Titel: | Ueber das Glätten oder Glänzen oder Brüniren. |
Fundstelle: | Band 12, Jahrgang 1823, Nr. LXXVI., S. 418 |
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LXXVI.
Ueber das Glätten oder Glänzen oder
Brüniren.
Aus dem Dictionnaire
technologique in Gill's technical Repository. October 1823. S.
274.
Ueber das Glätten oder Glänzen oder Brüniren.
Einen Gegenstand glaͤtten, glaͤnzen oder
bruͤniren heißt denselben durch Wegnahme der kleinen Unebenheiten oder
Rauhigkeiten auf seiner Oberflaͤche poliren, und das Instrument, mit welchem
dieses geschieht, ist der Glaͤtter. Diese Art zu poliren ist die leichteste,
und gibt dem zu polirenden Koͤrper den hoͤchsten Glanz. Gold- und
Silberschmiede, Messerschmiede, Schlosser und fast alle Handwerker, die Gold,
Silber, Kupfer, Eisen und Stahl verarbeiten, bedienen sich derselben. Sie nimmt die
lezten Spuren des Schmergels, der Zinnasche, und anderer Polir-Materialien hinweg,
und gibt den geglaͤtteten Gegenstaͤnden einen schwarzen Glanz, wie ein
Spiegel. Der Glaͤtter ist ein Instrument, dessen Form und Einrichtung nach
den verschiedenen zu polirenden Gegenstaͤnden sehr verschieden ist, und
selbst in einer und derselben Kunst den verschiedenen Gegenstaͤnden angepaßt
werden muß. Wir wollen hier nur die vorzuͤglicheren anfuͤhren. Da der
Zwek dieses Werkzeuges bloß die Wegschaffung der Unebenheiten ist, so ist der Stoff,
aus welchem der Glaͤtter verfertigt ist, fuͤr den zu
glaͤttenden Gegenstand von geringem Belange, vorausgesezt, daß er
haͤrter als dieser ist.
Wir wollen zuerst die Kunst Silber zu glaͤtten oder zu bruͤniren
beschreiben, und dann die verschiedenen Arten angeben, nach welchen man den
Glaͤtter in anderen Kuͤnsten anwendet.
Nachdem die Silberarbeiten unter der Hand des Silber-Schmiedes fertig geworden, d.h.,
ausgearbeitet, geloͤthet. ausgebessert und vollkommen hergerichtet worden
sind, kommen sie zu dem Bruͤnirer, der ihnen die lezte Vollendung gibt.
Dieser faͤngt damit an, daß er allen Schmuz, der sich waͤhrend der
Bearbeitung an der Oberflaͤche derselben anhing, beseitigt, indem dadurch die
Vollendung der Politur gaͤnzlich verdorben wuͤrde. In dieser Hinsicht
nimmt der Bruͤnirer gepuͤlverten Bims-Stein und reibt mit einer in starkem
Seifen Lader reichlich eingetauchten Buͤrste den Gegenstand an allen seinen
Theilen, selbst an denjenigen, welche matt bleiben muͤssen, die aber dessen
ungeachtet sehr schoͤn weiß werden sollen, tuͤchtig ab; wischt sie
dann mit einem alten Leinwand-Lappen ab, und faͤngt nun an zu
glaͤtten.
Die Glaͤtter, deren er hierzu bedarf, sind zweierlei: die einen sind aus
Eisen, die anderen aus hartem Stahle. Die staͤhlernen Glaͤtter oder
Glaͤtteisen sind entweder gekruͤmmt, oder gerade, zugerundet oder
gespizt, und so vorgerichtet, daß sie auf die Hervorragungen und Vertiefungen des zu
glaͤttenden Stuͤkes passen.
Die Glaͤtter aus Stein sind aus Blutstein, Haͤmatit, und entweder auf
dem Schleifsteine zugerundet oder gerippt, so daß sie unten eine sehr stumpfe Kante
bilden, oder zuweilen eine ganz zugerundete Oberflaͤche. Sie werden mit
Schmergel, wie die Glaͤtteisen, polirt, und dann auf einem mit Eisensafran
bedekten Leder abgerieben. Der Stein wird in einem hoͤlzernen Griff
eingesezt, und mittelst eines kupfernen Bandes, welches das Holz und den Stein
zugleich umfaßt, gehoͤrig befestigt.
Die beßten Blutsteine sind diejenigen, welche am meisten Eisen enthalten, und nach
dem Poliren eine Stahlfarbe zeigen.
Die Operation des Glaͤttens selbst ist hoͤchst einfach: der
Glaͤtter darf nur zunaͤchst am Ringe oder Steine festgehalten, und
sehr fest auf jene Theile niedergedruͤkt werden, die geglaͤttet erden
sollen, wobei matt ihn, ohne ihn, von dem zu glaͤttende Gegenstande zu
entfernen, auf demselben ruͤkwaͤrts und vorwaͤrts schiebt. Wenn
auf ein Mahl uͤber eine weite Flaͤche hingefahren werden muß, so muß
der Arbeiter, damit er seinen Stuͤzpunct auf der Werkbank nicht verliert, den
Glaͤtter so ergreifen, daß er gerade unter seinem kleinen Finger zu liegen
kommt. Auf diese Weise ist die Arbeit geschwinder gethan, und das Werkzeug liegt
fester in der Hand.
Waͤhrend der ganzen Arbeit muß der Glaͤtter immer mit schwarzer
Seifenaufloͤsung befeuchtet werden. Das Wasser, mit welchem er haͤufig
befeuchtet wird, laͤßt ihn leichter uͤber die Arbeit hingleiten,
verhindert die Erhizung, und erleichtert seine Wirkung. Die schwarze Seife, die mehr
Alkali, als die gemeine enthaͤlt, wirkt staͤrker zur Beseitung alles auf der
Ober-Flaͤche noch allenfalls anklebenden Fettes, und nimmt auch leichter alle
Fleken weg, welche die Schoͤnheit der Politur entstellen koͤnnten.
In Folge der Reibung verliert der Glaͤtter bald seinen Biß, und gleitet
uͤber die Oberflaͤche weg, als wenn er oͤhlig waͤre. Um
ihn wieder anbeißen zu machen, muß er von Zeit zu Zeit auf dem Riemen gerieben
werden. Dieser ist auf einem Stuͤke harten Holzes mit seichten der
Laͤnge nach hinlaufenden Furchen aufgezogen. Gewoͤhnlich hat man zwei
solche Riemen: einen aus Sohlenleder, den anderen aus Buͤffelleder. Ersterer
wird mit etwas Oehl und Eisensafran getraͤnkt, und dient vorzuͤglich
fuͤr die Glaͤtter aus Blutstein; lezterer hat bloß etwas Zinn-Asche
(tin-putty) in den Furchen aufgestreut, und dient
bloß fuͤr die Glaͤtteisen, die darauf gerieben werden, und die etwas
weicher sind.
Da der Blutstein sehr hart ist, so bedient der Arbeiter, wo es immer moͤglich
ist, sich desselben lieber, als des Glaͤtt-Eisens. Nur bei kleinen Arbeiten
und an schwierigen Stellen braucht er die Glaͤtteisen, indem sie, bei der
Mannigfaltigkeit ihrer Formen, sich uͤberall anwenden lassen. Mit dem
Blut-Steine geht es uͤberhaupt leichter.
Wenn die Gegenstaͤnde ihrer Zartheit wegen, oder aus was immer fuͤr
einem Grunde, sich nicht bequem in der Hand halten lassen, werden sie auf der Bank
in einem schiklichen Gestelle eingespannt: unter allen Umstaͤnden muß der
Arbeiter aber mit dem Gebrauche des Glaͤtters sorgfaͤltig verfahren,
und jene Theile unberuͤhrt lassen, die matt bleiben sollen. Wenn bei dem
Glaͤtlen einer mit Silber plattirten Arbeit irgend eine Stelle an derselben
entdekt wird, an welcher dieses Metall fehlt, so ersezt man dasselbe mit einer
Composition, deren sich die Versilberer bedienen, und die man mit einer
Buͤrste auftraͤgt und gehoͤrig einreibt und sodann mit einem
alten Leinwand-Lappen abwischt.
Nachdem die Arbeit vollendet ist, muß nun noch das Seifenlader weggeschaft werden,
welches an der Oberflaͤche kleben blieb: dieß geschieht dadurch, daß man das
Stuͤk mit einem alten Leinwand-Lappen abreibt, wodurch aller Glanz erhalten
und so sehr
erhoͤht wird, daß das Auge denselben kaum zu ertragen vermag. Wenn der
Arbeiter aber mehrere kleine Stuͤke zu glaͤtten hatte, so wirft er sie
lieber in die Seifen-Wasser, und troknet sie dann mit Saͤgespaͤnen,
was geschwinder hergeht.
Gegenstaͤnde, die nicht aus Silber verfertigt sind, werden beinahe auf
dieselbe Weise geglaͤttet. Wir wollen hier nur kurz die Abweichungen
anfuͤhren, die in jedem Falle Statt haben.
Das Glaͤtten der Vergoldung oder Versilberung auf Holz geschieht mittelst
Wolfs- oder Hunds-Zaͤhnen, oder mit Blut-Steinen, die in hoͤlzernen
oder eisernen Griffen aufgezogen sind. Wenn man Gold auf anderen Metallen
glaͤttet, wird der Blut-Stein in Weinessig getaucht; ein Verfahren, das in
diesem Falle allein Statt hat: denn bei Goldblaͤttchen auf Holz muß der Stein
oder Zahn vollkommen troken gehalten werden. Bei vergoldetem Leder bedient man sich
eines harten polirten Steines, der in einem hoͤlzernen Griffe gefaßt ist, und
damit streicht oder ebnet man das Leder.
Der gewoͤhnliche Glaͤtter der Kupferstecher ist eine an einem Ende
verduͤnnte Stahlplatte, mit welchem dieselbe in einen kleinen Handgriff paßt,
an welchem sie gehalten wird. Der mittlere Theil dieser Platte ist an der convexen
Seite zugerundet, und zugleich auch etwas gekruͤmmt. Der zugerundete Theil
muß gut polirt, und das ganze Instrument sehr hart seyn. Mit diesem Werkzeuge wird
den Kupfer-Platten ihre lezte Politur gegeben, indem man sie mit demselben
gehoͤrig abreibt, und sich fleißig des Oehles dabei bedient, um sie immer
damit schluͤpfrig zu machen. Die uͤbrigen Glaͤtter sind beinahe
dieselben, wie bei Ben Vergoldern und Versilberern.
In der Uhrmacherei glaͤttet man jene Stuͤke oder Theile der Uhr, welche
wegen ihrer Form oder Groͤße nicht leicht polirt werden koͤnnen. Die
Glaͤtter sind von verschiedener Groͤße und Form, alle aus Guß-Stahl,
sehr hart und gut polirt; einige sind wie die Blatt-Feilen (Salbey-Blatt-Feilen, sage-leaf-files), andere wie die gemeinen Feilen:
ersterer bedient man sich zum Glaͤtten der Schrauben und
Messing-Stuͤke; der anderen bei stachen Stuͤken. Die Uhrmacher haben
auch sehr kleine Glaͤtter dieser Art, die sie Zapfe-Glaͤtter (pivot-burnisbers)
nennen.
Das Glaͤtten der Zinn-Waaren geschieht nach dem Abdrehen derselben, oder
nachdem sie aus dem Krazer gekommen sind: die Glaͤtter sind von verschiedener
Art; einige derselben sind fuͤr Gefaͤße, andere fuͤr Kannen,
welche leztere aus der Hand polirt werden. Sie sind alle aus Stahl, und werden
waͤhrend der Anwendung mit Putty-Pulver auf Leder gerieben, und mit
Seifen-Leder befeuchtet.
Das Glaͤtten bei den Messerschmieden geschieht mittelst der Hand- oder
Schrauben-Glaͤtter, die alle aus feinem Stahle gehaͤrtet und gut
polirt sind. Die erste Art hat nichts besonderes in ihrem Baue; die zweite oder die
Schrauben-Glaͤtter sind aber auf verschiedene Weise gebildet und aufgezogen.
An einem langen Stuͤke Holzes, welches horizontal in der Schraube eingesezt
ist, ist ein anderes eben so langes Stuͤk befestigt, welches
bogenfoͤrmig so gebogen ist, daß die Hoͤhlung davon nach
abwaͤrts sieht. Diese beiden Stuͤke sind an einem ihrer Enden mittelst
eines Stiftes und eines Hakens so verbunden, daß das obere Stuͤk sich frei um
diesen Punct, als um seinen Mittelpunct, drehen kann. Der Glaͤtter ist in der
Mitte dieses gekruͤmmten Stuͤkes befestigt, und steht mehr oder
weniger hervor, je nachdem seine Basis mehr oder minder lang ist. Das bewegliche
Stuͤk Holz an dem dem Haken gegen uͤberstehenden Ende ist mit einem
Griffe versehen, dessen der Arbeiter sich statt eines Hebels bedient. Diese
Einrichtung gestattet dem Glaͤtter mit mehr Staͤrke auf den zu
glaͤttenden Gegenstand, der auf das befestigte Stuͤk Holz aufgelegt
wird, zu druͤken. Man gibt dem Glaͤtter entweder die Form des
Vordertheiles eines rundkoͤpfigen Hammers, und polirt denselben sehr genau:
in dieser Form dient er zum Glaͤtten der Gegenstaͤnde, die flach oder
convex sind: oder man gibt ihm die Form von zwei Kegeln, die mit ihren Scheiteln
einander gegenuͤber stehen und an ihrer Basis zugerundet sind, um concave
oder ringfoͤrmige Gegenstaͤnde damit zu glaͤtten.
Das Glaͤtten des Schnittes an Buͤchern geschieht mittelst Hunds- oder
Wolfszaͤhnen oder mittelst eines Glaͤtteisens. Die Buͤcher
werden hierzu in Schraubenpressen mit Brettern zu jeder Seite eingeschraubt, und
zwischen jeden Land werden andere Bretter dazwischen gethan. Zuerst wird der Schnitt
der Buͤcher mit dem Zahne gehoͤrig abgerieben, damit er Glanz
erhaͤlt, und wenn, nach dem Sprizen, derselbe troken geworden ist, glaͤttet man zuerst
die Vorderseite, und dann den oberen und unteren Theil des Schnittes an dem Bande.
Eben so wird der Schnitt polirt, nachdem das Gold aufgetragen wurde: das Gold wird
zuerst an der Vorderseite des Schnittes aufgelegt, worauf man dieselbe troken werden
laͤßt, und nicht ehe glaͤttet, als bis sie vollkommen troken ist.