Titel: | Ueber Statuen und Bildnisse aus Erz (Bronze) und über Kanonen, Gloken etc. |
Fundstelle: | Band 12, Jahrgang 1823, Nr. XXVI., S. 104 |
Download: | XML |
XXVI.
Ueber Statuen und Bildnisse aus Erz (Bronze) und
über Kanonen, Gloken etc.
Aus dem Dictionnaire
Technologique. Bei Gill's technical Repository. Mai. 1823. S.
321. July S. 44. (Im Auszuge uͤbersezt.)
Ueber Statuen aus Erz etc.
Erz (Bronze) nennt man ein Gemenge aus Kupfer und Zinn, und
zuweilen auch aus Eisen, Zink, und Blei. Da dieses Gemenge bedeutend haͤrter
als Kupfer ist, so wurde es vormals auch, ausser zu Buͤsten und zu
Statuͤen, zu schneidenden Werkzeugen, zu Waffen, Medaillen, Muͤnzen,
Inschriften, Kanonen Gloken etc. gebraucht.
Aristoteles nennt Scyllis aus Lydien als Erfinder der Kunst in Erz zu gießen, und
Theophrast den Phrygier Delas. Unter Theodorus und Roecus aus Samos, 700 J. v. Chr.
Geburt, hatte diese Kunst bedeutende Fortschritte gemacht, und Plinius schreibt
diesen lezteren auch die Kunst des Modellirens zu.
Die Alten wußten sehr wohl, daß sie durch einen Zusaz von Zinn das Kupfer leichter
fluͤssig machen konnten, und daß das dadurch erhaltene Metall zugleich viel
haͤrter wird; dessen ungeachtet goßen sie haͤufig Statuͤen aus
reinem Kupfer, viel leicht weil sie das gehoͤrige Verhaͤltniß der
Beschikung nicht wußten, oder weil das Kupfer sich selbst, waͤhrend der
Operationen, die sie damit vornahmen, verfeinerte. Die Alten verstanden auch die
Kunst, das Kupfer durch Zusaz zu Haͤrten, obschon sie das gehoͤrige
Verhaͤltniß des lezteren nicht anzugeben wußten, und die Menge von Speeren,
Dolchen etc., die man heute zu Tage noch uͤberall ausgraͤbt, zeigt,
daß man haͤufigen Gebrauch von dieser Metall-Composition gemacht hat.
Agatharchidas, ein griechischer Geschichtschreiber, der 200 Jahre vor Christus
lebte, erzaͤhlt uns, daß man zu seiner Zeit haͤufig Meißel und Hammer
aus Erz in aufgelassenen Bergwerken fand, und daß die Aexte in den Graͤbern
der alten Peruaner aus demselben Metalle sind, ist uns aus der neueren Geschichte
bekannt.
Wir wissen nicht, wie die Alten bei ihren Gießereien verfahren; nichts von ihren Oefen etc.
obschon wir noch Tausende ihrer Meisterwerke besizen, und sie Statuͤen von
Pferden goßen, in deren Auge (wie an den Pferden von Hadrians Triumpf-Wagen an
dessen Grabe) leicht ein Mann hineinkriechen konnte. Die ersten Werke uͤber
die Kunst in Bronze zu gießen dankt man einem Buͤrger von Sienna und einem
Kuͤnstler aus FlorenzDer Hr. Verfasser liefert hier eine Uebersicht der vorzuͤglichsten
Meisterwerke der Griechen und Roͤmer in Bronze, die wir als dem
gebildeten Kuͤnstler ohnehin bekannt voraussezen. A. d. Ueb.).
Man hat behauptet, daß korinthisches Erz vorzuͤglich wegen des beigemengten
Goldes und Silbers hoͤchst kostbar waͤre, und daß diese Metalle bei
dem Braͤnde von Korinth dem Kupfer beigemengt wurden; allein, diese Sage muß
allen Glauben verlieren, wenn man bedenkt, daß korinthisches Erz lang vor Korinth's
Zerstoͤrung beruͤhmt war, und daß Zusaz von Gold und Silber zu Bronze
eben so unnuͤz ist, als zu Gloken, bei welchen man diese Metalle ehevor
fuͤr unentbehrlich hielt.
Je nachdem nun das Erz in den Kuͤnsten zu verschiedenen Zweken, zu
Statuͤen, Medaillen, Kanonen, Pumpen, Haͤhnen, Gloken, Cymbalen,
Gonys, Inschriften, Uhrgehaͤusen etc. angewendet wird, muͤßen die
Verhaͤltnisse dieser Mischungen verschieden, zugleich aber auch immer
dieselben seyn, wenn man immer dieselben Resultate erhalten will. Chemische Analyse
kann hier allein unsere Fuͤhrerin seyn, und diese muß an die Stelle der
gewoͤhnlichen Routine der Gießer treten, die so oft bei ihren Operationen
sich taͤuschen. Wir werden in der Folge Gelegenheit haben, auffallende
Beispiele mißlungener Arbeit zu geben, und zu beweisen, daß man hier nichts dem
Zufalle uͤber lassen darf. Am Ende wollen wir auch noch das Verfahren bei der
Analyse des Bronzes erklaͤren.
Statuͤen und Denkmaͤhler aus Erz (Bronze).
Zu diesen wird eine Mischung erfodert, die fluͤssig genug ist, um in die
kleinsten Vertiefungen des Models zu laufen, und dadurch Formen, und zwar mit
glatter ebener Oberflaͤche darzustellen. Sie muß zugleich hart genug seyn, um
zufaͤlligen Stoͤßen und Reibungen widerstehen zu koͤnnen,
welchen solche Gegenstaͤnde in der Reihe der Jahre, fuͤr die sie bestimmt sind,
ausgesezt werden muͤssen. Es ist ferner noch noͤthig, daß diese
Mischung von den Einwirkungen nicht leicht angegriffen wird, welche sie von den
Elementen zu erfahren hat: Luft und Feuchtigkeit bilden gewoͤhnlich einen
Ueberzug uͤber dieselben, welcher sie gegen die Einfluͤsse der
lezteren auf ihr Inneres schuͤzt, so daß diese nie tief eindringen
koͤnnen. Dieser Ueberzug muß indessen sich nicht bloß gleichfoͤrmig
uͤber die ganze Oberflaͤche verbreiten, so daß dadurch der gegossene
Gegenstand in seinem Aeußeren nicht im Mindesten leibet, sondern er muß auch,
obschon er nicht tief eindringt, dauerhaft seyn, und mit der Zeit jene gruͤne
Farbe annehmen, die man als Patine antique so sehr schaͤzt. Dieß
haͤngt aber Alles vorzuͤglich von der chemischen Mischung und den
Verhaͤltnissen der Bestandtheile des Erzes ab, worauf alle großen Gießer
vorzuͤglich Ruͤksicht nahmen. Die Fehler, die bei dem Gusse von
Desain's Denkmale begangen wurden, und die hier im Vorbeigehen erzaͤhlt
werden, liefern einen traurigen Beweis dieser wichtigen Wahrheit, und einen noch
weit traurigeren gibt die Geschichte des Gusses der Sieges-Saͤule auf dem
Plaze Vendoͤme, bei welchem der Staat das hergegebene Erz und der Gießer sein
ganzes Vermoͤgen verlor, weil er nicht auf die Verhaͤltnisse der
Bestandtheile der Kanonen Ruͤksicht nahm, die man ihm zum Gusse dieses
Denkmales gegeben hat. Die oͤsterreichischen und russischen Kanonen waren
naͤmlich nicht so gut, wie die franzoͤsischen, welche gesezlich, aus
90 Theilen Kupfer und 10 Theilen Zinn gegossen werden; sie hielten 98,360 Kupfer;
10,040 Zinn; 0,102 Blei; 0,498 Silber, Zink, Eisen, den Verlust mit eingerechnet.
Der Gießer, der mit dem Erze nicht umzugehen wußte, und dasselbe zu verschiedenen
Malen schmolz, verschlakte einen großen Theil der in dem Erze befindlichen Metalle,
und erhielt in seinen Basreliefs eine Composition aus 89,440 Kupfer, 7,200 Zinn,
3,313 Blei, und 0,047 Silber, Eisen und Zink. Das Resultat hievon war, daß der
Gießer Miß-Metall zusezen mußte, und daß, waͤhrend die obersten Basreliefs
nur 0,100 davon enthielten, die mittleren 0,21 davon in sich faßten. Die Basreliefs
fielen dadurch so schlecht aus, daß der Kuͤnstler, der sie auszusezen bekam,
an 70,000 Kilogramme wegschnizeln mußte, die ihm anheim fielen, nebst 300,000
Franken, die er
fuͤr seine Arbeit hatte. Der Gießer selbst verlor bei dem Gusse dieses
Denkmales den groͤßten Theil seines großen Vermoͤgens, und der
Ungluͤkliche war selbst in Gefahr seine Ehre zu verlieren, haͤtten die
franzoͤsischen Chemiker nicht dargethan, daß bloß Mangel an
gruͤndlichen Kenntnissen, nicht Veruntreuung, die Ursache dieses traurigen
Resultates gewesen ist. Es wurden naͤmlich zu derselben Zeit, auf Befehl der
franzoͤsischen Regierung, alle Pressen in der Muͤnze aus 200 den
Feinden ab genommenen Kanonen neu gegossen. Dieser Guß gelang vollkommen, weil er
unter Darcet's Leitung geschah, weil man vor her dieses sogenannte Stuͤkgut
genau analysirte, und wußte, was man daran hatte. Diese Pressen koͤnnen als
Meisterstuͤk der Gießerei betrachtet werden, denn sie gelangen, ohne allen
vorausgegangenen Probeguß, auf das erste Mal.
So wenig als die bei dem Gusse von Napoleon's Sieges-Saͤule begangenen Fehler
bisher gehoͤrig bekannt geworden sind, eben so wenig sind es bisher auch
diejenigen, die bei dem Gusse der Statuͤe Heinrichs IV. unterliefen. Der
Minister des Inneren lud Hrn. Darcet ein, die Weise
anzugeben, nach welcher man eine schoͤne Statuͤe erhalten
koͤnnte. Nach Darcet's Rathe versah man sich mit
Probestuͤken von drei der schoͤnsten Statuͤen zu Versailles,
die von den Gebruͤdern Keller gegossen wurden, und
die sich sowohl in Hinsicht auf Gleichfoͤrmigkeit ihrer Mischung, als auf die
pàtine antique auszeichneten. Diese
Probestuͤke wurden im Laboratorium der Muͤnze auf das Genaueste
analysirt, und gaben folgende Resultate:
Nro. 1.
Nro. 2.
Nro. 3.
Mittel:
Kupfer
91,30
91,68
91,22
91,40
Zinn
1,00
2,32
1,78
1,70
Zink
6,09
4,93
5,57
5,53
Blei
1,61
1,07
1,43
1,37
–––––––
–––––––
–––––––
–––––––
100
100
100
100
Hieraus erhellt, daß die Gebruͤder Keller sich
beinahe immer derselben Mischung bedienten. Allein, diese Composition schien der
Regierung zu theuer, und Hr. Darcet bekam den Auftrag,
die zu diesem Guße bestimmten Materialien (naͤmlich die Statuͤe
Napoleons, die fuͤr die Saͤule zu Boulogne bestimmt war, und die dazu
gehoͤrigen Basreliefs, die Statuͤe Napoleons auf seiner
Sieges-Saͤule am Vendome-Plaze, und General Desair's Statuͤe) zu
untersuchen, und zu sehen, wie man mittelst Zusazes von etwas wenigem reinen Kupfer
und Messing dar aus eine schoͤne Statuͤe erhalten koͤnnte. Der
Bildhauer uͤber nahm indessen die ganze Leitung der Operation mit aller
Verantwortlichkeit, und glaubte, er verstuͤnde Metallurgie eben so gut, als
diejenigen Leute, die sie besser verstandenDer Bildhauer schloß den Contract mit 337,870 Franken, den Werth des Erzes
ungerechnet, ab, und es hieß in dem Contracte: „daß, um alle
Nachtheile, die sowohl fuͤr die Kunst, als fuͤr die
Regierung entspringen, wenn Kuͤnstler ihre Modelle den Gießern
uͤbergeben, es raͤthlicher und weiser scheint, auch die
metallurgischen Operationen dem Bildhauer zu uͤbertragen. Das
Resultat dieser Idee wird man oben sogleich wahrnehmen koͤnnen.
A. d. O.).
Schon der erste Schritt, den der Bildhauer that, war ein Fehltritt: er glaubte nichts
Besseres thun zu koͤnnen, als den selben Ofen zu waͤhlen, in welchem
die Statuͤe Ludwigs XV. gegossen wurde; er dachte aber nicht daran, daß die
Composition dieser Statuͤe weit leichter schmelzbar war, als jene an Keller's
Statuͤen. Sie enthielt naͤmlich, nach den im Laboratorium der
Muͤnze von den HHrn. Genneau und Alexandre an gestellten Analysen, 82,25
Kupfer, 10,30 Zink, 4,10 Zinn, 2,15 Blei. Es ward ihm unmoͤglich sein Erz in
diesem Ofen zum Schmelzen zu bringen; der Ofen, der nicht gehoͤrig gehizt
werden konnte, oxidirte eine große Menge Zinkes und Zinnes, und machte die
Composition dadurch selbst weniger schmelzbarDieses Erz bestand, wie die Analyse zeigte, aus 95,30 Kupfer, 1,60 Zinn, 3,10
Zink und einer Spur von Blei. A. d. O.), und haͤtte man nicht die gluͤkliche Idee gehabt, eiserne
Zangen anzuwenden, um das zum Theile geschmolzene Erz aus dem Ofen zu ziehen, so
wuͤrde auch dieses sich gesezt haben, und man wuͤrde den ganzen Ofen
haben einreißen muͤssen. Man mußte wieder zu einem Chemiker seine Zuflucht
nehmen, und consultirte Hrn. Darcet. Dieser fand, daß die
Temperatur, bei welcher Keller's Erz schmolz, von jener, bei welcher Stuͤkgut
schmilzt, gar sehr verschieden ist, daß man zuerst diese Temperatur bestimmen
muͤßte; daß dieser Ofen zu wenig Zug hat, und der Schornstein erhoͤht
werden muß; daß man darin fehlte, daß das Erz, das Messing und das Kupfer gleichzeitig in den
Ofen gebracht wurde; daß endlich der ganze Plan des Verfahrens auf gegeben werden
muß.
Der nach Darcet's Plan neuerdings unternommene Guß gelang
vollkommen, und das Erz, welches hiedurch erhalten wurde, hielt, nach der auf der
Muͤnze vorgenommenen Analyse, 87,80 Kupfer, 5,10 Zinn, 6,52 Zink, 0,58 Blei.
Diese Composition war aber bloß fuͤr den Kopf des Koͤniges bestimmt,
und fuͤr den Leib desselben; fuͤr die Beine und fuͤr das Pferd
hatte man eine andere MischungNach den von den HHrn. Chandet und Genneau in Darcet's
Laboratorium an verschiedenen Probestuͤken der Theile dieser
Statuͤe vorgenommenen Analysen enthielten im Durchschnitteder Leib des Koͤniges,die Fuͤße desselben,das Pferd,Kupfer93,1289,2789,39Zinn 4,78 5,08 4,71Zink 2,10 3,52 4,87Bleieine Spur 2,13 1,03Die Statuͤe Ludwigs XIV., die Keller im J.
1699 goß, und die 21 Fuß hoch war, und 53,263 Pfund wog, und jene Ludwigs
XV. von 16 Fuß 8 Zoll Hoͤhe, und 60,000 Pfund Schwere, die Gox gegossen hat, wurden beide aus einem Gusse
gegossen. A. d. O.). Indessen fiel der Guß dieser Theile der Statuͤe weniger
gluͤklich aus: der Leib ward voll Blasen; der Guß des Pferdes mißlang
gaͤnzlich, und zog sich so sehr in die Laͤnge, daß die dazu gebethenen
Prinzen denselben gar nicht erwarten konnten. Die Ursache hievon war die
Ungleichheit der angewendeten Compositionen, wodurch die Masse nicht gehoͤrig
fluͤssig wurde, und die unteren Theile des Modelles des Pferdes nicht mehr
erreichen konnte.
Ueberdieß verkaufte dieser Bildhauer noch an die HHrn. Boegue und Comp., Erz- und Kupfergießer etc.
mehr als 28,000 Abfall, Oxid etc., das Pfund zu 60 Centimen.
Es erhellt also aus obigen Geschichten nur zu deutlich, daß, wo es sich um
Denkmaͤhler aus Erz handelt, die unserer heutigen Fortschritte in den
Kuͤnsten werth und wuͤrdig seyn sollen, der chemische Theil der bei
denselben noͤthigen Operationen nicht einem bloßen Gießer oder Bildhauer
uͤberlassen werden darf, sondern einem Chemiker uͤbertragen werden
muß.
Medaillen aus BronzeAus Gill's
technical Repository. Jul. 1823. S. 44.. Wir verstehen hierunter jene Medaillen, welche entweder aus reinem Kupfer,
oder aus Kupfer mit verschiedenen Mengen von Zinn, und zuweilen auch von Blei und
Zink verfertigt werden. Diese Medaillen, deren Erfindung in die Zeiten der
Bluͤthe Griechenlands faͤllt, werden noch in bedeutender Menge in den
Sammlungen der Freunde des Alterthums gefunden. Unter den aͤltesten dieser
Medaillen sind diejenigen am besten erhalten, die aus wahrem Bronze, d.h., aus
Kupfer und Zinn verfertigt sind, und nebenher einige Hunderttheile anderer Metalle
beigemengt haben; unsere neueren Medaillen hingegen die bei feierlichen
Gelegenheiten geschlagen werden, wie bei Errichtungen oͤffentlicher
Denkmaͤler, wissenschaftlicher Entdekungen, und uͤberhaupt bei
Begebenheiten, deren Andenken man erhalten will, sind, so vor trefflich auch die
Arbeit an denselben in Hinsicht auf Composition und Reinheit der Zeichnung seyn mag,
bloß aus reinem Kupfer, und stehen, in Bezug auf chemische Mischung, verglichen mit
den Medaillen der Alten, weit hinter denselben zuruͤk.
Die Absicht, die die Kunst der Numismatik bei diesen Medaillen hat, ist, durch sie
das Andenken gewisser Begebenheiten selbst noch nach dem Untergange der Reiche auf
kuͤnftige Generationen zu bringen, damit diese auch in Vergessenheit
gerathene Ereignisse entdeken und die wahre Epoche derselben mit Sicherheit finden
moͤgen. Ein Koͤrper, der hart genug ist, um der Reibung zu
widerstehen, der unter den verschiedensten Umstaͤnden nur wenig leidet, und
dessen Werth zugleich so gering ist, daß er die Geldgierde nicht zu reizen vermag,
besizt die geeignetesten Erfodernisse zu einer langen Erhaltung; und dieser
Koͤrper ist der eigentlich sogenannte Bronze, wie dieß durch die Erfahrung
von Jahrtausenden und durch chemische Analyse antiker Bronze hinlaͤnglich
erwiesen ist.
Es muß bei dieser Lage der Dinge, allerdings befremden, daß wir in unseren Tagen die
Anwendung des Bronzes bei Verfertigung der Medaillen aufgeben und Kupfer
dafuͤr anwenden konnten; ein Metall, auf welchem das Gepraͤge durch
Reibung so leicht verschwindet, und das, als Muͤnze oder Medaille unter der Erde vergraben, in
wenigen Jahrzehenden mehr leidet, als die Bronze der aͤltesten Zeiten nicht
gelitten haben.
Die Kunst, Medaillen aus Bronze zu verfertigen, wurde im 16ten Jahrhunderte von den
Baduanern aus dir Vergessenheit hervorgerufen, und ging wieder verloren: seit der
Errichtung der Muͤnze in Frankreich unter Heinrich II. wurde ausschließlich
feines Kupfer hiezu verwendet. Offenbar war es nicht die Chemie, die bei dieser
Auswahl des Materiales als Leiterin diente; man wollte die Alten nur in der
Vollendung ihrer Arbeit und in der Farbe des Bronzes nachahmen. Die
Haͤmmerbarkeit des Kupfers erleichterte die Verfertigung der Medaillen, und
veranlaßte daher, daß man dieses Materiale vorzog: Ge wohnheit hat hierauf durch
mehrere Jahre den Gebrauch desselben, wenn man so sagen darf, geheiligt.
Die chemische Analyse der antiken Bronze hat erwiesen, daß Zinn stets und immer
jedoch nicht immer in demselben Verhaͤltnisse, in denselben vorkommt: man
findet es von 5 bis zu 12 Hunderttheilen als Beschikung. Die Hrn. Mongez und Dizi haben (in den
Annales de Physique) noch groͤßere
Verschiedenheiten gefunden. Hr. Jeuffroy hat bei seinen
Versuchen uͤber Verfertigung der Bronzemedaillen sehr merkwuͤrdige
Resultate erhalten.
Hr. D'Arcet (dem wir bereits sehr wichtige Beobachtungen
uͤber diese Beschikung verdanken) veranlaßte Hrn. Chaudet eine Reihe von Versuchen anzustellen, um die Kunst der
Bronze-Medaillen-Verfertigung wieder zu entdeken, und dieser Ehrenmann zeigte in
einer im Jahre 1817 (Annales di Chimie VI. Bd.)
erschienenen Abhandlung, daß er dem Ziele sehr nahe gekommen ist, verzweifelte
jedoch an der Moͤglichkeit Bronze-Medaillen zu verfertigen, zu deren
Beschikung mehr als fuͤnf Hunderttheile Zinn kommen sollten.
Hr. de Puymaurin, der sich unter den guͤnstigsten
Umstaͤnden befand, stellte, auf Einladung der HHrn. Mongez und D'Arcet, eine Menge Versuche an, um
zu demselben Zweke zu gelangen, und es scheint, daß er die ihm gegebene Aufgabe
vollkommen geloͤset hat. Ich werde hier aus einer Abhandlung, die er der
Academie des Sciences am 2. Decemb. 1822
uͤberreichte, die Haupt-Momente seines neuen Verfahrens im Auszuge
vorlegen.
(Fortsezung folgt.)