Titel: | Uebersicht aller Versuche, welche auf Vorschlag des Hrn. Grafen Dejean zur vollkommenen Erhaltung des Getreides und Mehls angestellt wurden. |
Fundstelle: | Band 15, Jahrgang 1824, Nr. XV., S. 79 |
Download: | XML |
XV.
Uebersicht aller Versuche, welche auf Vorschlag
des Hrn. Grafen Dejean
zur vollkommenen Erhaltung des Getreides und Mehls angestellt wurden.
Aus den Annales de l'Industrie et
étrangerê. Maͤrz 1824Wir waren bisher bemuͤht, Alles, was auf Aufbewahrung des Getraides Bezug
hat, in diesem Journal mitzutheilen, weßhalb wir, der Vollstaͤndigkeit
wegen auch diese, sehr ins Breite gezogene, Abhandlung in einiger
Vollstaͤndigkeit mittheilen zu muͤssen glauben. Wir machen bei
diesem Anlasse unsere Leser auf die Abhandlungen im Bd. V. S. 223. IX. S. 329. X. S. 123. XI. S. 127. XIII. S. 255. XIV. S. 80. aufmerksam. D..
Dejean's Versuche auf Erhaltung des Getreides und
Mehls.
Wenn die Erfahrung nur zu oft die scheinbar
gegruͤndetsten Theorien entkraͤftet, und die Resultate die man von
ihnen zu erwarten sich berechtigt glaubt, nicht bestaͤtigt, so werden doch
zuweilen alle Voraussezungen auf die bestimmteste Weise die auf den Gesezen einer gesunden Physik
beruhen bestaͤtigt. Bezieht sich dieses gluͤkliche Zusammentreffen
noch auf irgend einen allgemein nuͤzlichen und wichtigen Gegenstand, so ist
es auch wohl erlaubt, es als ein großes Gluͤk zu betrachten, wenn man ohne
Anstand zu den vorausgesehenen Resultaten gelangt, und zulezt seine Bemuͤhung
mit dem vollstaͤndigen Erfolge gekroͤnt sieht.
Der Erfolg von dem sich's hier handelt ist dieser Art.
Man sieht leicht ein, daß es nuzlos seyn wuͤrde, wenn man sich bestreben
wollte die Wichtigkeit bemerkbar zu machen, die die Erhaltung des Getreides und
dessen Aufspeicherung, in Jahren des Ueberflusses, wo es natuͤrlich
wohlfeiler ist, um es in Mißjahren wieder in Circulation sezen zu koͤnnen,
dem allgemeinen Wohle gewaͤhrt; aber ein wesentlicher Punct auf den man die
allgemeine Aufmerksamkeit nicht genug lenken kann, ist, daß alle, bei einet
aͤhnlichen Epoche in Frankreich und vorzuͤglich in dem
noͤrdlichen zu diesem Zweke vorgeschlagene Mittel, nur theilweise die
erforderlichen Bedingungen zu einer vollkommenen Erhaltung in Beziehung auf
Oekonomie, Reinheit der eingeschlossenen Masse, und vorzuͤglich der
Laͤnge der Zeit erfuͤllt haben, so daß man auf die Erhaltung
haͤtte sicher bauen koͤnnen.
Das Verfahren von dem hier die Rede ist, vereinigt nun in vollem Masse alle Vortheile
der fruͤher Vorgeschlagenen in sich, besizt keinen ihrer Nachtheile, und
diejenigen die sich mit dieser Behandlung vertraut machen wollen, werden nachdem sie
dieselbe gelesen haben, ohne Bedenken erklaͤren, daß diese Behauptung
durchaus frei von Uebertreibung und Partheilichkeit sey, weil sie auf
unverwerflichen Thatsachen beruht.
Der Hr. Graf Dejean, General Director der
Verpflegungsanstalten, verfiel im Jahre 1819 auf den gluͤklichen Gedanken
eine vor fuͤnfzehn Jahren von dem Hrn. Champy, damahls Administrator des
Pulvers und Salpeters, zur Abtroknung zur See beschaͤdigten Pulvers und zu
anderen Versuchen, deren Aufzahlung hier zweklos waͤre, angewandte Methode,
unmittelbar zur Aufbewahrung des Getreides und des Mehls in Anwendung zu bringen.
Dieser Chemiker hatte Behaͤlter von verschiedenem Durchmesser mit Bleiplatten
ausschlagen lassen, in die er sehr zerfließbare Substanzen mit solchen die er
allmaͤhlig troknen wollte, brachte, um die Abtroknung bei dem
noͤthigen Grade zu
unterbrechen, oder auch wohl, wenn es noͤthig war, auf einen
aͤußersten Punct zu bringen: alle seine Versuche gelangen nach seinen
Wuͤnschen.
Indem der Hr. Graf Dejean alles, was chemisch war, von diesen Versuchen trennte,
erkannte er, daß sie alle nothwendige Bedingungen darbieten, um zu dem Ziele zu
gelangen, das man bisher nur unvollstaͤndig erreicht hatte, und entschloß
sich Versuche anzustellen, wovon das Resultat ihn in den Stand sezen konnte, der
Societaͤt ein Verfahren vorzulegen, das alle bisher angewandte
Verfahrungsarten uͤbertrifft.
Er erhielt hierauf von dem Kriegsministerin die Genehmigung und die noͤthigen
Fonds, um zu dem Versuche zu schreiten; es gefiel ihm seinen Aid de Camp seiner
Unternehmung beizugesellen, dem er seine Instructionen ertheilte, und den er mit der
Leitung der Arbeiten in Beziehung auf die Construction dieser neuen Art Silos, die
man angelegen wollte, beauftragte. Waͤhrend vier aufeinander folgenden Jahren
trug alles dazu bei, den guͤnstigen Erfolg, den man erwartete, und auch
endlich erreichte, voraussehen zu lassen; da aber eine schwere Krankheit dem Hrn.
Grafen Dejean nicht erlaubte, die umfassende Uebersicht
seiner Arbeit bekannt zu machen, so beehrte er den naͤmlichen Offizier mit
dem Auftrage, die Herausgabe zu besorgen. Derselbe wird sich deßhalb
bemuͤhen, diesen Auftrag bestmoͤglichst, zwar mit lebhaftem Bedauern
hinsichtlich des Beweggrundes, der ihm dieselbe zutheilt, aber mit allem Eifer,
dessen er faͤhig ist, zu erfuͤllen, in der Hoffnung hierdurch
Demjenigen, der ihn seit mehr als fuͤnf und zwanzig Jahren mit seinem
Wohlwollen beehrte; einen schwachen Beweis seiner Erkentlichkeit zu geben.
Man hat bereits (1820) die Beschreibung der im Locale der
Militarverproviantirungs-Anstalt vorgenommenen Arbeiten zur Verfertigung luftdichter
Gefaͤße, die zu den beabsichtigten Versuchen dienen sollten, bekannt gemacht,
allein, da es hier die Absicht ist, die Gesammt Arbeiten darzustellen, so wird es
nothwendig sie summarisch zu wiederholen.
Die gesunden Getreide-Substanzen von guter Qualitaͤt und solche endlich, wie
sie gewoͤhnlich in Jahren des Ueberflußes sind, enthalten keinen Grundstoff
durch den das Verderben bestimmt wird; der Wechsel der Waͤrme, der
Kaͤlte, der Trokenheit und Naͤsse sind die Ursachen, die mit Schnelligkeit
zusammen wirken, um die Veraͤnderung ihrer Beschaffenheit hervorzubringen,
und diese Veraͤnderung ist immer eine gaͤnzliche Zerstoͤrung,
wenn sie nicht das Keimen, die Quelle ihrer Fortpflanzung, bezwekt. Man kann wohl
diesen verderblichen Einfluͤßen zuvorkommen wenn man sie in duͤnnen
Schichten an gehoͤrig geluͤfteten Orten aufschuͤttet und sie
haͤufig umwendet; allein diese beschwerliche, kostspielige, mit einer noch
theuerern Manipulation verbundene Methode gestattet nicht, sich dieses Mittels zu
bedienen, wenn es sich um eine gewisse Zeitdauer handelt; und weil die
atmosphaͤrische Luft alle Ursachen des Verderbens der Koͤrner in sich
traͤgt, so muß man diese der Beruͤhrung mit derselben entziehen.
Hierauf beschraͤnkt sich die Frage; man kann dazu aber auf keine
untruͤglichere Weise gelangen, als wenn man die Koͤrper in eine
absolut undurchdringliche, mit einem Worte, in eine hermetische Huͤlle
einschließt; wozu die metallischen Substanzen die einzigen sind, die diese
Bedingungen unter allen Verhaͤltnissen auf die genuͤgendste Weise
erfuͤllen.
Man hat nun drei bleierne Kuͤbel oder Recipienten verfertigen lassen, wozu die
Bleiplatten auf Stein gegossen wurden, und zwei Milimeter Dike halten. Man gab ihnen
die Cylinderform, theils um dadurch die groͤßte Inhaltsfaͤhigkeit bei
der kleinsten Oberflaͤche zu erhalten, theils um zu bewirken, daß durch den
gleichfoͤrmigen Druk der Koͤrner diese Cylinder ihre Form nicht
veraͤndern. Das Zusammenloͤthen wurde mit einer noch groͤßern
Sorgfalt bewerkstelligt, als bei Gefaͤßen, die zur Aufnahme irgend einer
Fluͤßigkeit bestimmt sind: denn die Fluͤßigkeit wuͤrde die
Fehler der nicht gut geloͤtheten Stellen angezeigt haben, was bei den
Koͤrnern nicht der Fall seyn konnte. Ihre Hoͤhe, gleich ihrem
Durchmesser, war zwei Metres 17 Centimetres und von der erforderlichen Dimension, um
zwei Cubicmetres oder achtzig Hectolitres zu fassen, mit denen man den Versuch
anstellen wollte. Durch das Hineinschuͤtten und Zusammenruͤtteln des
Getreides vor dem Verloͤthen des Dekels, wurde dieses Maaß, wie man
voraussehen mußte, um drei bis vier Hectolitres vermehrt.
Diese Kuͤbel wurden in ganz verschiedene Localitaͤten gestellt, um
ihren Inhalt allem moͤglichen Wechsel aͤußerer Einfluͤße auszusezen, wenn das
versuchte Verfahren nicht geeignet waͤre sie vor allen zu
schuͤzen.
Der eine Kuͤbel wurde in dem ersten Stokwerke in der zur Mischung der Mehle
bestimmten Kammer, vor einem der Mittagssonne ausgesezten Fensterstoke aufgestellt,
wo er vier Sommer nach einander der direkten Einwirkung der Sonnenstrahlen
bloßgestellt war.
Der andere wurde in freier Luft, unter einer von allen Seiten offenen Scheune
angebracht, die ihn bloß gegen unmittelbare ungestuͤmme Witterung
schuͤzte, ohne ihn allen Einfluͤßen derselben zu entziehen, die er
waͤhrend desselben Zeitraums zu ertragen hatte, in welchem man zwei
ausserordentlich strenge und einen aͤußerst feuchten Winter
zaͤhlte.
Der dritte wurde endlich in dem, unter den Oefen der Proviant-Anstalt befindlichen
Keller aufgestellt. Diese Oefen sind immer in Thaͤtigkeit, weil
taͤglich 24 Stunden lang darinnen gebaken, und dadurch eine so große feuchte
Hize hervorgebracht wird, daß das Thermometer an gewissen Stellen bestaͤndig
36° Rèaumur uͤber 0 zeigt, und man daselbst nicht einige
Augenblike verweilen kann, ohne eine fuͤr viele Menschen
unertraͤgliche Beaͤngstigung zu empfinden; selbst die Dielen und
anderes Holzwerk, aus dem das Geruͤste gebildet war, das zum
Einschuͤtten des Getreides diente, war schon vor Abfluß der vier Jahre, die
der Versuch dauerte, im gaͤnzlich zerstoͤrten Zustande.
Als die Kuͤbel eingefuͤllt waren, wurden ihre Dekel mit derselben
Sorgfalt wie die Seitenwaͤnde eingeloͤthet.
Die Kufe im ersten Stokwerk enthielt 84 Hectoliter, im Gewichte 6.425 Kilogramme
Waizen guter Qualitaͤt vom Jahre 1818, in den Umgebungen von Provins
gebaut.
Die auf ebener Erde enthielt 82 Hectoliter, 50 Liter, im Gewichte 5,993 Kilogramme,
10 Decagramme zweiter Qualitaͤt vom Jahre 1819, geerntet in der Gegend von
Dammartin.
Die im Keller enthielt 85 Hectoliter, 50 Liter im Gewichte 6,231 Kilogramme, 40
Decagramme erster Qualitaͤt der Ernte von 1819.
Man hatte gleich anfaͤnglich die Zeit, waͤhrend welcher die
Getreidekoͤrner in diesen verschiedenen Stellungen bleiben sollten, auf vier
Jahre festgesezt; da es indessen aͤußerst interessant seyn mußte uͤber
ihren Zustand in verschiedenen Perioden wenigstens nach der Analogie, zu urtheilen,
so stellte man neben jedem Kuͤbel drei Gefaͤße von Blei, jedes einen
Hectoliter haltend und mit demselben Getreide wie das in der Kufe angefuͤllt;
jedes derselben wurde von Jahr zu Jahr geoͤffnet. Man wird sogleich das
Resultat dieser allmaͤligen Versuche kennen lernen.
Man stellte uͤberdieß, in die nachtheiligste Localitaͤt, in den Keller,
sechs Gefaͤße von demselben Maaße, wie jene, wovon eben die Rede war, von
denen drei, wurmstichiges Korn aus den Reserve-Proviantmagazinen der Stadt Paris,
und die andern drei, Mehle von verschiedener Beschaffenheit enthielten;
naͤmlich ein Hectoliter Mehl zweiter Qualitaͤt, ein Hectoliter
Mehlgruͤze, und eines endlich von Grobmehl, aus Korn von 1819 gemahlen.
Dieß war der allgemeine Stand der im November 1819 getroffenen Anordnungen: man wird
nunmehr den jaͤhrlichen Fortgang der Versuche beschreiben.
Im Monat November 1820, am Ende des ersten Jahres, schritt manDie Personen, in deren Gegenwart diese verschiedenen Operationen vorgenommen
wurden, waren die HH. Graf Dejean,
General-Lieutenant, Pair von Frankreich, und Director der
Militaͤr-Verpflegungs-Anstalten bis Ende 1820; Graf Andreossy, General-Lieutenant, und Director der
Militaͤr-Verpflegungs-Anstalten seit Anfang 1821; Graf v. Lasteyrie; Baron Ternaux, Mitglied der Deputirten-Kammer; Baron Joinville, Militaͤr-Intendant der ersten
Division; Gautier, Administrator der
Verpflegungs-Anstalten; Chaper, deßgleichen; Quin, deßgleichen; Godart, General-Inspector der
Militaͤr-Verpflegungs-Anstalten; Marchand
Feillette, deßgleichen; Alexander,
deßgleichen; Bagieu, Director der
Verpflegungs-Anstalten der ersten Division; Beinod, Specialagent des Pariser Victualien-Marktes; Benier, Adjunct des Specialagenten; Busche, Director der Reserve-Proviant-Magazine in
Paris; Cheville, Controleur der Getreide- und
Mehl-Halle; Petiet, Administrator des
Fourage-Magazins zu Paris; Jourdain, Adjunct des
Herrn Petiet; St. Fare Bentemps, Bataillons-Chef,
mit der
Leitung der Arbeiten beauftragt; Carrette,
Capitain des Geniecorps, der die Aufsicht uͤber die Gebaͤude
der Militaͤr-Verpflegungs-Anstalt hat; Barbier, hydraulischer Maschinist und Bleigießer; Delaneuville, Militaͤr-Unterintendant; Duverger, deßgleichen; Latrobe, deßgleichen. nachdem man sich uͤberzeugt hatte, daß kein zufaͤlliges Ereigniß
statt gefunden hatte, und nachdem man, die durch den hygrometrischen und
veraͤnderlichen Zustand der Luft, und die Abwechslung der Temperatur
erzeugten Veraͤnderungen, und endlich die Oxydation des groͤßten
Theils der Oberflaͤche des Metalles vorgemerkt hatte, zu der Oeffnung eines
der drei neben jeden großen Kuͤbel hingestellten kleinen Gefaͤße von
einem Hectoliter Inhalt, und der sechs in den Keller gestellten von demselben
Maaß-Inhalt, von denen drei wurmstichiges Korn, und die uͤbrigen drei Mehl
enthielten.
Das des ersten Stokwerks, welches Waizen guter Qualitaͤt von 1818 enthielt,
zeigte bei seiner Oeffnung das Metall mit so vollkommenem Metallglanze, als ob es so
eben vom Guße kaͤme, was mit seinen aͤußern Ansehen auf das
Auffallendste contrastirte; das Korn hatte keinen Geruch und nicht die geringste
Veraͤnderung erlittenEs ist von Wichtigkeit darauf aufmerksam zu machen, daß die, in den
verschiedenen, von den HH. Militaͤr-Unterintendanten aufgenommenen
Protocollen, ausgezeichneten Gutachten von Sachkundigen alle
uͤbereinstimmend ausgefallen sind..
Das zu ebener Erde, welches Waizenkorn zweiter Qualitaͤt vom Jahre 1819
enthielt, zeigte in seinem Innern das Metall eben so glaͤnzend, wie das
Vorhergehende. Dieser Umstand war zur Vormerkung wesentlich: aber da er sich
ausdauernd und in dem naͤmlichen Grade, in allen Localitaͤten und zu
allen Perioden, selbst bei Oeffnung der großen Kuͤbel am Ende des vierten
Jahres, vorfand, so wird davon keine Erwaͤhnung mehr gemacht werden. Das Korn
sah vollkommen gut erhalten aus, und hatte bloß einen schwachen milchartigen Geruch,
der von den Sachverstaͤndigen der schlechten Qualitaͤt des Kornes von
1819 und dem Umstaͤnde zugeschrieben wurde, daß es eingeschlossen ward, ehe
es vollstaͤndig eingetroknet war; uͤbrigens verlor sich dieser Geruch,
sobald das Korn einige Stunden hindurch der freien Luft ausgesezt worden war.
Das Gefaͤß im Keller, welches Walzen erster Qualitaͤt von 1819
einschloß, bot dieselben Resultate dar, wie das Vordergehende die
Sachverstaͤndigen schrieben diese Wirkung natuͤrlich der
naͤmlichen Ursache zu; das Korn verhielt sich, nachdem es aus dem
Gefaͤße genommen worden, in dem es enthalten war, auf die gleiche Art.
Nach Ergebung dieser Thatsachen, schritt man zur Untersuchung der Mehle und des
wurmstichigen Getreides.
Dieses letztere wurde genau in dem naͤmlichen Zustande angetroffen, in dem es
ein Jahr vorher, bei der Einschließung, gewesen war. Die Kornwuͤrmer hatten
das Korn nicht weiter beschaͤdigt; ein großer Theil sogar lebte nicht mehr,
und alles laͤßt vermuthen, daß diejenigen, die noch lebten, sich nicht von
dem Puncte entfernt haben muͤssen, auf dem sie damals waren, als sie in das
Gefaͤß gebracht wurden, so daß sie, wenn man sich so ausdruͤken darf,
waͤhrend der ganzen Zeit ihrer hermetischen Einkerkerung von allen ihren
Functionen suspendirt waren. Man weiß, daß sie unter andern Umstaͤnden sich
ganz anders verhalten, und daß diese Insekten sich immer in Masse nach der Gegend zu
wenden, wo sie sich mehr oder weniger mit der atmosphaͤrischen Luft in
Verbindung zu sezen hoffen koͤnnen.
Man kam endlich zur Untersuchung der Mehle; sie gewaͤhlte die befriedigendsten
Resultate. Das Mehl zweiter Qualitaͤt und Griesmehl, wurden vollkommen gut
erhalten befunden, und die genaueste Besichtigung konnte weder bei dem einen, noch
bei dem andern, die geringste Spur von Veraͤnderung entdeken. Was des aus dem
Korn von 1819 gewonnene Rohmehl betrifft, so hatte es einen, dem der Koͤrner
dieses Jahrgange aͤhnlichen Geruch, zeigte keine Spur von Verdorbenheit, und
hatte sich blos auf dem Boden des Gefaͤßes, in einer Dike von drei bis vier
Fingern zusammengeballt, ohne deßwegen den mindesten Grad der Erwaͤrmung
angenommen zu haben.
Die Sachverstaͤndigen schrieben diese Wirkung dem Umstand zu daß es
unmittelbar, nachdem es von der Muͤhle gekommen war, eingeschlossen wurde,
und erklaͤrten, daß es mit diesem Princip des Verderbens, in jeder andern
Lage als die der
hermetischen Einschließung, die es selbst gegen dieses geschuͤzt hatte,
unfehlbar zu Grunde gegangen seyn wuͤrde.
Dieß war der Stand der Dinge am Ende des ersten Jahres, der außerdem, durch einen
Zufall, eine weitere Thatsache darbot, die anzufuͤhren wesentlich ist, weil
sie der Theorie, auf die dieses Verfahren gegruͤndet ist, zur Stuͤze
dient.
Einer der, mit der Bestimmung des Maaßes und Gewichtes der Koͤrner
beschaͤftigten Arbeiter fand auf dem Boden eines der, mit wurmstichigem
Getreide angefuͤllten Gefaͤße einen Ballen zusammen geknaͤulter
Koͤrner, beilaͤufig von der Groͤße eines mittelmaͤßigen
Apfels, der alle Merkmale der Verschimmelung an sich trug. Alsobald untersuchte man
die metallische Huͤlle sorgfaͤltig, und entdekte an dem Boden eine
kleine Oeffnung ungefaͤhr von dem Durchmesser einer diken Steknadel. Durch
diese hatte die Feuchtigkeit Eingang gefunden, um eine kleine Quantitaͤt
Koͤrner anzusteken, welche gewißermaßen die Wunde vernarbte, und das Uebel
verhinderte sich weiter zu verbreiten. Der Bleigießermeister machte die Bemerkung,
daß dieser Fehler von ihm bei der Verschließung der Gefaͤße bemerkt worden
sey, und daß er ihn mit einem Kreuze bezeichnet habe, damit er verbessert werde, daß
aber die Unachtsamkeit seiner Arbeiter denselben gluͤklicher Weise
uͤbersehen habe.
Eine vollkommen gleiche Thatsache ergab sich spaͤter und unter ungleich
wichtigeren Verhaͤltnissen, weil sie in dem Augenblik der Oeffnung des in dem
Keller angebrachten Kuͤbels Statt fand, wie man bei der Beschreibung der
leztern Operation sehen wird.
Es ist demnach hinreichend erwiesen, und außer allem Zweifel gesezt, daß die
hermetische Verschließung die unerlaͤßliche Bedingung zur Erhaltung des sich
selbst uͤberlassenen Getreides des sey: was aber eben so wesentlich ist, daß
sie zu allen Zeiten und bei allen Methoden, welcher man sich auch bedient haben
mochte, immer das einzige Princip dieser Erhaltung gewesen sey, und daß jedesmahl,
wo Beschaͤdigungen stattgefunden haben, diese immer im umgekehrten
Verhaͤltnisse mit dem Grade ihrer Vollkommenheit gestanden seyenSehr richtig! und doch gibt es Leute, die dieses Gesez der Natur umstossen,
und troz ihrer eigenen darin gemachten Erfahrung, ein unnatuͤrliches
dagegen
aufstellen wollen. Diese Bemerkung stuͤzt sich auf eine im XIV. Bd.
S. 87 unsers Journals befindliche Note, uͤber einen in Augsburg
zwekwidrig angestellten gaͤnzlich mißlungenen Versuch, Getreide
aufzubewahren. Hr. Reg. Rath Morell spricht uns (in N°. 37. des
Kunst- und Gewerbblattes), weil wir die Dreustigkeit hatten, das Kind beim
Namen zu nennen, die noͤthige Einsicht ab seinen Versuch zu
wuͤrdigen, was uns veranlaßt den Versuch in der stattgefundenen Art,
hier in Kuͤrze mitzutheilen. Nach einem, im April dieses Jahrs
vorgelesenen Protocoll, wurde im April 1823 ein 7 1/2, Schuh daher, 8 Schuh
breiter und eben so langer aus fichtenen Holzbrettern erbauter, innerhalb
durch eine Kreuzwandung in vier Faͤcher abgetheilter, oben mit einem
Dekel und unten bei jeder Abtheilung mit einem
Schieber versehener Kasten zum Versuch bestimmt. Der Kasten wurde in einem
Gewoͤlbe, in dem Erdgeschoß neben der Reitschule in der
koͤnigl. Referenz, dessen Fenster zugemauert waren, auf ein Gestelle
gesezt, und mit folgendem Getreide gefuͤllt: Die Abtheilung
N°. I. und II. mit Roggen von den Jahrgaͤngen 1818 und 1819,
welcher schon stark vom Wurme angegriffen war, und obgleich vor dem
Einfuͤllen auf einer Muͤhle gereinigt, doch noch Spuren vom
Wurme zeigte. Die Abtheilungen N°. III. und IV. wurden mit gesundem
Roggen vom Jahre 1822 gefuͤllt. Jede Abtheilung faßte etwas
uͤber 14 baierische Schaͤffel. Nach dem Einfuͤllen
wurde der Dekel auf den Kasten genagelt, und das Gewoͤlbe unter
Schloß und Siegel gelegt. Nach Ablesung des Protocolls, von dem das
Vorstehende der wesentliche Inhalt ist, erklaͤrten wir in Gegenwart
der anwesenden Regierungs-Mitglieder, Guͤterbesizer, Kaufleute u.s.w.
im Voraus den Versuch fuͤr „verungluͤkt, und fuͤgten bei, daß selbst, wenn
das Getreide nicht verdorben waͤre, was aber unmoͤglich
sey, doch der Versuch kein befriedigendes Resultat gewaͤhren
koͤnne, indem bloße Jahres-Frist
fuͤr die Guͤte einer Aufspeicherungs-Methode, die sich im
Durchschnitte wenigstens fuͤr einige Jahre bewaͤhren
muͤßte, keine hinreichende Sicherheit leiste.“ Hierauf
wurden das Gewoͤlbe und der Kasten geoͤffnet, und der Befund
war folgende: Das Getreide hatte sich in den vier Abtheilungen um einige
Zolle gesezt, und da weder dessen Aussenwandung, noch innere Abtheilung und
Dekel luftdicht gefuͤgt war, so fand man, wie voraus gesagt, den
gesunden Roggen von dem wurmigen ergriffen, mit starkem moderigem Geruch und
rauhem Griff. Ein Glaͤschen mit Eßigsaͤure bewirkte nach
seiner Oeffnung in dem Aufbewahrungs-Gewoͤlbe eine dichte Wolke; ein
Beweis der Beschaffenheit des Gases, das sich aus dem verdorbenen Roggen
entwikelte. – Alles dieß sind Thatsachen, die nur wieder durch
Thatsachen, keineswegs aber durch Phrasen, widerlegt werden koͤnnen.
D..
In der That, was ging in aͤlteren Zeiten, und was geht noch taͤglich im
Innern der, bestaͤndig troknen oder der Durchseicherung wenig ausgesezten, in den Felsen
ausgehauenen oder an hochliegenden Orten bloß aufgegrabenen Vorrathskammern (Silos)
vor? Was ereignet sich in den Gruben aller Art, deren conservirende Eigenschaft man
seit einiger Zeit untersucht, und die man mit gehauenen Steinen, Mauersteinen,
Ziegeln, mehr oder weniger undurchdringlichem Kitt, Mastix, endlich mit Stroh
ausschlaͤgt? Der hermetische Verschluß bildet sich nach Verlauf einer
gewissen Zeit, und ersezt die Unzulaͤnglichkeit der angewandten Materialien;
er zeigt sich immer auf Kosten einer gewissen Quantitaͤt, welches
ungluͤklicher Weise immer die an der Oberflaͤche befindliche ist, und
der Ueberrest erhaͤlt sich unbeschaͤdigt unter ihrer
schuͤzenden Huͤlle.
Nach diesem Grundsaze ist erklaͤrbar, daß man zu Metz, waͤhrend einer
Belagerung im Jahre 1578, in einem unterer dischen Gewoͤlbe eingeschlossene
Haufen Kornes sah, das sich mittelst einer durch Verschimmelung der Koͤrner
an der Oberflaͤche entstandenen, undurchdringlichen und natuͤrlichen
Huͤlle sehr viele Jahre hindurch ohne zu verderben gut erhielt; und noch jezt
nimmt man in einigen Handlungshaͤusern in Hamburg nur zu diesem
natuͤrlichen Mittel seine Zuflucht, um diese Lebensmittel auf unbestimmte
Zeit in gutem Zustande zu erhalten. Zur Zeit, wo sie niedrig im Preise stehen,
werden sie in diken Haufen in sorgfaͤltig versperrten Behaͤltnissen,
von denen man alle Thiere, welche es auch seyn moͤgen, entfernt zu halten
sucht, aufgeschuͤttet. Wenn die Zeit der Ablieferung kommt, begeben sich der
Empfaͤnger und der Eigenthuͤmer in das Magazin, wo man die auf der
Oberflaͤche gebildete Kruste wegbricht, sich von dem Zustande des Korns im
Innern uͤberzeugt, und den Preis bestimmt: indessen muß, wie leicht zu
errathen ist, der zerstoͤrte Theil, der keineswegs unbedeutend ist, den
Werth, desjenigen erhoͤhen, den er vor dem Verderben geschuͤzt
hatEin anderes Beispiel dieser Art ist bei den Feldzuͤgen Massena's in der Schweiz vorgekommen; man fand in
mehreren Staͤdten Magazine von Getreide, das auf diese Art
aufbewahret worden war, und dessen vollkommen gesunder innerer Theil dazu
diente, unserer Armee sehr gutes Brod zu liefern..
Nach allem Vorhergehenden sollte es scheinen, daß man von nun an berechtigt
waͤre, den Vorzug des metallischen Verschlusses vor allen Andern
auszusprechen; der einzige Einwurf, der gegen seine Anwendbarkeit gemacht werden
konnte, wuͤrde den Aufwand betreffen, den er verursachen duͤrfte, und
von dem noch nicht die Rede war; man wird spaͤter sehen, daß dieser Einwurf
von selbst verschwindet; wir wollen jedoch zuvor auf die Darstellung der weitern
Versuche uͤbergehenNoch ein anderer Einwurf koͤnnte in der Folge erhoben werden, auf den
schon im Voraus zu antworten zwekmaͤßig seyn moͤchte. Aber,
wird man sagen, wenn man annimmt, daß das Gefaͤß, welches die
Koͤrner oder das Mehl einschließt, nicht vollkommen mit diesen
Substanzen angefuͤllt sey, und dieser Fall koͤnnte sich
haͤufig ergeben, koͤnnte die eingeschlossene Portion Luft
nicht mehr oder weniger betraͤchliche Beschaͤdigungen
veranlassen? – Die durch die fruͤher angefuͤhrten
Versuche bestaͤtigten Thatsachen antworten alle verneinend auf diese
Frage. In der That muß, weil das Getreide, obgleich es mit einer
groͤßern specifischen Schwere als das Wasser versehen ist, nur 75
oder hoͤchstens 80 Kilogramme das Hectoliter, und das Mehl gar nur 50
wiegt, waͤhrend das Wasser 100 schwer ist, jedes gegebene
Getreide-Maaß, wie voll es auch seyn mag, einen großen Theil seines
Volumens, wenn es Getreide, und einen noch groͤßeren, wenn es Mehl
ist, Luft enthalten. Dieses Gas bleibt daher unschaͤdlich, und eine
unbestimmte Zeit hindurch in Beruͤhrung mit diesen Substanzen, ohne
die geringste gegenseitige Einwirkung zu veranlassen. Es wuͤrde
durchaus dasselbe seyn, wenn der obere Theil des Gefaͤßes, und zwar
in einem beliebigen Verhaͤltnisse seines Rauminhalts, Luft statt der
Koͤrner enthielte. Diese Wahrheit hat sich uͤbrigens in dem
vorliegenden Versuche bewaͤhrt gezeigt, was man jedoch ohnedieß
voraus vermuthete. Die zur Aufnahme des Mehls bestimmten Gefaͤße
enthielten, da sie vorher nicht abgeeicht wurden, alle mehr als ein
Hectoliter Mehl, und da dasselbe plump hinein geschuͤttet wurde, so
fand es sich zusammen geruͤttelt, was einen Zwischenraum von
wenigstens vier Fingern zwischen den Oberflaͤchen der Dekel und des
Mehles ließ, das nichts desto weniger vollkommen gut erhalten war: das
Zusammenruͤtteln wurde noch durch die Beschwerlichkeit, die
Gefaͤße in den Keller und wieder heraufzubringen, ziemlich
verstaͤrkt. Das Luftquantum wurde dadurch nicht vermehrt, sondern
bloß ausgedehnt: auch entstand waͤhrend der Oeffnung ein Luftstoß von
außen nach innen um das Gleichgewicht wieder herzustellen, und der
eingeschlossenen Luft gleiche Dichtigkeit mit der Atmosphaͤre zu
geben. Die eingesperrte Luft wird demnach immer ganz unthaͤtig seyn,
in so fern man eine genaue Schließung voraussezt; denn wenn man
einen Fehler der metallenen Huͤlle an der Stelle annimmt, wo sie mit
den Koͤrnern nicht in Beruͤhrung steht, werden die
allmaͤhligen Ein- und Ausstroͤmungen, die durch die Wirkung
des Temperaturwechsels entstehen, die Zufaͤlle herbei fuͤhren,
die nur zu sehr bekannt sind, und die man deßhalb sorgfaͤltig zu
vermeiden sucht..
Ende Novembers 1821 wurden, wie im vorigen Jahre, drei neue Gefaͤße von einem
Hectoliter geoͤffnet. Ihr Zustand zeigte weder von außen noch von innen eine
merkliche Verschiedenheit von denen, die man das erstemahl beobachtet hatte.
Das Korn des Gefaͤßes der MischungskammerWaizenkorn guter Qualitaͤt von 1819. war in sehr gutem Zustande, ohne irgend einen Geschmak, und hatte durchaus
keine Veraͤnderung erlitten.
Das in der ScheuneWaizenkorn zweiter Qualitaͤt von 1819. hatte keine Veraͤnderung erlitten, und gab nur einen schwachen,
milchigen Geruch von sich: die bei der voriges Jahr stattgefundenen Oeffnung
anwesenden Personen haben gefunden, daß dieser Geruch, der sich sogleich entweder
durch den Luftzug, oder durch die bloße Beruͤhrung mit der Luft verlor, viel
weniger stark war, als das vorige Jahr.
Das im Keller schien von einer etwas dunklen Farbe, es besaß denselben Geruch, der in
der Mitte (des Gefaͤßes) etwas staͤrker war als gegen die
Waͤnde hin, er verschwand aber noch leicht bei dem Zutritte der LuftInteressant waͤre, es gewesen, bei diesen Versuchen auch darauf
Ruͤksicht zu nehmen, ob das Samenkorn bei der hermetischen, Jahre
andauernden Verschließung auch seine Keimfaͤhigkeit beibehalten habe
oder nicht. Selbst bei einer bloß auf oͤkonomische Zweke berechneten
Erfindung der Art waͤre diese Frage nicht ganz gleichguͤltig
gewesen.A. d. Ueb..
Noch ein Jahr spaͤter, zu Ende des Novembers 1822, wurde eine aͤhnliche
Besichtigung vorgenommen und bestaͤtigte aufs Neue:
Daß das Waizenkorn guter Qualitaͤt von 1818 in der Mischungskammer gut
erhalten war, durch die Hand lief, keinen uͤblen Geschmak hatte, und ganz das
Ansehen eines vollkommen gesunden Getreides zeigte.
Daß der Waizen zweiter Qualitaͤt 1819 in der Scheune sich ganz frisch
anfuͤhlte, nichts desto weniger durch die Hand lief, daß seine
urspruͤngliche Qualitaͤt nicht veraͤndert war, daß er in dieser
Hinsicht weder verloren noch gewonnen hatte, daß er sich in einem befriedigenden
Zustande der Erhaltung befand.
Daß das, aus dem Keller gekommene Waizenkorn erster Qualitaͤt, etwas weniger
durch die Hand lief, jedoch aber keinen Geruch halte, und sich im Zustande gut
erhaltenen Getreides befand.
Und daß im Allgemeinen die Farbe aller dieser Koͤrner auf keine Weise
veraͤndert war.
Endlich erschien der festgesezte Termin zur Oeffnung der großen Kuͤbel, und es
war am 25ten November 1823, wo man zu diesem Geschaͤfte schritt.
Man fing damit an, den Dekel des Kuͤbels in der Kammer des ersten Stokwerkes
abzunehmenWaizen guter Qualitaͤt von 1818.. Das Getreide, das er einschloß, hatte keine merkliche
Zusammenruͤttelung erfahren, und zeigte das Ansehen eines gut erhaltenen
Korns. Nach diesem schlizte man den Kuͤbel nach seiner ganzen Hoͤhe,
und ungefaͤhr in einer Weite von 40 Centimetern auf, wodurch das Korn sich
leicht auf dem Boden der Kammer auszubreiten vermochte, und man sehen konnte, in
welchem Zustande sich alle Schichten befanden. Das Getreide war durchaus troken,
lief durch die Hand, hatte keine Veraͤnderung, und befand sich in einem
vollkommen gut erhaltenen Zustande.
Von da begab man sich zu dem Kuͤbel in der ScheuneWaizen zweiter Qualitaͤt von 1819., auf welchem man etwas Wasser fand, das vom Dache herabgelaufen war; sein
Dekel wurde mit der naͤmlichen Sorgfalt abgenommen, und das Korn zeigte keine
Zusammenruͤttelung; man bemerkte indeß, daß der Fall irgend eines schweren
Koͤrpers ein Loch von 25 Millimeter in diesen Dekel gemacht hatte, daß eine
Quantitaͤt Wasser in das Innere des Kuͤbels eingedrungen war, und daß
sich bloß an dieser Stelle bis zur Tiefe eines Zolles, eine kleine Anzahl zusammengeballter
Koͤrner vorfand. Diese der Vormerkung werthe Wahrnehmung war die einzige, die
einigen Unterschied zwischen dem Zustande dieses und des vorhergehenden
Kuͤbels begruͤndete; uͤbrigens befand sich das Getreide durch
und durch in dem befriedigendsten Zustande der Conservation.
Hierauf stieg man in den Keller hinab, und da bemerkte man, wie bereits
fruͤher erwaͤhnt wurde, daß durch die Wirkung des zerstoͤrenden
Einflußes des Locals alle Hoͤlzer, welche zu dem im Jahre 1819, um den
Kuͤbel anfuͤllen zu koͤnnen, erbauten Geruͤste gebraucht
worden, in dem Zustande einer vollkommnen Faͤulniß sich befanden: man nahm
den Dekel sorgfaͤltig ab, seine ganze Oberflaͤche stand mit der des
Korns in Beruͤhrung, und das Erste, was man beobachtete, war, daß sich, weil
die Loͤthung einer ungefaͤhr gegen die Mitte des Duͤbels hin
befindlichen Naht an mehreren Stellen schadhaft war an jedem dieser Puncte eine
Zusammenballung von Koͤrnern von der beilaͤufigen Breite und
Hoͤhe eines Zolls gebildet hatte, im Ganzen derjenigen aͤhnlich, die
man so eben in der Scheune gefunden, oder jener, die im Monat November 1820 am
untern Theile eines der, mit wurmstichigem Korn angefuͤllten Gefaͤße
bemerkt worden war.
Was das Getreide des KuͤbelsWaizenkorn erster Qualitaͤt von 1819. betrifft, so befand sich dieses in einer eigenthuͤmlichen und sehr
merkwuͤrdigen Lage: die außerordentliche, in den obern Schichten nach
staͤrker als in den untern wirkende, und durch das Gewoͤlbe, von
welchem er nur wenig entfernt war, auf den Dekel reflectirte Hize des Locals, hatte
den obern Theil des Korns trokner gemacht, als es in dem Augenblike war, wo man es
verschlossen hatte, die Feuchtigkeit gegen den untern Theil
zuruͤkgedraͤngt, und den Mittlern in seinem natuͤrlichen
Zustande gelassen. Ungeachtet dieser Eigenthuͤmlichkeit, wurde das Ganze in
einem sehr befriedigenden Zustand der Erhaltung befunden, der an jenen erinnerte, in
dem es vier Jahre vorher war; und die Grade von Trokenheit und Feuchtigkeit seiner
verschiedenen Lagen verschwanden, nachdem es einige Stunden geluͤftet
wurde.
Es ist fast uͤberfluͤßig anzufuͤhren, daß zu allen Zeitpuncten,
wo diese Versuche statt fanden, die Vergleichung der urspruͤnglichen Gewichte
und Maaße der Koͤrner mit jenen, die sie damahls hatten, als die
Verbalprocesse daruͤber verfaßt wurden, keine oder nur eine so unbedeutende
Differenz, zeigten, daß sie die Muͤhe nicht lohnte, welche die mindeste
Berechnung veranlaßt haͤtteBei weitem nicht das naͤmliche gleiche Verhaͤltniß wurde
zwischen dem Gewichte des zur Verfertigung der Kuͤbel in die
Proviant-Anstalt gebrachten Bleies und dessen Truͤmmern nach den
Versuchen beobachtet, indem die Differenz wenigstens gegen 200 Kilogramme
auf 1,600 betrug! Dieser unverhaͤltnißmaͤßige Abgang mußte der
Gegenstand einer gerichtlichen Untersuchung werden, die nicht lange dauerte,
weil der Bleigießermeister, auf den einfachen Vorhalt der Thatsache, kein
Bedenken trug zu erklaͤren, daß der Abgang des Metalls wahrscheinlich
nur in dem uͤbel angewandten Vertrauen seinen Grund habe, das er
seinen Arbeitern schenkte. Die Verwaltung der Proviant-Anstalt, wo alles
Genauigkeit und Redlichkeit ist, wo diese Eigenschaft durch den
wuͤrdigen Chef, der sie leitet, eingefloͤßt wird, hatte
geglaubt, daß es, um das Quantum der zu diesen Arbeiten verwendeten
Materialien zu bestimmen, hinreiche, das Gewicht des Bleies und der Lothung,
bei deren Ablieferung, und das Gewicht des Restes, der zur Verarbeitung
nicht gebraucht wurde, zu bemerken, leztere Quantitaͤt von der
ersteren abzuziehen, und die Differenz als das Totalgewicht des
verarbeiteten Metalls anzunehmen. Um aber auf diese Methode bauen zu
koͤnnen, haͤtte man Vorsichtsmaßregeln, die man nicht
fuͤr nothwendig halten konnte, ergreifen, bestaͤndig die
kleinste und herabwuͤrdigendste Aussicht auf die Arbeiter
ausuͤben, sie bei jedesmahligem Herausgehen, wie man es in den
Muͤnzstaͤtten zu machen pflegt, durchsuchen, endlich sich mit
ihnen, ohne Unterlaß, so benehmen muͤssen, wie es ihre Herren in den
gewoͤhnlichen Werkstaͤtten machen. Es ist freilich unangenehm,
sich gezwungen zu sehen, die Immoralitaͤt einer ganzen Klasse von
Arbeitern oͤffentlich zu bezeichnen, aber es ist, unter diesen
Verhaͤltnissen, unerlaͤßliche Pflicht es zu thun, damit alle
Menschen, die gezwungen sind, sich ihrer zu bedienen, im Stande sind, jener
auszuweichen..
Dieß ist der Inbegriff der Thatsachen, die dazu beitragen muͤssen, dem
Verfahren des Hrn. Grafen Dejean nicht nur den Vorzug vor
allen andern zu geben, sondern es auch als das einzige zu betrachten, was
kuͤnftighin anzuwenden ist. Es genuͤgt sie darzustellen, um alle
unbefangene Beobachter die im Stande sind, Schlußfolgen zu ziehen und ohne Vorurtheil passende
Vergleichungen zu machen, zu uͤberzeugen. Was unglaͤubige
Starrkoͤpfe, befangene Leute und solche betrifft, bei denen zu viel Recht zu
haben großes Unrecht ist, so glaubt man ohnehin nicht, sie zu einer Ansicht bekehren
zu koͤnnen, die sie nicht zu theilen, im Voraus entschlossen waren.
Wir haben im Vorhergehenden anschaulich gemacht, daß die verschiedenen Methoden, die
man in Anwendung haͤtte dringen koͤnnen, alle mehr oder weniger große
Inconvenienzen mit sich fuͤhrten, eine mehr oder weniger große
Quantitaͤt Koͤrner zum reinen Verluste zerstoͤrten, und endlich
ihre erhaltende Kraft nur eine veraͤnderliche Zeitdauer hindurch bewahrten,
deren Graͤnzen man, ohne zu viel zu behaupten, nicht einmahl zu bestimmen
vermochte Die metallische Einschließung laͤßt keine Einwuͤrfe zu,
denen man nicht siegreich antworten koͤnnte: sie bewahrt treulich das Ganze
der ihr anvertrauten Getreid- und Mehlquantitaͤten und alle Zeugen unserer
Versuche waren genoͤthigt darin uͤbereinzustimmen: vier in dem Keller
der Proviant-Anstalt zugebrachte Jahre wiegen Jahrhunderte des Aufenthaltes in jeder
Localitaͤt auf, welche es auch immer sey. Welche Besorgnisse, welche
Vorsichtsmaßregeln ersinnt man nicht bei Erbauung von Silos, um sie gegen alles zu
schuͤzen, was sie zu fuͤrchten haben! Und was hat man in der
Proviant-Anstalt gethan? Man hat sich einzig nur, oder fast nur von der
Undurchdringlichkeit des Metalles uͤberzeugt, und sich uͤbrigens allen
moͤglichen Wechseln der gefaͤhrlichsten aͤußern
Einfluͤße getrost uͤberlassen.
Das mit seiner metallischen Huͤlle bedekte Korn kann daher als in einem
aͤhnlichen Zustande, wie eine sorgfaͤltig in ihrem Gehaͤuse
verschlossene Schildkroͤte, befindlich angesehen werden: vergebens
verschworen sich die vereinigten Elemente gegen sie, das Feuer allein ist es, was
sie zu fuͤrchten haben. Das Korn genießt aber noch eines Vortheils, den es
nur allein besizt; denn der Bruch des Gehaͤuses fuͤhrt den Tod des
Thieres herbei, waͤhrend, wenn man eine zufaͤllige Ursache annimmt,
die eine Stoͤrung der Continuitaͤt des Metalles verursacht, die
vereinigte Thaͤtigkeit der Luft und des Getreidekorns streben, diesen Unfall
wirksam gutzumachen.
Man darf nicht erwarten, in dieser Uebersicht bestimmte und umstaͤndliche
Vorschriften uͤber die Ausfuͤhrung des von dem Hrn. Dejean vorgeschlagenen Verfahrens zu finden; denn es
beduͤrfte einer besondern kleinen Abhandlung uͤber diesen Gegenstand,
um alle moͤglichen Falle vorauszusehen, und sich auf die kleinsten Details
einzulassen. Man wird sich deßhalb, ohne etwas Wesentliches auszulassen, darauf
beschraͤnken genuͤgende Angaben uͤber die Wahl der
Localitaͤten, welche demselben zusagen, uͤber die Natur der
Materialien, welche es fordert, und die Kosten, welche es verursacht, zu
liefern.
Hinsichtlich der zu waͤhlenden Lokalitaͤten zeigt sich, wie man zur
Genuͤge gesehen hat, keine Schwierigkeit, wie schleckt sie auch immer seyn
mag, so paßt sie vollkommen dazu, oder ist ihm wenigstens indifferent. Indessen wird
man sich wohl in Acht nehmen, Keller vor allen andern Plaͤzen hiezu zu
waͤhlen, im Gegentheile, wird man sich ihrer nur in jenen Faͤllen
bedienen, wo es unmoͤglich ist, es anders zu machen, und dieses lediglich
wegen der Geschaͤfte des Auf- und Abladens, die an solchen Orten fast immer
sehr anstrengend sind. Man muß sich auch huͤten, irgend ein Stokwerk zu
gebrauchen: die Masse der Koͤrner und ihrer Huͤlle wuͤrde es
meistens noͤthig machen, die Dielen zu stuͤzen, und dieß waͤre
eine Auslage mehr, deren Vermeidung gut ist. Man muß sich daher an den Gebrauch der
Zimmer zu ebener Erde halten, und Sorge tragen, sich aus einem oͤkonomischen
Beweggrunde vorzuͤglich solcher zu bedienen die vermoͤge der geringen,
zwischen ihren drei Dimensionen der lange. Breite und Hoͤhe obwaltenden
Differenz, dem kubischen Inhalte am naͤchsten kommen: man wird sich deßwegen
huͤten muͤssen, solche zu gebrauchen, die von mittelmaͤßiger
Hohe sind und eine viel betraͤchtlichere Laͤnge oder Breite haben,
weil in diesem Falle, ihre Oberflaͤche sich in einem staͤrkern
Verhaͤltnisse als ihre Inhaltsfaͤhigkeit vergroͤßern, und die
Kosten sich nach dem naͤmlichen Verhaͤltnisse richten wuͤrden.
Die Behaͤltnisse zu ebener Erde bieten gemaͤß ihrer Lage die
Moͤglichkeit dar, einen oͤder mehrere Trichter bequem an der obern
Deke anzubringen, und den Ort der Oeffnung zum Abladen nach Willkuͤhr zu
bestimmen; sie erlauben jeden Augenblik eine Aufsicht, sezen der Anbringung der
innern Bekleidung wenig oder keine Schwierigkeiten entgegen, und vereinigen uͤberhaupt alle
Bequemlichkeiten, die man wuͤnschen kann.
Was die Bekleidung betrifft, so ist ihre Construction einfach und ganz
gewoͤhnlich: sie erfordert keine andere Bedingung als jene, welche zu jeder
Zeit bei der Verfertigung der zur Aufnahme von Fluͤßigkeiten bestimmten
Gefaͤße nothwendig war: uͤberall, wo die Arbeiter eine Loͤthung
zu machen verstehen, und uͤberall, wo Wasserbehaͤlter erbaut worden
sind, wird man im Stande seyn sie herzustellen; und einige in den nothwendig
erachteten Zwischenraͤumen in die Mauer eingesezte Klammern, um die
Seitenwinde festzuhalten, machen fast alle nothwendigen Vorbereitungen aus;
uͤbrigens muß man der Erfahrung der Arbeiter und ihrer, oder vielmehr der
Einsicht derjenigen, in deren Diensten sie stehen, die Sorge uͤberlassen,
alle die kleinen Schwierigkeiten, die sich ergeben koͤnnen, zu beseitigen,
und gewiß wird diese Aufgabe nicht schwer zu loͤsen seyn.
Die Wahl des zur Verarbeitung bestimmten Metalles ist nicht gleichgiltig; zu
duͤnn wuͤrde es die erforderlichen Buͤrgschaften seiner
Dichtigkeit und Undurchdringlichkeit nicht gewaͤhren; und zu dik
wuͤrde es eine mißliche Vermehrung der Kosten verursachen: um diesen
Inconvenienzen zu begegnen, ist Blei von gutem Korn, zur Dike von zwei Millimetres
auf Stein gegossen, zum Gebrauche vorzuziehen, weil es dichter und haͤrter
als das in Sand gegossene Blei ist, und dieses leztere auch nicht so duͤnn
gegossen werden kann. Es wuͤrde ein Irrthum seyn zu glauben, daß man
demselben mit Vortheil gewalzte Bleiplatten von gleicher Dike substituiren
koͤnne; dieses Metall wirft beim Schmelzen ziemlich oft Blasen, die man am
gegossenen Blei immer wahrnehmen und wegbringen kann, welche aber das Strekwerk so
verbirgt, daß man sie nicht wieder bemerkt; die Raͤnder der Blasen legen sich
uͤbereinander ohne zusammengeschmolzen zu seyn und die Undurchdringlichkeit
hoͤrt aufDamit sind wir mit dem Hrn. Berichterstatter nicht einverstanden, indem man
mit eben der Sorgfalt das Blei, welches Blasen geworfen hat, vor dem Walzen
beseitigen kann. Gerade durch das Walzen wird, das Blei dichter, und gegen
Luft undurchdringlicher. D..
Was die Kosten betrifft, so sind sie sehr leicht zu bestimmen, weil sie sich nach
genauen, der Veraͤnderung nicht unterworfenen Angaben regeln, wie aus
Folgendem zu ersehen ist.
Das Quadratmeter des auf Stein gegossenen Bleis von der Dike zweier Millimetres wiegt
nicht unter 22 Kilogrammen, und steigt nicht uͤber 27: wir wollen es immer zu
einem Gewichte von 25 Kilogrammen als Mittelgroͤße, annehmen, um den Kalkul
eher mit zu großer Genauigkeit als mit unzuverlaͤßiger Nachsicht zu
ziehen.
Der Preis dieses Bleis im unverarbeiteten Zustande ist 90 Centimen das Kilogramm.
Der Werth der Verarbeitung, der Loͤthungen, der Neben-Arbeiten und Ausgaben,
kann, nach den Berechnungen der erfahrensten Werkmeister, auf den fuͤnften
oder vierten Theil des Preises des rohen Metalles steigen; wir wollen ihn, aus dem
naͤmlichen Grunde, der uns zur Richtschnur diente, als wir die
Mittelgroͤße des Gewichts des Quadratmeters bestimmten, auf das Drittel
erhoͤhen.
Hiernach wird das Kilogramm verarbeiteten Metalls im Preise auf einen Franc 20
Centimen zu stehen kommen.
Endlich ist es ein sehr wesentlicher Punct, dessen Wichtigkeit man nicht zu sehr
hervorheben kann, um die Aufmerksamkeit aller Personen, welche dieser Gegenstand
interessirt, darauf zu lenken, daß das Kilogramm dieses Metalls dem
Eigenthuͤmer in allen Faͤllen einen innern Werth von 75 Centimen
sichert, d.h. ihn in den Stand sezt, fruͤh oder spaͤt 62 vom Hundert
aller Summen, die er wird ausgegeben haben, zu realisiren.
Unter was immer fuͤr Umstaͤnden wird sich jedoch die Schaͤzung
auf eine einfache Berechnung zuruͤkfuͤhren lassen, die keinen
Schwierigkeiten unterliegen kann.
Um das Ganze der vorhergehenden Angaben mit einem Male uͤberbuken zu machen,
hat man die beigefuͤgte Tabelle entwerfen zu muͤssen geglaubt, in
welcher man, nach der in der ersten Columne bezeichneten Anzahl kubischer Metres,
auf einander folgend bestimmt hat:
1. die Inhaltsfaͤhigkeit in Hectolitres;
2. in metrischen Centnern;
3. die metallische Oberflaͤche;
4. das Gewicht des zu verwendenden Bleies;
5. die gesammte Auslage;
6. den auf das Hectoliter treffenden Werth;
7. den innern Werth des Metalles.
Synoptische Tabelle,um als
Anleitung bei Berechnung der durch die Errichtung metallischer
Fruchtbehaͤlter verursachten Kosten zu dienen.
Textabbildung Bd. 15, S. 99
Anzahl der Kubik-Metres;
Inhaltsfaͤhigkeit in Hectoliters; Inhaltsfaͤhigkeit in metrischen
Centnern; Metallische Oberflaͤche; Gewicht des zu verwendenden Bleis;
Gesammte Ausgabe; Preis fuͤr das Hectoliter; Innerer Werth des Metalls;
Man versteht unter 2 Kubik-Metres einen Koͤrper von 2 Metres nach allen
Richtungen; unter 3 Kubik-Metres einen Koͤrper von 3 Metr. nach jeder
Seite, und sofort fuͤr den Rest dieser Columne
Bemerkung. Man wiederholt hier noch einmahl (und zwar,
weil man vor allem den Vorwurf vermeiden will, als wollte man die Sache zu seinem
Vortheile darstellen, und in der Theorie genaue Angaben geben, die in der
Ausfuͤhrung hoͤhere Kosten, als die in dieser Tabelle berechneten, mit
sich fuͤhren wuͤrden): man soll bei der Construction von
Fruchtbehaͤltern, die man anlegen wird, darauf Bedacht nehmen, sich von der
kubischen Form so wenig als moͤglich zu entfernen, um bei der kleinsten
Oberflaͤche die groͤßte Inhaltsfaͤhigkeit zu gewinnen, und sich
folglich von der in dieser Tabelle berechneten Auslage nicht zu entfernen.
Das unvermeidliche Loos der naͤchsten Neuerungen ist, in dem Augenblike
Widersacher und Gegner zu finden, wo ihre Urheber es versuchen, sie der Gesellschaft
vorzulegen; man muß indeß jene, welche auf die Masse unbestreitbarer, in dieser Uebersicht
zusammengestellter Thatsachen ihr Augenmerk richten, aufrichtig fragen, ob man wohl
erwarten konnte, daß die Entdekung, welche uns beschaͤftigt, beurtheilt und
verworfen werden wuͤrde, ehe sie noch oͤffentlich bekannt gemacht
wurde? Dieses ist jedoch der Fall gewesen.
In einem der Gesellschaft zur Aufmunterung der National-Industrie im lezten Monat
August erstatteten, und im Bulletin fuͤr den September Nro. 231 hierauf
abgedrukten Berichte, durchgeht der BerichtstellerDer Herr Gras von Lasteyrie. A. d. Ueb., indem er besonders von den im Spital St. Louis errichteten Silos handelt,
und sie wegen Beschaffenheit der gebrauchten Materialien, allen andern vorzuziehen
ruͤhmt, alle bisher zur Aufbewahrung des Getreides vorgeschlagenen Methoden,
eroͤrtert die Unbequemlichkeit jeder einzelnen, und sagt, indem er von den,
im Local der Proviant-Anstalt angestellten Versuchen redet, daß die Oeffnung der
Gefaͤße, wie man erwarten mußte, bewiesen habe, daß das Getreide sich wohl
erhalten haͤtte, daß aber diese kostbare Methode, welche deßwegen weder von
den Grundeigenthuͤmern noch von dem Handelsstande gewaͤhlt werden
wuͤrde, nicht als ein allgemein anwendbares Mittel vorgeschlagen werden
koͤnne.
Hier waltet schwerer Irrthum ob; um mit der Genauigkeit der Thatsachen zu harmoniren,
war es gerade das Gegentheil, was man haͤtte sagen sollen.
Was hat wohl diesem Irrthume seine Entstehung gegeben? Man kann nur eine Muthmaßung
aufstellen: Zweifels ohne hat der Herr Berichterstatter geglaubt, es sey die Absicht
des Erfinders, die Aufbewahrung von Getreide und Mehl in Gefaͤßen nach
kleinem Maßstabe zu empfehlen; in diesem Falle allein ist seine Meinung richtig und
gegruͤndet. Allein wenn er sich die Muͤhe genommen haͤtte,
Personen zu fragen, die im Stande waren ihm Aufklaͤrungen zu geben, so
wuͤrde man sich bestrebt haben, sie ihm mit allen Details, die er
wuͤnschen konnte, mitzutheilen. Er hielt es nicht fuͤr rathsam es zu
thun, er urtheilte ab..., und unter diesen Verhaͤltnissen hat man, wie in
allen aͤhnlichen,
um denjenigen zu beguͤnstigen, der kein Recht dazu hatte Gerechtigkeit dem
verweigert, der sie verdiente.
Uebrigens ist es vielleicht nicht zweklos, das Verfahren, von welchem dieser Bericht
speciell handelt, mit dem des Hrn. Grafen Dejean zu
vergleichen, und diese Paralelle besonders aus dem Gesichtspuncte der Kosten zu
ziehen, weil in dieser Hinsicht ohne alle Widerrede dem leztern der Vorzug
gebuͤhrt.
Die zwei im Hospital St. Louis gemachten
Gruben haben 4,711 Fr. gekostet;sie faßten 260 Hectoliter; folglich
treffen auf das Hectoliter
18 Fr. 10 Cent.
Man fuͤhrt in dem Berichte an, ohne
es zu beweisen, (indessen will man diesewillkuͤhrliche Annahme
gelten lassen,) daß durch Reduction der Gruben auf eine einzige ein
Eigenthuͤmer sie mit moͤglichster Sparsamkeit um die
Summevon 2,500 Fr. herstellen koͤnne. In diesem Falle werden die
Kosten fuͤr dasHectolitre noch betragen
9 Fr. 60 Cent.
Die Herstellung eines 3 Kubikmeter oder 270
Hectoliter haltenden metallischenFruchtbehaͤlters kommt zu
stehen auf 1,620 Fr., was auf das Hectoliter macht
6 Fr.
Eine der zu St. Ouen von Hrn. Ternaux in der Erde gemachten Gruben, die192
Hectoliter faßte, und die man als die wohlfeilste Methode betrachten
kann,kostete 1,227 Fr., es treffen daher auf das Hectoliter
6 Fr. 40 Cent.
Endlich kuͤndigt der Bericht an, daß
an das Ministerium des Innern von einemUnternehmer eine Vorstellung
eingereicht worden sey, worin er sich verbindlichgemacht habe, im
Hospital St. Louis mit den geeigneten Materialien eine 670Hectoliter
Getreide haltende Grube, um die Summa von 3,465 Fr. 23
Cent.herzustellen, was fuͤr jedes Hectoliter macht
5 Fr. 17 Cent.
Sieht man auf die vorherstehende Tabelle,
so wird man finden, daß die Kostenbei dem Verfahren des Hrn.
Grafen Dejean, in einem beinaheganz
aͤhnlichen Falle, sich fuͤr das Hectoliter nicht hoͤher
belaufen, als auf
4 Fr. 50 Cent.
Die vereinigten Vortheile dieses Verfahrens sind daher folgende:
Die Gewißheit einer vollkommnen und dabei integralen
Erhaltung;
die nicht beschrankte Dauer dieser Erhaltung;
die Differenz des Kostenbetrags von 5 Francs 17 Centimen, auf jedes Hectoliter, zu 4
Fr. 50 Centimen;
endlich die Moͤglichkeit in jedem Augenblike, wo man es fuͤr
zutraͤglich haͤlt, 62 vom Hundert der Herstellungskosten wieder zu
erlangen!
––––––––––
So oft es sich darum handelt, eine neue und nuͤzliche Wahrheit aus Licht zu
bringen, begreift man leicht die Bedenklichkeiten, die derjenige erfahren muß, der
sich nur auf scheinbare Hypothesen oder unerwiesene Theorien stuͤzen kann;
ist es aber, auf die in dieser Uebersicht angefuͤhrten authentischen
Thatsachen gestuͤzt, nicht natuͤrlich und erlaubt, zu schließen:
Daß es endlich eine Methode gibt, Getreide und Mehl eine unbestimmte Zeit lang
aufzubewahren, die so sehr befriedigt, daß sie nur wenige oder gar keine
Vervollkommnungen zu wuͤnschen uͤbrig laͤßt.
Daß die Grundeigenthuͤmer und die Paͤchter im Stande sind, ein
gluͤkliches Gleichgewicht in ihren Geschaͤften mit aller Sicherheit
herzustellen, wenn sie sich zu einem Verfahren entschließen, das, klug angewandt,
die veraͤnderlichen Wechsel zwischen Wohlfeilheit und
uͤbermaͤßiger Theurung des Getreides in einen standhaften Mittelpreis
verwandeln wird;
Daß der Handel, sowohl im Innern als nach Aussen, sich seinen Speculationen mit einer
bisher unbekannten Sorglosigkeit wird uͤberlassen koͤnnen, weil das
Resultat seiner Berechnungen sich niemahls mit dem moͤglichen Falle des
Verderbens der Waaren compliciren wird.
Und was noch weit wichtiger ist, daß die Regierung, sich dieses Verfahren aneignend,
nicht fehlen kann, hierin, bezuͤglich auf den Dienstzweig der Victualien,
wesentliche Verbesserungen zu finden, die bisher nur Hoffnungen waren und sich nun in
Gewißheiten verwandelt finden werden.
Daß man die drei Ministerien des Innern, des Kriegs und der Marine nicht dringend
genug auffordern koͤnne, auf diesen Gegenstand alle Aufmerksamkeit, die er
verdient, richten zu wollen.
Daß das Erstere von demselben bald den gluͤklichsten und vortheilhaftesten
Gebrauch machen koͤnnte, sey es in den unermeßlichen Raͤumen des
Vorrathsmagazins der Stadt Paris, wo das zur Konsumtion der Hauptstadt
noͤthige Mehl eine gewisse Zeit hindurch mit aller Sicherheit einmagazinirt
werden koͤnnte, oder durch Anordnung der Herstellung metallischer Speicher in
einigen großen Staͤdten, um die Anwendung derselben zu popularisiren.
Daß die beiden andern Ministerien, durch Verwendung der entbehrlichsten Theile ihrer
Militaͤrgebaͤude, unermeßliche Ersparnisse an den, durch den Ankauf
von Victualien-Vorraͤthen fuͤr Besazungen oder zur taͤglichen
Konsumtion der Truppen verursachten Ausgaben erzielen koͤnnten.
Daß das Kriegs-Departement insbesondere im Stande ist, durch deren Anwendung, den
Inconvenienzen zu begegnen, die aus der durch einen bevorstehenden Krieg nothwendig
gemachten Anhaͤufung von Lebensmitteln auf verschiedenen Puncten entstehen,
welche unnuͤz werden, und mit Verlust verlauft werden muͤssen, wenn
der Krieg nicht ausbricht oder wenn er fruͤher aufhoͤrt als man
glaubte.
Daß das Departement der Marine sie mit großem Vortheil zum Transport von Mehl nach
den Kolonien u.s.w. wird anwenden koͤnnen.
Aber wer wuͤrde die verschiedenen Umstaͤnde alle aufzaͤhlen
koͤnnen wo man in den Fall gerathen duͤrfte, zu diesem Verfahren mit
Nuzen Zuflucht zu nehmen? Und ist es nicht Zeit diese Uebersicht zu schließen, bloß
den herzlichsten Wunsch noch aussprechend:
Moͤchte diese gluͤkliche Anwendung der einfachsten Natur-Geseze und
einer gesunden Physik, einzig durch die uneigennuͤzige Liebe fuͤr das
allgemeine Wohl eingegeben, nicht das Schiksal neuer Erfindungen erfahren, die,
ungeachtet ihres unbestreibaren und anerkannten Verdienstes, nur mit hoffnungsloser
Langsamkeit dahin kommen, die Hindernisse zu uͤberwinden, die boͤser
Wille und Schlendrian ihnen um die Wette entgegensezen und moͤchte sohin die
Gesellschaft, in dem moͤglich kuͤrzesten Zeitraume, alle ihr
untruͤglich verheißenen Vortheile daraus ziehen.
––––––––––
„Der unterzeichnete General-Lieutenant Graf Dejean, Pair von Frankreich, sieht sich, nachdem er vorstehenden Umriß
und Bericht mit der groͤßten Aufmerksamkeit durchlesen hat, verpflichtet,
dem Hrn. Ritter St. Fare Bontemps fuͤr die
Sorgfalt und Genauigkeit zu danken, die er auf deren Redaktion verwendet hat,
und bestaͤtigt sie ihrem ganzen Inhalte nach.“
„Graf Dejean.“
Zusaz.
Unter Beziehung auf die in diesem Journal bereits mitgetheilten bewaͤhrten
Getreide, Aufbewahrungs-Methoden finden wir uns veranlaßt, der in N° 38 des
Kunst- und Gewerbblattes vorgeschlagenen zu erwaͤhnen. Es heißt S. 252
„wohl ausgepichte Pakfaͤßer, mit Blech ausgetaͤfelte
Verschlaͤgt etc., scheinen manches voraus zu haben. Und warum sollte es
unmoͤglich seyn, Getreide in Saͤken aufzubewahren? –
Saͤke koͤnnen sehr leicht luft- und wasserdicht gemacht werden,
und haͤttest bei gleichen Kosten vieles voraus.“