Titel: | Ueber einen verbesserten Ofen und chemischen Apparat. Von Hrn. G. Tigere. |
Fundstelle: | Band 15, Jahrgang 1824, Nr. XXVII., S. 155 |
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XXVII.
Ueber einen verbesserten Ofen und chemischen
Apparat. Von Hrn. G.
Tigere.
Aus Gill's technical Repository. Juni 1824. S.
400.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Tigere, über einen verbesserten Ofen und chemischen
Apparat.
Unsere chemischen Leser werden oͤfters mit uns den
Mangel einer Vorrichtung bedauert haben, durch welche sie schnell und nach Belieben
die Temperatur in den zur Erhizung eines Sandbades etc. bestimmten Oefen bei den
chemischen Operationen erhoͤhen und vermindern koͤnnten. Man wird
finden, daß gegenwaͤrtige Vorrichtung zu diesem Zweke sehr bequem ist.
A A Tab. IV. Fig. 7. ist ein deutscher
Ofen, dessen Koͤrper, wie gewoͤhnlich, aus Eisenblech verfertigt ist,
nur ist sein Rost, B, beweglich, so daß er gehoben und
gesenkt, und in jeder beliebigen Hoͤhe erhalten werden kann. Dieses geschieht
mittelst des eisernen
Stuͤze, C, die in dem Mittelpuncte des Rostes
befestigt ist, und durch ein Leitungsloch, D, in der
Querstange, EE laͤuft, welche in den
Fuͤßen des Ofens eingesezt ist. In dieser Stuͤze, C, befinden sich Loͤcher, durch welche ein
eiserner Stift F, geschoben wird, der auf der Querstange
EE ruht, und wodurch der Rost in jeder
erforderlichen Hoͤhe gehalten wird. Wenn man den Stift auszieht, und dadurch
den Rost und das auf demselben befindliche Feuer von dem Sandbade etc. entfernt, so
wird die Hize augenbliklich vermindert.
G H I ist ein verbesserter Einsaz fuͤr eine
Retorte etc, welchen man mittelst der Untersaz-Schraube G auf das Genaueste sowohl in Hinsicht der Hoͤhe, als
seitwaͤrts, stellen kann. Die maͤnnliche Schraube G, wirkt in die weibliche, H, welche auf dem Tische oder Gestelle I befestigt
ist, so daß G sich in dem Loche I bewegt, welches in dem Tische vorgerichtet ist. Das obere Ende der
Schraube H ist walzenfoͤrmig, und wird von einem
cylindrischen Loche aufgenommen, das sich in dem Holzstuͤke, K, befindet, welches unten an dem vierekigen
hoͤlzernen Kaͤstchen, L, befestigt ist.
Der walzenfoͤrmige Kopf der Schraube hat eine Furche oder einen Canal, um
sich her zur Aufnahme eines Stiftes, der in dem Stuͤke K stekt, und dasselbe hindert uͤber den cylindrischen Kopf
abzugleiten, waͤhrend es frei um denselben spielt. Die Schraube hat ferner in
der Naͤhe ihres Kopfes K ein Loch, durch welches
man einen Zapfen oder Hebel zum Drehen derselben fielen kann, wodurch das
Kaͤstchen L gehoben und gesenkt und mit der
groͤßten Genauigkeit viel bequemer als durch die gewoͤhnlichen
Holzstuͤke von verschiedener Dike gestellt wird.
Nachdem das Kaͤstchen L auf diese Welse in die
gehoͤrige Lage gebracht worden ist, wird es entweder mittelst der
Stuͤzen MM, oder auf irgend eine andere
Weise in seiner laͤge erhalten.
Das Kaͤstchen L, hat eine Oeffnung an der Seite,
um einen der beiden Haͤlse der Vorlage, N,
aufzunehmen, in welchen der Schnaͤbel der Retorte, O, eingeschliffen ist: in den anderen kuͤrzeren Hals paßt die kurze
Roͤhre P, und in diese ein Arm der doppelt
gekruͤmmten Roͤhre Q, der in dieselbe
eingeschliffen ist. Der
andere Arm dieser gekruͤmmten Roͤhre paßt in eine senkrechte
Roͤhre R welche durch eine in einer Kappe von
starkem Glase, S, durchgebohrten Oeffnung laͤuft,
und darin fest gehalten wird. Diese Kappe kann entweder luftdicht oben auf den
großen Recipienten T geschliffen, oder auf denselben
ausgekittet seyn. U ist eine Sicherheitsroͤhre
von besonderer Form, welche gleichfalls durch eine zur Aufnahme derselben bestimmte
Oeffnung in der Glaskappe S laͤuft. Diese
Roͤhre kann, wie Lewis sie in seinem Aufsaze
uͤber das Probiren des Goldes empfahl, 4 Fuß und daruͤber lang sehn.
Sie ist an ihrem oberen Ende unter einem rechten Winkel gebogen, und mit einem Korke
leicht zugestoͤpselt so daß sie bei irgend einem zu starken Druke in der
Vorlage sich leicht oͤffnen kann. W, ist eine Art
von Sak aus einem Stuͤke saͤmisch Leder, das an seinen Raͤndern
zusammengenaͤht ist, und fest außen um die Glaskappe S umgebunden wird. Man fuͤllt ihn mit kaltem Wasser, um die
gasartigen Fluͤßigkeiten vor ihrem Eintritte in den Recipienten T abzukuͤhlen, und das Abspringen des Kittes
durch die Hize zu verhindern, wenn die Glaskappe S
aufgekittet ist. Dieser Sak wird von vier an seinem oberen Rande befestigten
Schnuͤren getragen, welche uͤber demselben an einem Nagel
haͤngen, und die Sicherheitsroͤhre U wird
gleichfalls auf schikliche Weise befestigt.
Dieser Apparat wurde von seinem Erfinder zu verschiedenes Arbeiten,
vorzuͤglich aber zur Bereitung Chlorsaurer-Pottasche verwendet, von welcher
er taͤglich 2 Pfunde verfertigen konnte, wenn er die Retorte auf die
gewoͤhnliche Weise vier Mahl mit den noͤthigen Materlallen
fuͤllte. Der große Recipient T war eine große
Flasche aus schwarzem Glase, so wie man dieselbe gewoͤhnlich zur Versendung
des Vitriol-Oehles braucht, und hielt 3 Gallons Pottasche-Aufloͤsung. Er
stand auf dem Tische, I, befestigt, und war in denselben
eingelassen und eingekittet. Außer dem Glasstoͤpsel X der Retorte und der Sicherheitsraͤte U, welche beide bei dem Fuͤllen und Ausleeren des Apparates
(welches leztere durch einen Hebel geschah) abgenommen werden muͤßten blieben
alle Theile des Apparates unverruͤkt an ihrer Stelle. Hr. Tigere begann die Operation mit einer sehr gelinden Hize
die er aber allmaͤhlich, um alles Gas auszutreiben, bis auf 300° F erhoͤhte.
Er fand daß, wenn ein gewoͤhnliches Gartens Thermometer, oben in dem Sande
eingetaucht, 220° wies, der Sand am Boden des Sandbades gerade, die
gehoͤrige Hize hatte.