Titel: Gewisse Verbesserungen an Leuchtern oder Lampen und den in den ersteren zu brennenden Kerzen, worauf Herr Thomas Motley, am Strande zu London, im May 1822 ein Patent erhielt.
Fundstelle: Band 10, Jahrgang 1823, Nr. XXIII., S. 149
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XXIII. Gewisse Verbesserungen an Leuchtern oder Lampen und den in den ersteren zu brennenden Kerzen, worauf Herr Thomas Motley, am Strande zu London, im May 1822 ein Patent erhielt. Aus dem Londoner Journal of Arts N. 22 S. 183. Mit Abbildungen auf Tab. V. Motley's Verbesserungen an Lampen und Leuchtern. Diese Erfindung besteht in einem Apparate, in welchem man Talg, Kokosnuß-Oel, Palmen-Oel, oder eine Mischung aus diesen oder anderen oͤligen Substanzen brennen kann, um dadurch Licht zu erhalten, und zwar mit derselben Leichtigkeit, als wenn sie fluͤssig waͤren, und mit hoͤherer Temperatur, als wenn sie als Kerzen gebraucht wuͤrden. Diese Erhoͤhung von Temperatur wird dadurch erhalten, daß die oͤlige Substanz ohne Unterlaß dem entzuͤndeten Puncte zugefuͤhrt wird, statt daß sie an den gewoͤhnlichen Kerzen sich immerdar davon entfernt. Fig. 25 Tab. V. zeigt einen senkrechten Durchschnitt des Albion-Leuchters (Albion-Candlestick). a ist der Dochthaͤlter, der an seinem Boden geschlossen ist, damit der Docht von dem geschmolzenen Fette, wenn dieses dem brennenden Puncte zugefuͤhrt wird, nicht in die Hoͤhe gehoben wird. bb ist ein an seinem Boden e gleichfalls geschlossener Cylinder. Dieser Cylinder hat eine Schulter oder einen Reifen dd, der ihn umfaßt. ee ist ein Halsband, das gegen die Schultern druͤkt, welches sich an den oberen Theil des Fußes ff, aufschraubt, und so den Cylinder vor dem Aufsteigen hindert, jedoch demselben gestattet, sich frei herum zu drehen. g ist eine Schraubenstange, welche in der Basis des Leuchters befestigt ist, und mitten durch denselben laͤuft. h ist eine Buͤhne aus dikem Leder, zwischen zwei zusammengenieteten Messingplatten. Der Mittelpunkt von h ist in eine Schraube ausgeschnitten, die mit der Schraubenspindel g correspondirt. i ist eine kleine Rippe, die an der Seite des Cylinders angeloͤthet ist, und in einen Einschnitt an der Buͤhne h paßt, und so, wie der Cylinder gedreht wird, die Buͤhne auf- und niederschiebt. Wenn der Dochthaͤlter, a, abgeschraubt und die Buͤhne bis an den Boden hinabgeschoben wird, kommt ein cylindrischer Guß von irgend einer concreten oͤligen Materie mit einer durch den Mittelpunct derselben laufenden Oeffnung, siehe Fig. 26, in den Cylinder, und ruht daselbst auf der Buͤhne h mit der durch denselben laufenden Schraubenspindel g. Der Dochthaͤlter a wird nun an seinen Plaz geschraubt, und der untere Theil desselben steigt in die Hoͤhlung oder den Einschnitt, der in dem gegossenen Talge hiezu vorbereitet ist. Ein gewoͤhnlicher flacher Lampendocht wird in den Dochthaͤlter eingelegt, und, waͤhrend man den Cylinder mit dem Finger und dem Daumen dreht, hebt die Buͤhne den Talg zu dem Brenner empor, wo man dann den Docht anzuͤnden kann, und der Talg, der von der Hize der Flamme augenbliklich zu schmelzen beginnt, denselben naͤhrt. Wie man nun nach und nach den Cylinder dreht, kommt der Talg hinauf zu dem brennendem Dochte, dessen Hize denselben im fluͤssigen Zustande erhaͤlt. Der Model, in welchen man den Talg gießt, soll aus zwei Halbcylindern bestehen, die mittelst Vorspruͤngen und Stiften oder Knoͤpfen an einander befestigt werden, und oben und unten mit Kappen versehen sind, die so zusammenpassen, daß sie die Enden des Models und einen Kern fuͤr die Schraubenspindel bilden, die mitten durch den Talg laͤuft. Das Material zu diesen Modeln ist Zinn, und der Kern wird ausgezogen, ehe der Guß ganz kalt ist. Fig. 27 ist der Durchschnitt eines Albion-Leuchters von einer anderen Einrichtung, der in die obere und untere Kammer, a und b, getheilt ist. Ein Cylinder aus Talg oder aus irgend einer anderen oͤligen Materie in festem Zustande wird in die untere Kammer b eingesezt, und ruht daselbst auf einer Buͤhne, auf welcher er von einer Spiral-Feder c getragen wird, die den Talg, so wie er wegschmilzt, an den obersten Theil der Kammer hinaufschiebt. Die Buͤhne und der Cylinder muͤssen rings umher mit irgend etwas umhuͤllt seyn, so daß der Talg nicht in die untere Kammer abfließen kann. In der oberen Kammer ist ein Schwimmer a, angebracht, den Fig. 28 im Perspektive zeigt, und dieser Schwimmer ist mit einem laͤnglichen Einschnitte versehen, durch welchen der unterste Theil des Dochtes durchlaufen muß. Quer uͤber den untersten Theil des Schwimmers laͤuft ein Balken, der einen kleinen Stift mit einem kegelfoͤrmigen Pfropfe traͤgt, dessen Nuzen man sogleich einsehen wird. Wenn der Talg oben zu schmelzen beginnt, sinkt dieser Pfropf, der Schwimmer steigt wieder, und erlaubt dem Talge in die Kammer a zu fließen, bis er dieselbe so weit ausgefuͤllt hat, daß der Schwimmer wieder steigt, und auf diese Weise gelangt der kegelfoͤrmige Pfropf in das Loch an dem oberen Theile der Kammer b hinauf, und hindert den ferneren Ausfluß des Talges in die obere Kammer a. Da die cylinderische Buͤhne bis oben an den Leuchter gekommen ist, wann der Guß verzehrt ist, so muß, um einen anderen Guß einzusezen, eine lange Schraubenspindel, Fig. 29, von der Basis des Leuchters aus durch die Feder eingefuͤhrt, und mit ihrem duͤnnen Ende in das Stuͤk c eingeschraubt werden; die Fluͤgel- oder Daumenschraube d wird dann zuruͤkgedreht, wodurch die Schraubenspindel heraus und die Buͤhne c auf den Boden herab gebracht wird. Hierauf wird die obere Kappe abgenommen, ein neuer Guß in den Cylinder eingefuͤhrt, dann, wenn man den Brenner wieder an seine Stelle gebracht hat, zuͤndet man die Kerze an. Fig. 30 ist ein Heizer, den man oben an dem Leuchter anbringt, ehe man anzuͤndet, damit der Talg fluͤssig wird: dieß ist jedoch nur dann nothig, wann man einen frischen Docht anzuͤndetDieser Albion-Leuchter ist so zusammengesezt und unbequem, wie vielleicht keiner auf dem festen Lande. Wir haben ihn bloß seiner Sonderbarkeit wegen mitgetheilt. A. d. Ueb..

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