Titel: Ueber das Polieren das harten und weichen Holzes, sowohl des flachen als des auf der Drehebank gedrehten, des Elfenbeines, Beines, Horns, Schildpades, Gagathes, Messinges, Eisens und Stahles, und über Firnissen und Lakiren. Von den HH. Holzapfel und Deyerlein in London.
Fundstelle: Band 9, Jahrgang 1822, Nr. LXXV., S. 464
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LXXV. Ueber das Polieren das harten und weichen Holzes, sowohl des flachen als des auf der Drehebank gedrehten, des Elfenbeines, Beines, Horns, Schildpades, Gagathes, Messinges, Eisens und Stahles, und über Firnissen und Lakiren. Von den HH. Holzapfel und Deyerlein in London. Aus Gill's Technical Repository. Sept. 1822 S. 202. Holzapfel und Deyerlein über das Polieren des Holzes, Beines', Horns, Gagathes, Messinges etc. Mit Vergnuͤgen bedienen wir uns der von den obengenannten beruͤhmten Drechslern und Maschinisten ertheilten Erlaubniß, unseren Lesern folgende Verfahrungs-Arten als die Resultate vieljaͤhriger Erfahrung vorzulegen. Polieren in der Drehebank. Guͤte Dreharbeit braucht nicht viel Politur, denn die Schoͤnheit haͤngt mehr von einem guten und gehoͤrig geschliffenen und angewendeten Drehmeißel ab, welcher der Arbeit eine glattere Oberflaͤche verschafft, und die Kanten und Vertiefungen reiner ausarbeitet, als ein stumpfer Meißel. In dem ersten Falle ist das ganze Werk beinahe schon poliert, und braucht folglich wenig Politur mehr, welche vorzuͤglich bei den Arbeiten der Dilletanten und jener Drechsler noͤthig ist, die ihre Meißel nicht schleifen und abziehen koͤnnen. Eines der ersten Erforderniße bei'm Polieren ist Reinlichkeit. Es muß daher vor dem Polieren sowohl die Drehe-Bank von allen Abfaͤllen und von allem Staube gereinigt werden, als auch die Leinwand, der Flanell, die Buͤrsten, Pulver und Lake etc., die man dazu noͤthig hat: es darf durchaus nichts Fremdartiges an denselben angetroffen werden. Zur groͤßeren Sicherheit werden in einigen Faͤllen die Polierpulver durch keinen durchgebeutelt, so daß man die feinsten Theilchen derselben erhaͤlt. Obschon in den folgenden Abschnitten zu gewißen Arbeiten gewiße Polierpulver empfohlen werden, so koͤnnen doch auch andere zu demselben Zweke dienen, und die Auswahl ist dem Arbeiter uͤberlassen, der fuͤr rauhere Arbeiten, die mehr Polieren fodern, ein groͤberes Pulver und fuͤr feinere, die weniger Politur noͤthig haben, ein feineres waͤhlen wird. Weiches Holz zu Polieren. Weiches Holz, obschon es beinahe das schwierigste Materiale ist, kann so glatt gedreht werden, daß es keiner anderen Politur bedarf, als daß man einige feine Spaͤne oder Abfalle desselben an das zu polierende Stuͤk, waͤhrend dieses sich dreht, anhaͤlt. Wenn aber die Arbeit rauh ist, muß sie mit Polierpapier glatt gerieben werden, wobei die Richtung der Hand immer gewechselt werden muß, damit keine Ringe, oder, wenn man so sagen darf, Furchen in dem Stuͤke entstehen. Wenn die Arbeit in der Drehebank durch das Umdrehen der Lade auf die gewoͤhnliche Weise poliert wird, so scheint sie glatt: es ist aber die Rauhheit nur nach einer Richtung hin niedergedruͤkt, nicht beseitigt. Man kann sich hievon uͤberzeugen, wenn man die Lade in entgegengesezter Richtung dreht, und dann das Glaspapier anwendet. Man poliert daher am beßten in einer Doppel-Lade, die sich abwechselnd vorwaͤrts und ruͤkwaͤrts dreht. Mahogany wird mit Bienen-Wachs, welches in Terpenthin-Geist zur Honig-Dike aufgeloͤst ist, poliert. Diese Mischung wird auf einem Stuͤke Flanell duͤnn aufgettagen, und dann wieder soviel als moͤglich mit reinem Flanelle davon abgerieben; denn wenn irgend etwas davon sichtbar darauf zuruͤk bleibt, so wird die Politur klebrig und unscheinbar. Hartes Holz mit Pulvern zu polieren. Nachdem das Stuͤk glatt gedreht und mit Polier-Papier zugerichtet wurde, nimmt man gelben Trippel und Oel auf ein Stuͤk Flanell oder Leinen, dessen man sich eben so, wie des Glaspapieres bedient, wodurch eine schoͤn glatte und polierte Oberflaͤche hervorgebracht wird. Es ist eine feststehende Regel, daß alle Polier-Pulver durch die Anwendung derselben, d.h. in dem Verhaͤltniße als sie den Koͤrper polieren, auf welchen sie angewendet werden, den, feiner werden, und folglich demselben einen hoͤheren Glanz ertheilen. Es ist daher rathsam, nie, wo es nur immer moͤglich ist, frisches Pulver waͤhrend der Operation zuzusezen, sondern durchaus, solang die Operation dauert, immer dasselbe zu gebrauchen, da es desto feiner wird, je laͤnger man es anwendet. Buchsbaum und andere lichtgefaͤrbte Hoͤlzer duͤrfen nie mit einem dunkleren Pulver als gelber Trippel, polieret werden, in dem sich das Pulver oͤfters in das Gewebe des Holzes selbst einlegt, und dasselbe dunkler macht. Hartes Holz mit hollaͤndischen Binsen zu polierenHollaͤndische Binsen Und Wasser koͤnnen nur bei solchen Hoͤlzern gebraucht werden, welche dadurch nicht gefaͤrbt werden. A. d. D. Es waͤre sehr zu wuͤnschen, daß Hr. Gill uns den botanischen Namen dieser hollandischen Binse (Dutch Rush) angegeben haͤrte. A. d. Ueb.. Nachdem alle Knoten zuerst weggeschnitten wurden, werden die Binsen in kleine Buͤschel gebunden, und mit Wasser an dem zu polierenden Gegenstande mit der Hand ununterbrochen gerieben, bis eine glatte und regelmaͤßige Oberflaͤche zum Vorscheine kommt. Was von den Pulvern gilt, daß sie naͤmlich waͤhrend des Gebrauches feiner werden, gilt auch von den Binsen. Nachdem man das Reiben solang fortgesezt hat, bis die Binsen alles Vermoͤgen zu schneiden verloren haben, laͤßt man das zu polierende Stuͤk und die Binsen troken werden, und vollendet die Politur mit denselben Binsen, aber ohne Wasser. Hartes verziertes oder aus der Kunst-Drehebank gedrehtes Holz zu polieren. Die Politur von allem verzierten Holze, das auf der Kunst-Bank gedreht wurde, haͤngt vorzuͤglich von der Bearbeitung desselben mit scharfen Instrumenten ab. Wenn diese scharf waren, ist keine andere Politur, als das Abkehren der Spaͤnchen und des Staubes mit einer troknen harten Buͤrste, noͤthig: diese unbedeutende Reibung ist hinlaͤnglich, um demselben die verlangte Politur zu geben. Flaches Elfenbein zu polieren. Man bereitet das Elfenbein zur Politur durch Reiben mit gepuͤlvertem Kalke, Highgate Lehmen, Flander'schen Ziegeln oder Trent-Sand und Wasser, auf ein Stuͤk Wollentuch aufgetragen, um alle Krazer und Spuren des Meißels zu beseitigen. Hierauf wird es mit Kolkothar (putty powder) oder Bleiweiß (oder Weißkalk? Whitening) und Wasser in der Consistenz eines Teiges poliert, welcher auf Leinwand oder Buͤffel-Leder aufgetragen ist. Wenn das Stuͤk vollkommen glatt ist, wird es mit Wasser oder einigen Drehspaͤnen von Elfenbein gereinigt: die lezte Politur wird mit etwas Oel oder Talg auf einem Stuͤke reiner Leinwand gegeben. Einige Leute glauben, daß die Anwendung von Fett das Elfenbein gelb macht; da aber die zum Polieren angewendete Menge desselben unbedeutend ist, und wieder groͤßtentheils weggerieben wird, so kann diese Wirkung hier nie Statt haben. Elfenbein mit Verzierung zu polieren. Dieses wird eben so, wie das flache Elfenbein poliert; statt der Leinwand wird aber eine reine Buͤrste genommen, die in die. Ausschnitte eindringt. Nachdem eine gehoͤrige Zeit lang (deren Laͤnge etwas Uebung bald bestimmen lehrt) mit dieser Buͤrste gerieben wurde, wird das Bleiweiß? mit reinem Wasser und einer Buͤrste abgewaschen, vollkommen getroknet und mit einer reinen Buͤrste uͤberbuͤrstet. Zuweilen gibt man noch etwas mildes Oel auf die Buͤrste, mit welcher man zum lezten Male daruͤber faͤhrt; dieß ist jedoch ganz der Willkuͤhr uͤberlassen. Fein verziertes Elfenbein sollte so wenig als moͤglich poliert werden, in dem die Feinheit der Kanten, worin die Schoͤnheit eines solchen Werkes eigentlich besteht, dadurch in Gefahr geraͤth zu leiden. Bein wird genau wie Elfenbein zugerichtet und poliert. Horn kann auf eine aͤhnliche Weise, wie Elfenbein, zugerichtet werden; poliert wird es mit Trippel und Oel, wie hartes Holz. Sollte es dadurch nicht hinlaͤnglichen Glanz bekommen, so nimmt man Stein-Mehl (Rotten-stone) und Oel auf einen weichen Lappen oder auf Buͤffelleder, und am Ende dasselbe Pulver ganz troken oder den Ballen der Hand. Schildpad wird wie Elfenbein zugerichtet, und mit Trippel oder Eisen-Saffran und Oel auf Leinwand, Buͤffel-Leder oder Flanell, und dann mit Stein-Mehl poliert. Die lezte Politur wird gewoͤhnlich mit demselben Pulver, aber troken, und mit dem Ballen der Hand gegeben. Gagath wird wie Schildpad poliert. Messing und aͤhnliche Metalle, wenn sie gedreht wurden. Hiezu braucht man Schmergel-Papier; zuweilen auch feingepuͤlverten Bimsstein mit Wasser auf Tuch, und hier, auf Eisen-Saffran gleichfalls auf Tuch. Zur lezten Politur ist Stein-Mehl am beßten, welches dem Staͤke den so sehr beliebten schwarzen Glanz gibt. Man braucht zuweilen Trippel statt Eisen-Saffran und Stein-Mehl; da er aber groͤber als diese beiden ist, so schikt er sich nur fuͤr groͤbere Arbeiten, wie Oefen, Kamin-Schirme etc. Flaches Messing. Bimsstein, Holzkohle und blauer Vitriol (blue-stone) werden, in Staͤken, mit Wasser auf der Oberflaͤche desselben gerieben. Eisen-Saffran und Stein-Mehl wird auf Stoͤke von Mahogany oder aͤhnlichen Holze aufgetragen, oder auf Stuͤke, die mit dikem Buͤffelleder bedekt sind. Zuweilen braucht man geschlaͤmmten Schmergel (washed flour emery) nach der Holzkohle; er bringt zwar keinen solchen Glanz hervor, wie Stein-Mehl; legt aber das Korn desto besser, was oͤfters noch vorzuziehen ist. Man poliert auch die Staͤke mit einer kreisfoͤrmigen Buͤrste an einer Spindel, welche sich zwischen zwei Mittelpunkten, wie in einer Schleifmuͤhle oder einer Drehbank, dreht: die Buͤrste wird mit Eisen-Saffran und Oel gespeist. Eisen und Stahl (gedrehte Arbeit). Diese Metalle werden meistens mit Schmergel poliert, welcher an dem Ende eines Stuͤkes weichen Holzes in der Form eines Meißels, aber weit diker, aufgetragen ist. Das auf diese Weise zugeschnittene Ende wird in mit Oel gemengten Schmergel eingetaucht, und fest gegen das zu polierende Stuͤk angehalten: die dadurch hervorgebrachte Politur steht mit dem Grade der Feinheit des Schmergels und der Reibung im Verhaͤltniß. Feiner Schmergel poliert Eisen und Stahl in den meisten Faͤllen hinlaͤnglich; Eisensaffran, wie Schmergel angewendet, erhoͤht aber den Glanz noch mehr. Schrauben von Stahl und Eisen werden auf die eben beschriebene Weise poliert, um die Rauhheit zu entfernen, die denselben von dem Schlagstoke etc. her anklebt; sie ziehen poliert weit besser. Oelstein-Pulver wird meistens zum Abschleifen und zum Zusammenpassen gebraucht. Eisen und Stahl (platte Arbeit). Auch diese wird mit Schmergel poliert, welchen man aber sodann auf Stoͤken von Fichtenholz aufleimt. Einige wenden nun Schmergel-Papier an, das um eine Feile gewunden ist, oder um ein Stuͤk Holz von schiklicher Form. Wenn man Eisensaffran auf einem flachen Stuͤke Stahles gebraucht, so traͤgt man diesen meistens auf ein vierekiges Stuͤk Mahogany auf, ohne daß man ihn mit Leim befestigte. Man kann ihn auch noͤthigen Falles mit einem Stuͤke Buͤffelhaut anwenden. Anweisung zum Firnissen und Lakiren. Weiches Holz. Nachdem die Arbeit vollkommen troken, und von allem Oele und Fette gereinigt wurde, traͤgt man weißen Firniß oder Lak mit einem feinen Pinsel (aber keinem von Kemmelhaar) auf, laͤßt es troknen, und gibt, wenn das Holz weich ist, und den Firniß verschlingt, 5–6 Lagen desselben und noch mehr. Wenn die Arbeit mit einer vollkommenen Firniß-Deke uͤberzogen, und vollkommen troken ist, poliert man die Oberflaͤche derselben mit etwas mildem Oele und Bleiweiße (Whitening), gibt aber Acht, daß man sie waͤhrend des Polierens nicht durch Reibung erhizt, in dem dieß Blaͤschen oder eine unebene Oberflaͤche erzeugen und das Ganze verderben wuͤrde. Wenn die Politur nicht vollkommen ausfaͤllt, traͤgt man neuerdings Firniß auf, und faͤhrt auf die vorige Weise fort. Wenn ein Haar vom Pinsel oder irgend etwas waͤhrend des Lakirens auf die Arbeit faͤllt, muß es, ehe der Firniß troken wird, beseitiget werden: denn sonst kann es nicht mehr ohne Nachtheil weggenommen werden. Das Lakiren muß in einer warmen Stube geschehen. Hartes Holz. Man nimmt etwas Firniß oder Lak, der fuͤr hartes Holz geeignet istSiehe den Artikel uͤber franzoͤsischen Firniß. A. d. D. S. dieses polytechnische Journ. S. 121., und ungefaͤhr ein Drittheil mildes Oel auf ein Stuͤk reine Leinwand: das Oel wird aber vor dem Firniße auf die Leinwand aufgetragen; hierauf reibt man leicht und schnell damit den zu polierenden Gegenstand damit, immer die Haltung der Hand wechselnd, bis der Lak troken ist. Wenn der Gegenstand dadurch nicht glaͤnzend genug wird, muß der Lak noch zwei oder dreimal, immer aber sehr sparsam, aufgetragen werden. Wenn das Holz auf dem Durchschnitte seiner Fasern poliert werden soll, so verschlingt es weit mehr Firniß, als wenn es nach der Laͤnge oder nach der Breite derselben poliert wird; und da die Operation nothwendig fortgesezt werden muß, bis alle Poren des Holzes mit Firniße gefuͤllt sind, so wird die Operation dadurch etwas schwierig. Mahogany kann gleichfalls mit dem Lake, der fuͤr hartes Holz dient, uͤberfirnißt werden: in diesem Falle darf man aber kein Bienen-Wachs vorlaͤufig angewendet haben. Messing etc. Das Messing muß, nachdem es vorlaͤufig poliert wurde, so warm gemacht werden, als es durch Dampf nur immer werden kann; es darf aber dem Dampfe nicht unmittelbar ausgesezt werden, in dem es sonst wieder, ehe der Lak aufgetragen werden kann, getroknet werden muͤßte. Es muß uͤber einem Gefaͤße erhizt werden, aus welchem sich immerdar Dampf entwikelt, oder durch welches Dampf durchzieht, und durch eine Roͤhre abgeleitet wird, so daß er nicht unmittelbar auf das Messing selbst einwirken kann. Im Großen wird das Messing gewoͤhnlich auf einem Ofen gewaͤrmt, und wenn es gehoͤrig erhizt ist, mit einem reinen Tuche und Bleiweiß (Whitening) abgewischt; hierauf wird der Lak mit einem Pinsel, aber nur nach einer Richtung, aufgetragen, und nicht vorwaͤrts und ruͤkwaͤrts, wie beim Anstreichen. Wenn eine Lage nicht hinreichend ist, so kann eine zweite und dritte nachgetragen werden. Es gibt zwei Arten von Messing-Laken; einen blassen und einen dunkler gefaͤrbtenMan vergleiche hieruͤber den Artikel uͤber Gold-Firnisse. A. b. D. S. polytechn. Journal. S. 8. S. 370. D.; beide werden auf dieselbe Weise aufgetragen; leztere enthaͤlt aber mehr Lak, als die erstere, und dient vorzuͤglich zur Messing-Arbeit.