Titel: Ueber Eisen und Stahl. Von Hrn. Th. Gill.
Fundstelle: Band 9, Jahrgang 1822, Nr. VIII., S. 93
Download: XML
VIII. Ueber Eisen und StahlDen Bericht des Hrn. Héricart de Thury uͤber damascirte Stahl-Sorten theilen wir nach dem Schluß der Fortsezung dieser Abhandlung mit D.. Von Hrn. Th. Gill. Aus dessen technical Repository. N. II. Februar 1822. S. 135. N. III. Maͤrz 1822. S. 212. N. IV. April 1822. S. 257. N. V. Mai 1822. S. 377. N. VI. Juni 1822. S. 422. August 1822. S. 131. Gill über Eisen und Stahl. Ich theile hier dem Publikum die gelungenen Resultate vieljaͤhriger Erfahrung meines seel. Vaters, meiner und anderer mit. Man wird die hier gegebenen Anweisungen von dem gewoͤhnlich uͤblichen Verfahren bedeutend abweichend finden: wenn man sich aber die große Muͤhe nicht reuen ließ, sich vor laͤufig von der Guͤte der angewendeten Materialien zu uͤber zeugen, und die genaueste Aufmerksamkeit auf jede Kleinigkeit der hier gegebenen Anweisung zu wenden, so wird man die Vortrefflichkeit der daraus verfertigten Gegenstaͤnde vollkommen anerkennen muͤßen; z.B. der seinen Feilen, die nun schon seit mehr als einem halben Jahrhunderte taͤglich gebraucht wurden, und die derjenige, der sie besizt, noch immer fuͤr eine unschaͤzbare Kostbarkeit haͤlt; der Handsaͤgen, die ihre urspruͤngliche treffliche Haͤrtung so lang behielten, bis sie durch staͤtes Abnuͤzen und Feilen, zu Drehe-Saͤgen, und endlich zu Schluͤsselloch-Saͤgen wurden; der Saͤbelklingen, die Flintenlaͤufe entzwei hauen, und hierauf, ohne zu brechen, um einen anderen Flintenlauf herumgewunden werden konnten, und so die beiden entgegengesezten Eigenschaften, Haͤrte und Zaͤhigkeit, in der hoͤchsten Vollkommenheit besaßen. Diese und viele andere Gegenstaͤnde von gleicher Guͤte wurden, wie das Publikum weiß, von meinem seel. Vater verfertigt, und wenn man sich erinnert, daß ich die von meinem Vater ererbten Kenntnisse noch mit jenen Verbesserungen zu bereichern vermochte, welche meine ausgebreiteten Bekanntschaften unter den ersten Practikern der Hauptstadt mir verschaffen, so darf ich mit Zuversicht erwarten, daß das Publikum mich zu einem solchen Unternehmen hinlaͤnglich geeignet finden wird. Ueber die zum Guß-Stahl tauglichen Eisen-Sorten. Das beßte Eisen zu Guß-Stahl ist schwedische, mit den Marken (L) und , das man Reif L (Hoop L) und PL, nennt: diesem kommt der Doppelstern (double star) und die Doppelkugel (double bullet) am naͤchsten. Die schwedische Regierung sieht fuͤr die Guͤte des mit diesen Marken bezeichneten Eisens gut. Obschon die Eisenhaͤndler Eisen mit anderen Marken einfuͤhren, und obige Sorten die theuersten sind, so muß man doch, wo man guten Guß-Stahl verfertigen will, diese Sorten allen uͤbrigen vorziehen. Das Eisen mit obigen Marken wird aus Daunemora- oder Oregrund-Erzen, welche großen Theils kohlensaure Eisen-Oxide sind, verfertigtDie Ausfuhr des schwedischen Eisens uͤbertraf im Jahr 1821 jene des vorhergegangenen Jahres um Vieles. A. d. Ueb.. Ueber Verwandlung des Eisens in Stahl. Die Verwandlung des Eisens in Stahl geschieht, wenn man erstens in irdene Gefaͤße, umgeben und bedekt mit Holzkohlen, ein sezt und dann in einem eigenen Ofen (welcher in den Transactions of the Manchester Society und im 1 Bd. des Philosophical Magazine beschrieben istDie Beschreibung dieses Ofen liefern wir in einem her folgenden Hefte dieses Journals. D., so lang erhizt, bis die Verwandlung vollkommen Statt gehabt hat. Der haͤrteste Stahl ist derjenige, welcher an seiner Oberflaͤche uͤber und uͤber mit Blasen bedekt ist; der weichere ist viel ebener: diese Kennzeichen kann man bei Auswahl des Stahles zu verschiedenen Zweken sehr gut gebrauchen. Um Guß-Stahl zu bereiten, muß man sehr dafuͤr sorgen, daß die Stahl-Stuͤke durch und durch gehoͤrig verwandelt sind; widrigen Falles wird man bei dem Schmelzen große Schwierigkeit finden, und die Guͤte der Waare wird dadurch leiden. Ueber gehoͤrige Auswahl des Stahles nach seiner Verwandlung. Hier muͤßen die oben so eben angegebenen Kennzeichen genau beachtet werden; naͤmlich: zu hartem Stahle muß derjenige gewaͤhlt werden, der mit großen Blasen bedekt ist; zu milderem derjenige, der kleinere Blasen hat, und zu noch milderem oder weichem derjenige, der der glatteste ist: jede von diesen besonderen Sorten muß fuͤr sich allem geschmolzen werden, wenn Guß-Stahl in Massen (in gots) verfertigt werden soll. Eben diese Auswahl muß auch getroffen werden, wo der Stahl zu einem anderen Zweke bestimmt ist. So dient der Blasen-Stahl nur zu Scheren-Stahl (shear-steel), deutschen Stahl (German-steel) etc. denn jener Stahl, welcher zu Barbier-Messern, Saͤgefeilen und anderen harten Werkzeugen dient, taugt durchaus nicht zu Saͤgen, Saͤbel-Klingen, Federn u. d. gl.; erstere fodern harten Stahl, leztere milden. Ueber den Guß des Stahles in Massen (in gots). Nachdem der Stahl auf obige Weise sortirt wurde, muß er in Stuͤke von gehoͤriger Laͤnge gebrochen, und in große Schmelztiegel gebracht werden; hier wird er mit einer Mischung aus ungeloͤschtem Kalke und gepuͤlvertem gruͤnen Glase, als Fluß und zur Vermeidung jeder Oxidation, bedekt, dann in einem stark ziehenden Wind-Ofen geschmolzen, und in eiserne Model gegossen, die aus zwei Stuͤken bestehen, welche mittelst Schrauben oder Ringen mit dazwischen geschobenen Bolzen zusammengehalten werden, um daraus Massen von gehoͤriger Form zur weiteren Verfertigung von Stangen-Stahl (bar-steel), Platten-Stahl (sheet-steel) etc. zu bereiten. Die scharfen Kanten oder Eken werden in jedem Falle weggenommen, um Spruͤnge zu vermeiden, wenn man den Stahl in Stangen strekt, und man sorgt dafuͤr, daß die Stuͤke groß genug werden, um den Stahl hinlaͤnglich zum Gebrauche verdichten zu koͤnnen, wenn er in Stangen gestrekt, oder in Platten gerollt wird. Ueber Verarbeitung der Guß-Stahl Massen zu Stangen. Die Massen duͤrfen nur bis zu einem dunklen Roth (wurmroth, worm-red) erhizt, und maͤßen dann unter die Schlaͤge eines schweren Schmiedehammers gebracht werden. Anfangs duͤrfen diese bloß langsam fallen, bis das Schwammige in der Masse uͤberwunden ist, und der Stahl mehr Cohaͤsion bekommt; dann kann die Bewegung des Hammers allmaͤhlig beschleunigt, und die Stangen koͤnnen zur gehoͤrigen Laͤnge gestrekt werden. Ueberhizung muß vor allem hier sorgfaͤltig vermieden werden, wenn anders die Guͤte de Stahles erhalten werden soll, obschon die Arbeit auf diese Weise einen groͤßeren Aufwand von Zeit noͤthig macht. Ueber Bearbeitung des Guß-Stahles. Hier muß die unter dem vorigen Absaͤze empfohlene Vorsicht bei Verarbeitung der Guß-Stahl Massen zu Stangen auf das genaueste beachtet werden: denn, ungeachtet alles dessen, was Horne in seinen Versuchen uͤber Eisen und Stahl (Essays concerning Iron et Steel) im Jahr 1773 in Hinsicht auf Wiederherstellung der guten Eigenschaften eines uͤberhizten Stahles geschrieben hat, bleibt es doch Thatsache, daß es gegen dieses Uebel kein Mittel mehr gibt; wo daher Guͤte des Stahles das Haupt-Augenmerk ist muß der Stahl, wir wiederholen es noch einmal, mit der moͤglich geringsten Hize behandelt, und geschmiedet werden, obschon dieß mehr Zeit und Arbeit tostet. Dieß gilt vorzuͤglich bei den haͤrteren Stahlsorten, wo der Stahl bei der geringsten Nachlaͤssigkeit in dieser Hinsicht unter dem Hammer in Stuͤke zerspringt. Pruͤfung der Eigenschaften des Guß-Stahles. Die Stangen muͤßen an einem Ende sorgfaͤltig gehizt, und so duͤnn gestrekt werden, daß man sie biegen kann, ungefaͤhr 2 Zoll lang, einen halben Zoll breit, und ein Achtel bis ein Sechzehntel Zoll dik. Dieser Theil muß dann bis zu dem zum Harten noͤthigen Grade (von welchem wir unten sprechen werden) gehizt und hierauf so geloͤscht werden, daß der dikere Theil noch immer heiß bleibt, und dann bis zur Temperatur einer Feder (wovon gleichfalls unten) abgestammt und wieder geloͤscht werden. So ist die Guß-Stahlstange dann probefertig, und die Probe geschieht auf folgende Weise. Man schraubt ein halbes Zoll des duͤnneren gehaͤrteten und temperirten Endes horizontal zwischen die Fange eines, an einer Werkbank befestigten, Schraubstokes, und bedient sich der Stange selbst als Hebel, der sich um den Schraubstok drehen, und das untere Ende biegen soll. Bricht dasselbe alsogleich, wenn es nur etwas gebogen wird, so ist der Stahl hart; biegt es sich aber bis auf den vierten Theil eines Kreisbogens um den Schraubstok, und bricht dann ruhig ab, so ist der Stahl mild, oder von mittlerer Qualitaͤt; weich ist er aber, und zu Federn tauglich, wenn er sich bis auf einen vollen Halbkreis zuruͤk biegen laͤßt, und dann nur wie Blei zerreißt. Nun muͤßen die probirten Stangen mit Kreide oder auf eine andere noch bleibendere Weise mit H, M, S (Hart, (hard) Milde, (mild) und Weich, (soft)) bezeichnet werden, damit man sie in der Folge staͤts gehoͤrig unter scheiden kann. Sollte die erste Probe nicht genuͤgen, so muß sie wiederholt werden, was die Laͤnge des gehaͤrteten und temperirten Endes erlaubt: denn zuweilen kann dieses Ende zu duͤnn seyn, oder es kann beim Schmieden, Haͤrten, Temperiren uͤberhizt worden seyn, was wahrscheinlich an dem zunaͤchst liegenden Theile nicht der Fall ist. Nachdem die Probe auf diese Weise gemacht wurde, kann das duͤnnere, gestrekte Ende von der Stange abgeschlagen werden. Es ist offenbar, daß diese Probe des Guß-Stahles sich auf jeden in dem Handel vorkommenden kaͤuflichen Guß-Stahl anwenden laͤßt; und gewiß wird jeder gute Stahlarbeiter mit Freude diese sichere Methode ergreifen, seinen Stahl zu sortieren, um zu jedem Zweke, den er gelegentlich vorhat, die taugliche Sorte zu waͤhlen. Ich muß bemerken, daß jeder Theil einer Stange Guß-Stahles dieselbe Eigenschaft, wie das probirte Ende besizt, wenn auch die verschiedenen Stangen selbst noch so verschieden sind. Ueber das Harten des Guß-Stahles. Bei dieser Operation ist viele Sorgfalt noͤthig; denn, wenn man sich auch noch so viele Muͤhe bei Bearbeitung des Stahles gegeben hat, so ist doch alle Muͤhe und Arbeit verloren, wenn er bei dem Haͤrten auch nur im Mindesten uͤberhizt wird. Man sollte daher immer den Versuch zuerst mit einem Theile der Stange, welche man verarbeiten will, anstellen, und diesen zuvoͤrderst Haͤrten; man sollte diesen Theil zuerst, unter der Haͤrtungshize versuchen, und, wenn er sich beim loͤschen weich zeigt, sollte er ein klein wenig mehr gehizt werden, und so fort, allmaͤhlich mehr bis zu dem gehoͤrigen, d.h. bis zu dem niedrigsten Grade, bei welchem Haͤrtung desselben moͤglich ist, und dieser Grad von Hize muß bei Allem, was aus dieser Stange verfertigt wird, auf das Sorgfaͤltigste eingehalten werden. Wenn die Hize bis zu diesem gehoͤrigen. Grade gestiegen ist, kann der Stahl, in gewoͤhnlichen Fallen, im Regenwasser, zu Saͤgen und Federn aber in eigenen Haͤrtungs-Bruͤhen, (wovon unten mehr vorkommen wird) geloͤscht werden. Um Risse oder Spruͤnge beim Haͤrten zu entdeken. Man waͤrme den Stahl etwas, in dem man denselben durch das Feuer und dann durch den Kohlenstaub auf dem Herde zieht, und dann bestreiche man ihn alsogleich der ganzen Laͤnge nach auf einer Seite mittelst einer Feder mit etwas Oel. Wenn Spruͤnge oder Risse da sind, wird das Oel sehr bald durch dieselben durchdringen, und an der entgegengesezten Sei in dunkeln Fleken zum Vorscheine kommen. Auf diese Weise koͤnnen, noch ehe man viele Muͤhe und Kosten auf den Stahl verwendet hat, diese Spruͤnge entdekt werden, die sonst erst nach dem kostbaren Schleifen, Polieren etc. zum Vorscheine gekommen seyn wuͤrden. Ueber das Haͤrten und Temperiren (Temper) des Guß-Stahles. Man hat verschiedene Mischungen zu diesem Zweke bisher angewendet, je nachdem naͤmlich das, was man Haͤrten wollte, verschieden war. Zu Saͤgen gewoͤhnlicher Art, und zu Federn uͤberhaupt ist folgende Haͤrtungs- und Temperir-Bruͤhe vortrefflich; naͤmlich: Zwanzig Gallonen Wallrath-Thran, Zwanzig Pfund zerlassenen Rindtalg, Ein Gallon Klauenfett, (Neat's-foot oil). Ein Pfund Pech, Drei Pfund Schwarz-Pech (black Resin). Die beiden lezteren Artikel muͤßen vorlaͤufig geschmolzen, und dann den uͤbrigen Ingredienzen zugesezt werden: dann muß die ganze Mischung in einem eigenen eisernen Gefaͤße mit einem genau darauf passenden Dekel so lang erhizt werde. bis alle Feuchtigkeit vollkommen davon getrieben ist, und die Mischung sich entzuͤndete so bald man einen flammenden Koͤrper der Oberflaͤche nahe bringt: dieses Feuer muß aber alsogleich durch Aufsezen des Dekels auf das Gefaͤß erstikt werden. Wenn dasjenige, was aus dem Guß-Stahle verfertigt wurde, duͤnn und schlank ist, so kann es in dieser Mischung geloͤscht und gehaͤrtet werden; es darf dann nur noch in einem hellen Feuer abgestammt, und dadurch temperirt werden, und die Operation ist vollendet. Wenn es aber dik ist, wie Saͤbel-Klingen etc., so muß es vorher gehaͤrtet, und dann in Regenwasser geloͤscht, und hierauf temperirt werden, in dem man es naͤmlich auf beiden Seiten mittelst einer runden steifen Buͤrste mit einer duͤnnen Lage dieser Temperir-Bruͤhe uͤberzieht, und dann abstammt. Wie man Guß-Stahl außerordentlich hart machen kann. Auf folgende Weise kann Guß-Stahl außerordentlich hart gemacht werden, und wir haben Grund zu glauben, daß die beruͤhmten Feilen, welche Ravule zu Paris verfertigt, und welche die meisten englischen Feilen angreifen und abfeilen, ihre Haͤrte einer aͤhnlichen Operation verdanken. Wir wissen, daß auch Ruͤken-Saͤgen (back-saws), oder Spalt-Saͤgen (split-saws), Ahle und Pfriemen (cock-heels) von außerordentlicher Harte auf diese Weise verfertigt werden. Folgende Bruͤhe ist die Haͤrtungs-Bruͤhe: 2 Pfund Schoͤpsen-Talg, nicht ausgelassen, sondern bloß klein gehakt. 2 Pfund Schweinfett. 2 Unzen weißer Arsenik, gepuͤlvert. Diese Ingredienzen muͤßen in einem eisernen Gefaͤße mit einem genau passenden Dekel so lang gesotten werden, bis eine Handvoll gemeines Habichts-Kraut (Mouse-ear Hieracium Pilosella. Abgeb. in CurtisFlora Lond. 53. Heft 3. A. d. D. (Trattinick Tabular . t. 576 fuͤr uns Deutsche. A. d. Ueb.), welche frisch gepfluͤkt, und ehe die Mischung zu dem Feuer kam, in dieselbe geworfen wurde, anfaͤngt, sich zu kraͤuseln und an der Oberflaͤche zu schwimmen; als Beweis, daß alle Feuchtigkeit verdampft ist. Diese Operation, so wie das Abloͤschen des Stahles in derselben, muß jedesmal unter dem Mantel einer Schmiede-Esse geschehen, damit die aufsteigenden schaͤdlichen Arsenik-Daͤmpfe so viel wie moͤglich weggefuͤhrt werden; auch muß der Arbeiter Mund und Nase bedeken, damit er dieselben nicht einathme. Wenn man diese Mischung anwendet, so muß sie vorlaͤufig zerlassen werden, und, damit die duͤnnen und kleinen Stahl-Stuͤke, welche gehaͤrtet werden sollen, uͤberhizt werden, ist es gut, wenn man sie auf einer vorher roch gluͤhend gemachten Eisenstange hizt, und nachdem sie die gehoͤrige Temperatur erlangten, in die Haͤrtungs-Bruͤhe taucht. Wuͤrde man diese Vorsichts-Maßregeln nicht befolgen, so wuͤrde die Wertstaͤtte bald mit dichten Arsenik-Daͤmpfen erfuͤllt werden, zum deutlichen Beweise, daß in dieser Haͤrtungs-Bruͤhe viel Arsenik aufgeloͤset worden seyn muß, und etwas davon, ohne allen Zweifel auch in Verbindung mit dem darin geloͤschten Stahle tritt, und jene außerordentliche Haͤrte in demselben hervorbringt. Die bereits gegebene Anweisung, den haͤrtesten Stahl zu waͤhlen, muß hier auf das Genaueste befolgt, und alle moͤgliche Sorge dafuͤr getragen werden, jedes Uebermaß von Hize beim Schmieden und Harten zu vermeiden, um das Gelingen des Verfahrens zu sichern. Wie man Stahlarbeiten, die sich waͤhrend des Haͤrtens geworfen haben, wieder gerade richtet. Dieß muß geschehen, waͤhrend die Stahlarbeiten noch so heiß sind, als es ihre Temperir-Hize erlaubt, und kann entweder mittelst zweier starker eiserner Gabeln bewirkt werden, wovon die eine an einem Amboße befestigt ist, die andere in einem Griffe stekt, und wodurch alle Kruͤmmungen oder Seitendrehungen gerade gerichtet werden koͤnnen. Even dieß kann auch mittelst schneller starker Hammerschlaͤge auf die hohle Seite geschehen, waͤhrend die andere auf dem vorlaͤufig mit Sande bestreuten Amboße liegt, damit das Stuͤk nicht daruͤber weg zu gleiten vermag; oder, wenn das Stuͤk sehr duͤnn ist, wie eine Feile, ein Griffel, kann es dadurch gerichtet werden, daß man die hohl gekruͤmmte Seite aufzieht und hizt, und mittelst eines anderen geeigneten Werkzeuges auf die gewoͤlbte Seite eines roch gluͤhenden Eisenhizers druͤkt, der fest in einem Schraubstoke stekt, waͤhrend das Stuͤk selbst in einer Zange oder Handschraube gehalten wird: gehizt gibt es dir druͤkenden Kraft leicht nach An der Farbe, welche das Stuͤk an seiner aufgezogenen Oberflaͤche annimmt, wird man leicht erkennen, wann es seine Temperir-Hize erhalten hat. Duͤnne Feilen koͤnnen vorlaͤufig in eine Mischung von Baumoͤl und Terpentingeist getaucht, und sicher auf obige Weise gehizt werden, bis die Mischung zu rauchen beginnt. Saͤbel-Klingen und andere geschliffene Artikel koͤnnen, bis beinahe zum blaue Anlaufe, uͤber einem Aschenfeuer erhizt, und, waͤhrend sie heiß sind, auf einem weichen Amboße gehaͤmmert werden, aber mit einem zinnernen Hammer, damit sie nicht springen; sind sie polirt (glazd) so kann die blaue Farbe durch eine schwache Mischung von Kochsalzsaure und Wasser weggeschafft werden, ohne daß sie viel verdorben wuͤrden; denn die Saͤure wirkt nur auf die oxidirte Oberflaͤche. Ueber Haͤrten und Temperiren der Federn durch eine und dieselbe Operation. Diese Methode laͤßt sich vorzuͤglich bei jenen Federn anwenden, welche aus Stahl-Draht oder aus Stahl-Platten verfertigt werden, und macht sie bedeutend mehr elastisch und weniger bruͤchig beim Haͤrten, als das gewoͤhnliche Verfahren. Sie besteht in Folgendem: Die Federn werden in einem Tiegel, der in einem gehoͤrigen Ofen gebracht wird, bis zu dem gehoͤrigen Haͤrtungsgrade erhizt; und, statt sie in Oehl oder Wasser zu loͤschen, stoͤßt man sie in ein Metall Bad, welches uͤber einen anderm Ofen, in einer Hize erhalten wird, die etwas weniges unter ihrem Temperir-Grad ist, und von dessen Temperatur man sich durch ein in das Bad eingetauchtes Pyrometer genau uͤberzeugt. Sie werden also nicht, wie es nach den gewoͤhnlichen Verfahrungs-Weisen geschieht, ganz abgekuͤhlt (wodurch sie bei dem Harten so außerordentlich leicht bruͤchig werden), sondern nur bis auf den ihnen zukommenden Temperir-Grad. Das Metall zu dem Bade kann entweder Schlagloch der Bleiarbeiter, oder irgend eine Mischung von Zinn und Blei seyn, welche bei der Temperir-Temperatur oder etwas unter derselben in Fluß kommt. Das Pyrometer kann aus einem Messing- und Stahl-Streifen bestehen, welche beide zusammengenietet und an einem Ende an einer Metalplatte fest gemacht sind, die die Basis des Instrumentes bildet, an dem andern Ende aber auf das kurze Ende eines Hebels oder Zeigers wirken, der sich um eine Achse oder um einen Mittelpunkt dreht, und dessen laͤngeres Ende auf einem, auf der Metallplatte angebrachten Gradbogen die verschiedenen Grade der Hize zeigt. Das ganze Instrument muß in einem Gehaͤuse eingeschlossen werden, damit es nicht mit dem Bleie oder Zinne in Beruͤhrung kommt, und von demselben beflekt und in seinem Spiele gehindert wird. Die Hize des Bades kann entweder durch Zusaz von neuem Metalle oder durch Verminderung des Feuers in dem Ofen von Zeit zu Zeit, wenn es noͤthig wird, vermindert werden. Unsere Leser werden in diesem Verfahren eine große Aehnlichkeit, (naͤmlich dem Grundsaze nach, auf welchem es beruht) mit der sinnreichen Methode finden, nach welcher Hr. Perkins seine Stahlbloͤke bei dem Haͤrten vor dem Werfen und Springen sichert: auch er kuͤhlt nur bis zur Temperier-Hize und nicht, wie es gewoͤhnlich geschieht, ganz ab. Diese Methode war indessen in England schon lange vorher, ehe Hr. Perkins sein Verfahren bekannt machte, von Hrn. Jakob Stone, Mechaniker in Warwik-Street, Golden-Square, erfunden und angewendet. Hr. Stone wurde, bei dem großen Verluste, den er bei dem Haͤrten und Temperiren seiner Federn nach der gewoͤhnlichen Methode erlitt, durch die Noch gezwungen, sich um eine zwekmaͤßigere Verfahrungs-Art umzusehen, und war gluͤklich genug, die obige zu entdeken, bei welcher nun an seinen Federn, waͤhrend des Haͤrtens und Temperirens seiten mehr ein Ungluͤk geschieht. Ich muß jedoch noch bemerken, daß er seine Federn am Ende in Oel loͤscht, und auf die gewoͤhnliche Weise abstammt, um ihnen ihre Zaͤhigkeit zu erhalten, und sie mit einer Art von Oel-Firniß zu uͤberziehen, der sie gegen Rost schuͤzt. Ueber Wiederherstellung der Elasticitaͤt an gehaͤrteten und temperirten Stahl-Arbeiten. Saͤgen, Saͤbelklingen, Stok- und Sak-Uhrfedern, welche nach dem Harten und Temperiren noch geschliffen und polirt oder auf irgend eine Weise glaͤnzend gemacht werden muͤßen, verlieren bei diesen Operationen ihre Federkraft oder Elasticitaͤt, so daß sie, wenn man sie biegt, weich scheinen, obschon sie so hart sind, wie zuvor: sie erhalten diese verlorne Eigenschaft wieder dadurch, daß man sie uͤber einem mit Blasebalgen angeblasenen hellen Loͤsch-Kohlen-Feuer oder Ueber Weingeist-Flammen gleichfoͤrmig erhizt, oder in einem Schmauchfeuer aus Holzasche und glimmender Loͤsche einsperrt, und blau anlaufen laͤßt, wo dann die blaue Farbe bleiben, oder mittelst verduͤnnter Kochsalzsaͤure, wie oben gesagt wurde, weggeschafft werden kann. Ueber theilweise Verwandlung des Eisens in Stahl. Man wuͤnscht gar sehr oft Eisen-Arbeiten, die nach ihrer Verfertigung, an ihrer Oberflaͤche in Stahl verwandelt werden sollen. Bei Verfertigung von Raspeln fuͤr die Bildhauer zum Beispiele ist dieß durchaus nothwendig, in dem dadurch, waͤhrend die Zaͤhne an der Oberflaͤche derselben die gewoͤhnliche erfoderliche Haͤrte besizen, die Raspeln selbst bei der Arbeit so gebogen werden koͤnnen, wie es der Zwek derselben erfodert. Der Herausgeber, (Hr. Gill) besizt durch die Guͤte des beruͤhmten Bildhauers, des seel. Hrn. Jakob Smith, eine halbrunde, in Italien verfertigte, Raspel, welche die oben angedeuteten bewundernswerthen Eigenschaften in dem vollkommensten Grade besizt, und waͤhrend des lezten Krieges sind diese Raspeln bei uns außerordentlich seiten und theuer geworden. Es ist offenbar, daß solche Raspeln nur aus Eisen gemacht, und dann an ihrer Oberflaͤche in einer Buͤchse etwas gehaͤrtet werden duͤrfen, um den italienischen Raspeln vollkommen aͤhnlich zu werden. Aehnlichen Vortheil erhaͤlt man gleichfalls fuͤr alle zarteren Artikel aus einem Eisen; wie auch fuͤr jene, die aus entkohlstofftem Guß-Stahle verfertigt, und dann in einer Buͤchse leicht gehaͤrtet werden: sie werden dadurch in den Stand gesezt, auf ihrer Oberflaͤche einen hohen Grad von Politur anzunehmen, waͤhrend sie in ihrem Inneren weich und zaͤhe bleiben. Solche Waren sind weniger der Gefahr des Brechens ausgesezt, als jene, die ganz aus Stahl bestehen, oder in der Buͤchse durch und durch gehaͤrtet werden. Die Vortheile, welche aus der theilweisen Verwandlung des Eisens in Stahl hervorgehen, beweiset vorzuͤglich die Anwendung des Blasenstahles, der, wie allgemein bekannt ist, in diken Stangen vorkommt, die in der Mitte nur theilweise Stahl sind, und daselbst auch durchaus mehr dem Eisen als dem Stahle gleichen. Diese Eigenheit des Blasenstahles ist indessen, in der Hand eines geschikten Arbeiters, kein Nachtheil, vielmehr das Gegentheil. Hr. H. Maudslay bediente sich lange Zeit uͤber dieser Sorte, um Pfriemen etc. auf folgende sinnreiche Weise zu fertigen: Er spaltet die Stange durch ihre Mitte in zwei Theile, und spaltet die gesplissenen Theile noͤthigen Falles noch einmal; schweißt hierauf den innern Theil, oder den, der dem Eisen am naͤchsten kommt, an das Eisen, aus welchem die Pfrieme gemacht ist, und erhaͤlt so einen aͤußeren Ueberzug von Stahl zur Bildung der Schneide der Pfrieme, die er machen will. Ueber das Anschweisen des Gußstahles an Eisen. Diese Operation ist sehr schwierig, und kann nur von geschikten und umsichtigen Arbeitern verrichtet werden, in dem der Guß-Stahl, wenn er stark erhizt wird, aͤußerst bruͤchig wird. Die Kunst besteht darin, daß man das Eisen auf den moͤglich hoͤchsten Grad, den es zu ertragen vermag, hizt, und den Stahl so sehr, als er es erleiden kann: wenn man beide sodann uͤber einander legt, wird die uͤberschuͤssige Hize des Eisens, durch Beihuͤlfe des Haͤmmerns, beide vereinigen helfen: wir haben vortreffliche Haͤmmer, die aus diese Weise an ihrer Oberflaͤche gestaͤhlt, und doch sehr dauerhaft sind. Praͤgstoͤke fuͤr Muͤnzen und Medaillen werden auf eine etwas andere Weise verfertigt: Ein Cylinder von Guß-Stahl wird in einem Ring oder hohlen Cylinder von Eisen eingeschlossen, der denselben vor zu großer Erhizung im Feuer sichert, und nachdem er sorgfaͤltig geschweißt wurde, wird die aͤußere Oberflaͤche des Stahles weggeschnitten, und auf diese Weise ein vortrefflicher Praͤgestok erhalten. Diese Praͤgestoͤke werden, nachdem sie gehoͤrig gehizt wurden, dadurch gehaͤrtet, daß man sie unter den Strom einer Wassersaͤule von bedeutender Hoͤhe stellt, und sorgfaͤltig die Luftblaͤschen, welche sich waͤhrend des Erkaltens bilden, mit einem Besen aus Birkenreisern wegpuzt. Ueber das Haͤrten des Eisens in der Buͤchse, oder uͤber das Caͤmentiren. Dieß geschieht dadurch, daß man das Eisen, welches man staͤhlen will, in kohlenstoffhaltige Mischungen, entweder aus dem Pflanzenreiche oder aus dem Thierreiche, in geschlossenen Gefaͤßen einsezt, und der Hize so lang bloß stellt, bis die Verwandlung vollendet, und, wenigstens die Oberflaͤche des eingesezten Eisens, in Stahl verwandelt ist. Knochen, aus welchen das Ammonium durch Destillation in verschlossenen Gefaͤßen bei einer hohen Temperatur ausgetrieben wurde, und die hierauf zu einem groͤblichen schwarzen Pulber gemahlen werden, werden hiezu vorzuͤglich gebraucht. Die Eisenstuͤke werden, in Buͤchsen von Guß-Eisen oder von Eisenblech, umgeben mit diesem Pulver, an einem offenen Herde durch mehrere Stunden einer hohen Rothgluͤhe-Hize so lang ausgesezt, bis ihre Oberflaͤche hinlaͤnglich in Stahl verwandelt ist. Wenn sie groß genug sind, koͤnnen sie sodann herausgenommen, und so lang sie noch heiß sind, geloͤscht werden; waͤren sie aber zu klein und zu zahlreich, so kann alles, was in der Buͤchse enthalten ist, Knochenpulver und alles, in das Wasser geschuͤttet werden. Wenn an diesen Eisenstaͤken einige Theile nach diesem Caͤmentiren noch Eisen bleiben sollen, so kann man sie gegen die Einwirkung des Kohlenstoffes dadurch schuͤzen, daß man sie mit Thon oder Lehmen uͤberzieht. Zuweilen bedekt man das Wasser mit einer Lage Oeles, zwei oder drei Zoll hoch, um die kleineren Stuͤke Stahles vor Rissen bei dem Abloͤschen zu bewahren: in dieser Hinsicht ist es sehr bequem, ein Drahtsieb in dem Wasser in gehoͤriger Tiefe unter der Oberflaͤche desselben aufgehaͤngt zu haben, um die Beinasche durchfallen zu lassen, und die kleineren gehaͤrteten Eisenstuͤke aufzufangen, und mittelst des Siebes herauszuziehen. Man braucht auch noch andere Stoffe zum Caͤmentiren Vorzuͤglich Leder, das man so lang brennt, bis es sich pulvert, und das ein sehr kraͤftiges Staͤhlungs-Mittel ist; auch Huͤfe und Hoͤrner von Thieren, nachdem sie in einem Ofen getroknet und zu einem groͤblichten Pulver gestoffen wurden: Gewehr-Schmiede geben diesen bei ihren Arbeiten den Vorzug. Ueber Entkohlung des Guß-Stahles. Diese Operation wird haͤufig vorgenommen, wenn Stahl-Arbeiten von allen Spruͤngen und andern Fehlern, die bei allen Sorten von Eisen mehr oder minder haͤufig vorkommen, und den Werth derselben, nachdem man viele Zeit, Muͤhe und Geld darauf verwendet hat, bedeutend verringern, frei seyn sollen. Guß-Stahl, der auf folgende Weise behandelt wird, bildet das reinste und mildeste Eisen, das man zu den feinsten Arbeiten brauchen kann. Der Guß-Stahl wird in duͤnnen Staͤben, Platten oder Blaͤttern, spiralfoͤrmig aufgerollt, so daß zwischen den Windungen noch hinlaͤnglicher Raum bleibt, und dann in eiserne Buͤchsen gethan, die entweder mit rostiger Eisenfeile oder mit Hammerschlag aus einer Schmiede so gefuͤllt werden, daß der Stahl uͤberall mit dieser Fuͤllung in Beruͤhrung steht. Diese Buͤchsen werden sodann in ein offenes Feuer gestellt; und mehrere Tage und Naͤchte, je nachdem der Stahl mehr oder minder dik ist, in Rothgluͤhehize erhalten, bis dieser, wenn man ihn herausnimmt, gaͤnzlich hie Eigenschaft verloren hat, sich bei dem Loͤschen im Wasser zu Haͤrten. Bei dieser Operation hat der Kohlenstoff den Stahl verlassen, um sich mit der Eisenfeile H zu verbinden, und ist nun reines Eisen geworden, dem man sehr leicht jede beliebige Form geben kann. Er wird entweder, zu einigen Arbeiten, in diesem weichen Zustand gelassen, oder er kann, durch Caͤmentiren, theilweise wieder in Stahl verwandelt werden, wo er dann, wenn es noͤthig ist, die feinste Politur annimmt. Wie man Eisenfeile und Abfaͤlle in Stangen formt. Diese Operation nennt man das Ballen (balling). Man nezt in dieser Hinsicht die Eisenfeile mit einer Aufloͤsung von gemeinem Salze in Wasser, breitet die Masse auf Stuͤken von grobem Tuche aus, legt die Abfaͤlle auf dieselben, und huͤllt diese in die Eisenfeile und in das grobe Tuchein, und bindet alles fest zu. Man legt die Buͤndel hierauf bei Seite, und laͤßt sie so lang liegen, bis durch die Wirkung der Kochsalzsaure die Eisenfeile angefressen wurde, und zu einer harten Masse erhaͤrtet. Hierauf wird das Tuch zu weiterem Gebrauche abgenommen, und der Eisen-Ball in das Feuer einer Schmiede-Esse gethan, wo er bis zur Schweißhize erhizt, und dann durch Haͤmmern in Stangen gestrekt wird. Wie man recht zaͤhes Eisen machen kann. Man nimmt hiezu solche Eisen- oder Stahl-Stuͤke, welche aus Stahl und Eisen zusammengeschweißt sind; z.B. die Schultern alter Bayonette und Saͤbel-Klingen, Tisch-Messer etc., von welchen man vorlaͤufig den Stahl abnimmt; um denselben, als Stahl wieder weiter zu verwenden. Diese Stuͤke werden sodann in irdene Toͤpfe, die man Ball-Toͤpfe (balling pots) nennt, gethan, in einem eigenen Reverberix-Ofen, den man Ball-Ofen nennt (balling furnace), bis zur Schweiß-Hize erhizt, und sodann unter den Hammer gebracht, unter welchem die erdige Rinde bald von der Masse abfaͤllt, und diese, unter gehoͤriger Behandlung, in Stangen-Eisen von so außerordentlicher Zaͤhheit verwandelt wird, daß sie dem alten russischen Zobel-Eisen (old-sable Russian iron) gleich koͤmmt, was ohne Zweifel, der Beimischung des Stahles in demselben zuzuschreiben ist. Flintenlaͤufe, Amts-Siegel, Sperrhaͤhne aus Hufnaͤgeln. Da die Hufnagel aus dem weichsten und zaͤhesten Eisen verfertigt werden muͤßen, so sucht man die alten im ganzen lande zu oben bemerktem Zweke zusammen, thut sie in eine ekige eiserne Buͤchse, und ruͤttelt und reibt durch Umdrehung derselben sie so lang aneinander, bis der groͤßte Theil des Rostes, der an ihnen haͤngt, weggerieben ist. Hierauf werden sie gestrekt, und in eiserne Reisen, die Koͤpfe und Spizen gegeneinander gekehrt, so lang ausgetrieben, bis der Reif nicht mehr haͤlt: dann werden sie geschweißt, und zu Stangen oder in irgend eine andere Form gestrekt, und dienen, als sehr weich aderiges Eisen, zu sogenannten geflochtenen Flintenlaufen, großen Amts-Siegeln, die nach dem Schnitte in der Buͤchse gehaͤrtet werden muͤßen; auch zu Sperrhaͤhnen und anderen chemischen Apparaten, bei welchen man Queksilber noͤthig hat, und kein Messing angewendet werden darf. Neue Methode, geflochtene Flintenlaͤufe zu verfertigen. Statt, wie oben, altes Hufnagel-Eisen allem zu gebrauchen, schweißen die Gewehr-Schmiede jezt Stangen von Stahl-Eisen, wie altes russisches Zobel-Eisen und weiches Hufnagel-Eisen in regelmaͤßiger Aufeinanderfolge uͤbereinander gelegt zusammen, und bilden hiedurch die gestreiften Binder zu den geflochtenen Flintenlaͤufen. Wuͤnscht man diese kraus, so sticht man vorlaͤufig diese zusammengesezten Stangen, strekt sie zu kleinen vierekigen Staͤben, und schweißt sie, so daß die Flechten in entgegengesezter Richtung auf Platten von einfachem Eisen kommen, welches die innere Flaͤche des Laufes bildet. Dann wird alles zu Baͤndern gestrekt, und wie oben, weiter bearbeitet. Eine andere sehr schoͤne Spielart erhaͤlt man auch dadurch, daß man kleine vierekige Staͤbe von gestreiftem Eisen, und andere von geflochtenem Eisen auf Platten von einfachem Eisen aufschweißt: dadurch erhaͤlt man eine regelmaͤßige Aufeinanderfolge von gestreiften und krausen Flechten an den daraus gefertigten Flintenlaufen. Ueber das Anlassen (annealing) des Stahles und Eisens, ohne dasselbe zu oxidiren oder zu schuppen. Dieß geschieht, in dem man Eisen oder Stahl in Gefaͤße von Guß-Eisen einschließt, in denselben mit gemahlenem Kies-Sande (Flint), wie in den Toͤpfereien, umgibt, und dann in eigenen Oefen diese Gefaͤße einer Rothgluͤhehize aussezt. Wahrscheinlich wuͤrde feiner Thon eben so gut seyn. Auf diese Weise hat Hr. Corcoran Draht-Weber zu Marklane, seit vielen Jahren her seinen Eisen-Draht so trefflich angelassen, daß dieser, obschon vollkommen weich und biegsam, eben so glaͤnzend war, als ob er gar nie im Feuer gewesen waͤre. Einer anderen Methode bediente sich der seel. Hr. Joh. Burr, Muͤhlenmeister zu Halesowen in Shrophshire bei seinem Stahl-Drahte zu Nadeln und Fischangeln. Er schloß den Draht in Gefaͤßen von Guß-Eisen in geschmolzenem Bleie ein, und bedekte die Oberflaͤche des Bleies zur Vermeidung der Oxidation mit Holzkohle. Ehe der Draht herausgenommen wurde, ließ er das Blei beinahe erkalten. Ueber Stahl-Aezung und erhobene Arbeit auf Stahl. Stahl kann, nachdem er polirt wurde, auf folgende Weise geaͤzt werden. Von dem Aezgrunde. Der Aezgrund wird aus Bienen-Wachs bereitet, welchem 1/5 Pech, dem Gewichte nach, zugesezt werden kann, und zwar mehr oder weniger, je nachdem die Witterung waͤrmer oder kaͤlter ist. Diese Mischung wird, heiß, in kaltes Wasser gegossen, und darin zu Ballen gebildet. Bei dem Gebrauche wird dieser Ballen in ein doppelt zusammengelegtes Stuͤk Seidensarcenet, (lute-string) etc. gewikelt, und so eingebunden, daß oben eine Art von Griff dadurch entsteht. Nachdem die Stahl-Platte hinlaͤnglich erhizt wurde, wird der Ballen auf derselben gerieben, und der Aezgrund uͤber die Oberflaͤche desselben mittelst eines Streichers (Dabbes) aufgetragen, welcher auf folgende Weise verfertigt wird. Von dem Streicher. Dieser besteht aus einem Stuͤke Sarcenet (oder lutestring, Sendel-Taffent), welches durch ein rundes Stuͤk Karten-Papier, das ringsumher eingeschnitten ist, damit es sich ein wenig einbiegen laͤßt, ausgebreitet erhalten wird, und uͤber und unter diesem Karten-Papiere mit Baumwolle ausgefuͤttert, uͤber demselben aber fest zugebunden ist. Mit diesem Streicher wird der Aezgrund gleichfoͤrmig uͤber die ganze Oberflaͤche des zu aͤzenden Stahles verbreitet, geschlagen oder aufgetragen, und dann uͤber der Flamme einer Kerze angeraucht, um den Grund dunkler zu faͤrben. Nach dem Erkalten kann geaͤzt werden. Von den Aeznadeln. Die beßten sind Truthuͤhner-Kiele oder Stacheln von Stachel-Schweinen: erstere werden wie eine Feder, aber ohne Spalt, zugeschnitten; leztere werden an ihren Enden zugespizt. Von der Saͤure zum Aezen. Diese ist der gewoͤhnliche Salzgeist oder Kochsalzsaͤure, wie man sie bei den Materialisten findet, mit gleichviel Wasser, dem Gewichte nach, verduͤnnt. Nachdem die Zeichnung mit den Aeznadeln vollendet ist, wird die Saͤure auf folgende Weise angewendet. Ein Stuͤk Leinwand, 2 Zoll breit, und 12 Zoll lang, wird um das Ende eines Stokes gewikelt, und fest gebunden, so daß aber der Haupttheil der Leinwand uͤber das Ende des Stokes reicht. Dieses Stuͤk Leinwand wird von Zelt zu Zeit in die verduͤnnte Saͤure getaucht, und auf den zu aͤzenden Theilen hin und her gefuͤhrt, bis diese hinlaͤnglich angeaͤzt sind. Hierauf muß gepulverter geloͤschter Kalk (whiting) reichlich uͤber die benezten Theile gestreut werden, um die Saͤure zu neutralisiren, und das Ganze wohl mit Wasser gewaschen und getroknet werden. Der Aezgrund kann sodann mit Terpentingeist weggerieben werden. Ueber erhobene Arbeit aus Stahl. Zuerst muß ein Schuz-Firniß auf. folgende Weise bereitet werden: Von dem Schuz-Firnisse zur erhobenen Arbeit. Er ist dem Firnisse aͤhnlich, der bei dem Aezen auf Kupfer gebraucht wird, und besteht aus einer diken Aufloͤsung des gemeinen schwarzen Peches in erwaͤrmtem Terpentin, Geiste. Diese Aufloͤsung wird auf einem hollaͤndischen Ziegel mittelst eines Maler-Spatels mit Bleiweiß (Schieferweiß, flake-white) gemengt, und mit Terpentin-Geist verduͤnnt, so daß es auf die gewoͤhnliche Weise mit einem Mahler-Pinsel aufgetragen werden kann. Nachdem die Figuren gezeichnet und ausgefuͤllt sind, laͤßt man den Stahl bis zur Trokenheit des Firnisses stehen, wo man sodann, mittelst einer staͤhlernen Spize oder einer Aeznadel, die inneren Linien darauf zeichnet, und das Ganze hart werden laͤßt. Nach dem Troknen muͤßen die unbedekten, die Zeichnung umgebenden, Theile des Stahles auf die oben angegebene Welse weggeaͤzt werden, wo dann die geschuͤzt gebliebenen Theile uͤber den weggeaͤzten stehen bleiben, oder, wie man es nennt, erhoben oder getrieben (embossed) seyn werden. Neue Methode den polirten Stahl zu aͤzen oder zu treiben. Diese Methode besteht in der Anwendung einer Saͤure, welche vorlaͤufig Kupfer aufgeloͤst enthielt, wodurch man sich die Muͤhe des staͤten Reibens, wie es bei obiger Methode zur Vermeidung der sich entwikelnden Luftblasen noͤthig ist, erspart. Das Kupfer schlaͤgt sich hier ruhig nieder, und der Stahl wird an dessen Stelle, ohne alle Entwikelung von Luftblasen, aufgenommen. Diese Verbesserung verdankt Hr. Gill dem Hrn. Perkins, der sich dieser Methode bei seiner Siderographie mit vielem Vortheile bedient. Ueber die Anwendung der Griffel und Meißel von erstarrtem Guß-Eisen. Wir haben in unserem Aufsaze „uͤber Verminderung der Reibung an Maschinen“ der großen Vortheile erwaͤhnt, die man erhaͤlt, wenn man die Lager oder Zapfen aus erstarrtem Guß-Eisen (chilled cast-iron) statt aus Messing machen laͤßt. Hier eine andere wichtige Anwendung desselben. Es ist bekannt, daß wenn man Loͤcher in roth-gluͤhendes Eisen schlaͤgt, z.B. in Rad-Reifen, Hufeisen etc., die gehaͤrteten und temperirten staͤhlernen Meißel, mit welchen man diese Loͤcher einschlaͤgt, durch die Hize des Eisens weich werden, ihre Figur aͤndern, und ausgebessert werden muͤssen. Hr. Peter Keir, zu St. Pancras, der seit mehreren Jahren viele Loͤcher in die Reifen und Hufen-Eisen des Artillerie-Trains schlagen lassen mußte, und die oben bemerkten Nachtheile in hohem Grade erfahren hat, dachte gluͤklicher Weise an die Anwendung von Meißeln von erstarrtem Guß-Eisen, und fand, daß sie seiner Erwartung entsprachen, und, obschon sie waͤhrend ihrer Anwendung oft rothgluͤhend wurden, ihre urspruͤngliche Haͤrte doch immer behielten. Da jedoch das erstarrte Guß-Eisen nicht zaͤhe genug ist, um sich ohne zu brechen biegen zu lassen, so fand er es noͤthig, seine Meißel dadurch zu verstaͤrken, daß er ihre Schenkel in Scheiden von Guß-Eisen von correspondirender Form, und mit gehoͤriger Stuͤzung einschließen, und nur so viel von dem Meißel hervorstehen ließ, als eben zur Arbeit noͤthig war. Ueber die Weise, schneidende Meißel und Griffel aus Guß-Stahl so hart und zaͤhe als moͤglich zu machen. Bekanntlich ist es sehr schwer, die gehoͤrige Haͤrtungs-Hize fuͤr Guß-Stahl zu treffen, und ein sehr kleines Uebermaß derselben reicht hin, um ihn aller seiner guten Eigenschaften zu berauben. Um daher die Schneiden und Spizen von Stahl-Instrumenten so stark als moͤglich zu machen, vorzuͤglich die Schneiden an Messern zur Eintheilung mathemathischer Instrumente, bediente Hr. Stancliffe, ein vortrefflicher Fertiger solcher Maschinen, (einst bei dem seel. Ramsden) sich folgender Methode: Nachdem der Meißel zugeformt, und durch Schmieden gehoͤrig verdichtet wurde, ließ er ihn an der Spize sorgfaͤltig hizen und loͤschen, und mit einer Feile von dem weichen und nicht gehaͤrteten Theile gegen den gehaͤrteten hin anfeilen, und den schneidenden Theil durch Schleifen und Wezen zuformen. Auf diese Weise uͤberzeugte er sich, daß sein Instrument das beßte war, das der angewendete Stahl moͤglicher Weise hervorbringen konnte, und ersparte sich auch das gewoͤhnliche Temperiren. Dieses Verfahren verdient allgemein nachgeahmt zu werden. (Fortsezung folgt.)