Titel: | Gewisse Verbesserungen an Destillir-, Siede- und Abdampfungs-Apparaten verschiedener Arten von Flüssigkeiten, worauf Sir Anton Perrier, Knigt zu Cork im K. Irland, sich am 27. Jul. 1822 ein Patent geben ließ. |
Fundstelle: | Band 12, Jahrgang 1823, Nr. L., S. 311 |
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L.
Gewisse Verbesserungen an Destillir-, Siede- und
Abdampfungs-Apparaten verschiedener Arten von Flüssigkeiten, worauf Sir Anton Perrier, Knigt zu Cork
im K. Irland, sich am 27. Jul. 1822 ein Patent
geben ließ.
Aus dem London Journal of Arts Nro. 32. S.
65.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Perrier's Verbesserungen an Destillir-, Siede- u.
Abdampfungs-Apparaten.
Die Absicht bei dieser Erfindung ist, die Fluͤssigkeit,
auf welche waͤhrend der Destillation gewirkt werden soll, langsam uͤber die erhizte
Flaͤche des Kessels abfließen zu lassen, wodurch die geistige Abdampfung
derselben bewirkt und unterhalten wird. Die Menge der Fluͤssigkeit, auf
welche gewirkt werden soll, oder welche waͤhrend einer gegebenen Zeit durch
den Destillir-Apparat gehen soll, so wie die Geschwindigkeit derselben, wird durch
die Bahn des Kreises bestimmt, die sie zu durchlaufen hat; auf diese Weise ist man
auch der vollkommenen Einwirkung des Feuers auf die ganze Masse der
Fluͤssigkeit sicher, und die geistige Verdampfung wird nicht gehindert, oder
durch waͤsserige und empyreumatische Daͤmpfe unterdruͤkt. Bei
diesem Baue des Destillir-Apparates hat eine staͤtige und ununterbrochene
Destillation, Kochung und Abdampfung Statt, so lang Fluͤssigkeit
nachgefuͤllt, und das Feuer unterhalten wird.
Tab. VII. Fig.
10. ist ein Profil des Durchschnittes des Destillir-Apparates nach dieser
verbesserten Art, der aus Kupfer oder irgend einem anderen tauglichen Materials
verfertigt ist, und Fig. 11. ist der Grundriß desselben. Der Boden dieses Kessels ist durch
concentrische Scheidewaͤnde abgetheilt, die, wie Fig. 10. zeigt, noch
genug senkrecht emporstehen, um das Ueberlaufen der Fluͤssigkeit zu hindern.
Diese Scheidewaͤnde haben Oeffnungen von einer Abtheilung in die andere an
entgegengesezten Seiten, so daß der lauf der Fluͤssigkeit in derselben eine
Art von Labyrinth wird. a, ist ein Behaͤlter der
zur Destillation vorbereiteten Fluͤssigkeit; b,
ist eine aus diesem Behaͤlter herabsteigende Roͤhre, welche die
Fluͤssigkeit auf den mit c bezeichneten Theil des
Kessels herabfallen laͤßt, wo der Lauf anfaͤngt. Von hier aus fließt
naͤhmlich die Fluͤssigkeit durch die Abtheilungen oder Canaͤle,
wie die Pfeile zeigen, uͤber die ganze Oberflaͤche des Bodens hin,
wodurch die volle Wirkung des Feuers selbst auf kleine Mengen der
Fluͤssigkeit Statt hat, und die Ausduͤnstung mit groͤßerer
Schnelligkeit geschieht. Der Ruͤkstand der Fluͤssigkeit geht dann
durch die Auslaß-Roͤhre d ab, die sich schieben
laͤßt, um die Menge und Tiefe der Fluͤssigkeit in dem
Destillir-Apparate, auf welche gewirkt werden soll, zu reguliren. Diese
Roͤhre muß mit der Einlaßroͤhre in solchem Verhaͤltnisse
stehen, daß die Fluͤssigkeit in ihrem Durchgange zur Regulirungs-Roͤhre
vollkommen destillirt wird.
Der Geist, welcher in den oberen Theil dieses Destillir-Apparates aufsteigt, ist
staͤrker und reiner, als man denselben in den gewoͤhnlichen
Destillir-Blasen findet, wo der geistige Dampf gewoͤhnlich mit
waͤsserigen Stoffen und anderen Unreinigkeiten sehr gemengt ist. Die
Canaͤle koͤnnen uͤber einem Boden von beliebiger Groͤße
in beliebiger Laͤnge ausgedehnt werden, wenn man sie schmaͤler
macht.
Destillir-Apparate dieser Art koͤnnen in jeder Groͤße und Gestalt
verfertigt werden, d.h., rund, vierekig, oder von jeder Form, und die
Scheidewaͤnde koͤnnen in concentrischen oder excentrischen Kreisen
laufen, und die Oeffnungen an den Seiten koͤnnen in solchen Entfernungen
angebracht werden, daß die Fluͤssigkeit uͤber die groͤßte
Flaͤche am Boden des Kessels laͤuft; oder, der Destillir-Apparat kann
vierekig, mit winkeligen, und in Form eines Labyrinthes oder auf irgend eine andere
Weise aufgestellten Scheidewaͤnden versehen seyn, um den Lauf der
Fluͤssigkeit uͤber der Oberflaͤche des Kessels soweit
auszudehnen, als moͤglich. Der Boden dieser Destillir-Apparate kann entweder
flach, concav, convex, kegelfoͤrmig, oder von irgend einer anderen Form, und
der Einlaß der Fluͤssigkeit in denselben, so wie der Auslaß, kann an der
Seite, in der Mitte, oder anderswo, nach Umstaͤnden, angebracht seyn.
Kessel oder Abraucher, die nach diesem Plane gebaut sind, koͤnnen entweder mit
oder ohne Helm seyn, und in jedem Falle kann der wirksame Raum derselben dadurch
vergroͤßert werden, daß man in den Zuͤgen damit verbundene Reihen von
Roͤhren zwischen dem Destillir-Apparate und dem Schornsteine anbringt,
(welche Roͤhren in schlangenfoͤrmiger oder in irgend einer anderen
Richtung gebogen oder gewunden seyn koͤnnen) und die Fluͤssigkeit,
welche bearbeitet werden soll, ehe sie in den Apparat kommt, durch dieselben laufen
laͤßt, wodurch die Operation soviel moͤglich gefoͤrdert werden
kann.
Destillir-Apparate von dieser Einrichtung, koͤnnen, vorzuͤglich wo sie
vierekig sind, innerlich in mehrere Apparate abgetheilt seyn, wovon jeder seinen
besonderen Helm und Verdichter hat, durch welche Vorrichtung der in dem ersten
Destillir-Apparate verdichtete Geist in den zweiten gelangen kann, um in diesem wieder bearbeitet zu
werden, und aus diesem in einen dritten, wodurch man die Rectification in Einer
Operation und bei Einem Feuer zu einem beliebigen Grade bringen kann.
An dem in Fig.
10 dargestellten Apparate sieht man eine Reihe von Ketten von einer
Stange, ee, herabhaͤngen, welche von einer
Central-Spindel getragen werden, die durch ein Zahnrad und einen Triebstok, der von
einer Kurbel in Bewegung gesezt wird, getrieben wird. Diese Ketten haͤngen in
Stiften, und fallen in die Zwischenraͤume zwischen den Scheidewaͤnden,
um den Boden des Destillir-Apparates in dem Verhaͤltnisse zu kehren, als der
Schaft sich dreht, und das Anbrennen des Materiales, wenn es dik oder klebrig ist,
wie Terpenthin, Syrup, etc., zu hindern.
„Zwischen jedem Kreise koͤnnen, nach dem in Fig. 12, die
vierekig, laͤnglich oder rund seyn kann, aufgestellten Grundsaze, Leisten
angebracht werden; wo der Boden vierekig oder laͤnglich ist, ist er mit
aͤhnlichen Leisten durchschnitten, die an den Enden und an dem Boden
befestigt sind; wo er rund ist, sind sie bloß an dem Boden befestigt, mit dem
Unterschiede, daß unter jeder Leiste abwechselnd ein Raum von jeder
erforderlichen Weite zwischen ihr und dem Boden gelassen ist, wodurch die
Fluͤssigkeit, wenn sie an dem einen Ende oder im Mittelpuncte eintritt,
uͤber die Eine Leiste weg und unter der anderen durch kann, bis sie zum
Auslaßpuncte gelangt. Auf diese Weise wird die ganze Masse, in was immer
fuͤr einer Tiefe sie in dem Apparate stehen mag, in einer Schichte von
der Dike des Raumes zwischen der Leiste und dem Boden der vollen Wirkung des
Feuers ausgesezt.“
„Fig.
13 ist von allen uͤbrigen wesentlich darin unterschieden, daß
der Boden in Falten auf und nieder gebogen ist, und eine Oberflaͤche
darbiethet, welche mit der Laͤnge, Tiefe und Anzahl der Falten im
Verhaͤltnisse steht. Zwischen jeder dieser Falten laͤuft, wie in
Fig.
12, eine Leiste von einer Seite des Apparates zu der anderen, die an
beiden Enden befestigt ist, und unten ihrer ganzen Laͤnge nach zwischen
ihrer unteren Kante und der Furche, welche die Falte bildet, einen Durchgang
laͤßt, durch welchen die Fluͤssigkeit in ihrem ganzenganzen zen Laufe auf eine Schichte von jeder beliebigen Dike laͤngs einer
Oberflaͤche von ungeheurer Ausdehnung, obschon sie scheinbar nur einen
geringen Raum einnimmt, gebracht, und der ganzen Hize des Feuers ausgesezt
werden kann.“
Bisher wurden diese Apparate als der unmittelbaren Wirkung des Feuers ausgesezt,
betrachtet; der Patenttraͤger schlaͤgt aber vor, sie durch Dampf
erhizen zu lassen, der entweder außen oder innen angebracht werden kann, oder auf
beide Weisen zugleich, wie in Fig. 14, wo a einen Dampfkessel mit Sicherheits-Klappen vorstellt,
der auf die gewoͤhnliche Weise mit Wasser gefuͤllt wird. Dieser Kessel
ist oben mit drei Destillir-Apparaten nach obigem Grundsaze versehen. Der Boden
derselben ist in gewissen Entfernungen seiner ganzen Laͤnge nach durchbohrt,
und in diesen Loͤchern ist eine Roͤhre eingepflanzt, die sich in
kleinere Aeste zertheilt, deren Enden in die Fluͤssigkeit, die durch den
Destillir-Apparat fließt, eingetaucht sind. Der Dampf steigt aus dem Kessel durch
die Roͤhre bb auf, und kommt in die hohlen
Gefaͤße cc, und von da durch die
Roͤhren dd in die kleineren
gekruͤmmten Roͤhren ee, an deren
Enden er die Fluͤssigkeit auf ihrem Fortstroͤmen durchzieht. Wenn man
es vortheilhafter oder bequemer faͤnde, den Waͤrmestoff von außen
durch das Metall einwirken zu lassen, ohne daß der Dampf in die Fluͤssigkeit
uͤbergeht, so darf man nur die Enden der gekruͤmmten Roͤhren
verschließen, und sie, mit einer geringen Neigung, in eine horizontale Lage bringen,
so daß der verdichtete Dampf in den Kessel zuruͤktritt. Hier kann der Geist,
der in einem Apparate aufsteigt, in den anderen uͤbergehn, und dort weiter
bearbeitet werden, „und so koͤnnen Destillationen von jedem Grade
und von verschiedenen Substanzen in einer und derselben Operation zu derselben
Zeit und bei einem maͤßigen Feuer durchgefuͤhrt werden, welches,
nach diesem Grundsaze, auch fuͤr die groͤßten bekannten
Brennereien hinreicht.“