Titel: | Beschreibung einer hydropneumatischen Pumpe zum Zusammendrüken der Gasarten und anderer elastischen Flüßigkeiten. Von Hrn. Sam. Seaward . |
Fundstelle: | Band 15, Jahrgang 1824, Nr. XLIX., S. 271 |
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XLIX.
Beschreibung einer hydropneumatischen Pumpe zum
Zusammendrüken der Gasarten und anderer elastischen Flüßigkeiten. Von Hrn. Sam. Seaward
Im August-Hefte des Philosophical Magaz. and Journ.
S. 129 bemerkt Hr. J.
Martineau, daß Hr. Sam. Seaward zu jener Zeit, wo diese
Pumpe verfertigt wurde, als Zeichner in der Manufaktur, an welcher Hr. Martineau
Miteigenthuͤmer ist, angesiellt war; daß er aber durchaus keinen Antheil
an Erfindung dieser Pumpe hat, obschon er sie als seine Erfindung angibt, und nur die erste Idee hievon dem Hrn.
Dav. Gordon am
London Portable Gas Establishment zuschreibt. A.
d. Ueb..
Aus dem Philosophical Magazine and Journal. N. 315. S.
13.(Im Auszuge.)
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Seaward's Beschreibung einer hydropneumatischen Pumpe.
Bei dem allgemeinen Gebrauche, den man wahrscheinlich noch von
dem Gase machen wird, wenn dasselbe in einem hohen Grade zusammengedruͤkt
ist, wird es wichtig, die beste Methode aufzufinden, durch welche es auf die
nuͤzlichste und vortheilhafteste Weise in diesen Zustand gelangen kann.
Die gegenwaͤrtige Methode, das Gas zusammenzudruͤken, ist mit einer
Menge von Nachtheilen verbunden, die vorzuͤglich in einem bedeutenden
Verluste des Gases, waͤhrend der Operation des Zusammendruͤkens, und in einem
ungeheuren Verluste an Kraft bestehen, weil das Gas nicht vollkommen aus dem
Gefaͤße der Pumpe ausgetrieben wird; endlich noch in dem Außerordentlichen
Verderben der Maschine selbst waͤhrend des Gebrauches derselben.
Die bisher zu diesem Zweke angewendete Maschine besteht aus einem gut gebohrten
Cylinder, A in Fig. 5, der an dem einem
Ende offen, an dem anderen Ende mit zwei Klappen, c und
d, versehen ist, und aus einem dichten
Staͤmpel, B, der in demselben arbeitet. Dieß ist
vielleicht die beste Einrichtung einer Staͤmpelpumpe, die auch von den ersten
Mechanikern und Maschinisten angenommen ist.
Nun ist es aber bei Anwendung dieser Maschine unmoͤglich daß der
Staͤmpel so getrieben werden kann, daß er ganz bis aus den Boden des
Cylinders hinabschlaͤgt; es muß einiger Raum leer bleiben; denn sonst
wuͤrden die Klappen in große Gefahr gerathen beschaͤdigt zu werden.
oder es koͤnnte anderes Ungluͤk entstehen. Man nehme nun an, daß in
einer Pumpe von 5 Zoll im Durchmesser der Streich 12 Zoll betraͤgt, so muß
der Raum zwischen dem Boden des Staͤmpels und dem Boden des Cylinders 1/8
Zoll betragen, was nicht viel ist. Wenn nun aber die Operation des
Zusammendruͤkens in Gang kommt, wird dieser Raum allmaͤhlich zunehmen,
so daß, wenn das Gas mit einem Druke von 30 Atmosphaͤren
zusammengedruͤkt ist, oder mit 450 Pfund Druk auf den Quadrat-Zoll (und dieß
ist im Durchschnitte der Druk, den die Portable
Gas-Company anwendet), die ungeheuere Last von 9000 Pfund gegen den Boden
des Cylinders und des Staͤmpels druͤkt, wodurch nothwendig diese
beiden lezteren von einander entfernt gehalten werden. Bedenkt man nun die
vorhandene Elasticitaͤt der Kurbeln, die Lokerheit und Abnuͤzung der
Lager, die Elasticitaͤt der Verbindungs- und Querstangen, und selbst des
Bodens des Staͤmpels, so wird man mit Recht schließen, daß bei diesem großen
Druke der Staͤmpel nicht unter Ein Viertel Zoll von dem Boden des Cylinders
kommt; es bleibt demnach diese Menge Gases unter dem großen Druke von 80
Atmosphaͤren zuruͤk, und kann nicht ausgetrieben werden; wird sich
daher, wie der Staͤmpel zuruͤk hinauf gezogen wird, in dem Cylinder ausbreiten, einen
großen Theil des Raumes ausfuͤllen, und dadurch die Aufnahme einer anderen
vollen Ladung hindern.
Dieß ist nun einer der großen Fehler bei dieser Art von Pumpen; denn nimmt man den
Raum, wie gesaͤgt, zu Einem Viertel-Zoll an, so ist dieß gerade der 48ste
Theil bei ganzen Hohlraumes der Pumpe, und zaͤhlt man zu diesem noch den
Raum, der uͤbrig bleibt, wenn die Auszugs-Klappe d aufsteigt, die so lange offen bleibt, bis der Stempel auf seinem
Zuruͤkzuge sich etwas entfernt hat> so koͤnnen wir mit Sicherheit
abnehmen, daß jedes Mahl soviel zusammengedruͤktes Gas in dem Cylinder
zuruͤkbleibt, als, dem Umfange nach, Ein Vierzigstel des ganzen Schlages der
Pumpe betraͤgt. Wenn daher die Pumpe anfaͤngt zu arbeiten, und das Gas
in dem Recipienten auf einen Druk von 10 Atmosphaͤren kommt, so werden nur
mehr 3/4 des Gases aus dem Cylinder getrieben; bei einem Druke von 20
Atmosphaͤren wird nur mehr die Haͤlfte ausgetrieben, und bei 40
Atmosphaͤren hoͤrt die Pumpe auf zu arbeiten, da das
zuruͤkgebliebene zusammengedruͤkte Gas sich ausdehnt, und den ganzen
Cylinder fuͤllt: es kann also nicht mehr Gas aus dem Gasometer hineingebracht
werden. Ja, was noch mehr ist, es entsteht ein wirklicher Verlust durch das
unvollkommene Passen des Staͤmpels: ein Fehler, der bei allen diesen Pumpen
mehr oder minder Statt hat; denn die Staͤmpel moͤgen mit Metallringen,
mit Leder oder mit Hanf umkleidet werden, immer wird bei einem so hohen Druke ein
Entweichen des Gases Statt haben; und wenn das Leder etc. so hart aufgeschraubt ist,
daß durchaus kein Gas entweichen kann, so wird die Reibung ungeheuer, die
Haͤlfte der Kraft geht verloren, und es ist durch diese Art von
Abhuͤlfe wenig Vortheil gewonnen.
Diese Bemerkungen werden, wie es scheint, das Mangelhafte bei Anwendung der gemeinen
Drukpumpen in Helles Licht sezen, und uns von selbst auf die Vortheile einer
hydropneumatischen Pumpe fuͤhren. Man wird bemerkt haben, daß das große Uebel
bei der gemeinen Pumpe der Raum oder die Hoͤhlung ist, welche uͤbrig
bleibt, wenn der Staͤmpel an das Ende seines Schlages hinabgekommen ist.
Diesem Uebel abzuhelfen war der erste Zwek, den man bei dieser Verbesserung zu
erreichen strebt. Zu
diesem Ende hat man eine gewisse Menge nicht elastischer Fluͤßigkeit in die
Hoͤhlung des Cylinders gebracht, welche dieselbe ganz ausfaͤllt, wann
der Staͤmpel unten ist, und auf diese Weise jedes Theilchen des
zusammengedruͤkten Gases binaustreibt. Wie dieses geschieht, wird aus
folgender Beschreibung der neuen Pumpe leicht entnommen werden koͤnnen.
Fig. 6 ist der
Aufriß, und Fig.
7 der Grundriß der hydropneumatischen Pumpe. AA ist das Gestell, welches die Maschine traͤgt. Die Pumpe besteht
aus zwei Kammern, B und D;
in der Kammer B arbeitet der dichte Staͤmpel C, durch eine Lederbuͤchse v, mittelst der Kurbel n, und der
Schnuͤre mm. D ist die pneumatische Kammer, an deren
oberem Ende die Einleitungs-Klappe e, und die
Ausfuͤhrungs-Klappe c sich befindet: uͤber
lezterer ist ein kleines Gefaͤß g angebracht mit
der Roͤhre h, welche zu dem Recipienten
fuͤhrt.
Wenn nun der Staͤmpel C am Ende seines Schlages
ist, wie Fig.
6 zeigt, ist die pneumatische Kammer D ganz
voll Oehl oder irgend einer anderen nicht elastischen Fluͤßigkeit, und zur
groͤßeren Sicherheit muß auch noch etwas Oehl uͤber der
Ausfuͤhrungs-Klappe c, sich befinden. Wie aber
der Staͤmpel C zuruͤkgezogen wird, sinkt
das Oehl in der Kammer D auf das Niveau rs herab, und der Raum fuͤllt sich mit Gas,
welches aus dem Gasometer durch die Roͤhre f, und
durch die Klappe e, hereinstuͤrzt, und wenn der
Staͤmpel wieder vorgeschoben wird, steigt das Oehl zur vorigen Hoͤhe,
und fuͤllt wieder die ganze Hoͤhlung der Kammer D aus, aus welcher es jedes Gastheilchen durch die Klappe c austreibt, und so geht es abwechselnd fort.
Wenn wegen vermehrten Drukes, oder aus was immer fuͤr einer anderen Ursache,
das Oehl in der Kammer D, nicht zureichen sollte, um bei
der Ruͤkkehr des Staͤmpels die ganze Hoͤhlung
auszufuͤllen, so hat dieß nichts zu bedeuten, indem in dem Augenblike, wo die
Klappe c, sich auch nur etwas hebt, das uͤber der
Klappe befindliche Oehl herabsteigt, und das Gas in der Kammer v vertreibt. Das Gefaͤß g ist ein kleiner Oehlbehaͤlter, und dient auch zur Aufnahme des
allenfalls zuruͤkgebliebenen oder verirrten Gases. Die Roͤhre k dient als Zeiger, daß immer die gehoͤrige Menge
Oehles in dem Apparate
vorhanden ist, und auch im noͤthigen Falle zum Nachgusse desselben.
Es ist moͤglich, daß eine unbedeutende Entweichung des Oehles bei der Klappe
E Statt hat; doch dieß hat nichts zu sagen, indem
die Entweichung einer geringen Menge nicht elastischer Fluͤßigkeit
zuruͤk in die Kammer D nicht mit dem zwanzigsten
Theile jener Ungelegenheit verbunden ist, welche die Entweichung eines gleichen
Volumens zusammengedruͤkten Gases hervorbringt.
Der vorzuͤgliche Vortheil bei dieser Pumpe ist, daß bei jedem Schlage des
Staͤmpels, der Druk mag 1 oder 10 oder 50 Atmosphaͤren betragen, immer
eine volle Ladung von Gas durch die Klappe c
durchgedraͤngt wird. Der Grad der Zusammendruͤkung hat bei dieser Art
von Pumpe wirklich keine Graͤnze, vorausgesezt, daß die Theile derselben
stark genug sind, um der dadurch entstehenden Spannung zu widerstehen, und eine
gehoͤrige Kraft angebracht wird. Bei einer gewoͤhnlichen Pumpe kann
man nicht annehmen, daß die Zusammendruͤkung uͤber einen Druk von 30
bis 40 Atmosphaͤren steigt.
Die Figur 8
wird eine bequeme Methode darbiethen, um die Kraft zu bestimmen, welche erfordert
wird, um diese Pumpe fuͤr jeden praktischen Fall gehoͤrig zu
treiben.
Es sey die gerade Linie AB in 32 gleiche Theile
getheilt, wovon GB = 16, FG = 8, DE = 2,
CD = 1 und AC = 1 ist. Betrachten wir diese ganze Linie als den Raum, welchen der
Staͤmpel bei einem Schlage durchlaͤuft, so ist offene bar, daß bei B, dem Anfange des Schlages, die Kraft nur Einer
Atmosphaͤre gleich seyn wird, die durch die senkrechte Linie Bb dargestellt ist. Wenn der Staͤmpel aber
G erreicht hat, so hat er den halben Schlag
vollendet, und die Kraft ist dann gleich 2 Atmosphaͤren; wie die Linie Gg zeigt, = 2 × Bb. Wenn ferner der Staͤmpel bei F ist, so hat er 3/4 seines Schlages vollendet, und die
Kraft ist dann gleich 4 Atmosphaͤren, = Ff
= 4 Bb; und so fort, bis der Staͤmpel nach
C gelangt, wo er 31/32; seines Schlages vollendet
hat, und die Zusammendruͤkung, wie die Kraft, gleich 32 Atmosphaͤren,
= Cc
, = 32 × Bb
ist.
Wenn wir demnach bg, gf, fe etc. als eben so viele gerade
Linien betrachten, so werden die Flaͤchen Gb, Fg, Ef, De etc. beinahe als die Momente
angesehen werden koͤnnen, mit welchen der Staͤmpel uͤber die
verschiedenen Raͤume BG, GF, FE
laͤuft etc. Diese verschiedenen Faͤchen Gb, Fg, Ef etc. sind aber alle einander gleich; folglich ist die ganze
Groͤße der Momente des Staͤmpels bei seinem Durchlaufen des Raumes BC gleich der fuͤnffachen Flaͤche
GgbB; d.i. = 5 × (gG + Bb ×
gB)/2; = 5 × 1 1/2 × 16 =
120.
Hierzu muͤssen nun die Momente des Staͤmpels auf seinem Gange von C nach A zugezaͤhlt
werden, oder die des lezten 1/32 Theiles des Schlages, die 32 × 1, = 32,
sindIndem, wenn das Gas in der Kammer mit einer Kraft von beinahe 32
Atmosphaͤren zusammengedruͤkt ist, es die Klappe heben, und in
den Behaͤlter entweichen wird, da wir den Druk nicht hoͤher
als zu 32 Atmosphaͤren annehmen.. folglich 120 + 32 = 152. Hiervon kommt nun abzugehen der Druk Einer
Atmosphaͤre, die dem Staͤmpel den Raum BA durchlaufen half; d.i., 32 × 1 = 32, welche, von 152 abgezogen,
wieder 120 als absolutes Gesammt-Moment des Staͤmpels geben. Wenn man nun
diese Groͤße durch die Zahl der Theile in der Linie AB theilt, (= 32), so erhaͤlt man 3 3/4
Atmosphaͤren, oder 56 1/4 Pfund im Durchschnitte auf den Quadratzoll
fuͤr den Staͤmpel waͤhrend des ganzen Schlages, wenn das Gas
mit einer Kraft von 32 Atmosphaͤren zusammengedruͤkt wird.
Da nun die Pumpe bloß allein wirkt, so wird, wo man ein Flugrad von
hinlaͤnglicher Schwere anbringt, eine Kraft von ungefaͤhr 30 Pfund auf
jeden Quadratzoll der Flaͤche des Staͤmpels beinahe hinreichen, um die
Pumpe in Gang zu bringen.
Wenn man das Gas nur unter einem Druke von 20 Atmosphaͤren, oder von jeder
Anzahl von Atmosphaͤren, die kleiner ist, als 32, bedarf, so laͤßt
sich die hierzu noͤthige Kraft im Durchschnitte leicht aus obiger Figur
bestimmen. Es sey z.B.
der verlangte Druk = Am, so schneide man den obern
Theil der Figur durch die mit der Grundlinie AB
parallele Linie, mn, ab, und berechne die zuruͤkgebliebene Flaͤche auf die oben
angegebene Weise; das Resultat der Rechnung gibt die verlangte Kraft. Wenn man aber
einen hoͤheren Druk, als 32 Atmosphaͤren, noͤthig
haͤtte, so muͤßte man die Hoͤhe der Figur gegen ac auf die angegebene Welse vergroͤßern,
und man wird auch dann die verlangte Kraft so ziemlich genau zu bestimmen im Stande
seyn.