Titel: | Ueber Aufbewahrung der Turnips-Wurzeln, so daß man Vieh damit noch im Februar, März und April füttern kann. Von den HHrn. Cowley und Staines, Wundärzten zu Winslow, Bucks. |
Fundstelle: | Band 12, Jahrgang 1823, Nr. XLV., S. 237 |
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XLV.
Ueber Aufbewahrung der Turnips-Wurzeln, so daß
man Vieh damit noch im Februar, März und April füttern kann. Von den HHrn. Cowley und Staines, Wundärzten zu
Winslow, Bucks.
Aus den Transactions of the Society for the Encouragement of
Arts etc.
Repertory of Arts,
Manufactures etc. Oct. 1823. S. 286.
(Die HHrn. Cowley und
Staines erhielten fuͤr diese Mittheilung die
goldne Medaille.)
Cowley und Staines, über Aufbewahrung der
Turnips-Wurzeln.
Die beiden Felder, auf welche wir unsere Turnips bauten, maßen
etwas mehr als 4 Acres, ohne Zaͤune etc. Der Boden derselben war trokener
Lehmen, und in gutem Zustande, obschon nicht auf Turnips geduͤngt: er war nur
zweimal gepfluͤgt: einmal im vorigen Herbste, das andere Mal im
Fruͤhlinge.
Zwischen dem 10ten und 15ten des lezten Mai-Monates wurde der Saame 21 Zoll weit und
ungefaͤhr einen Zoll tief gedrillt. Wir brauchten beinahe 9 Pfund Saamen, in
der Hoffnung, daß der Ruͤben-Fliege (Turnip-Fly)Der Linne'sche Name waͤre verstaͤndlicher gewesen. A. d.
Ueb. Pflaͤnzchen genug entgehen wuͤrden. Wirklich ging der Saame freudig
und in Menge auf; allein das Insect, das bald seine Verheerungen begann,
zerstoͤrte deren soviele, daß wir anders woher Pflanzen kommen lassen mußten,
ehe alle leeren Plaͤze durch neue Sezlinge ausgefuͤllt werden konnten.
Dieß geschah zwischen dem 3ten und 7ten Julius unter guͤnstigem Regen; da
aber am lezten Tage der Verpflanzung sehr trokene Witterung einfiel, so
verungluͤkten viele Pflanzen, und die Ernte ward am Ende bedeutend
schlecht.
Am 10ten November fingen wir an, die Ruͤben auszuziehen, die vor Ende dieses
Monates alle heimgefuͤhrt wurden. Die Aeker wurden mit Weizen bestellt, der
jezt sehr schoͤn steht. Wir zogen die Ruͤben so fruͤh aus, um
zu zeigen, daß man nach unserem Plane, auf Ruͤben Weizen bauen kann, und in
der Hoffnung, die Gesellschaft fuͤr denselben zu interessiren.
Ein Mann und zwei Jungen wurden verwendet, das Gruͤne wegzuschneiden, dabei
aber die Wurzeln selbst nicht anzugehen. Sie hatten den besonderen Auftrag, die
Krone nicht wegzunehmen, und am Halse nichts zu beschaͤdigen, wenn gleich
lezterer sehr lang seyn sollte. Diese Vorsicht war hoͤchst noͤthig,
weil uͤberall, wo wir Turnips, Moͤhren, rothe Ruͤben oder
Mangold verderben sahen, diejenigen Stuͤke derselben, die keine Kronen
hatten, am schnellsten und am haͤufigsten verdarben. Die Ursache, warum
solche verstuͤmmelte Wurzeln mehr zum Verderben geneigt sind, schien uns
einer vorzuͤglichen Untersuchung werth, und wir schenkten daher dieser Sache
einige Aufmerksamkeit. Wir erlauben uns die Resultate mehrerer Untersuchungen hier
vorzulegen.
Wir sind der Meinung geworden, daß Wunden, an irgend einer Stelle
ruͤbenartiger Wurzeln angebracht, die Neigung derselben zum Verderben
vermehren; allein die Wirkung derselben ist, verglichen mit der Wegnahme der Krone,
immer noch sehr langsam und unsicher. An der Krone sind die Blaͤtter mit der
Ruͤbe verbunden, und, etwas innerhalb der Rinde des lezteren, faͤngt
eine kuͤnftige Trennung an einem Puncte an, der durchaus nicht von der
Laͤnge des Blattstieles abhaͤngt, die man bei dem Abscheiden der
Blaͤtter uͤbrig laͤßt. Diese Puncte kann man deutlich als
kleine Hoͤhlungen wahrnehmen, wenn man eine Turnip untersucht, deren Krone
sich in einen Hals verlaͤngert. Die Blaͤtter der Ruͤbe sind naͤmlich
einjaͤhrig, waͤhrend die Ruͤbe selbst zweijaͤhrig ist.
Die Blaͤtter des ersten Jahres kommen waͤhrend des ersten Sommers und
in dem darauf folgenden Winter. Im folgenden Fruͤhlinge, die Ruͤben
moͤgen in der Erde bleiben, oder auf Haufen geschichtet oder nach Hause
gefahren werden, kommt ein neuer Trieb von Blaͤttern aus den meisten dieser
Augen oder Vertiefungen genau auf dieselbe Weise zum Vorscheine, wie sich
Blaͤtter aus den Knospen der Baͤume im folgenden Fruͤhjahre
bilden.
Die Erzeugung dieses Triebes ist, wie es uns scheint, ein großes Vorbeugungsmittel
gegen das Verderben der Wurzel; denn da die leztere immer fort lebt, so muß die
Function des Athemholens in der Rinde und in den Blaͤttern immer vor sich
gehen, und die Blaͤtter werden, da sie jung sind, diese Function in einem
bedeutenden Umfange ausuͤben. Dieß ist der Grund, warum wir so sehr auf
Erhaltung der Krone dringen, deren Thaͤtigkeit uns so wesentlich scheint, da
sie die Rudimente jener Knospen enthaͤlt, die wir als Organe des Athemholens
fuͤr so wichtig halten.
Nachdem die Blaͤtter weggeschafft wurden, wurden soviele Turnips zusammen
geworfen, als in einem Kreise von 12 Fuß (4 Yards) im Durchmesser leicht neben
einander liegen konnten, und Buͤndel von Weizen-Stroh (Yealons) so, wie man,
sie zum Bedeken der Daͤcher braucht, aber laͤnger, diker und mit
weniger Genauigkeit verfertigt. Hierauf wurden vier duͤnne lange Stangen,
jede drei Fuß weit von dem Haufen, in die Erde eingestekt, so daß sie ein Vierek
bildeten, das an jeder Seite 18 Fuß maß.
Man legte sodann zwei Lagen Strohbuͤndel so auf die Erde, daß sie das von den
Stangen gebildete Vierek einschloßen, und brachte sie in eine solche Lage, daß eine
von einer Stange zu der naͤchsten anderen gezogene Linie sie quer in zwei
gleiche Theile theilte. Man suchte, damit es schneller herging, die groͤßten
Turnips aus, und legte sie in einer einfachen Reihe laͤngs der Mitte der
Strohbuͤndel in Eine Linie mit den Stangen, die als Leiter zur
gehoͤrigen Bildung der Reihe dienten. Nun wurde die obere Lage der
Strohbuͤndel uͤber die Turnips geschlagen, und ein Junge legte eine zweite Reihe
kleinerer Turnips unmittelbar in die erste, um die Enden der Strohbuͤndel
niederzudruͤken und zu halten. Nachdem nun korbvollweise Turnips solang
hinein geworfen wurden, bis dadurch ein sanfter und regelmaͤßiger Abhang
gegen den urspruͤnglich angelegten Haufen entstandentstund, legt man wieder zwei Lagen von Strohbuͤndeln auf, und
faͤhrt auf obige Weise fort, bis ungefaͤhr zwei Drittel Turnips
untergebracht sind. Hiedurch wird die Außenseite oder die Wand senkrecht, und so
fest, daß ein Mann auf der Kante derselben herumgehen kann, ohne die Ruͤben
im Mindesten in Unordnung zu bringen. Auf diese Art koͤnnte man den Haufen
bis zu jeder beliebigen Hoͤhe emportreiben.
Das uͤbrig gebliebene Drittel der Ruͤben dient nun um dem Gipfel des
Haufens eine Piramiden-Form zu geben, indem man jede neue Lage sich sanft gegen den
Mittelpunkt hin neigen laͤßt, bis der Gipfel ungefaͤhr vier Fuß breit
wird, wo man ihn dann mit den Abfaͤllen von Stroh zuspizt, und mit einem
flachen Steine dekt. Da jede untere Lage der Strohbuͤndel unberuͤhrt
blieb, so bilden alle diese Lagen zusammen ein so nettes und undurchdringliches
Dach, wie man nur immer eines auf den Scheunen haben kann, und waͤre der
Winter auch noch so strenge gewesen, so wuͤrde, wie wir glauben, die dike und
dicht anliegende Strohbedekung die Ruͤben hinlaͤnglich vor dem Froste
geschuͤzt haben.
Zwischen dem 5. und 10. Hornung kauften wir sechs Kuͤhe, die gelt gingen, um
sie mit diesen Turnips zu fuͤttern. Eine derselben starb durch einen Zufall;
die uͤbrigen wurden bis heute, mit Ausnahme zweier, wovon eine am 5. des
laufenden Monats, die andere den 16. verkauft wurde, bis zu welcher Zeit beide
gleichfalls bloß diese Turnips fraßen, mit diesen Turnips gefuͤttert.
Als wir im Maͤrz die Bedingungen der Gesellschaft neuerdings durchlasen,
fanden wir, daß Fuͤtterung der Schafe mit Turnips eine Hauptbedingung war:
Wir kauften also im Maͤrz zwei Widder zu den Kuͤhen, um sie
gleichfalls mit den Turnips zu fuͤttern.
Der Turnips-Haufen ward am 6. Februar eroͤffnet: man fand alle Ruͤben
vollkommen gesund, und obschon sie so naß als moͤglich waren, da man sie aufschichtete,
fand man doch die Erde auf derselben vollkommen troken. Dieß mag vielleicht die
Ursache erklaͤren, warum sie so wenig auswuchsen, obschon der Winter
aͤußerst mild war, und sie schon fruͤhe aufgeschichtet wurden; diese
Vermuthung wird durch einen Umstand bestaͤtigt, der sich an der untersten
Lage der Ruͤben zeigte. Die Ruͤben in der untersten Lage hatten
naͤmlich bedeutend getrieben, und Triebe von ungefaͤhr 6 Zoll gemacht,
waͤhrend die der uͤbrigen Lagen bloß kleine Knospen gebildet hatten,
von welchen einige kaum in 2 Zoll lange Triebe ausgewachsen waren. Hieraus erhellt,
daß man die Haufen nie auf nasser Erde aufschichten, sondern diese mit Stroh oder
Reisern bedeken soll.
Die Kuͤhe nahmen auf dieses Futter sehr schnell zu, und fraßen, nachdem sie
sich daran gewoͤhnt hatten, taͤglich zwei bis drei und einen halben
BushelEin Bushel ist 0,5734 Wiener Mezen. A. d. Ueb.: die Ruͤben wurden gehoͤrig zerkleint, und die Erde, die
allenfalls an einigen hing, abgekrazt. Auch die Schafe wurden um Vieles besser; sie
kamen aber zu spaͤt daran, und da sie zugleich sehr mager waren, so werden
sie noch einiges Gras noͤthig haben, um fuͤr die Schlachtbank zu
taugen.
Da unsere Ernte sehr unregelmaͤßig ausfiel, so koͤnnen wir dieselbe der
Gesellschaft nicht mit der gehoͤrigen Genauigkeit im Durchschnitte angeben,
ohne sie zu messen.
Bei der Messung zeigte es sich, daß sie 986 Bushel betrug, wovon jeder 60 Pfund wog;
dieß gibt im Durchschnitte 1,380 Pfund auf 16 Ruthen (Perches). Die Auslagen betrugen
fuͤr zwei Maͤnner,
fuͤr einen Tag,
2 Shill. 6 Den.
fuͤr zwei Jungen, fuͤr einen
Tag,
8 Den.
–––––––––––
3 Shill. 2 Den.
Die Auslage fuͤr das Ausziehen und Abblaͤttern ward durch den Werth der
Blaͤtter, als Schweinfutter, reichlich ersezt. Man brauchte 17 Centner Stroh,
welches aber durchaus nicht litt, und als Streu fuͤr die Kuͤhe
benuͤzt wurde.
(Wir uͤbergehen die dieser Abhandlung beigefuͤgten Zeugnisse
uͤber die Wahrheit der darin angefuͤhrten Thatsachen).