Titel: | Schreib- (oder sogenanntes peno-graphisches ) Instrument, worauf J. Scheffer, Fabrikant wasserdichter Seiden- und Leinenzeuge und Leder in Churchstreet, Blockfriars-road, Surrey, sich am 8ten Julius 1819 ein Patent geben ließ. |
Fundstelle: | Band 15, Jahrgang 1824, Nr. LXX., S. 328 |
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LXX.
Schreib- (oder sogenanntes peno-graphisches
Dieses, wahrhaftig schaͤndlich zusammengesetzte
Wort haͤtte schon des Decorums wegen bei der Patent-Ertheilung gestrichen
werden sollen; und wenn es auch pennographische
Instrument hieße, so waͤre die Zusammensezung nicht minder fehlerhaft:
halbgriechisch, halblatein. A. d. Ueb.) Instrument, worauf J.
Scheffer, Fabrikant wasserdichter Seiden- und Leinenzeuge und Leder in
Churchstreet, Blockfriars-road, Surrey, sich am 8ten
Julius 1819 ein Patent geben ließ.
Aus dem Repertory of Arts, Manufactures and
Agriculture. N. 267. S. 133.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Scheffer's Schreib-Instrument.
Fig. 9 stellt
einen Durchschnitt durch den Mittelpunct des Instrumentes, parallel mit der Achse
des aͤußeren Gehaͤuses AA, dar.
Diese Figur zeigt das Instrument in Verbindung aller seiner Theile zum Gebrauche
fertig, außer daß es nicht mit Tinte gefuͤllt ist, indem man auf diese Weise
den Bau desselben besser
einsieht. AA ist die aͤußere metallene
Moͤhre (oder das Gehaͤuse) an deren einem Ende, so luftdicht als
moͤglich, die Hahn-Roͤhre a befestigt ist.
Der Theil dieser Hahn-Roͤhre, welcher bei b
dargestellt ist, nimmt das Ende einer elastischen Roͤhre c, auf, welche aus einem Stuͤke Gaͤnsekiel
besteht, der mit Schafsdarm uͤberzogen ist, welchen man auf dieselbe Weise,
wie bei Verfertigung der Darmsaiten, zubereitet oder gereinigt hat. B ist ein Stoͤpsel aus Kork oder aus irgend einem
anderen hierzu tauglichen Materiale. Er schließt die Roͤhre an dem Ende, an
welchem er angebracht ist, luftdicht. d ist eine
geschliffene Klappe oder ein Pfropf, der genau in die Hahnroͤhre paßt, und
durch dieselbe durchlaͤuft: genau angebracht schließt auch d die Stelle, wo es sich befindet, luftdicht. C zeigt die Spize der Feder, die aus einem Kiele, oder
aus irgend einer anderen hierzu brauchbaren Substanz verfertigt seyn kann. Sie wird
dadurch in ihrer Lage fest gehalten, daß sie zwischen die Hahn-Roͤhre und die
aͤußere Roͤhre fest eingedruͤkt wird: es findet sich zu ihrer
Aufnahme eine eigene Hoͤhlung bereit, die durch Wegfeilung eines
Stuͤkes des oberen Theiles der Hahn-Roͤhre entsteht. e stellt einen kleinen Druͤker dar, der sich
innerhalb des aͤußeren Gehaͤuses befindet, und in enger
Beruͤhrung mit der elastischen Roͤhre steht: das Zaͤpfchen f bildet einen Theil desselben, und laͤuft durch
einen Einschnitt in dem aͤußeren Gehaͤuse so weit, daß es das
Daumenstuͤk g aufnehmen kann, welches darauf
aufgeloͤthet oder aufgenietet wird, nachdem der Druͤker in dem
Einschnitt des aͤußeren Gehaͤuses eingefuͤhrt wurde. h zeigt den kleinen Canal, durch welchen die Tinte aus
der elastischen Roͤhre in die Federspize fließt, wenn ein Druk auf das
Daumenstuͤk g angebracht wird. Dieser Canal muß
mit einem feinen Bohrer ausgebohrt werden, nachdem der Propf oder die Klappe d auf die gewoͤhnliche Weise durch Zuschleifen
gehoͤrig eingepaßt wurde. Der hierdurch gebildete Hahn kann nun so gedreht
werden, daß er den Canal schließt, durch welchen die Tinte zufließt, indem man den
Hebel i so lang mit dem Vorfinger dreht, bis die
verlangte Wirkung zum Vorscheine kommt.
Fig. 10
stellt einen Durchschnitt der Hahnroͤhre vor, an welcher der Pfropf so gedreht
ist, daß der Tinte, welche zur Federspize fließt, der Durchgang verwehrt ist.
Fig. 11 zeigt
denselben Theil von der Seite, wo die Form des Hebels in Verbindung mit der Klappe
oder mit dem Pfropfe noch deutlicher gezeigt ist.
Fig. 12
stellt diese Klappe d in Verbindung mit dem Hebel i von vorne vor, und von der Hahn-Roͤhre
abgenommen; der Hebel i wird durch die Klappe oder durch
den Pfropf durch, genietet, nachdem lezterer eingeschliffen worden ist.
Fig. 13 zeigt
einen Durchschnitt der Hahn-Roͤhre mit der elastischen Roͤhre, welche
in der zu ihrer Aufnahme bereiteten Hoͤhle liegt.
Fig. 14
stellt den Druker ohne Daumenstuͤk im Vogel-Perspective dar.
Fig. 15 ist
ein Aufriß desselben mit dem Daumenstuͤke, welches daran angeloͤthet
oder darauf aufgenietet ist.
Fig. 16
stellt den Druker von einem Ende angesehen dar; man sieht hier, daß derselbe so
gekruͤmmt ist, daß er mit der inneren Kruͤmmung des aͤußeren
Gehaͤuses correspondirt. CC in Fig. 13, ist
die elastische Roͤhre aus einem weichen Gaͤnsekiele, außen, wie
gesagt, mit dem Schafsdarme uͤberzogen. Um diese Roͤhren, die ein
Haupttheil meiner Erfindung sind, in großer Menge auf eine vortheilhafte Weise zu
verfertigen, nimmt man unzubereitete Gaͤnsekiele, je weicher desto besser,
man schneidet den eigentlichen Kiel in der erforderlichen Laͤnge ab, nachdem
man vorlaͤufig ungefaͤhr ein Achtel Zoll von dem duͤnneren Ende
desselben abgeschnitten hat, wodurch zugleich meistens die sogenannte Seele entfernt
wird, und zieht eine beliebige Anzahl dieser Kiele auf einem geraden Drahte so auf,
daß immer die duͤnneren Enden derselben gegen einander zu stehen kommen,
wodurch man dem Einschluͤpfen derselben in einander vorbeugt.
In diesem Zustande nun koͤnnen die Kiele bekleidet werden, was dadurch
geschieht, daß man einen frischen gereinigten Darm nimmt, denselben an einem Ende
oͤffnet, den Draht in das geoͤffnete Ende einfuͤhrt, und den
Darm sorgfaͤltig uͤber die ganze Laͤnge der Kiele hinzieht,
worauf, wenn dieß geschehen ist, derselbe mit einem Faden befestigt und zuruͤkgeschlagen
wird, wodurch auf die erste Lage eine zweite, auf diese auf dieselbe Weise eine
dritte u.s.f. zu liegen kommt, bis sechs Lagen uͤber einander gebracht
wurden, was gewoͤhnlich zureicht; sollten indessen mehrere solche Lagen
noͤthig seyn, so ist es besser diese sechs Lagen erst troken werden zu
lassen, was in einem warmen Zimmer oder in trokener Atmosphaͤre sehr leicht
geschieht. Nachdem dann diese Lagen troken geworden sind, kann man auf die vorige
Weise neue Lagen auf dieselben auftragen, die dann wieder, wie vorher getroknet
werden muͤssen. Wenn alles gehoͤrig getroknet ist, wird man finden,
daß der Darm sich so zusammengezogen hat, daß er die Form der Kiele, uͤber
welche er gezogen wurde, vollkommen annahm, und in diesem Zustande schneidet man den
Darm mit einem Federmesser durch, worauf jeder Kiel zubereitet vom Drahte abgenommen
werden kann. Um nun den auf diese Weise zubereiteten Kiel gehoͤrig
anzuwenden, wird es durchaus nothwendig, den Theil, an welchem die elastische
Roͤhre sich mit der Hahn-Roͤhre verbindet, vollkommen und durchaus
luftdicht zu machen, und ebenso die ganze Laͤnge derselben, soweit die
Roͤhre in dem Gehaͤuse liegt. Dieß ist die Ursache, weßwegen man die
Kiele mit dem Darme uͤberzogen hat, mit welchem sie leicht, sobald sie troken
sind, in das aͤußere Gehaͤuse, wie Fig. 9 zeigt, eingelegt
werden koͤnnen; nur muß man dafuͤr sorgen, daß das duͤnne Ende
genau in die Hoͤhlung der Hahn-Roͤhre gebracht wird. Wenn man nun
Tinte in das obere Ende an dem aͤußeren Gehaͤuse eingießt oder
eintroͤpfelt, wird der benezte Darm anschwellen, und die Verbindung luftdicht
machen; auch kann der Hahn oder Stopfer nun fest in das obere Ende des
aͤußeren Gehaͤuses eingedruͤkt werden, und, wenn die Klappe bei
d geschlossen ist, wird die Tinte vollkommen
zuruͤkgehalten werden. Wenn man nun die Federspize in das Instrument einsezt,
wie bei C in Fig. 9, und die Klappe d oͤffnet, so daß die Tinte durchfließen kann, so
wird ein leichter Druk auf das Daumenstuͤk dieselbe in hinlaͤnglicher
Menge nachfließen lassen, und wenn man diese bis zur Spize der Feder hinableitet
oder schnellt, wird sie, bei wiederholtem Druke, so lang fortfließen, als noch ein
Troͤpfchen in der elastischen Roͤhre vorhanden ist. Wie die Tinte in
der Roͤhre aber verbraucht wird, so tritt Luft an die Stelle derselben ein, und
folglich ist diese Roͤhre immer voll Tinte oder voll Luft, oder mit beiden
zugleich gefuͤllt.
Fig. 17
stellt einen Durchschnitt der Hahn-Roͤhre mit einer Schraube, einem Hahne,
Pfropfe oder mit einer Klappe dar. h ist der Canal
fuͤr die Tinte, welcher sich mit der Oeffnung oder mit dem Durchgange l, welcher in die Schraube eingebohrt ist, vereinigt.
Die Tinte fließt sehr leicht durch diese Oeffnung, wenn sie sich in der in der Figur
dargestellten Lage befindet; wenn aber die Schraube n
nur eine Viertel-Drehung macht, so wird der Durchgang vollkommen versperrt. Die
Theile alle sind hier in der Groͤße gezeichnet, in welcher ich dieselben
gewoͤhnlich verfertige; sie koͤnnen aber auch groͤßer oder
kleiner seyn und auf verschiedene Weise abgeaͤndert werden, wenn nur ihre
Einrichtung und Verbindung dieselbe bleibt.
Um dieses Instrument nach der verschiedenen Hand derjenigen einzurichten, die sich
desselben bedienen, kann der Druͤker der Spize naͤher geruͤkt,
oder von derselben mehr entfernt werden, wie man es bequemer findet; in dieser
Absicht laͤuft auch der Zapfen f durch den
Einschnitt k, Fig. 18. Ehe der, selbe
in dem aͤußeren Gehaͤuse eingefuͤgt wird, findet er sich in der
Lage k, Fig. 9. Das aͤußere
Gehaͤuse ist uͤbersilbert, so wie alles uͤbrige, was aus
Messing verfertigt ist, und wenn man dir Feder in den Sak stekt, bekommt die
Federspize einen Dekel; uͤbrigens koͤnnen alle die verschiedenen
Theile auch aus irgend einem anderen Materiale seynDiese kuͤnstliche Schreibfeder hat, wie alle uͤbrigen, an
welchen der Gebrauch eines Tintenfasses erspart werden soll, den Nachtheil,
daß die feinen Canaͤle, durch welche die Tinte ausfließt, sich
allmaͤhlich durch Verdikung der Tinte, Oxidation des Metalles etc.
verstopfen, und dadurch die Feder oft in dem Augenblike unbrauchbar wird, wo
man sie am noͤthigsten hat. A. d. Ueb..