Titel: | Erklärung des dem Jakob Perkins, Mechaniker, ehevor zu Philadelphia in den vereinigten Staaten, gegenwärtig in der City von London, Fleetstreet, auf gewisse Verbesserungen an Dampfmaschinen (zum Theile von einem im Auslande wohnenden Fremden mitgetheilt) ertheilten Patentes dd. 10. Dec. 1822. |
Fundstelle: | Band 12, Jahrgang 1823, Nr. XXIX., S. 129 |
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XXIX.
Erklärung des dem Jakob Perkins, Mechaniker, ehevor zu
Philadelphia in den vereinigten Staaten, gegenwärtig in der
City von London, Fleetstreet, auf gewisse Verbesserungen an
Dampfmaschinen (zum Theile von einem im Auslande wohnenden Fremden mitgetheilt)
ertheilten Patentes dd. 10. Dec. 1822.
Aus dem Repertory of Arts Manufactures and
Agriculture. N. 256. Sept. 1823. S. 202.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.Wir haben in dem vorigen Hefte alle, in den neuesten Journalen Englands
vorkommenden Notizen uͤber Perkins's neue
Dampfmaschine gesammelt. Das Patent, welches Hr. Perkins sich geben ließ, hat aber noch kein Journal in Extenso mitgetheilt. Wir legen dasselbe, um
uͤber diese Erfindung alles mitgetheilt zu haben, was daruͤber
bekannt gemacht wurde, hier unseren Lesern, mit Hinweglassung der Kanzlei- oder
Schreiber-Schnoͤrkel, in einer buchstaͤblich getreuen Uebersezung
und genau copirten Abbildung vor. D.
Perkins's Verbesserungen an Dampfmaschinen.
Meine Verbesserungen bestehen darin, daß ich Wasser oder eine
andere Fluͤssigkeit oder Fluͤssigkeiten zur Dampf-Erzeugung
fuͤr Dampf-Maschinen in einem Gefaͤße oder in mehreren Gefaͤßen
hize, welche waͤhrend der Heizung mit diesem Wasser oder mit diesen
Fluͤssigleiten erfuͤllt, und zugleich unter Druk erhalten werden, und
welche ich zuweilen statt des gewoͤhnlichen Dampfkessels gebrauche, und den
Erzeuger (generator) nenne. Durch diese Vorrichtung
erzeugt man mit einer weit geringeren Menge Feuer-Materiales Dampf, als bei den
gewoͤhnlichen Kesseln der Dampfmaschinen von gleicher Staͤrke bisher
nicht moͤglich war. Ich erklaͤre ferner, daß meine Verbesserungen darin bestehen, daß das
auf obige Weise erhizte Wasser, oder die erhizte Fluͤssigkeit oder
Fluͤssigkeiten unter dem oben erwaͤhnten Druke entweicht, und auf
einmal aus dem Erzeuger in die Dampfroͤhre gelangt, wo es zu Dampf wird, und
in dieser Form in den Cylinder oder irgend eine mir der Dampfmaschine verbundene
Lage tritt, ohne daß eine Dampf-Kammer oder ein anderer Dampfbehaͤlter
noͤthig waͤrt. Ferner, daß meine Verbesserungen darin bestehen, daß
ich die Einweichung des Wassers oder der Fluͤssigkeit oder der
Fluͤssigkeiten dadurch bewirke, daß ich Wasser oder eine andere
Fluͤssigkeit oder Fluͤssigkeiten in den Erzeuger eintreibe, und
denselben dadurch in jenem Zustande von Fuͤlle erhalte, welcher fuͤr
meine Erfindung noͤthig ist; und ferner noch, daß ich obige Verbesserungen
zur Dampferzeugung fuͤr Dampfmaschinen im Allgemeinen anwende, der Dampf mag
entweder durch die Dampf-Roͤhre, ohne Dampfkammer, wirken, oder in einem
Behaͤlter oder in einer Dampfkammer gesammelt werden, und von dort aus auf
den Staͤmpel wirken, oder zum Heizen des Wassers bei den gewoͤhnlichen
Dampfmaschinen oder zu irgend einem Zweke bei demselben dienen. Ich erklaͤre
endlich, daß die hier beschriebene Methode, nach welcher meine Erfindung
ausgefuͤhrt wird, unter allen, mir bisher bekannt gewordenen, Methoden die
beßte ist, so wie sie durch folgende Zeichnung und Beschreibung auch deutlich
erklaͤrt ist.
Fig. 1. Tab.
IV. stellt meine oben beschriebenen Verbesserungen dar. AA ist das starke Gefaͤß, welches ich den Erzeuger nenne, und
welches hier als aus Kupfer oder irgend einem andern schiklichen Metalle in
ungefaͤhr drei Zoll Maͤchtigkeit verfertigt dargestellt ist. Nach
diesem Maßstabe richten sich die uͤbrigen Theile in dieser Zeichnung. Dieses
Gefaͤß wird in einem Ofen gehizt, und kann statt des gewoͤhnlichen
Kessels in den Dampfmaschinen gebraucht werden. Oben auf dem Erzeuger ist eine
Dampf- oder Auslaß-Kappe, auf welche der Hebel L, und
das Stellgewicht W wirkt. Die Klappe V steht mit der Dampfroͤhre 8 in Verbindung,
welche hier als gerade uͤber der Drossel-Klappe abgeschnitten vorgestellt
ist. B ist eine Sicherheitsroͤhre, an deren Ende
ein Zeiger, F sich befindet.
Diese Sicherheitsroͤhre ist also immer nach dem Erzeuger hin offen. G ist die Speisungs- oder Einsprizungs-Roͤhre,
die aus der Drukpumpe P, welche von einem weiter unten
zu beschreibenden Apparate getrieben wird, nach dem Erzeuger fuͤhrt. Um nun
Dampf zu erzeugen, muß das Gefaͤß mit Wasser, oder mit einer anderen
Fluͤssigkeit oder mit Fluͤssigkeiten von der Pumpe P aus gefuͤllt, und mittelst eines Ofens, oder
auf eine andere Weise, erhizt werden, waͤhrend die Dampf- oder Auslaß-Klappe
V durch das Gewicht VV einen groͤßeren Druk erleidet, als jener des Dampfes ist, der
aus diesem Wasser, oder aus dieser Fluͤssigkeit oder aus diesen
Fluͤssigkeiten, waͤhrend seiner Bildung erzeugt wird. Nachdem das
Wasser oder die Fluͤssigkeit (oder die Fluͤssigkeiten) in dem Erzeuger
eine Hize von 4–500° Fahrenheit, mehr oder weniger erlangt hat, wird
noch etwas Wasser oder Fluͤssigkeit (oder Fluͤssigkeiten) in den
Erzeuger eingepumpt, und zwar so. viel als nothwendig ist, um einen Theil des
bereits in dem Erzeuger erhizten Wassers unter der mit dem Gewichte beschwerten
Klappe V in die Dampf-Roͤhre auszutreiben, wo er
alsogleich in Dampf verwandelt wird. Damit diese Operation ununterbrochen und
regelmaͤßig fortgesezt werden kann, bringe ich an dem Griffe der Pumpe, P, ein Stellgewicht an.
Diese Pumpe ist eine kleine, mit einem einfachen Zuge wirkende Drukpumpe, mit einem
Gewichte R, welches in der Zeichnung Fig. 1. die Stelle eines
Luftgefaͤßes vertritt, in der Zeichnung Fig. 2. aber weggeblieben
ist. An dem Ende des Griffes der Pumpe ist eine Kette, welche ich mit einer
einfachen Kurbel-Bewegung verbinde: und auf diese Weise wird, durch eine
correspondirende Vorrichtung zwischen der beschwerten Dampf- oder Ablaß-Klappe V, der Drosselklappe, die man nicht der Muͤhe
werth fand zu zeichnen, und des Gewichtes an dem Griffe der Pumpe, P, eine gewisse Menge Wassers bei jedem Druke der Pumpe
in den Erzeuger getrieben, und eine verhaͤltnißmaͤßige Menge unter der
mit dem Gewichte beschwerten Klappe V zur Dampfbildung
ausgetrieben.
Die Zeichnung Fig.
2 zeigt meine Erfindung in einer anderen Form, und unter einer anderen
Anwendung: sie ist hier naͤmlich so dargestellt, als ob sie bloß das Wasser
in dem Kessel einer gewoͤhnlichen Dampfmaschine heizen, und bloß Feuer ersparen sollte.
Dieselben Buchstaben bezeichnen in dieser Figur aͤhnliche
Gegenstaͤnde, wie in Fig. 1. C stellt einen Theil einer Roͤhre dar, die in den
gewoͤhnlichen Siedekessel einer Dampfmaschine leitet. Da weder die
Materialien, die ich bei meinen Verbesserungen anwendete, noch die genauen
Groͤßen-Verhaͤltnisse der einzelnen Theile derselben
Gegenstaͤnde sind, auf welche ich ein ausschließliches Privilegium in
Anspruch nehme, so beschrieb ich nur diejenigen, die ich am vortheilhaftesten fand;
ich nehme auch keine besondere Formen der verschiedenen mechanischen Mittel, deren
ich mich bediene, in Anspruch, sondern bloß die Verbindung solcher und
aͤhnlicher, die meine Verbesserungen wirklich zu Stande bringen, welche ich
oben beschrieben habe, und auf welche ich ein ausschließliches Privilegium in
Anspruch nehme. Ich habe auch nur jene Theile in diesen Zeichnungen hier
dargestellt, welche meine Erfindung betreffen, da die verschiedenen Arten, meine
Verbesserungen mittelst einer Dampfroͤhre anzuwenden, zu bekannt sind, als
daß sie hier einer besonderen Beschreibung beduͤrften. Da mein Erzeuger in
den verschiedensten Arten von Oefen geheizt werden kann, so habe ich keinen
derselben besonders beschrieben; derjenige aber, dessen ich mich bediente, und den
ich am beßten gefunden habe, ist ein Kuppel-Ofen mit einem Zuge. Die in Fig. 1
beschriebene Sicherheitsroͤhre, der Weiser und die Drukpumpe sind, jedes
fuͤr sich, nicht neu, aber mit diesen und aͤhnlichen Vorrichtungen
bilden sie eine fuͤr meine Erfindung noͤthige Verbindung, und ich
nehme sie daher als mein ausschließliches Privilegium fuͤr folgende
Verbesserungen in Anspruch: 1tens, auf Hizung von Wasser oder Fluͤssigkeit
oder Fluͤssigkeiten zur Dampft Erzeugung in einem oder in mehreren
Gefaͤßen (waͤhrend des Hizens), welche davon erfuͤllt sind, und
zwar unter einem Druke, der groͤßer ist, als die Expansivkraft des Dampfes,
der von diesem Wasser oder von dieser Fluͤssigkeit, oder von diesen
Fluͤssigkeiten waͤhrend seiner Erzeugung erzeugt wird. 2tens, auf
Austreibung dieses Wassers oder dieser Fluͤssigkeit oder
Fluͤssigkeiten, nach obenerwaͤhnter Erhizung, unter dem oben
beruͤhrten Druke, und Durchfuͤhrung desselbendesseben aus dem Erzeuger in das Dampfrohr, wo es in Dampf verwandelt wird, und in
dieser Gestalt entweder in den Cylinder oder in irgend eine mit der Dampfmaschine
verbundene Lage kommt, ohne daß eine Dampfkammer oder ein Dampfbehaͤlter
noͤthig waͤre. 3tens, auf die Art, wie dieses Wasser oder diese
Fluͤssigkeit (oder Fluͤssigkeiten) auf obige Weise ausgetrieben
werden, d.h., indem man Wasser oder Fluͤssigkeit (oder andere
Fluͤssigkeiten) so lang in den Erzeuger treibt, bis der Druk gegen die
Auslaß-Klappe dieselbe hebt, indem die Klappe beladen ist, daß sie sich nur durch
den oben erwaͤhnten außerordentlichen Druk hebt; 4tens, auf allgemeine
Anwendung dieses Wassers oder anderer Fluͤssigkeit oder
Fluͤssigkeiten, die auf obige Weise erhizt wurden, und des dadurch erzeugten
Dampfes, mag nun derselbe durch ein Dampfrohr ohne Dampfkammer und Behaͤlter
zur unmittelbaren Einwirkung auf den Staͤmpel, oder in einem Behaͤlter
oder in einer Dampfkammer gesammelt werden, und dann erst auf den Staͤmpel
wirken, oder bloß das Wasser hizen, um Dampf zu erzeugen, oder zu irgend einem oder
dem anderen Zweke; vorausgesezt, daß derselbe sich auf Dampfmaschinen bezieht. Alle
diese Verbesserungen sind nach meinem beßten Wissen und Gewissen ganz neu, und
wurden in diesen Koͤnigreichen bisher niemals angewendet, und diese
Erklaͤrung ist in jeder Hinsicht vollkommen, ohne alle Entstellung und ohne
allen Ruͤkhalt, weßwegen ich ein ausschließliches Recht und Privilegium auf
meine Erfindung in Anspruch nehme.