Titel: | Ueber Verbesserung bei dem Spinnen und Zubereiten der Baumwolle. Von Hrn. Tollenare. |
Fundstelle: | Band 12, Jahrgang 1823, Nr. LXXXV., S. 457 |
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LXXXV.
Ueber Verbesserung bei dem Spinnen und Zubereiten
der Baumwolle. Von Hrn. Tollenare.
Aus den Annales d'industrie. September 1823. S.
314.
[Tollenare über Verbesserung bei dem Spinnen und Zubereiten der
Baumwolle.]
Die Baumwollenspinner beklagten sich lange schon uͤber
den Stoß, den die Maschine (Mull jenny) erleidet, wenn
der Arbeiter, nachdem er dem Faden die noͤthige Drehung gegeben hat, den
Wagen wieder sperrt, und die Gleichzeitigkeit der Bewegung der Spindeln mit den
gefurchten Walzen herstellt. Das Rad, welches man die Weichhand (main douce) nennt, und welches, wenn der Wagen gesperrt
wird, wieder in den Triebstok der Walzen eingreift, faͤllt naͤmlich
nie genau genug in denselben ein, um nicht irgend eine ungelegene Umdrehung an der
Walze zu veranlassen; daher die Ungleichheiten des Fadens, oder wenigstens eine
groͤßere Neigung zu brechen.
Hr. L. Bertrand Tourmand, Mechaniker zu Nantes, hat dieser
Schwierigkeit auf eine ebenso einfache als sinnreiche Weise abgeholfen. Sein
Weichhand-Rad laͤßt den Triebstok nicht mehr aus, so daß beide immer eine
gleichfoͤrmige Bewegung behalten, wodurch alle Zarken an den Faden wegfallen,
die durch das falsche Eingreifen des Triebstokes und des Weichhand-Rades entstehen.
Auf diese Weise verschwindet auch der Stoß, den die Maschine nothwendig bei jedem
Sperren des Wagens erleiden mußte.
Man muß aber die Walzen sperren, waͤhrend man dem Faden die Drehung gibt.
Diese Unterbrechung der Bewegung geschieht durch ein bloßes Nachlassen der Schnur,
welche die Rolle der Weichhand umgibt, in dem Augenblike, wo der Wagen weit genug
zuruͤk gegangen ist. Die Spannung der Schnur wird wieder hergestellt, wann
der Wagen sich wieder sperrt.
Da der Mechanismus, welcher das Weichhand-Rad gewoͤhnlich bewegt,
ungefaͤhr einerlei mit jenem ist, welcher an den Maschinen des Hrn. Bertrand Tourmand das Spannen und Nachlassen der Schnur
bewirkt, so ist die Einfuͤhrung dieses Verfahrens mit keiner Schwierigkeit verbunden, und
erzeugt keine neuen Auslagen. Es waͤre uͤberfluͤssig, eine
Zeichnung hievon zu geben; wenn man nur die Idee gefaßt hat, daß man die Schnur
abwechselnd spannen und nachlassen muß, ohne das Weichhand-Rad aus seiner Lage zu
bringen, so wird der einfaͤltigste Spinnmeister dieselbe auszufuͤhren
im Stande seyn.
Wir wissen nicht, ob diese Verbesserung fuͤr alle Spinnereien neu ist; da sie
aber nuͤzlich ist, so glauben wir, daß sie bekannt zu werden verdient.
Derselbe Mechaniker hat auch fuͤr kleinere Spinnmaschinen die Maschine, mit
welcher man die Baumwolle reinigt, und die man bisher nur mit großer Kraft in
Thaͤtigkeit sezen zu koͤnnen glaubte, anwendbar gemacht. Er verfertigt
solche Maschinen, die nur 2 Arbeiter brauchen, fuͤr 700 Francs: man kann
damit in 12 Stunden 2 Zentner westindischer Baumwolle eben so gut reinigen, als
durch Menschenhaͤnde. Diese Maschine taugt vorzuͤglich fuͤr
kleinere Fabriken.