Titel: | Beschreibung der neuen Dampf-Maschine des Hrn. Perkins, und Anwendungen dieser seiner Erfindung auf Maschinen nach der alten Bauart. |
Fundstelle: | Band 12, Jahrgang 1823, Nr. I., S. 3 |
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I.
Beschreibung der neuen Dampf-Maschine des Hrn.
Perkins, und
Anwendungen dieser seiner Erfindung auf Maschinen nach der alten Bauart.
Aus Hrn. Gill's technical Repository. August 1823. S.
90.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Perkin's Beschreibung der neuen Dampf-Maschine.
Wir haben bereits unseren Lesern alle authentischen
Nachrichten, die wir uͤber Hrn. Perkins's neue Dampfmaschine erhalten
konnten, mitgetheilt, und uns auf alle moͤgliche Weise beflissen so viele
weitere Erkundigung einzuziehen, als zur Befriedigung der Neugierde, welche jene
unvollkommene Nachrichten erregen mußten, hinreichen konnten. Nie hat in den
neuesten Zeiten eine Erfindung so allgemeine Theilnahme unter dem wissenschaftlichen
Publicum sowohl als unter jenem der Techniker erregt. Die Dampfmaschine des Herrn
Watt ward schon so lang als der groͤßte
Triumph der Kunst und Wissenschaft betrachtet, daß es fuͤr eine Art von
Kezerei gegolten haben wuͤrde, wenn man sie einer Verbesserung faͤhig
gehalten haͤtte, und ungeachtet aller Bemuͤhungen des Hrn. Woolf und
anderer ausgezeichneter Mechaniker blieb selbst das entschiedene Verdienst der
Maschinen dieser Maͤnner ungewuͤrdigt von dem groͤßeren
Publicum. Unter solchen Umstaͤnden mußten die Anspruͤche des Hrn.
Perkins allerdings manchen Widerspruch erfahren. Statt daß man dieselben als
Erfindung gelten gelassen, und das Zeit-Alter geehrt haͤtte, in welchem wir
leben, statt der britischen Industrie einen neuen und maͤchtigen Arm zu
leihen, hat man unvollkommene Versuche und beschraͤnkte Ansichten dem
Grundsaze entgegen gestellt, nach welchem diese Maschine gebaut ist; die Eifersucht
buhlender Handelsleute wurde dagegen aufgeregt, eingebildete Furcht vor Gefahr wurde
aufgewekt, und kurzsichtige Staatswirthsschaftler laͤuteten die Sturmgloke,
als ob unser Land durch
diese Erfindung in Gefahr geriethe von der hohen Stufe, auf welche es sich
uͤber alle Gewerbe treibende Voͤlker der Erde erhoben hat,
herabzustuͤrzen.
Die meisten dieser Gegengruͤnde wurden bereits durch directe Versuche
widerlegt. Hrn. Perkins Maschine steht bereits im Gange.
Ihre Arbeit wurde beobachtet und genau gepruͤft, sowohl von Mechanikern als
von Physikern und Mathematikern, und die grundlosesten Zweifler wurden gezwungen,
die Richtigkeit der Grundsaͤze, nach welchen diese Maschine gebaut ist, und
die Starke ihrer Kraft anzuerkennen. Hr. Perkins war indessen mit diesem Versuche
noch nicht zufrieden. Er entdekte ein Verfahren, das nach unserer Ansicht, eben so
viel werth ist als seine neue Maschine selbst; ein Verfahren, wodurch er die
Vortheile seiner neuen Maschine auch auf die Dampfmaschinen nach alter Bauart
anwendet. Wie wir hoͤrten, gelang dieß neuerlich durch eine hoͤchst
sonderbare Entdekung, naͤmlich dadurch, daß dieselbe Hize mehr dann einmal
ihre Wirkung an einer im Gange befindlichen Maschine hervorbringen kann.
Der Erzeuger, der hier die Stelle des Kessels an den gewoͤhnlichen
Dampfmaschinen vertritt, ist ein Cylinder aus Stuͤk-Gut, welches
zaͤher ist und sich weniger leicht oxidirt als anderes Metall. Das Metall ist
ungefaͤhr drei Zoll dik, und das Gefaͤß, welches acht Gallonen Wasser
enthaͤlt, ist an beiden Enden, mit Ausnahme von fuͤnf Oeffnungen
fuͤr die Roͤhren, verschlossen. Dieser Erzeuger wird in einem
walzenfoͤrmigen Ofen senkrecht aufgestellt, und die Hize durch ein paar
Blasebaͤlge, welche von der Maschine gezogen werden, unterhalten. Auf diese
Weise empfindet der Erzeuger, welcher mit Wasser voll-gefuͤllt wird, eine
Hize von 400 bis 500° Fahrenheit. Die Klappen sind staͤhlerne
Cylinder, welche in staͤhlernen Roͤhren laufen, und wovon der eine mit
37, der andere mit 35 Atmosphaͤren belastet ist, so daß keiner derselben
aufsteigen kann, ausser wenn die Hize eine groͤßere Kraft, als der kleinste
dieser beiden Druke erzeugt.
Man denke sich jezt, daß mittelst einer Drukpumpe, deren Griff durch die Maschine in
Thaͤtigkeit gebracht wird, Wasser in den Erzeuger getrieben wird, so wird
dieses augenbliklich die mit 35 Atmosphaͤren belastete Klappe oͤffnen,
und ein Theil des erhizten
und zusammengedruͤkten Wassers wird in Gestalt von Dampf herausschlagen, der
hoͤchst elastisch und ungefaͤhr 420° heiß seyn wird. Da dieser
Dampf mit einer Dampfroͤhre mir einer sich drehenden Klappe in Verbindung
steht, so tritt er in den horizontal liegenden Cylinder, und treibt den
Staͤmpel derselben, welcher 200 Schlaͤge in einer Minute vollbringt,
und eine Kurbel in Bewegung sezt, welche ein Flugrad treibt. Die Stange des
Staͤmpels ist mittelst eines biegsamen Gelenkes mit einer Art von Schlitten
verbunden, der an jedem Ende mit vier Raͤdern versehen ist, und in einem
starken horizontalen staͤhlernen Gehaͤuse arbeitet. Wenn die
Abzugs-Klappe geoͤffnet wird, wird der Dampf, nachdem er seinen Schlag
hervorgebracht hat, durch die Abzugsroͤhre in den Verdichter geleitet, wo er
bei einer Temperatur von ungefaͤhr 320°, und unter einem Druke von 5
Atmosphaͤren zu Wasser verdichtet wird; von dort wird er durch eine andere
Roͤhre wieder in die Pumpe gebracht, und von dieser in den Erzeuger
getrieben, so daß er auf diese Weise einen vollkommenen Umlauf bildet.
Die Drukpumpe wirkt mit einem Druke, der mehr als 35 Atmosphaͤren
betraͤgt. Wenn folglich das in derselben von dem Verdichter aufgenommene
Wasser in den Erzeuger getrieben wird, so muß es soviel Wasser aus demselben
austreiben, als seinem Volumen selbst gleich ist, und dieses faͤhrt, wie wir
oben gesagt haben, augenbliklich als hoͤchst elastischer Dampf heraus. Die
Drukpumpe ist zugleich so eingerichtet, daß sie mit ununterbrochener Kraft
fortwirkt, und folglich muß das ausgetriebene Wasser aus dem Erzeuger in einem
ununterbrochenen Strome fortgetrieben und dadurch Dampf von immer gleicher
Elasticitaͤt zur Erzeugung der Kraft herbeigefuͤhrt werden.
Einige Physiker glauben, daß die Hize desjenigen Theiles des Wassers, welcher
entweicht, fuͤr sich selbst hinreichend ist den Dampf in jenem hohen Grade
von Waͤrme und Elasticitaͤt zu erhalten, mit welcher derselbe den
Staͤmpel erreicht, und finden daher an dieser Maschine nichts anderes, als
eine Maschine mit hohem Druke. Andere hingegen (unter welche auch wir zu
gehoͤren gestehen) nehmen an, daß derjenige Theil Wassers, welcher entweicht,
nothwendig einen Theil der Hize von der anliegenden Schichte mit sich nehmen muß, so
daß die Temperatur derselben unter den Frierpunct gebracht werden kann. Es ist indessen
wahrscheinlicher, daß, in Folge eines neuen Gesezes der Uebertragung der Hize, unter
den vereinigten Bedingungen einer erhoͤhten Temperatur und eines hohen
Drukes, waͤhrend das Wasser zugleich auch gezwungen wird mir dem
rothgluͤhenden Erzeuger in Beruͤhrung zu bleiben, das ganze in dem
Kessel befindliche Wasser in Anspruch genommen werden kann, um der entladenen
Fluͤssigkeit den nothwendigen Bedarf von Waͤrmestoff zu
verschaffen.
Es ist beinahe uͤberfluͤssig zu bemerken, daß die Bewegung der Maschine
durch die Differenz der Elasticitaͤt zwischen dem Druke des Dampfes auf eine
Seite des Staͤmpels und auf die andere hervorgebracht wird. Im ersten Falle
wirkt der neu erzeugte Dampf mit einer Kraft von 500 Pf. auf den Quadratzoll,
waͤhrend er auf der schwaͤcheren oder mit dem Verdichter in Verbindung
stehenden Seite nur mit einer Kraft von 430 Pf. wirkt, so daß der Unterschied, oder
die dadurch eigentlich gewonnene Kraft 70 ℔ betraͤgt.
Wenn zuviel Wasser in dem Erzeuger ist, entweder weil die Drukpumpe zu stark wirkt,
oder die Hize zu heftig ist, so entweicht das Wasser durch eine oben mit einer
Klappe versehene Roͤhre, welche mit einem Druke von 37 Atmosphaͤren
belastet ist, und wird in den Verdichter uͤbergehen.
Da der Dampf hier in einem sehr hohen elastischen Zustande sich befindet, so
vermuthete man, daß diese Maschine der Gefahr des Springens sehr ausgesezt seyn
wuͤrde. Allein man irrte sich auf eine sehr triviale Weise: es ist
naͤmlich kein Dampfbehaͤlter hier, der eine weite Flaͤche der
ausdehnenden Kraft desselben bloß stellte, wie dieß bei den gewoͤhnlichen
Dampfmaschinen mit hohem Druke der Fall ist; der Dampf wird hier nur in einer
solchen Menge erzeugt, wie man denselben eben zur Erzeugung eines jeden
Staͤmpel-Schlages braucht, und folglich ist die Quelle der
gewoͤhnlichen Berstungs-Gefahr hier gaͤnzlich beseitigt. Um aber alle
Besorglichkeit in dieser Hinsicht zu entfernen, ist die Abzugsroͤhre, in
welcher der Dampf wirklich gebildet wird, so stark, daß sie eine innere Kraft von
4000 ℔ auf den Quadrat-Zoll auszuhalten vermag; d.h. sie ist achtmal
staͤrker, als der wirkliche Druk, den sie zu erleiden hat, und der 500 Pf.
auf den Quadrat-Zoll betraͤgt: bei diesem Druke arbeitet naͤmlich die
Maschine. Dieses ungeheuere Uebermaß an Staͤrke wird ferner noch dadurch
gesichert, daß eine Roͤhre mit einem duͤnnen kupfernen „Sicherheits-Sake“ (safety bulb) angebracht ist, welcher bersten muß,
sobald ein Druk von 1000 Pf. auf den Quadrat-Zoll entsteht. Um seine Freunde
uͤber diesen wichtigen Punct gaͤnzlich zu beruhigen, hat Hr. Perkins
mehreremale die Kraft des Dampfes so hoch getrieben, daß dieser kupferne Sak in
ihrer Gegenwart bersten mußte.
Dieser Sak bekam aber dadurch nur einen Riß, wie Papier, und beschaͤdigte
weder die Umstehenden, noch den Apparat, so daß man, ungeachtet der furchtbaren
Kraft dieser Maschine, dieselbe ohne Anstand fuͤr weit sicherer in ihren
Operationen halten kann, als selbst die Dampfmaschinen mit niedrigem Druke.
Die Sicherheitsroͤhre steht auch mit einem Weiser in Verbindung, der aus einem
Zifferblatte und aus einem Zeiger besteht, welcher, durch eine schikliche
Vorrichtung, den Druk oder die Zahl der Atmosphaͤren andeutet, mit welchen
die Maschine arbeitet.
Die hier beschriebene Maschine befindet sich gegenwaͤrtig wirklich in Hrn.
Perkins's Manufaktur im Gange. Sie wird der Kraft von 10 Pferden gleich
geschaͤzt, obschon der Cylinder nicht mehr als 2 Zoll im Durchmesser hat, nur
18 Zoll lang ist, und nur 12 Zoll schlaͤgt. Die ganze Maschine nimmt nur
einen Raum von 6 Fuß Hoͤhe und 8 Fuß Laͤnge ein, und doch glaubt Hr.
Perkins, daß dieser Apparat, mit Ausnahme des
arbeitenden Cylinders und des Staͤmpels, fuͤr eine Maschine von der
Kraft von 30 Pferden vollkommen hinreicht.
Wenn die Maschine im staͤrksten Gange ist, verbraucht sie des Tages nur zwei
Bushel KohlenEin Bushel ist 0,5734 Wiener Mezen. A. d. Ueb.
Ueber die Anwendung des Perkins'schen Principes auf
Dampf-Maschinen aͤlterer Bauart.
So groß auch die so eben beschriebene Erfindung ist, so glauben wir doch daß die
Anwendung des Grundsazes, nach welchem diese Maschine erbaut ist, auf die
fruͤheren und aͤlteren Dampfmaschinen nicht weniger wichtig istDie alten Maschinen haben sich vollkommen durch unmittelbare Erfahrung
bewahrt; die neue hingegen ist, soviel sie auch verspricht, doch immer noch
ein Gegenstand des Versuches. A. d. O. Wenn man das ungeheuere Capital bedenkt, das gegenwaͤrtig in
Großbritannien auf den Dampfmaschinen liegt, und die bewundernswerthe Nettigkeit und
Geschiklichkeit, mit welcher diese edle Maschinen eine ganze große
Voͤlkerschaft von Raͤdern und Triebstoͤken, uͤber welche
sie schalten und walten, in Bewegung sezen, so wird es einem um das Herz, als ob
irgend eine Umkehrung der alten Sitte durch die Einfuͤhrung der Perkins'schen
Maschine in Anzug waͤre. Schon die bloße Idee, daß diese alten Potentaten der
mechanischen Welt ihres Thrones entsezt, ihrer festen Stuͤzen beraubt, ihre
Pallaͤste geschleift und in ihrer ganzen Wirtschaft unter eine mehr
oͤkonomische Aufsicht gestellt werden sollten, ist etwas schrekhaft
fuͤr diejenigen, die einen Wechsel fuͤrchten und Anstalten bewundern,
die in gemaͤchlichem Gange sind. Hr. Perkins hat sie indessen vor einer
solchen Entwuͤrdigung gerettet. Er ließ ihnen alle Privilegien und Ehren und
schlaͤgt nur vor sie mit neuer Kraft und neuem Einflusse zu beleben.
Bei seiner neuen Maschine bleiben die alten Maschinen mit ihren
Kesseln unveraͤndert: nur die Oefen allein werden abgetragen. Hr.
Perkins baut einen Erzeuger, der aus drei horizontalen Roͤhren aus
Stuͤkgut besteht, die unter einander verbunden, mit Wasser gefuͤllt,
und aus einer Drukpumpe, wie an seiner Maschine damit versehen werden. Dieser
Erzeuger wird auf eine der gewoͤhnlichen Weisen der Waͤrme ausgesezt,
so daß, mittelst einer beladenen, sich oͤffnenden und schließenden, Klappe,
die rothgluͤhende Fluͤssigkeit so lang gewaͤltigt wird, bis sie
aus dem Erzeuger in das Wasser der Kessel der Boulton und Watt gelangt. Auf diese
Weise kann mit Einem Buschel Kohlen soviel Dampf fuͤr niedrigen
Druk gewonnen werden, naͤmlich 4 Pfund auf Einen Quadrats-Zoll, als bei den
alten Maschinen mit neun Buschel Kohlen. Dieses
hoͤchst wichtige Resultat erhielt man durch wiederholte Erfahrungen.
Seit diesen hoͤchst bedeutenden Verbesserungen machte Hr. Perkins eine
Entdekung, welche, in praktischer Hinsicht, alle andere zu uͤbertreffen
scheint. Er begiebt sich jezt gaͤnzlich des Verdichters, und treibt seine
Maschine gegen die Atmosphaͤre allein. Durch ein Verfahren, das uns unbekannt
ist, und das er auch sehr weise geheim haͤltOb Geheimniskraͤmerei Weisheit ist, moͤgen die 7 Weisen
entscheiden. A. d. Ueb., ist er im Stande, die Hize aufzuhalten, nachdem sie ihren mechanischen
Dienst geleistet hat, und auf der Stelle in den Erzeuger zuruͤk zu pumpen, um
sie daselbst mit einer neuen Menge Wassers zu verbinden, und die nuzbaren Wirkungen
derselben zu erneuen. Bei einer solchen Arbeit, wie diese, muß eine bedeutende Menge
von Hize verloren gehen; man muß sich nur wundern, daß noch irgend eine erhalten
wird, und wir wagen es zu behaupten, daß der sanguinischste Verehrer der Allmacht
der Dampfmaschinen nie die Moͤglichkeit einer solchen Erfindung haͤtte
vermuthen duͤrfen.
Wir sehen wohl ein, daß, waͤhrend wir diese Entdekung hier verkuͤnden,
wir uns dem Tadel aller derjenigen aussezen, deren Glauben auf eine
natuͤrliche Weise durch ihre eigene Erfahrungen beschraͤnkt ist: es
ist indessen beruhigend zu wissen, daß Capitaͤn Basil Hall (dessen Bericht
uͤber Hrn. Perkins's Entdekungen und Erfindungen vor der R. Society of Edinburgh so
allgemeinen Beifall erhielt) Hrn. Perkins's Entdekung anvertraut wurde, und daß er
mit allem Vertrauen sowohl von der Richtigkeit der Grundsaͤze, nach welchen
die neue Maschine erbaut ist, als von der Moͤglichkeit der Anwendung
derselben gesprochen hat.
Wir koͤnnen diesen Gegenstand nicht verlassen, ohne unserem Lande zu den
glaͤnzenden Aussichten Gluͤk zu wuͤnschen, welche diese neuen
Erfindungen unserem gesammten Nationalwohle versprechen. Sie muͤßten in jeder
Zeitperiode der Geschichte Geschichte der britischen Industrie die hoͤchsten Erwartungen erregt haben;
da sie aber in dem Augenblike hervortraten, wo unser Handel, unsere Manufacturen,
unser Akerbau die drei Sterne unseres National-Wohles – so eben uͤber
den tiefsten Punct ihrer Bahn empor gestiegen waren, und, wir hoffen es, fuͤr
lange Zeit von allen weiteren Stoͤrungen frei bleiben werden, koͤnnen
wir nicht umhin mit dem lebhaftesten Enthusiasmus Heil dem Lande zu rufen, und diese
Erfindungen als einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Ueberlegenheit unserer
Industrie, zur Vermehrung des National-Wohlstandes und Reichthumes zu betrachten,
wodurch muͤßige Haͤnde beschaͤftigt und die Integritaͤt
und Fortdauer unserer National-Institutionen gesichert wird.
Wir sind es der Wahrheit und Unparteilichkeit der Geschichte schuldig zu bemerken,
daß Hr. Perkins nicht unser Landsmann ist. Die Zeiten der
Eifersucht gegen America sind gluͤklicher Weise verschwunden, und wir freuen
uns mit aufrichtiger Freude eines jeden Ereignisses, wodurch der wissenschaftliche
Ruhm unserer großen Abkoͤmmlinge und Mitgenossen der Freiheit und der
Erkenntniß vermehrt wird.
–––––––––––
Obiges ist ein Auszug aus dem so eben erschienenen Edinburgh
Quarterly Philosophical Journal;Nro. XVII. Julius 1823. S. 170 u. f. A. d. Ueb. da aber jezt Hrn. Perkins's Erklaͤrung
seines ersten Patentes auf seine Verbesserungen an Dampfmaschinen bereits
einregistrirt ist, so wollen wir auch aus diesem folgende Auszuͤge nebst
einigen Notizen fuͤr unsere Leser mittheilen.
„Die Verbesserungen bestehen darin, daß man Wasser oder andere
Fluͤssigkeiten, aus welchen man Dampf erhalten will, in Gefaͤßen
erhizt, welche vollkommen voll und unter Druk gehalten werden. Diese
Gefaͤße nimmt man statt der gewoͤhnlichen Siedekessel der
Dampfmaschine, und nennt sie Erzeuger. Auf diese Weise kann eine
hinlaͤngliche Menge Dampfes erzeugt werden um irgend eine Maschine von
verlangter Staͤrke in Thaͤtigkeit zu sezen, und zwar mit weit
weniger Brennmateriale, als bei dem gewoͤhnlichen Kesselbaue nothwendig
ist. Die Verbesserungen gehen ferner auch noch dahin hinaus, daß das auf diese
Weise gehizte Wasser oder Fluidum unter dem Druke aus dem Erzeuger in das
Dampfrohr muß, wo es augenbliklich in Dampf verwandelt wird, und gerade zu nach
dem Cylinder hinlaͤuft, ohne Dazwischenkunft einer Dampfkammer. Sie
umfassen gleichfalls noch die Methode, mittelst welcher dieses erhizte Wasser
oder Fluidum aus dem Erzeuger fortgeschafft wird, welches dadurch geschieht, daß
eine verhaͤltnißmaͤßige Menge Wassers in den Erzeuger gepreßt, und
das gleichfoͤrmige Volumen desselben unter einem gewissen Druke erhalten
wird. Endlich lassen sich diese Verbesserungen auch auf die Anwendung obiger
Grundsaͤze hinsichtlich der Dampferzeugung fuͤr Dampfmaschinen
uͤberhaupt anwenden, mag nun der Dampf durch das Dampf-Rohr gerade auf
den Staͤmpel wirken, oder zu eben diesem Zweke vorher eine Dampfkammer
fuͤllen.“
„Ich beschreibe hiermit ein Verfahren, nach welchem meine besagte
Erfindung ausgefuͤhrt werden kann, und dieses Verfahren ist das beßte,
das ich bisher entdeckte oder besize, oder von dem ich hoͤrte. Folgende
Beschreibung und Abbildung wird es deutlich machen.“
Auf Tab. I. zeigt Fig. 1 den Bau des Apparates im Allgemeinen; aaa, ist der Erzeuger im Durchschnitte dargestellt. Er ist ein starkes
cylindrisches metallnes Gefaͤß, uͤberall ungefaͤhr 3 Zoll
dik, und hiernach sind verhaͤltnismaͤßig die Dimensionen der
uͤbrigen Theile des Apparates genommen. Dieses Gefaͤß wird mit
Wasser gefuͤllt, und ist von einem Ofen umgeben, in welchem es geheizt
wird. Oben auf dem Erzeuger befindet sich eine Abzugsklappe b, welche durch den mit einem Gewichte beschwerten
Hebel c niedergedruͤkt wird, und dessen Druk
sich durch Schiebung des Gewichtes nach Belieben vergroͤßern und
vermindern laͤßt. Die Klappe oͤffnet sich in die
Dampfroͤhre d, welche hier als zu dem
Werkstaͤmpel der Maschine fortlaufend gedacht wird. Die
Seitenroͤhre e (im Originale heißt es c) welche aus dem Erzeuger aufsteigt, ist bloß der
Sicherheit wegen da, und an dem Ende derselben ist eine Vorrichtung f angebracht, durch welche der Druk angezeigt wird.
g ist die Speisungs- oder
Fuͤllungs-Roͤhre, die von der Drukpumpe h wegleitet, welche durch eine Verbindung mit dem Triebwerke der Maschine in Bewegung
gesezt werden kann.“
„Um Dampf zu erzeugen muß das Gefaͤß a
mit Wasser oder mit irgend einer Fluͤssigkeit oder mit
Fluͤssigkeiten aus der Pumpe h
gefuͤllt, und in dem Ofen oder auf irgend eine andere Weise erhizt
werden; die Dampf- oder Abzugs-Klappe b ist mit
einem Gewichte beschwert, welches staͤrkeren Druk ausuͤbt als die
Ausdehnungs-Kraft des Dampfes waͤhrend der Erzeugung desselben aus dem
Wasser oder aus den angewendeten Fluͤssigkeiten. Nachdem das Wasser oder
die Fluͤssigkeiten in dem Erzeuger den gehoͤrigen Grad von Hize
erlangt haben, zwischen 4–500° Fahrenheit, mehr oder weniger wird
noch etwas Wasser oder Fluͤssigkeit in den Erzeuger gepumpt, und zwar so
viel als noͤthig ist, um einen Theil des bereits erhizten Wassers aus dem
Erzeuger unter der belasteten Klappe b in die
Dampfroͤhre d auszutreiben, in welcher es
alsogleich zu Dampf wird.“
Eine vergroͤßerte Darstellung der Klappe und ihrer Lage findet sich in dem
Durchschnitte Fig.
2. Die Klappe ist eine Art von Kugel, die in ein conkaves Lager
faͤllt, welches in dem unteren Teile der vierekigen Kammer angebracht
ist.
Der obere Theil dieser Klappe ist ein walzenfoͤrmiger Stab, auf dessen oberes
Ende das Gewicht eines Drukhebels wirkt; der untere Theil der Klappe ist ein
dreiekiger Stab, der in dem walzenfoͤrmigen Gange sich auf und niederschiebt.
Wenn, auf die oben beschriebene Weise, mittelst der Drukpumpe, die neue Menge
Wassers in den Erzeuger eingetrieben wird, so hebt sich die kugelfoͤrmige
Klappe aus ihrem Lager und eine verhaͤltnismaͤßige Menge heissen
Wassers steigt zwischen dem walzenfoͤrmigen Gange und den Seiten des
dreiekigen Stabes in die vierekige Kammer empor. Daselbst wirkt aber der Druk nicht
laͤnger mehr auf diesen Theil des Wassers; er wird augenbliklich zu Dampf,
und tritt durch die Dampfroͤhre zu dem treibenden Cylinder vor.
„Um diese Operation zu erneuen und regelmaͤßig fortzusezen, bediene
ich mich eines Stellgewichtes auf dem Griffe der Pumpe i, die eine kleine Drukpumpe mit einfachem Schlage ist, und an welcher
ein Gewicht die Stelle eines Luftgefaͤßes vertritt. An dem Ende des
Griffes der Pumpe befindet sich eine Kette, welche ich mit einer einfachen
Kurbelvorrichtung verbinde, und auf diese Weise wird mittelst einer
correspondiren-Vorrichtung zwischen dem belasteten Dampfe oder der Abzugs-Klappe
b und der Drosselklappe (deren Darstellung man
in dieser Zeichnung fuͤr uͤberfluͤssig hielt) und mittelst
des Gewichtes an dem Griffe der Pumpe i bei jedem
Schlage derselben eine gewisse Menge Wassers in den Erzeuger getrieben, und eine
correspondirende Menge unter der beschwerten Klappe b ausgetrieben, um in Dampf verwandelt zu werden.“
Diese Grundsaͤze sind auch einer Abaͤnderung faͤhig, und lassen
sich auf die Kessel der gewoͤhnlichen Dampfmaschinen anwenden. Eine Art von
Anwendung zeigt sich in Fig. 3. Die Erfindung ist
hier unter einer anderen Form dargestellt, und auf eine andere Art angewendet. Es
ist hier der Plan, das Wasser eines gewoͤhnlichen Dampfkessels auf eine
Brennmateriale ersparende, Art zu heizen z, ist eine
Roͤhre, die mit dem gewoͤhnlichen Dampfkessel in Verbindung steht. a, a ist der Erzeuger, oder ein metallnes
walzenfoͤrmiges Gefaͤß, dergleichen auch mehrere unter einander
verbunden seyn koͤnnen. Diese Gefaͤße werden auf obige Weise mit
Wasser gefuͤllt, und haben die Oefen y, y unter
sich, b ist die Abzugsklappe, durch welche das erhizte
Wasser durchgeht; c, der mit dem Gewichte beschwerte
Hebel, der die Klappe mit der gehoͤrigen Starke niederdruͤkt; d, die Kammer und Roͤhre, in welcher das erhizte
Wasser, welches durch die Klappe entweicht, zu Dampf wird, und von wo es durch die
Roͤhre z in den Dampfkessel gelangt. Dieser
Kessel (von cylindrischer Form und mit halbkugelfoͤrmigen Enden) wird in eine
Kiste oder in ein anderes Gefaͤß gesperrt, und mit gepuͤlverter
Holzkohle umgeben, welche, als sehr schlechter Waͤrmeleiter, die Hize des
Wassers und des Dampfes in dem Kessel erhaͤlt. e,
ist eine Roͤhre, welche aus dem Erzeuger ableitet, und gleichfalls mit
gehiztem Wasser gefuͤllt ist. An dem unteren Ende derselben ist eine
Vorrichtung f angebracht, durch welche der Druk der
Fluͤssigkeit in dem Erzeuger angedeutet wird. Indem naͤmlich diese
Fluͤssigkeit ihre Kraft auf das untere Ende der Roͤhre e aͤußert, und gegen einen Hebel wirkt, der mit
einer Waͤge-Maschine verbunden ist, stellt sie den Zeiger auf dem
Zifferblatte so, daß er die Zahl der Atmosphaͤren andeutet, unter deren Druk der Dampf erzeugt
wird. Da die Roͤhre e ihrer Substanz nach
bedeutend duͤnner ist als irgend ein anderer Theil der Maschine, so wird sie
im Falle daß der Druk in dem Erzeuger zu einer gefaͤhrlichen Hoͤhe
stiege, nachgeben; sie wird reißen, und der Dampf bei dem Risse hinausfahren, ohne
daß dadurch irgend ein anderer Nachtheil entstehen koͤnnte, g ist die Rohre, durch welche das Wasser mittelst der
Pumpe h aus dem Behaͤlter in den Erzeuger
getrieben wird. i zeigt den Schornstein oder Zug des
unten befindlichen Ofens.
„Der ununterbrochene Durchgang des in hohem Druke befindlichen (auf obige
Weise erzeugten) Dampfes durch die Rohre z erhizt
das Wasser, welches ungefaͤhr die Haͤlfte des innern Raumes des
Kessels erfuͤllt, und auf diese Weise wird eine hinlaͤngliche
Menge Dampfes in dem Kessel erzeugt, um eine Maschine von gewoͤhnlichem
Baue in Thaͤtigkeit zu sezen. Vergleicht man die Menge des hiebei
noͤthigen Brennmateriales mit jener, die man zu eben diesem Zweke bisher
noͤthig hatte, so wird man eine sehr bedeutende und groͤßere
Ersparung finden, als bisher auf irgend eine andere Weise moͤglich
war.“
„Das Material, die Form und die Groͤßenverhaͤltnisse der
Theile meiner Maschine will ich nicht als Privilegium in Anspruch nehmen,
sondern nur die Verbindung derjenigen Huͤlfsmittel, durch welche meine
Verbesserungen zu Stande gebracht werden koͤnnen. Die Art, wie meine
Verbesserung angewendet werden kann, ist hier als bekannt vorauszusezen, und
jede weitere Beschreibung waͤre uͤberfluͤssig. Eben dieß
gilt auch von dem Ofen, in welchem der Erzeuger geheizt wird: ich fand einen
Kuppelofen mit Geblaͤse am beßten. Die von mir beschriebene
Sicherheitsroͤhre, der Weiser, die Drukpumpe, sind an und fuͤr
sich nicht neu; sie sind mir aber nothwendig, und ich nehme daher folgende
Verbesserungen als mein Privilegium in Anspruch: 1tens, Wasser oder eine andere
Fluͤssigkeit oder Fluͤssigkeiten zur Dampferzeugung fuͤr
Dampf-Maschinen in einem Gefaͤße oder in mehreren Gefaͤßen zu
hizen, welche waͤhrend des Hizens voll von dieser Fluͤssigkeit und
welche Fluͤssigkeit oder Fluͤssigkeiten unter einem
hoͤheren Druke, als die ausdehnende Kraft des daraus zu bildenden Dampfes
waͤhrend der Erzeugung desselben, gehalten werden. 2tens, dieses Wasser
oder diese Fluͤssigkeit oder Fluͤssigkeiten, die auf obige Weise erhizt
wurden, unter obigem Druke entweichen zu lassen, und auf einmal aus dem Erzeuger
in die Dampfroͤhre zu bringen, wo sie in Daͤmpf verwandelt werden,
und in dieser Form entweder in den Cylinder oder in irgend eine andere mir einer
Dampfmaschine in Verbindung stehende Vorrichtung ohne alle Dazwischenkunft einer
Dampfkammer oder eines Dampfbehaͤlters uͤbergehen. 3tens, dieses
Wasser oder diese Fluͤssigkeit oder diese Fluͤssigkeiten, auf
obige Weise entweichen zu lassen, d.h., indem man Wasser oder eine andere
Fluͤssigkeit oder andere Fluͤssigkeiten in den Erzeuger so lang
treibt, bis der Druk gegen die Dampfklappe dieselbe hebt: leztere ist so
beladen, daß sie nicht aufsteigen kann, außer in dem Falle des oben besprochenen
außerordentlichen Drukes. 4tens, das auf obige Weise gehizte Wasser oder die
Fluͤssigkeit und Fluͤssigkeiten und den daraus erzeugten Dampf
allgemein anzuwenden, sowohl durch eine Dampfroͤhre ohne Dampfkammer oder
Dampfbehaͤlter unmittelbar auf den Staͤmpel; oder mit Dampfkammer
oder Dampfbehaͤlter, und dann erst auf den Staͤmpel; oder bloß zum
Hizen des Wassers um Dampf daraus zu bilden; oder endlich zu irgend einem
anderen Zweke oder Zweken, jedoch immer nur an Dampfmaschinen. Alle diese
Verbesserungen sind nach meinem beßten Wissen und Gewissen neu, und wurden
vorher niemals in diesen Koͤnigreichen angewendet.“
Bemerkungen des Uebersezers.
Das London Journal of Arts and Sciences. Julius 1823 gibt
S. 1 und ff. woͤrtlich dieselbe Beschreibung der Maschine des Hrn. Perkins,
nach dem Patente desselben dd. 10. December 1822; die
Abbildung ist aber weit eleganter als in Hrn. Gill's
technical Repository, und wir haben sie daher nach jener
des London Journal hier geliefert. Dieses Journal
bemerkt jedoch, daß diese Erklaͤrung des Patentes des Hrn. Perkins nur einen
Theil der wichtigen Erfindung desselben enthaͤlt, und hofft in seinem
naͤchsten Stuͤke die ganze Maschine, so wie sie gegenwaͤrtig im
Gange steht, mittheilen zu koͤnnen. Bis Ende Sommers wird ein von einer
solchen Maschine getriebenes Dampfboth zwischen Margate und London im Gange
seyn.
Hr. Gill hat bei dem Auszuge, welchen er oben aus dem Edinburgh Quartely Journal gegeben hat, die Abbildung
der Maschine weggelassen, welche Hr. Montgolfier d.
juͤng. daselbst mitgetheilt hat, und welche, obschon sie nicht die wirkliche
Maschine darstellt, doch eine deutliche Uebersicht der Theile derselben
gewaͤhrt.
ABCD Tafel I. Fig. 4. ist der Erzeuger,
der senkrecht in dem Ofen EF steht, dessen
Schornstein G ist. H ein
Blasebalg, den die Maschine in Bewegung sezt, und der in der Richtung IK nach F
blaͤst. m, n, Roͤhren, deren Klappen mit
einem Gewichte von 37 und 35 Atmosphaͤren beschwert sind. L die Drukpumpe, deren Griff M von der Maschine in Bewegung gesezt wird. Diese oͤffnet die
Klappe n. 2, 2, 2, Dampfroͤhre. V Klappenbuͤchse. PP horizontal liegender Cylinder. PQ
Staͤmpel. R, Kurbel, welche das Flugs rad treibt.
(Die parallele Bewegung, die hier an PQ
dargestellt ist, ist nicht correct.) 3, 3, 3, Abzugsroͤhren im Verdichter STXV. 6, 6, 6, Roͤhre, die das aus den
verdichteten Daͤmpfen entstandene Wasser in die Pumpe L leitet, 4, 4, 4 Roͤhre die dasselbe in den Erzeuger leitet. 5, 5,
5 Roͤhre, welche das Wasser durch die Roͤhre m unter der Klappe mit 37 Atmosphaͤren in den Verdichter STXV leitet. 8, 8, 8, Sicherheitsroͤhre ab, Sicherheits-Sak. cd, Weiser, ce, Zifferblatt, ef, Zeiger. vv,
Vorrichtung. Der Cylinder und der Staͤmpel PPQ sind so gelagert, daß die zwei Linien G, G
und GG zusammenfallen.