Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 10, Jahrgang 1823, Nr. XLIII., S. 244
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XLIII. Miszellen. Miszellen Verzeichniß der vom 26. November 1822 bis 20. Jaͤner 1823 zu London ertheilten Patente. Dem Jos. Egg, Buͤchsenmacher in Piccadily, Saint James, Westminster; auf gewisse Verbesserungen im Baue der Flinten und Feuergewehre nach dem Selbst-Aufschuͤttungs- und Detonations-Systeme. Dd. 26. November 1822. Dem Heinr. Ibbotson, Schirm-Fabrikant zu Scheffild in Yorkshire; auf einen Schirm, den man verlaͤngern oder verkuͤrzen kann, so daß er fuͤr Kamine und Oefen von verschiedener Groͤße taugt. Dd. 28. November 1822. Dem Joh. Dixon, Messing-Gießer zu Wolverhampton in Staffordshire; auf gewisse Verbesserungen an Haͤhnen oder sogenannten Pipen zum Ablassen der Fluͤssigkeiten. Dd. 28. November 1822. Dem Jos. Woollams, Landagenten zu Wells in Sommersetshire; auf gewisse Verbesserungen an Wagen von verschiedener Form, wodurch sowohl dem Umfallen derselben vorgebeugt, als auch den an denselben vorgespannten Thieren die Arbeit erleichtert wird, und sowohl die Personen als Guͤter, die in denselben gefahren werden oder in die Naͤhe derselben kommen, vor Beschaͤdigung bewahrt werden. Dd. 5. December 1822. Dem Wilh. Robson, Druker und Buchhaͤndler in London, St. Dunstan's-hill, Towerstreet; auf eine gewisse Methode, Betruͤgereien an Bank, Noten, Wechselbriefen und anderen Arten Mercantiler-Correspondenz vorzubeugen, und gegen dieselben zu schuͤzen. Dd. 10. December 1822. Dem Jak. Perkins, vormals zu Philadelphia in Amerika, gegenwaͤrtig Maschinisten zu London, Fleetstreet; auf gewisse Verbesserungen an Dampfmaschinen. Mitgetheilt von einem im Auslande wohnenden Fremden. Dd. 10. December 1822. Dem Sam. Parker, d. juͤng., Bronzirer in Westminster, Argyle-Street, St. James; auf gewisse Verbesserungen im Baue der Lampen. Dd. 10. December 1822. Dem Wilh. Bundy, mathematischen Instrumenten-Macher zu Fulham, Middlesex; auf eine Maschine zum Brechen, Reinigen, und Zurichten des Flachses und Hanfes und anderer vegetabilischer Faserstoffe. Dd. 16. December 1822. Dem Thom. Barnard Williamson Dudley, Mechaniker in Westminster, St. Ann, Kingsstreet, auf eine Methode, haͤmmerbare gegossene Hufeisen fuͤr Zug- und Reitpferde und andere Zugthiere nach neuen und verbesserten Grundsaͤzen zu verfertigen. Dd. 16. December 1822. Dem Joh. Nicholson, Maschinisten in Brookstreet, Lambeth, Surrey; auf gewisse Verbesserungen, die Hize an gewissen Hausgeraͤthen auf eine vortheilhaftere Weise anzubringen. Dd. 16. December 1822. Dem Joh. Dumbell, Kaufmanne zu Howley-House, Warrington, Lancashire; auf gewisse Verbesserungen an Wagen sowohl in Hinsicht des Baues derselben, als beim Kutschiren und zur Beschleunigung ihrer Bewegung uͤberhaupt. Dd. 16. December 1822. Dem Joh. Bainbridge, Kaufmanne zu London, Bread-Street, Cheapside, auf gewisse Verbesserungen an sich umdrehenden Dampfmaschinen. Mitgetheilt von Amos Thayer, Mechaniker zu Albany in Amerika. Dd. 16. December 1822. Dem Math. Wilks, Oelpresser zu Dartford, Kent; auf eine neue Methode, das aus Samen erhaltene Oel zu verfeinern. Dd. 20. December 1822. Dem Thom. Linley, Blasebalg-Macher zu Sheffield, Yorkshire; auf eine bisher unbekannte Methode, die Staͤrke oder Gewalt der Blasebaͤlge zu vermehren. Dd. 20. December 1822. Dem Jak. Jelf, Ritter zu Oaklans bei Newnham, Gloucestershire; auf eine Verbindung von Maschinen zur Verarbeitung und Politur des Marmors und anderer Steine zu Pfeilern, Maͤnteln, Kamin-Einfassungen u. dgl. Dd. 20. December 1822. Dem Joh. Isak Hawkins, buͤrgl. Maschinisten zu Pentonville, und Sampson Mordan, tragbare Federn-Fabrikanten in Union-Street, City-road; auf gewisse Verbesserungen an Bleistift-Haͤltern oder Reiß-Federn und Federn zur Erleichterung des Zeichnens und Schreibens durch Ersparung des oͤfteren Schneidens und Spizens. Dd. 20. December 1822. Dem Wilh. Paß, Faͤrber in Middlesex, Curtain-road, St. Leonard Shoreditch; auf eine Verbesserung im Calciniren und Schmelzen verschiedener Erze. Dd. 20. December 1822. Dem Georg Richards, Architecten zu Truro, Cornwall; auf gewisse Verbesserungen an Rosten, Stuben- und andern Oefen und Vorrichtungen zur Verbrennung von Brenn-Materialien und den damit in Verbindung stehenden Zuͤgen, wodurch diese sicherer gemacht werden und der Rauch gehindert wird, in die Raͤume zuruͤkzutreten, in welchen sie angebracht sind; auch, auf eine verbesserte Vorrichtung zur Reinigung derselben. Dd. 26. December 1822. Dem Thom. Rogers, Esqu. in Store-street, Bedford-square, Middlesex; auf eine Vorrichtung, die Pantalons (Pumphosen) und Reithosen an Stiefeln und Schuhen zu befestigen. Dd. 26. December 1822. Dem Jak. Neville, buͤrgl. Maschinisten in New-walk, Shad Thames, Surey; auf eine verbesserte Methode, Hize zu erzeugen und anzuwenden, Oefen, und andere Waͤrmebehaͤlter zu bauen, sowohl zum Roͤsten als zum Schmelzen der Erze, Metalle, und anderer Substanzen; zum Hizen der Pfannen und Kessel und der darin enthaltenen Substanzen, sowohl zur Erzeugung des Dampfes und der Destillation, als zum Brauen, Faͤrben, Zuker- und Seife-Sieden, und uͤberhaupt zu Allem, wozu man Hize noͤthig hat; auch auf Anwendung derselben bei den bereits erbauten Oefen, Pfannen, Kesseln u. dgl. und Ersparung an Brenn-Materiale, bessere Verbrennung des Rauches, als bisher geschah, und auf eine bessere Methode, als die gewoͤhnliche, alles, was sich aus den Erzen oder anderen Substanzen waͤhrend der Hize verfluͤchtigt, zu sammeln und aufzubewahren; auch auf Anwendung der Hize bei dem Baken und Faͤrben in Meilern, auf Floͤzen, Herden und in Oefen. Dd. 8. Jaͤner 1823. Dem Wilh. Johnson, Gentlemann zu Great Totham, Essex; auf ein Mittel, die Kraft des Dampfes zu Dampfmaschinen mit weniger Brenn-Materiale zu erhalten. Dd. 3. Jaͤner 1823. Dem Wilh. Lister, Baumwollenspinner zu Baildon, Otley, Yorkshire; auf gewisse Verbesserungen in der Methode und an den Maschinen Wolle, Seide, Ziegenhaar (Mohair) und andere thierische Faßern von irgend einer Qualitaͤt oder Laͤnge zuzubereiten und zu spinnen. Dd. 16. Jaͤner 1823. Dem Rob. Copland, Gentleman in Wihnington-square, Clerken-well, Middlesex, auf Verbindungen von Vorrichtungen, um Kraft zu gewinnen: als theilweise Verbesserungen eines von ihm bereits erhaltenen Patentes auf eine neue und Verbesserte Methode, durch neue und verbesserte Verbindungen von Vorrichtungen Kraft zu gewinnen. Dd. 16. Jaͤner 1823. Dem Georg Miller, Patent-Oberst-Lieutenant in der k. Brigade, in Lincoln's Inn, Middlesex; auf eine Methode, den Kugeln und Bomben, wo sie aus ungezogenen Roͤhren abgefeuert werden, eine Spiral-Bewegung zu ertheilen, und Bomben, welchen auf obige Weise die Spiral-Bewegung mitgetheilt wurde, durch einen Schlag zu entzuͤnden. Dd. 16. Jaͤner 1823. Dem Thom. Taylor, Schiffer. in Raven-row, Mile End, Middlesex; auf eine neue Methode, den Kielraum eines Kauffahrdey-Schiffes zu bauen, und die Pumpen so anzubringen, daß die Ladung in demselben durch das eindringende Wasser keinen Schaden leidet. Dd. 16. Jaͤner 1823. Dem Junius Smith, Kaufmanne zu London, Old, Broad-street; auf gewisse Verbesserungen an einer Maschine zum Waschen, Reinigen und Bleichen der Baumwollen-, Leinen-, Seiden- und Wollen-Kleider oder Waaren. Dd. 20. Jaͤner 1823. (Aus dem Repertory of Arts, Manufactures and Agriculture. Januar. 1823 N. 248. S. 126. Februar. 1823. N. 249. S. 190). Ueber die Eigenschaft der salzigen Materien, Gewebe und andere leicht feuerfangende Gegenstaͤnde unverbrennlich zu machen. Der neuliche Brand des Muͤnchener Hof-Theaters veranlaßt uns, die interessanten Versuche des Herrn Gay-Lussac, um leicht verbrennliche Gegenstaͤnde der Theaterbuͤhne gegen Feuerfangen moͤglichst zu schuͤzen, aus den Annales de Chimie. October 1821. S. 211 hier mitzutheilen. Er sagt: unter unverbrennlichen Geweben verstehen wir hier nicht diejenigen, welche gegen jede Veraͤnderung durch das Feuer geschuzt sind, sondern solche, welche entweder ihrer Natur nach, oder durch zwekmaͤßige Bereitungen nur schwer Feuer fangen, nicht mit Flamme brennen, von selbst ausloͤschen, und den Brand nicht weiter pflanzen koͤnnen. Wollen- und Seidenzeuge, und uͤberhaupt Zeuge, welche aus thierischen Stoffen gewebt sind, sind wenig verbrennlich, waͤhrend Gewebe aus Hanf, Flachs, Baumwolle leicht Feuer fangen, und sich mit einer ausserordentlichen Schnelligkeit verzehren. Gewebe dieser Art muß man also vorzuͤglich trachten unverbrennbar zu machen. Man macht ein Gewebe unverbrennlich und beschraͤnkt die Zerstoͤrung desselben durch die Hize auf eine bloße Verkalkung, wenn man die Oberflaͤche desselben gegen den Zutritt der atmosphaͤrischen Luft sichert, und mit den brennbaren Gasen, welche die Hize aus denselben entwikelt, andere nicht brennbare Gase vermischt: denn man weiß sehr wohl, daß eine solche Mischung, in gehoͤrigem Verhaͤltnisse getroffen, sich nicht entzuͤndet. Die erste dieser Bedingungen ist dadurch leicht zu erfuͤllen, daß man das Gewebe mit irgend einem unverbrennlichen Ueberzuge uͤberdekt, z.B. mit einer erdigen Materie, mit einer salzigen Substanz. Da aber dieser Ueberzug weder die Weichheit und Biegsamkeit des Ueberzuges aufheben, noch seine Oberflaͤche veraͤndern darf, so ist man in der Auswahl dieser Ueberzuͤge sehr beschraͤnkt. Ein bloß erdiger Ueberzug, wenn er nicht in einer sehr diken Lage aufgetragen wird, vermag den Zutritt der Luft nicht hinlaͤnglich abzuhalten wegen der vielen Zwischenraͤume, welche die Theilchen desselben zwischen sich offen lassen, und die Verbrennung des Gewebes macht, ungeachtet dieses Ueberzuges, noch sehr rasche Fortschritte. Aus diesem Grunde geben alle Salze, welche durch Calcination sich in eine erdige Masse verwandeln, wie Alaun, schwefelsaurer Zink etc., und selbst solche, welche nur bei einer sehr erhoͤhten Temperatur schmelzen, wie schwefelsaure Soda, schwefelsaure Potasche, keine kraͤftigen ueberzuͤge, und hindern das Fortschreiten des Verbrennens nicht, außer wenn man sie in sehr diken Lagen auftraͤgt. Die beßten Ueberzuͤge werden diejenigen seyn, welche hoͤchst schmelzbar sind; denn, da die Theile derselben bei der ersten Einwirkung der Hize zusammenbaken, so werden sie die ganze Oberflaͤche des Gewebes genau bedeken, und der Luft den Zutritt vollkommen verwehren. So ist es z.B. unmoͤglich, selbst im Sauerstoffgase, eine duͤnne Lage von Borax vollkommen zu verbrennen: denn kaum ist seine Oberflaͤche verbrannt, und in Boraxsaͤure verwandelt, als die Verbrennung auch schon aufhoͤrt. Unter den Koͤrpern, welche die besprochenen Eigenschaften besizen, gibt es viele, welche ihre Eigenschaft zu zerfließen, oder zu zerstoͤren, nothwendig ausschließen muß; dahin gehoͤren die meisten Saͤuren, Alkalien, der saure phosphorsaure Kalk, der sonst wegen seiner großen Schmelzbarkeit sehr brauchbar waͤre, die Aufloͤsung der Chloruͤr in Calcium, die an der freien Luft niemals troken wird etc. Der zweiten Bedingung, von welcher oben die Rede war, wird dadurch leicht entsprochen, daß man die Stoffe, welche unverbrennlich werden sollen, mit fluͤchtigen, aber unverbrennlichen, Materien traͤnkt, wie z.B. mit hydrochlorsaurem oder schwefelsaurem Ammonium. Nicht bloß die Daͤmpfe dieser Salze hindern das Verbrennen des damit gemengten brennbaren Gases, indem sie dasselbe zur sehr verduͤnnen; das Verbrennen wird auch noch dadurch gehindert, daß diese Daͤmpfe eine große Menge Hize verschlingen, bloß um in den Zustand einer elastischen Fluͤssigkeit uͤber zu gehen, und dadurch die Temperatur weit unter den zum Verbrennen noͤthigen Grad herabbringen. Dieß sind die wesentlichen Bedingungen, welche man zu erfuͤllen suchen muß, um Gewebe unverbrennlich zu machen; jede derselben kann fuͤr sich allein hinreichen: vereint werden sie desto sicherer den gewuͤnschten Erfolg leisten. Wir wollen jezt die Substanzen kennen lernen, welche, als Ueberzuͤge angewendet, unserer Erwartung am meisten entsprachen. Um den Grad der Unverbrennlichkeit, welchen eine Substanz einem Gewebe mittheilen kann, zu wuͤrdigen, nahmen wir eine solche Menge derselben, daß stets ein und dasselbe Gewicht einer wasserfreien Substanz (Substance anhydre) naͤmlich 25 Gramme, darin enthalten waren, und loͤsten dieselbe so gut auf, daß die Aufloͤsung das Volum von 250 Grammen Wasser oder das Doppelte desselben einnahm, wenn diese Menge Fluͤssigkeit nicht hinreichte, diese Substanz vollkommen aufzuloͤsen. Wir haben bei unseren Versuchen zwei verschiedene Arten von Geweben angewendet; das eine Gewebe war von Hanf, und sehr grob; das andere von Leinen und viel feiner. Die angewendeten Stuͤke wogen jedesmal 3 Gramme. Jedes angewendete Stuͤk dieser Gewebe wurde in der Aufloͤsung getraͤnkt, dann getroknet, und in die Flamme einer Kerze unter einem Winkel von beilaͤufig 45° gehalten, well man glaubte, daß man in dieser Lage am beßten uͤber den Grad der Unverbrennlichkeit wuͤrde urtheilen koͤnnen. Wir muͤssen hier bemerken, daß dieselbe Quantitaͤt Salzes nicht auf allen Geweben dieselbe Wirkung hervorbringt, das groͤbere Gewebe weit eher vor dem Verbrennen schuͤzt, als das feinere. Die Ursache hievon laͤßt sich leicht einsehen. Versuche, in welchen jedes Stuͤk Zeuges, von 3 Grammen im Gewichte, mit 3 kubischen Centimetern salziger Aufloͤsung getraͤnkt wurde, und folglich 0,3 Gramme Salzes, oder 1/10 seines eigenen Gewichtes Salz enthieltWenn diese Aufloͤsungen ein Volum von 500 Grammen Wassers einnahmen, wurde jedes Stuͤk Gewebes in 6 kubischen Centimetern getraͤnkt, damit jedes Stuͤk gleich viel Salz erhielt. A. d. O.. Salzsaures und schwefelsaures Ammonium. Das groͤbere Gewebe gab, mit einem Ende in die Flamme der Kerze gehalten, nur eine sehr schwache Flamme, die bald erlosch, nachdem man dasselbe von der brennenden Kerze entfernte. Das Leinengewebe wurde ganz verbrannt, brannte aber viel langsamer als in seinem natuͤrlichen Zustande. Boraxsaures und Phosphorsaures Ammonium. Die Flamme erhielt sich auch ausser jener der Kerze, obschon mit geringer Staͤrke. Wir sprechen hier nur von dem groͤberen Gewebe, da obige allgemeine Bemerkung es uͤberfluͤssig macht, jedesmal von dem feineren zu sprechen. Doppelt weinsteinsaures Kali und Soda. Die Flamme erhielt sich auch außer der Flamme der Kerze sehr gut. Kohlensaͤure und phosphorsaure Soda. Diese beiden Salze aͤußerten wenig Wirkung. Salzsaures Kali und Natron. Diese beiden Salze verminderten die Verbrennlichkeit nur wenig: eben dieß gilt vom essigsauren Bleie. Schwefelsaurer Zink und Braunstein; schwefelsaures Eisen; schwefelsaure Soda. Gewebe, welche mit diesem Salze getraͤnkt wurden, brannten beinahe mit eben der Leichtigkeit, wie im natuͤrlichen Zustande. Versuche, in welchen jedes Stuͤk Zeuges in einer doppelten staͤrkeren Salz-Aufloͤsung, als in den vorigen Versuchen, getraͤnkt wurde. Salzsaures und schwefelsaures Ammonium. Die Verbrennung verbreitete sich auf dem groͤberen Gewebe nicht weiter; nur die Kohle, welche durch die Hize der Kerze bloßgestellt wurde, blieb einige Augenblike rothgluͤhend. Leinen brannte noch mit einer Flamme, die aber wenig Staͤrke aͤußerte und leicht verlosch. Phosphorsaures Ammonium. Dieses Salz machte das groͤbere Gewebe unverbrennlich, jedoch nicht so gut wie Salmiak. Leinen brannte noch mit einer Flamme außer der Flamme der Kerze; es mußte in einem Drittel seines Gewichtes phosphorsaurem Ammonium getraͤnkt werden, um durchaus unverbrennbar zu werden; nur wenn Saͤure in Ueberschuß vorhanden ist, braucht man weniger von diesem Salze. Es ist bemerkenswerth, daß die Kohle des Gewebes außer der Flamme der Kerze nicht fortgluͤht, weil sie von Phosphorsaͤure umhuͤllt ist; die durch die Hize entwikelten Gase unterhalten allein und vorzuͤglich das Verbrennen. Gemenge von gleichen Theilen Salmiak und phosphorsaurem Ammonium. Das Gemenge dieser beiden Salze gab ein sehr guͤnstiges Resultat; die Kohle gluͤhte nicht, wie es dann der Fall war, wenn man das Ammonium allein anwendete, und Leinen gab selbst in der Flamme der Kerze beinahe keine Flamme, und verlosch auf der Stelle, so bald man sie aus derselben entfernte. Borax. Er machte beide Gewebe unverbrennlich, die Kohle gluͤhte aber auch noch außer der Flamme der Kerze, und konnte durch Anblasen wieder entzuͤndet werden. Gemenge von gleichen Theilen Borax und Salmiak. Dieses Gemenge ist sehr kraͤftig; die beiden Gewebe zeigten außer der Flamme der Kerze keine Spur von Verbrennung. Boraxsaures Ammonium. Der Versuch gelang eben so gut. Weinsteinsaures Kali und Soda. Sie hinderte nicht, daß das groͤbere Gewebe mit einer Flamme brannte; die Verbrennung wurde selbst noch durch die Kohle verbreitet, welche wie Staͤrkmehl brannte. Seesalz. Das groͤbere Gewebe brannte auch außer der Flamme der Kerze selbst dann noch, wenn dasselbe in dreimal so viel Salzaufloͤsung, als bei den vorigen Versuchen, eingetaucht wurde. Die uͤbrigen Salze, von welchen wir sprachen, gaben keine glaͤnzenderen Resultate. Man braucht bedeutende Mengen derselben, um die Gewebe unverbrennlich zu machen, außer man laͤßt sie in feuchter Luft, wo dann die Salze, in welche sie getraͤnkt sind, zerfließen, und dann taugen sie zu nichts mehr. Aus diesen Versuchen ergibt sich, daß das hydrochlorsaure, schwefelsaure, phosphorsaure und boraxsaure Ammonium, der Borax und einige Mischungen dieser Salze die tauglichsten Materialien sind, Gewebe, ohne Veraͤnderung ihrer Eigenschaften, unverbrennbar zu machen. Mehrere andere Substanzen besizen ohne Zweifel dieselben Eigenschaften; die von uns aufgestellte Theorie wird indessen sowohl bei den Anwendungen, die man von denselben machen kann, als bei neueren Untersuchungen als Wegweiser dienen koͤnnen. Es ist wohl kaum noͤthig zu bemerken, daß Holz, da es viel schwerer sich entzuͤndet und brennt als Leinen, mit weit weniger von diesen Stoffen getraͤnkt werden darf, um unverbrennbar zu werden. Die HHn. Mérat-Guillot, Vater und Sohn, Apotheker zu Auxerre theilen in dem Journal de Pharmacie. Julius 1821. S. 333 Folgendes uͤber den phosphorsauren Kalk mit: da Hr. Gay-Lussac, dieser beruͤhmte Chemiker, der Akademie der Wissenschaften in der am 6. November vorigen Jahres gehaltenen Sizung anzeigte, daß Leinwand, wenn sie in eine Aufloͤsung von phosphorsaurem Ammonium getaucht wird, unverbrennlich wird, geriethen wir hiedurch auf die Idee zu versuchen, ob nicht auch phosphorsaurer Kalk eben diese Eigenschaft besizt, und wir fanden wirklich, daß Leinwand, Musselin, Holz, Papier, Stroh, in eine auf 30–35° concentrirte Aufloͤsung dieses Salzes getaucht, und hierauf getroknet, durchaus nicht anzuzuͤnden, und folglich auch nicht im Stande ist, Feuer mitzutheilen. Diese Stoffe verkohlen sich, wenn sie einem sehr heftigen Flammen-Feuer ausgesezt werden; allein diese Verkohlung reicht nicht uͤber den Feuerherd hinaus, in welchem sie sich eingesezt befinden, Schwefelhoͤlzchen oder Faden, die in dieser Aufloͤsung gebeizt sind, vermoͤgen nicht, sich zu entzuͤnden: der Schwefel brennt allerdings, aber das Hoͤlzchen oder der Faden brennt nicht, und selbst das Verbrennen des Schwefels scheint dadurch langsamer vor sich zu gehen. Firniß auf Leinwand aufgestrichen, welche in diese Aufloͤsung eingetaucht ist, brennt nur mit Muͤhe an, und die Flamme desselben theilt sich der Leinwand nicht mit. Die Leichtigkeit, mit welcher man sich phosphorsauren Kalk (phosphate acide de chaux) verschaffen kann, der wohlfeile Preis desselben, und die unendlichen Vortheile, welche seine Anwendung gewahren muß, in so fern dadurch Feuergefahr von Schauspielhaͤusern, Schiffen etc. abgehalten werden kann, laͤßt uns erwarten, daß man dieses Mittel guͤnstig aufnehmen und allgemein anwenden wird. Wuͤrde man uͤbrigens bei Theater- und andern Bauten, alles das was sich von Stein und Eisen verfertigen laͤßt, daraus ausfuͤhren lassen, so wuͤrden große Fenerbraͤnde nur in ganz aͤußerordentlichen Faͤllen, und nur bei großer Anhaͤufung von Brennstoffen zum Ausbruch kommen koͤnnen. In dem naͤchsten Hefte d. Journ. theilen wir die Zeichnung zu einem aus Eisen zu fertigenden Dachstuhl von Hrn. Kreisbau-Inspektor Voit mit. Bei diesem Anlaß glauben wir auch auf das bisher noch unbekannte Mittel, mit welchem einige Marktschreier uns beinahe jaͤhrlich unterhalten, die gluͤhendes Eisen ergreifen etc. etc., ohne Schaden darob zu erleiden, aufmerksam machen zu muͤßen. Wir wissen, daß sehr geschikte Chemiker, deren Namen wir zu sehr ehren, als daß wir sie nennten, obschon sie leider nicht mehr leben, sich ganz abscheulich verbrannten, als sie es den unverbrennbaren Zigeunern und Mauren gleich thun wollten, uͤber deren – Kunst sie laͤchelten. Wenn es jedoch gewiß ist, daß diese Zigeuner und Mauren gluͤhendes Eisen, ohne allen Nachtheil fuͤr sich, ergreifen, so ist es eben so gewiß, daß sie im Besize eines wenig kostspieligen Mittels seyn muͤßen, durch welches sie in den Stand gesezt werden, dieses thun zu koͤnnen. Wir haben indessen noch nirgendwo gelesen, daß irgend eine Regierung einem solchen armen Teufel, der fuͤr einige Kreuzer seine Kunststuͤke dem geehrten Publicum zur Abendunterhaltung vorspielt, haͤtte den Antrag machen lassen, ihr sein Geheimniß mitzutheilen. Ein solcher wuͤrde gewiß sein Geheimniß um eine billige Entschaͤdigung mittheilen; und es ist gewiß, das dasjenige, was die Hand des Menschen, was seine Lippen sogar unverbrennlich macht, auch die Schindeln auf dem Dache des Buͤrgers und das Stroh auf der Huͤtte der Bauern feuerfest zu machen vermoͤge. Wenn Finanzraͤthe, wenn Akademien es unter ihrer Wuͤrde hielten, sich um diese Zigeuner-Kunststuͤke zu kuͤmmern, so haͤtten wenigstens die Mitglieder der Feuer-Assecuranz-Anstalten dieselben ihrer Aufmerksamkeit wuͤrdigen sollen: denn diese haben in der Regel keinen Vortheil von Brandschaden, die zu neuen eintraͤglichen Bauten fuͤhren. Neue Analyse des See-Wassers. Herr Alexander Marcet, Prof. zu Genf, fand in Folge der neuesten von ihm angestellten Versuche uͤber das See-Wasser: daß dasselbe nicht, wie Rouelle und Proust versicherten, Queksilber oder Queksilber-Salze enthaͤlt; daß es keine salpetersauren Verbindungen enthaͤlt, und keinen kochsalzsauren Kalk; wohl aber Salmiak, kohlensauren Kalk, und ein dreifaches schwefelsaures Salz aus Bittererde und Pottasche. (Vergl. Philosophical Transact. of the roy. Lond. Soc. und Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. N. CCXLIX. Februar 1823. S. 143.) Analyse des Meerschaumes. Von Hrn. Berthier. Da der Meerschaum so haͤufig verarbeitet, und wohl auch nachgemacht wird, so ist es der Muͤhe werth, die Bestandtheile desselben genau zu kennen. Herr Berthier analysirte in den Annales des Mines, VII. p. 313. (Vergl. auch Annals of Philosophy. November 1822. S. 389) folgende Sorten:      ausKleinasien; a. Cabanas bei    Madrid;         ausCoulommiers; a. SalinelleDepart. du    Gard;  a. St. Ouenam Fuße des Montmartre.   enthaͤlt:   0,500     0,538     0,540   0,510     0,510   Kieselerde.   0,250     0,238     0,240   0,198     0,134   Bittererde.   0,250     0,200     0,200   0,220     0,182   Wasser.     –     –     0,012)        –    )     0,014   0,044     0,170   Thonerde.  Eisenoxid.     –        –       –   0,028       –   Sand.   –––––     –––––     –––––   –––––     –––––   1,000     0,988     0,994   1,000     0,996 Die mit Thonerde verbundene Kieselerde laͤßt sich nicht so leicht bestimmen. Hr. Berthier gibt als Formel fuͤr die Zusammensezung des Meerschaumes: 6 M S³ Aq² + Maq². Analyse des Probirsteines. Der beruͤhmte Chemiker Vauquelin gibt uns in den Annales de Chimie etc. November 1822. S. 323 folgendes Resultat zweier von ihm vorgenommener Analysen des Probirsteines (pierre de touche, lapis lydius, lapis trapezius, lapis probatorius). Das eine Stuͤk, dessen specifische Schwere = 2,465 war, enthielt in 100 Theilen: Feuchtigkeit     2,500, Kieselerde   85,000, Thonerde     2,000, Kalk     1,000, Kohle     2,700, Schwefel     0,600, Metallisches Eisen     1,700. –––––––   95,500. Verlust     4,500. ––––––– 100,000. Ein anderes Stuͤk von 2,793 specifischer Schwere enthielt in 100 Theile Kieselerde    69, Thonerde   7,5, Eisen    17, Kohle   3,8, Schwefel (Spuren) Kalk (Spuren)   ––– ––––– 97,3. Warnung vor franzoͤsischem geblaͤuten Zuker. Man gibt gegenwaͤrtig dem Zuker in Frankreich mit Schmalte eine lichtblaͤuliche Farbe um die Weiße desselben zu erhoͤhen. Mehrere traurige Faͤlle, die der Gebrauch dieses Zukers veranlaßte, haben die Aerzte und das Publikum auf die Gefaͤhrlichkeit desselben aufmerksam gemacht. Nicht bloß das Glas allein, sondern vielleicht auch der mit dem Kobalte noch immer verbundene Arsenik, kann die Ursache der Schmerzen im Unterleibe seyn, die oft schon auf geringe Dosen eines solchen Zukers entstehen. Nicht bloß zu Paris, sondern auch zu Bordeaux vergiftet man jezt den Zuker auf diese Weise. „Die Obrigkeit“ sagt das Journal de Pharmacie. Jaͤner 1823. S. 18, aus welchem wir hier diese Thatsachen entlehnten, „die Obrigkeit sollte die Erzeugung und den Verkauf eines solchen Zukers verbiethen.“ Und die deutschen Obrigkeiten sollten die Einfuhr des so einfaͤltig vergifteten franzoͤsischen Zukers, so bald er in feiner Aufloͤsung ein blaͤuliches Pulver zu Boden fallen laͤßt, durchaus nicht gestatten. Warnung vor einem neuen Weinklaͤr-Pulver. Es ist bekannt, daß man bisher mit Eiweiß den Wein klaͤrte. Man saͤngt jezt an, ein Weinklaͤr-Pulver sehr theuer zu verkaufen, das rothbraun aussieht, und das man mit eben so viel Wasser oder Wein abruͤhren soll, als man gewoͤhnlich zum Eiweiß braucht, und dann in das Faß, auf die wohlbekannte Weise, zu schuͤtten hat. Dieses Pulver ist nichts als getroknetes Blut, das durch den in demselben enthaltenen Eiweiß-Stoffe wirkt, und das Eiweiß von 2 Eiern wirkt eben so viel, als die Dosis dieses Pulvers, die man auf 200 Litres Wein vorschreibt. Ueber dieß ist das Eiweiß nicht bloß wohlfeiler, sondern hat auch nicht den Leim-Geschmak, den dieses Pulver bei sich fuͤhrt, und wodurch es die feinen Weine verdirbt. Man kann auch Eiweiß zum Klaͤren des Weines puͤlvern. (Vergl. Gay-Lussac in den Annales de Chimie etc. November 1822. S. 335.) Untersuchung eines Pulvers gegen den Brand im Getreide (poudre anticharbonneuse et végétative). Von Herrn Francois, Apotheker zu Chalons-sur-Marne. Dieses Pulver kommt in muͤrben zusammengehaͤuften Broͤkchen vor, die sich unter dem Finger leicht zerdruͤken lassen. Seine Farbe ist gruͤnlich; es hat keinen Geruch, schmekt metallisch und styptisch, und blaͤht sich, auf Kohlen gestreut, auf welchen es schmilzt, unter Verbreitung eines sehr deutlichen Geruches von schwefeliger Saͤure auf. 100 Gramm dieses Pulvers 5 Minuten lang in distillirtem Wasser gekocht, filtrirt, und dann bis zum Haͤutchen abgeraucht, gaben bei dem Erkalten schwefelsaure Kupfer-Krystalle, und 25 Gramm in siedendem Wasser unaufloͤslicher Salze. Diese 25 Gramme wurden warmer Hydrochlor-Saͤure ausgesezt, und eine Viertel-Stunde darauf filtrirt. Auf dem Filtrum blieb ein gelbliches Pulver zuruͤk, das man als Schwefel erkannte, und das 9 Gramm wog. Der von der Hydrochlorsaͤure aufgeloͤste Stoff zeigte sich als Eisen. Dieses Pulver besteht also aus   75 Theilen schwefelsaurem Kupfer,   09   – Schwefel,   16   – Eisen. –––– 100. Es scheint daher Hrn. Francois zwekmaͤßiger, schwefelsaures Kupfer allein anzuwenden, dessen Wirksamkeit gegen den Brand im Getreide, der nichts als eine Art von Pilz ist, schon Hr. Bened. Prevost auf unwiderlegbare Weise erwiesen hat. Nach zwoͤlfjaͤhriger Erfahrung dieses Gelehrten reichen 192 Gramm dieser Substanz auf ein Hektolitre Korn zu1 Gramm ist 16 baier. Apotheker Grane. 1 Hektolitre 5470,847 Wiener Kubik Zolle. A. d. Ueb.. Das Verfahren bei der Anwendung ist folgendes: Man gibt das Korn in eine Kufe, schuͤttet Wasser auf, ruͤhrt um, und sezt neues Wasser zu, so daß dieses endlich 6–8 Zoll daruͤber steht. Hierauf gießt man das, vorlaͤufig in einigen Pinten heißen Wassers aufgeloͤste, schwefelsaure Kupfer zu, ruͤhrt die ganze Masse eine halbe Stunde lang recht stark durch, und nimmt mit einer Weiden-Huͤrde das Korn ab, das obenauf schwimmt. Nachdem die ganze Masse anderthalb Stunden lang eingeweicht war, gießt man das Wasser ab, und nach 12 Stunden ist das Korn troken genug, um ausgesaͤet werden zu koͤnnen, ohne daß man es herausnehmen darf. Die obenauf schwimmenden Koͤrner duͤrfen dem Gefluͤgel nicht vorgeschuͤttet werden. Durch dieses Verfahren vermeldet man alle Nachtheile des Kalkes, und das Korn wird mit keinem Staube bedekt, den man, unter anderem, vorzuͤglich in den Saͤken vermeiden muß, in welchen man das Getreide zum Baue fuͤhrt, da er den Samen jener Pilze enthalten koͤnnte, die den Brand erzeugen. Dieses schwefelsaure Kupfer kostet fuͤr ein ganzes Hektolitre Korn nicht 40 Centimen, waͤhrend eben so viel von obigem Pulver 1 Frank und 50 Centimen kostet. (Aus dem Journal de Pharmacie. Jaͤner 1823. S. 7. Im Auszuge.) Ueber Asclepias syriaca, oder die syrische Seidenpflanze, die auch auf dem schlechtesten Boden der uns gedeiht und auf gutem ein wahres Unkraut wird, kommt im Dictionnaire technologique, und aus diesem in Gill's technical Repository. November 1822. S. 849 ein kleiner Aufsaz vor, in welchem diese Pflanze neuerdings zur Verfertigung von Huͤten, Struͤmpfen, Maͤzen, Pluͤche, Flannell, Atlas und sehr feinem Tuche etc. empfohlen wird. – Bei uns in Deutschland wollte die Verarbeitung dieser Pflanze, die uͤbrigens unser Klima, so wie fast alle Giftpflanzen, so gut vertraͤgt, daß sie Landplage werden koͤnnte, im Großen nie gelingen. Man raͤth hier die außerordentliche feine und leichte Samenwolle, die jeder Hauch vertraͤgt, der Einwirkung der Daͤmpfe auszusezen, und naß zu kardetschen oder mit Baumwolle gemengt. Ueber die Kultur der afrikanischen Gladiolen und anderer Cap-Zwiebelgewaͤchse in offenen Gartenbeeten. Von dem hochwuͤrdigen Hrn. Wilh. Herbert. Die Samen (Hr. Herbert spricht hier vorzuͤglich von den Samen des Gladiolus blandus und einiger Bastarden desselben mit Gladiolus angustus) muͤßen alsogleich (im Fruͤhjahre) auf amerikanische Beete gesaͤet und gut begossen werden. Anfangs Oktobers, oder so bald als die Blaͤtter anfangen zu verwittern, muͤßen die jungen Zwiebel aus der Erde genommen und getroknet werden: sie koͤnnen dann zu jeder Zeit wieder in die Erde gepflanzt werden, nur muͤßen sie 8 Zoll tief unter die Erde kommen, damit ihnen der Frost nicht schaden kann; denn starker Frost zerstoͤrt sie, wenn er sie an der Oberflaͤche trifft. Die Saͤmlinge bluͤhen, wenn sie gehoͤrig angetrieben werden, im naͤchsten Jahre: alte Zwiebel bluͤhen haͤufig von Junius bis September, je nachdem sie gelegt wurden. Wenn die Erde zu schwer und reich ist, so muß sie mit Sand gemengt werden, damit die Zwiebel nicht den Krebs bekommen, oder faulen, wenn der Boden zu lang das Wasser zuruͤk haͤlt. Gladiolus tristis haͤlt sicher am meisten aus; seine Blaͤtter widerstehen dem strengsten Froste, und selbst der anhaltende Schnee und Frost des lezten Winters hat die Blaͤtter nur etwas gelb gemacht, und an den Spizen verbrannt. Er bluͤht im Freien im Mai, Junius und Julius, und ich habe 5 Jahre lang die Zwiebeln unangeruͤhrt unter der Erde gelassen. Ich habe den Gladiolus hirsutus im September im Freien in die Bluͤthe gebracht, er verlangt aber einen mehr sandigen Boden, und bekommt in meinen Betten, die sehr fruchtbare verfaulte Holzerde haben, den Krebs. Die beßte Methode, die Gladioli, die in Toͤpfen bluͤhen sollen, (wenigstens die im Freien bluͤhenden Sorten), zu behandeln, ist diese, daß man die Toͤpfe, sobald die Zwiebeln in dieselben eingelegt sind, ungefaͤhr 8 Zoll tief unter die Erde in das Gartenbeet sezt, und dann im Fruͤhjahre, sobald die staͤrkeren Winterfroͤste voruͤber sind, naͤher an die Oberflaͤche ruͤkt; oder daß man sie, wo man sie gleich Anfangs hoͤher in die Erde sezt, mit Moos, BlaͤtternDie Blaͤtter der Roßkastanie, welche groß sind, und nicht leicht vom Winde verweht werden, geben eine vortreffliche Winterdeke fuͤr die zarten Zwiebelknospen. A. d. O. oder Saͤgespaͤnen auf dem Beete bedekt. Sehr viele andere Cap-Gewaͤchse aus derselben Familie (Ensatae), vorzuͤglich Watsonia Meriana, Ixia flexuosa, Trichonema roseum, gedeihen auf dieselbe Weise ohne alle besondere Pflege. Ixia longiflora ist sehr dauerhaft, und bluͤht schoͤn und reichlich, will aber einen mehr sandigen Boden. Ich bin uͤberzeugt, daß die afrikanischen Gladioli bald die Lieblinge der Blumenfreunde werden muͤßen, sobald diese naͤmlich sie nur einmal in ihrer Schoͤnheit bluͤhen sahen, und sich uͤberzeugten, wie leicht sie zu ziehen sind, und wie endlos viele Varietaͤten sich aus dem Samen derselben durch Blendung der Sorten erzeugen lassen: sie sind gewiß so schoͤn, wie Ranunkeln und Tulpen. Als ich vor einigen Jahren noch zu Mitcham in Surrey lebte, baute ich mehrere Cap-Zwiebeln, und selbst die Aristeen mit faserigen Wurzeln im freien Grunde und in demselben Boden, in welchem ich meine Hyacinthen zog, mit dem beßten Erfolge. Die Beeten wurden Nachts und bei frostigem Wetter bis in den April hinein mit doppelten Matten auf Steken bedekt. Die Erde wurde aus Kuhduͤnger, abgefallenen Blaͤttern und seinem Sande gemengt. In dieser Erde trieb der Gladiolus cardinalis und die Watsonia rosea schlanke aͤstige Staͤmme mit 70–80 Blumen, und Aristea spiralis, so wie Aristea Melaleuca (die, so viel ich weiß, noch nirgendwo in England bluͤhte) trieben 9–10 bluͤhende Staͤmme aus Einer Wurzel. Babiana rubro-cyanea hatte 19–20 Staͤmme aus einer kleinen Menge im Topfe in dieselbe Erde gepflanzte Zwiebelbrut. Allein die Holzerde erzeugt an den delicateren Sorten dieser Zwiebel, so wie an den Hyacinthen, leicht den Krebs, der am beßten durch reinen Sand abgehalten werden kann, welcher um die Zwiebel gelegt wird, und dadurch die Beruͤhrung der Erde abhaͤlt. Der Sand ist den Wurzelfasern nimmermehr nachtheilig, greift aber doch, wenn er naß ist, zuweilen die Zwiebel an. (Aus den Transactions of the London Horticultural Society im Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. December 1822. S. 38.) Zweite Spargel-Ernte im Julius und August. Im 25ten Bande der Memorie della R. Academia delle Scienze 4. Torino 1824 kommt, unter meteorologischen Bemerkungen von den Jahren 1741–46, die der beruͤhmte Prof. Vassalli-Eandi dem damaligen Turiner Professor der Anatomie zuschreiben zu koͤnnen glaubt, folgende sonderbare Beobachtung vor, die uns vielleicht zu einer zweiten Spargel-Ernte helfen kann. Am 16. August 1741 schlug der Hagel zu Turin auf einem Spargel-Beete die Spargel-Staͤngel, die so eben anfingen reifen Samen zu bringen, an der Wurzel ab. Die Spargel sproßten hierauf von Neuem, und gaben eben so wohlschmekende Sproßen, wie im Fruͤhjahre. Wenn es richtig ist, daß diese neue Sproßen durch das Abschlagen der, reifende Samen tragenden, Staͤngel entstand, so duͤrfte man nur die Staͤngel zur Zeit, wo die Samen anfangen zu reifen, abkniken, um auf diese Weise im Julius und August wieder eßbare Spargel zu erhalten. (Vergl. Biblioteca italiana. September 1822. S. 332.) Ueber den chinesischen Bergreiß, den man im Trokenen bauen kann. Cavaliere Rosa zu Brescia theilt in dem neuesten Hefte der Biblioteca italiana, December 1822. (das am 7. Februar in Mailand erschien) S. 422 eine interessante Nachricht uͤber seinen ersten Versuch mit dem Anbaue dieser Reißart, die viel schmakhafter und nahrhafter als der gewoͤhnliche Wasserreiß ist, dem Publicum mit. Er erhielt aus 6 Koͤrnern, die Graf Marcantonio Fé ihm aus Wien schikte, und wovon nur 4 keimten, 2680 Koͤrner, welche er im Jahr 1821 baute, und aus welchen er so viel erntete, daß er im vorigen Jahre einen Versuch im Großen anstellen konnte, und bereits aus 7 1/2 Pfund (das Pfund zu 24 Loth), die er anbaute, 345 Pfund gewann, obschon nur die Haͤlfte reif ward. Er bestellte den Aker, wie dieser bei dem Baue des Mais bestellt werden muß, mit dreimaligem Umpfluͤgen und gleicher Menge und Art von Duͤnger. Er legte am 25. April die Koͤrner mit dem Sezholze 2 Zoll weit im Verbande, je zwei und zwei in Ein Loch, und uͤberzog die Beete mit dem Rechen. Die Koͤrner wurden 12 Stunden lang geweicht, ehe sie gelegt wurden. Am 5. Mai wurden die Beete zum erstenmale begossen, und am 18. schoß der Reiß hervor. Am 10. Junius wurde zum erstenmale gejaͤtet, und zum zweitenmale begossen, und beides am 28. Junius wiederholt. Am 15. Julius zeigten sich die ersten Aehren, und am 30. stand das ganze Feld in Achren. Nun wurde zum drittenmale gejaͤtet, und zum viertenmale begossen. Am 9. August faͤrbten sich die Aehren. Am 27. und 31. wurde geerntet. Den Anbau in freiem Wurfe fand Cav. Rosa nicht so vortheilhaft. Da diese Reißart im Brescianischen nicht gleichzeitig reift, und die Haͤlfte unreif in den Aehren zuruͤk bleibt, so wuͤrde der Anbau dieser trefflichen Pflanze in Hopfenlaͤndern schwerlich vortheilhaft seyn; in Weinlaͤndern jedoch, wo der Mais gedeiht, wird auch der chinesische Bergreiß gedeihen koͤnnen, und schon dadurch unendlichen Gewinn der Menschheit in den waͤrmeren Laͤndern bringen, daß er die, wie eine stehende Pest wirkenden, Reiß-Suͤmpfe beseitigen wird. Erdaͤpfel, ein Mittel die Incrustirungen in Kesseln zu verhuͤten. Von Hrn. Payen. Bekanntlich werden die Kessel, in welchen man Brunnen-Wasser laͤngere Zeit uͤber kochen muß, vorzuͤglich in Dampf-Maschinen, mit einer solchen Kruste uͤberzogen, daß nicht bloß das Wasser nicht mehr gehoͤrig leicht erwaͤrmt werden kann, und unnoͤthiger Weise Brenn-Materiale verbrannt werden muß, sondern daß die Kessel selbst, deren Metall nicht mehr vom Wasser bespuͤlt wird, gluͤhend werden, Risse bekommen, und zum groͤßten Verderben der Gebaͤude und Menschen springen: des Nachtheiles nicht zu erwaͤhnen, der an den Kesseln durch das Ausschlagen dieser Krusten entsteht. Herr Payen fand auf seiner Reise in England (im Jahr 1821), daß man, um allen diesen Nachtheilen vorzubeugen, ungefaͤhr 2/100 des Gewichtes des angewendeten Wassers Erdaͤpfel daselbst in die Kessel wirft. Die Erdaͤpfel werden, sobald das Wasser die Temperatur von 100° erreicht, aufgeloͤst, und bilden eine schleimige Fluͤßigkeit, welche jedes Theilchen des kalkartigen Niederschlages umhuͤllt, der aus dem Wasser niederfallt, dadurch dasselbe schluͤpfrig macht, so daß es sich nicht anlegen, und auch nicht mit anderen Theilchen verbinden kann. Der ganze Niederschlag wirb also schwebend erhalten, und folgt der Bewegung des Wassers waͤhrend des Siedens. Wie so vieles Gute, dankt man auch dieses Mittel dem Zufalle. Einige Arbeiter bei Hrn. Watt's Maschine, die ihre Erdaͤpfel im Kessel sieden wollten, vergaßen dieselben, und waren erstaunt, als sie 14 Tage darauf, wo sie den Kessel auf die gewoͤhnliche muͤhsame Weise reinigen wollten, diese herrliche Wirkung der vergessenen Erdaͤpfel sahen. Anderes Mehl in den Kessel gethan, wirkt, nach Hrn. Hall's Versicherung, nicht so gut, wie Erdaͤpfel. (Journal de Pharmacie. Année 8. Nr. 10. S. 471.) Weingeist aus den Beeren des Spargels und aus Johannis- oder Stachelbeeren. Here Dubois, Directeur des Militaͤr-Spitales in Val-de-Grace, bereitet, wie wir aus dem Journal de Pharmacie. N. X. 8. Année. Seite 495 ersehen, guten Weingeist aus den bisher zu nichts verwendeten Beeren des Spargels, und aus den Johannis- oder StachelbeerenWir koͤnnen nicht wissen, ob der Hr. Bericht-Erstatter a. a. O. unter groseille Johannisbeeren oder Stachelbeere versteht, da bekanntlich das Wort groseille beide diese Beerenfruͤchte bezeichnet. A. d. Ueb.. Sein Verfahren ist zwar am a. O. nicht angegeben; indessen wird es keinem erfahrnen Brantweinbrenner schwer fallen koͤnnen, Weingeist aus diesen Beeren zu bereiten, wo er dieselben wohlfeil in Menge erhalten kann. Ueber das Fett in den Eiern hat Hr. Planche im Journal de Pharmacie. Jaͤner 1823, einige auch dem Techniker interessante Thatsachen dargestellt, z.B. daß man aus 60 Eidottern, die ungefaͤhr 1 Kilogramm wiegen, nie mehr als 125 Gramm Oel durch Pressen erhalten kann, waͤhrend sie doch, in Folge der Analyse, 180 Gramm desselben enthalten. Ein Eidotter enthaͤlt also ungefaͤhr 3 Gr. Oel, dieses besteht aus   3 Decigramm   (5 5/8 Gran) Stearin. 27 Decigramm (50 3/8 Gran) Elaïn. –––––––––––––––––––––––––––––– 30 Decigramm = 3 Gramm = 56 Gran. Bekleidung der koͤnigl. baier. Armee mit inlaͤndischen Fabrikaten. Sr. Majestaͤt unser allergnaͤdigster Koͤnig haben in Allerhoͤchst ihrer landesvaͤterlichen Sorgfalt fuͤr Unterstuͤzung und Foͤrderung des inlaͤndischen Gewerbfleißes dd. 10. November 1822 zu befehlen geruht, daß zur Bekleidung der Armee, so weit die Kosten hiezu aus dem Aerar bestritten werden, nur inlaͤndische Fabrikate verwendet werden sollen. Dankbar die Weisheit und Wohlthat dieses Allerhoͤchsten Befehles anerkennend, der von den wohlthaͤtigsten Folgen fuͤr die inlaͤndische Industrie seyn muß, sehen wir indessen mit Schmerzen aus dem in Nr. 7. des neuen Kunst- und Gewerbs-Blattes, 15. Febr. 1823. S. 39, hieruͤber mitgetheiltem Programme, daß auch „die koͤnigl. Straf- oder Zwangarbeits-Anstalten, bezuͤglich der eigenen Fabrikate mit zur Concurrenz zugelassen werden.“ Ueber das Nachtheilige der Beschaͤftigung der Straͤflinge mit einer Arbeit, fuͤr deren Erlaubniß sie thun zu duͤrfen, der rechtliche Buͤrger schwere Steuern und Abgaben zahlen muß, ist nur eine Stimme im ganzen gebildeten Europa. Das Verhaͤltniß dieser Beschaͤftigungsart wird aber bei Gelegenheit dieser Concurrenz noch mehr in die Augen springen: denn erstens ist es natuͤrlich, daß diejenige Fabrik, bei welcher der eigentliche Arbeitslohn nichts, oder nicht viel mehr als nichts kostet, und welche uͤberdieß uͤber ein ungeheueres Kapital disponiren kann, jeder andern den Vorsprung abgewinnen, und jede andere so druͤken kann, daß diese in Gefahr kommt, sich aller Concurrenz begeben zu muͤßen. Koͤnnte oder thaͤte jene Fabrik dieß nicht, so muͤßte sie Vorwuͤrfe gegen die Administration gruͤnden und so dem Staate selbst zum positivesten pecuniaͤren Nachtheile gereichen. Zweitens wird, insofern sich Fabrikanten finden sollten, die mit jener Fabrik concurriren wollten oder koͤnnten, in Hinsicht, daß hier wie man zu sagen pflegt, unter dem Fabrik-Preis gearbeitet werden muß, auch nur geringe Arbeiten geliefert werden. Drittens duͤrfte eine solide Fabrik, oder auch nur ein guter Tuchmacher mit 2 bis 3 Stuͤhlen, sich wohl huͤten mit Straͤflingen zu concurriren, und auf solche Art die Befoͤrderung inlaͤndischer Industrie schwerlich erreicht werden.