Titel: Vergleichung zweier ähnlichen Feuersprizen. Von Aug. Voit, der Baukunst Beflißener.
Autor: Richard Jakob August Voit [GND]
Fundstelle: Band 10, Jahrgang 1823, Nr. XXVIII., S. 167
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XXVIII. Vergleichung zweier ähnlichen Feuersprizen. Von Aug. Voit, der Baukunst Beflißener. Mit Abbildungen auf Tab. V. Voit's Vergleichung zweier ähnlichen Feuersprizen. Kurz kam mir ein Werk unter die Hand, das den Titel Tromba Napoleone o sia nuova macchina idraulica destinato al vario sollevamento dell' aqua Milano, 1808. 8. Von Carlo Castelli Canonico ordinario – fuͤhrt, und die Abbildung einer besondern Art von Feuersprize enthaͤlt. Sie war nicht neu; denn ich sah schon eine aͤhnliche bei Mechanikus Hoͤschel in Augsburg in Modell, welche dessen Vater arbeitete und erfand. Die Vergleichung dieser beiden Maschinen scheint mir vorzuͤglich deßwegen nicht uninterressant zu seyn, weil ich leztere, die noch nie oͤffentlich bekannt wurde, fuͤr besser halte. Zudem ist sie von einem beruͤhmten deutschen Kuͤnstler verfertigt, und um so mehr einer Wuͤrdigung werth. Jeder urtheile und pruͤfe selbst aus den Zeichnungen, denen ich nur eine kurze Erklaͤrung beifuͤge. – Erstere unter dem Namen tromba napoleone bekannt, ist im Aufriß Fig. 5 Tab. V, Laͤngen- und Querdurchschnitt, Fig. 6, und 7 dargestellt. – Durch einen hohlen Cylinder geht eine Walze, an der sich, nach entgegengesezten Richtungen, zwei Fluͤgel b und l, Fig. 7, befinden, die mit der Wand t hermetisch schließen, und sammt der Walze vermittelst des Hebels a, Fig. 5, in Bewegung gesezt werden. Bei jedem Auf- und Niedergange des Hebels lehnen sich diese Fluͤgel an die kegelfoͤrmigen Waͤnde c und n, welche den Cylinder in zwei Theile d und f theilen, an. – Um den Cylinder geht ein Wulst g, Fig. 5, welcher hohl ist, und den Kanal m, Fig. 7, bildet, der durch die Oeffnungen h und p in Verbindung mit den Raͤumen d und f steht. Zieht man den Hebel auf der einen Seite herab, und der Fluͤgel b lehnt sich an die Wand c, der Fluͤgel l an die Wand n an, so werden die Raͤume d und f luftleer, und das Wasser dringt durch die Ventile kk, Fig. 6, in dieselben; in den Raum d durch die Oeffnung h, Fig. 7, und in den Raum f durch den Kanal m, der mit demselben durch die Oeffnung p in Verbindung steht. Erhaͤlt nun der Hebel eine entgegengesezte Bewegung, so druͤken beide Fluͤgel zu gleicher Zeit das Wasser in den Raͤumen d und f durch die Ventile qq, Fig. 6, in die Lenkungsroͤhre x. – Da also beide Fluͤgel Gleiches zur selben Zeit verrichten, so ist es klar, daß der Wasserstrahl nicht stetig ist, sondern stoßweise erfolgt. Diesen Fehler hat die zweite Maschine nicht, und daher verdient sie unstreitig den Vorzug. Die Beschreibung diene als Beweis. Es ist ein kurzer hohler Cylinder, den ein Zwischenstuͤk A in eine obere und untere Haͤlfte B und C theilt. In diesem Zwischenstuͤke, welches durch Schrauben aaa an den untern und obern Theil befestigt ist, liegen die Ventile P und Q, welche in Fig. 10 im Grundriß zu sehen sind. – Die untere Haͤlfte des Cylinders ist im Innern durch die Wand D abgetheilt, so daß der Kanal S entsteht, welcher mit der Saugroͤhre E in Verbindung steht. Diesen Kanal bedekt auf jeder Seite eine Klappe F, R, Fig. 8 und 9. – In dem innern Raum G der untern Haͤlfte des Cylinders geht ein Fluͤgel H hin und wieder, welcher vermoͤge einer Walze J, eines Stirn- und Steigrades K und L, Fig. 8 und 9, und des Hebels m in Bewegung gesezt wird. Steigt nun der Fluͤgel H nach der Klappe T so wird der Raum G luftleer, und das Wasser dringt durch die Klappe R in denselben, faͤllt aber der Fluͤgel H, und steigt dann gegen die Klappe R, so druͤkt er das in dem Raum G befindliche Wasser durch das Ventil P, Fig. 10, in den obern Theil des Cylinders B. Zu gleicher Zeit aber dringt das Wasser durch die Klappe F in den Raum C und wird, bei dem Ruͤkgange des Fluͤgels durch das Ventil Q ebenfalls in den oberen Theil des Cylinders gedruͤkt. – Daraus geht hervor, daß in die Maschine zu gleicher Zeit Wasser eingeht und ausgeht; und daß demnach der Wasserstrahl stetig ist. Seine Stetigkeit wird noch dadurch befoͤrdert, daß der obere Theil des Cylinders als Luftkessel dient, indem die Steigroͤhre Z beinahe bis zu den Ventilen herab geht. – Wer verkennt nun den Vorzug dieser Maschine vor der erstem. – Die Aehnlichkeit beider liegt in den Fluͤgeln, welche das Pumpwerk entbehrlich machen, und eine sehr einfache Construction gestatten. Das Modell der lezten Feuersprize, welche achtmal so groß ist als die Zeichnung, treibt den Strahl ungefaͤhr 24 Fuß hoch.

Tafeln

Tafel Tab. V
Tab. V