Titel: | Ueber Stärkmehl und dessen Fabrikation in Frankreich. |
Fundstelle: | Band 11, Jahrgang 1823, Nr. LXXIII., S. 447 |
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LXXIII.
Ueber Stärkmehl und dessen Fabrikation Vergl. hiemit polyt. Journal Bd. 1 S.
190, 192 und 194
D. in Frankreich.
Aus dem Dictionnaire technologique in Gill's technical
Repository. Nro. 10. S. 225.
Ueber Stärkmehl und dessen Fabrikation.
Staͤrkmehl ist eine haͤufig in der Natur
zerstreut vorkommende Substanz, und bildet den wichtigsten Nahrungsstoff unter den
Grundbestandtheilen der Pflanzen, man findet es in den Kastanien, in den
Roßkastanien, Kartoffeln, in allen Arten von Kornfruͤchten und in
verschiedenen Wurzeln in groͤßerer oder geringerer Menge; es hat dieselben
allgemeinen Charaktere in allen Pflanzen, ist aber in Hinsicht auf seine Form und
seine groͤßere oder geringere Aufloͤsbarkeit in siedendem Wasser etc.
sehr verschieden.
Das Staͤrkmehl oder die Starke ist weiß, pulverartig, geschmak- und
geruchlos und nur wenig hygrometrisch oder in der Luft, im kalten Wasser, in Alkohol
oder Aether veraͤnderlich. Man kann das glaͤnzende oder beinahe
kristallinische Ansehen desselben schon mit freiem Auge leicht bemerken,
vorzuͤglich an dem aus Kartoffeln bereiteten Staͤrkmehle, und mit dem
Mikroskope entdekt man leicht, ob es aus irgend einem anderen Pflanzenkoͤrper
ausgezogen wurde.
Die Hrn. Vauquelin und Bouillon-Lagrange bemerkten, daß, wenn man das
Staͤrkmehl mit gehoͤriger Vorsicht etwas roͤstet, man die
Eigenschaften desselben veraͤndert, ohne daß es dadurch zersezt wird; daß es
dann bei der gewoͤhnlichen Temperatur im Wasser aufloͤsbar und dem
Gummi sehr aͤhnlich wird, und an der Stelle desselben beinahe in allen
Kuͤnsten verwendet werden kann. Bei einer hoͤheren Temperatur wird das
Staͤrkmehl braun, fluͤßig, blaͤht sich auf, und zersezt sich,
wie alle anderen Pflanzenstoffe, gibt dieselben fluͤchtigen Producte, wie
diese, und laͤßt einen kohligen Ruͤkstand zuruͤk.
Man erkennt die Gegenwart des Starkmehles durch Jodine, mit welcher sie Verbindungen
von verschiedener Farbe bildet; diejenige derselben, in welcher sie nur in
moͤglich geringster Menge vorkommt, ist weiß; die uͤbrigen werden, in
dem Verhaͤltnisse als sie viel Jodine enthalten, nach und nach violett, dann
blau, und endlich ganz schwarz, wenn sie sehr viele Jodine in sich halten.
Um sich von dem Daseyn des Staͤrkmehles in irgend einer Fluͤssigkeit zu
uͤberzeugen, braucht man derselben bloß Wasser, das einige Zeit uͤber
Jodine gesotten hat, oder eine Aufloͤsung von Jodine in Alkohol zuzusezen; es
wird, wo Staͤrkmehl in derselben vorhanden ist, augenbliklich eine blaue
Farbe sich zeigen. Um unter diesen Umstaͤnden die moͤglich
schoͤnste blaue Farbe zu erhalten, sezt man dem Staͤrkmehle Jodine im
Ueberschusse zu, loͤst den Niederschlag in Pottasche auf, und schlaͤgt
die Aufloͤsung neuerdings mit Essigsaure nieder.
Wenn man Starkmehl mit Pottasche vorlaͤufig abgerieben hat, so wird es in
kaltem Wasser aufloͤsbar; diese Verbindung wird dann von allen Saͤuren
zersezt, und das Staͤrkmehl niedergeschlagen. Wenn man basisches
salpeter- oder essigsaures Blei mit irgend einer Fluͤssigkeit kocht, in
welcher Staͤrkmehl als klare Gallerte enthalten ist, so bekommt man einen
Niederschlag, der aus 38. 89 Theilen Blei-Protoxid und 100 Theilen
Staͤrkmehl besteht.
Schwefelsaͤure laͤßt sich mit Staͤrkmehl vereinigen, und bildet
damit eine kristallisirbare Verbindung (Theod. Saussure
in Annales de Chimie T. IX.). Dieselbe Saͤure
verwandelt, wo sie mit Wasser verduͤnnt ist, in der Temperatur der Siebehize
das Staͤrkmehl in einen zukerhaltigen Stoff, der dem Trauben-Zuker
etwas aͤhnlich ist.
Das Staͤrkmehl verwandelt sich uͤberhaupt unter mehreren
Umstaͤnden, theils fuͤr sich selbst, theils in Beruͤhrung mit
der Luft oder durch Zusaz von Kleber, in Zuker; auch wenn es mit diesem Grundstoffe
vereinigt ist, wie in einigen Arten von Kornfruͤchten, oder wenn es
waͤhrend des Keimens zersezt wird; oder endlich auch waͤhrend der
geistigen, sauren, oder zuweilen selbst waͤhrend der faulen Gaͤhrung.
Selbst die freie Gaͤhrung verwandelt einen Theil des Staͤrkmehles in
eine gummiartige Masse, die derjenigen aͤhnlich ist, welche man durch
Roͤstung erhaͤlt, und in einen Stoff, den Hr. Saussure Amidine nannte, und dessen Eigenschaften zwischen dem
Staͤrkmehle, als solchem, und zwischen dem daraus erhaltenen Gummi in der
Mitte stehen. Wenn diese Zersezung ohne Zutritt der atmosphaͤrischen Luft
geschieht, so bildet sie Kohlensaͤure in Folge der Verbindung des
Sauerstoffes der in dem Gefaͤße enthaltenen atmosphaͤrischen Luft mit
dem waͤhrend dieses Processes abgeschiedenen Kohlenstoffe. Es bildet sich
auch Wasser als ein Bestandtheil der Starke, und der trokene Ruͤkstand wiegt
weniger als die angewendete Staͤrke. Wenn aber dieselbe Gaͤhrung unter
Zutritt der atmosphaͤrischen Luft Statt hat, so bildet sich etwas
Kohlensaͤure und reines Wasserstoffgas; es scheidet sich aber keine Kohle ab.
Hr. Saussure glaubt, daß in diesem Falle eine Gewichts-Zunahme Statt hat, die
davon herruͤhrt, daß das Staͤrkmehl etwas Weniges von den Grundstoffen
des Wassers festhielt und sich aneignete, wir glauben aber, daß hier etwas
Aehnliches, wie unter anderen Umstaͤnden, Statt hat, wo naͤmlich das
Staͤrkmehl mittelst der Schwefelsaͤure in Zuker verwandelt wird.
Wir fanden, daß folgendes Verhaͤltniß der Bestandtheile waͤhrend der
Zersezung des Staͤrkmehles entsteht, wenn
Staͤrkmehl ohne
Beruͤhrung der Luft
und in Beruͤhrung mit der Luft
gaͤhrt.
Zukerstoff
49,7
47,4
Gummiartige Materie
9,7
23,0
Amidine
5,2
8,9
Holz- u.
staͤrkmehlartiger Stoff
9,2
10,3
Holzstoff mit Kohle
0,3
eine unbedeutende Menge
–
Nicht zerseztes
Staͤrkmehl
3,8
4,0.
Von allen diesen Producten ist der Zukerstoff das Einzige, welches in Alkohol
aufloͤsbar ist, und das kalte Wasser loͤst den gummiartigen Stoff,
ohne Einwirkung auf die Amidine, vollkommen auf. Wir benuͤzen diese
Eigenschaften und jene, welche das Staͤrkmehl bei seiner Umwandlung in
Zukerstoff mittelst Schwefelsaͤure darbiethet, um diese Substanzen
abzuscheiden. Salpetersaͤure loͤst, wenn sie mit Wasser
verduͤnnt ist, Staͤrkmehl in der Kaͤlte auf; wo sie mehr
concentrirt ist, oxidirt sie, mittelst Beihuͤlfe der Waͤrme, dasselbe,
verwandelt es in Essig. oder Sauerklee-Saͤure, und entwikelt
salpeterige Saͤure.
Was nun die Bereitung der Staͤrke im Großen betrifft, so wird sie aus Weizen,
Korn, Gerste etc. und zwar aus jedem derselben einzeln, oder in verschiedenem
Verhaͤltnisse gemengt, gewonnen. Man nimmt vorzuͤglich solches
Getreide, welches laͤngere Zeit in feuchten Magazinen gelegen, und dadurch zu
anderen Zweken unbrauchbar geworden ist, nicht bloß weil es wohlfeiler zu stehen
koͤmmt, sondern weil das Staͤrkmehl, das hiedurch weit weniger
gelitten hat, als die uͤbrigen Bestandtheile der Kornfruͤchte, immer
noch in großer Menge, und weit leichter, und zuweilen selbst in eben derselben
Menge, wie aus dem unverdorbenen Getreide, erhalten wird.
Man faͤngt die Arbeit damit an, daß man das Korn grob mahlen oder vielmehr,
durch Aufziehen des oberen Muͤhlsteines schroten laͤßt.
Vorlaͤufig muß es getroknet werden; denn wo es zu naß waͤre, legt es
sich zwischen den Steinen an, aus welchen man es nur mit Muͤhe herausbekommt,
und auch bei groͤßerer Gewalt weniger erhaͤlt. Nach dieser ersten
Arbeit, weicht man das so geschrotene Korn in großen, halb mit Wasser
gefuͤllten Faͤssern, und sezt dem lezteren ein Achtel oder Zehntel des Sauer-Wassers
zu, welches von einer fruͤheren Arbeit uͤbrig blieb; nach und nach
fangt nun die Gaͤhrung an, und geht desto schneller vor, je mehr Kleber in
dem Korne enthalten, oder je hoͤher die Temperatur der Atmosphaͤre
ist. Sobald die Gaͤhrung eintritt, wird die Fluͤssigkeit schleimig,
bekommt einen Grad von Saͤure, und bedekt sich endlich mit einer diken Lage
von Schimmel. In diesem Zustande nennt man die Fluͤssigkeit
Sauer-Wasser, welches, nach Vauquelin, aus Wasser,
Essigsaͤure, essigsaurem Ammonium, phosphorsaurem Kalke und Kleber besteht.
Dieses Wasser wird mittelst eines Hahnes abgezogen, der an der Hoͤhe des
Bodensazes am Fasse angebracht ist, oder mittelst eines tragbaren Hebers, der
fuͤr mehrere Faͤsser zugleich dient; vorher wird aber die Schimmel
Deke oder das Haupt, (la tête) mittelst eines
Abschaͤumers abgenommen. Der groͤßte Theil des Klebers ist nun
zersezt, und die Producte dieser Zersezung werden, zugleich mit dem
Extractiv-Stoffe des Kornes, bei dem ersten Abseihen abgeschieden. Der
Ruͤkstand wird nun mehrmalen gewaschen, und nachher mit Wasser gemengt und
auf ein Haar- oder Draht-Sieb geworfen, welches auf zwei quer oben
uͤber das Faß gelegten Holzstuͤken ruht. Man hat zu dieser Operation
neuerlich (um die groͤbsten Kleien abzuscheiden) ein sich drehendes Sieb, in
Form einer archimedischen Schraube, angewendet. Dieses Instrument ist eine hohle
Walze, deren innerer Raum durch eine rund um die Achse in Form einer Schraube
gewundene Scheidewand abgetheilt, und auf welcher das Tuch in Walzenform aufgezogen
ist. Die Achse dieses Siebes ist an jedem Ende cylindrisch, und dreht sich auf zwei
eigenen Lagern. Dieses Instrument wird schief, unter einem Winkel von
20-30° mit dem Horizonte,
gestellt, und entweder mittelst einer Kurbel, wie die archimedische Schraube bei dem
Austroknen der Moraͤste- oder mittelst Rolle und Riemens bewegt. Der
Bau dieser Maschine ist gerade so, wie an der Hebe-Schraube, nur wird dieser,
da sie eine andere Wirkung hervorbringen soll, eine andere Richtung der Bewegung
gegeben; die Hebe-Schraube zieht naͤmlich die Fluͤssigkeit von
Unten herauf, waͤhrend diese Maschine an ihrem obersten Ende mit der aus dem
obenerwaͤhnten Saze entstandenen Mischung gespeiset wird. Ein duͤnner
Faden Wasser's faͤllt auf das aͤußere Metall-Tuch, und waͤscht ohne
Unterlast; die Arbeit geht auf diese Weise ununterbrochen fort, und die Kleien oder
Spelzen (die holzige Bedekung des Kornes) gehen bei dem unteren Ende des Siebes
hinaus, nachdem sie von allem anklebenden Staͤrkmehle vollkommen befreit
wurden. Dasjenige, was nun, entweder durch das neue sich drehende Sieb, oder durch
das gewoͤhnliche Sieb der Staͤrkmacher, durchging, gibt, nachdem es
sich sezte, und abgegossen wurde, Sauer-Wasser,
welches auf die oben angegebene Weise benuͤzt wird. Da aber der Saz außer dem
Staͤrkmehle, auch noch eine Menge feiner Kleie besizt, und diese abgeschieden
werden muß, so wird er mit Wasser angeruͤhrt, worauf man ihn neuerdings sich
sezen laͤßt; das Staͤrkmehl sezt sich zuerst und bildet den unteren
Theil des Niederschlages; die Kleie den oberen. Dieser obere Theil wird weggenommen,
bis man auf das Staͤrkmehl gelangt, welches man an seiner Weiße und
Festigkeit erkennt. Nun waͤscht man die Oberflaͤche der
Staͤrke, um sie von allen Kleien-Theilen, die vielleicht noch daran
haͤngen koͤnnten, zu reinigen, ruͤhrt sie neuerdings mit Wasser
an, und schlaͤgt sie auf ein seidenes Sieb, oder in eine der oben
beschriebenen Maschine aͤhnliche Vorrichtung, die aber hier statt des
Drahtuͤberzuges, mit einem feineren, dem Taffet aͤhnlicheren, Gewebe
uͤberzogen ist. Auf eine oder die andere dieser beiden Arten wird noch etwas
feine Kleie abgeschieden, und die durchgelaufene Staͤrke ist nun feiner und
weißer geworden. Dessen ungeachtet muß sie neuerdings mit Wasser angeruͤhrt
werden, sich noch einmal sezen, das daruͤber stehende Wasser muß abgegossen,
und die Oberflaͤche des Sazes neuerdings gewaschen werden, da sie noch immer
von den feinsten Kleien-Theilchen etwas verunreinigt ist. Nun erst ist die
Staͤrke schoͤn weiß und rein, vorausgesezt, daß man bei dem,
wiederholten Waschen alle Vorsicht brauchte, und das lezte Sieb, durch welches man
dieselbe laufen ließ, sehr fein war Unter das Bleichen der Staͤrke findet man S. 382 in diesem Journal
eine Anleitung von Hrn. Hall. D. .
Das Troknen der Staͤrke, so einfach es ist,
erfodert viele Vorsicht; denn oft wird die weißeste Staͤrke braͤunlich
oder gruͤnlich,
und muß dann mit der gemeinen Staͤrke gemengt werden, die man aus dem
Abwaschwasser, oder aus dem verdorbensten Korne erhaͤlt, und die in
verschiedene Abtheilungen, nach ihrer verschiedenen Weiße, gebracht wird. Die zum
Abtroknen fertig gewordene Staͤrke kommt in vierekige Koͤrbchen (deren
Eken zugerundet seyn muͤssen) und jedes derselben ist mit einem
duͤnnen Tuche versehen. Ein solches Koͤrbchen ist gewoͤhnlich
50 Centimetres lang, 34 breit, und 28 hoch, wird so voll wie moͤglich mit
Staͤrkmehl gefuͤllt, und mittelst gelinder Stoͤße
zusammengedruͤkt; dann laͤßt man das Wasser ablaufen und das
Staͤrkmehl anziehen, und bringt es in das Darrhaus. Dieß ist ein großes
Gebaͤude, dessen oberer Theil in mehrere Abtheilungen unterschlagen und mit
Fensterladen versehen ist. Innenwendig ist es an den Waͤnden mit
Bretter-Buͤhnen versehen, die in einer Entfernung von ungefaͤhr
40 Centimetres horizontal uͤbereinander angebracht sind. Dicht an denselben
ist ein Bett von feinem Gips-Moͤrtel, worauf die Koͤrbchen
ausgeleert, die Tuͤcher abgenommen, und die geformten
Staͤrk-Ziegel aufgestellt werden. Hier erhaͤlt die
Staͤrke ihre erste Abtroknung, und wird hierauf auf die Buͤhnen
gebracht, nachdem die Ziegel vorlaͤufig in 16 Stuͤke zertheilt wurden,
damit sie der troknenden Luft eine groͤßere Oberflaͤche darbiethen. Um
das Abtroknen zu beschleunigen, damit aller Schimmel, Staub etc., wodurch die
Staͤrke verunreinigt werden koͤnnte, wenn sie laͤnger auf der
Buͤhne bliebe, soviel moͤglich vermieden wird, werden diese
Stuͤke recht oft umgekehrt. Hierauf kommen sie, nachdem sie vorlaͤufig
an ihrer Oberflaͤche gelinde abgeschaben wurden, in eine Trokenstube, wo sie
mit der Hand in noch kleinere Stuͤke zertheilt werden, um sie so schnell als
moͤglich zu troknen, in welcher Absicht sie auch von Zeit zu Zeit mit einem
hoͤlzernen Schaͤufelchen umgekehrt werden, damit sie immer eine andere
Oberflaͤche darbiethen. Durch dieses Verfahren, welches, nach dem
jedesmaligen Zustande der Temperatur und der Feuchtigkeit der Atmosphaͤre
mehr oder minder sorgfaͤltig angewendet werden muß, wird das
Staͤrkmehl in seiner urspruͤnglichen Weiße erhalten.
Da wir wissen, woraus die verschiedenen Kornfruͤchte, Gerste, Weizen etc.
bestehen, koͤnnen wir auch die Theorie desjenigen, was bei der Staͤrkmehl:
Bereitung geschieht, aufstellen. Diese Koͤrner enthalten naͤmlich viel
Staͤrkmehl, holzigen Stoff, den ihre Huͤllen bilden, eine geringe und
wandelbare Menge von Kleber, Eyweißstoff, und gewisse Salze; unter andern auch
phosphorsauren Kalk.
Die Ruͤkwirkung des Klebers auf das Staͤrkmehl veranlaßt die Bildung
von etwas Zukerstoff; das stets vorhandene Ferment in dieser Mischung erzeugt die
geistige Gaͤhrung, und bildet Alkohol und Kohlensaͤure, welche leztere
in Gasgestalt entweicht, und die Blasen erzeugt, die an die Oberflaͤche
hinaufsteigen und daselbst bersten. Die saure Gaͤhrung, welche durch das
Sauer-Wasser erzeugt wird, folgt unmittelbar auf die geistige, und bildet
eine Menge von Essig. Bald darauf wekt der Kleber, durch die Menge Stikstoffes, die
er enthaͤlt, und durch die Leichtigkeit, mit welche er veraͤndert
wird, die faule Gaͤhrung, welche Ammonium entwikelt; der Kleber und der
phosphorsaure Kalk werden zum Theil durch die Essigsaͤure in die
Fluͤssigkeit aufgeloͤst und zum Theile darin schwebend erhalten. Die
Wiedervereinigung dieser Grundbestandtheile bildet das oben erwaͤhnte
Sauer-Wasser.
Es geschieht oͤfters, daß das Sauerwasser, wenn es auf das geschrotene Korn
gegossen wird, im Anfange der Operation zu Boden sinkt, ohne Entwikelung von
kohlensaurem Gase, ohne irgend eine Bewegung oder eine andere Veraͤnderung zu
erzeugen, als daß die ganze Fluͤssigkeit dik, klebrig und rozig wird. Diese
Veraͤnderung, die man die schleimige Gaͤhrung genannt hat, ist,
obschon sie hier von geringem Belange ist, an und fuͤr sich doch sehr
merkwuͤrdig, sie kommt zufaͤllig bei vielen anderen Gelegenheiten, und
namentlich bei der Behandlung des Zukerstoffes zum Vorscheine, wo sie beinahe immer
verderblich wirkt, und oͤfters bedeutenden Verlust erzeugt.
Man braucht das Staͤrkmehl in vielen Kuͤnsten, wenn gleich nur immer in
geringer Menge, z.B. in der Malerei, Zukerbaͤkerei, bei der Waͤsche
etc., wo sie haͤufig angewendet wird. Die Aerzte verschreiben sie als
Nahrungsmittel, das besondere Eigenschaften besizt, und auch als Arzenei: sie ziehen
aber in diesem Falle, so wie auch bei der Zukerbereitung aus Staͤrkmehl, die
Erdaͤpfel- oder Kartoffel-Staͤrke jeder anderen vor.
Das Staͤrkmehl besteht, nach Berzelius, dem Gewichte nach
aus
43,481 Kohlenstoff,
49,455 Sauerstoff,
7,064 Wasserstoff.
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