Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 9, Jahrgang 1822, Nr. XXXIV., S. 256
Download: XML
XXXIV. Miszellen. Miszellen. W. Hedges uͤber blaue Hortensien, und uͤber die Kultur der Hortensien (Hydrangea hortensis) uͤberhaupt. Herr W. Hedges J. R. S. uͤberzeugte sich durch Reihen von Versuchen: 1) daß die blau bluͤhende Hortensie keine Spielart der rothbluͤhenden ist, sondern daß eine und dieselbe Pflanze ein Jahr roth, das andere Jahr blau bluͤht, je nachdem sie in verschiedenen Boden gesezt wird; 2) daß weder Salz noch Salpeter in geringer Menge mit der Erde gemischt, wie man behauptete, die Hortensien blau bluͤhen macht; 3) daß nicht jeder Moorgrund die Hortensien, wie man angab, blau faͤrbt, obschon dieß mit dem Moorgrunde in der Nahe von London der Fall ist; 4) daß Hortensien, in reinen bleichgelben Lehmgrund verpflanzt, blau bluͤhen, und wieder roth bluͤhen, so bald man sie aus demselben in gute Erde versezt; 5) daß nicht das in diesem Thone enthaltene Eisen die Ursache dieser Erscheinung ist, und daß ihm wenigstens die so oft empfohlene Eisenfeile, als Zusaz zu der Erde, in welcher die Hortensien stehen, bei allen seinen vielen damit angestellten Versuchen nie blaue Blumen geben wollte. Warum uͤbrigens dieser gelbe Lehmgrund sie Hortensien blau bluͤhen macht, dieß gesteht er aufrichtig, nicht zu wissen. Um steten Nachwuchs zu haben, schneidet er jedes Jahr einige junge Schoͤßlinge mit drei bis vier Knoten so ab, daß ein Knoten hart am unteren Ende des Schoͤßlinges sizen bleibt. Diese Schnittlinge stekt er in reiche fruchtbare Erde, stellt sie in ein warmes Beet, und bedekt sie mit einem Glassturze, beschattet sie des Mittags, und besprizt sie woͤchentlich zwei- bis dreimal des Abends aus einem feinloͤcherigen Gießkolben, damit sie feucht bleiben. Das Sturzglas bleibt immer auf denselben. Man kann uͤbrigens im Juli sie auch durch Ableger, wie die Nelken, vermehren. Die Schnittlinge und die Ableger werden bis Ende Augusts eingewurzelt seyn, wo sie dann, oder spaͤtestens in den ersten Tagen des Septembers, einzeln in kleine Toͤpfe versezt, und unter genau geschlossenen Fenstern gehalten werden maͤßen. Wenn man ihnen zu dieser Zeit noch mit einer gelinden Duͤngerwaͤrme nachhelfen kann, so ist es um so viel besser. Unter dem Fenster muͤßen sie beschattet, und wie vorher begossen werden. Um die Mitte oder Ende Oktobers kommen sie in die Orangerie oder an einen anderen Ort, wo sie gegen Frost und Naͤsse geschuͤzt sind, und waͤhrend des Winters alle 8 bis 14 Tage begossen werden. Ende Mais oder Anfangs Junius sezt man sie in guten reichen Boden in den Garten, und laͤßt sie dort bis September, wo sie wieder herausgenommen und in Toͤpfe kommen, und waͤhrend des Winters vor Feuchtigkeit und Frost bewahrt werden muͤßen. Man kann sie auch, statt sie im Fruͤhling zu versezen, in Toͤpfen lassen; sie muͤßen aber dann zweimal waͤhrend des Sommers versezt werden. Auf beide Arten kann man schoͤne und starke Stoͤke erhalten, die im naͤchsten Fruͤhjahre selbst getrieben werden koͤnnen. Man kann (in England, aber nicht bei uns) die Stile selbst im Winter im Freien lassen, sie bluͤhen jedoch besser, wenn sie den Winter uͤber in einem Hause geschuzt stunden. Diejenigen, welche in Toͤpfen bluͤhen sollen, werden, so bald im Fruͤhjahre ihre Knospen zu schwellen beginnen, in frische Erde in Toͤpfe (wenn die Stoͤke sehr groß sind) von 8 Zoll im oberen Durchmesser, mit Beseitigung der alten Erde von ihren Wurzeln, verpflanzt, und vorne an die Fenster der Orangerie gestellt: sie werden dann bis im Junius bluͤhen. Waͤhrend der Bluͤthe muͤßen sie reichlich begossen werden: am beßten ist es, die Toͤpfe in eine Schuͤssel mit Wasser zu sezen, damit sie immer feucht bleiben. Sollen sie fruͤher bluͤhen, so muͤßen sie im Jaͤner verpflanzt, und in ein Treibhaus gebracht werden. Die Erde, deren Hr. Hedges sich bedient, ist, wo sie roth bluͤhen sollen, eine Mischung von Lehmen und Moorerde, oder Lauberde mit etwas Sand, und wo sie blau bluͤhen sollen, gelber Lehmen. (Aus den Transactions of the Horticultural-Society, und aus diesen in Gill's technical Repository. August 1822. S. 133.) Die vorteilhafteste Art Erdbeeren zu ziehen. Zu Portsmouth, Portsea und Gosport wurden die Erdbeeren aus mancherlei Ursachen so theuer, daß sie nur um enorme Preise zu haben waren. Da fiel es einem Buͤrger ein, eine Kalkgrube am Portsdown-Hill in einen Erdbeer-Garten zu verwandeln. Er lieft die Waͤnde der Kalkgrube treppenfoͤrmig, ein schmales Beet uͤber dem anderen, herrichten, und Erde auf die Beeten auffuͤhren, welches er nun mit Erdbeeren bepflanzte. Sie gediehen, da sie dort ihrer Natur nach frei mit ihren Auslaͤufern von Beet zu Beet herabhaͤngen konnten, so haͤufig, daß er in kurzer Zeit nicht bloß die Stadt, sondern alle umliegende Oerter mit Erdbeeren fuͤr billige Preise versehen konnte. Er fand einen Nachahmer an Hrn. Skip Dyot Bucknal, der eine aͤhnliche Kalkgrube als Weinberg benuͤzte, und die Grube oben mit Glasfenstern deken ließ. In allen hoch im Norden oder hoch uͤber dem Meere liegenden Orten ist es hoͤchst vortheilhaft, Vertiefungen in der Erde (je tiefer desto besser, in so fern naͤmlich noch Sonnenstrahlen in dieselben fallen koͤnnen, und sie von Wasser frei sind) zur Kultur der Erdbeeren, Reben, Melonen, feinerer Gemuͤse und Obstsorten zu benuͤzen, da in denselben immer eine hoͤhere und mehr gleichfoͤrmige Temperatur bei dem Schuze gegen alle Winde, und dem Reflexe der Sonnenstrahlen zu Hause ist. (Vergl. Gill's technical Repository. Juni 1822. S. 431.) Ueber den Bau der Wasserkresse oder Brunnkresse theilte der beruͤhmte Cultivateur, Hr. Bellenden Ker Esqu. F. R. S., im IV. Bde. der London Horticultural Society's Transactions einen sehr interessanten Aufsaz mit, welchen auch Hr. Gill in seinem technical Repository Mai 1822 S. 337. wegen seiner Gemeinnuͤzigkeit aufgenommen hat. Hr. Brodberry ist bisher, wie Hr. Bellenden Ker bemerkt, der Einzige, der in England, wo man bisher allen Unterricht uͤber den Bau dieser Pflanze vermißt, (wodurch sich such Hr. Bellenden Ker zur Abfassung dieses Aufsazes veranlaßt fand) diese Pflanze im Großen fuͤr den Londoner Markt baut. Wir Deutsche waren also in dieser Hinsicht den Englaͤndern voraus; denn unsere fleißigen Erfurter bauten seit undenklichen Seiten Wasserkresse im Großen, und der ehrenwerthe alte Christ. Reichart hat in seinem Land- und Gartenschaze (VI. Aufl. 2ter Thl. S. 299,) einem Buche das wir unsern Lesern, die es noch nicht kennen sollten, nicht genug empfehlen koͤnnen, die Wartung und Pflege dieser Pflanze sehr genau beschrieben. Da die englische Methode etwas von der deutschen abweicht so wollen wir dieselbe hier in Kuͤrze angeben. Die Herren Bradberry und Bellenden Ker unterscheiden zuvoͤrderst drei verschiedene Abarten der Brunnen- oder Wasserkresse (Sisymbrium Nasturtium L., oder Nasturtium officinale Recent.) deren bisher in keinem botanischen Werke Erwaͤhnung geschieht: eine gruͤnblaͤttrige (grun-leaved), eine braun- und kleinblaͤttrige (Small brown-leaved) und eine braun- und großblaͤttrige (Large brown-leaved.) Sie haben alle denselben Geschmak die braunblaͤttrige wird aber auf dem Markte vorgezogen, theils wegen der Farbe, theils weil sie mehr Blaͤtter hat. Die gruͤnblaͤttrige laͤßt sich am leichtesten bauen, und die klein- und braunblaͤttrige ist die dauerhafteste. Herr Bradberry zieht nur die braun- und großblaͤttrige, weil diese die einzige ist, die auch dort gedeiht, wo man kein seichtes Wasser haben kann, vor. Der uralte Ray in seiner Synopsis of brit. Plants, 3 Ed. S. 301 erwaͤhnt einer Abart mit kleinen Blaͤttern, die fruͤher bluͤht; diese wird aber nicht gebaut. Herr Bradberry uͤberzeugte sich bald, daß die Pflanzen besser gedeihen, und selbst einen bessern Geschmak hatten, wenn sie in Reihen, die mit der Richtung der Stroͤmung des Wassers parallel liefen, gepflanzt werden, das Wasser in seinem Laufe nicht so sehr gehindert ist, in dem es zwischen den Reihen ein offenes Rinnsaal findet, und selbst die Ernte und die Reinigung der Pflanzen vom Unkraut und von den anhaͤngenden Unreinigkeiten leichter bewerkstelligt werden kann. Diese Reihen muͤßen, bei tieferem Wasser, fuͤnf, sechs, ja selbst sieben Fuß weit von einander entfernt seyn, waͤhrend bei seichtem eine Breite von 18 Zoll zwischen denselben hinreicht. Die Kresse gedeiht am beßten im feuchten Wasser, das ungefaͤhr nur anderthalb Zoll tief ist, und dann spaͤter durch die heranwachsende Pflanze selbst bis auf 3 Zoll aufgedaͤmmt wird: in tiefem Wasser werden die Wurzeln zu leicht mit ausgezogen. Man muß daher jedesmal feuchteres Wasser dem tieferen vorziehen. Die Pflanze muß fuͤr den Markt geschnitten, nicht gepfluͤkt werden, wie man es gewoͤhnlich thut, was ihr sehr nachtheilig ist. Auch zu oftmaliges Schneiden macht die Koͤpfe klein. Das Kostspieligste bei der Kultur dieser Pflanze ist, daß sie zweimal des Jahres auf ihren Beeten gereiniget und versezt werden muß, in dem sich der Schlamm zu haͤufig um die Wurzel ansezt, und WasserlinsenDieß ist gewiß nur dann der Fall, wenn das Wasser zu wenig stroͤmt, zu wenig Fall hat. A. d. Ueb. und andere Wasserpflanzen unter die Kresse kommen, und sie in ihrem Wachsthume hindern: vor 5 bis 6 Monaten nach Anlegung eines neuen Beetes erhaͤlt man die Kresse fast wie in einem fuͤr den Markt brauchbaren Zustande. Die AnlegungAlegung der neuen Beeten geschieht auf folgende Weise. Man faͤngt oben am Bache an, und raͤumt alle Reihen weg; reinigt hierauf das Beet des Baches von allem Schlamme und Unrathe (welcher jedoch guten Gartenduͤnger gibt), und waͤhlt unter der Masse der herausgeschaften Wanzen diejenigen juͤngern Individuen, die die juͤngsten sind, und die meisten Wurzeln haben. Diese sezt man nun in den Grund des Bachbeetes auf den Schotter reihenweise in gehoͤriger Entfernung, und belegt jede mit einem Steine. Im Schlamme waͤchst die Kresse nicht gern, und bekommt auch keinen guten Geschmak, wo viel Schlamm um ihre Wurzeln ist, den man aber sorgfaͤltig entfernen und durch Steingeroͤlle oder Schotter, oder durch Kalk ersezen muß. Es ist unumgaͤnglich noͤthig, daß das Wasser stets Abzug und Stroͤmung hat, denn sonst hoͤrt die Kresse auf zu wachsen. Die Zeit, wo man die Bette erneuern muß, ist im Mai und Junius, und dann im September bis November: diese Erneuerung und Anpflanzung muß aber nach und nach geschehen, damit man immer etwas zu schneiden hat. Kresse, die im November gepflanzt wurde, kann im Fruͤhjahr geschnitten werden. Wenn die Kresse bereits dreimal geschnitten wurde, faͤngt sie an, sich zu bestoken und dann kann sie, je oͤfter desto besser geschnitten werden. Im Sommer muß an sie kurz abschneiden, und das Wasser in gehoͤriger Hoͤhe daruͤber halten 5 wo der Boden gut ist, gibt jedes Beet woͤchentlich seine Ernte. Waͤhrend des Winters muß das Wasser etwa Hoͤher gedaͤmmt werden als im Sommer, 4 bis 5 Zoll hoch, in dieser Hinsicht laͤßt an den Pflanzen etwas Mehr Kopf. Es ist wesentlich, die Kresse in reinem Wasser, so nahe an der Quelle desselben zu pflanzen, in dem es daselbst weniger friert, und die Kresse den ganzen Winter gesammelt werden kann. (Herr Bradberry hat 5 Acres in der Naͤhe guter Quellen mit Kresse bestellt, und sendet taͤglich, außer Sonntags, acht Duzend Buͤndel Kresse auf den Markt, wo er allem den Preis derselben um die Haͤlfte herabdruͤkte, und dessen ungeachtet entstehen immer noch neue Rivale gegen ihn, als den Ersten, der die Kresse in England baute.) Ueber eine Methode Spargel zu treiben, welche Hr. Wilh. Roß, Gaͤrtner bei Edw. Ellice, Esqu. zu Wyke-House bei Brentford befolgt, nebst einigen Bemerkungen uͤber Spargeltreiberei uͤberhaupt. Von Joseph Sabine, Esq. F. R. S. und Secr. Das gewoͤhnliche Aussehen des getriebenen Spargels, wie er im Dezember, Januar und Hornung aus den Tisch kommt, ist ein hinlaͤnglicher Beweis der fehlerhaften Behandlung bei seiner Wartung. Die Pruͤfung des Verfahrens, nach welchem Herr Thom. Hogg die Fruͤh-Erdaͤpfel trieb (es ist in den Transactions of the Horticultural Society beschrieben), brachte mich zuerst auf die Idee, daß man nach demselben Grundsaze auch fruͤhe Spargel ziehen koͤnne, in dem man naͤmlich die Wurzeln der Pflanzen auf eine Unterlage bringt, welche sich nicht in einem Zustande von Gaͤhrung befindet, und die zum Treiben derselben noͤthige Waͤrme den Beeten nur durch eine Einfassung an den Seiten verschafft: denn mir schien der schwache und aͤrmliche Zustand der getriebenen Spargel nur von der unmittelbaren Einwirkung des Duͤngers auf die Wurzeln herzuruͤhren. Meine Ansichten finden sich, wie ich glaube, durch den herrlichen Erfolg des Verfahrens des Herrn Wilh. Roß bestaͤtigt, welcher im Jaͤnner die staͤrksten Spargel hatte, die ich jemals in dieser Jahreszeit gesehen habe, und der auch der Gesellschaft im lezten Februar Muster hievon eingesandt hat. Die Gruben, in welchen er im Sommer seinen Nachwuchs von Ananas hielt, hatten zu unterst eine Lage von Laub ungefaͤhr 18 Zoll hoch, und darauf eine Schichte Lohe von derselben Tiefe; sie waren beinahe kalt, als die Ananasse herausgenommen wurden. In eine dieser Gruben streute er uͤber die ganze Oberflaͤche der alten Lohe eine Menge Spargel-Wurzeln aus, die er wieder sechs Zoll hoch mit Lohe bedekte, und legte uͤberall an der Seite umher heißen Duͤnger, den er von Zeit zu Zeit erneute, und wodurch er einen hinreichenden Grad von Warme unterhielt. Dieß geschah in der Mitte Dezembers, und fuͤnf Wochen spaͤter stand der Spargel zum Schneiden reif da. Sobald die Triebe zum Vorscheine kamen, nahm er den ganzen Tag Ueber die Glaͤser ab, gab so viele reine Luft als moͤglich, und ertheile dadurch seinen Spargeln, die beinahe so dik waren, als wenn sie zu guter Jahreszeit in freiem Grunde gestanden waͤren, eine gute natuͤrliche Farbe. Ich bemerkt dem Hrn. Roß, daß ich glaubte, es waͤre noch besser wenn die Wurzeln in Erde statt in Lohe standen waͤren; er gab mir zwar Recht, gestand aber, daß er dessen ungeachtet die Unterlage von 18 Zoll Lohe beibehalten werde, in dem, wie er Ueberzeugt sey, diese der Waͤrme weit mehr Zugang gestattet; daß er aber auf jeden Fall ein Lohbeet, dem kalten Dungerbeete des Hrn. Hogg vorzieht, in dem Lezteres, wo es laͤngere Zeit gelegen ist, zu dicht wird, als daß die Hize dasselbe durchbringen koͤnnte. Um des Erfolges jedoch sicher zu seyn, muß man gute Spargelwurzeln im Vorrath haben: die gewoͤhnliche Methode, sie aus alten erschoͤpften Gartenbeeten zu nehmen, ist schlecht. Nenn sie im Garten nichts ehr taugen, taugen sie noch weniger zum Treiben. Junge vierjaͤhrige aus Samen gezogene Wurzeln sind weit besser; sie sind zwar kostbar, wenn sie alle Jahre gekauft werden sollen; allem, wo an Raum genug im Garten hat, kann man leicht alle Jahre Spargel saͤen, und sich dadurch den Nachwuchs sichern. (Aus den Transactions of the London Horticultural Society in dem Repository of Arts, Manufactures et Agriculture. April 1822. Ar, 239. S. 305.) Wie man Knospen von Obstbaͤumen im lebenden Zustande in weite Entfernungen senden kann. Der Hr. Praͤsident Th. Andr. Knight, theilte in den Transactions of the London Horticultural Society, (abgedrukt in dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. Oktober 1822. S. 290) folgendes von Hrn. Karl Monck, und ihm erprobte Verfahren mit. „Man schneidet die Blattstiele der Knospen sehr kurz ab, und wikelt dann den jungen Zweig in ein doppelt zusammengelegtes Kohlblatt, das man an je dem Ende zusammen bindet, und in einen Brief legt. Es ist besser, die untere Seite des Kohlblattes einwaͤrts zu lehren, da der junge Zweig hiedurch (die untere Flaͤche ist die Ausduͤnstungs-Flaͤche des Blattes) die noͤthige Feuchtigkeit erhaͤlt, welche durch die obere, beinahe undurchdringliche, Flaͤche des Blattes zuruͤkgehalten wird. Gewoͤhnlich erhielt ich die Knospen von Hrn. Monck zu Belsay-Castleerst in 5–6 Tagen, wo der Blattstiel schon oͤfters von der Knospe losging, und die Rinde nicht mehr leicht von dem Holze abgezogen werden konnte. Man ließ dieses daher daran, schnitt es aber so duͤnn als moͤglich zu, vorzuͤglich denjenigen Theil, der sich uͤber der Knospe befand; und, da der Abgang des Blattstieles die gewoͤhnliche Methode der Befestigung der Knospe unmoͤglich machte, so mußte dich an dem uͤber ihr befindlichen Aste oder Theile desselben so lang bleiben, bis die Knospe in ihre gehoͤrige Lage gebracht war. Hierauf wurde sie mit einem sehr scharfen Messer davon getrennt, und die Knospe schlug beinahe immer eben so gluͤklich an, als wenn sie frisch vom Baume gekommen waͤre.“ Ueber die Erdnuß (Arachis hypogaea) als Oel-Pflanze. Herr Bouillon-Lagrange theilt in dem Journal de Pharmacie. Juni 1822. S. 231 einen Auszug aus Hrn. Dubuc d. aͤlt. Abhandlung uͤber die Erdnuß mit, aus welchem erhellt, daß diese in beiden Indien laͤngst auf Oel benuͤzte, in Spanien zu eben diesem Gebrauche und zum Chocolat fuͤr die aͤrmere Klasse jezt haͤufig gebaute Pflanze, die man auch im suͤdlichen Frankreich zu kultiviren beginnt, anfaͤngt, ein Handels-Artikel im Großen zu werden, und daß mehrere Kaufleute bereits große Quantitaͤten des aus derselben bereiteten Oeles aus America beschrieben haben. Dieses Oel soll eben so hell, mit weniger Rauch und laͤnger rennen als Baumoͤl, und eine weißere und festere Seife geben, als lezteres. Ueber die Vortheile eines fruͤheren Schnittes der Getreide-Arten scheinen die Erfahrungen der Landwirthe in Frankreich sich von Jahr zu Jahr, mehr auszusprechen, in so fern derselbe 8–12 Tage vor der vollen Reife geschieht. Auch in England scheint man sich, wie aus Tilloch's Philosoph. Magaz. et Journ. August 1822. S. 131 erhellt, hievon immer mehr zu uͤberzeugen. Sehr viele unserer besseren Landwirthe in Baiern befolgten diese Methode, ohne daß sie, wie es scheint, etwas daruͤber lasen, oder noch weniger daruͤber schrieben. Analyse verschiedener Mehlsorten. Von Hrn. Vauquelin. Im August-Hefte 1822 S. 353 des Journal de Pharmacie theilt Hr. Vauquelin eine aͤußerst wichtige Analyse 9 verschiedener Mehlsorten mit, (worunter 3 aus Odessa) die wir unseren Baͤkern sehr empfehlen wuͤrden, wenn wir voraussezen koͤnnten, daß sie wuͤßten, was sie bei ihrem Baken thun, und auch uͤber ihr Gewerbe nachlaͤsen. Leider kann man aber zu vielen unserer diken Muͤller- und Baͤker-Meister und den Brauherren, wo sie das Publikum mit schlechten Produkten martern, mit Christus sagen: „Herr, verzeih ihnen: sie wissen nicht, was sie thun!“ Wir wollen hier nur die, fuͤr den Baͤker und Oekonomen, welcher Sinn fuͤr die Grundsaͤze alles Baͤkerei hat, wichtigsten Resultate ausheben. Die Menge Wassers, welche 50 Theile dieser verschiedenen Mehlsorten eingesogen haben, um einen Teig von gleicher Consistenz zu bilden, spielt zwischen 18,60 und 27,50. Die Menge des in dem Mehle enthaltenen Wassers war zwischen 6 und 12 p. C., und diese Faͤhigkeit, das Wasser aus der Luft anzuziehen, scheint von dem Kleber abzuhaͤngen. Die Menge trokenen Staͤrkmehles, welche in diesen Mehlsorten vorkam, schwankte zwischen 0,5650 und 0,7550; die des Klebers im nassen Zustande zwischen 18 und 35 P. S., im trokenen zwischen 7 und 14 p. C. Da der Kleber im trokenen Zustande beinahe 2/3 seines Gewichtes verliert, so scheint es, daß von den 45–50 Theilen Wassers, welch der Zentner Mehl verschlukt, bei nahe die Haͤlfte von diesem Kleber verschlungen wird. Von dem Gummi, welchen Hr. Henry in diesen Mehlsorten (Journ. d. Pharm. vol. 8. p. 51) gefunden haben will, fand Hr. Vauquelin keine Spur, wohl aber phosphorsauren Kalk, wovon Hr. Henry keine Spur gesehen haben will. Eben so wenig fand Hr. Vauquelin Eiweißstoff im Mehle. Ueber das Vorkommen des Schwefels in Pflanzen findet sich ein sehr interessanter Aufsaz des Hrn. Planche im Journal de Pharmacie, August 1822. S. 367, worauf wir unsere Leser aufmerksam machen zu muͤßen glauben, in dem sich daraus das Vorkommen der schwefelsauren Salze in der Asche so vieler Pflanzen erklaͤren laͤßt. Er fand viel Schwefel in den Blumen des Hohlunders, der Linde, der Pomeranzen; in allen Theilen des Ringeltrautes (Mercurialis) und Glaskrautes (Parietaria); in dem bluͤhenden Staͤngel des Hyssop, des Steinklees, Estragons, der Raute, in den Samen des Gurkenkrautes oder Dill, (Anethum graveolons), des Kuͤmmels, des Cuminum, und Fenchels, und in den Blumenknofpen der Gewuͤrznelken; wenig in der Melisse, im Rosmarine, weißen Andorne, im Gaͤnse-Fingerkraut (Potentilla anserina), im Portulak, Borretsch, Wermuth, Salate etc. Sehr starke Gewuͤrze, wie Zimmt, Muskatenbluͤthe, Neues-Gewuͤrz und auch der Wacholder enthalten keinen Schwefel. Ueber den Kaffee aus dem irdischen Paradiese, der jezt auf Bourbon gebaut wird, nebst Bemerkungen uͤber die Kennzeichen eines guten Kaffee's. Dieser Kaffee ist nur halb so groß als der gewoͤhnliche orientalische, aber eben so schmakhaft, und ohne Vergleich besser, als der westindische. Ueber die Weinbereitung bei den alten Griechen findet sich, als Nachtrag zu der Abhandlung uͤber den Weinbau (polyt. Journ. B. 8. S. 504) eine sehr interessante Abhandlung des Hrn. Reynier aus der franzoͤsischen Handschrift des Hrn. Verfassers uͤbersezt in der Biblioteca italiana, August 1822. S. 248, die wir den Wein-Fabrikanten per fas et nefas empfehlen. Oel fuͤr Stok- und Taschen-Uhren. Obrist Beaufoy bemerkt in dem lezten Hefte der Annals of Philosophy, daß Baumoͤl, eine bedeutende Zeit uͤber (z.B. ein bis zwei Jahre lang) der Sonne ausgesezt, farbenlos, durchscheinend, frei von allem Schleime, und nicht leicht mehr gerinnbar in der Kaͤlte wird. Die Flasche muß waͤhrend dieser Zeit uͤber oͤfters geoͤffnet werden, damit das Gas entweichen kann, worauf die Uhrmacher gehoͤrig Ruͤksicht zu nehmen haben. Wir glauben jedoch, daß reines Mandeloͤl fuͤr Uhren jedem Baumoͤle vorzuziehen ist, da lezteres auch bei der staͤrksten Kaͤlte in unserem Lande (England) nicht stokt. (London Journal of Arts et Sciences. August 1822. S. 108) Tredgold's Werk uͤber die Staͤrke des Guß-Eisens. (A practical Essay on the Strength of Cast-Iron, intended for the Assitance of Engineers, Iron-Masters, Architects, Millwrighst, Founders, Smiths etc. containing practical Rules, tables etc., 8. London 1822. S. 102. 12 shill.) wird in Tilloch's Philos. Magaz. August 1822. S. 137 als ein klassisches Werk empfohlen, „in welchem auch nicht ein unnuͤzes Wort vorkommen“ soll. Ueber den Repetitions-Kreis und das Hoͤhen- und Azimuthal-Instrument findet sich in Tilloch's Philos. Mag. et Journ. Jul. 1822 S. 17. August 1822 S. 102 ein fuͤr unsere Instrumenten-Macher hoͤchst lehrreicher Aufsaz von dem beruͤhmten Edw. Troughton, welchen wir denselben nicht dringend genug empfehlen koͤnnen. Ueber die Anwendung der Cykloide und Epicikloide auf die Zaͤhne der Raͤder, und uͤber Verminderung der Reibung uͤberhaupt haben nun mehrere Muͤhlen-Baumeister und Eisengießer in einem Schreiben an Herrn Gill in dessen Repository September 1822 S. 211 ihren Beifall und ihren Dank bezeigt. Es freut den Uebersezer, daß diese Maͤnner von Metier uͤbrigens ganz seine in einer Note des polytechnischen Journals IX. Bd. S. 83 geaͤußerte Ansicht theilen, daß naͤmlich Zeichnungen, Patronen, unerlaͤßlich sind, wo diese unentbehrlichen Verbesserungen an unsern Raͤderwerken jene allgemeinen Vortheile gewahren sollen, die sie erzeugen muͤßen, sobald man sie anwendet. Herr Gill versichert diese Zeichnungen zu liefern, und wir werden sie dann gleichfalls mittheilen. Er fuͤgt in demselben Hefte S. 189 seinen fruͤhern Bemerkungen uͤber Verminderung der Reibung noch einige andere bei. So empfiehlt er die kegelfoͤrmigen Spizen der staͤhlernen Spindeln, wie es z.B. die Nadelmacher thun, deren Schleifsteine sich mehr als 700mal in einer Minute drehen, in Hohllunderholz laufen zu lassen, oder, wie die Messerschmiede, in den Enden der Zinken der Hirschgeweihe. Der beruͤhmte Mechaniker Brunel empfahl das lignum vitae Lignum sanctum, Pockholz, Fanzosenholz, welches neuerlich die franz. Maschinisten als die beßten Zapfenlager empfahlen. A. d. Ueb. als vorzuͤglich zur Verminderung der Reibung dienlich. Die Metallknopfmacher, deren Polirmuͤhlen beinahe so schnell laufen muͤssen, als die Schleifsteine der Nadelmacher, lassen die Haͤlse der Spindeln in, nach denselben gegossenen zinnernen Buͤchsen (collars of pewter)Pewter heißt im Englischen sowohl Zinn, als eine Mischung von Zinn und Blei, und Zinn und Spießglanz. A. d. Ueb. laufen, die so genau passen, daß durchaus kein Staub dazwischen kommen kann. Sie laufen darin, selbst wenn die Doke einen Zentner schwer ist, Jahre lang sehr gut. Wenn diese Doken von Stahl sind, werden sie erst im weichen Zustande rauh abgedreht, dann gehaͤrtet und so temperirt, daß sie gerade fuͤr einen harten Drehemeisel recht sind, und hierauf vollends ausgedreht. Auf diese Weise umgeht man alle Gefahr des Werfens und Springens, der man bei der gewoͤhnlichen Befertigungsweise derselben ausgesezt ist. Herr Gill glaubt indessen, daß es am beßten ist, die Spizen der Spindel vollkommen hart, und mit Demant oder Rubinen drehen zu lassen, wie Herr J. Barton auf der koͤnigl. Muͤnze thut. Mongolfier's Wasser-Widder. Herr Gill erzaͤhlt in seinem Repository, Sept. 1822. S. 214, daß der seel. Mongolfier durch eine salzige Quelle, die er hoch uͤber dem Meere aus einem Felsen am Ufer entspringen sah, auf die Idee seines Wasser-Widders (bélier hydraulique) geleitet wurde, auf welchen er sich mit dem seel. Boulton ein Patent geben ließ, ohne daß er oder England einen besondern Vortheil davon gezogen haͤtte. Indessen sind die Herren Collier und Gaston aus der von ihm gebrochenen Bahn fortgeschritten; man fangt jezt an, sich derselben in England haͤufiger zu bedienen, treibt das Wasser mittelst derselben an einigen Orten 60 Fuß hoch in die Hoͤhe, und wird es am Ende noch weiter bringen. Das Studium der Geschichte der Erfindungen gewaͤhrt meistens das traurige Resultat, daß es der gesammten Menschheit nicht viel besser in ihren Fortschritten ergeht, als den weiland einfaͤltigen Pilgern nach San Jago de Compostella: fuͤr drei Schritte vorwaͤrts muͤssen zwei ruͤkwaͤrts gethan werden. Waͤhrend das Wahre, das Schoͤne und Gute auf Scheiterhaufen verbrannt wich, macht, nach dem alten Sprichworte, ein Narr zehn andere. Verkehrte magnetische Polaritaͤt des Eisens und Stahles durch Gluͤhen. Herr Barlow, Prof. an der Militaͤr-Schule zu Woolwich, machte, zu Folge einer Wittheilung im Edinburgh philosoph. Journal (Annales de Chimie, Mai 1822. S. 107.) Die Endekung, daß Eisen in der Weißgluͤhehize auf die Magnet-NadelMangnet-Nadel durchaus nicht, in der Rothgluͤhehize aber sehr stark wirkt. In den Zwischen-Temperaturen, zwischen der gewoͤhnlichen Roth- und der Hellroth-Gluͤhehize aber wird die Polaritaͤt des MagnetsMangnets verkehrt. Herrn Barlow's Abhandlung uͤber diese interessante Entdekung wird noch erwartet. Verbesserter Lebens-Retter bei Schiffbruͤchen. Herr Scheffer in London verfertigt hohe walzenfoͤrmige Guͤrtel aus mehreren luftdicht uͤbereinander geleimten und uͤberfirnißten thierischen Hauten (wahrscheinlich Goldschlaͤgerhaͤuten), die man in einer Minute, Nachdem man sich die Brust damit umguͤrtete, aufgeblasen und mit einem Sperrhahn luftdicht schließen kann. Im Nothfall koͤnnte ein solcher Guͤrtel auch zwei Personen tragen. Dieser Guͤrtel nimmt einen sehr geringen Raum ein, wo er nicht aufgeblasen ist. Gill's technical Repository. Sept. 1822. S. 213. Obrion's Polygraph. Herr Obrion zu Parks, rue St. Martin n. 30, hat, zu Folge eines Berichtes des Herrn Francoeur im Bulletin de la Soc. d'Encourag. Nr. 216. S. 198, eine sehr bequeme, brauchbare und wohlfeile Maschine (sie kostet nur 25 bis 36 Franken) erfunden, mittelst welcher jeder Brief den Man schreibt, sich waͤhrend des Schreibens ein, noͤthigen Falls auch zweimal copiert. Die Maschine fuͤhrt 2 bis 3 Federn, die zugleich dasselbe schreiben. Man kann diese Maschine auch zum Copieren von Zeichnungen benuͤzen. (Diese Erfindung verdient, wo die Anwendung derselben leicht und dauerhaft ist, alle Aufmerksamkeit. Nichts kann wohlthaͤtiger fuͤr einen Staat werden, als wenn das Schreibervolk in das verwandelt wird, was es wirklich ist, in schlechte Schreib-Maschinen.) Tabor's Schrift uͤber die Gasbeleuchtungs-Kunst. Von Hrn. Karl Wigand Tabor erschien in der Andreaͤischen Buchhandlung in Frankfurt a. M. eine Schrift unter dem Titel: Vollstaͤndiges Handbuch der Gasbeleuchtungs-Kunst. Nach den neuesten Erfahrungen und Erfindungen bearbeitet. 2 Bde. mit 13 Steindruk-Tafeln, auf welchen alle bis jezt bekannte Gas-Apparate durch 466 Figuren abgebildet sind. (Preis 10 fl. 48 kr.) Der Hr. Verfasser war bemuͤht, alle Einrichtungen und Erfindungen bestehender Gas-Apparate genau zu beschreiben, nach mathematischen und oͤkonomischen und die beßte Art zu zeigen, wie ein Gas-Apparat in allen seinen Theilen dauerhaft, wohlfeil und zwekmaͤßig zu verfertigen sey. Wir koͤnnen diese Schrift allen, welche die Gasbeleuchtungs-Kunst interessirt, mit Recht empfehlen, und wuͤnschen, daß sie zur Verallgemeinung der Gasbeleuchtung wesentlich beitragen moͤge. Gas aus Steinkohlen-Theer. Man hat durch Versuche gefunden, daß Steinkohlen-Theer, den man bisher bei manchen Gasbeleuchtungs-Anstalten wegwarf, mit trokenen Saͤgspanen, ausgelaugtem Faͤrbeholze etc. zu einem Teige gemengt, und liegen gelassen, bis alles Wasser abgelaufen ist, mehr und besseres Gas gibt, als Steinkohlen selbstBei Gelegenheit der Erzeugung der Holzsaure und der Benuͤzung des dabei erzeugten Gases, zur Beleuchtung, habe ich fruͤher den, auf Versuche gegruͤndeten, Vorschlag gemacht, bei der Holzverkohlung den von der vorgehenden Verkohlung gewonnenen Theer im das eiserne Verkohlungs-Gefaͤß zu thun, wodurch man ein zur Beleuchtung ganz vorzuͤglich geeignetes Gas erhalt. D.. (Aus dem Journal of Science in Tilloch's Philos. Mag. a. a. D.) Noch etwas uͤber Gas aus Oelsamen.Wir haben die erste Nachricht hieruͤber aus Gill's techn. Reposit. 1 Bd. S. 237 im polytechn. Journale Bd. 8. S. 262 mitgetheilt. Im Juli-Heft des Tilloch'schen philosoph. Journal. S. 69 nannte man (aus Unkunde oder Privat-Interesse), dieses Verfahren einen Ruͤkschritt in der Kunst der Gasbeleuchtung Hr. Wilson theilt nun hieruͤber obige woͤrtlich uͤbersezte Bemerkung mit. Ich habe seit der Zeit dieser von mir gemachten Erfindung das Oelgas aus Oelsamen und Oelkuchen wohlfeil und darzustellen, (polyt. Journal Bd. 6. S. 309.) groͤßere Versuche angestellt, die in Hinsicht großer Ergiebigkeit und Leuchtkraft des aus ausgepreßten und unausgepreßten Oelsamen gewonnenen Gases, nichts zu wuͤnschen uͤbrig ließen. Gegenwaͤrtig lasse ich zu diesem Behuf einen groͤßern Apparat, zur Beleuchtung einiger Horsaͤle der hiesigen polytechnischen Lehranstalt, verfertigen, der mich in Stand sezt, den Lesern dieses Journals verlaͤßliche Berechnungen uͤber die Beleuchtungs-Kosten dieses Gases mitzutheilen. D. Von Hrn. Dan. Wilson, Esqu. „Wir hoͤren, baß die eben so wichtige als oͤkonomische Gas-Bereitung aus Oelsamen, bedeutende Fortschritte macht. Hr. Wilson leitet nun den Bau seines Apparates in Frankreich, der daselbst nicht eingefuͤhrt werden durfte.“ „Hr. Theod. Paul, Sohn des seel. gelehrten Hrn. Nikol. Paul aus Genf, (dessen Verbesserungen an Lampen und Reflectoren wir dem Publikum mittheilten) war mehrere Monate bei uns, um sich zur Uebernahme der Gasbeleuchtung in Lyon auszubilden, und ist jezt nach Frankreich zuruͤkgekehrt.“ „Nach diesem neuen und vorzuͤglichen Verfahren kann alles Gas aus den Saamen gewonnen werden, waͤhrend, nach dem aͤlteren, bei aller Muͤhe und Ausgabe, die das Quetschen und Pressen derselben verursachte, noch immer vieles zur Gasbildung taugliches Materiale in den Oelkuchen zuruͤkbleibt. Hr. Wilson hat dieß auf die genuͤgenoͤste Weise dadurch erwiesen, daß er aus den Oelkuchen selbst noch Gas bereitete.“ „Wir leben daher der sicheren Hoffnung, daß diese große Vereinfachung in der Oelgas-Erzeugung, die wir fuͤr eine hoͤchst wichtige Entdekung halten, in allen jenen Laͤndern eingefuͤhrt werden wird, wo die Kultur der Oelpflanzen betrieben wird: wir halten sie um so weniger fuͤr einen Ruͤkschritt in der Kunst, wie man sie zu nennen beliebte, als sie Vielmehr wirklich als ein hoͤchst bedeutender Fortschritt in der Kunst Licht aus Oel zu erhalten, betrachtet werden muß.“ „Die auf diese Weise gewonnene Kohle dient statt der Cokes oder anderer Materialien, die man gegenwaͤrtig in die Retorten bringen muß, um waͤhrend der Entwikelung des Gases aus dem Oele immer neu sich entwikelnde Oberflaͤchen zu erhalten. Vor dieser wichtigen Entdekung war die Kunst der Oelgas-Gewinnung vielmehr in einer Art von Stillstand, in dem das Oel, statt Gas zu gewaͤhren, Kohle in den Retorten absezte, und nur sehr wenig Gas lieferte.“ (In Gill's techn. Reposit. Sept. 1822. S. 154.) Ueber Dr. Wollaston's Mittel, Bittererde zu erkennen. Herr Clement bemerkt den Hrn. Redactoren der Annales de Chimie. (Juli 1822. S. 333) daß sie in ihrem Mai-Hefte I. J. Wollaston's schoͤnen Versuch sehr unrichtig dargestellt habenEs heißt daselbst: „Man uͤberstreiche eine Glasplatte mit der auf Bittererde zu pruͤfenden Fluͤßigkeit und schreibe auf dieser Glas-Platte mit der Spize einer Glasroͤhre irgend etwas, z.B. das Wort Bitter-Erde. Ist Bittererde in der Aufloͤsung, so wird man mit weißen Buchstaben Bitter-Erde geschrieben lesen, in entgegen gesezten Falle aber keine Spur eines Schriftzuges wahrnehmen, Dr. Wollaston schreibt dieß, wie Herr Clement sagt, der Entwiklung von Waͤrme zu, welche durch die Reibung der Glasroͤhre auf der Glasplatte waͤhrend des Schreibens entstand.“ . „Es sollte heißen“ sagt Hr. Clement, „daß dieses Phaͤnomen nur insofern Statt hat, als die Auflosung der Bittererde vorlaͤufig durch eine Mischung von phosphorsaurem Ammonium zersezt wurde. Wenn sie dann wieder durch uͤberschuͤßige Kohlensaͤure aufgeloͤst wird, wird sitz in den Spuren des Stabes, der als Griffel diente, niedergeschlagen, in dem die Reibung den Waͤrmestoff entwikelt, der die Kohlensaͤure verjagt. Als ich dieses Verfahren in der Société philomatique erzaͤhlte, habe ich diesen wesentlichen Umstand „Nicht“ vergessen. Belieben sie denselben nachzutragen. Es ist nicht meine Schuld, daß er weg blieb.“ Die HHn. Redactoren bemerken, daß sie diese, fruͤher von ihnen mitgetheilte, Notiz aus dem Bulletin de la Société philomatique entlehnten. Mittel um Strontian von Baryt zu unterscheiden. Man nehme irgend ein aufloͤsliches Strontian- oder Baryt-Salz, loͤse dasselbe in Wasser auf, seze der Aufloͤsung schwefelsaure Sode im Uebermaße zu, und filtrire. In die klare Fluͤßigkeit gieße man basische kohlensaure Pottasche. Truͤbt sich die Aufloͤsung, so ist Strontian-Erde vorhanden; bleibt sie klar, so enthielt das aufgeloͤste Salz Baryt-Erde. (Aus dem Journal of Science in den Annales de Chimie. Mai 1822. S. 103.) Neues Entdekungs-Mittel des Arsenik. Hr. Cooper, Praͤsident des Columbia College, fand, daß eine Aufloͤsung von chromsauren Kupfer eines der beßten Reagentien auf Arsenik ist. Ein Viertel Gran Arsenik faͤrbt ein paar Tropfen derselben gruͤn. Die unvollkommene Arseniksaͤure entzieht der Chlorsaͤure den Sauerstoff, und verwandelt das Chrom in gruͤnes Oxid, das durch Ammonium nicht mehr blau wird. Dieses Pruͤfungs-Mittel auf Arsenik sollte wenigstens mit den Uebrigen verbunden werden. (Thomsons Annales of Philosophy. Julius 1822. S. 77 aus Prof. Sillimann's Journal.) (Vergl. auch Gill's technical Repository Juli 1822. S. 26.) Herrn Smithson's Mittel, sehr geringe Quantitaͤten von Arsenik und Queksilber zu entdeken. Herr Smithson hat bereits im Jahr 1819 in dem August-Stuͤke der Annales of Philosophy bei Gelegenheit seiner Analyse einer Mischung von Schwefelblei und Arsenik aus dem Oberen-Wallis dieser Methode erwaͤhnt, entwikelt dieselbe aber gegenwaͤrtig im August-Hefte 1822 dieser Annales S. 127 etwas umstaͤndlicher. Wenn Arsenik oder irgend eine Mischung, in welcher derselbe vorkommt, mit salpetersaͤurer Pottasche geschmolzen wird, so bildet sich arseniksaure Pottasche, deren Aufloͤsung mit salpetersaurem Silber einen ziegelrothen Niederschlag bildet. In dem Falle, wo irgend eine bemerkbare Menge Pottasche frei wuͤrde, muͤßte sie mit Essigsaure gesaͤttigt, dann getroknet und wieder in Wasser aufgeloͤst werden. Wenn man nun einen Tropfen einer Arsenik-Oxid-Aufloͤsung in Wasser, der, bei einer Temperatur von 54, 50 F. nur 1/80 Arsenik-Oxid enthaͤlt, auf dem Plattinna-Loͤffelchen mit Salpeter schmilzt, wird man nach obiger Methode eine bedeutende Menge arseniksaueres Silber erhalten: 1 Theil Arseniksaͤure erzeugt naͤmlich 4,29 arseniksaures Silber; 1 Theil weißen Arsenik-Oxides 4,97; 1 Theil Arsenik 6,56. Alle Queksilber-Oxide und salzige Verbindungen mit einem Tropfen Kochsalzsaͤure mit etwas Zinn auf Holz gelegt, amalgamiren das Gold auf der Stelle. Bei Sublimat ist die Kochsalzsaͤure nicht noͤthig. Die Queksilber-Schwefelverbindungen muͤßen vorher durch Kochung in Schwefelsaͤure zu schwefelsauren Verbindungen umgebildet, oder durch Alkalien zersezt werden. Verbesserte Salpeter-Erzeugung. Herr Baffi aus Pergola, erhielt von dem Vicekoͤnig in Aegypten ein Geschenk von 100,000 Kronen und den Titel eines Bey fuͤr seine Erfindung, Salpeter ohne Feuer, bloß durch die Waͤrme der Sonne zu erzeugen. Die Fabrik des Herrn Baffi ist auf dem Plaze zu Memphis und lieferte im vorigen Jahre 3580 Ctl. Salpeter, wovon der Ct. jezt dem Vicekoͤnige auf Eine Krone zu stehen kommt, waͤhrend er vorher demselben 10 Kronen kostete. (Tilloch's philos. Magazin Jun. 1822 S. 460.) Ueber die Weise, wie die Zinnerze in Cornwall und Devonsshire geschmolzen werden, hat Hr. Joh. Taylor, Esq. und Schazmeister der geological Society in den Transactions dieser Gesellschaft einen sehr lehrreichen Aufsaz mitgetheilt, welcher sich auch in Tilloch's Philos. Mag. a. a. O. S. 417 und in den Annals of Philosophy. N. XVIII. 1822. S. 449 abgedrukt findet. Da wir auf dem ganzen festen Lande von Europa nur einige kleine Zinnbergwerke in Sachsen und Boͤhmen besizen, und den Vorstanden derselben die Transactions of the Geological Society wohl nicht fremd seyn werden, so wollen wir hier nur jene Techniker, denen eine vollstaͤndige technische Geschichte des Zinnes interessant seyn kann, auf diesen gehaltvollen Aufsaz verweisen. Das Daseyn der Kieselsaͤure laͤugnet Hr. R. Philips in einer Abhandlung: „Bemerkungen uͤber gewiße Koͤrper, welche man fuͤr Saͤuren und fuͤr Alkalien hielt,“ die sich in den Annals of Philosophy N. XIX. 1822. S. 53 abgedrukt befindet. Er ist vielmehr geneigt, sie unter die Alkalien zu versezen. Eben so laͤugnet er das Daseyn einer Saure in der Thonerde. Ueber Holzessig, oder brenzelige Holzsaͤure. Der seel. Hr. Christoph Wilson nahm mehrere Jahre durch Antheil an einer Fabrike, in welcher die Eichenspaͤne der Schiffs-Werften in einem Bakstein-Ofen eingeschlossen wurden, in den gerade so viel Luft durch die Oeffnungen an dem Thuͤrchen eindringen konnte, als zur langsamen Verbrennung des Holzes noͤthig war. Jede Beruͤhrung mit Eisen wurde sorgfaͤltig vermieden. Die Produkte dieser langsamen Verbrennung, oder vielmehr dieser Destillation, wurden verdichtet, und in Faͤsser geleitet, wo man ihnen Kalk zusezte. Dadurch schied sich der Theer von der brenzeligen Holzsaͤure, und stieg in die Hoͤhe, wo er durch einen eigens dazu angebrachten Kanal abfloß. Dieser Theer gab, gesotten, ein vortreffliches Pech, das dem beßten schwedischen gleich kam, und eben so gut fuͤr die Marine taugte. Der essigsaure Kalk, in Verbindung mit Garbestoff und Gallaͤpfelsaͤure, wurde zur Bereitung eines ganz vortrefflichen, damals sehr gesuchten, Handschuh-Leders verwendet. Hr. Gill bedauert, daß Hrn. Wilson's Tod genaueres Detail hier- uͤber vor der Hand unmoͤglich macht, und ladet die noch lebenden Theilnehmer an dieser Anstalt zur Mittheilung desselben ein. (Technical Repository. Juli 1822. S. 41.) Analyse des Tutenag, oder Pakfong, oder chinesischen Weißkupfererzes. Von Herrn A. Fyfe M. D. VorleserWir haben in Deutschland in den groͤßeren Staͤdten Seiltaͤnzer Gaukler, Deklamatoren, Fastenprediger, aber keine Vorleser uͤber gemeinnuͤzige Wissenschaften fuͤr Kuͤnstler und Gewerbe, keine Lecturers, die in England so haͤufig sind und so sehr das Wohl dieses Landes foͤrderten. Dafuͤr haben wir Universitaͤten und Akademien, wird man sagen. England hat deren auch ein halb Duzend, aber alle seine Universitaͤten haben ihm nicht so viel genuͤzt, als diese Lecturers oder Vorleser. A. d. Ueb. uͤber Chemie zu Edinburgh. Unsere bisherige Kenntniß uͤber das Tutenag oder Paksong der Chinesen ist so gut wie keine. Nach Keer besteht es aus Kupfer, Zink und Eisen. De Gucyne laͤugnet das Daseyn des Zinks in demselben, und nach ihm ist es ein Gemenge von Eisen, Blei und Wißmuth. Nach Engestroͤm besteht es aus Kupfer, Nikel und Zink, und haͤlt von lezterem 7/16, waͤhrend die ersteren sich wie 5 zu 7 verhalten. Dr. Howison brachte ein Beken von Tutenag aus China nach England, das beinahe so weiß wie Silber ist, und so stark klingt, daß wenn er das Beken in einer Hand haͤlt, und mit den Fingern der andern Hand darauf klopft, der Klang auf eine englische Meile weit gehoͤrt wird. Seine Politur ist sehr schoͤn, und wird nicht leicht matt. Dieses Tutenag ist hammerbar und wirb nur in der Weißgluͤhehize sehr bruͤchig. Es laßt sich unter vorsichtiger Behandlung durch Walzen streken, und zu einem Drahte von der Dike einer feinen Nadel ziehen. In Beruͤhrung der atmosphaͤrischen Luft geschmolzen brennt es mit weißer Flamme, wie Zink, und oxidirt sich. Seine spezifische Schwere bei 59° Fahrenh. ist 8,432. Das Resultat der Analyse von 5 Granen dieser Composition ist: Kupfer 40,4 oder 2,02 Zink 25,4 1,27 Nikel 31,6 1,58 Eisen   2,6 0,13 ––––– ––––– 100,0 5,00 Wie die Chineser dieses Tutenag bereiten, weiß man nicht: man glaubt allgemein, es wird aus einem Erze geschmolzen, das diese Bestandtheile enthaͤlt, und Dr. Howison versicherte dieses Erz zu Calcutta bei Dr. Dinwiddi gesehen zu haben. Das Beken des Dr. Howison kostete in China ein Viertel seines Gewichtes in Silber; die Ausfuhr der Geraͤthe aus Tutenag ist in China verboten. Herr Gill ladet die Fabrikanten ein, nach dieser Analyse Tutenag zu bereiten, das bei vielen Geraͤthen die Stelle des Silbers vertreten kann. (Aus dem Edinburgh Philosophical Journal Nr. XIII. Julius 1822 in Gill's Technical Repos. August 1822. S. 83. in einem Auszuge.) Gambey's Theodolit. Herr Gambey hat zu Folge eines Berichtes des Herrn Francouer im Bulletin de la Société d'Encouragement Nr. 215, Jahrgang 1822 S. 151 einem Theodoliten verfertigt, der sowohl in vertikaler als azimuthaler Hinsicht Repetitor ist, und mit welchem man Winkel bis auf eine Zehntel-Sekunde genau nehmen kann. Herr Gambey centrirt seine Theilungs-Maschine nie, und kann den Mittelpunkt derselben ein Zoll weit von jenem des einzutheilenden Kreises wegruͤken. Herr Francouer schließt seinen Bericht damit, daß er Herrn Gambey „den geschiktesten Kuͤnstler in Europa“ nennt (le plus habite artiste de l'Europa) ein Compliment, das, wo es dem hohen Verdienste Gambey's werth seyn soll, nur im franzoͤsischen Sinne genommen werden darf. Ueber den Asphalt, dessen Fundoͤrter und Gebrauch in den aͤltesten Zeiten findet sich eine sehr gelehrte kleine Abhandlung von Hrn. I. I. Virey, in dem Journal de Pharmacie. Juni 1822. S. 235, worauf wir unsere Leser vor, zuglich die Bauherren, aufmerksam machen zu muͤßen glauben, so wie alle Spezerei-Haͤndler und Kaffee-Liebhaber auf eine andere Abhandlung eben desselben Gelehrten. Eis-Fabriken in Ostindien. Gegen Ende Novembers wird in stark salpeteriger folglich kalter Erde ein 6 bis 7 Fuß tiefes Loch gegraben, und die ausgegrabene Erde nach allen vier Seiten hin, um das Loch sowohl tiefer zu machen, als die heißen Winde abzuhalten, aufgehaͤuft. Das Loch selbst wird, wenn es fertig ist, 3 bis 4 Fuß hoch mit trokenem Hirsestroh ausgefuͤllt, und auf dieses eine beliebige Zahl flacher 3 bis 4 Zoll tiefer Schusseln aus gebranntem unglasirtem Thone gestellt. Diese Schuͤsseln muͤßen neu seyn, damit sie recht porioͤs sind, und den uͤberfluͤssigen Wasserstoff leicht nach allen Seiten durchziehen lassen. Beym Eintritte der Nacht werden sie mit Wasser gefuͤllt, welches dann binnen zwei Stunden friert. Dieses Verfahren wird des Nachts 3 bis 4 mal wiederholt, und auf diese Weise werden von 8 Uhr Nachts bis zu Sonnenaufgang 3 bis 400 Pfund Eis erzeugt. Waͤhrend ein Arbeiter die Schuͤsseln mit gefrornen Wasser herausnimmt, sezt ein anderer neugefuͤllte ein. Die Schuͤsseln werden zerbrochen, das Eis wird herausgenommen, mit lauwarmen Wasser befeuchtet und zu groͤßeren oder kleineren Massen geformt, die sodann in den Eiskeller gebracht werden. Aus Akermanns Repository of Arts etc. September 1822. S. 178Unsere Salpetersiedereien koͤnnten in eisarmen Wintern und heißen Sommern leicht auf aͤhnliche Weise Eis bereiten. A. d. Ueb. Ueber den Bau der Schmelzoͤfen, in welchen arsenikhaltige Erze oder Metall-Compositionen geschmolzen werden, kommt in Tilloch's Philos. Mag. Nr. 291. S. 32 eine, in mehr dann einer Hinsicht interessante, Notiz vor, aus welcher die Zwekmaͤßigkeit horizontaler Luftzuͤge von unbestimmter Laͤnge unter der Erde, statt der verderblichen, gerade aufsteigenden und die Luft vergiftenden, Schornsteine, deutlich erhellt. Es scheint aus diesem Aufsaze, als ob der Bau unserer deutschen Gifthuͤtten in England nicht so allgemein bekannt waͤre, als er es zu seyn verdient, es scheint aber auch, als ob wir bei unseren Schmelzoͤfen arsenikhaltiger Erze und Metalle von diesem Baue noch nicht jenen Vortheil zu ziehen wuͤßten, den wir hiedurch erhalten koͤnnten. Die Sache ist zu einfach, als daß sie einer weiteren Eroͤrterung beduͤrfte, und wahrscheinlich, weil sie so einfach ist, auch so haͤufig vernachlaͤßigt. Vergoldete rothe Toͤpferwaare des Herrn Legros d'Anisy. Herr Mérimée erstattete im Bulletin de la Société a. a. O. S. 157, Nachricht uͤber die vergoldete rothe Toͤpferwaare, welche Herr Legros d'Anisy verfertigt. Dieser franzoͤsische Wedgwood bedient sich hierzu nicht der englischen Goldfirnisse, die kein Gold enthalten, sondern des wirklichen Goldes, in dem er weniger Gold dazu braucht, als wenn er Goldblaͤttchen auftruͤge, obschon man mit einem Dekagramme Goldes 40 Metres bedeken kann. Herr Mérimée hat einen Monat lang einen, ohne vorlaͤufige Untersuchung aus dem Haufen herausgenommenen vergoldeten Napf am Feuer gebraucht, ohne daß die Vergoldung an der inneren Seite dadurch gelitten hatte: an den englischen vergoldeten Toͤpfen ging die Vergoldung weg, wie die Milch darin lauer war. Herr Legros d'Anisy und Herr Mérimeé bemerken, daß die Vergoldung nur auf rothem Thone die gewuͤnschte Wirkung hervorbringtDaß der rothe Thon die Vergoldung trefflich vertraͤgt, kann jeder Tobakraucher, der aus den sogenannten tuͤrkischen Pfeifenkoͤpfen raucht, deutlich ersehen: Sie dauern Jahre lang, ohne daß das Gold sich bei taͤglich mehr dann 20 mal wiederholter Reibung abtruͤge. Die ehrlichen Ungarn, treu der alt tuͤrkischen Sitte, wußten hiervon an ihren Debraziner Pfeifen Vortheil zu ziehen, waͤhrend die schlauen Boͤhmen an ihrem Bunzlauer Geschirre das vergolden versahen. Wir Baiern sind ehrlicher und schlauer als die Ungarn und Boͤhmen, benuͤzen unsern rothen Thon gar nicht, und fuͤhren ihn nach Oestreich. Kein Land ist reicher an dem herrlichsten Thone, als Baiern; aber auch kein Land hat ihn noch weniger benuͤzt. Nemo propheta in patria! Und was von Propheten gilt, wird wohl auch von irdener Waare und vom Thone gelten. Anm. d. Bericht-Erstatters.. Ueber den Gebrauch des Eyweißes. Herr Gill hat in seinem technical Repository Septbr. 1822 S. 190, den Artikel uͤber den Nuzen des Eyweißes (der uͤbrigens nichts Neues enthaͤlt) aus dem Dictionaire technologique, mit einigen Bemerkungen bereichert. Er bemerkt z.B. daß ein mit Eyweiß geschlossener Brief nicht mit heißem Wasserdampf wieder geoͤffnet werden kann. Wie dieß bei mit Oblat gesiegelten Briefen so leicht moͤglich ist, in dem die auf das Eiweiß wirkende Hize dasselbe nur noch fester halten macht. Er empfiehlt dasselbe auch zur Blattvergoldung, und zum Ueberzuge des Leders an Buͤchern, wo es aber, da die Buchbinder das Eiweiß so oft stinkend werden lassen, meistens mehr schadet als nuͤzet, Feuchtigkeit anzieht. Verbesserte Buchdrukerei. Herr Applegath fertigt gegenwaͤrtig auf seiner Cylinder-Presse, auf welche er ein Patent nahm, 2000 Abdruͤke in einer Stunde; also etwas mehr als 33 Abdruͤke in einer Sekunde. Auch die Herren Cooper und Miller haben ihre Pressen so sehr vervollkommnet, daß sie zwanzig Abzuͤge in einer Minute, oder 1200 in einer Stunde, liefern koͤnnenDie Herren Koͤnig und Bauer, in Oberzell bei Wuͤrzburg, haben die von ihnen erfundene Buͤcherdrukmaschine, wofuͤr sie schon in England patentisirt warm, nun daselbst ausgefuͤhrt und vier derselben bereits aufgestellt. Am 1. Oktober legten sie mit einer derselben, welche fuͤr die Oberhofbuchdrukerei in Berlin bestimmt ist, vor einer dazu gebetenen Versammlung von mehreren hundert Personen aus den ersten Staͤnden Wuͤrzburgs eine oͤffentliche Probe ab, welche zur allgemeinen Zufriedenheit ausfiel. In der kurzen Zeit von ohngefaͤhr drei Viertelstunden wurden 1000 Bogen auf beiden Seiten gedrukt; die Maschine wurde von vier Personen besorgt, welche aber in der Folge entbehrlich werden, wenn man eine Dampfmaschine von der Kraft einiger Pferde anwendet. Außer diesen waren nur noch zwei Personen dabei beschaͤftigt, die eine, um oben an der Maschine ihr die frischen Bogen zu uͤbergeben, und die andere um an einer tieferen Stelle die auf beiden Seiten gedrukten, von der Maschine ausgeworfenen Bogen zu ordnen und zusammen zu legen. Sie ging ihren ruhigen und doch schnellen Gang, ohne bedeutendes Geraͤusch, und man konnte sowohl das Sinnreiche der Erfindung, als die Genauigkeit der Ausfuͤhrung nicht genug bewundern. Den Mechaniker interessiren vorzuͤglich die an beiden Endpunkten der Maschine angebrachten Complexe von Cylindern, welche die Schwarze empfangen, vertheilen, und auf die Lettern uͤbertragen. Wie wir vernahmen, wird nun auch die Cottasche Buchdrukerei in den Besiz einer solchen Drukmaschine kommen. D.. Gill's Techn. Repos. i. B. S. 471. Jun. 1822) Herr Baobage erfand eine Maschine durch welche jeder Drukfehler bei arithmetischen Tafeln unmoͤglich wird. (Vergl. Tilloch philos. Magaz. Junius 1822 S. 457.) Ueber Stereotypen uͤberhaupt, hinsichtlich auf die Geschichte der Erfindung derselben, und ihre Einfuͤhrung in Deutschland und in Oesterreich enthaͤlt folgendeSchrift mehr als ihr Titel ausspricht: Die Stereotypie im oͤsterreichischen Kaiserstaate. Ein Ueberblik des John und William Watts'schen Etablissements von Stereotypen und Stereotyp-Ausgaben zu Ofen in Ungarn . Mit einem Vorwort uͤber Stereotypie uͤberhaupt, und einer gedraͤngten Darstellung des entschleierten Geheimnißes, nach acht Methoden erhabene Schrift- (Stereotyp) Platten zum Druke zu verfertigen. Zugleich als Beantwortung der Anfingen eines Typographen im Wiener Lit. Anzeiger Nr. 33. 1822, veranlaßt durch meinen Aufsaz im Archiv fuͤr Geographie, Geschichte, Staats- und Kriegskunst Nr. 2. 1822 uͤber das Etablissement der Stereotypie in Gußmanier zu Ofen. Von A. Rittig von Flammenstern. 8. Wien 1822 bei C. Gerold 16 S. Indessen ist darin das Verfahren der HHn. Watts eben so wenig enthuͤllt, als in der zu Leipzig erschienenen Broschuͤre: „Enthuͤlltes Geheimnis der englischen Stereotypen-Verfertigung etc.“ 8. Leipzig. 1822. S. 48; den, wie Herr von Flammenstern bemerkt, „so wird durch dessen Inhalt das eigentliche Geheimniß zur Verfertigung der Watts'schen Stereotyp-Platten in Guß-Manier nicht wesentlich gefaͤhrdet, denn nicht in den Matrizen und in der Manipulation, sondern in der Metall-Mischung der Stereotypen liegt hier die Wichtigkeit des Geheimnisses.“ Dieß ist hoͤchst wahrscheinlich auch der Grund, warum man von diesen Platten bei Hrn. von Flammenstern und dem Hrn. Hofagenten von Legrady nur „Einsicht“ nehmen kann, und „vom Kaufen und Verkaufen nicht die Rede ist,“ denn chemische Analyse wuͤrde, da die Manipulation bekannt ist, das ganze privilegirte!! Geheimniß fuͤr immer enthuͤllen. Warum uͤbrigens in Oesterreich der Stereotypen-Druk nicht besser gedeiht, bei den ungeheueren Vortheilen, die er gewaͤhrt, und warum bisher nichts Besseres stereotypirt wurde, als das Gebethbuch Officium Rakoczianum, die ausgedroschene Schola Salernitana, und ein Sextus Rufus Festus, sehen wir nicht wohl ein, eben so wenig als wie von dem Rechtsstreite zwischen Dr. Griffith und Watts als „nicht Hieher gehoͤrig“ in einer Geschichte der Stereotypie in Oesterreich, in welche derselbe gar sehr gehoͤrt, Umgang genommen werden konnte. Society of Arts zu London. Ueber das Gedeihen der Society of Arts zu London, deren ehemaliger Versammlungsort (Adelphi, Freemasons-Favern) jezt nicht mehr Raum genug zu einer Plenar-Versammlung darbiethet, und die zu diesem Zweke das Drury-Lane-Theater in Anspruch nehmen mußte, die lezte unter dem Vorsize Sr. k. Hoheit des Herzogs von Sussex, am 20. Mai l. J. abgehaltene Preisverteilung an Landwirthe, Mahler, Bildbauer, Architekten, Kupferstecher, Graveurs, Stiker, Chemiker und Mineralogen, Maschinisten und Fabrikanten vor sich ging, befindet sich ein interessanter Aufsaz im Julius-Suͤke des trefflichen Repository of Arts, Litterature et Faschiens unsers verehrlichen Landsmannes, Herrn Akermann, auf welchen wir unsere Leser, da wir denselben wegen des beengten Raumes nicht aufnehmen koͤnnen, aufmerksam machen zu muͤßen glauben. Landwirthschaftliche Lehranstalt in Schleißheim. Sr. Koͤnigl. Majestaͤt von Baiern beschlossen die Gruͤndung einer landwirthschaftlichen Lehranstalt in Schleißheim bei Muͤnchen, uͤber deren Zwek und innere Einrichtung ein, vom Direktor dieser Anstalt, Herrn Wimmer verfaßtes Program in der Fleischmannschen Buchhandlung in Muͤnchen erschienen ist. Die Zoͤglinge dieser Anstalt werden in 3 Klassen getheilt. Die erste Klasse besteht aus solchen, deren Beruf es ist, sich zu untergeordneten Gehuͤlfen bei der Landwirthschaft, oder irgend einem landwirthschaftlichen Gewerbe auszubilden; die Zweite aus solchen, welche sich fuͤr alle Zweige der ausuͤbenden Landwirthschaft und die hiemit in Verbindung stehenden Gewerbe bilden wollen, ohne auf eine hoͤhere wissenschaftliche Bildung Anspruch zu machen; die Dritte endlich aus razionellen Landwirken welche sich im ganzen Gebiethe der Landwirtschaft und ihren Hilfswissenschaften theoretisch und praktisch zu unterrichten wuͤnschen. Von den Zoͤglingen der I. und II. Klasse verlangt die Anstalt: 1) daß sie wenigstens ein Alter von 16 Jahren und ein untadelhaftes Betragen nachweisen; 2) des Lesens und Schreibens, wie es in den Landschulen gelehrt wird, kundig sind; worin jene der II. Klasse eine etwas groͤßere Uebung und Befaͤhigung erlangt haben sollen: und daß sie hieruͤber eine Pruͤfung der Anstalt bestehen; 3) daß bei ihrem Eintritt der Betrag eines halbjaͤhrigen Kostgeldes, das fuͤr die der ersten Klasse jaͤhrlich ein Hundert Gulden, und fuͤr die der Zweiten zwei Hundert Gulden im 24 fl. Fuß betraͤgt, vorausbezahlt, und die zweite Haͤlfte im naͤchstfolgenden Monat Maͤrz Die Zoͤglinge der III. Klasse sollen: 1) ein Alter von 13 Jahren erreicht, und eine anstaͤndige Erziehung erhalten haben; 2) mindestens die Absolution des philosophischen Kurses nachweisen, und eine summarische Pruͤfung an der Anstalt bestehen; und 3) das Kostgeld von dreihundert Gulden, zu den Zeiten und in dem Verhaͤltnis, wie die Zoͤglinge der beiden andern Klassen erlegen An dieser Anstalt koͤnnen auch Auslaͤnder unter gleichen Bedingungen Antheil nehmen. Diese Anstalt wird den 15. November 1822 eroͤffnet, die Zahl der sich bereits gemeldeten Zoͤglinge betraͤgt bis jetzt an fuͤnfzig. Sr. Koͤnigl. Majestaͤt von Baiern haben fuͤr das Staatsjahr 1822/1823 zehn Stipendien, jedes zu 50 Gulden und fuͤnf, jedes zu 100 Guldenbestimmt. Unser Mitbuͤrger, Herr Finanzrath und Banquier Freiherr v. Schaͤzler in Augsburg uͤbernahm vorerst auf zwei Jahre die Leistung der Kosten fuͤr 15 Zoͤglinge aus der ersten Klasse der hier naͤchstgelegenen Landgerichten Goͤggingen, Friedberg und Aichach, ferner fuͤr drei, der zweiten, und fuͤr einen der dritten Klasse. Auch nehmen an dem Unterrichte und den Versuchen dieser Anstalt mehrere Guͤterbesizer Theil. Von den Kenntnissen und dem gemeinnuͤzigen Streben der hiezu ernannten Lehrer laͤßt sich ein gutes Gedeihen dieser, fuͤr Baiern hoͤchst noͤthigen, Lehranstalt erwarten.