Titel: Ueber verschiedene chemische Apparate zum Verschlingen und Verdichten gasförmiger und anderer flüchtiger Stoffe .
Fundstelle: Band 11, Jahrgang 1823, Nr. IX., S. 44
Download: XML
IX. Ueber verschiedene chemische Apparate zum Verschlingen und Verdichten gasförmiger und anderer flüchtiger StoffeEinige dieser Apparate sind zwar schon in chemischen Schriften abgebildet, aber nirgends so zwekgemaͤß beschrieben. Die Apparate Fig. 7 und 8 sind neuere Erfindungen, welche die Aufmerksamkeit der Chemiker und Fabrikanten in einem hohen Grade verdienen. D. . Aus dem Dictionnaire technologique in Gill's technical Repository. N. 13 und Maͤrz 1823. S. 116 und S. 161. Mit Abbildungen auf Tab. III. Ueber chemische Apparate zum Verschlingen und Verdichten gasförmiger Stoffe. Wenn wir irgend eine Substanz durch eine andere zersezen, und durch Aufhebung der vorigen Verbindungen neue bilden, muß nothwendig das Materiale und die Form der Gefaͤße, die wir dabei anwenden, den verschiedenen Koͤrpern, die sie enthalten, und den Produkten, die sie aufnehmen sollen, angemessen seyn. Die Gefaͤße duͤrfen nicht bloß von den Koͤrpern, welche sie enthalten sollen, nicht angegriffen werden, sondern sie muͤssen so vorgerichtet seyn, daß die zu erhaltenden Produkte in denselben gesammelt oder verdichtet werden koͤnnen. In dieser Hinsicht muß gewoͤhnlich eine gewisse Anzahl von Gefaͤßen von verschiedener Form unter einander verbunden, und zuweilen muͤssen auch noch Maschinen an denselben angebracht werden. Diese Verbindung von Gefaͤßen oder Maschinen, die zu irgend einer Operation noͤthig ist, nennt man nun, in der Chemie, Apparat, und man spricht so von einem Verdichtungs-Apparate, Destillir-Apparate, Wasser-Zersezungs-Apparate, Woulff'schen Apparate etc. Wir werden hier von solchen Apparaten sprechen, die man bei mehreren verschiedenen chemischen Operationen anwenden kann. Die Entdekung elastischer Fluͤssigkeiten veranlaßte eine große Veraͤnderung in der Einrichtung chemischer Apparate; denn bis zu dieser Epoche ging nicht bloß ein großer Theil der zu erhaltenden Producte gaͤnzlich verloren, sondern der Arbeiter war auch ohne Unterlaß offenbarer Gefahr ausgesezt, waͤhrend gegenwaͤrtig durchaus nichts verloren geht, und, wenn ein Unfall sich ereignet, dieselbe theils der Nachlaͤßigkeit, theils der Ungeschiklichkeit allein zuzuschreiben ist. Man hatte ehemals geglaubt, daß bei chemischen Operationen, bei welchen man Hize angewendet, eine Menge von Daͤmpfen entwikelt wird, welche sich mehr oder minder verdichten lassen, und brachte immer an diesen Apparaten eine Oeffnung an, damit diese nicht zu baͤndigenden Daͤmpfe durch dieselbe entweichen koͤnnten. Diese Oeffnung ward entweder immer offen gelassen, waͤhrend des ganzen Verlaufes der Operation, oder von Zeit zu Zeit geschlossen, um die Daͤmpfe so lang als moͤglich zuruͤk zu halten, und ihre Verdichtung zu bewirken. Ließ man aber diese Oeffnung zu lang geschlossen, ohne den Daͤmpfen Ausgang zu verschaffen, so wurde der Arbeiter durch das Zerspringen der Gefaͤße in Kenntnis seiner Nachlaͤßigkeit gesezt, und nicht selten auf die fuͤrchterlichste Weise dafuͤr bestraft. Sobald man aber einsehen gelernt hat, daß diese so schwer zu baͤndigenden Daͤmpfe nichts anderes als elastische Fluͤssigkeiten sind, welche weder unter einem hoͤheren Druke noch bei niedriger Temperatur in einem luftfoͤrmigen Zustande verharren koͤnnen, so begriff man auch die Nothwendigkeit, an den bisher gebraͤuchlichen Apparaten große Veraͤnderungen zu treffen. Man fand bald, daß unter diesen Gasen einige im Wasser aufloͤsbar sind, andere nicht. Erstere durfte man nur mit Wasser in Beruͤhrung bringen, um sich ihrer zu bemaͤchtigen; die anderen aber mußte man entweder in die freie Luft entweichen lassen, oder in hinlaͤnglich weiten oder hinlaͤnglich zahlreichen Gefaͤße aufsammeln, deren Umfang jenem der entwikelten Gasarten entsprach. Woulff erfand einen Apparat, der allen diesen Zweken entsprach, und den wir jezt beschreiben wollen. Der Apparat, den man ehemals brauchte, um verschiedene Substanzen der Einwirkung der Hize auszusezen, bestand aus einer glaͤsernen oder irdenen Retorte, einem Vorstoße, und einer Vorlage oder einem Ballon, der an der Seite mit einer kleinen Oeffnung versehen war. Zuweilen war dieses Loch mit einem kleinen Stoͤpsel versehen, der nach Belieben weggenommen werden konnte, und in welchem sich ein kleiner Canal befand, der den Daͤmpfen zum Ausgange diente. Siehe Taf. III. Fig. 1. Dieser Apparat konnte hinreichen, wo das Hauptprodukt der Operation eine Fluͤssigkeit war. welche durch Hize in Dampf verwandelt und spaͤter verdichtet wurde; man bedient sich desselben unter aͤhnlichen Umstaͤnden auch noch heut zu Tage zuweilen, nur daß man, statt wie ehevor ein Loch mit der Feile zu machen, Ballons anbringt, die an der Seite mit einer Tubulirung versehen sind, in welche man, mittelst eines in der Mitte durchbohrten Pfropfes, eine lange Roͤhre einsezt, Fig. 1, die das Gas, welches man nicht aufsammeln will, in der Luft verbreitet.Diese Vorrichtung, welche ich bei Arbeiten im Großen zuerst angewendet und spaͤter (1817. S. Buchners Repertorium der Pharmacie B 2 S. 15.) beschrieben habe, ist vorzuͤglich bei Bereitung der concentrirten Salpetersaͤure empfehlungswuͤrdig. Der Glasroͤhre ist die Form von Fig. 2''' zu geben D. Wenn aber das Product, das man aufsammeln muß, eine elastische Fluͤssigkeit ist, dann wird der Woulff'sche Apparat durchaus unentbehrlich, nur fodern verschiedene Umstaͤnde verschiedene Abaͤnderungen an demselben. Das erzeugte Gas ist entweder aufloͤslich, oder unaufloͤslich; es wird entweder in trokenem Zustande entwikelt, oder in Verbindung mit Daͤmpfen, welche sich verdichten lassen, und von welchen es abgeschieden werden muß. Wenn das Gas aufloͤslich ist, muß der Apparat aus einem Gefaͤße bestehen, welches die zu zersezenden Stoffe aufnimmt, und aus einer Reihe von Flaschen, welche mittelst gehoͤrig gekruͤmmter Roͤhren unter einander in Verbindung stehen. In jede dieser Flaschen kommt eine gewisse Menge Wassers, und zwar weniger in die erste, weil diese nur bestimmt ist, das Gas zu waschen, und von allem Fremdartigen, was mit demselben verbunden seyn mag, zu reinigen. Man sieht in Fig. 3, daß jede dieser Verbindungs-Roͤhren nur an einer Seite in jenen Theil der Flasche niedersteigt, welcher mit Gas erfuͤllt ist, waͤhrend sie an der anderen Seite in die Fluͤssigkeit eintaucht, woraus deutlich erhellt, daß diese Verbindungs-Roͤhren nnr darum da sind, und das uͤberschuͤssige Gas aus einer Flasche in die andere zu leiten, und zugleich ununterbrochen durch eine Reihe von Fluͤssigkeiten durchzufuͤhren. Man sieht indessen beim ersten Anblike nicht sogleich, wozu die geraden Roͤhren in der mittleren Tubulirung dienen sollen, und wozu die erste gekruͤmmte Roͤhre an dem ersten Gefaͤße dient. Um dieses zu begreifen, muͤssen wir vorerst sehen, was in dem Apparate Fig. 2 geschieht. Es ist gewiß, daß solang die Gas-Erzeugung fortwaͤhrt, kein Unfall entstehen kann. Die Aufloͤsung des Gases geschieht in der ersten Flasche. Wenn die Fluͤssigkeit in dieser Flasche gesaͤttigt ist, so verbreitet sich jener Theil des Gases, der nicht mehr von derselben verschlungen werden kann, in dem oberen Theile der Flasche, welcher bereits mit atmosphaͤrischer Luft gefuͤllt ist. Sobald neues Gas zu dem vorigen hinzukommt, nimmt die Elasticitaͤt desselben zu, indem es sich in einem beschraͤnkten Raume befindet: es aͤußert demnach einen groͤßern Druk auf die dasselbe umgebenden Waͤnde des Gefaͤßes, die nicht nachzugeben vermoͤgen; auf die Oberflaͤche der Fluͤssigkeit, welche nicht zuruͤktreten kann, indem, wie wir angenommen haben, die Gas-Entwikelung noch fortdauert; auf die Oeffnung endlich der Roͤhre A, die im Wasser getaucht ist. Die ganze Kraft des Gases beschraͤnkt sich endlich auf diesen lezten Punct, und von dem Augenblike an, als diese Kraft stark genug geworden ist, um den Widerstand zu besiegen, den die Wassersaͤule von a bis b darbiethet, wird das Gas bei dieser Oeffnung heraustretten. Diese Erscheinung wird, so wie sie in der ersten Flasche Statt hat, sich in der zweiten wiederholen, so wie in allen uͤbrigen, so daß, wuͤrde die Gas-Entwikelung immerfort anhalten, keine weitere Vorrichtung an diesem Apparate noͤthig waͤre. Allein, es muß eine Zeit kommen, wo wegen Erschoͤpfung des Vorrathes, die Gas-Entwikelung aufhoͤren, und man das Feuer ausgehen lassen muß. Von diesem Augenblike an entsteht eine Abkuͤhlung in dem ersten Gefaͤße, und dadurch eine Verminderung der Kraft der Elasticitaͤt in demselben, die nicht langer im Stande ist, dem Druke des Gases in der ersten Flasche zu widerstehen, einem Druke der stark genug war, alle folgenden Druke zu uͤberwinden, und der jezt nicht mehr im Stande ist, das Zuruͤktreten der Fluͤssigkeit, auf welche er druͤkt, zu hindern, so daß jener Theil desselben, welcher unter den Oeffnungen der Roͤhren sich befindet, allmaͤhlich uͤbergeht. Wenn das Gleichgewicht im Druke auf diese Weise einmal gestoͤrt ist, so kann es nur durch den ruͤkgaͤngigen Uebertritt der Fluͤssigkeit aus einem Gefaͤße in das andere und endlich durch jenes der Luft bei dem offenen Ende des Apparates wieder hergestellt werden, wodurch alle fruͤheren Arbeiten verloren gehen. Um diese Nachtheile zu beseitigen hat Woulff gerade Zwischenroͤhren, A, B, C, (Fig. 3.) angebracht, welche er Sicherheits-Roͤhren nannte, indem, wenn sie nur einige Linien tief in die in den Flaschen enthaltene Sicherheitsroͤhre eintauchen, alsogleich der Luft in jene Flaschen Zutritt gestatten, in welchen, aus was immer fuͤr einem Grunde, zufaͤlliger Weise ein leerer Raum entstand, und auf diese Weise jede Vermischung der in den Flaschen enthaltenen Produkte hindern. Wenn das Gas sich mit was immer fuͤr einer Schnelligkeit entwikelt, so wird das Uebermaaß desselben bei seinem Uebergange in die uͤbrigen Flaschen auf die Oberflaͤche der Fluͤssigkeit mit einer Kraft druͤken, welche mit dem Widerstande, der sich demselben darbiethet, im Verhaͤltnisse steht, und folglich wird die Fluͤssigkeit in jeder Sicherheitsroͤhre um so viel steigen, als die Summe eines jeden folgenden Drukes betraͤgt. Wenn aber die Entwikelung des Gases aufhoͤrt, oder einmal mehr als das andere mal davon verschlungen wird, oder wenn die Temperatur vermindert wird, wird der vorige Druk gleichfalls vermindert, und die in der Sicherheits-Roͤhre enthaltene Fluͤssigkeit auf gleiche Hoͤhe mit jener in der Flasche befindlichen herabsinken; und, in dem Verhaͤltnisse, als ein leerer Raum sich in dem Inneren bildet, wird die aͤußere Luft die Fluͤssigkeit in der Roͤhre unter die Oberflaͤche der Fluͤssigkeit in der Flasche hinabdruͤken, und, da die Roͤhre bloß einige Linien tief in die Fluͤssigkeit eingetaucht ist, wird die Luft bald diesen kleinen Widerstand uͤberwinden, und desto schneller in die Flasche eindringen, als der leere Raum sich schnell erzeugt. Diese Vorrichtung laͤßt sich jedoch nicht an dem ersten Gefaͤße anbringen, welches gewoͤhnlich keine Fluͤssigkeit enthaͤlt: man bedient sich daher einer gekruͤmmten Sicherheits-Roͤhre (Fig. 2), die aus einem langen verticalen Arme und zwei anderen kuͤrzeren, mit dem laͤngeren parallelen Armen besteht. Durch diese Vorrichtung wird eine geringe Menge Fluͤssigkeit, die man in den ersten Arm einfuͤhrt, einen Theil des zweiten Armes ausfuͤllen, und in beiden gleich hoch stehen. So lang ein gleicher Druk mit der atmosphaͤrischen Luft in den Gefaͤßen vorhanden ist, bleibt die Fluͤssigkeit in beiden Roͤhren gleich hoch; wenn aber irgend ein Gas entwikelt wird, so erzwingt es sich einen Durchgang auf jener Seite, wo es am mindesten Widerstand findet. Wenn dann die Hoͤhe des laͤngeren Armes hinreicht, um eine Saͤule von Fluͤssigkeit zu enthalten, deren Gewicht groͤßer ist als das Gewicht der Summe aller uͤbrigen, so wird diese Fluͤssigkeit in dem ersten Arme bis auf eine gewisse Hoͤhe hinaufgetrieben, und der Uebergang des Gases in die Flaschen wird seinen Anfang nehmen: wenn aber eine Kuͤhlung eintritt, so hoͤrt diese Kraft auf, und die Fluͤssigkeit wird in der Roͤhre wieder empor steigen, weil die Luft freien Zutritt hat. Es geschieht oͤfters, daß der laͤngere Arm in der gebogenen Sicherheits-Roͤhre zu kurz ist, und zwar vorzuͤglich gegen das Ende der Operation, indem, in dem Verhaͤltnisse als das Gas verschlungen wird, das Volumen, und folglich haͤufig auch die Dichtheit der Fluͤssigkeit, zugenommen hat. Man muß dann, statt des Wassers, in der Sicherheits-Roͤhre, eine dichtere Fluͤssigkeit waͤhlen: concentrirte Schwefelsaure oder selbst Queksilber; in jedem Falle muß matt aber dafuͤr sorgen, den Widerstand so zu vermehren, daß die Luft im Falle einer Absorption, mehr Schwierigkeit findet, in die Vorlage einzudringen, als durch die Fluͤssigkeiten der ersten Flasche durchzudringen. Ein bedeutender Umstand hat bei den meisten Operationen dieser Art Statt; naͤmlich dieser: daß, wenn irgend ein fremder Koͤrper, sey er nun Saͤure, Queksilber oder auch nur Wasser, waͤhrend einer chemischen Operation in den Apparat faͤllt, alsogleich eine Veraͤnderung in der Temperatur, und nicht selten eine Berstung der Gefaͤße erfolgt. Diesem Uebel muß, wo moͤglich, vorgebeugt werden, und dieß geschieht sehr leicht dadurch, daß man in der Mitte des zweiten Armes eine Kugel anbringt, Fig. 2. Wenn nun Absorption Statt hat, so tritt alle Fluͤssigkeit in den unteren Theil dieses Armes und in die Kugel, und die Luft, die unter die Fluͤssigkeit kam, geht, ihrer geringeren Schwere wegen, durch dieselbe. Dieser Roͤhre bedient man sich auch, um was immer fuͤr eine Fluͤssigkeiten irgend einer beliebigen Menge in das erste Gefaͤß zu bringen. Wenn man z.B. die Einwirkung irgend einer Saͤure auf ein Salz oder auf ein Metall erneuern will, so kann man durch diese Roͤhre die Saͤure auf einmal oder nach und nach zusezen, ohne den Apparat oͤffnen und den Kitt abnehmen zu muͤssen. Welter er hatte die gluͤckliche Idee die Verbindungs-Roͤhren so einzurichten, daß sie zugleich als Sicherheits-Roͤhren dienen koͤnnen, und fuͤhrte diese Idee auf eine eben so sinnreiche als elegante Weise aus. (Siehe Fig. 2'''). Die bloße Ansicht dieser Figur reicht hin, uns in den Stand zu sezen, die Einrichtung dieser Roͤhren, zu begreifen. Wir sehen, daß, wenn wir was immer fuͤr eine Fluͤssigkeit durch den aufsteigenden Arm A eingießen, diese Fluͤssigkeit in der Kugel und in dem unteren Theile des Armes ihr Niveau finden wird, so lang naͤmlich, als ein Gleichgewicht zwischen dem Druke der Atmosphaͤre und der in den Gefaͤßen enthaltenen Gasarten Statt hat. Von dem Augenblike an aber, wo dieses Gleichgewicht gestoͤrt wird, wird wenn die Kraft der Atmosphaͤre groͤßer ist, die Fluͤssigkeit augenbliklich von dem oberen Theile der groͤßern Roͤhre in den unteren hinabgedruͤkt, und die aͤußere Luft, die unter die in der Kugel enthaltene Fluͤssigkeit hinabzieht, wird, Blase um Blase, so lang durchziehen, bis das Gleichgewicht wieder hergestellt ist. Wenn, im Gegentheile der Druk der Gase in den Gefaͤßen groͤßer ist, wie in dem Falle der Gas-Entwikelung, dann wird die Fluͤssigkeit aus der Kugel in den senkrechten Arm getrieben, und das Niveau erleidet eine Differenz, die der Summe aller Druke gleich ist, welche das Gas zu uͤberwaͤltigen hat, wenn die Fluͤssigkeit durchaus dieselbe waͤre. Diese Roͤhren haben keinen anderen Fehler, als daß sie leicht zerbrechlich und schwer zu verfertigen sind. Deparcieux bedient sich einer einfacheren Roͤhre, die in vielen Faͤllen dasselbe leistet. Statt die zweite Roͤhre mit dem oberen und mittleren Theile zu verbinden, verbindet er dieselbe mit dem unteren, und nachdem er sie einen oder zwei Zoll tief niedersteigen ließ, biegt er sie elbogenfoͤrmig wieder senkrecht aufrecht, so daß diese leztere Roͤhre an dem horizontalen Arme anliegt. (Siehe Fig. 2''''). In den gebogenen Theil wird eine hinlaͤgliche Menge Queksilber gegossen, um jeden Verlust des entwikelten Gases zu vermeiden, und der aͤußeren Luft, wenn es nothwendig ist, Zugang zu verschaffen. Diese Roͤhre, die sich sehr leicht verfertigen laßt, kann uͤberall angewendet werden, wo das Queksilber von den elastischen Fluͤssigkeiten, die sich entwikeln, nicht angegriffen wird. Man braucht indessen diese Roͤhren selten, weil sie doch immer einige besondere Geschiklichkeit in der Behandlung vor der Lampe fodern, waͤhrend bei dem urspruͤnglich Woulff'schen Apparate nichts anderes noͤthig ist, als die Roͤhren uͤber einem Kohlenfeuer zu biegen, was jeder Arbeiter sehr leicht kann. Wir wollen jedoch einige Bemerkungen fuͤr diejenigen hier beifuͤgen, die sich nur auf die einfachsten Glas-Arbeiten verstehen, indem es noch eine bessere Methode gibt, diese Roͤhren zu verfertigen. Wenn die Arbeit gelingen soll, so muͤssen die Biegungen regelmaͤßig zugerundet werden, ohne sich zu drehen oder winden, denn sonst sind sie nicht stark genug, und man muß vor Allem dafuͤr sorgen, daß das Glas nicht zu duͤnn ist, indem die Roͤhre sonst zu schwach wird, und bei der mindesten Hize springt; endlich muß auch noch das Feuer stark und gleichmaͤßig unterhalten werden. Man darf nur zu dieser Arbeit Holzkohlen in einem tragbaren Windofen so einlegen, daß sie eine Art von Canal bilden, in welchem man die Roͤhre bewegen kann, ohne daß das Feuer dadurch in Unordnung gebracht wird: die Roͤhre wird mit beiden Haͤnden gehalten, und jener Theil derselben, der gebogen werden soll, wird in der M tre dieses Canales gebracht, hierauf zwischen den Fingern gedreht, und auch, waͤhrend sie ruͤkwaͤrts und vorwaͤrts bewegt wird, lacht gezogen. Wenn man findet, daß sie hinlaͤnglich erweicht ist, um unter dem Ziehen nachzugeben, muß man sie aus dem Feuer nehmen, und so sacht als moͤglich biegen, um alles Springen und jede Unregelmaͤßigkeit zu vermeiden. Gelingt dieß nicht beim erstenmal, so bringt man die Roͤhre wieder in das Feuer, und hizt sie mit gleicher Vorsicht, wie das erstemal, wohl beachtend, daß sie uͤber und unter dem bereits gebogenen Theile neuerdings erweicht wird. Wenn die Roͤhre zwei Arme haben soll, so ist es schwieriger die zweite Beugung, als die erste, zu bilden, oder vielmehr dieselbe so zuzurichten, daß die beiden Arme vollkommen parallel werden: es gelang uns indessen immer so ziemlich wohl, wenn wir die Roͤhre, nachdem sie erweicht war, so bogen, daß beide Arme gebildet wurden, und den zuerst gebogenen Arm am weitesten entfernten und als Richtschnur fuͤr den zweiten dienen ließen. Man weiß, daß Verbindungs-Roͤhren, deren senkrechte Arme nicht vollkommen parallel sind, bei Anwendung derselben alsogleich brechen. Was die gebogene Sicherheits-Roͤhre betrifft, so kann auch diese uͤber den Kohlen gehizt werden; es ist aber außerordentlich schwer sie regelmaͤßig zu bilden, so daß die Arme derselben vollkommen parallel werden; indessen ist dieß auch nicht von Belang: das Wesentliche an derselben sind ihre verhaͤltnißmaͤßigen Dimensionen, so daß die Fluͤssigkeit weder zuruͤkkehren kann, noch zu schnell vorwaͤrts getrieben wird.Die Besizer des 2. Bd. des „neuen Journals fuͤr die Druk-, Faͤrbe- und Bleichkunde“ finden S. 323. u. f. in der Abhandlung „Darstellung verschiedener Arten, das Glas und andere Gegenstaͤnde mit dem Loͤthrohre vor der Lampe zu bearbeiten, Glas zu bohren u.s.w.“ von A. F. Pruͤkner und Dr. Dingler, mit Abbildungen, alles hierher Gehoͤrige deutlich beschrieben. D. Wir finden nun noch einige praktische Beobachtungen uͤber die Weise, diese Roͤhren in die Flaschen einzusezen und die verschiedenen Theile des Apparates vorzurichten, hier nothwendig. Das Gelingen einer Operation haͤngt nicht selten von der Sorgfalt ab, mit welcher die zur Verbindung der verschiedene Theile des Apparates nothwendigen, Pfropfen angebracht und befestigt werden. Gewoͤhnlich bedient man sich hiezu der Pfropfen aus Kork: ist dieser Kork sehr poroͤs, so ist es, bei aller angewendeten Sorgfalt unmoͤglich, daß die Verschließung der Tubulirung vollkommen gelinge: in dieser Hinsicht sollte also nur der feinste Kork gebraucht werden. Ein anderer, nicht minder wesentlicher, Umstand ist der, daß man gewoͤhnlich auf das gehoͤrige Zurunden dieser Pfropfen ihrer ganzen Laͤnge nach, so daß sie naͤmlich beinahe vollkommene Cylinder bilden, zu wenig Ruͤksicht nimmt; man kann sich nie auf einen Pfropfen, so wie er aus der Hand des Korkschneiders kommt, verlassen; er muß immer mit einer feinen Raspel oder Feile zugerundet werden, und die Durchmesser der beiden Enden desselben muͤssen beinahe gleich seyn; denn die Haͤlse der Flaschen, oder die Tubulirungen, sind walzenfoͤrmig, und wuͤrde man sie mit kegelfoͤrmigen Pfropfen schließen, so wuͤrden sie nur in einem, mehr oder minder breiten, Guͤrtel passen, und der Propfen, der, wo er kegelfoͤrmig ist, nur einen Keil bildet, wuͤrde, in Folge der Elasticitaͤt des Korkes, und der immer fortwirkenden Kraft, die von Außen und von Innen auf ihn wirkt, sehr bald aus dem Halse der Flasche herausgedruͤkt werden. Um den Pfropfen gehoͤrig zuzurunden, muß die Feile so sacht als moͤglich uͤber den Kork gefuͤhrt, und die beiden Haͤnde, deren eine den Kork, die andere die Feile haͤlt, muͤssen immer in entgegesezter Richtung im Kreise umher gefuͤhrt werden. Wenn die Feile nur eine Art von Tangente laͤngs der Oberflaͤche des Korkes bildet, so erzeugt sie vielmehr eine vielflaͤchige, als eine gleichfoͤrmig zugerundete Oberflaͤche. Um den Pfropfen, durch welchen eine Roͤhre durchgezogen werden soll, zu durchbohren, nimmt man eine spizige, rothgluͤhende Eisenstange, die man an beiden Enden des Pfropfens einsticht, und so von einem Ende desselben nach dem anderen durchfuͤhrt. Diese Durchbohrung muß genau in dem Mittelpuncte der beiden Endflaͤchen geschehen, und gewoͤhnlich gelingt sie am beßten, wenn man sie auf zweimal vollendet, einmal zur Haͤlfte von dem einen Ende aus, das anderemal zur Haͤlfte von dem anderen. Ist die Oeffnung einmal gemacht, so muß sie die gehoͤrige Weite erhalten, was am beßten mittest einer duͤnnen runden Feile (Rattenschwanz-Feile) geschieht, wobei man fleißig von Zeit zu Zeit die Einfuͤhrung der Roͤhre versuchen muß, damit diese Oeffnung nicht zu weit ausfaͤllt. Nachdem die Pfropfen mit aller gehoͤrigen Vorsicht zubereitet wurden, kommt es nur mehr darauf an, den Apparat so herzurichten, daß alle Theile desselben genau in einander passen, und damit dieß mit Leichtigkeit geschieht, muͤssen die durchbohrten Pfropfen sowohl innenwendig wie auswendig, mit Talg bestrichen werden. Hiedurch werden nicht bloß die Poren des Pfropfens verstopft, sondern, da die Pfropfen beinahe luftdicht in und an das Glas passen muͤssen, diese selbst mit groͤßerer Leichtigkeit eingebracht. Wenn ein Arbeiter in der Herstellung eines solchen Apparates einmal eingeuͤbt ist, und genau dabei verfaͤhrt, so reichen die Pfropfen allein zur vollkommenen Schließung des Apparates hin; da man aber diese Arbeit gewoͤhnlich den Anfaͤngern uͤberlaͤßt, so muß man, der groͤßeren Sicherheit wegen, die Pfropfen mit Kitt bedeken, der auf folgende Weise angewendet werden muß. Wenn man fetten Kitt braucht, so muß das Glas, auf welches man denselben anwendet, vorher wohl abgetroknet werden; dann bringt oder treibt man etwas Weniges von diesem Kitte mittelst der Spize eines Messers zwischen den Kork und das Glas, und bedekt beide mit einer groͤßeren Masse desselben Kittes, so daß diese die Gestalt eines regelmaͤßigen Kegels erhaͤlt, in dessen Spize die Roͤhre stekt, und dessen Basis der Hals der Flasche bildet. (Siehe Fig. 3'.) Wenn die Spize des Kegels etwas zugerundet oder abgestuzt ist, statt sich gehoͤrig zuzuspizen, so geht der Kitt gewoͤhnlich los. Man muß den Kitt, um demselben mehr Staͤrke und Widerstand zu geben, wohl zusammendruͤken, und, wenn es ein fetter Kitt ist, die Oberflaͤche desselben mit etwas Oel ebenen: wenn man aber Wasserkitt braucht, der entweder aus Mandel- oder Leinsamen-Mehl des sieht, so muß man, damit er bei dem Troknen nicht abspringt, ihn mit Papier-Streifen uͤberziehen: je duͤnner das Papier ist, desto besser taugt es hiezu, weil es sich dann genauer anlegt. Die Streifen muͤssen hiezu abgerissen, und nicht mit der Schere abgeschnitten werden, indem die unebenen Enden sich genauer anschmiegen. Das aufgeklebte Papier muß endlich vollkommen getroknet seyn, ehe man den Apparat brauchen kann. Wo man bloß mit geringen Quantitaͤten zu thun hat, ist es leicht, alle hier empfohlene Vorsicht anzuwenden; allein im Großen ist es beinahe unmoͤglich, so viele Sorgfalt zu gebrauchen, und gluͤklicher Weise ist diese in solchen Faͤllen groͤßten Theils uͤberfluͤssig, indem die aͤlteren Chemiker hauptsaͤchlich einen hinlaͤnglichen Widerstand gegen den in dem Innern der Gefaͤße befindlichen Druk bezwekten; dieser Druk laͤßt sich aber uͤberall vermeiden. Wenn wir, z.B., ein Gas mit Wasser verbinden wollen, welches in demselben aufloͤsbar ist, und diese Aufloͤsung dichter ist, als das Wasser selbst, so ist es darob durchaus nicht noͤthig, die Roͤhren in das Wasser selbst einzusenken, wodurch viel Druk vermieden wird. Wir verfahren bei Erzengung der Hydrochlor-Saͤure durchaus auf diese leztere Weise: wir begnuͤgen uns, das Gas bis auf die Oberflaͤche des Wassers gelangen zu lassen, und so wie dieses gesaͤttigt wird, faͤllt die Aufloͤsung zu Boden. Dieß ist aber nicht uͤberall so moͤglich: bei Erzeugung des Ammoniums hat gerade das Entgegengesezte Statt; und selbst die Chlorine ist so wenig aufloͤsbar, daß wir die Beruͤhrungspunkte derselben bedeutend vermehren muͤssen, um eine gesaͤttigte Aufloͤsung zu erhalten. Die Faͤlle, in welchen man den Woulff'schen Apparat im Großen anwenden kann, sind also etwas selten. Indessen ist auch das neue von Eduard Adam erfundene Destillations-Sistem eigentlich nur eine Anwendung dieses Apparates im Großen; man sah aber gar bald, daß der bei derselben Statt habende Druk eine ununterbrochen fortwirkende Ursache der Zerstoͤrung der Gefaͤße war, und erst durch die Verbesserung, die dieser Apparat gegenwaͤrtig besizt, sind alle diese Nachtheile an demselben beseitigt. Man glaubt allgemein, das kraͤftigste Mittel zur Foͤrderung der Aufloͤsung des Gases waͤre ein starker Druk, den man dadurch zu bewirken sucht, daß man es in bedeutender Tiefe durch die aufloͤsende Fluͤssigkeit leitet, es laͤßt sich aber leicht beweisen, daß dieß nicht nothwendig ist. Nach dem von Dalton aufgestellten Geseze steht, bei gleichem Volumen, die Menge Gases, welche bei einem bestimmten Druke aufgeloͤst wird, mit dem Gewichte, welche dasselbe zu ertragen hat, im Verhaͤltnisse. Sezt man, nach diesem Geseze, die Hoͤhe der Saͤule der Fluͤssigkeit, unter welcher das Gas wegzulaufen hat, gleich 1 M, 60, und nimmt man an, daß waͤhrend dieses Durchganges das Gas vollkommen aufgeloͤset wird, so ist der Druk an der Oberflaͤche = 0. Hieraus folgt, daß der Druk gleich ist 1 M. 60/2 = 0 M,80. Nun ist aber der Druk der Atmosphaͤre gleich dem Druke einer Wassersaͤule von 10 M, 40, der, zu 0 M, 80 addirt, einen Total-Druk von 11 M, 20 gibt. Da nun die Aufloͤsbarkeit mit dem Gewichte im Verhaͤltnisse steht, so folgt, daß dieser vermeinte große Druk nur 1 M, 60, oder 1/14 ist. Aus diesem erhellt, daß der Druk, welchem ein Gas ausgesezt werden muß, wenn die Aufloͤsung oder Verschlingung desselben gefoͤrdert werden soll, mit einigen Schwierigkeiten verknuͤpft ist, indem es naͤmlich schwer ist, einen Apparat aufzufinden, der demselben zu widerstehen vermag: man kann also von dem Druke wenig Vortheil fuͤr die Vermehrung der Aufloͤsbarkeit des Gases gewinnen. Diese Aufloͤsbarkeit haͤngt, wie wir wissen, 1tens von dem Druke, 2tens von der Groͤße der Oberflaͤche der Beruͤhrung, 3tens von der Dauer dieser Beruͤhrung ab, so daß die Menge des verschlungenen Gases stets mit dem Druke, mit der Oberflaͤche der Beruͤhrung und mit der Dauer der Beruͤhrung im Verhaͤltniß steht, und folglich, wenn wir diese 3 Factoren durch Zahlen ausdruͤken, das genaue Maß der absorbirenden oder verschlingenden Kraft eines Apparates durch das Product dieser 3 Zahlen ausgedruͤkt wird. Zu Folge obiger Beobachtungen biethet der eine dieser Factoren, der Druk naͤmlich, mehr Schwierigkeiten als Vortheile dar. Es ist daher besser, diesen zu vermindern, und die zwei anderen zu vergroͤßern: naͤmlich die Oberflaͤche der Beruͤhrung weiter auszudehnen und die Dauer derselben zu verlaͤngern. In dieser Hinsicht bedient man sich mehrerer Faͤßer-Apparate, z.B. des Ruͤhr-Fasses, des Fasses mit der Schlangenroͤhre, auch der schiefen Flaͤche, und endlich des neulich von Hrn. Cle'ment erfundenen Apparates, welchem dieser geschikte Professor den Namen des chemischen Wasserfalles (cascade chimique) gegeben hat. Wir wollen nur Einiges uͤber die beiden ersteren Verbesserungen hier bemerken. An dem Apparate mit der Schlangenroͤhre (Fig. 7) tritt das Gas unten an dem Boden eines großen Faßes ein, und erfaͤhrt folglich den Druk der ganzen Hoͤhe der in diesem Fasse befindlichen Fluͤssigkeit. Statt daß ferner das Gas in gerader Linie aufsteigt, noͤthigt man dasselbe nach und nach unter einer Menge umgekehrter und ausgehoͤhlter Holzbloͤke durchzuziehen: jeder dieser Bloͤke, A, B, C, hat eine Rinne quer durch an einer Seite so tief als es die Dike desselben erlaubt, und einen Ausschnitt am Ende (sieh Fig. 7'). Diese Bloͤke werden so uͤber einander gelegt, daß die Ausschnitte an den Enden der Rinnen abwechselnd rechts und links zu liegen kommen. Das Resultat dieser Einrichtung ist, daß, nachdem die Rinne in dem ersten Bloke mit Gas gefuͤllt ist, die uͤberschuͤssige Menge desselben aufsteigt, durch den Ausschnitt entweicht, und in die naͤchste Rinne uͤbergeht, und so fort durch alle uͤbrigen. Auf diese Weise wird das Gas mit einer großen Flaͤche von Fluͤssigkeit in Beruͤhrung gebracht, und, da man die Entwikelung des Gases nach Belieben reguliren kann, befindet dasselbe sich unter sehr guͤnstigen Umstaͤnden, naͤmlich unter einem sehr maͤßigen Druke, unter einer großen Ausdehnung der Oberflaͤche und unter langer Dauer der Beruͤhrung. Beinahe dasselbe Resultat erhaͤlt man auch durch das Ruͤhrfaß, nur auf eine minder bequeme Weise. Das Wasser wird in demselben mittelst eines Ruͤhrers, der an einer senkrechten oder horizontalen Achse befestigt ist, und mittelst einer Kurbel gedreht wird, bestaͤndig mit dem Gase gemengt.Bei dem Ruͤhrfaß kommt es vorzuͤglich auf eine zwekmaͤßige Einrichtung desselben an. Ich bediene mich jezt solcher Einrichtungen zu Bereitung meines großen Bedarfs von fluͤßigem chlorsaurem Kalk, wo das weite Faß zu 2/3, mit fluͤßigem Kalkhydrat gefuͤllt ist, in das die Gasleitungsroͤhre nur anderthalb Schuh tief ragt. In der Mitte geht eine Roͤhre bis beinahe auf den Boden des Faßes, durch die horizontal ein oben mit einer Kurbe versehener Stab geht, der unten mit einem Querholz, das noch mit einigen aufrechten Steften versehen ist, welches die Bewegung der Fluͤssigkeit sehr beguͤnstigt. Die Kurbe wird durch ein Federwerk in Bewegung gesezt, wodurch die Verbindung des Chlorgas mit der Kalkfluͤßigkeit ungemein leicht und ohne alle persoͤnliche Unterstuͤzung vor sich geht. D. Eine andere Form eines Fasses mit einer Schlangenroͤhre ist folgende: die Roͤhre, welche das Gas an den Grund des Gefaͤßes leitet, ist an einer Spiralroͤhre angebracht, welche ihrer ganzen Laͤnge nach, von einer großen Menge kleiner Loͤcher durchbohrt ist, um das Gas uͤberall zu verbreiten, und die Beruͤhrungs-Flaͤchen zu vervielfaͤltigen. Allein es ist wahrscheinlich, daß die Beruͤhrung hier nicht lang genug dauert. Bei dem Apparate mit der schiefen Flaͤche beseitigt man den Druk gaͤnzlich, und die uͤbrigen Umstaͤnde sind nicht so vortheilhaft, als bei den vorhergehenden Vorrichtungen. Bei diesem Apparate wird eine lange Rinne von Ziegelsteinen gebaut, welcher man einen schwachen Fall gibt. Das Gas wird an dem unteren Ende dieses Canales eingeleitet, und mittelst eines Behaͤlters, der mit dem entgegengesezten Ende desselben in Verbindung steht, wird ein Wasserstrom in entgegengesezter Richtung mit jener des Gases in Bewegung gesezt: das Wasser darf nur langsam und sehr seicht fließen. Aus Gill's techn. Repos. Maͤrz 1823, S. 161. Hr. Cle'ment hat in dem von ihm vorgeschlagenen Apparate, den er statt aller obigen gebraucht, alle Vortheile derselben vereinigt. Das Gas hat in demselben nicht nur keinen Druk zu erleiden, sondern seine Beruͤhrungs-Flaͤchen mit der Fluͤssigkeit sind ausserordentlich vervielfaͤltigt. Die Form dieses Apparates ist in Fig. 9 dargestellt. Die große Saͤule, AB, wird mit einer Menge kleiner Kugeln von Glas oder Porzellan gefuͤllt, deren jede ungefaͤhr ein Centimeter im Durchmesser hat. Diese Saͤule ist in einer andern von groͤßerem Durchmesser eingeschlossen, in welcher sich eine Hoͤhlung C befindet, die mit dem unteren Theile der Saͤule correspondirt, und mit zwei kleinen Roͤhren in Verbindung steht, D und E, deren eine zur Einfuͤhrung des Gases, und wovon die andere zur Entleerung der Fluͤssigkeit bestimmt ist. Aus dem Behaͤlter F geht eine Roͤhre G, welche Wasser zufuͤhrt, dessen Menge durch einen Hahn nach Belieben bestimmt werden kann. Dieses Wasser befeuchtet auf seinem Durchgange nach den unteren Theilen nach und nach alle diese kleinen Kugeln, und da es von demselben waͤhrend des Niedersteigens aufgehalten wird, braucht es eine betraͤchtlich lange Zeit bis es hinab kommt. Auf der anderen Seite wird das eingefuͤhrte Gas, indem es alle leeren Zwischenraͤume ausfuͤllt, beinahe bis in das Unendliche zertheilt, und da es durch die Zwischenraͤume nur sehr langsam durchdringen kann, wird die Dauer der Beruͤhrung verlaͤngert, und die ganze Vorrichtung zur vollkommenen Aufloͤsung des Gases so vorteilhaft, wie moͤglich. Hr. Clement fand bei Bestimmung der absorbirenden Kraft dieses neuen Apparates im Vergleiche mit jener des gewoͤhnlichen Fasses von 1 M, 60 Tiefe, in welchem das Gas waͤhrend des Aufsteigens in gerader Linie einen mittleren Druk von 0 M, 80 zu erleiden hat, bei gleicher Menge des entwikelten Gases waͤhrend einer gegebenen Zeit, und mit Ruͤksicht auf die Dimensionen desselben und auf die Zahl und Groͤße der Kugeln, mit einem Worte, alle darauf einwirkenden Ursachen wohl erwogen und in beiden Faͤllen gleich gesezt, die absorbirende Kraft dieser beiden Apparate waͤhrend derselben Zeit in dem Verhaͤltnisse wie 1:322. Es ist zwar richtig, daß Hr. Clement bei dieser Vergleichung den am wenigsten vortheilhaften Fall bei dem gewoͤhnlichen Fasse angenommen hat, naͤmlich den, wo das Gas in gerader Linie aufsteigt; es ist aber dessen ungeachtet ein so großes Mißverhaͤltniß zwischen diesen beiden Faͤllen, daß, selbst wenn man den aͤlteren Apparat unter den guͤnstigsten Umstaͤnden sich denkt, immer noch Vortheil genug auf der Seite des neuern bleibt. An diesem so eben beschriebenen Apparate, den sein Erfinder, Hr. Clement, den verschlingenden Wasserfall (Cascade absorbante) nannte, hat derselbe einen zweiten den erzeugenden Wasserfall (Cascade productive) angebracht. Dieser zweite Apparat soll eine bedeutende Zeit uͤber Gas erzeugen, und zwar auf eine bequemere und minder kostbare Weise, als bisher moͤglich war. Wenn wir z.B. Chlorine bereiten, fuͤllen wir ein weites Gefaͤß, H (Fig. 8), welches mit 4 Tubulirungen versehen ist, mit grob zerschlagenem Braunstein Oxide, und bringen die Tubulirung, I, mit dem bleiernen Gefaͤße, k, in Verbindung, in welchem Kochsalz und Schwefelsaͤure enthalten ist. Durch die Tubulirug, L, laͤßt man einen sehr kleinen Strom Wasser aus dem Behaͤlter, M, niederfallen, welcher den Braunstein nur etwas befeuchtet, und dadurch dem Hydrochlor Gase das Angreifen und Aufloͤsen desselben erleichtert. Die auf diese Weise gebildete Chlorine wird durch die Roͤhre. N, in den verschlingenden Wasserfall geleitet, waͤhrend der hydrochlorsaure Braunstein, so wie er sich bildet, bei der unteren Tubulirung, O, in den Behaͤlter, P, abfließt. Aus diese Weise erspart man das Puͤlvern des Braunsteines, und die damit verbundenen Auslagen, und, da man auf große Mengen auf einmal hier einwirken kann, so ist es nicht noͤthig, den Apparat so oft abzunehmen, was ein neuer großer Vortheil ist. Hr. Welter, dessen Erfindungen alle den Stempel des Genies an sich tragen, hat einen sehr bequemen und in vielen Faͤllen ungemein nuͤzlichen Apparat ausgedacht, um gesaͤttigte kohlensaure Verbindungen zu bereiten, die man auch zu verschiedenen anderen Zweken anwenden kann. Wenn dieser Apparat einmal vorgerichtet ist, so geht die Arbeit fort, ohne daß man irgend eine andere Aufmerksamkeit auf dieselbe zu verwenden haͤtte, als zuzusehen, daß das Material bei derselben nicht ausgeht, und der Apparat wird, ohne allen Verlust, regelmaͤssig mit Gas versehen werden. Die Flasche E, Fig. 7, die mit drei Tubulirungen versehen ist, zwei oberen und einer unteren, wird mit Bruchstuͤken von Marmor vollgefuͤllt, und an jeder Oeffnung derselben werden, wie die Figur zeigt, gekruͤmmte Roͤhren angebracht. Die Roͤhre Nr. 1 leitet das kohlensaure Gas an den Boden des Apparates, der aus einem mit hohlen Holzbloͤken versehenen Fasse besteht, welches mit einer gesaͤttigten Aufloͤsung von kohlensaurer Pottasche gefuͤllt ist. Die Roͤhre N. 2 dient zur Einfuͤhrung der Saͤure, die durch ihr schmaͤleres Ende, G, dieselbe auf den kohlensauren Kalk fallen laͤßt. Die Roͤhre N. 3, die einen gehoͤrigen Grad von Neigung erhalten muß, dient zur Ausleerung des kochsalzsauren Kalkes, sobald dieser bis auf eine gewisse Hoͤhe gestiegen ist. In eine Flasche mit zwei Haͤlsen, F, gießt man Hydrochlorsaͤure, (Salzsaͤure) welche mit beinahe gleichen Theilen Wasser verduͤnnt ist. Diese Vorsicht ist nothwendig, um zu hindern, daß das Hydrochlor-Gas sich nicht mit dem kohlensauren Gase vermengt, und auf diese Weise die gesaͤttigte kohlensaure Verbindung verdirbt. In einem Halfe dieser Flasche, F, bringt man einen Heber, in dem anderen eine gerade Roͤhre an. Wenn nun der Blok-Apparat in dem Fasse durch das Zapfenholz, H, unter welchem sich in dem oberen Bloke ein Zapfen befindet, gestuͤzt ist, bringt man in die, zur Flasche E gehoͤrige, Roͤhre N. 2 verduͤnnte Kochsalzsaͤure. Diese entwikelt die Kohlensaͤure, welche die Hoͤhlungen in den Bloͤken ausfuͤllt, und macht zugleich das Niveau der Aufloͤsung in dem Fasse in die Hoͤhe steigen. Dieses Emporsteigen des Niveaus der Aufloͤsung muß aber beschraͤnkt werden, und darf nie uͤber das Faß hinaus reichen, wenn alle Bloͤke mit Gas gefuͤllt sind. Wenn die Entwikelung des kohlensauren Gases aufgehoͤrt hat, so bleibt die Fluͤssigkeit fuͤr einen Augenblik in der Roͤhre. Wir wollen annehmen, ihr Niveau sey bei A. Man bringt dann in die Roͤhren N. 2 den Heber, I, dessen duͤnneres Ende bis an den Boden der Flasche hinabgetaucht werden muß. Wenn dann das Ende der geraden Roͤhre, D, zwischen den Punct A, oder das Niveau der Fluͤssigkeit, und den Punct C, oder das Ende des Hebers kommt, so blaͤst man durch die gerade Roͤhre so lang Luft, bis der Heber voll Saͤure ist. Das Fließen dauert, so lang als die Luft in der Flasche zusammengedruͤkt ist, fort; sobald diese aber sich ausdehnt, hoͤrt die Fluͤssigkeit auf zu fließen, und steigt in der geraden Roͤhre um eine oder zwei Linien. So wie das Gas in der Roͤhre absorbirt wird, steigt das Niveau der Fluͤssigkeit, welche sie enthaͤlt, hinab, und faͤllt auch folglich gleicher Massen in dem großen Arme der Roͤhre N. 2. Ist das Niveau bei B, oder gleich hoch mit D; dann wird die Luft blasenweise zuruͤkkehren; eine neue Menge von Fluͤssigkeit fließt aus dem Heber, und diese Vermehrung des Drukes wird wieder etwas Salzsaͤure mehr auf den Marmor einwirken lassen. Man sieht, daß auf diese Weise, die Saͤure nur in dem Verhaͤltnisse auf den Marmor einwirken kann, als die Kohlensaͤure von der Pottasche verschlungen wird, und folglich nicht verloren gehen kann. Fig. 4, 5, 6 zeigen verschiedene Abaͤnderungen die unter verschiedenen Umstaͤnden sich anwenden lassen. Fig. 9 zeigt einen Apparat, der gar keines Kittes bedarf. Eine Roͤhre von hinlaͤnglicher Weite umschließt die Verbindungs-Roͤhre: der Zwischenraum wird mit Queksilber ausgefuͤllt, und in dieses eine dritte von mittlerem Durchmesser eingesezt, welche, mittelst gehoͤriger Kruͤmmung, diese Tubulirung mit jener einer anderen Flasche verbindet. Die Luft kann nur durch das Queksilber Eingang finden, und die Sicherheits-Roͤhren sind bei dieser Art von Apparat uͤberfluͤssig.