Titel: Ueber den Probirstein. Von Hrn. Vauquelin.
Fundstelle: Band 13, Jahrgang 1824, Nr. L., S. 248
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L. Ueber den Probirstein. Von Hrn. Vauquelin. Aus den Annales de Chemie et de Physique. T. XXIV. Decbr. 1823. S. 377. Vauquelin über den Probirstein. Ich machte in den Annales de Chemie et de Physique T. XXIV. 317. die Analyse verschiedener Abarten von Probirstein bekannt, welche ich der Analogie ihrer Zusammensezung nach alle als eine einzige Art betrachtete. Seit dem geschah es, daß ein Probirstein zufaͤllig zerbrach; ich war daher neugierig, ihn mit den vorher erwaͤhnten zu vergleichen, und er zeigte auch, wie wir spaͤter sehen werden, ziemlich bedeutende Verschiedenheiten. Durch die physischen Kennzeichen waͤre er jedoch kaum zu unterscheiden; er besizt dieselbe Farbe, dasselbe Korn; er unterscheidet sich bloß durch seine Schwere und durch seine Wirkung auf die Magnetnadel. Der Probirstein, welchen ich gegenwaͤrtig untersuche, wird von der Salzsaͤure unter Aufbrausen und Entwikelung eines Geruches nach Wasserstoff angegriffen, waͤhrend die anderen Steine nur schwach davon angegangen werden. Bei dieser Operation verliert er wenigstens 30 per Cent. Das Gas, welches man bei Behandlung dieses Steines mit Salzsaͤure erhaͤlt, ist Kohlensaͤure, was die Gegenwart eines kohlensauren Salzes beweist; merkwuͤrdig ist es aber, daß der unaufloͤsliche Ruͤkstand, welcher nur 60/100 des angewendeten Steines ausmacht, ebenso schwarz ist, wie der ganze Stein; ein Beweis, daß er nicht von Eisen allein gefaͤrbt ist. Das von der Salzsaͤure aufgeloͤste Eisen befindet sich im Zustande von Prot-Oxid; die Farbe der Fluͤssigkeit und der Niederschlaͤge, welche die Alkalien in derselben erzeugen, beweisen dieß deutlich. Die Aufloͤsung enthaͤlt auch Kalk; die Menge desselben ist aber nichts weniger als hinreichend zur Saͤttigung der erhaltenen Kohlensaͤure, so daß es keinem Zweifel unterliegt, daß nicht ein Theil dieser Saͤure an Eisen oder Bittererde gebunden ist. Der von der Saͤure unangegriffene Theil gab, beim Erhizen mit der Haͤlfte seines Gewichtes chlorsaurer Pottasche, noch Kohlensaͤure, und die Substanz wird weiß, waͤhrend der ganze Stein, wenn man ihn ebenso behandelt, roth wird. Daraus laͤßt sich schließen, daß die Farbe dieses Theiles des Steines von Kohlenstoff herruͤhrt. Ausser dem Eisen und dem Kalke, welche wir in der salzsauren Aufloͤsung des Probirsteines fanden, entdekten wir in derselben auch noch Thonerde, Bittererde und Braunsteinoxid, und Lezteres sogar in betraͤchtlicher Menge; es wird jedoch nicht alle Thonerde von der Salzsaͤure aufgeloͤst, sondern ein Theil bleibt mit der Kieselerde verbunden oder vermengt. Der ganze Probirstein gab, wenn man ihn gepuͤlvert in einer Glasroͤhre erhizte, in welcher sich ein Stuͤkchen befeuchtetes Lakmußpapier befand, ein Gas von sich, welches das Papier roͤthete; bei fortgesezter Waͤrme kam aber sehr bald ein andere Gas zum Vorscheine, welches die blaue Farbe des Papieres wieder herstellte. Waͤhrend dieser Zeit und spaͤter stoͤßt die Roͤhre einen sehr merklichen Geruch nach Pflanzen-Bitumen aus, und die in derselben enthaltene Substanz verbreitet bei der Beruͤhrung mit Salzsaͤure, ein stinkendes Gas, weiches ein mit essigsaurem Blei befeuchtetes Papier augenbliklich schwarz faͤrbt. Da diese Erscheinung vor der Wirkung der Hize nicht Statt hat, so muß man daraus schließen, daß sich eine Schwefelverbindung bildete: es ist folglich Schwefel und Bitumen in dieser Abart von Probirstein enthalten. Dieser Stein enthaͤlt, 1tens, Kieselerde, 2tens, Thonerde, 3tens, Eisen-Protoxid, 4tens, Braunstein-Protoxid, 5tens, Bittererde, 6tens, Kalk, 7tens, Schwefel, 8tens, bituminoͤse Kohle, 9tens, Kohlensaͤure, 10tens, Ammonium oder eine Substanz, welche im Stande ist, dieses Alkali zu erzeugen. Ich habe die Verhaͤltnisse dieser Substanzen nicht angegeben, da ich sie fuͤr sehr verschieden hielt, indem sie ein Gemenge und keine Verbindung in bestimmten Verhaͤltnissen bilden. Die Kieselerde und das Eisen bilden die Basis desselben, die erstere beilaͤufig zu 56/100, n. das Eisen wenigstens zu 30/100. Man bemerkt zwischen der Natur dieses Steines und jener der anderen Steine, deren Analysen ich fruͤher gab, eine Analogie in einigen Beziehungen; man sieht aber auch den Unterschied in der Zahl, und vorzuͤglich in dem Verhaͤltnisse der Elemente.