Titel: | Ueber eine besondere Methode zu löthen, deren sich die Email-Uhrblätterfabrikanten bedienen. |
Fundstelle: | Band 12, Jahrgang 1823, Nr. XLI., S. 225 |
Download: | XML |
XLI.
Ueber eine besondere Methode zu löthen, deren
sich die Email-Uhrblätterfabrikanten bedienen.
Aus Gill's technical Repository. Nro. 19. S.
57.
Gill, über eine besondere Methode zu löthen.
Diese Fabrikanten, die ihre Uhrblaͤtter aus
duͤnn gerolltem und auf beiden Seiten emailirten Kupfer verfertigen, bedienen
sich einer sehr sinnreichen Methode die kurzen kupfernen Zapfen an dem Ruͤken
derselben, durch welche diese auf der Gestellplatte der Taschen-Uhren befestigt
werden, aufzuloͤthen.
Diese Zapfen muͤssen mit hartem Lothe aufgeloͤthet werden;
wuͤrden die Arbeiter aber das gewoͤhnliche Zinnloth hierzu gebrauchen, so wuͤrde das
Email uͤberall von den geloͤtheten Stellen abspringen: sie erdachten
sich daher folgende wohlfeile und bequeme Methode.
Die Zapfen sind von Kupferdraht und mit Silber plattirt.
An den Stellen, auf welchen sie auf den Platten zu stehen kommen, (die vorher
mittelst einer Saͤure gehoͤrig gereinigt werden mußten,) werden mit
einem scharfen Instrumente vier Striche eingekrazt, zwei derselben naͤmlich
parallel und so weit von einander entfernt, als der Durchmesser des Drahtes lang
ist, und die zwei underen quer unter rechten Winkeln uͤber die
uͤbrigen. Dadurch entstehen vier Wuͤlste, welche eine vierekige
Einfassung bilden, die den Zapfen an seiner Stelle haͤlt. Sie mengen hierauf
gepuͤlverten, und seines Kristallisationswassers beraubten Borax mit Wasser
zu einem Teige, tauchen den Fuß eines jeden dieser Zapfen in denselben, und
befestigen ihn an seiner Stelle an der Ruͤkseite der Platte. Die Platte wird
hierauf auf ein Stuͤk Holzkohle gelegt, welche der Arbeiter in seiner linken
Hand haͤlt, und der Flamme des Loͤthrohres ausgesezt, mit der
Vorsicht, daß die Hize Anfangs, oder bis der Borax troken ist, und die Zapfen an
ihrer Stelle befestigt sind, sehr maͤßig ist; spaͤter wird hierauf die Hize verstaͤrkt, bis das Silber
schmilzt, von den Draͤhten abfließt, und so die Zapfen fest an die Platte
loͤthet.
Die Flamme darf nicht geradezu auf die Fuͤße der Zapfen hingeblasen werden,
die so frei als moͤglich davon bleiben muͤssen, sondern nur an ihre
oberen Enden hin und muß auf die benachbarten Theile der Platte wirken.
Wir glauben, daß diese sonderbare Manier zu loͤthen, die bisher bloß auf die
Zifferblaͤtter angewendet wurde, sich auch bei anderen Arbeiten
benuͤzen laͤßt: wenigstens lohnte es fuͤr jeden Fall eines
Versuches.
Wir verdanken die Bekanntmachung dieses sinnreichen, und lang geheim gehaltenen
Verfahrens dem Hrn. Edmund Turrell.