Titel: Ueber den Metallmohr (moiré metallique), die Bedingungen seiner Entstehung und dessen zwekmäßigste Anfertigung. Von Herrn Wagenmann, in Berlin.
Autor: Wagenmann
Fundstelle: Band 10, Jahrgang 1823, Nr. XXXVI., S. 212
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XXXVI. Ueber den Metallmohr (moiré metallique), die Bedingungen seiner Entstehung und dessen zwekmäßigste Anfertigung. Von Herrn Wagenmann, in BerlinAus den Verhandlungen des Vereins zur Befoͤrderung des Gewerbfleißes in Preußen. 1822. Sechste Lieferung. S. 173.. Wagenmann über den Metallmohr. Es koͤnnte uͤberfluͤßig scheinen, uͤber einen Gegenstand noch etwas zu sagen, uͤber den von so vielen Seiten, von Layen und Gelehrten, gesprochen worden, und dessen Epoche in dem Gebiete technischer Bearbeitungen wenigstens jenseits ihres Kulminationspuncts steht; indessen ist es auch nicht zu laͤugnen, daß Alles, was bisher uͤber diesen Gegenstand gesagt worden, aus einem zu einseitigen Gesichtspuncte genommen war, als daß die, ich darf sagen sowohl fuͤr den Techniker, als fuͤr die Wissenschaft, wirklich interessanten Seiten gehoͤrig beleuchtet worden waͤren. Ich habe es laͤngst fuͤr Pflicht gehalten, die Erfahrungen, die ich bei meiner practischen Bearbeitung sammelte, vorzulegen um das Wenige nicht ungenuͤzt zu lassen, und dadurch vielleicht Veranlassung zu weitern Versuchen und Resultaten zu geben. Wenn man verzinntes Eisenblech der Einwirkung einer Saͤure, oder eines Salzes, aussezt, welche auf das Zinn eine aufloͤsende Kraft zu aͤußern vermoͤgen, so verliert sich die gleichfoͤrmig glaͤnzende Oberflaͤche, und es tritt an deren Stelle eine krystallinische Zeichnung, durch eine ungleiche Lichtreflexion der Oberflaͤche, welche mattere und glaͤnzendere Stellen zeigt. Diese Erscheinung, oder vielmehr die so gezeichneten Bleche, belegte der Erfinder, d.h. der Erste, welcher darauf aufmerksam machte und sie benuzte, mit dem Namen moirè metallique, Metallmohr. Diese Erfindung ist der neuesten Zeit aufbehalten worden, obgleich die Erscheinung selbst so allgemein ist, daß sie tausendfach beobachtet seyn muß. Wird z.B. ein Stuͤk verzinntes Blech dem Rauche des Holzes ausgesezt, oder in einem verzinnten Gefaͤße eine Speise zubereitet, Essig oder Wein aufbewahrt u. dgl. m., so zeigt sich jedesmal, wenn das Blech nicht bereits durch Walzen, Haͤmmern, Schaͤuern u. dgl. seine, durch's Verzinnen erhaltene, Oberflaͤche verloren, diese Erscheinung; jedoch erreicht sie nie den hohen Glanz, der das durch kuͤnstlichere Mittel erzeugte moiré auszeichnet, und wird durch leichtes Reiben wieder zerstoͤrt. Wird ein verzinntes Eisenblech durch Walzen, Haͤmmern, Reiben oder dergleichen, mehr oder weniger auf seiner Oberflaͤche zerstoͤrt, so zeigt sich die Erscheinung des Metallmohrs, auch bei dem kuͤnstlichen Beizen mit Saͤuren, mehr oder weniger unvollkommen, und verschwindet zulezt ganz, indem die Oberflaͤche ein immer kleineres koͤrniges Gefuͤge annimmt. Es geht daraus hervor: daß die Erscheinung des Metallmohrs von der, durch das Erkalten des Zinns entstandenen, Oberflaͤche des Blechs abhaͤngig ist, was uͤbrigens dem aufmerksamen Beobachter schon bei dem bloßen Anblike nicht entgehen kann. Wirklich kann man auch, wenn man ein mehr oder weniger bearbeitetes Blech nimmt, demselben seine Eigenschaft, ein schoͤnes moiré zu geben, wieder ertheilen, wenn man dessen Oberflaͤche von Neuem in Fluß bringt und erkalten laͤßt. Geschieht dieß nur theilweise, so zeichnen sich diese geschmolzenen Theile, auch wenn das Blech zuvor ganz neu war, deutlich aus, indem von deren Mitte aus Strahlen nach den zunaͤchst gelegenen ungeschmolzenen Theilen zulaufen; verzinnt man ein Stuͤk Blech von Neuem, oder schmelzt man die Oberflaͤche eines verzinnten Blechs, so wird sich der Mohr auf verschiedene Weise zeigen, je nachdem die Abkuͤhlung langsamer, oder schneller, vor sich gegangen; im erstern Falle werden die Figuren groͤßer, gleichfoͤrmiger, und oͤfters regelmaͤßig krystallinisch erscheinen, im leztern mehr kleine, gemischte Figuren, ohne bestimmte Form, entstehen, und ist die Abkuͤhlung nur theilweise rasch erfolgt, so werden sich diese Theile durch kleinere, unregelmaͤßigere Formen auszeichnen, oder kleine, strahlige Figuren bilden. Diese Erscheinungen beweisen hinlaͤnglich: daß der Metallmohr der natuͤrlichen Fuͤgung des Zinns bei'm Erkalten (Krystallisation) seine Entstehung danke; wirklich zeigt sich auch die Krystallisation des Zinns deutlich, wenn man ein verzinntes Eisenblech in ein Zinnbad taucht, und bei'm Erkalten beobachtet, waͤhrend dessen man auf seiner Oberflaͤche verschiedene Zeichnungen entstehen sieht. Zugleich bemerkt man, wenn man auf Eine Stelle blaͤst, um das Erkalten zu befoͤrdern, daß hier kleinere Figuren entstehen. Diese Bildungen auf der Oberflaͤche gehen indessen durch ein leichtes Reiben verloren, weßhalb man sie bei den verzinnten Blechen nicht bemerkt. Die Krystallisation des Zinns selbst aber geht bis auf die Oberflaͤche des Eisens durch, und deßhalb koͤnnen durch Beizen mit Saͤuren immer wieder die gleichen Figuren hervorgebracht werden. Wenn man Zinn schmelzt, und dasselbe in dem Gefaͤße, oder auf eine Platte ausgegossen, erkalten laͤßt, so zeigt dessen Oberflaͤche, nach dem mehr oder weniger langsamen Erkalten, mehr oder weniger große und regelmaͤßige, meist dendritische Zeichnungen, und das ganze Zinn hat ein krystallinisches Gefuͤge, wie man dieß wahrnehmen kann, wenn man vor dem gaͤnzlichen Erstarren das fluͤßige Zinn ausgießt, oder wenn man das erkaltete Metall in fluͤßigem theilweise abschmelzen laͤßt. Wird die glatte Oberflaͤche eines solchen Zinnstuͤks der Wirkung der Beizen ausgesezt, so zeigen sich aͤhnliche, schillernde Figuren, wie auf dem verzinnten Bleche. Eben so bildet sich der Metallmohr auf Zinnwaaren, welche in Formen gegossen sind, jedoch ist in diesem Falle die Krystallisation noch mehr gestoͤrt, durch den Zwang, welchen das Zinn bei seiner Erstarrung erleidet. Ist die Form nicht sehr heiß gewesen, so erscheint der Mohr von granitartigem Gefuͤge, welches um so kleiner ausfaͤllt, je kaͤlter die Form gewesen. Die Erscheinungen, welche ich bis jezt aufgezaͤhlt habe, geben nur einen allgemeinen Ueberblik uͤber das Wesen des Metallmohrs. Es ist ein allgemeines Naturgesez: daß jeder Koͤrper, bei seinem Uebergange aus dem fluͤßigen in den festen Zustand, in seinem Innern ein bestimmtes Gefuͤge annimmt, welches sich in solchen Faͤllen, wenn der fluͤßige Koͤrper viel schwerer ist, als das Medium, wenig nach Außen manifestirt, indem sich die aͤußere Form nach den Gesezen der Schwere bildet. Die freiliegenden Flaͤchen der Krystalle werden aber von den Aufloͤsungsmitteln ungleich angegriffen, und daher durch das Beizen ungleich rauh, was eine verschiedene Reflexion des Lichtes zur Folge hat. Ich werde auf diese Erscheinungen zuruͤkkommen, wenn ich die technische Bereitung des Metallmohrs beschreibe. Wenn es erwiesen ist: daß der Metallmohr von der Krystallisation des Zinns abhaͤngig ist, so laͤßt sich voraussehen: daß die Vermischung des Zinns mit andern Metallen einen entscheidenden Einfluß haben muͤße. Diesen Einfluß sowohl, als auch den Einfluß des Metalls, welches der Verzinnung zur Unterlage dient, zu zeigen, soll jezt mein Bemuͤhen seyn. Wird gutes welches Eisenblech mit Bancaszinn, was nach meinen Erfahrungen, (nachdem es durch ein ganz mechanisches Verfahren gereinigt worden), keine Spur fremder Beimischung hat, verzinnt, so bildet lezteres, bei maͤßig langsamen Erkalten, große unregelmaͤßige, meistens krummlinig begraͤnzte, Figuren, mit großen Dendriten, von ziemlich gleicher Laͤngen- und Breiten-Dimension, untermischt, welche sich, unter Winkeln von circa 96° und 84°, gewoͤhnlich nur einfach, oder doppelt gefiedert, veraͤsten. Mischt man aber unter das Zinn eine kleine Quantitaͤt Silber, z.B. 1/500 des Gewichts, so zeigt sich die Krystallisation auffallend veraͤndert, indem die dendritische Form vielmehr hervortritt, die Laͤngendimension im Verhaͤltnisse zur Breitendimension um das Dreifache und Vierfache waͤchst, die Verzweigungen feiner, und mehr zusammengesezt erscheinen, und die Zeichnungen deutlicher hervortreten. Bei einem groͤßern Zusaze von Silber nehmen diese Erscheinungen zu, die Veraͤstungen der Figuren werden feiner und haͤufiger, und werden am Ende so klein, daß sie nur als ein Gefuͤge von kleinen Nadeln erscheinen. Kupfer, dem Zinn beigemischt, wirkt zwar dem Silber ganz analog, doch ist die Wirkung etwas schwaͤcher, und deßhalb kann dasselbe in groͤßerer Quantitaͤt beigemischt werden, doch reicht, wie ich nachher zeigen werde, 1/100 desselben hin, das schoͤnste strahlige moirè zu bilden. Antimon und Wißmuth wirken auf gleiche Art, aber ungleich schwaͤcher, als jene, dagegen haben das Arsenik sowohl als das Zink eine ganz verschiedene Wirkung, und bringen kleine unregelmaͤßige Polygone hervor, die um so kleiner werden, je groͤßer der Zusaz dieser Metalle ist. Merkwuͤrdig ist es: daß bei einer Mischung des Zinns mit Kupfer (oder Silber) und Arsenik zugleich sehr haͤufig mehrere, gewoͤhnlich vier, Dendriten, die aus einem gemeinschaftlichen Mittelpuncte entsteigen, sich in ein unregelmaͤßiges Polygon zusammenstellen. Unter allen von mir versuchten Metallen aͤußerte das Eisen den geringsten Einfluß, und die Krystallisation des Zinns bleibt noch immer unveraͤndert, wenn auch ein bedeutender Antheil Eisen damit verbunden ist. Man wird zu der Annahme versucht: daß das electrochemische Verhalten der Metalle die auffallend verschiedene Wirkung derselben begruͤnde; nur laͤßt sich dann schwer erklaͤren, daß gerade das Arsenik und das Zink, welche in ihrer elektrochemischen Eigenschaft die entgegengesezten Pole unter den Metallen einnehmen, eine gleiche, den uͤbrigen Metallen entgegengesezte, Wirkung hervorbringen. Die geringe Wirkung des Eisens wuͤrde allerdings in seinem beinahe gleichen elektrochemischen Verhalten mit dem Zinn zu finden seyn. Alle Metalle, welche das Krystallisations-Bestreben des Zinns vermehren, vermehren auch dessen Haͤrte, dabei wirken die beiden Metalle, welche die Krystalle kontrahiren, der Arsenik und das Zink, stets nachtheilig auf die Geschmeidigkeit, waͤhrend die uͤbrigen Metalle, wenigstens bei kleinen Verhaͤltnissen, solche vermehren. Wird der Zusaz der Strahlen bildenden Metalle groͤßer, so wird allerdings das Zinn auch sproͤder, indem die kleinen nadelfoͤrmigen Krystalle ein poroͤseres Gefuͤge bilden. Das Antimon und Wißmuth, vorzuͤglich aber das Leztere, vermehren in kleinen Verhaͤltnissen von 1/200 und 1/100 die Dichtigkeit und den Glanz des Zinns, und diese Mischungen werden ungleich schwieriger von den Saͤuren angegriffen, als das reine Zinn. Dagegen vermindern Kupfer und Silber von der einen, und Arsenik und Zink von der andern Seite, den Glanz des Zinns auffallend; auch werden diese Mischungen ungleich leichter von Saͤuren angegriffen, als das reine Zinn. Zinn mit Zink vermischt wird am leichtesten angegriffen, und wird schon an der Luft oxydirt und blind, auch ist lezteres Metall, selbst in sehr kleinen Quantitaͤten, als zu 1/500, nachtheilig. Die Erscheinung: daß mit Verkleinerung der Krystallform, entweder durch Beimischung, oder durch rasches Erstarren, groͤßere Haͤrte, und mit dem koͤrnigen Gefuͤge Sproͤdigkeit gegeben ist, findet auch bei anderen Metallmischungen statt, und vielleicht vermehrt das Haͤmmern, Walzen und Streken der Metalle, deren Geschmeidigkeit gerade durch Ausdehnung der Formen nach einzelnen Dimensionen. Es wuͤrde von nicht geringem Interesse seyn, das Verhalten der Krystallform zur Haͤrte und Geschmeidigkeit, besonders bei Metallmischungen, zu untersuchen. Es bleibt bei den oben beschriebenen Erscheinungen besonders bemerkenswerth: daß so unbedeutende Antheile fremder Metalle so bedeutend auf die Krystallisation des Zinns einfließen, und die Eigenschaft des Antimon und Wißmuth, in sehr kleinen Verhaͤltnissen dem Zinn beigemischt, dessen Dichtigkeit und Glanz zu vermehren, und dessen Aufloͤsbarkeit in Saͤuren zu vermindern, duͤrfte fuͤr das Verzinnen mit Vortheil zu benuzen seyn. Das Verhalten des Bleis zum Zinn habe ich nicht unter aͤhnlichen Gesichtspuncten untersucht, doch darf man annehmen: daß diejenigen Mischungen, welche mit glaͤnzender Oberflaͤche erkalten, am staͤrksten der Einwirkung von Saͤuren widerstehen, und daß durch einen Zusaz von Antimon oder Wißmuth diese Eigenschaft noch vermehrt werden kann. Gluͤklicherweise haben andere Ruͤksichten den Techniker schon laͤngst auf aͤhnliche Mischungen geleitet, indem dieselben zu gleicher Zeit vorzugsweise Glanz und Haͤrte besizen. Ich komme nun an diejenigen Erscheinungen, welche bis Verschiedenheit der Unterlage der Verzinnung zur Folge hat. Wenn das reine Bancaszinn, auf guten weichen Blechen, in großen, unregelmaͤßigen Gestalten krystallisirt, so gibt es dagegen Bleche, auf welchen dasselbe eben so kleine Polygone bildet, als ob es mit Zink, oder Arsenik, versezt waͤre; diese Bleche sind immer von grobem Gefuͤge und sproͤde, jedoch habe ich ihr chemisches Verhalten nicht genauer versucht. Noch auffallender zeigt sich aber der Einfluß der Unterlage, wenn man Silber- oder Kupferbleche verzinnt; bei beiden sondert sich das Zinn in unregelmaͤßige Polygone von verschiedener Groͤße, welche durch scharfe, vertiefte, Graͤnzlinien abgesondert sind; innerhalb dieser Linien zeigen sich mehrere concentrische Polygone, durch seidenartig schillernde Streifen gebildet, und um einen deutlichen Mittelpunkt gelagert. Diese beiden Metalle sind es gerade, welche, dem Zinn beigemischt, dessen Tendenz zur strahligen Krystallisation vorzugsweise befoͤrdern, waͤhrend sie nur als Gegensaz des Zinns dieses in eine polygonische Form zwingen. Kein Versezen des Zinns mit andern Metallen ist vermoͤgend, die Krystallisation desselben auf diesen Metallen bedeutend abzuaͤndern, wogegen ein Zusaz von Kupfer auf dem sproͤden Eisenbleche bald die dendritische Form hervorbringt, wobei jedoch die Polygonform nicht leicht ganz verschwindet. Es waͤre noch zu versuchen, welche Wirkung die Zinkbleche als Unterlage auf die Krystallisation des Zinns ausuͤben, wie sich Mischungen aus Kupfer und Zink (Messing) verhalten, und Versuche, welche beseitigt werden muͤßen, ehe sich eine allgemeine Folgerung aus den angefuͤhrten Erscheinungen ziehen laͤßt. Fuͤr den Zwek gegenwaͤrtiger Abhandlung liegtligt mir nur noch die Beschreibung des praktischen Verfahrens bei der Bereitung des Metallmohrs, mit Hinsicht auf die angefuͤhrten Erscheinungen, ob. Wenn man zur Bereitung des Metallmohrs schon verzinnte Bleche anwendet, so kann man solche, wenn ihre Oberflaͤche noch ungestoͤrt ist, in diesem Zustande dem Beizen unterwerfen, jedoch erhaͤlt man hiebei immer nur die unregelmaͤßigen großen Figuren, mit einzelnen großen Dendriten, weil die englischen Bleche groͤßtentheils mit reinem Bancaszinn verzinnt sind. Diese Formen haben bei großen Flaͤchen viel Schoͤnes, sind aber zu kleinern Gegenstaͤnden nicht geeignet. Schmelzt man jedoch den Zinnuͤberzug von Neuem, so ist man durch die Wahl der Umstaͤnde des Erkaltens im Stande, die Krystallisation kleiner und mannigfaltiger zu machen. Man bedient sich zum Schmelzen eines Kohlfeuers, uͤber welches man die Bleche ruhig hinbewegt, und die geschmolzenen Theile sogleich weiter schiebt, um das Verbrennen des Zinns zu verhuͤten. Laͤßt man das Blech nun wieder ruhig erkalten, so bekommt man dieselbe Krystallisation, welche man gewoͤhnlich auf den englischen Blechen findet; ein leichtes oder staͤrkeres Blasen waͤhrend des Erkaltens macht die Figuren kleiner, und bringt, wenn das Blasen auf einzelnen Stellen staͤrker geschieht, manche Abwechselung hervor. Gießt man, waͤhrend das Zinn geschmolzen ist, auf die Ruͤkseite des Blechs einen feinen Wasserregen mittelst einer Gießkanne, so erhaͤlt man kleine sternfoͤrmige Figuren, gießt man aber das Wasser mit Einemmale auf, so bildet sich ein granitartiges Gefuͤge, das jedoch stets, auch auf der nicht begossenen Seite, eine rauhe Oberflaͤche bekommt. Beruͤhrt man die Ruͤkseite des geschmolzenen Blechs bloß stellenweise mit kalten Koͤrpern, Metallstaͤben, nassen Schwaͤmmchen u. dgl., so entstehen an diesen Stellen eigene Gebilde; legt man endlich die geschmolzene Tafel augenbliklich in kaltes Oel, so bekommt man eine Krystallisation, die sich zu ganz kleinen Gegenstaͤnden recht gut eignet. Statt die ganze Oberflaͤche des Blechs zu schmelzen, kann man dieses auch stellenweise thun. Man bedient sich hiezu am beßten eines gluͤhenden Loͤthkolbens, welchen man uͤber die Ruͤkseite des Blechs hinfuͤhrt, und damit die Umrisse beschreibt, die man auf dem Bleche haben will. Die mit dem Loͤthkolben gezogenen Stellen bilden moosartig gefiederte Streifen, oder, wenn derselbe auf einzelnen Puncten gewirkt hat, sternfoͤrmige Figuren, und man kann auf diesem Wege Einfassungen, schnekenfoͤrmige Gewinde u. dgl. machen, die jedoch nicht mehr das freie, natuͤrliche Ansehen haben, als der auf den obigen Wegen gebildete Mohr. Man kann sich in einzelnen Faͤllen auch des Blaserohrs bedienen, und damit ebenfalls einzelne Stellen nach Belieben schmelzen; die Wirkung ist ganz wie bei dem Loͤthkolben. Da theils das Schmelzen des Zinnes auf den verzinnten Blechen mit Unbequemlichkeiten verbunden ist, und oͤfters dabei ein Theil des Zinns verbrennt, theils aber das von den Blechfabrikanten angewandte Zinn nicht die Schoͤnheit der Krystallisation hervorbringt, welche man durch eine geschikt gewaͤhlte Mischung erhaͤlt, so thut man besser, wenn man die zum Metallmohr bestimmten Bleche, nachdem sie bis zum Zusammenloͤthen bearbeitet sind, von Neuem verzinnt. Das Kupfer und Silber haben, wie ich oben gezeigt, vorzugsweise die Eigenschaft, schoͤne dendritische Krystallisationen hervorzubringen; Lezteres ist jedoch nicht zu einem glaͤnzenden Mohr geeignet, da man sich bei dem Beizen der Salzsaͤure bedienen muß, welche immer Hornsilber absezt, und die Figuren truͤbe macht; das Kupfer dagegen eignet sich sehr gut, wiewohl das Zinn, und das nachherige moiré nicht vollkommen die Reinheit besizt, wie bei Anwendung des reinen Zinnes; man hilft diesem Uebelstande ab, wenn man Arsenik beimischt, und selbst die Krystallisation gewinnt durch diesen Zusaz an Mannigfaltigkeit, so lange die dendritische Bildung uͤberwiegend ist. Die beßte Zinnmischung ist, nach meinen Erfahrungen, auf 100 Theile Bancaszinn 1 bis 1 1/2 Theile Kupfer und 1/2 Theil Arsenik. Ich uͤbergehe das Mechanische des Verzinnens, da dieses in vielen Schriften genuͤgend beschrieben ist, und bei schon verzinnten Blechen gar keine Schwierigkeit hat. Wenn die Bleche aus dem Zinnbade kommen, so werden sie eben so, wie oben von den geschmolzenen Blechen gesagt worden, behandelt, um die Krystallisation mannigfaltiger zu machen. Bei den meisten Gegenstaͤnden genuͤgt jedoch das Blasen, und nur zu ganz kleinen Sachen wende ich das Einlegen in Oel an. Die verzinnten Gegenstaͤnde werden nun mittelst eines Lappens mit Saͤgespaͤnen von dem Fette gereinigt, und koͤnnen nun, wenn sie keiner weitern Bearbeitung beduͤrfen, gleich dem Beizen unterworfen werden. Zum Beizen werden drei verschiedene Fluͤßigkeiten abwechselnd angewendet, naͤmlich: Aezlauge, verduͤnnte Salpetersaͤure, und verduͤnnte Salpetersalzsaͤure; die erstere dient theils zur Aufloͤsung des noch anklebenden Fettes, hauptsaͤchlich aber als Aufloͤsungsmittel des Zinnoxydes, welches die Salpetersaͤure erzeugt. Das eigentliche Beizmittel ist die Salpetersalzsaͤure; wollte man sich jedoch derselben ausschließlich bedienen, so wuͤrde das Blech immer einen unangenehmen Metallschimmer behalten, welcher durch eine eigene Spiegelung, unter gewißen Sehwinkeln, die Figuren des Mohr unsichtbar macht. Dieser Schimmer wird durch die Salpetersaͤure hinweggenommen, welche die ganze Oberflaͤche corrodirt, dadurch aber ein mattes Ansehen gibt, welches durch die Einwirkung der Salpetersalzsaͤure beseitigt wird. Bei dem Beizen folgen die Operationen in folgender Ordnung: 1, Einlegen in Aezlauge und Abwaschen, 2,   – in Salpetersalzsaͤure und Abwaschen, 3,   – in Aezlauge und Abwaschen, 4, schnelles Durchziehen durch Salpetersaͤure und Abwaschen, 5, Einlegen in Aezlauge und Abwaschen, 6,   – in Salpetersalzsaͤure und Abwaschen, 7,   – in Aezlauge und Abwaschen; und, wenn es noͤthig ist, nochmals Einlegen in Salpetersalzsaͤure und Aezlauge. Die Hauptsache ist: daß nach jedem Einlegen in Saͤure das Zinnoxyd durch die Aezlauge ganz entfernt werde, weil ohne dieses Fleken entstehen, welche nachher schwer zu beseitigen sind. Von verzinnten Kupferblechen ist noch wenig Anwendung zu Metallmohr gemacht worden, auch ist es sehr schwierig, eine ganz glaͤnzende Verzinnung auf denselben hervorzubringen, weßhalb auch der Mohr nicht den hoͤchsten Glanz erreicht, doch habe ich mehrere sehr schoͤne Stuͤke auf diese Art hervorgebraͤcht. Die zinnernen Gußwaaren haben, wie ich schon oben gezeigt, niemals die schoͤne Krystallisation, die auf den Blechen erscheinen; in kalte Formen gegossen, zeigen sich immer granitartige Gebilde, welche, wenn man ganz reines Bancaszinn anwendet, sich durch einen vorzuͤglichen Glanz auszeichnen. Bei Gegenstaͤnden, welche warm gegossen werden maͤßen, ist ein kleiner Zusaz von Kupfer am beßten, da die Anwendung von Arsenik hier nicht rathsam waͤre. Reines Bancaszinn laͤßt sich, abgesehen davon, daß es ein ganz unansehnliches moiré bildet, nicht heiß gießen, indem die Krystalle sich so scharf sondern, daß sie sich trennen (Bruͤche bilden). Noch verdient hier das sogenannte Moiré-Papier Erwaͤhnung, worauf ein Englaͤnder patentirt ist; es ist dieß feine Zinnfolie auf Papier geklebt, und bildet ein moiré, wie der kalte Guß von reinem Bancaszinn. Es hat mir noch nicht gelingen wollen, die Zinnfolie in groͤßern Stuͤken, ohne einen Theil zu zerstoͤren, in Fluß zu bringen, welches doch nothwendig erfoderlich ist, indem die geschlagene, oder gewalzte, Zinnfolie, wie oben gezeigt wurde, kein moiré bilden kann. Dieser Gegenstand hatte bisher zu wenig Werth fuͤr mich, um die noͤthige Muͤhe darauf zu verwenden, da es sonst nicht fehlen kann, einen Weg zu dessen Bereitung ausfindig zu machen.