Titel: Ueber ein verbessertes Verfahren, nach strengen Wintern frühe grüne Erbsen zu erhalten. Von Thom. Andr. Knight, Esq. F. R. S. und Präsid. d. Lond. Horticultural Society.
Fundstelle: Band 14, Jahrgang 1824, Nr. CIXCVIII., S. 484
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CIXCVIII. Ueber ein verbessertes Verfahren, nach strengen Wintern frühe grüne Erbsen zu erhalten. Von Thom. Andr. Knight, EsqEsg. F. R. S. und Präsid. d. Lond. Horticultural Society. Aus dem V. B. 3. Th. der Transactions of the London Horticultural Society in Gill's technical Repository. Junius. 1824. S. 395. Knight's Verfahren, frühe grüne Erbsen zu erhalten. Wenn harte Winter, so wie der vorjaͤhrige (1822), den im vorhergegangenen Herbste gesaͤeten Erbsen verderblich geworden sind, so haben mehrere Gaͤrtner mit Vortheil zeitig im Fruͤhjahre Erbsen in Toͤpfe gesaͤet, und sie dann spaͤter in Grund verpflanzt. Ich will zeigen, wie man dieses Verfahren verbessern kann. Am Ende Februars l. J. hatte ich wegen des kalten Bodens und unwirthbaren Klimas meines Gartens auch nicht eine lebende Erbse mehr in demselben. Am ersten Maͤrz ließ ich ein Beet fuͤr Erbsen Herrichten, und alsogleich reibenweise, wie gewoͤhnlich, mit Erbsen besaͤen: zugleich ließ ich auch Erbsen von derselben Sorte innerhalb des Randes der Toͤpfe im Kreise von 10 Zoll im Durchmesser legen. Die Toͤpfe waͤren mit einer Erdenmischung von besonderer Art gefuͤllt, welche durch ihre hoͤchst nahrhaften und reizenden Eigenschaften den Wachsthum derselben beschleunigte, so daß ich die Erbsen-Pflanzen zu gehoͤriger Zeit in den Grund versezen konnte, ohne ihre Wurzeln des Nahrungsstoffes zu berauben, welcher in Folge des faserigen organischen Gefuͤges der Erdemischung an demselben haͤngen blieb. Diese Mischung bestand aus gleichen Theilen feiner Rasenerde (in welcher noch viele abgestorbene Pflanzentheile sich befanden) und ungegohrenen Pferdemistes ohne Stroh, zu welcher noch ungefaͤhr der zwoͤlfte Theil dieser MischungGleiche Theile frische Erde mit ungegohrenem Pferdeduͤnger ohne Streu und etwas lebendigem Kalke oder Holzasche wuͤrde wahrscheinlich eben so kraͤftig wirken, wie obige Mischung. A. d. O. Umfange nach) zu Asche gebrannten Unkrautes gemengt wurde, woran folglich auch ein guter Theil gebrannter Erde vorkam. Die ganze Mischung ward gehoͤrig zerkleint und unter einander gemengt, und die Toͤpfe wurden mit derselben bis auf einen Zoll unternnter dem Rande gefuͤllt. Die Erbsen wurden auf die Oberflaͤche dieser Mischung gelegt, mit gemeiner Gartenerde bedekt, und die Toͤpfe hierauf in ein Pfirsich-Treibhaus gestellt. Dort bleiben sie, bis die Pflanzen Ein Zoll hoch geworden sind, wo sie dann in die freie Luft gestellt wurden: des Nachts wurden sie einige Zeit uͤber, vorzuͤglich wenn ein Reif zu drohen schien, in Schuz gebracht. In der lezten Woche des Maͤrzes wurden die Erbsen-Pflanzen aus den Toͤpfen genommen, und reihenweise in den Grund gepflanzt: ich hatte das Vergnuͤgen zu sehen, daß beinahe die Erdemischung fest an den Wurzeln anhing, und daß folglich ihr Wachsthum durch das Versezen auf keine merkliche Weise gelitten hat. Die Reihen, in welchen man sie pflanzte, liefen neben den fruͤher gesaͤeten hin, man trug etwas Weniges von der Erdemischung auf, die sie im Topfe hatten, und zog die gemeine Garten-Erde rings um ihre Wurzeln auf, und bildete dadurch zu jeder Seite eine Erhoͤhung mit derselben. Staͤbchen zur Stuͤze der Erbsen wurden alsogleich gestekt, und zwar etwas haͤufiger, als gewoͤhnlich: uͤbrigens gab man sich mit denselben weiter nicht mehr ab. Am 29ten April verglich ich des Morgens den Wachsthum meiner Pflanzen, welche ich einer verschiedenen Behandlung in den neben einander gelegenen Reihen unterzogen hatte, und fand die in den Toͤpfen angebauten und aus denselben in den Grund versezen 15 Zoll hoch, waͤhrend die uͤbrigen kaum 4 Zoll hoch waren. Ich erinnere mich nicht in der besten Jahres Zeit so schoͤne Erbsen in meinem Gaben besessen zu haben. Mehrere Ursachen schienen zu diesem Erfolge beigetragen zu haben. Man hat laͤngst bemerkt, daß der Schnee im Winter auf jenen Beeten nicht so lang liegen bleibt, welche noch in dieser Jahres-Zeit mit frischem ungegohrenen Pferdeduͤnger geduͤngt wurden, als auf ungeduͤngten; ich schließe darnach, daß in dieser Erdemischung ein gewisser Grad von Waͤrme sich befand, und aus derselben ausstroͤmte, wenn auch in so geringem Maße, daß er warmbluͤtigen Thieren nicht fuͤhlbar werden konnte. Auf bedeutende Haufen geschlagen hizt eine solche Erdemischung, wenn sie auch weniger Pferdeduͤnger enthaͤlt, sehr heftig, und ich ließ sie oͤfters fuͤr Ananasbeete sich so sehr erhizen, um das spaͤtere Erscheinen der Erdwuͤrmer zu verhindern. Die vielen Staͤbe, welche den Grund bedekten, mußten die Entweichung der Waͤrme, wenn diese sich durch die Erdmischung, in welcher die Erbsen wuchsen, entwikelte, nothwendig verspaͤtenVergl. Well's Theory of Dew (Theorie uͤber den Thau.)A. d. A., und der Schatten derselben konnte keinen bedeutenden Nachtheil bringen, indem, in der Fruͤhlings Nachtgleiche, im Vergleiche mit der Temperatur der Luft, Licht genug da ist, und die Pflanzen nach dieser Epoche stark genug wachsen, das Licht auch taͤglich an Kraft und Einfluß zunimmt. Auch das unmittelbar vor dem Versezen der Erbsen-Pflanzen vorausgegangene Umgraben des Bodens mit der Schaufel mußte den Wachsthum derselben beguͤnstigen: denn Erbsen wachsen nie stark in festem Boden, vorzuͤglich wenn im Fruͤhjahre dieser durch viele Feuchtigkeit zusammengedruͤkt wird. Die Hauptursache dieses schnellen Wachsthums war aber, wie ich vermuthe, die naͤhrende und reizende Eigenschaft der Erdemischung zugleich mit einiger hinzukommender Waͤrme; denn ich habe fruͤher schon großen Vortheil dadurch entstehen gesehen, daß ich etwas Weniges einer beinahe aͤhnlichen Erdemischung unmittelbar unter die Reihen jener Erbsen brachte, die auf die gewoͤhnliche Weise und nur mit dem Unterschiede gesaͤet wurden, daß die Erbsen auf die Oberflaͤche eines Grundes gelegt wurden, in welchem obige eingegraben war und, mit der Erde, die von jeder Seite der uͤber sie zusammen gezogen ward, bedekt wurden. Wo man immer eine solche Erdmischung zur Foͤrderung des Wachsthums der Zwerg und Fruͤh-Erbsen braucht, darf dieselbe nur in geringer Menge angewendet werden, um den fruͤhen Wachsthum zu foͤrdern, ohne die Pflanzen spaͤter zu uͤppig schießen zu machen. Fuͤr versezte Erbsen ziehe ich einen armen und leichten Boden vor, so daß die Wurzeln sich auf einen kleinen Raum beschranken muͤssen, und die Pflanzen folglich fruͤh zur Reife gelangen. Die auf diese Weise behandelten Erbsen trugen haͤufig, und wengistens um 12 Tage fruͤher, als diejenige, die auf gewoͤhnliche Weise gebaut wurdenEs ist uͤberfluͤßig zu bemerken, daß wir in Deutschland weder die Erbsen im Herbste anbauen und im Freien uͤberwintern, noch so fruͤhe, wie hier empfohlen wird, in den Grund bringen koͤnnen. A. d. Ueb..