Titel: | Bemerkungen zur Erleichterung der Prüfung des Quell- und Mineral-Wassers. Von Joh. Dalton. Aus den Memoirs of the literary et philosophical Society of Manchester. |
Fundstelle: | Band 8, Jahrgang 1822, Nr. XXIX., S. 225 |
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XXIX.
Bemerkungen zur Erleichterung der Prüfung des Quell- und Mineral-Wassers. Von Joh. Dalton. Aus den Memoirs of the literary et philosophical Society of Manchester.
In dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. Nr. 233. S. 279. Oktober 1821.
Dalton über die Erleichterung der Prüfung des Quell- und Mineral-Wassers.
Es kann Niemanden entgehen, daß sowohl die Gesundheit und das
Wohl von Familien, als die Verhaͤltniße des haͤuslichen Lebens
uͤberhaupt hoͤchst wesentlich von einem der unentbehrlichsten Artikel
abhaͤngen, von dem Wasser. Die Eigenschaften des Wassers sind, ohne allen
Zweifel, von hoher Wichtigkeit beim Brauen, Baken, und bei verschiedenen andern
Bereitungen der Nahrungsmittel sowohl, als auch bei dem Waschen und Bleichen der
Leinen- und Baumwollen-Zeuge und verschiedenen andern zum Behufe der
Reinlichkeit noͤthigen Verrichtungen. Sehr viele Manufakturen haͤngen
sehr wesentlich von der Guͤte des Wassers ab, so wie von der Methode,
dasselbe, wenn es zufalliger Weise nicht die gehoͤrigen oder gar
nachtheiligen Eigenschaften besaͤße, zu dem erwuͤnschten Zweke
brauchbar und tauglich zu machen. In dieser Hinsicht glaubte ich, durch einige
Bemerkungen uͤber diesen Gegenstand denjenigen, welche die Chemie nicht zu
ihrem besonden Studium gemacht haben, einen kleinen Dienst zu erweisen.
Die meisten Schriftsteller betrachten die Untersuchung der Analise des Wassers als
eine Aufgabe, deren Loͤsung große Geschiklichkeit und genaue Bekanntschaft
mit den Grundsaͤzen der Chemie voraussezt; indessen haben die neueren
Fortschritte in dieser Wissenschaft diesen Gegenstand weit weniger schwierig gemacht, als er ehevor
gewesen ist. Es ist wahr, daß die große Verschiedenheit der Bestandtheile, die man
zuweilen im Wasser findet, und die außerordentlich geringe Menge, in welcher sie in
demselben vorkommen, sehr entmuthigen muͤßen, wenn es darauf ankommt,
zugleich die Art und die Menge
der fremden Bestandtheile durch die Analise zu bestimmen. Allein, wenn man die
gehoͤrigen Mittel ergreift, so gelangt man ohne große Muͤhe an dieses
doppelte Ziel, und durch etwas Uebung kann, bei einiger Geschiklichkeit, jeder, ohne
eben ein großer Adept in der Chemie zu seyn, sich an die Untersuchung wagen.
Das meiste Quellwasser, welches man dadurch erhaͤlt, daß man in einiger Tiefe
in die Erde graͤbt, enthaͤlt Kalk, welcher durch eine oder durch
mehrere Saͤuren, vorzuͤglich durch Kohlen- und
Schwefel-Saͤure in demselben aufgeloͤst erhalten wird.
Diesen Salzen, dem kohlensauren und schwefelsauren Kalke, ist jene Eigenschaft des
Brunnenwassers, welche man Haͤrte nennt,
vorzuͤglich zuzuschreiben; eine Eigenschaft, die wirklich hoͤchst
sonderbar und erstaunenswuͤrdig ist, wenn man bedenkt, daß sie von einer so
außerordentlich geringen Menge eines erdigen Mittelsalzes erzeugt werden kann. Die
uͤbrigen erdigen Mittelsalze, deren Basis Bittererde, Schwererde, oder
Thonerde ist, bringen beinahe dieselbe Wirkung hervor, allein sie kommen, im
Vergleiche der kalkerdigen Mittelsalze, nur selten vor.
Wenn man irgend ein erdiges Mittelsalz in reinem destillirten Wasser, oder in
Regenwasser aufloͤset, so wird die spezifische Schwere des Wassers dadurch
vermehrt; allein bei dem Brunenwasser ist, im Allgemeinen, die Pruͤfung auf
spezifische Schwere von wenig Nuzen, indem die Zunahme der Lezteren so gering ist,
daß auch das empfindlichste Instrument hier wenig Ausschlag zu geben vermag. Ich
besize indessen ein Instrument, welches ein Kuͤnstler in unserer Stadt
verfertigte, und welches nichts anderes als ein gewoͤhnliches Hydrometer,
jedoch mit einer ungewoͤhnlich feinen Roͤhre, ist, wodurch die
groͤßere spezifische Schwere des Brunnenwassers bestimmt angegeben wird. Es
kann zwar nicht mit anderen Methoden, die relative Haͤrte des Brunnenwasser
zu bestimmen, in Vergleichung gebracht werden; es bleibt jedoch ein hoͤchst
nuͤzliches Instrument bei andern chemischen Untersuchungen,
vorzuͤglich bei Bestimmung kleiner Theile eines salzigen Ruͤkstandes
nach vorangegangenem Nieschlaͤgen.Der Maaßstab dieses
Hydrometers ist anderthalb Zoll lang, und in 25 Grade getheilt. Jeder Grad
zeigt beilaͤufig ein, 0004 an. Der Unterschied zwischen destillirtem
Wasser und dem gewoͤhnlichen Brunnenwasser betraͤgt
gewoͤhnlich Einen Grad an diesem
Instrumente, und der zwischen distillirtem oder Regenwasser und dem
staͤrksten Kalkwasser vier Grade. A. d. O. Man wird leicht
einsehen, daß die spezifische Schwere des Brunnenwassers nicht als Maaßstab der Haͤrte desselben dienen kann, wenn man bedenkt,
daß Ein Gran erdigen Mittelsalzes in 2000 Granen reinen
Wassers aufgeloͤset, dieses zu dem haͤrtesten Brunnenwasser macht, das
man irgendwo findet.
Wir wollen nun einige der benachbarten Pruͤfungsmittel bei der Analise des
Wassers aufzaͤhlen:
1tens
Seifenwasser, als Pruͤfungsmittel. Wenn man ein
Stuͤk Seife in destillirtem oder in reinem Regenwasser schuͤttelt, so
wird ein Theil davon aufgeloͤst, und erzeugt eine milchichte
Fluͤßigkeit, welche mehrere Tage lang unveraͤndert bleibt; wenn man
aber Seife mit hartem Brunnenwasser schuͤttelt, so gerinnt die milchichte
Fluͤßigkeit, die man dadurch erhaͤlt, beinahe augenbliklich, der
geronnene Theil steigt an die Oberflaͤche empor, und laͤßt die
Fluͤßigkeit unten beinahe vollkommen klar zuruͤk. Dieser geronnene
Theil ist naͤmlich der erdige Bestandtheil des in dem Wasser enthaltenen
Salzes verbunden mit dem Oele der Seife. Er fuͤhlt sich klebrig und
unangenehm an, wenn man ihn zwischen den Fingern reibt, und beschmuzt Glas und
andere Gefaͤße so sehr, daß sie stark mit Tuch gerieben werden muͤßen,
um wieder davon gereiniget zu werden. Obschon dieses Pruͤfungsmittel hartes
Wasser von reinem Wasser hinlaͤnglich unterscheidet, so ist man doch durch
dasselbe nicht im Stande, die Haͤrte zweier verschiedener Wasser genau unter
einander zu vergleichen.
2tens
Kalkwasser, als Pruͤfungsmittel. Das meiste
Brunnenwasser wird, frisch aus dem Brunnen geschoͤpft, durch Kalkwasser
milchicht, welches gewoͤhnlich daher ruͤht, daß das Brunnenwasser
uͤbersauren kohlensauren Kalk enthaͤlt. Durch das zugesezte Kalkwasser
wird der uͤbersaure kohlensaure Kalk auf kohlensauren Kalk
zuruͤkgefuͤhrt, welcher im Wasser unaufloͤsbar ist, und als
koͤrniges weißes Pulver zu Boden faͤllt. Wenn ein Brunnenwasser nichts
anderes, als uͤbersauren kohlensauren Kalk enthaͤlt, welches der Fall
bei einem vortrefflichen Ziehbrunnen in der Nachbarschaft ist, so ist Kalkwasser das
einzige Pruͤfungsmittel, dessen man bedarf, um die Menge des in demselben
enthaltenen uͤbersauren kohlensauren Kalkes zu bestimmen. Man saͤttige eine
gegebene Menge solchen Brunnenwassers mit Kalkwasser, indem man dieses so lang
zutroͤpfelt, als das Wasser davon noch milchicht wird; der kohlensaure Kalk
wird zu Boden fallen, und kann dann auf die gewoͤhnliche Weise bestimmt
werden. Ich finde es jedoch raͤthlicher, etwas mehr Kalkwasser zuzusezen, um
alle Kohlensaͤure niederzuschlagen: nachdem der kohlensaure Kalk sich hierauf
zu Boden gesezt hat, kann die daruͤberstehende wasserhelle Fluͤßigkeit
abgegossen und mit einer Saͤure gepruͤft, das Salz und die kohlensaure
Kalkerde aber durch vollkommen reine Kochsalz- oder Salptersaͤure
aufgeloͤst werden. Auf diese Weise laͤßt sich die Menge des in dem
Wasser enthaltenen Kalkes genau finden; man darf naͤmlich nur den in dem
zugesezten Kalkwasser enthaltenen Kalk davon abziehen, und es wird der in dem
Brunnenwasser urspruͤnglich mit Kohlensaͤure verbundene Kalk
uͤbrig bleiben. Auf diese Weise fand ich in fuͤnf Unzen des oben
angefuͤhrten Brunnenwassers den uͤbersauren kohlensauren Kalk
bestehend aus
0,48 Kalk, 0,77 Kohlensaͤure.
–––––––– 1,25;
wornach beinahe Ein Gran dieses erdigen Mittelsalzes auf 2000
Grane Wassers kommt. Dieses Wasser ist hart, und macht die Seife gerinnen; es
laͤßt sich aber durch Sieden welcher machen, und sezt die in den Siedekesseln
so oft wahrgenommene Krusten etc. ab. Wenn schwefelsaurer Kalk zugleich mit dem
uͤbersauren kohlsauren Kalke vorkommt, so bleibt, mit Hinsicht auf den
Lezteren, das Verfahren dasselbe. Ich habe neulich zu meiner Verwunderung bemerkt,
daß der uͤbersaure kohlensaure Kalk, er mag frei in demselben vorkommen, oder
kuͤnstlich in demselben erzeugt werden, vielmehr ein alkalisches als ein saures Compositum ist.
3tens
Essigsaures und salpetersaures Blei, als
Pruͤfungsmittel. Diese Salze lassen sich leicht in hoͤchster
Reinlichkeit erhalten, und sind treffliche Pruͤfungs-Mittel auf
Kohlensaͤure und auf Schwefelsaͤure, welche beide sie alsogleich in
Verbindung mit dem Bleie niederschlagen. Wird der Niederschlag mit
Salpetersaͤure behandelt, so wird das kohlensaure Blei auf der Stelle
aufgeloͤset, und das schwefelsaure Blei, (wenn solches vorhanden
waͤreEs ist hier ein Sinn
entstellender Drukfehler im Originale. Es heißt: „the carbonate of lead is instandly dissolved, and
the sulphate of lead is instantly dissolved, and the sulfate of lead
(it present) remains undissolved.“ A. d.
Ueb.) bleibt unaufgeloͤset, kann gesammelt und getroknet, und darnach die Menge
der Schwefelsaͤure bestimmt werden.
4tens
Salpetersaͤure, Salzsaͤure und Schwererde, als
Pruͤfungsmittel. Wenn es sich darum handelt, die Gegenwart der
Schwefelsaͤure zu beurkunden, sie mag frei oder gebunden seyn, so sind dieß
die beßten Pruͤfungsmittel. Schwefelsaure Schwererde ist vielleicht unter
allen bekannten Mittelsalzen das Unaufloͤsbarste. Selbst Regenwasser von
Haͤusern gesammelt, die mit Schiefer gedekt sind, obschon es weicher ist, als
Bach- oder Brunnenwasser, zeigt, bei diesem Pruͤfungsmittel, 1 Gran
Schwefelsaͤure in 20–30,000 Granen.
5tens.
Sauerkleesaͤure, als Pruͤfungsmittel. Wenn
es sich bloß darum handelt, Kalk in irgend einem Wasser entweder in freiem oder in
gebundenem Zustande zu finden, so ist dieß das beßte Pruͤfungsmittel. Es ist
zuweilen raͤthlich, etwas Ammonium in denjenigen Faͤllen zuzusezen, wo
der Kalk gebunden ist. Der sauerkleesaure Kalk faͤllt langsamer als
unaufloͤsbares Salz zu Boden. Die Menge des Kalkes laͤßt sich entweder
dadurch finden, daß man den Niederschlag sammelt, oder daß man sorgfaͤltig
und nach und nach die gehoͤrige Menge, aber nicht mehr, Saͤure
zugießt, wenn die Staͤrke dieser Saͤure vorlaͤufig bestimmt
wurde.
6tens.
Salpetersaures Silber und Queksilber, als Reinigungsmittel. Dieß sind die Pruͤfungsmittel auf
Kochsalzsaͤure, oder auf kochsalzsaure Salze uͤberhaupt: es bildet
sich kochsalzsaures Silber oder kochsalzsaures Queksilber, welche beide
unaufloͤsbar sind. Es trifft sich nur selten, daß Brunnen-Wasser eine
bedeutende Menge von Kochsalzsaͤure entweder in freiem oder in gebundenem
Zustande enthielte.
7tens.
Geschwefeltes Wasserstoffgas oder Wasserstoffschwefel. Diese sind vortreffliche Pruͤfungsmittel auf
Blei, Queksilber, und verschiedene Metalle, indem sie mannigfaltige
unaufloͤsbare Niederschlaͤge dieser geschwefelten Metalle geben. Ein
Gran Blei mit geschwefeltem Wasserstoffe niedergeschlagen reicht hin, um mehrere
Gallonen Wassers dunkelbraun zu faͤrben. Wenn in Mineral Wassern, wie in
jenem zu Harrowgaͤte, geschwefelter Wasserstoff sich findet, so laͤßt
sich dieses durch den Geruch erkennen; Bleiaufloͤsungen sind jedoch weit
feinere Pruͤfungsmittel, indem sie ein solches Wasser auf der Stelle braun
oder schwarz faͤrben.
8tens.
Gallaͤpfeltinktur und blausaures Kali
und blausaurer Kalk, als Pruͤfungsmittel. Diese dienen
zur Entdekung des Eisens: erstere gibt einen schwarzen, leztere einen blauen
Niederschlag: wenn aber das Wasser gruͤnes Eisen-Oxid
aufgeloͤst enthaͤlt, so muß, um dasselbe in rothes Eisen-Oxid
zu verwandeln, dem Wasser vorlaͤufig ein Theil uͤbersaurer
kochsalzsaurer Kalkaufloͤsung zugesezt werden.
Es gibt noch mehrere Pruͤfungsmittel, als ich hier aufgefuͤhrt habe;
allein, die hier angefuͤhrten sind jezt schon mehr, als man bei der
gebraͤuchlichen Untersuchung des gewoͤhnlichen Brunnen-Wassers
noͤthig hat. Ich will keinen Katalog von Pruͤfungsmitteln hier
liefern, sondern nur zeigen, wie man die Anwendung derselben verbessern, und wie man
sie auf ein Sistem zuruͤkfuͤhren kann, das selbst den Uneingeweihten
verstaͤndlich ist.
Die Verbesserungen, welche ich vorzuschlagen wuͤnsche, sind, daß man die
Mengen der Bestandtheile eines jeden Pruͤfungsmittels vorlaͤufig genau
bestimmen, und auf der Etiquette des Flaͤschchens derselben genau angegeben
haben moͤchte; dieß kann, bei dem gegenwaͤrtigen Zustande der Chemie
als Wissenschaft, bei den meisten derselben leicht geschehen. Wir duͤrfen
dann nur aus einer in Grane getheilten Tropfroͤhre bestimmte und bekannte
Mengen derselben in das zu untersuchende Wasser so lang eintroͤpfeln, bis die
gehoͤrige Wirkung erfolgt ist; denn aus der Menge des erfoderlich gewesenen
Pruͤfungsmittels laͤßt sich die Menge des in dem Wasser vorgekommenen
salzigen Bestandtheiles bestimmen, ohne daß man sich die Muͤhe geben darf,
den Niederschlag erst zu sammeln, oder, wenn dieß geschehen waͤre, so dient
die eine dieser Verfahrungsweisen der anderen zur Kontrole.
Ich will jezt diesen unvollkommenen Entwurf mit einigen Beobachtungen und Erfahrungen
schließen, welche ich in dem Laufe der gegenwaͤrtigen Woche in Hinsicht auf
diesen Gegenstand zu machen Gelegenheit hatte.
Ich untersuchte das Wasser der Wasserleitungen zu Manchester, und fand dasselbe
beinahe so, wie ich es erwartet hatte; Flußwasser ist in der Regel weicher als
Brunnen-Wasser, und haͤrter als Regen-Wasser. Dieß ist auch der
Fall bei dem gegenwaͤrtigen Wasser. Es enthaͤlt nur einen
hoͤchst geringen Antheil von schwefelsaurem Kalke und etwas von kohlensaurem;
aber nur die Haͤlfte jener erdigen Materie, welche das oben erwaͤhnte
Brunnen-Wasser mit sich fuͤhrt. Es macht die Seife etwas gerinnen,
gibt aber keinen Niederschlag mit Kalkwasser. In 4000 Grauen ist ungefaͤhr Ein
Gran erdigen Mittelsalzes enthalten.
Wenn Brunnen-Wasser uͤbersauren kohlensauren Kalk enthaͤlt, so
wird durch das Kochen desselben der groͤßte Theil des kohlensauren Kalkes
niedergeschlagen, und der Ueberschuß von Saͤure weggetrieben. Daher der
Ueberzug der Pfannen und Kessel, in welchen solches Wasser gesotten wird. Durch das
Kochen wird also das Wasser weicher, als es ehevor gewesen ist. Es kann folglich
dann zum Waschen gebraucht werden, indem es die Seife kaum mehr gerinnen macht;
haͤlt aber doch noch immer ungefaͤhr 1/3 jenes erdigen Mittelsalzes,
und wird mit essigsaurem Bleie milchicht. Wenn ein Wasser nur schwefelsauren Kalk
allein enthaͤlt, so wird es, wie ich fuͤrchte, durch das Kochen um
nichts milder.
Wenn man Brunnen-Wasser bei Manufakturen zum Waschen etc. brauchen muß, so ist
es vortheilhaft, dasselbe einige Zeit uͤber der Atmosphaͤre
auszusezen, und zwar in einem Behaͤlter mit weiter Oberflaͤche.
Dadurch kann die Kohlensaͤure zum Theile entweichen, und der kohlensaure Kalk
sich niederschlagen; und dadurch kann auch, bis auf einen gewissen Grad, die
Nothwendigkeit des Kochens des Wassers erspart werden. Je mehr man aus einem Brunnen
Wasser schoͤpft, desto weicher sollte, wie es scheint, das Wasser werden. Ich
habe diesen Morgen das Wasser eines Brunnens untersucht, der taͤglich mehrere
tausend Gallonen Wasser geben muß. Das Wasser ist verhaͤltnißmaͤßig
weich; es macht die Seife kaum etwas gerinnen; es ist beinahe eben so weich, als das
oben erwaͤhnte Brunnen-Wasser, wenn dasselbe gekocht wurde. Die
Haͤrte in demselben ruͤhrt von etwas schwefelsaurem Kalke und etwas
kohlensaurem Kalke her.
Eine der auffallendsten Erscheinungen, die ich beobachtet habe, ist, daß alles
Brunnen-Wasser, welches kohlensauren oder uͤbersauren kohlensauren
Kalk enthaͤlt, wirklich als kalkig oder alkalisch auf die farbigen Pruͤfungsmittel wirkt.
Dieses alkalinische Wesen wird nicht eher in dem Wasser zerstoͤrt, als bis
nicht irgend eine staͤrkere Saͤure, wie Schwefelsaͤure oder
Salzsaͤure, in solcher Menge zugesezt wurde, daß der ganze Kalk dadurch
gesaͤttigt wird. Diese Saͤuren koͤnnen in der That als
hinlaͤngliche Pruͤfungsmittel auf die in solchen Wassern enthaltene
Menge des Kalkes betrachtet werden, und man braucht nur die Menge der Saͤure
zu bemerken, welche zur vollkommenen Saͤttigung des Kalkes noͤthig
ist. Es ist gleichviel, ob das Wasser gesotten wurde, oder nicht, oder ob es
zugleich auch schwefelsauren Kalk neben dem kohlensauren enthaͤlt; es bleibt
in Ruͤksicht
der Menge kohlensauren Kalkes, welche es enthaͤlt, einmal kalkig. In Uebereinstimmung mit dieser Idee finde ich
auch, daß Metall-Oxide, wie jene des Eisens oder des Kupfers, durch das
gemeine Brunnen-Wasser eben so gut niedergeschlagen werden, wie durch freien
Kalk. Dessen ungeachtet enthaͤlt kohlensaurer im Wasser aufgeloͤster
Kalk zweimal so viel Saͤure, als roher Kalk oder Kalkstein. Ich erwartete mit
Zuversicht, daß uͤbersaurer kohlensaurer Kalk in seiner Aufloͤsung sauer seyn muͤßte; er ist aber stark alkalisch,
und kaum wird irgend eine Menge zugegossenen kohlensauren Wassers seine alkalische
Natur uͤberwaͤltigen. Reines kohlensaures Wasser schmekt indessen auf
der Zunge sauerUnd auch solches in
welchem, außer dem uͤbersauren kohlensauren Kalke noch eine
betraͤchtliche Menge kohlensaͤure enthalten ist. Dieses
roͤthet sogar noch Lakmus-Papier. A. d. Ueb.. Ich
konnte mich von der merkwuͤrdigen hier angefuͤhrten Thatsache nicht
eher vollkommen uͤberzeugen, bis ich nicht uͤbersauren kohlensauren
Kalk durch Uebersaͤtigung des Kalkwassers, bis die milchichte
Fluͤßigkeit vollkommen hell ward, auf dem gewoͤhnlichen Wege erzeugte:
es war noch immer kalkig, und schien auch dann noch so, als zwei und dreimal so
viele Saͤure zugesezt wurde. Es scheint also beinahe, daß man gar keinen vollkommen gesaͤttigten (neutralen) kohlensauren Kalk erhalten kann, so wie es unmoͤglich
ist, in dem, hier mit dem Worte vollkommen gesaͤttigt
(neutral) verbundenen, Begriffe vollkommen
gesaͤttigtes (neutrales) Ammonium zu erhalten.