Titel: | Ueber die Bereitung und die Eigenschaften einer farbenlosen raffinirten Ochsengalle, um Gemählde in Wasserfarben glänzender und dauerhafter zu machen. Von Petro Wilh. Tomkins, Esq,, Kupferstecher der sel. Königinn Caroline. |
Fundstelle: | Band 12, Jahrgang 1823, Nr. LXXVIII., S. 426 |
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LXXVIII.
Ueber die Bereitung und die Eigenschaften einer
farbenlosen raffinirten Ochsengalle, um Gemählde in Wasserfarben glänzender und
dauerhafter zu machen. Von Petro
Wilh. Tomkins, Esq,, Kupferstecher der sel. Koͤniginn
Caroline.
Aus dem 31. B. der Transactions of the Society for the
Encouragement of Arts etc. in Gill's technical Repository. October
1823 S. 267. (Im Auszuge.)
Tomkin's Bereitung einer raffinirten Ochsengalle.
Hr. Gill theilte der Society of
Arts diese Bereitungsart der Ochsengalle schon im Jahre 1812 mit, und Hr. Tomkins
erhielt dafuͤr von derselben die goldene Isis-Medaille. Bei uns scheint sie
noch wenig bekannt.
Ochsengalle, die auf diese Weise zubereitet ist, hat alle Neigung zur Faͤulniß
und allen Faͤrbestoff verloren, so daß keine, auch noch so zarte Farbe durch
den Stich in das Gelbe, der ihr sonst eigen ist, dadurch im Mindesten leidet. Sie
verbindet sich mit allen Wasserfarben und fixirt dieselben, wenn man sie entweder
damit mischt, oder das Papier, auf welchem sie aufgetragen sind, mit derselben
uͤberstreicht. Blau, Purpur, Roth, Gruͤn, und alle zarten Farben
werden dadurch heller und dauerhafter, und wenn man sie mit derselben mischt, so
lassen sie sich leichter und gleichfoͤrmiger auf Papier, Elfenbein u.
vertreiben.
Mit arabischem Gummi verbunden gibt sie dem Tone der Farbe Tiefe, ohne dieselbe
widerlich glaͤnzend zu machen; sie verhindert das Zerspringen des Gummi, und
die Farbe wird so vollkommen auf dem Papiere fixirt, daß man spaͤterhin
andere Farben ohne alle Gefahr von Verunreinigung oder Vermengung mit derselben
darauf auftragen kann.
Mit feinem Lampenschwarz und Gummiwasser gibt sie ein vollkommenes Surrogat
fuͤr Tusch.
Wenn Zeichnungen mit Kreide oder Bleistift damit uͤberstrichen werden, so befestigt sie
dieselben auf dem Papiere, und sie koͤnnen dann mit Wasserfarben, die
vorlaͤufig mit etwas Wenigem von ihr gemengt wurden, uͤbermahlen
werden, ohne daß die Kreide oder der Bleistift auch nur im Mindesten litte.
Wenn man in der Miniatuͤr-Mahlerei, das Elfenbein damit uͤberzieht, so
nimmt sie demselben seine Fettigkeit vollkommen, und mengt man die Farben mit
derselben, so lassen sie sich leicht darauf vertreiben und uͤbereinander
auftragen, da sie vom Elfenbeine eingezogen werden.
Wenn man bei Transparenten in Oehl getraͤnktes Papier vorlaͤufig mit
dieser raffinirten Ochsengalle uͤberzieht, und troknen laͤßt, so kann
man Wasserfarben, denen etwas von derselben beigemischt ist, frei und eben auf
dasselbe auftragen; sie liegen so fest, daß sie, wenn man andere Lagen von Farbe
darauf auftraͤgt, nicht aufgetrieben werden, und man auf diese Weise jede
noͤthige Tiefe geben kann.
Nicht bloß bei allen Arten von Mahlerei, sondern selbst bei farbigem Druke
laͤßt sich diese Ochsengalle mit Vortheil anwenden; sie laͤßt sich mit
allen Vehikeln der Wasserfarben, die farbenlos sind, leicht verbinden, und hilft dem
Kuͤnstler Oberflaͤchen damit bemahlen, die sonst der Aufnahme der
Farben nicht sehr guͤnstig sind, und macht uͤberdieß noch die Farben
glaͤnzender und dauerhafter.
Um die Ochsengalle nun zu diesem Zweke zuzubereiten, sezt man einer PinteEine englische Wein-Pinte ist 0,3341 Wiener Maß; eine englische Bier-Pinte =
0,4078 Wiener Maß. A. d. Ueb. frischer, gekochter und abgeschaͤumter Ochsengalle zwei Loch fein
gepuͤlverten Alaun zu, und laͤßt sie solang am Feuer, bis dieser Zusaz
sich damit gehoͤrig verbunden hat. Auf eben diese Weise behandelt man eine
andere Pinte Ochsengalle mit zwei Loth gemeinem Rochsalz. Nachdem sie kalt geworden
ist, gießt man jede in eine besondere Flasche, und stoͤpselt sie mit Kork
mittelmaͤßig fest zu. Ochsengalle, die auf diese Weise zubereitet ist,
laͤßt sich Jahre lang ohne die mindeste Spur von Faͤulniß und ohne
allen uͤblen Geruch aufbewahren.
Wenn diese so zubereitete Ochsengalle in einem Zimmer von mittlerer Temperatur
ungefaͤhr 3 Monathe lang gestanden ist, so bildet sich ein diker
Niederschlag, und obenauf eine Rinde; die Fluͤssigkeit wird klar, und zum
gewoͤhnlichen Gebrauche fertig. Da sie aber noch immer vielen gelben
Farbestoff enthaͤlt, der das Blau gruͤnlich, das Noch
braͤunlich, und die Purpurfarbe schmuzig macht, so laͤßt sie sich zum
Mahlen mit Wasserfarben nicht verwenden, und muß nach einer weiteren Zubereitung
unterzogen werden, die darin besteht, daß man die klare Fluͤssigkeit abseiht,
und die mit Kochsalz bereitete Ochsengalle zu gleichen Theilen mit jener, die mit
Alaun bereitet wurde, mengt. Es wird sich auf der Stelle aus dem gelben
Faͤrbestoffe eine dike geronnene Masse bilden, die zu Boden faͤllt,
und eine wasserhelle ungefaͤrbte Fluͤssigkeit, die farbenlose Ochsengalle wird zuruͤkbleiben.
Man kann dieselbe auch filtriren, indessen wird sie von selbst mit der Zeit immer
mehr und mehr klar, und bekommt endlich sogar einen angenehmen Geruch: nie verliert
sie mehr ihre Eigenschaften, und nie bekommt sie einen unangenehmen Geruch.
Hr. Tomkins, der der Society Muster von dieser
zubereiteten Ochsengalle und damit verfertigte Gemaͤhlde vorlegte,
fuͤhrt zugleich Zeugnisse der angesehendsten englischen Kuͤnstler, Miß
Jones, HHrn. Cosway, Craig, Wright, Engelheart, Pastorini, Violet, und Varley an, welche alle
dieselbe versuchten, und die von Hrn. Tomkins angegebenen
Eigenschaften dieses Vehikels mit vielem Lobe und Beifalle bestaͤtigten.