Titel: | Verbessertes Verfahren, Gefäße aus Gußeisen zu verzinnen, worauf Samuel Kenrik, Manufakturist in West-Bromwich, in der Grafschaft Stafford, dd. 13. Mai 1820 ein Patent erhielt. |
Fundstelle: | Band 8, Jahrgang 1822, Nr. IX., S. 43 |
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IX.
Verbessertes Verfahren, Gefäße aus Gußeisen zu verzinnenMan vergleiche hiemit die
Abhandlung im 4 Bd. S. 441. D., worauf Samuel Kenrik, Manufakturist in West-Bromwich, in der Grafschaft Stafford, dd. 13. Mai 1820 ein Patent erhielt.
Aus dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. N. CCXL. Mai 1822. S. 335.
Mit Abbildungen auf Tab. II.
Kenrik's verbessertes Verfahren, Gefäße aus Gußeisen zu verzinnen.
Mein verbessertes Verfahren, Gefaͤße aus Gußeisen zu
verzinnen, besteht in einer neuen Methode, Zinn oder andere schmelzbare mit Zinn versezte
Metalle auf Gefaͤße von Gußeisen schnell abzukuͤhlen, und dieß zwar
mittelst eines starken Luftzuges, den man auf den Ueberzug von Zinn oder von den
anderen schmelzbaren Metallen, noch waͤhrend sie gleichsam im Fluße sind,
einwirken laͤßt. Ich will zuerst die Methode beschreiben, nach welcher man
Gefaͤße aus Gußeisen auf die gewoͤhnliche Weise uͤberzieht, um
meine verbesserte Methode, das Zinn aufzutragen und abzukuͤhlen, desto
deutlicher zu machen. Nachdem die Oberflaͤche, auf welcher das Zinn
aufgetragen werden soll, durch Schleifen oder Drehen glatt und eben gemacht, und das
Gefaͤß gehoͤrig erhizt wurde, wurde die gehoͤrige Menge
geschmolzenen Zinnes in dasselbe gegossen. Hierauf wurde etwas, auf dem Zinne
geschmolzener, Salmiak auf der glatten Oberflaͤche des Gefaͤßes
tuͤchtig eingerieben, und mittelst eines Stuͤkes Kork, der von einer
leichten Zange festgehalten ward, das geschmolzene Zinn auf die mit Salmiak
geriebene Flaͤche aufgetragen. Das so aufgetragene Zinn haͤngt sich
auf der Oberflaͤche an, und nachdem diese ganz damit bedekt wurde, wird das
uͤberfluͤssige Zinn weggegossen. Wenn man nun das Gefaͤß nur
nach und nach sich abkuͤhlen laͤßt, so rinnt das Zinn an den Seiten
herab, und bildet an dem unteren Theile des Gefaͤßes einen weit dikeren
Ueberzug. Um dieß zu verhuͤten, wird das Gefaͤß mit seiner Oeffnung
nach oben gekehrt, ploͤzlich in kaltes Wasser gestoßen, welches, indem es
zwar nur die aͤußere Flaͤche des Gefaͤßes beruͤhrt,
durch die ploͤzliche Kaͤlte, die es erzeugt, das Zinn an der inneren
Oberflaͤche erstarren, und uͤberall an derselben in gleicher Dike
anhaͤngen laͤßt. Diese Methode, das Zinn abzukuͤhlen und
erstarren zu machen, reicht zwar dort zu, wo die Gefaͤße nur an ihrer inneren
Oberflaͤche verzinnt werden, und das Wasser nicht in unmittelbare
Beruͤhrung mit dem noch fluͤssigen Zinne kommen darf; sie reicht aber
nicht mehr zu, wenn
Gefaͤße auf beiden Seiten zugleich verzinnt werden sollen, indem es durch
Erfahrung erwiesen ist, daß, wenn die Oberflaͤche eines Gefaͤßes
erhizt und mit Zinn (im fluͤssigen Zustande) in solcher Dike
uͤberzogen ist, daß dadurch eine gute und ebene Oberflaͤche
uͤber dem ganzen Gefaͤße entsteht, es nicht erlaubt seyn kann,
dasselbe ploͤzlich in Wasser zu stoßen, um es schnell abzukuͤhlen,
weil dadurch das Zinn auf eine sehr materielle Weise von allen jenen Theilen
entfernt werden wuͤrde, welche das Wasser unmittelbar beruͤhren,
wodurch dasselbe sodann eine hoͤchst unebene Oberflaͤche uͤber
das Gefaͤß bilden, und von einigen Theilen derselben sogar weggetrieben
werden wuͤrde. Hiedurch wird also das gegenwaͤrtige Verfahren, das
Zinn mittelst Wassers abzukuͤhlen und erstarren zu machen, hoͤchst
mangelhaft. Meine Erfindung sezt mich in den Stand, alle diese hier
angefuͤhrten Nachtheile zu vermeiden, und auf der aͤußeren, wie auf
der inneren Oberflaͤche eines Gefaͤßes aus Gußeisen einen vollkommen
gleichfoͤrmigen und ebenen Ueberzug von Zinn anzubringen. Nachdem die
aͤußere, wie die innere. Oberflaͤche des Gefaͤßes durch Drehen,
Schleifen, oder auf irgend eine andere Weise zur Aufnahme des Zinnes gehoͤrig
vorbereitet wurde, uͤberziehe ich die innere Oberflaͤche desselben auf
die oben angefuͤhrte Weise mit geschmolzenem Zinne, und nachdem dieß
geschehen ist, tauche ich das Gefaͤß in geschmolzenes Zinn, welches ich durch
Salmiak an die aͤußere Oberflaͤche, so wie es oben bei Verzinnung der
inneren Oberflaͤche angegeben wurde, ankleben mache. Ich drehe hierauf das
Gefaͤß langsam in dem geschmolzenen Zinne herum, wodurch es auf beiden
Oberflaͤchen einen hinlaͤnglich diken Ueberzug von Zinn
erhaͤlt. Nachdem dieß geschehen ist, nehme ich das Gefaͤß schnell aus
dem geschmolzenen Zinne heraus, und bringe dasselbe, nach meiner neuen Methode,
alsogleich und ohne den mindesten Zeitverlust, in einen starken Luftzug, wodurch es
ploͤzlich abgekuͤhlt wird, und das Zinn auf beiden Seiten des
Gefaͤßes erstarrt. Durch dieses Verfahren wird das Zinn nicht aus seiner Lage
gebracht, sondern bildet eine ebene Flaͤche, von gleichfoͤrmiger Dike,
so wie es naͤmlich bei der lezten Operation aufgetragen wurde. Dieser Luftzug
kann nun auf irgend eine schikliche und bequeme Weise erzeugt und angewendet werden,
entweder durch ein Geblaͤse, oder durch ein paar Blasbaͤlge, oder
durch einen Zug, den man mittelst eines hohen Schornsteines oder auf irgend eine
andere schikliche Art hervorbringt. Auf die Anwendung dieses Luftzuges, um die
Gefaͤße schnell abzukuͤhlen und das Zinn erstarren zu machen, mache
ich nun als meine Erfindung und mein Eigenthum Anspruch, ohne mich auf irgend eine
besondere Art und Weise, denselben zu erzeugen und anzuwenden, zu beschranken. Um
jedoch meine Erfindung deutlicher darzustellen, will ich hier ein paar Zeichnungen
beifuͤgen, aus welchen eine meiner Verfahrungs-Weisen bei dem
Abkuͤhlen der Gefaͤße erhellen wird.
Fig. 19. und
20. Tab.
II. stellen einen Apparat zum Abkuͤhlen kleinerer Gefaͤße aus
gegossenem Eisen dar. Die Figuren sind in halb natuͤrlicher Groͤße,
und zeigen, wie ich ein Gefaͤß aus Gußeisen, das eine Pinte Bier oder Ale
haͤlt, nachdem es außen und innen uͤberzinnt wurde,
abkuͤhle.
Fig. 19. zeigt
diesen Apparat im Perspektive, so wie er in dem Augenblike, wo das Gefaͤß
umgekehrt in denselben zur Kuͤhlung eingesezt wird, und ehe noch der Luftzug
auf dasselbe zugelassen wurde, zu stehen kommt. Fig. 20. stellt den
Durchschnitt desselben in jener Lage dar, in welcher er sich befindet, wenn das
Abkuͤhlen anfaͤngt. Dieselben Buchstaben bezeichnen in beiden Figuren
dieselben Gegenstaͤnde, A stellt ein
Gefaͤß aus Gußeisen von solcher Groͤße dar, daß das Gefaͤß,
welches abgekuͤhlt werden soll, in demselben Raum genug findet; an der einen
Seite ist es mit einer Lippe oder Hervorragung aa
versehen, um den Henkel des abzukuͤhlenden Gefaͤßes mit aller
moͤglichen Leichtigkeit aufzunehmen, wie der Durchschnitt Fig. 20. zeigt. Der Boden
des Kuͤhlgefaͤßes ist durchbohrt, und steht mittelst einer
Roͤhre BB mit einem Luftgefaͤße oder
Luftbehaͤlter in Verbindung, in welchem sich Luft in einem Zustande von
Verdichtung oder Zusammenpressung befindet, so daß diese ploͤzlich durch den
Boden des Gefaͤßes A in denselben gelassen, oder
mittelst eines Hahnes C, welcher sich in der Mitte der
Verbindungs-Roͤhre BB befindet,
abgesperrt werden kann. Der Hahn C ist mit einem Hebel
oder mit einer Handhabe D versehen, wodurch derselbe
gedreht und so gestellt werden kann, daß, nach Umstaͤnden, mehr oder minder
Luft zugelassen wird: dieß geschieht naͤmlich mittelst eines beweglichen
Schließers E, welcher mittelst einer Daumschraube F auf einer befestigten Metallstange GG gehalten wird; der Hebel wird bis zu diesem
Schließer hinabgedruͤkt, und dadurch, wie der Durchschnitt Fig. 20. zeigt, die
Oeffnung des Hahnes bei dem Einlassen der Luft regulirt. H und I stellen einen Teller oder einen
seichten metallnen Napf dar, welcher mittelst zwei kurzer Fuͤße oder
Stuͤzen bb auf dem Boden des
Kuͤhlgefaͤßes unmittelbar uͤber der Oeffnung oder
Muͤndung der Verbindungsroͤhre BB
ruht. Dieser metallne Napf HI hat an der einen
Seite eine Hervorragung I zur Aufnahme des Henkels des
zu kuͤhlenden Gefaͤßes k, welches in der
Figur in dem Kuͤhlungs-Akte dargestellt ist. cc ist ein Schrauben-Bolzen, wodurch der
Napf HI an seiner gehoͤrigen Stelle
erhalten wird; er ist in eine kleine Metallstange, die quer uͤber die
Muͤndung der Roͤhre BB
laͤuft, eingeschraubt. Das Kuͤhlgefaͤß A ist an der Roͤhre BB mittelst
der Schrauben-Bolzen ee befestigt, welche
durch einen Rand laufen, der die Muͤndung der Roͤhre von allen Seiten
umgibt. Auf diese Weise
kann das Gefaͤß A mit allem Zugehoͤre
abgehoben, und, nach Bedarf, ein groͤßeres oder kleineres
Kuͤhlgefaͤß an die Stelle desselben gebracht werden, waͤhrend
der Hahn und der uͤbrige Apparat fuͤr jeden Fall bleiben kann. Die
Weise, wie dieser Apparat gebraucht wird, ist folgende: Nachdem das zu verzinnende
Gefaͤß hinlaͤnglich und gehoͤrig außen und innen mit Zinn
uͤberzogen wurde, und lezteres noch in einem Zustande von Fluͤssigkeit
sich befindet, wird es in das Kuͤhlgefaͤß A, umgestuͤrzt, die Oeffnung nach Unten gebracht, und auf den Napf
HI gestellt. In dem Augenblike, wo dieß
geschieht, wird der Hebel D am Hahne c schnell bis zu dem Schließer E hinabgedruͤkt, wodurch ein starker Luftstrom am Boden des
Gefaͤßes A aus dem oben erwaͤhnten
Behaͤlter eingelassen wird. Der Napf HI
hindert, daß dieser Luftstrom geradezu an das geschmolzene Zinn anschlaͤgt,
und laͤßt denselben an den Seiten des Gefaͤßes und beinahe parallel
mit den Flaͤchen desselben, und in Beruͤhrung mit diesen, aufsteigen,
und er kann oben bei dem Gefaͤße A heraus, wie
die Richtung der kleinen Pfeile in Fig. 20. zeigt. Auf diese
Weise wird die Hize von dem Topfe k weggetrieben, und
das Zinn erstarrt schnell auf den beiden Oberflaͤchen des Fußeisens; es
findet nicht mehr Zeit, in bedeutender Menge abzurinnen, laͤßt die
Oberflaͤche, innen wie außen, gleichfoͤrmig und eben, was durch
Eintauchen in Wasser nimmermehr geschehen kann.