierung, vorzuͤglich die Kette, betrachtet, wird man finden, daß die beiden Stile des Werkes, naͤmlich Kupferplatten- und Letternpresse-Druk, hier auf das Schoͤnste vereinigt sind. Dieß geschieht aber bloß durch Uebertragen und Wideruͤbertragen. Diese Art von Gravierung ist aͤußerst schwer nachzuahmen. Die Maschine hiezu, welche die geometrische Drehebank (geometrical lathe) heißt, wurde in Amerika, von Herrn Asa Spencer erfunden. In Bezug auf Faͤhigkeit, verschiedene Formen hervorzurufen, kommt ihr nur das Kaleidoskop gleich; in Bezug auf Schoͤnheit der Muster uͤbertrifft sie alles in ihrer Art. Sie hat eine Eigenheit des Kaleidoskopes, naͤmlich diese, daß durch das Drehen einer Schraube, wie durch das Drehen des Kaleidoskopes, ein neues Muster erzeugt wird, das man niemals vorher gesehen hat, und vielleicht nicht wieder sehen wird. Diese Muster koͤnnen indessen hier durch das Uebertragen verewigt werden. Wir druken gegenwaͤrtig eine Platte von der feinsten Zeichnung, die bereits mehr als 100,000 Abdruͤke lieferte, und die noch immer vollkommen gut ist. Wir koͤnnen sogar im gegenwaͤrtigen Augenblike noch nicht sagen, wie lang eine gut gehaͤrtete Stahlplatte dauern kann, da wir bisher nie mehr als 500,000 Abdruͤke von einer Platte gemacht haben: wobei wir jedoch bemerken muͤssen, daß diese Platte vorzuͤglich aus Schrift oder etwas, was wenigstens eben so stark war, bestand, und daß die Abdruͤke davon noch immer gut sind. Calicot- und Band-Drukereien, so wie die Manufakturen von Erden-Waaren wuͤrden gut dabei bestehen, und wir haben das Vergnuͤgen zu versichern, daß bald Versuche hieruͤber werden angestellt werden. Diese Verbesserung in der Kunst des Grabstichels wird vielleicht den vierten Theil der gegenwaͤrtigen Arbeiten desselben umfassen: die uͤbrigen werden immer Kupfer bleiben muͤssen, indem man nicht so viele Abdruͤke braucht, als zur Entschaͤdigung der Auslagen fuͤr eine Stahlplatte noͤthig waͤren. Denn nur so viele Abdruͤke, als drei Kupferplatten nicht zu liefern vermoͤgen, koͤnnen die Kosten einer Stahlplatte sichern. Dieß ist aber gerade der Fall bei denjenigen Artikeln, auf welche diese Kunst sich anwenden laͤßt, und bei denjenigen Verlegern, welche Werke von großen Auflagen verschoͤnern wollen, was sie jezt bei groͤßerer Wohlfeilheit dieser Verzierungen leichter koͤnnen: die Kupferstecher werden dabei nicht leiden, sondern ihre Kunst wird vielmehr gefoͤrdert werden. Man hat dem feinen und zarten Stiche der Banknoten den Vorwurf gemacht, daß sie sich auf Papier von so starker Appretur nicht ohne Schwierigkeit abdruken lassen. Dieser Einwurf wird aber dadurch gaͤnzlich beseitigt, daß wir auf das ungeleimte Papier druken (in the water leaf) und erst nach dem Druke dem Papiere seine Appretur geben (size). Diese Verbesserung hat einen dreifachen Vortheil: daß naͤmlich der Druk schoͤner ausfaͤllt; daß das Papier nach dem Druke eine bessere Appretur an seiner Oberflaͤche bekommt, und daß die Schwaͤrze nicht so leicht davon abgetragen wird. Um unser Verfahren bei Zubereitung und Haͤrtung der Stahlplatten und Staͤmpel gehoͤrig zu beschreiben, muͤssen wir Folgendes bemerken. Damit die Oberflaͤche der Gußstahlplatten, Cilinder und Staͤmpel gehoͤrig weich und zur Aufnahme uͤbertragener oder gravierter Zeichnungen gehoͤrig geeignet werde, muß derselben der Kohlenstoff entzogen werden, und in dieser Hinsicht bedienen wir uns der reinen Eisenfeile, die von aller fremdartigen Materie vollkommen frei und rein ist. Die Schichte Stahles, welcher der Kohlenstoff entzogen wurde, darf nicht zu dik seyn, wenn feine und zarte Gravierungen uͤbertragen werden sollen; z.B. nie mehr als dreimal so tief als die Gravierung: in anderen Faͤllen kann der Kohlenstoff unter der Oberflaͤche so tief man will der Stahlplatte entzogen werden. Wenn man der Gußstahlplatte den Kohlenstoff in einer fuͤr feine Gravierungen schiklichen Tiefe entziehen will, so muß sie vier Stunden lang der Weißgluͤhehize ausgesezt werden, und zwar in einer Buͤchse von Gußeisen, die mit einem genau schließenden Dekel versehen ist. Die Seiten dieser Buͤchse sind wenigstens drei Viertel Zoll dik, und die Oberflaͤche, welche entkohlt werden soll muß wenigstens ein halb Zoll hoch mit reiner Eisenfeile bedekt, oder umgeben werden. Die Buͤchse darf nur sehr langsam abkuͤhlen, was durch Abschließung alles Zutrittes der Luft von dem Ofen, und durch Bedekung desselben mit einer 6–7 Zoll hohen Lage von feiner Asche geschehen kann. Jede Seite der Stahlplatte, des Cilinders oder Staͤmpels, muß gleichfoͤrmig entkohlt werden, damit sie sich beim Haͤrten nicht wirft, oder gar springt. Man hat auch wahrgenommen, daß die sicherste Art, Platten, Cilinder und Staͤmpel zu hizen, die ist, daß man sie in eine senkrechte Stellung bringt. Der beßte Gußstahl ist jeder anderen Art von Stahl Vorzuziehen, sowohl zu Platten als zu Cilindern, zu kreisfoͤrmigen und zu anderen Staͤmpeln, besonders dann, wenn diese entkohlt werden muͤssen, was, wie oben bemerkt wurde, bloß darum geschieht, um den Stahl weicher und zur Aufnahme irgend eines darauf anzubringenden Eindrukes geschikter zu machen. Es wird daher nothwendig, daß man diesen Platten, Cilindern, Staͤmpeln, ehe man mit denselben drukt, den entzogenen Kohlenstoff wieder zuruͤkgibt, damit sie wieder zu haͤrtungsfaͤhigem Stahle werden. Um sie wieder in Stahl zu verwandeln, verfaͤhrt man auf folgende Weise: man brennt eine hinlaͤngliche Menge Leder zu Kohle, indem man dasselbe, nach bekannter Art, in einer eisernen Retorte der Rothgluͤhehize eine gehoͤrige Zeit uͤber aussezt, oder wenigstens so lang, bis alles, was von dem Leder verduͤnsten kann, abgetrieben ist. Diese so bereitete Kohle verwandelt man in ein sehr feines Pulver, und nimmt dann eine Buͤchse von Gußeisen, die groß genug ist, die Platte, den Cilinder oder den Staͤmpel, der wieder in Stahl verwandelt werden soll, in solcher Weite aufzunehmen, daß ringsumher um das eingesezte Stuͤk und die Buͤchse 1 Zoll Raum bleibt. Diese Buͤchse wird nun mit dem Kohlenpulver gefuͤllt, und nachdem sie mit einem wohl schließenden Dekel bedekt wurde, in einen Ofen gestellt, der denjenigen aͤhnlich ist, in welchem man Messing schmilzt: das Feuer wird allmaͤhlich vermehrt, bis die Buͤchse etwas uͤber die Rothgluͤhehize gebracht ist, und in diesem Zustande muß sie bleiben, bis alles, was von der Kohle verduͤnsten kann, abgetrieben worden ist. Dann hebt man den Dekel von der Buͤchse, und senkt die Platte, den Cilinder, oder Staͤmpel in Kohlenpulver, und zwar so, daß sie so genau als moͤglich in die Mitte kommen, und an allen Seiten mit einer gleichdiken Lage von Kohlenpulver umgeben sind. Nachdem der Dekel wieder aufgesezt wurde, muß die Buͤchse mit der Platte, dem Cilinder oder dem Staͤmpel, in dem vorher beschriebenen Grade von Hize bleiben, 3 bis 5 Stunden lang, je nachdem die Platte, der Cilinder oder der Staͤmpel dik ist. Drei Stunden reichen fuͤr eine einen halben Zoll dike Platte hin; fuͤnf Stunden, wenn der Stahl anderthalb Zoll dik ist. Nachdem die Platte, der Cilinder oder der Staͤmpel auf diese Weise dem Feuer die gehoͤrige Zeit uͤber ausgesezt wurde, nimmt man sie aus der Buͤchse, und stoͤßt sie alsogleich in kaltes Wasser. Es ist wichtig, hier zu bemerken, daß es Erfahrungssache ist, daß Platten und andere Stahlstuͤke, wenn sie in kaltes Wasser getaucht werden, sich, in senkrechter Lage, oder nach der Richtung ihrer Laͤnge in dasselbe eingefuͤhrt, weniger leicht werfen. Wenn ein Stuͤk Stahl, welches bis zu dem gehoͤrigen Grade der Haͤrtung gehizt ist, in Wasser getaucht wird, und so lang darin bleibt, bis es kalt wird, so weiß man aus Erfahrung, daß es leicht reißt oder springt, und in vielen Faͤllen wird man es zu den Diensten, zu welchen es bestimmt ist, zu hart finden. Bekommt der Stahl Risse oder Spruͤnge, so ist er verdorben. Um ihn, wenn er bei dem Haͤrten nicht gebrochen ist, zum Gebrauche tauglich zu machen, pflegt man ihn gewoͤhnlich wieder zu hizen, um seine Temperirung herabzustimmen oder zu vermindern (to reduco or lower its temper) wie es technisch heißt. Der Grad von Hize, welcher jezt angewendet wird, bestimmt den kuͤnftigen Grad der Haͤrte des Stahles, oder seine Temperirung (hardness or temper), und wird durch die Veraͤnderung der Farbe an seiner Oberflaͤche angezeigt. Waͤhrend dieser Hizung zeigen sich alle Nuͤancen von den blassen Strohfarben bis zum Dunkelblau. Man weiß indessen aus vieljaͤhriger Erfahrung, daß, wenn man den heißen Stahl in kaltes Wasser stoͤßt, und denselben nicht laͤnger darin laͤßt, als noͤthig ist um die Temperatur desselben bis zu jenem Grade herabzubringen, bis zu welchem ein Stuͤk harten Stahles erhoben werden muß, wenn es auf die gewoͤhnliche Art temperirt werden soll, dadurch nicht bloß derselbe Grad von Haͤrte an dem Stahle erzeugt wird, sondern, was noch wichtiger ist, beinahe alle Gefahr, daß er Risse oder Spruͤnge bekommt, verschwindet. Es ist unmoͤglich durch Worte das Kennzeichen anzugeben oder zu beschreiben, durch welches wir beurtheilen oder bestimmen koͤnnen, wann der Stahl nach seinem Eintauchen in kaltes Wasser den gehoͤrigen Grad von Temperatur erreicht hat; man kann dieß nur durch wirkliche Beobachtung lernen, indem der Arbeiter hier einzig und allein von der Art des Zischens und Summens geleitet wird, welches der erhizte Stahl in dem Wasser waͤhrend des Abkuͤhlens hervorbringt. Von dem Augenblike an, wo er zuerst in's Wasser getaucht wird, laͤßt sich ein abwechselnder Ton hoͤren, der, ehe das Geraͤusch aufhoͤrt, in einen gewissen Ton uͤbergeht, an welchem man erkennt, daß die gehoͤrige Wirkung hervorgebracht wurde. Die einzigen Winke, die wir hier zum Vortheile des Arbeiters geben koͤnnen, sind folgende: man nehme ein Stuͤk Stahl, das durch Verweilen in kaltem Wasser bis zur Abkuͤhlung bereits gehaͤrtet worden ist, und bringe dasselbe auf die gewoͤhnliche Hizungsweise bis zur blaßgelben oder Strohfarbe, welche die verlangte Temperirung der Stahlplatte, die auf obige Weise gehaͤrtet werden soll, andeutet: sobald man sieht, daß diese Farbe hervortritt, tauche man den Stahl in Wasser, und gebe genau auf das zischende Geraͤusch, oder, wie einige es nennen, auf das Singen acht, welches dadurch hervorgebracht wird; dann wird man leichter und mit wenigeren Versuchen im Stande seyn den gehoͤrigen Augenblik zu beurtheilen, in welchem der Stahl herausgenommen werden muß. Es ist hiemit nicht gesagt, daß die Temperierung, welche die Strohfarbe anzeigt, diejenige ist, auf welche die Stahlplatte, der Cilinder, oder der Staͤmpel zulezt zuruͤkgebracht werden muß, weil diese dann zu hart werden wuͤrden; sondern bloß, daß die Temperatur, welche diese Farbe erzeugt, diejenige ist, durch welche jener eigenthuͤmliche Ton hervorgebracht wird, der da anzeigt, wann der Stahl zum ersten Male aus dem Wasser gezogen werden muß. Unmittelbar nach dem die Stahlplatte, der Cilinder oder der Staͤmpel aus dem Wasser gezogen wurde, muͤssen sie auf Feuer gelegt, oder uͤber dasselbe gehalten, und gleichfoͤrmig gehizt werden, bis sie ungefaͤhr jene Temperatur erreicht haben, in welcher Talg schmilzt; oder, mit anderen Worten, bis man von der Stahlplatte, von dem Cilinder oder Staͤmpel Rauch aufsteigen sieht, wenn man dieselben mit Talg gerieben hat. Dann muͤssen sie wieder in Wasser getaucht und so lang darin gehalten werden, bis der Ton etwas schwaͤcher, als vorher wird. Hierauf nimmt man, sie wieder heraus, und hizt sie zum zweiten Male bis auf denselben Grad nach derselben Regel, bis naͤmlich der Talg, wie zuvor, anfaͤngt zu rauchen, und stoͤßt sie zum dritten Male in Wasser, bis der Ton wieder schwaͤcher wird als das lezte Mal. Man sezt sie noch ein drittes Mal, wie vorher, dem Feuer aus, und bringt sie dann zum lezten Male in das Wasser, um sie, darin abkuͤhlen zu lassen: nachdem sie abgekuͤhlt worden sind, reinigt man die Oberflaͤche der Stahlplatte, des Cilinders oder Staͤmpels, und hizt sie uͤber dem Feuer, bis die Temperirung endlich so weit gebracht ist, daß eine braune Farbe oder jener hellere oder dunklere Ton von Farbe entsteht, welcher fuͤr die Art von Stahl, die man so eben behandelt, oder zu dem Zweke, den man vor Augen hat, am dienlichsten istHr. Karl Warren, ein ausgezeichneter historischer Graveur, hat dieses schaͤzbare Verfahren zum Theile, und mit sehr bedeutendem Erfolge angewendet. Statt seine Platten so dik zu machen, wie Hr. Perkins, entkohlstofft er bloß sogenannten Pit-saw Gußstahl, und formt daraus seine Platten, auf welche er, nachdem sie an ihrer Oberflaͤche geschliffen und poliert wurden, graviert. Er sezt weiters keinen Kohlenstoff zu und haͤrtet sie nicht, sondern laͤßt sie weich, indem er schon hiedurch seinen Zwek vollkommen erreicht, da er dadurch unendlich mehr Abdruͤke als durch jede Kupferplatte erhalten kann, und die Schwaͤrze sich auch weit leichter von der Oberflaͤche abpuzen laͤßt. A. d. Hrn. Th. Gill..