Titel: Ueber Kaoutschouk.
Fundstelle: Band 15, Jahrgang 1824, Nr. XLIII., S. 237
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XLIII. Ueber Kaoutschouk. Aus den scheikundige waarnemingen van S. Stratingh, Ez., Med. et Phil. Doct. en Profess. te Groningen. Algemene Konst-en Letterbode. 1824. N°. 25. 26, 27. Stratingh über Kaoutschouk. Aufloͤsung des Kaoutschouk in Aether. Der Kaoutschouk muß, ehe man ihn in Aether aufloͤst, durch anhaltendes Kochen in Wasser aufgeweicht werden; ja selbst ein Kochen im papinianischen Topfe scheint uns vortheilhaft zu seyn. Nach dem Kochen muß man den Kaoutschouk, durch gelindes Druͤken mit weißem Flußpapiere, von allen waͤsserigen Theilen gehoͤrig befreien, damit der Schwefelaͤther durch dieselben nicht geschwaͤcht wird. Der Schwefelaͤther muß vorher, durch Abwaschen mit Wasser, von allen anhaͤngenden Alkohols Theilen, und hierauf, durch Abziehen uͤber troknen salzsauren Kalk, von allem Wasser gereinigt werden, worauf er dann keiner weiteren Destillation bedarf. – Die Aufloͤsung schien durch erhoͤhte Waͤrme befoͤrdert zu werden, wenn das Kochen in einer starken, luftdicht verschlossenen, Flasche oder in einem kupfernen, gehoͤrig versicherten, Gefaͤße vorgenommen wurde; ein wiederholtes Ueberziehen von gereinigtem Aether uͤber ebensolchen Kaoutschouk, bis dieser durch die Waͤrme etwas angegriffen, aber nicht zersezt wird, entsprach ebenfalls sehr gut. Ein Gemenge von solchem Aether und Kaoutschouk-Schnizeln, welches ich vor einigen Monaten zur Digestion hinstellte, und nun wieder untersuchte, gab einen etwas diken, hellen, und weißen Firniß, welcher in einem Uhrglaͤschen schnell verdampfte, und eine schoͤne, weiße Kaoutschouk-Haut zuruͤkließ, welche durch wiederholtes Aufgießen und Verdampfen nach Belieben diker gemacht werden konnte. – Diese Aufloͤsung des Kaoutschouk in Aether verdient vor jener in fluͤchtigen Oehlen, um mit derselben Instrumente, Staͤmpel u. d. gl. aus feinem Stahle zu bestreichen, und gegen Rost zu verwahren, den Vorzug, da sie schneller troknet, und keine kleberige Haut auf den Gegenstaͤnden zuruͤklaͤßt. Roͤhren aus Kaoutschouk zum chemischen Gebrauche. Hr. Stratingh gibt, nachdem er die, in Schweigger's Journal 1822. B. VI. S. 365 beschriebene, Methode zur Verfertigung solcher Roͤhren, und Dumenil's Verfahren, (Schweigger's Journal 1824. B. X. H. II. S. 255), angefuͤhrt hat, auch folgende neue Methode an. Er bringt Kaoutschouk-Schnizeln in eine glaͤserne Roͤhre, welche an beiden Enden gut verschlossen werden kann, und uͤbergießt sie mit etwas gereinigtem Aether; die gut verschlossene Roͤhre sezt er dann der Sonnenhize oder der Waͤrme eines erhizten Wassers aus, wodurch der Kaoutschouk bald so weich wird, daß er, aus der Roͤhre herausgenommen, durch Knoͤten in eine teigartige Masse verwandelt werden kann. Mit dieses Masse kann man sehr leicht eine glaͤserne Roͤhre uͤberziehen, und diese dann auf einem festen Koͤrper rollen, so daß man, beim Herausnehmen der glaͤsernen Roͤhre, eine ganz gleichfoͤrmige elastische Roͤhre erhaͤlt. Diese Methode verdient alle Empfehlung, und kann vielleicht durch weitere Uebung noch sehr verbessert werten. Hr. Stratingh will nun auch untersuchen, inwiefern man in Steinoͤhl aufgeloͤsten oder aufgeweichten Kaoutschouk zu diesem Zweke benuͤzen koͤnnte. Lutirung mittelst Kaoutschouk. Hr. Stratingh nimmt Kaoutschouk-Streifen von 1 1/2 – 2 Niederl. Zollen Breite, verbindet dann die beiden, in kochendem Wasser aufgeweichten, Enden derselben, und bringt sie unter eine Presse, wodurch die Theile nach einiger Zeit so fest mit einander vereinigt werden, daß sie sich nur um Gewalt trennen lassen. Diese Streifen von der angegebenen Breite, und von 15–20 Zoll Laͤnge sind bei Destillationen von waͤsserigen, geistigen, und selbst verduͤnnt sauren, Fluͤßigkeiten in Retorten, Kolben, und selbst in Destillirblasen, weit besser als Lutum, oder Kitt; denn man braucht die Fugen nur mit solchen, in Wasser geweichte, Streifen zu umwikeln, und diese mittelst eines Drahtes zu befestigen. Diese Art von Lutirung gewaͤhrt den bedeutenden Vortheil, daß sie hoͤchst reinlich ist, alle Verunreinigung durch den Kitt verhindert, und weder vom Wasser, noch von Alkohol, noch von verduͤnnten Saͤuren angegriffen wird, und bei spaͤteren Destillationen wieder zu demselben Zweke benuͤzt werden kann, so daß sie bei chemischen und pharmaceutischen Arbeiten alle Empfehlung verdient. Entwikelung von Waͤrme beim Ausdehnen von Kaoutschouk-Streifen. Der gelehrte Gorigh aus Manchester, der von Jugend an blind war, und ein sehr scharfes Gefuͤhl besaß, fand, nach Thomson (Syst. de Chimie. Edit. V. T. IV. S. 197.), daß sich aus in Wasser geweichten Kaoutschouk-Streifen beim schnellen Ausdehnen freie Waͤrme entwikelt, welche durch die Lippen bemerkbar ist. Er bemerkte hierbei auch, daß ein solcher Streifen, wenn man ihn in kaltem Wasser ausgedehnt hielt, seine Elasticitaͤt verlor, durch Eintauchen in kaltes Wasser aber wieder erhielt. Die Erhoͤhung der Waͤrme sieht man noch deutlicher, wenn man einen Kaoutschouk-Streifen unmittelbar nach dem Ausdehnen an die Kugel eines Leslie'schen Differential Thermometers bringt, wodurch die Fluͤßigkeit sogleich um 1–2 Zoll steigt, was die Erhoͤhung der Waͤrme beweist.