Titel: | Verbesserte Methode bei dem Bleichen der Leinwand. der Baummwollenzeuge, des Garnes und des Tuches, worauf Miles Turner und Lorenz Angell, beide Seifensieder zu Whitehaven in Cumberland, sich am 24ten Julius 1824 ein Patent ertheilen ließen. |
Fundstelle: | Band 14, Jahrgang 1824, Nr. CIICI., S. 433 |
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CIICI.
Verbesserte Methode bei dem Bleichen der
Leinwand. der Baummwollenzeuge, des Garnes und des Tuches, worauf Miles Turner und Lorenz Angell, beide
Seifensieder zu Whitehaven in Cumberland, sich am 24ten Julius 1824 ein Patent ertheilen
ließen.
Aus dem London Journal of Arts and Sciences. Mai 1823.
S. 241.
Miles Turner's Bleichen der Leinwand etc.
Diese verbesserte Methode besteht in einer chemischen
Mischung, durch welche eine neue Art von Bleichfluͤßigkeit erhalten wird. Die
Materialien hierzu sind alkalische Schwefelleber in kleine Stuͤke zerstoßen
und mit lebendigem Kalke gemengt, so zwar, daß 8 Bushel Kalk auf 15 bis 16 Centner
Schwefeileber kommenBushel ist = 0,5734 Wiener-Mezen. A. d. Ueb.. Der Kalk und die Schwefelleber werden in ein Seifensieder-Faß
geworfen, dessen Boden mit Stroh, Stein-Kohlenasche, Schutt und anderen
poroͤsen Materialien belegt ist, so daß das Wasser, welches man sodann darauf
gießt, durchsikern kann. Nachdem das Wasser eine gehoͤrige Zeit uͤber
darauf gestanden ist, wird es abgezogen, und eine ausgezeichnet gute
Bleichfluͤßigkeit bilden.
Ein zweites Faß, mit einem aͤhnlichen Filtrir-Apparate am Boden, kann
uͤber das erste gestellt, und die unaufgeloͤst gebliebenen Reste von
Schwefelleber und Kalk koͤnnen aus dem ersten Faße in dieses zweite
uͤbergeleert und neuerdings mit frischem Wasser uͤbergossen werden.
Das untere Faß wird dann neuerdings mit Schwefelleber und Kalk gefuͤllt, und
das Wasser aus dem oberen Faße, nachdem es eine hinlaͤngliche Zeit
uͤber gestanden ist, wird in dasselbe durchfiltrirt, und darauf stehen gelassen, wo man es
sodann abzieht und als Bleichfluͤßigkeit auf der Stelle verwenden kann. Durch
Widerholung dieses Verfahrens kann alles Brauchbare als der Schwefelleber und aus
dem Kalke ausgezogen, und der Ruͤkstand, der in dem oberen oder schwachen
Faße zwei Mahl Wasser bekam, nur mehr als Seifensieder-Ablauf benuͤzt
werden.
Die auf diese Weise erzeugte Fluͤßigkeit wird mit soviel Wasser
verduͤnnt, daß sie an dem Hydrometer ungefaͤhr dieselbe Dichtigkeit
zeigt, wie die Pottasche-Lauge, welche die Bleicher zu demselben Zweke
verwenden: Garn oder Tuch muß darin gesotten werden. Der Bleicher kann dann auf die
gewoͤhnliche Weise weiter verfahren, und die Artikel, die er bleichen will,
der Atmosphaͤre, der Chlorine, den Saͤuren etc. aussezen, und diese
Lauge auch als Surrogat fuͤr Pottasche bei seinem Baͤuchen und Sieden
gebrauchen.
Ein Verfahren bei dem Bleichen, welches einen Haupttheil bei dieser Erfindung
ausmacht, ist dieses, daß man das Garn oder den Zeug unmittelbar vom Sude der in
diese zubereitete Lauge, bringt, dann in irgend eine wohlfeile Saͤure (wie
Vitriol-Oehl) taucht, hierauf in Chlorine von der bei dem Bleichen
gewoͤhnlichen Staͤrke weicht und wascht, dann wieder in dieser Lauge
siedet, und, wie vorher, einige Mahle wieder einweicht und wascht, bis Alles, ohne
daß man es der Atmosphaͤre ausgesezt hat, vollkommen weiß geworden istDas Verfahren mit Schwefelkalien zu bleichen ist eine Erfindung des
Irlaͤnders Higgings, welches er in der Drukschrift: W. Higgins Essay on the
theorie and practice of bleaching, wherein the sulphuret of lime is
recommended as a substitute for potasl. bekannt machte, und wovon
1802 in der Renger'schen Buchhandlung in Halle eine deutsche Uebersezung
unter dem Titel: Versuch uͤber die Theorie und Praxis des Bleichens,
nebst Erfahrung uͤber den Schwefelkalk, von W. Higgins erschien. Das
Patent Eiser HH. Seifensieder ist nicht nur eine Verschlechterung des
Higgingschen Verfahren, sondern auch kostspieliger und
umstaͤndlicher. Higgins wendet bloß ein Schwefelkali an, dagegen die
Patentherren Schwefelkali und Kalk awenden, wo noch bei dem angegebenen
Aufloͤsungverfahren Verlust an Schwefelkali (Schwefel-Leber)
entsteht, weil sie sich nicht ganz vollkommen aufloͤsen kann. Wer mit
Schwefelkali bleichen will sie sich so hat weiter nichts zu thun, als
einen Theil fein gestoßenen Schwefel und 4 Theile frisch gebrannten Kalk mit
40 bis 50 Theilen Wasser in einem blanken eisernen Kessel zu kochen, und die
Fluͤßigkeit, welche Schwefelkalk ist, von dem ungeloͤsten
Kalk, auf einem Aescher, wie die Patentherren angegeben haben,
abzufiltriren. Kuͤrzer und wirksamer ist es jedoch, wenn der
Schwefelkalk, ohne ihn vom ungeloͤsten Kalk zu trennen, geradezu in
die Laugebuͤtten gebracht, und die gehoͤrige Quantitaͤt
Wasser zugegeben wird, und sodann die zu beuchende Gespinnste oder Gewebe in
dem verduͤnnten Schwefelkalk 6 bis 8 Stunden gekocht werden, wobei
die Structur der Faser keineswegs Noth leidet.D..