Titel: | Ueber Einrichtung der Kamine mit Thürchen in Zimmern. Von N. Arnott, M. D. |
Fundstelle: | Band 12, Jahrgang 1823, Nr. XLIII., S. 230 |
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XLIII.
Ueber Einrichtung der Kamine mit Thürchen in
Zimmern. Von N.
Arnott, M. D.
Aus dem Journal of Science and the Arts im
Repertory of Arts,
Manufactures etc. October 1823. S. 292. (im Auszuge.)
Arnott, über Einrichtung der Kamine mit Thürchen.
Hr. Dr. Arnott wuͤnschte fuͤr seine Kranken eine
gleichfoͤrmige Temperatur und Vermeidung aller Zugluft zu erhalten, und
brachte daher einen metallnen Rahmen mit Glas oder ein Fenster vor dem Feuer an,
welches genau in das Kamin-Gesimse paßte, so daß alle Verbindung zwischen dem Zimmer
und dem Feuerherde luftdicht abgeschlossen war: die Luft wird zur Unterhaltung des
Feuers von Außen durch eine eigene Roͤhre zugefuͤhrt.
„Um die Wirkung dieser Vorrichtung“ sagt er
„gehoͤrig zu begreifen, muß man wissen, daß die durch das Feuer
auf dem Herde eines gewoͤhnlichen Kamines erzeugte Hize zum Theile wie
Licht in das Zimmer ausstrahlt, zum Theile mit dem Rauche durch den Schornstein
hinaus faͤhrt. Die Hize, die in die Stube gelangt, betraͤgt, gegen
die gewoͤhnliche Meinung, wahrscheinlich nicht mehr als den vierten Theil
der gesammten entwikelten Hize; allein, selbst weniger Hize noch wuͤrde
zureichen, in dem Zimmer die verlangte Temperatur hervorzubringen, wenn man nur
alle Waͤrme zuruͤkhalten koͤnnte. Der starke Zug in dem
Schornsteine fuͤhrt aber die Hize, d.h. die erwaͤrmte Luft in dem
Zimmer, eben so schnell wieder fort, so daß man annehmen kann, daß alle
erwaͤrmte Luft eines Zimmers durch einen gewoͤhnlichen
Schornstein, und bei der gewoͤhnlichen Schnelligkeit des Rauches, in
weniger dann einer halben Stunde durch den Schornstein hinaus
geht.“
Das glaͤserne Fenster, welches er vor dem Kamine anbringt, hindert dieses
Entweichen der Hize durch den Schornstein, und obschon das Glas Anfangs ein
Hinderniß fuͤr die strahlende Hize ist, die von dem Feuer ausfaͤhrt,
so wird dieser Nachtheil spaͤter durch das Zuruͤkhalten der
Waͤrme im Zimmer aufgewogen.
„So wie wir unsere Zimmer gegenwaͤrtig heizen,“ sagt er,
(d.h. mit Kaminen
oder mit Oefen mit Thuͤrchen, die sich in die Stube oͤffnen; unseren
deutschen Oefen ohne Thuͤrchen ertheilt er eben so großes als gerechtes Lob)
„sind sie einem Gefaͤße mit Wasser aͤhnlich, das unten
ein Loch hat, und durch welches das Wasser immerdar ablaͤuft,
waͤhrend man ohne Unterlaß bemuͤht ist, dieses Wasser durch Hize,
die bei dem Loche und ringsumher auf dasselbe hinstrahlt, zu erwaͤrmen.
Das heißeste Wasser wird immer zuerst auslaufen muͤssen, weil es der
Oeffnung am naͤchsten liegt, durch welche die Hize kommt; und um das
Gefaͤß voll zu erhalten, kommt immer frisches kaltes Wasser durch eine
oder durch mehrere Oeffnungen in den Waͤnden desselben hinein. Es
wuͤrde in der That eine sehr große Hize noͤthig seyn, um die
Temperatur eines solches Gefaͤßes bedeutend zu erhoͤhen, und es
ist offenbar, daß man mit keiner auf diese Art angebrachten Hize das Wasser in
demselben gleichfoͤrmig erwaͤrmen kann.“
„Man koͤnnte vielleicht sagen, ich haͤtte die Menge der
Waͤrme, die von dem Herde des Kamines in das Zimmer ausstrahlt, im
Vergleiche mit jener, die durch den Schornstein hinausfaͤhrt, zu gering
angenommen, da ich sie auf den vierten Theil der ganzen erzeugten Waͤrme
sezte; allein folgende Betrachtungen werden, ohne alle neuen Experimente, meine
Behauptung auf eine entscheidende Weise bestaͤtigen. Hr. Leslie fand bei
seinen Versuchen uͤber Waͤrme, daß ein Metallgefaͤß, mit
Wasser von mittlerer Temperatur gefuͤllt, und in der Luft aufgehangen,
die Haͤlfte seines Waͤrmestoffes durch Ausstrahlung, die andere
Haͤlfte durch Beruͤhrung mit der Luft verliert. Bei einer
hoͤheren Temperatur aber verlor dieses Gefaͤß wegen der vermehrten
Schnelligkeit des Luftzuges, der durch die groͤßere Verduͤnnung
und Ausdehnung der Luft erzeugt wurde, eben so wie in einem kuͤnstlichen
Luftzuge ohne hoͤhere Temperatur, mehr durch Beruͤhrung, als durch
Ausstrahlung. Nun treffen aber bei einem Feuer diese beiden Umstaͤnde,
große Hize und große Schnelligkeit der Luftbewegung, zusammen, und es kommt noch
ein dritter Umstand hinzu, der wichtiger ist, als die beiden vorigen,
naͤmlich der, daß die Oberflaͤche der Beruͤhrung durch die
Luft, die zwischen den Kohlen durchstreicht, außerordentlich vergroͤßert
wird,
waͤhrend die Oberflaͤche der Ausstrahlung, naͤmlich die
aͤußere Oberflaͤche, immer dieselbe bleibt.“
„Es ist ein zu wenig beachteter Umstand bei der Schuͤrung unserer
Feuer, daß die Hize, die in die Stube gelangt, vielmehr mit der Groͤße
der brennenden Oberflaͤche, die dem Zimmer zugekehrt ist, als mit der
Tiefe des Feuers, mit der Groͤße der Hize ruͤkwaͤrts, und
mit der Menge des verbrannten Feuer-Materiales im Verhaͤltnisse steht.
Ich habe hieruͤber Versuche angestellt, die diese Verhaͤltnisse
genau bestimmen sollen, bisher aber zu wenig Musse gefunden, um sie dem Publicum
mittheilen zu koͤnnen: als allgemeines Resultat kann ich indessen soviel
behaupten, daß ein Ziegel oder ein Stuͤk Eisenblech,
ruͤkwaͤrts auf das Feuer gelegt, so daß dasselbe dadurch genau
bedekt und die Verbrennung, außer an der Vorderseite, gehindert wird, die
strahlende Hize gegen das Zimmer eher vermehrt als vermindert, und daß dabei
weit weniger Brennmaterial verbraucht wird.“
Dr. Arnott versieht sein
Fenster vor dem Kamine mit einer Oeffnung, um durch dieselbe Kohlen auf den Herd
bringen und das Feuer anschuͤren zu koͤnnen. Die Ventilirung
laͤßt er durch eine kleine Oeffnung an der Deke geschehen, die in den
Schornstein oder in das Vorhaus fuͤhrt, und nach Belieben geoͤffnet
oder geschlossen werden kann. Uebrigens lassen sich bei dieser Vorrichtung alle
andere an den Kaminen angebrachte Verbesserungen, die Roͤhren mit
erwaͤrmter Luft, die Feuerung von Unten etc. gleichfalls benuͤzen.
Die Vortheile, die Dr. Arnott
bei seiner Vorrichtung findet, sind:
„1tens, Gleichfoͤrmigkeit in der Temperatur der Luft durch das
ganze Zimmer.“
„2tens, Vermeidung aller Zugluft, die bei dem gegenwaͤrtigen Baue
der Kamine, wo das Feuer durch die bei Thuͤre und Fenster eindringende
Luft unterhalten werden muß, unvermeidlich ist, wodurch viele Krankheiten
entstehen.“
„3tens, Ersparung des Brenn-Materiales beinahe um die
Haͤlfte.“
„4tens, allgemeine Erwaͤrmung des ganzen Hauses, wenn alle Kamine
in demselben so vorgerichtet waͤren.“
„5tens, vollkommene Beseitigung alles Rauches und Staubes und aller
Feuersgefahr.“
Er meint, daß Kamine mit dieser Vorrichtung Vorzuͤge vor den deutschen Oefen
besizen, indem man das Feuer brennen sieht, und den unangenehmen Ofengeruch dabei
vermeidet.