Titel: Beschreibung einer Maschine zum Aufheben der Steine. Von Dav. Low. Esqu.
Fundstelle: Band 8, Jahrgang 1822, Nr. LI., S. 410
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LI. Beschreibung einer Maschine zum Aufheben der SteineVergl. Repertory XV. B. S. 236. II. Series, wo eine Abschrift der urspruͤnglichen Beschreibung dieser Maschine von ihrem Erfinder Hrn. Richardson, mitgetheilt ist. Da indessen die Ursache der bewundernswerthen Erscheinungen bei dem Gebrauche dieser Maschine damals nicht bekannt war, und hier erklaͤrt wird, so hoffen wir, daß diese Mittheilung unseren Lesern nicht unangenehm seyn wird. A. d. O.. Von Dav. Low. Esqu. Aus dem Edinburgh Philosophical Journal im Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. N. CCXLII. Julius 1822. S. 93. Mit Abbildungen auf Tab. VII. Low über eine Maschine zum Aufheben der Steine. Die sonderbare hier beschriebene Maschine wurde an verschiedenen Orten mit Vortheil angewendet, um auf wuͤsten Gruͤnden, die man urbar machen wollte, jene Granit- und Gneiß-Bloͤke wegzuschaffen, welche auf keine andere Weise, außer durch Sprengen mit Schießpulver, beseitiget werden konnten. Sie ist, wie ich glaube, wenig bekannt, und verdient doch allerdings alle Aufmerksamkeit, da sie ein sehr nuͤzliches Instrument ist, und uͤberdieß noch ein Mittel zu einem sehr interessanten physischen Versuche gewaͤhrt. Auf Tab. VII. Fig. 21, stellen A, B und C drei starke hoͤlzerne Pfosten vor, die ungefaͤhr 14 Fuß lang, und an ihren oberen Enden mit 3 Loͤchern a, b, c, zur Aufnahme eines starken eisernen Bolzens DE versehen sind, auf welchem die gekruͤmmte eiserne Stange GG sich hin und her schieben laͤßt. Der Bolzen wird so durch die Pfosten gestekt, daß der Pfosten C in Fig. 21 dem diken Ende desselben, E, am naͤchsten, der Pfosten B in die Mitte b, zwischen den Haken der gekruͤmmten Eisenstange, und der Pfosten A zunaͤchst an dem duͤnneren Ende des Bolzens D zu stehen kommt, wodurch der ganze Apparat zusammengehalten wird. Da die Loͤcher a, b, c so vorgerichtet sind, daß sie den Pfosten etwas freies Spiel erlauben, so koͤnnen diese, wie die Schenkel eines gewoͤhnlichen Theodoliten nach allen Seiten hin frei ausgestrekt werden, wie sie auch in Fig. 21 dargestellt sind. An der gekruͤmmten Eisenstange wird dann der befestigte Blok M, welcher vier oder mehr Rollen enthaͤlt, und der bewegliche Blok N mit eben so vielen Rollen angebracht. Jeder dieser Bloͤke muß mit einer sehr starken Eisenstange beschlagen werden, und die Rollen muͤßen groß genug seyn, um ein dikes Seil aufzunehmen, das uͤber dieselben laͤuft. An dem unteren beweglichen Bloke N muß der eiserne Zapfen P eingehaͤkelt werden, welcher aus einem Ringe, einem flachen und einem walzenfoͤrmigen Theile besteht. Der walzenfoͤrmige Theil kann an seiner Spize sieben Achtel-Zoll im Durchmesser halten, nach oben zu allmaͤhlich um ein Sechzehntel-Zoll im Durchmesser zunehmen, und ungefaͤhr zwei Zoll in der Laͤnge halten. Das Ende des Seiles O, Fig. 21, welches uͤber die Rollen des befestigten Blokes laͤuft, wird an der Winde FH befestigt, die sechs Fuß, oder mehr in der Laͤnge halten, und mit ihrer Achse auf den Pfosten A und C ruhen kann. An jedem Ende dieser Winde ist eine Kurbel T und U, um Zeit zu ersparen, und die Strike anzuziehen, ehe die Winde selbst in Bewegung gesezt wird, was auf die gewoͤhnliche Weise mittelst Hebel geschieht, zu deren Aufnahme Loͤcher, wie die Figur zeigt, in der Winde angebracht sind. An einem Ende dieser Winde ist das Sperr-Rad VY angebracht, dessen Klinke X an dem Pfosten A befestigt ist, welche das Zuruͤkfallen der Last hindert, wenn die hebende Kraft aufhoͤrt zu wirken. Die beiden Pfosten A und B muͤßen mittelst einer Querstange verbunden werden, um sie auf ihrer Stelle fest zu halten. Die Anwendung der hier beschriebenen Maschine ist sehr einfach und leicht. Man bringt sie uͤber den zu hebenden Stein, indem man die Pfosten auf jeder Seite ausspreitet, und dann die Winde einsezt. Man braucht von dem Steine, den man heben will, sey er so groß, als er wolleDas ist etwas zu viel gesagt, so brauchbar auch diese Maschine seyn mag. A. d. Ueb., nur etwas uͤber der Erde wahrzunehmen. An dieser Stelle laͤßt man dann einen Arbeiter mittelst eines Hammers, und des gewoͤhnlichen Maurer-Meißels ein kleines kreisfoͤrmiges Loch ungefaͤhr zwei Zoll tief, und so senkrecht als moͤglich aushauen. Der Meißel muß so groß seyn, daß das Loch, welches er macht, ungefaͤhr ein Sechszehntel-Zoll im Durchmesser kleiner ist, als der Zapfen selbst, so daß ein paar Streiche mit dem Hammer zureichen, um denselben fest in das Loch einzukeilen. Nachdem der Zapfen ans diese Weise ungefaͤhr einen Zoll tief in den Stein eingetrieben wurde, wird er an den beweglichen Blok befestigt, und die Seile werden durch das Umdrehen der Winde angezogen. Und nun bedarf es weiter nichts, als so viele Leute, als noͤthig sind, an der Winde anzubringen, um diese mittelst der Hebel auf die gewoͤhnliche Weise zu treiben. Dieser einfache Zapfen wird, so sonderbar es auch scheinen mag, ohne alle andere Befestigung, die schwerste Masse durch alle Hindernisse, die sich ihr entgegen stemmen, frei in die Luft erheben. Ich will gern jedem seinen Unglauben verzeihen, der, wenn man ihm das erste Mal von einer solchen Wirkung durch solche Mittel spricht, an derselben zweifelt. Als diese Thatsache einigen ausgezeichneten Gelehrten in unserem Lande erzaͤhlt wurde, blieben sie unglaubig, wie zuvor, und wurden erst dann uͤberzeugt, als sie die Maschine selbst in Thaͤtigkeit sahen; und ich erinnere mich nicht, einen dieser Herren gehoͤrt zu haben, der den Grund der Wirkung dieser Maschine erklaͤrte. Die allgemeine Meinung, so viel ich weiß, war, als man den Versuch anstellen sah, diese, daß der eiserne Zapfen nicht vollkommen in der Richtung der bewegenden Kraft eingetrieben wurde, und daß die Masse aufgehoben wurde, und aufgehangen blieb, weil die Zapfen so standen, wie bei A und B in Fig. 22. Diese Erklaͤrung kann, wie ich glaube, durchaus nicht gelten: denn die Elasticitaͤt des Steines, nicht die Richtung der bewegenden Kraft ist es, welcher die hervorgebrachte Wirkung zuzuschreiben ist. Das Eisen wird mittelst eines Schlages eingetrieben, und durch die Elasticitaͤt des Steines in seiner Lage erhalten, ganz auf dieselbe Weise, wie aͤhnliche Stifte, die mit Gewalt in Holz eingetrieben werden, in demselben fest gehalten werden, nur mit dem Unterschiede, daß die elastische Kraft, die von dem weit haͤrteren Steine auf das Eisen ausgeuͤbt wird, ohne Vergleich groͤßer seyn muß, als die des weit schwaͤcheren Holzes. Daß diese Erklaͤrungsart die richtige ist, wird durch mehrere dieses Phaͤnomen bei dem Versuche begleitende Thatsachen erwiesen: denn: 1tens hat man gefunden, daß man die bewegende Kraft mit der hoͤchsten Praͤcision in der Richtung des Loches wirken lassen kann, ohne daß das Resultat dadurch die mindeste Aenderung erlitte; 2tens daß, nachdem die Masse aus der Erde aufgehoben wurde, sie in jede beliebige Lage gebracht werden kann, ohne dadurch los zu gehen; und 3tens daß, waͤhrend kaum irgend eine staͤtig wirkende Kraft den Zapfen heraus zu bringen vermag, ein paar starke Schlaͤge mit dem Hammer dieß sehr leicht zu thun vermoͤgen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Kraft, mit welcher das Eisen in dem Steine gehalten wird, in dem Verhaͤltnisse abnimmt, als die Elasticitaͤt des Steines selbst abnimmt; denn sie ist in weichen Steinen, wie Sandstein, weit geringer als im Granite, im Marmor und in anderen dergleichen Steinen. Ja ich glaube sogar, daß der Versuch nur in lezteren vollkommen gelingen kann. Man kann sich vielleicht auf eine andere Weise erklaͤren, wie eine große Steinmasse in gewißen Faͤllen auf die oben angegebene Weise haͤngend erhalten werden kann; wir koͤnnen aber auf keine andere Weise erklaͤren, wie dieß bei Massen, welche in jeder anderen horizontalen oder schiefen Lage gehoben werden, moͤglich ist, noch begreifen, wie, wenn die beiden Koͤrper auf diese Weise aneinander haͤngen, ein Schlag auf ein Mal ihre Verbindung loͤst, waͤhrend keine, auch noch so große, staͤtig wirkende Kraft in was immer fuͤr einer Richtung angebracht, es vermag, diese Verbindung zu loͤsen. Man bringe einen Zapfen von der oben beschriebenen Form auf die oben beschriebene Weise in einer Granit-Masse an, und ziehe, ohne alle Maschinen, mit der Hand an dem daran befestigten Seile; man wird sehen, daß man eben so leicht einen Thurm von seinem Plaze wegruͤken wuͤrde, als man diesen kleinen Zapfen aus seiner Lage bringt: so wahr ist es, daß das elastische Zusammenhalten des Steines, und nicht die Richtung, in welcher gezogen wird, die Masse an dem Zapfen fest haͤlt. Wenn man diese Maschine anwendet, so wird es sogar nothwendig, daß das Loch so senkrecht als moͤglich gemacht wird: denn, wuͤrde dasselbe in der Richtung der Zapfen A und B, Fig. 22, eingetrieben so wuͤrde der Theil des Steines, welcher zwischen den Zapfen, und zwischen der Oberflaͤche des Steines sich befindet, leicht los gehen. Man wird, wenn man diesen Versuch an großen Granit-Massen anstellt, oft Gelegenheit haben zu erstaunen, mit welcher geringen Befestigung des Zapfens diese Massen in die Hoͤhe gezogen werden koͤnnen. Zuweilen stekt der Zapfen kaum ein Viertelzoll tief in dem Steine, und stekt schon fest und unbeweglich, und vermag eine Last von vielen Tonnen aus der Erde zu ziehen. Wenn wir die Staͤrke der Elasticitaͤt des Granites, die aus diesen einfachen Versuchen hervorgeht, erwaͤgen, so wird es uns vielleicht befremden, daß man von einer so erstaunenswuͤrdigen Eigenschaft noch keinen praktischen Vortheil gezogen hat. Es ist offenbar, daß mit einem kleinen Stuͤke Eisen, das mit einer Kraft, die jedes Kind besizt, in einen Stein eingetrieben wird, die groͤßten Schiffe angelegt werden koͤnnen; daß man, auf eben dieselbe Weise, Granit-Massen so zu sagen aufeinander nageln kann, die sofort keine Kraft mehr zu trennen vermag, und daß auf diese Weise selbst Felsen in der Luft aufgehangen werden koͤnnen.

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Tafel Tab. VII
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