Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 8, Jahrgang 1822, Nr. XVI., S. 125
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XVI. Miszellen. Miszellen. Gas zur Gasbeleuchtung im tragbaren Zustande. Hr. W. Caslon, in Burton-Crescent, hat die Gas-Beleuchtung dadurch erleichtert, daß er die kostbaren Leitungen erspart, und das Gas in eisernen Cylindern mit konvexen Enden verdichtet, die dem Druke zu widerstehen vermoͤgen. In diesen wird den Abnehmern ihr Bedarf an Gas zugeschikt, und diese Gefaͤße werden sodann an die Roͤhren in dem Hause angeschraubt. Das Gas geht durch zwei einfache Maschinen, wovon die eine den Druk desselben regelt, die andere die verbrauchte Menge mißt: ein Waͤchter aus Queksilber zeigt, wenn das Gas alt werden will. Da Hr. Caslon Thran-Gas bereitet, so ist bei dem Gebrauche desselben nicht jene Reperatur noͤthig, wie bei dem Steinkohlen-Gase, das die Roͤhren anfrißt. Ein solcher Cylinder faßt ungefaͤhr 70 Kubikfuß und ein Kubikfuß reicht fuͤr eine Stunde hin, um das Licht von 12 Talg-Kerzen zu geben. Diese Cylinder muͤssen aber sehr stark seyn, wenn nicht Ungluͤk geschehen soll, wovon wir ein Beyspiel wissen. Aus Th. Gill's technical Repository N. II. Februar. 1822. S. 158. Neue Erdaͤpfel Sorte. Herr Thom. Lorimer, bei Nokhall, dem Landsize des Baronet Rob. Grierson, erhielt von einem Bekannten einen Erdapfel aus Spanish-Town in Suͤd-Amerika. Er legte denselben, in zwei Theile geschnitten, im Fruͤhjahre, und erhielt davon nicht weniger als 41 Stuͤke, wovon 30 ganz ungewoͤhnliche Groͤße zeigten. Die zwei groͤßten waren einer, der 2 Pfund 4 Loth, ein anderer der 1 Pfund 28 Loth wog; die uͤbrigen mochten zusammen 30 Pfund im Gewichte betragen. (Tilloch's Phil. Magaz. et Journal. N. 284. Dec. 1821. S. 461.) Vergleichung des Spatens und des Pfluges. In der Naͤhe von Hamilton machte man dieß Jahr einen Versuch, um den Unterschied zwischen Spaten und Pflug zu zeigen. Auf einem Felde, welches im Jahre vorher Bohnen, und vor diesem Hafer, trug, wurden abwechselnd zwei Furchen mit dem Spaten gegraben, und zwei gepfluͤgt, und noch an demselben Tage besaͤet. Ein Theil der gegrabenen wie der gepfluͤgten, Furchen wurde mit der Garten Haue gedrillt. Die Aerndte wurde an einem und demselben Tage auf den gepfluͤgten, wie auf den gegrabenen Furchen gehalten. Beim Ausdreschen zeigte es sich, daß der Koͤrner-Ertrag der ausgesaͤeten Frucht auf den gegrabenen Furchen zu jenem auf den gepfluͤgten sich verhielt, wie 55 : 42, und der gedrillten Frucht auf den gegrabenen Furchen zu jenem auf den gepfluͤgten, wie 20 1/4 : 12 1/4. Das Stroh auf den gegrabenen war reichlicher, und der Boden reiner von Unkraut. Tilloch's Phil. Magaz. a. a. o. d. 461. (Unser Bergland, wo der Aker gegraben werden muß, und nicht gepfluͤgt werden kann, bestaͤtigt dieß hinlaͤnglich. Es ist sehr zu bedauern, daß nicht bemerkt wurde, welche Frucht man hier versuchsweise gebaut hat. A. d. Ueb.) Ueber Rhabarber Bau und uͤber das Troknen derselben. Insofern wir so gut, wie die Russen, Rhabarber bei uns bauen koͤnnen, ist es Schande und Schaden um jeden Heller, den wir fuͤr Rhabarber nach Rußland schiken. Und wenn auch einige Aerzte und Kranke in russische Rhabarber vernarrt sind, so sollte man diese Pflanze theils als Viehfutter, theils als Farbe-Material bauen. Die Kultur derselben ist bei weiten nicht so schwierig, als die des Hopfens; die groͤßte Schwierigkeit ist, die Wurzeln gehoͤrig zu troknen. In dieser Hinsicht schlaͤgt ein Landwirth in Frankreich, der Rhabarber im Großen baut, in Tilloch's Philosoph. Magazine et Journal. Jaͤn. 1822. Nr. 285. S. 59. (Vergl. Biblioth. phys. économique) vor, der Wurzel ihre Oberhaut abzuziehen. Er gesteht zwar, daß diese Operation langweilig hergeht, versichert jedoch, daß zugleich Zeit und Geld dadurch erspart wird, indem dadurch das Troknen schneller und regelmaͤßiger geschieht. Diese Erfahrung wurde von mehreren, die sie wiederholten, bestaͤtigt. Reguin's Holzbereitung zu Paris. Raingo's Spiel-Uhren. Dollé's d. Sohnes Leinen-Damast-Fabrik zu St. Quentin. Das Bulletin de la Société d'Encouragement pour l'industrie nationale, Nr. 211, Jaͤner 1822 enthaͤlt einige Berichte uͤber neu gegruͤndete Établissements in Frankreich, worauf wir diejenigen unserer Leser, welche daran besonderes Interesse finden koͤnnten, aufmerksam machen zu muͤssen glauben. Das erstere dieser Etablissements, wovon hier die (S. 1.) Rede ist, ist das große Saͤgewerk des Hn. Roguin, welches, nach Art des englischen des Hn. Brunel, von einer Dampf-Maschine getrieben, die die Kraft von 12 Pferden aͤußert, alles Holzwerk fuͤr Gallantrie-Tischler, und Ebenisten, Schreiner, Zimmerleute, Wagner etc. zur weitern Verarbeitung fertig herrichtet. In einer Stunde koͤnnen auf diesem Saͤgewerke mittelst der geraden Laͤngen-Saͤgen ungefaͤhr 90 Quadrat-Fuß Holz gesaͤgt werden, waͤhrend die beßten Saͤger in dieser Zeit nur 10 Fuß zu liefern vermoͤgen: der Mechanismus den Hr. Roguin anwendet, leistet demnach hier eben so viel, als 18 Arbeiter kaum hervorzubringen im Stande sind. Seine Rundsaͤgen von 12–18 Zoll im Durchmesser drehen sich 700 mal in einer Minute, die groͤßern, von 18–30 Fuß, 500 mal, in 40 Sekunden ist ein Stuͤk Holz von 9 Fuß Laͤnge, und 4 1/2 Zoll Breite durchschnitten. Eben so unbegreiflich schnell wird das Holz hier gehobelt und gefalzt: in 3 Minuten salzt man 36 Fuß hohl, und in 4 Minuten eben so viel erhaben. Hr. Reguin hat zugleich bei seinem Maschin-Werke eine große Troken-Anstalt fuͤr das zu bearbeitende Holz erbaut; das Holz wird daselbst in ein, mit warmem Wasser gefaͤlltes Bassin eingeweicht, und nachdem dadurch die gummiartigen Bestandtheile desselben aufgeloͤset und ausgezogen wurden, wird es in einer Darrstube getroknet. Ein auf diese Weise getroknetes Holz wirft sich nie, und wird nicht von Wuͤrmern angegangen. Die Commissaͤre der Société d'Encouragement nennen diese Anstatt des Hrn. Roguin die erste und die einzige, und sie mag es auch seyn; Hr. Brunel hatte eine aͤhnliche noch weit groͤßere in England schon vor vielen Jahren gegruͤndet: die Admiralitaͤt belohnte Hn. Brunel aber mit einer Gratifikation von 7,000 Pfund Sterl.; Hr. Roguin muß in Frankreich sich mit einer goldenen Medaille begnuͤgen, auf welche die Commissaͤre antrugen. Das zweite (S. 9.) ist die Fabrik von Uhren, Tabatieren etc. mit sogenannter Musik, von Hn. Raingo, horloger mécanicien, rue St. Sebastien, Nr. 46, zu Paris. Die Commissaͤre der Société d'Encouragement, die Hn. Francoeur und Bréguet liefern, nachdem sie einer Uhr, in welcher Hr. Raingo die taͤgliche Bewegung der Erde um die Sonne und des Mondes um die Erde darstellt, alles Lob ertheilen, und mit Recht wuͤnschten, daß solche Uhren (etwas wohlfeiler als diese, die 1,500 Franken kostet) fuͤr Schulhaͤuser zum oͤffentlichen Unterrichte beigeschafft wuͤrden, eine kurze historische Uebersicht dieser Bijersterien mir sogenannter Musik, die zuerst zu Genf und la Chaux de Fond verfertiget wurden, und bemerken, daß Hr. Raingo, freilich nur mit Huͤlfe seiner zahlreichen Familie, diese Waare jezt weit wohlfeiler und besser zu Paris verfertigt, als sie von Genf oder Chaux-de-fond her eingeschwaͤrzt werden koͤnnen. Der dritte Bericht (S. 13) betrifft die Leinen-Damast Fabrik des Hn. Dollé, Sohn, zu St. Quentin, Dptt. de l'Aisne welche Tischtuͤcher und Servietten liefert, die, wie der Bericht erstattende Commissaͤr der Société d'Encouragement Hr. Pasot Descharmes sich ausdruͤkt, „mit den saͤchsischen und schlesischen verglichen, nur wenig zu wuͤnschen uͤbrig lassen.“ „Es ist nicht zu zweifeln“ faͤhrt er fort „daß Hn. Dollés Fabrik bald mit den sachsischen wetteifern, und die schlesischen uͤbertreffen werde, sobald naͤmlich die Leztern nicht mehr frei eingefuͤhrt werden duͤrfen, sondern mit den gehoͤrigen Zolle belastet werden. Dieses wird die franzoͤsische Fabrikation dieser Damaste beleben, und der schwere Zoll auf auslaͤndischen Leinen-Damast wird eine eben so hohe Praͤmie fuͤr unsere inlaͤndischen Leinen-Damastfabriken werden.“ Wenn diese Bemerkung des Herrn Pajot-Descharmes so sonnenklar wahr und richtig ist; wenn alle Staaten Europens: Frankreich, England, Oestreich, Preussen, Rußland ihren Fabrikaten durch Einfuhr-Verboth und Erschwerung auslaͤndischer, und vorzuͤglich deutscher Erzeugnisse aufzuhelfen suchen, wie koͤnnen die Regierungen mancher deutschen Staaten, oder vielmehr, wie koͤnnen die Schreiber in den Buͤreaux, die als Finanziers gelten wollen, so einfaͤltig seyn, und ihre wenigen noch uͤbrig gebliebenen Fabriken durch freie Einfuhr auslaͤndischer Fabrikate vollends zu Grunde richten. Doch auf unserer beßten Welt ist alles moͤglich, und das Duͤmste geschieht gewoͤhnlich zuerst, und am haͤufigsten. Sero sapiunt Phryges.