Titel: | Ueber Parker's Lampe. |
Fundstelle: | Band 12, Jahrgang 1823, Nr. LV., S. 325 |
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LV.
Ueber Parker's Lampe.
Aus dem London Journal of Arts. Nro. 32. S. 80.
(Im Auszuge).
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Ueber Parker's Lampe.
An den Herausgeber.
Die Lampe, die Sie in Ihrem Journale (Jun. S. 292, in diesem
polytechn. Journ. S. 99) bekannt machten,
und auf welche Hr. Parker sich ein Patent geben ließ, ist
nur eine Abaͤnderung der statischen Lampe, die Baron Edelcrantz schon vor 20 Jahren erfunden hat, und wovon die Society of Arts in ihrer Sammlung ein Exemplar
besizt.
„Es ist merkwuͤrdig, daß sowohl Sie, als auch der Herausgeber des
Journal of the royal Institution, diese Lampe
als durch den Druk der darauf liegenden Atmosphaͤre
wirkend beschrieben, was nicht der Fall ist; denn sie wirkt bloß durch
das Gleichgewicht zwischen Queksilber und Oehl; ist eines dieser beiden
schwerer, so wird entweder das Oehl oben bei dem Brenner ausgetrieben, oder das
Queksilber unten an den Seiten des unteren Gefaͤßes.“
„Wenn die Elasticitaͤt der zusammengedruͤkten Luft in Hrn.
Parker's Luftgefaͤß die Ursache
waͤre, warum das Oehl immerdar zu dem Brenner aufsteigt, so ist es
offenbar, daß wenn die Lampe in eine warme Stube kommt, der aufgenommene
Waͤrmestoff die Elasticitaͤt der Luft vermehren, und das Oehl oben
bei dem Brenner heraustreiben wuͤrde, so daß es den Docht
ersaͤufen und das Licht ausloͤschen muͤßte. Die von Baron
Edelcrantz erfundene, und von Hrn. Parker abgeaͤnderte Lampe, wirken beide auf
dieselbe Weise, da das Luftgefaͤß an lezterer nicht wesentlich, und bei
beiden der Grundsaz des Barometers geltend ist, daß naͤmlich die
entgegengesezten Druke zweier Saͤulen von Fluͤssigkeiten
verschiedene specifische Schwere besizen.“
Die Weise, wie diese Lampen wirken, ist in Fig. 22. Tab. VII.
dargestellt, wo a eine an beiden Enden offene
Glasroͤhre, b ein Trinkglas mit Queksilber ist.
Es sey das untere Ende der Glasroͤhre ungefaͤhr Einen Zoll unter die
Oberflaͤche des Queksilbers eingetaucht, so wird eine Zoll lange
Queksilbersaͤule das untere Ende dieser Roͤhre fuͤllen. Nun
gieße man bei dem oberen Ende dieser Roͤhre 15 Zoll hoch Oehl auf, was
ungefaͤhr das Gegengewicht von Einem Zoll Queksilber ist, und man wird sehen,
daß das Zoll Queksilber die Oehlsaͤule so ziemlich tragen wird; wenn man aber
mehr Oehl einschuͤttet, wird das Queksilber unten bei der Roͤhre
hinausgetrieben, oder wenn man mehr Queksilber in das Glas gießt, laͤuft das
Oehl oben uͤber.
Fig. 23.
stellt einen Durchschnitt von Edelcrantz's Lampe dar, den
man mit jener des Hrn. Parker (London Journal Jun. Tab. XIII. Fig. 5; Polytechn. Journal Tab. III.)
vergleichen kann, aa ist das untere Gefaͤß
mit dem Queksilber. bb der Cylinder mit Oehl,
welcher sich schieben laͤßt, und auf welchem der uͤbrige Theil der
Lampe aufgesezt ist; c die aufsteigende Saͤule;
d der Brenner. Zuerst wird Queksilber in das
Gefaͤß aa geschuͤttet, und dann der
Cylinder eingesezt. Nun wird Oehl oben bei der aufsteigenden Saͤule c eingegossen, welches in die Kammern bb gelangen kann, und da es dort, wie oben bemerkt
wurde, auf das Queksilber druͤken wird, den beweglichen Theil der Lampe
aufsteigen macht, bis
die Kammer und die aufsteigende Saͤule gefuͤllt sind, wo dann das Oehl
15 Mahl hoͤher uͤber seiner Basis, ee, als das Queksilber uͤber eben diese Linie stehen wird.
Nun wird der obere Theil der Lampe und der Brenner angebracht, und ein
hinlaͤngliches Gewicht auf den beweglichen Cylinder gelegt, um diesen
niedersinken zu machen, und das Oehl zu dem Brenner hinauf zu treiben. Wenn eines
uͤberfließt, so faͤllt es in das Gefaͤß g, und kann mittelst eines Hahnes abgelassen werden. Dieses Auftreiben des
Oehles zu dem Brenner geschieht in Parker's Lampe
dadurch, daß die Buͤchse des beweglichen Cylinders mit einem Gewichte
beschwert wird; in Edelcrantz's Lampe geschieht dieß
mittelst einer beschwerten Pyramide oder eines Schaftes, ff, welcher den oberen Theil der Lampe genau wie
ein Gasometer niederdruͤkt: je hoͤher der Brenner auf der
aufsteigenden Saͤule oben steht, desto mehr Gewicht ist noͤthig, um
das Oehl aufzutreiben. So wie das Oehl verzehrt wird, bleibt die Hoͤhe der
Oehlsaͤule verglichen mit jener der Queksilbersaͤule, durch welche es
gehoben wird, immer wie 15: 1, und die Luft in Parker's
Luftgefaͤß hat nichts mit der Operation zu thun.
Da ich nun erwiesen habe, daß der Grundsaz, nach welchem beide Lampen gebaut sind,
einer und derselbe ist, obschon an dem Mechanismus derselben einige leichte
Veraͤnderungen vorgenommen wurden, will ich mir noch ein paar Bemerkungen
uͤber die respectiven Vorzuͤge erlauben, die von jenen
Veraͤnderungen abhaͤngen. Parker's Lampe
hat den Cylinder aa viel hoͤher, und das
Oehl mehr unten, was allerdings ein Vortheil ist; beide Lampen haben aber den
Fehler, daß das Oehl uͤberfließt, und in das an dem beweglichen Cylinder
angebrachte Gefaͤß faͤllt. Denn wenn der Druk hinlaͤnglich
stark ist, um das Oehl oben auszutreiben, wird jeder niederfallende Tropfen diese
Kraft vermehren, und ist er nicht stark genug, so wird das Oehl nicht zu dem Brenner
hinaufsteigen. Es wird den Dienstleuten aͤußerst schwer werden, eine so
delikate Stellung der Lampen mit der noͤthigen Genauigkeit zu besorgen, und
die mindeste Erschuͤtterung der Lampe wird die Flamme zittern machen. Diese
Nachtheile sind der
Einfuͤhrung dieser Lampe im Wege gestanden, so sinnreich sie ist, und werden
auch fortan den allgemeinen Gebrauch derselben hindern: ließen sich diese
Schwierigkeiten heben, so wuͤrde eine solche Erfindung gewiß nicht 20 Jahre
lang geschlummert haben. Ich bin etc.
D. W.