Titel: | Verbesserung an dem Baue der Wagengabel und in der Art, dieselbe an zweiräderigen Fuhrwerken anzubringen, worauf Thomas Fuller, Kutschenmacher zu Bath, Sommersetshiere, sich den 18. Hornung 1823 ein Patent geben ließ. |
Fundstelle: | Band 12, Jahrgang 1823, Nr. LIV., S. 323 |
Download: | XML |
LIV.
Verbesserung an dem Baue der Wagengabel und in
der Art, dieselbe an zweiräderigen Fuhrwerken anzubringen, worauf Thomas Fuller, Kutschenmacher
zu Bath, Sommersetshiere, sich den 18. Hornung 1823 ein Patent geben ließ.
Aus dem London Journal of Arts. September 1823. S.
113.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Fuller's Verbesserung an dem Baue der Wagengabel.
Der Zwek bei dieser Erfindung ist, die unangenehme schaukelnde
Bewegung, gewoͤhnlich Kniebrecher (knee-motion) genannt, welcher Kutschen mit einem Pferde
ausgesezt sind, und die durch das Aufheben des Pferdes bei dem Fortschreiten
desselben hervorgebracht wird, zu beseitigen. Die Verbesserung beruht auf zwei
Puncten, wovon der erste den Bau der Gabel, der zweite die Befestigung derselben an
einem zweiraͤderigen Fuhrwerke betrifft. Bei den gewoͤhnlichen
einspaͤnnigen Fuhrwerken mit zwei Raͤdern ist die Gabel ein
Hebel-Paar, das immerdar auf und nieder schaukelt, und auf der Achse, als auf seinem
Stuͤzpuncte ruht, folglich dem Vordertheile des Fuhrwerkes jene unangenehme
Bewegung gibt, von welcher wir sprachen. Dieser Wirkung wird an diesem verbesserten
Fuhrwerke dadurch vorgebeugt, daß der hintere Theil der Gabel elastisch gemacht, und
daß sie an dem Zugscheite mittelst Zapfen-Baͤndern befestigt wird, auf
welchen Zapfen, (statt auf der Achse) die Gabel schaukelt, und daher die von dem
Pferde herruͤhrende Bewegung auf und nieder dem elastischen Theile der Gabel
vor dem Zugscheite mittheilt, waͤhrend der Koͤrper der Kutsche, der
vor dem Stuͤzpuncte und hinter dem Ende der elastischen Gabel haͤngt,
der schaukelnden Bewegung derselben entgeht, und keine andere erleidet als jene, die
der gewoͤhnlichen Elasticitaͤt der Federn zugeschrieben ist. Fig. 35. zeigt
ein solches zweiraͤderiges Fuhrwerk, Gig genannt, von der Seite. a, ist die gewoͤhnliche Gabel; b eine Fortsezung derselben, die elastisch gemacht
wurde; c das Band- Gelenk, oder der Stuͤzpunct, auf welchem die Gabel
schaukelt. Dieses Bandgelenk ist deutlicher und vergroͤßert in Fig. 36. und
im Querdurchschnitte in Fig. 37. dargestellt, in
welchem lezteren die Gabel, als abgeschnitten, dargestellt ist. Im Durchschnitte ist
d, das Zugscheit, auf welchem der Buͤgel e, mittelst eines Schrauben-Bolzens oder auf andere
Weise an der Gabel befestigt ist. Der obere Theil des Bandes ist an der Gabel
mittelst Schrauben oder auf eine andere Weise befestigt, und durch die Augen in dem
Buͤgel gehen Stifte, wie in dem Bande, und verbinden sie mit einander.
Aus Fig. 35.
ist einleuchtend, daß wenn das Pferd den vorderen Theil der Gabel a hebt, der Hintere Theil b
niedergedruͤkt wird, denn der mittlere wird durch den Stuͤzpunct c gehalten; und auf eine aͤhnliche Weise wird,
wenn der vordere Theil a niedergedruͤkt wird, der
hintere oder elastische Theil b sich heben. Das
gewoͤhnliche, an dem Hinterbalken oder an der Feder f angebrachte, Band stuͤzt das Ende der Gabel b, und auf diese Weise wird mittelst des
Bandgefuͤges oder der Stuͤze c die
schaukelnde Bewegung der Gabel vermieden.
An dem hinteren Theile des Fuhrwerkes muß eine Querfeder angebracht werden, an
welcher die Enden der elastischen Gabel h befestigt
werden muͤssen: auch ein Hinterbalken kann hiezu dienen, eine Feder ist aber
besser. Der Patenttraͤger schlaͤgt vor, die Gabel aus Lanzenholz (lancewood) zu verfertigen, das dadurch biegsamer gemacht
wird, daß es von dem Stuͤzpuncte c aus bis zu dem
Hintertheile immer mehr und mehr spizig zulaͤuft; jedes andere schikliche
Materials kann aber eben so gut dazu gebraucht werden.
Ein solches Gig kann mit Leichtigkeit in ein zweispaͤnniges Cabriolet (curricle) verwandelt werden, indem die Gabel durch AusziehungAnsziehung der Schrauben-Zapfen und der Bolzen aus dem Hintergestelle leicht
abgenommen und dafuͤr eine Deichsel mittelst zweier Vertiefungen in dem
Mittelpunkte, und den Dritteln fuͤr zwei Pferde an den Baͤndern c leicht eingesezt werden kann. Diese Bequemlichkeit hat
man bisher nur durch Vermehrung der Last und Entstellung des Wagens erhalten
koͤnnen, welche beide Nachtheile nun wegfallen. Das Pferd geht
uͤberdieß noch leichter in einer solchen Gabel, indem dieselbe durch ihre
Elasticitaͤt den
Bewegungen des Pferdes nachgibt, und nicht so leicht bricht, wie die
gewoͤhnlichen Gabeln.
Solche Fahrwerke koͤnnen auch leicht bei Versendung gepakt werden, indem
Kasten und Federn in eine Kiste gepakt, und die Gabel an irgend einem Winkel des
Schiffes aufbewahrt werden kann. Man kann auch Spargabeln anbringen, die sich
fuͤr irgend ein Favorit-Pferd unter der Hoͤhe des gewoͤhnlich
in den Gig gespannten gebrauchen lassen, und statt der gewoͤhnlichen Gabeln
eingesezt werden. Die elastischen Hintertheile der Gabel und die Bandgelenke, wie
sie oben beschrieben wurden, nimmt der Patenttraͤger als sein Recht in
Anspruch.